Dwamena nicht MVP: GC – FCZ Spielinfos & Stats

1707-gc-fcz-match-performanceDer vordergründig logische MVP des Derbies wäre Raphael Dwamena (zwei Tore, gefoulter Spieler beim Penalty) gewesen. Allerdings hatte der Ghanaische Stürmer auch zwei, drei schlechtere Momente und Baissen im Spiel. Die Gesamtleistung von Adi Winter war  nüchtern und objektiv betrachtet noch etwas beeindruckender. Auf der rechten Seite hatte dieser im 3-4-3 ein grosses Laufpensum zu absolvieren und schaffte es, das Zürcher Spiel immer wieder über seine Seite entscheidend anzukurbeln (schlug dabei unter anderem die herrliche Flanke zum 1:0) und gleichzeitig defensiv seine Seite gegen Andersen und Doumbia weitgehend wasserdicht zu verbarrikadieren. Und dies alles praktisch fehlerfrei.

1707-gc-fcz-match-statsEine grosse Anzahl an Top-Aktionen Offensiv (32) und Defensiv (26) waren für den FCZ notwendig, um zu einer relativ kleinen Anzahl Torchancen zu kommen. Zusätzlich zu den beiden Toren waren es (gut gezählte) neun. Der eingewechselte Roberto Rodriguez fühlte sich sichtlich wohl in der Rolle als Sturmjoker und war mit seinen Zuspielen mit gutem Timing in den 30 Minuten seines Auftrittes an beinahe der Hälfte aller Torchancen des FCZ beteiligt, und schlug zudem die Mehrzahl der Eckbälle.

1707-gc-fcz-team-performanceInsgesamt konnte der FCZ in der Angriffszone noch zu wenig Torchancen kreieren und wenn, dann meist auf eklatante Fehler des Gegners hin. Zwar war man in der vorderen Zone in der Defensiven Phase taktisch gut positioniert, aber es gab trotzdem praktisch keine Balleroberungen, mit dem Ballgewinn von Brunner gegen Doumbia vor dem 2:0 als eine Ausnahme. Im Mittelfeld wurden viele Bälle gewonnen und auch konstruktiv nach vorne meist die richtige Lösung gewählt, wobei aus der vorderen Reihe hier auch Frey und Dwamena gut mithalfen. Im „Backfield“ war die offensive Leistung besser, als die defensive. Es gab gute Spieleröffnungen von Kukeli, Nef und einmal sogar von Vanins. Defensiv kämpfte man aufopferungsvoll, zeigte aber auch individuelle und taktische Schwächen, die gegen einen stärkeren Gegner ins Auge gehen könnten.

 

 

Raphas vierter Doppelpack zum verdienten Derbysieg / GC – FCZ 0:2 Highlights

Dem FCZ gelingt der Saisonstart mit einem 2:0-Sieg im 247. Derby dank einer schon von Beginn weg spürbaren guten Einstellung der ganzen Mannschaft. Das schon in der Vorbereitung mehrheitlich gespielte 3-4-3 kommt der Raumaufteilung im Pressing und den Qualitäten der Spieler entgegen. Das Team von Trainer Uli Forte profitierte vor 20’000 Fans aber auch von der Uneingespieltheit des Gegners und dessen grösstem Schwachpunkt, Linksverteidiger Souleyman Doumbia, der beide Tore Raphael Dwamenas mitverschuldete. Es war nach den Heimspielen gegen Winterthur und Le Mont und dem Auswärtsmatch in Schaffhausen im Frühling der vierte Doppelpack des Ghanaers im FCZ-Dress.

GC – FCZ 0:2 (0:1)

Tore: 23. Dwamena (Winter) 0:1; 82. Dwamena 0:2.

GC: Lindner; Lavanchy, Vilotic, Bergström, Doumbia; Pickel (80. Bajrami), Fasko; Jeffren, Sigurjonsson (68. Munsy), Andersen; Djuricin (68. Avdijaj).

FC Zürich: Vanins; Nef, Bangura, Kukeli; Winter (78. Brunner), Rüegg, Sarr, Pa Modou; Koné (60. Rodriguez), Frey (86. Cavusevic), Dwamena.

Zuschaueranalyse: Spiele mit Derbycharakter am populärsten im Letzigrund

Zum Saisonabschluss gegen den FC Wohlen gibt es im Letzigrund nochmal eine schöne Kulisse von über 10’000 Zuschauern. Trainer Uli Forte will mit der stärkstmöglichen Mannschaft antreten.

fcz-zuschauer-1617-nach-gegner-prominenz9’423 Zuschauer kamen bis vor dem letzten Heimspiel in dieser Saison im Schnitt in den Letzigrund, deutlich mehr als letzte Saison in der Super League (8’701). Um noch über die 10’000-Marke zu kommen, bräuchte es beim abschliessenden Heimspiel gegen Wohlen 20’000 Fans im 26’000 Zuschauer fassenden Letzigrund, was eher unrealistisch bleiben wird.

fcz-zuschauer-1617-nach-gegner-herkunftWas waren überhaupt in dieser Saison die Faktoren für mehr oder weniger Zuschauerzuspruch im Letzi? Züri Live hat die Daten analysiert und dabei herausgefunden, dass der „Derby-Charakter“ die grösste Rolle gespielt hat. Bei Gegnern aus dem Umkreis von Zürich (Winterthur, Wohlen, Aarau, Schaffhausen, Wil) kamen deutlich mehr Zuschauer, als bei Kontrahenten aus anderen Regionen der Schweiz.

zuschauer-fcz-heimspiele-1617-nach-gegner-tabelleTraditionsteams wie Servette, Xamax oder Aarau zogen kaum mehr Zuschauer an, als in Bezug auf sportliche Erfolge in der Geschichte „graue Mäuse“ wie Le Mont, Wohlen oder Schaffhausen – am meisten Fans kamen bei der dazwischenliegenden „Cervelat Prominenz“ aus Winterthur, Wil und Chiasso. Auch kamen mehr Zuschauer gegen Teams aus dem (zum Zeitpunkt des Spiels) Mittelfeld der Tabelle, als gegen Spitzenteams (da letzteres wiederum meist Xamax und Servette waren).

fcz-zuschauer-1617-nach-anstosszeitenWas die Anspielzeiten betrifft, kamen erstaunlicherweise mehr Zuschauer zu den Spielen am Montag- und Mittwochabend, als am Wochenende. Dies obwohl die unterschiedlichsten Teams von Le Mont bis Winterthur Montags begrüsst wurden.

cl-teams-heimfans-fcz-1617Die anderen Klubs der Liga empfingen zu den Heimspielen gegen den FCZ zwei- bis viermal mehr Zuschauer, als zu ihren anderen Heimspielen. Mit Faktor 4,3 am meisten vom FCZ-Gastspiel profitierte Wil, am „wenigsten“ mit Faktor 1,9 Aarau. Die Aussage in einem NZZ-Artikel von gestern, dass wegen der kurzen Distanz der FCZ nur den Stadien von Winterthur und Schaffhausen bedeutend mehr Zuschauer gebracht und die drei Zugstunden Distanz nach Baulmes oder Chiasso „die Begeisterung der Zürcher Fans gemindert haben mag“, ist also bei mehr als doppelt so vielen Zuschauern zu den FCZ-Gastspielen an diesen Spielorten natürlich falsch. Um zu diesem Punkt Aussagen zu treffen, liebe NZZ, müsste man entweder die richtigen Zahlen vergleichen – oder einfach mal kurz die Bilder aus Baulmes oder Chiasso betrachten:

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Forte’s Experiment geht schief: FCZ – Schaffhausen 2:1 Highlights

Das seit Mitte November den FCZ heimsuchende Leistungstief hält weiter an. Trainer Uli Forte versuchte es zu Hause gegen Schaffhausen mit einer sehr offensiven Aufstellung mit zwei Sturmspitzen (Raphael Dwamena, Moussa Koné) und zusätzlich dem fast ausschliesslich mit offensiven Qualitäten ausgestatteten Antonio Marchesano im Zentralen Mittelfeld neben Sangoné Sarr. Das Experiment ging schief.

Vom Sturmduo Dwamena/Koné kam insgesamt zu wenig. Die Defensivarbeit der beiden Forwards war ungenügend, und die Offensivaktionen meist zu überhastet und unkontrolliert. Im Mittelfeld entstanden durch die offensive Ausrichtung zu grosse Lücken, die Schaffhausen nutzte, um das Spiel in die Hand zu nehmen und über weite Strecken zu kontrollieren. Dazu kamen speziell in der 1.Halbzeit potentiell entscheidende Fehler des eigentlich als defensive Absicherung gedachten Sangoné Sarr, der sich Mal für Mal überschätzte und in Ballbesitz auf Zweikämpfe mit dem deutlich robusteren Christian Zock einliess.

Dass es trotzdem zu drei Punkten reichte, lag daran, dass der Gegner nicht seinen besten Tag erwischte, und zusätzlich beim letzten Pass ungewöhnlich häufig zu unpräzis agierte. Kurz: es war wieder mal eines jener Spiele, wo der FCZ vom «Letzigrund-Bammel» des andere Kulissen gewohnten Challenge League-Gegners profitierte.   

Dazu kam ein kurzes Zwischenhoch in den zehn Minuten nach der Pause, als nach nur 35 Sekunden das 2:0 durch Moussa Koné fiel. Ausgehend von einem weiten Ball von Andris Vanins konnte Roberto Rodriguez die «Kopfballablage» Muhamed Demiris aufnehmen und die Lücken in der an diesem Tag häufig ebenfalls zu offensiv stehenden Schaffhauser Mannschaft nutzen, durchs Mittelfeld spazieren und Raphael Dwamena lancieren, der mit dem Querpass vor dem Tor seinen Sturmpartner fand. Es war kein Offside, wie von André Luis Neitzke reklamiert. Der Schaffhauser Captain liess sich in der Szene von der Schnelligkeit des Senegalesen düpieren. Und Demiri, der als der kleinere Spieler im Mittelfeld noch das Kopfballduell mit Koné gewonnen hatte, war ironischerweise genau aus diesem Grund wenige Sekunden später beim Abschluss des Zürcher Stürmers im Strafraum zu spät.

Auch beim frühen, entgegen dem Spielverlauf gefallenen Führungstor hatte der FCZ von sehr weit aufgerückten Schaffhausern profitiert. Die Gäste wurden in ihrer anfänglichen Druckphase übermütig und konnten nach einem eigenen Eckball durch Bunjaku an der Mittellinie gerade noch in höchster Not einen alleinigen Durchmarsch Moussa Konés Richtung Tor verhindern. Diesser zog aber richtigerweise durch, und setzte den von Bunjaku mit einem Rückpass angespielten Schaffhausen-Keeper Ilija Kovacic unter Druck. Die Verteidigung der Schaffhauser war immer noch entblösst, und so konnte Marchesano den Befreiungsschlag Kovacics abfangen und Roberto Rodriguez im Strafraum bedienen, dem sein zweites Rückrundentor gelang.

Erst in der 90. Minute dann der mehr als verdiente Schaffhauser Anschlusstreffer durch Lang, nachdem Brunner durch Nachlässigkeit seinem Gegenspieler Tranquilli auf der Seite zu viel Raum liess, und auch Torhüter Vanins seinen Arm zur Abwehr des Abschlusses zu wenig schnell hochbrachte. Es läuft nicht beim FCZ. Und in so einer Situation ist es angebracht, aus einer soliden Defensive heraus zu agieren, und aus dieser Position heraus die Offensive und das Selbstvertrauen Step by Step zu entwickeln. Der Versuch von Forte mit einem offensiv ausgerichteten 4-4-2 ging daneben, weil die gegen Schaffhausen auflaufende Mannschaft nicht die entsprechenden Qualitäten hat, und ausserdem zu diesem Zeitpunkt das Team insgesamt auch nicht in der Verfassung ist, um so auftreten zu können.

FCZ – Schaffhausen 2:1 (1:0)

Tore:  8. Rodriguez (Dwamena) 1:0; 46. Koné (Dwamena) 2:0, 90. Lang (Gül) 2:1.

FCZ: Vanins; Brunner, Nef, Kecojevic, Kempter; Winter, Sarr, Marchesano (68. Yapi), Rodriguez; Dwamena (68. Schönbächler), Koné (84. Rohner).

Schaffhausen: Kovacic; Lekaj (54. Gonçalves), Neitzke, Demiri, Mevlja; Bunjaku (54. Gül), Zock; Lang, Taipi, Mikari; Demhasaj (77. Tranquilli).

Gelingt Winterthur im Kantonsderby erneut ein Effort?

Für das dritte Kantonsderby der Saison FCZ – FCW werden heute mit grosser Wahrscheinlichkeit trotz etwas nassem Wetter wieder mehr als 10’000 Fans in den Letzigrund strömen. Winterthur hätte zuletzt im Heimspiel gegen den engsten FCZ-Verfolger Xamax ein Unentschieden verdient gehabt. Auch wegen eines aberkannten Kopfballtreffers von Zlatko Hebib, dem in den Anfangsminuten das Handspiel vor dem schlussendlich entscheidenden Penalty Raphaël Nuzzolos unterlaufen war, reichte den Neuenburgern auf der Schützenwiese ein durchschnittlicher Auftritt zu drei Punkten.

Die neu vom ehemaligen FCZ-Spieler Umberto Romano trainierten Rot-Weissen liegen zur Zeit am anderen Ende der Tabelle auf dem fcw-moegliche-aufstellung-im-letzigrund-1703letzten Platz und kämpfen gegen den Abstieg. Nach dem Trainerwechsel von Sven Christ zum eingespielten Duo Romano/Zuffi haben die Eulachstädter wieder stärker das spielerische Element betont, auch weil der ehemalige Servette-Junior Karim Gazzetta neu in der Startformation steht, Gianluca Frontino von Schaffhausen Richtung Süden gewechselt ist, und zudem mit dem vom FCB ausgeliehenen Solothurner Juniorennationalspieler Arxhend Cani ein weiterer guter Techniker zur Verfügung steht.

Der 19-jährige Cani gehörte zu den Penaltyschützen beim sensationellen Viertelfinal-Cuperfolg bei YB. Einen Tag später konnte der FCZ beim FCB denselben Exploit nicht leisten. Ob der ehemalige FCZ-Junior Leandro Di Gregorio beim FCW in der Startaufstellung stehen wird, ist noch nicht sicher. Zuletzt gegen Xamax hat Eigengewächs Tobias Schättin als Einwechselspieler überzeugt. Dieser hatte zudem auch in Bern in der Anfangsformation gestanden. Der ehemalige FCZ-Stürmer Silvio ist gesperrt, und Luka fcz-moegliche-aufstellung-vs-winterthurSliskovic in die U21 verbannt worden. So wird in der Spitze wohl Manuel Sutter auflaufen und mit Jordi Nsiala könnte eventuell ein weiterer Spieler aus der FCZ Academy auf der Bank sitzen. Bei den letzten Auswärtspartien in Bern und Baulmes trat Winterthur mit einer Dreierabwehr an, wobei Captain Patrik Schuler noch fraglich ist.

Beim Team von Trainer Uli Forte gibt es sicherlich mehr Konstanz in Aufstellungsfragen. Fast alle Mann sind an Bord – Ausnahmen sind Dzengis Cavusevic und Mike Kleiber. Interessant wird sein, ob Ivan Kecojevic nach seiner Verletzung bereits wieder den Sprung zurück in die Startformation schafft. Ausserdem ist Adrian Winter für das Kantonsderby spielberechtigt, was entweder Marco Schönbächler oder den bisher in dieser Rückrunde eher etwas zurückhaltend auftretenden Roberto Rodriguez auf die Bank verdrängen könnte.

 

Die Karriere des anderen Favre aus St.Barthélemy (Le Mont-Serie, Teil 3)

Der dritte und letzte Teil der kleinen Le Mont-Serie ist Anthony Favre gewidmet. Nach der Verletzung von Stammtorhüter Kostadinovic teilt sich bei Le Mont mit Anthony Favre ein weiterer Ex FCZ-ler die Spielzeit zwischen den Pfosten mit dem jungen Namensvetter Anthony Mossi. Ebenfalls Namensvetter, aber bezüglich dem Familiennamen, ist Favre mit dem früheren FCZ-Trainer. Die beiden waren Nachbarn in ihrem Heimatdorf Saint-Barthélemy, wo fast jeder zweite Einwohner «Favre» heisst, und aus welchem auch die ATP Nummer 4 Stan Wawrinka stammt.

Anthony Favre steht im modernen Fussball, der immer stärker von Karriereplanung und Nachwuchsakademien dominiert wird, für eine etwas andere Kategorie von Fussballprofis – für die es notabene auch heute noch Platz gibt. Mit einem Bein im Fussball-Business, mit dem anderen lange Zeit Teilzeit im Büro arbeitend und ständig parallel in der Weiterbildung – immer bereit für den Fall, dass es im Fussball nicht mehr weiter geht. Nun schliesst sich für Favre im Stadion Sous-Ville ein Kreis. Nach dem Début im Profibereich bereits im Oktober 2002 bei Servette (in der 16.Minute nach Notbremse-Rot für Ex FCZ-Keeper Marco Pascolo eingewechselt und in Luzern gleich vier Gegentore kassiert) konnte sich der heute 32-jährige zwei Jahre später mit dem FC Baulmes als Stammtorhüter in der Challenge League beweisen. Vor ihm verteidigte auch damals schon François Marque.

In Erinnerung bleiben wird Favre als Cup-Goalie. Obwohl die ganze Karriere zwischen Challenge League und Super League pendelnd, stand der Waadtländer zwei Mal im Cupfinal!

Und beide Male war er anschliessend mit einem Zweitligisten in der Europa League-Gruppenphase unterwegs. Eine europaweit einmalige Geschichte! Auch auf dem Weg in den Cupfinal 2010 gelang Favre und seinem Team ein erinnerungswürdiger Auswärtssieg im Stade de Suisse. Nachdem auf der Lausanner Pontaise witterungsbedingt nicht gespielt werden konnte, bestimmte der Verband, dass der Viertelfinal gegen YB auf dem Kunstrasen in Bern ausgetragen werden soll. Der Unterklassige gab die Antwort auf dem Platz und siegte gleich mit 4:1.

Sechs Jahre später musste Favre, diesmal mit dem FCZ, nach einer hervorragenden Leistung beim 3:1-Auswärtssieg im Achtelfinal im Stade de Suisse beim Stand von 1:1 in der 74.Minute verletzt ausgewechselt werden.

Favre bestreitet in der Saison 15/16 nicht nur alle Cuppartien, sondern ersetzt den wenig überzeugend agierenden Yanick Brecher gleich zwei Mal für mehrere Wochen als Stammkraft in der Liga. Zwar sieht Favre beim mit 0:5 verlorenen Derby Ende November nicht gut aus, agiert ansonsten aber deutlich sicherer und solider, als sein junger Torhüterkollege. Mit dem Punkteschnitt von Favre (1,14 pro Spiel, hochgerechnet 41, gleich viel wie Thun) wäre der FCZ nicht abgestiegen. Über alle Wettbewerbe hinweg hat Favre mit 1,7 Punkten pro Spiel abgesehen von den beiden nur sporadisch eingesetzten Alesevic und Di Gregorio den besten Punkteschnitt in der Abstiegs- und Cupsiegersaison. 

https://youtu.be/27s90kfR8t4

Neben dem «Cupsieg dihei» 2016 im Letzigrund, an welchem Torhüter Favre wie zwei Jahre zuvor Piu Da Costa grossen Anteil hatte, wird aber sicherlich noch eine weitere Knockout-Partie unvergesslich bleiben. Auch in dieser musste der Waadtländer nach einer guten Leistung verletzt ausgewechselt werden. Es war im August 2010 im Nordosten Moskaus. Favre hatte sich unter anderem zusammen mit den heutigen Winterthurern Silvio, Katz und Avanzini sowie dem aktuellen GC-Stürmer Munsy als Challenge League-ist überraschend ohne Niederlage gegen die Erstligisten Banja Luka und Randers durchgesetzt und stand in der 3.Qualifikationsrunde dem Russischen Spitzenteam Lokomotive Moskau gegenüber. Hinspiel: 1:1 auf der Pontaise.

Im Rückspiel bringt Silvio Lausanne bereits in der 17.Minute in Front. In der 83.Minute nimmt der Ukrainische Supertechniker Aliev Anlauf – der Freistoss wird abgefälscht und landet hinter Favre im Netz. Mehr noch: weil der Schuss abgefälscht wurde, macht Favre eine unglückliche Bewegung und muss ausgewechselt werden. Obwohl Ersatzmann Castejon hypernervös wirkt, schaffen es die Russen weder in der Verlängerung, noch im Penaltyschiessen (einmal Aluminium, einmal darüber), die Oberhand zu gewinnen. Die Sensation ist perfekt! Lausanne, der Schweizer Zweitligist, hat sich für die Europa League-Gruppenphase qualifiziert.

Anthony Favres Vertrag beim FCZ läuft Ende Saison aus, und er überlegt sich, die Goaliehandschuhe möglicherweise an den Nagel zu hängen. Mit 32 Jahren für einen Goalie wäre es relativ früh – sein erster Profi-Einsatz war allerdings bereits vor mehr als 14 Jahren!  Annähernd 300 Wettbewerbsspiele hat Favre in dieser Zeitperiode bestritten, wovon 26 mit dem FC Zürich (15 Siege, 5 Unentschieden, 6 Niederlagen) und sechs gegen den FCZ (0 Siege, 1 Unentschieden, 5 Niederlagen).  So oder so: Bonne Chance, Antho!

Marozsan getunnelt, aber kein Tor erzielt: FCZ – Lyon 0:9 Highlights und Analysen

Das Team von Trainer Dorjee Tsawa konnte sich am Schluss an zugegebenermassen kleinen, aber durchaus bemerkenswerten Erfolgserlebnissen freuen. Die 18-jährige Naomi Mégroz schaffte es, die mögliche FIFA Weltfussballerin 2016 Dzsenifer Marozsan zu tunneln, der vor ein paar Tagen ebenfalls gerade erst 18 Jahre jung gewordenen Federica Cavicchia glückte nach ihrer Einwechslung eine sehr gute Leistung, die 16-jährige Malin Gut konnte an der Strafraumgrenze mit Dynamik an der Weltklasseverteidigerin Wendie Renard vorbeiziehen, Sandrine Mauron (19) gab im Mittelfeld keinen Ball verloren und Nicole Studer (20) war erneut sicher bei Flanken.

Die FCZ Frauen sind am Ende vor mehr als 4’000 Fans im Letzigrund auch im Rückspiel gegen Olympique Lyonnais chancenlos geblieben. Nach den fünf klaren Siegen gegen Pomurje, Slovan Bratislava, Vllaznia und zwei Mal Sturm Graz scheiden die Zürcherinnen mit dem brutalen Gesamtresultat von 0:17 gegen die „Weltauswahl“ aus Lyon aus. Ausser den USA und Kanada sind alle grossen Frauenfussballnationen mit ihren besten Spielerinnen im Olympique-Ensemble vertreten.

Die Französinnen traten in Bestformation and und gaben von der ersten bis zur letzten Minute Vollgas. Dies verlangte Trainer Prêcheur so – der Rhythmus und Fokus sollte hoch gehalten werden, da in den kommenden Wochen noch entscheidende Spitzenkämpfe in der Französischen Liga anstehen. Trotzdem kamen die engagiert kämpfenden Zürcherinnen in der Schlussphase durch Bernet, Gut und Deplazes nahe an den absolut verdienten eigenen Treffer heran. Der Champions League-Achtelfinal gestaltete sich auch andernorts als eine Zweiklassen-Veranstaltung: Bayern – Rossiyanka 8:0, Wolfsburg – Eskilstuna United 8:1, Paris St-Germain – BIIK Kazygurt 7:1, Rosengard – Slavia Prag 6:1, Barcelona – Twente Enschede 5:0 (jeweils Gesamtskore). Zu hoffen bleibt, dass die Viertelfinals etwas spannender werden.

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