FCZ Frauen mit Höhen und Tiefen gegen Lyon

Nach dem Schlusspfiff blieb Trainer Dorjee Tsawa noch minutenlang mit Co-Trainerin Marisa Wunderlin auf der Trainerbank sitzen, und musste das in den letzten zehn Minuten gesehene erstmal verdauen. Nach einer Stunde war es im torreichen Schlagabtausch zwischen den FCZ Frauen und dem zuletzt erfolgreichsten Team Europas (vier Finalteilnahmen und zwei Siege in der UEFA Women’s Champions League der letzten sechs Jahre) noch 3:6 gestanden, und sein Team eher am Drücker gewesen. Die FCZ Frauen bekamen bei strömendem Regen auf einer immer tiefer werdenden Spielunterlage die Partie auch defensiv immer besser in den Griff, verbauten sich dann aber das Achtungsresultat mit drei individuellen Abwehrschnitzern, bedingt durch eine gewisse Müdigkeit nach einer für die Zürcherinnen in ungewohnt hohem Rhythmus geführten Partie.

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Das Schlussresultat war dahingehend logisch, als letzte Saison Glasgow City nach dem Weiterkommen in letzter Minute gegen den FCZ im Viertelfinal dem sich mit Olympique Lyonnais auf Augenhöhe befindlichen nationalen Konkurrenten Paris St-Germain mit dem Gesamtskore von 0:7 (0:2, 0:5) unterlegen war. Gerade aber der an die Partie FCZ-OL anschliessende zweite Halbfinal des diesjährigen Valais Cup zwischen PSG und Bayern München führte vor Augen, dass Lyon zuvor gegen den FCZ für ihre eigenen Möglichkeiten noch nicht wirklich ein allzu hohes Tempo hatten gehen müssen. Denn diese zweite Partie war nochmal um einiges intensiver und vor allem viel disziplinierter geführt, und musste nach nur je zwei zugelassenen Abschlusschancen auf beiden Seiten nach 90 Minuten ins Penaltyschiessen, welches der Deutsche Meister Bayern mit den Schweizerinnen Caroline Abbé und Vanessa Bürki in der Startformation für sich entscheiden konnte.

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Immerhin kann aus Zürcher Sicht festgehalten werden, dass Lyon letzte Saison in der Französischen Meisterschaft oder der Champions League kein einziges Mal drei Gegentore kassiert hat. In der Division 1 Féminine wurden restlos alle Spiele gewonnen, unter anderem mit Resultaten wie 15:0, 14:0 (2x) und 11:0. Zwei der drei Zürcher Treffer gegen Lyon waren blitzsauber herausgespielte Kontertore, wo einmal Meriame Terchoun (19) für Fabienne Humm (28) auflegte, und dann umgekehrt. Der Abschluss war in beiden Fällen sehr platziert aus der Distanz. Dazwischen hatte die eingewechselte Barla Deplazes (19) nach Vorarbeit von Nicole Remund (25) und Abwehrfehler der Französin Griedge Mbock getroffen.

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Die Grundorganisation und die Laufleistung des Teams von Dorjee Tsawa war gut. Gerade die jungen Mittelfeldspielerinnen Melanie Müller (19) und Sandrine Mauron (18) zeigten, dass sie im letzten Jahr ziemlich grosse Fortschritte erzielt haben. Sie machten den Französinnen das Leben schwer. Auch die drei Offensivspielerinnen Humm, Terchoun und Neuverpflichtung Patricia Willi (23) überzeugten mit ihrer Laufleistung im Spiel ohne und mit Ball. Hinten in der Abwehr fehlte aber am und im eigenen Strafraum der Zugriff auf die in dieser Zone natürlich auch schnell kombinierenden internationalen Top-Angreiferinnen wie Le Sommer, Bremer oder Hegerberg. Dies trotz Verstärkung durch den sich zurückfallen lassenden Sechser (zuerst die etwas fehlerhafte Neuseeländische Nationalspielerin Katie Duncan (27), dann die gerade in dieser Rolle noch unerfahrene Lesley Ramseier (18)) , womit aus der Viererabwehrkette in den meisten Situationen eine Fünferabwehr auf einer Linie wurde.

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Auch durch die frühe Auswechslung Riana Fischers (20) und der Verschiebung der WM-erprobten Selina Kuster (24) von links ins Zentrum wurde dies nur phasenweise besser. Torhüterin Seraina Friedli (22) konnte zwar mit ihren fussballerischen Qualitäten überzeugen, in ihrer Hauptaufgabe des Tore verhindern agierte sie hingegen wie schon letzte Saison in der Champione League nicht überzeugend – es fehlte am richtigen Timing, dem Stellungsspiel und allgemein dem Selbstbewusstsein in diesen Situationen – so landeten ausnahmslos alle Bälle bei guten Abschlusspositionen der Französinnen im Netz, und die Lyon-Angreiferinnen mussten in der Regel nicht einmal sonderlich platziert schiessen. Von den eingewechselten Zürcher Spielerinnen zeigte sich bei der lange verletzt gewesenen Lorena Baumann (18), dass sie noch nicht zurück auf dem alten Niveau ist. Die ebenfalls aus der Ostschweiz stammende Sandra Aloi (19) agierte hingegen sehr ruhig und abgeklärt, und konnte einmal eine brenzlige Situation, wo sie von mehreren Gegenspielerinnen unter Druck gesetzt worden war, souverän lösen.

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Die Einladung an den topbesetzten Valais Cup ist für den FCZ eine Ehre, und die Mannschaft will am Sonntag im Spiel um Platz 3 gegen Paris St-Germain diese Nomination rechtfertigen. „Hoffentlich werden wir nach diesem 3:9 gegen Lyon nicht gleich wieder ausgeladen“, meint Coach Dorjee Tsawa im Anschluss an die Partie halb im Scherz, halb im Ernst. Nicht unterschlagen sollte man bei dieser Betrachtung aber, dass sein Team vor zwei Wochen in einem Testspiel erstmals Bayern München schlagen konnte (3:2), welches mit immerhin vier Stammspielerinnen angetreten war. Parallel läuft aktuell dieses Wochenende europaweit an mehreren Standorten die Qualifikation für die Champions League-Sechzehntelfinals, an welcher die Zürcherinnen in den letzten Jahren jeweils teilgenommen hatten. Dank zwei Achtelfinalqualifikationen in Folge ist das Team vom Heerenschürli dieses Jahr aber direkt für die K.O.-Phase qualifiziert. Dadurch entstand die Chance auf die Teilnahme am Valais Cup. Trotzdem bedauert Captain Fabienne Humm im Interview mit Züri Live ein bisschen, nicht in der Qualifikation dabeizusein, da dies jeweils auch ein gutes Teambuilding-Event im Ausland war. Im Wallis ist das grundsätzlich aber natürlich auch möglich. Die dreifache WM-Torschützin spürt immer noch eine Trauer und Wut im Bauch über das unglückliche Ausscheiden letzte Saison im Champions League-Achtelfinal gegen Glasgow City und ist topmotiviert, diese Saison den Viertelfinal zu erreichen. Trainer Dorjee Tsawa gibt im Interview mit Züri Live aber zu bedenken, dass dafür unter anderem auch etwas Losglück notwendig sein wird.

Hier die Interviews mit Humm und Tsawa in voller Länge:

FCZ Frauen – Olympique Lyonnais 3:9 (1:5)

Valais Cup 2015, Halbfinal, Martigny, 500 Zuschauer

Tore: 15.Lavogez 0:1, 18. Le Sommer 0:2, 23.Bremer 0:3, 25. Humm 1:3, 29. Le Sommer 1:4, 36. Bremer 1:5; 48. Deplazes 2:5, 51. Hegerberg 2:6, 60.Terchoun 3:6, 83. Abily 3:7, 90. Cascarino 3:8, 90+2.Bremer 3:9.   

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