Panta Rhei – vor allem über die Flügel (grosse FCZ-Rückrundenvorschau)

Fünf Siege in sechs Partien der Wintervorbereitung – und dies nachdem der letzte Winter-Testspielsieg drei Jahre zurücklag (4:0 gegen Locarno am 26.1.2014). Vor Jahresfrist gelang in vier Vorbereitungspartien ein einziges Törchen – durch Aleksandr Kerzhakov per Absatz aus kurzer Distanz gegen den SV Ried (1:1). Das letzte Vorbereitungsspiel in Kaiserslautern war der negative Höhepunkt gewesen – das Team von Trainer Hyypiä war beim 0:4 über weite Strecken kraft- und chancenlos aufgetreten. Nicht immer führen gute Vorbereitungsspiele dann aber auch zu einer guten Runde in der Meisterschaft. Deutlich wichtiger dafür ist jeweils die Auftaktpartie, und die wird am Montag um 19:45 im Stade de Genève angepfiffen.

Trotzdem: der FCZ konnte in den meisten Testspielen zumindest über weite Strecken das Spiel in die Hand nehmen und eine ganze Reihe von Chancen kreieren. In der Sommervorbereitung hatte Uli Forte noch vorwiegend den jungen Spielern den Vortritt gelassen und viel Spielzeit ermöglicht. Nun ging es stärker um das Einspielen der etablierten Akteure – natürlich ohne die Jungen zu vernachlässigen. Die Mannschaft hat sich während der Vorrunde gefunden, und deutlich mehr Spieler konnten die Vorbereitung der zweiten Saisonphase vom ersten Tag an in Angriff nehmen. Wie sieht also die Situation vor Rückrundenstart konkret in den einzelnen Mannschaftsteilen aus?

Photo: Roland ZH, CC BY-SA 3.0

TOR

Seit dem überstürzten Abgang von David Da Costa vor etwas weniger als zwei Jahren kann man die Situation auf dieser Position mit zwei Worten ausdrücken: Panta Rhei – alles ist im Fluss. Alles? Nein, ein Anker wurde im Sommer eingeschlagen, und das ist die Nummer 1, Andris Vanins. Der Lettische Routinier ist zu Recht unangefochten, und war auch dann auf dem Posten, wenn er in einem Spiel nicht viel zu tun hatte. Ein Kandidat für die Nachfolge des 36-jährigen Vanins in ein, zwei oder drei Jahren könnte der 20-jährige Kanadier Yann-Alexandre Fillion sein. Im Sommer eine und jetzt drei Halbzeiten im Einsatz, machte dieser einen für sein Alter souveränen Eindruck und wird wohl zunächst mal verliehen werden. Sein Vertrag beim FCZ läuft bis 2021! In der Zweiten Mannschaft darf Fillion offenbar aus regulatorischen Gründen zur Zeit nicht eingesetzt werden. Novem Baumann konnte wie schon im Sommer auch jetzt im Winter nicht überzeugen. Er hat mit 540 Minuten von allen Torhütern in Testspielen am meisten gespielt. Yanick Brecher gab nach seiner achteinhalb-monatigen Verletzungspause sein Comeback gegen Rapperswil. Ein Leihverein wurde für ihn bisher nicht gefunden. Gut möglich, dass er zunächst vermehrt in der von Massimo Rizzo trainierten «U21» zum Einsatz kommen wird. Was allerdings wiederum verhindern könnte, dass der talentierte 18-jährige Bojan Milosavljevic neben Fabian Fellmann zu seinen Einsätzen kommt.

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BACKS ZENTRUM

Ivan Kecojevic und Armin Alesevic sind angeschlagen. Das Zentrum der Hintermannschaft stellt sich mit Alain Nef und Umaru Bangura in Genf möglicherweise von selbst auf. Bangura, der erst Anfang August zum Team stiess, hatte in der Vorrunde seine Ups & Downs und durfte nun in der Wintervorbereitung von allen Innenverteidigern am meisten spielen. Tritt der Abwehrmann aus Sierra Leone top fokussiert auf, wie beispielsweise in Villarreal, dann kann er dank seiner Schnelligkeit und Beweglichkeit auch gegen ein Spitzenteam der «La Liga» mithalten. Ist die Körperspannung hingegen nicht zu hundert Prozent da, dann hat er mit seiner für einen Innenverteidiger nicht unbedingt imposanten Postur auch in der Challenge League Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Alain Nef war in der Schlussphase der Vorrunde der wichtigste Spieler und scheint mit zunehmendem Alter eher noch besser zu werden. Ivan Kecojevic trat über weite Strecken souverän und Armin Alesevic, der auch auf der linken Seite eingesetzt werden kann, solide auf. Aus der U21 ist zur Zeit in erster Linie Mirlind Kryeziu eine Alternative, die für den Spieltagskader in Frage kommen könnte.

BACKS AUSSEN

Nicolas Stettler ist auf der Basis seiner Leistungen nahe dran an der Stammelf. Passspiel, Vorstösse, Flanken,…- der Thurgauer hat  offensiv abgesehen von den Einwürfen mittlerweile gegenüber Cédric Brunner eher die Nase vorne. Im Zweikampfverhalten defensiv hat Brunner noch gewisse Vorteile, aber Stettler gehört zu den Spielern im Kader, die am schnellsten Fortschritte machen. Kay Voser hat in der Vorrunde ebenfalls mit viel Konstanz und Zuverlässigkeit überzeugt, plagt sich aber immer wieder mit kleineren Verletzungen herum. Für die vierte Position kommen Michael Kempter, bei welchem immer noch nicht ganz klar ist, ob er nun nach Wohlen ausgeliehen wird, oder der zurückgeholte Miro Muheim in Frage. Für Muheim wird es aufgrund seiner geringen Handlungsschnelligkeit eher schwierig, sich in der Offensive im Profibereich durchzusetzen. Die Linksverteidigerposition könnte eine Chance für ihn sein. Allerdings ist noch fraglich, ob er bereits die Wettkampfhärte und Stabilität auf Challenge League-Niveau mitbringt.

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MITTELFELD

Vasilije Janjicic, in der Challenge League-Meisterschaft ganze vier Minuten eingesetzt, hat in den Testspielen dieser Saison im Zentralen Mittelfeld mit 342 Minuten immer noch am meisten Spielzeit aufzuweisen, und da es im Frühling meist keine Freundschaftspartien mehr gibt, könnte dies auch definitiv so bleiben. Dies obwohl Janjicic, der zuletzt beim Rückrundenstart der Bundesliga zwei Mal auf der Bank Platz nahm, bereits Ende August zum HSV gewechselt ist. Der ehemalige FCZ-Lehrling hätte zumal nach dem Abgang von Anto Grgic gute Chancen auf einen Stammplatz beim FCZ gehabt. Die Liste der in den Testspielen eingesetzten Spieler besteht nun aus drei Gruppen: junge Spieler, die sich noch nicht durchgesetzt haben (Aliu, Rüegg, Salija), junge Spieler, die mittlerweile zu Deutschen Traditionsvereinen gewechselt sind (Janjicic, Grgic) und routiniertere Spieler, welche gerade in Vorbereitungsphasen häufig als «rekonvaleszent» auf dem Matchblatt erscheinen (Sarr, Kukeli, Yapi).

Sangoné Sarr hat grosse Teile der Vorrunde nicht im Vollbesitz seiner Kräfte gespielt, und unter anderem auch deshalb bei Züri Live mit 4,7 den schlechtesten Notenschnitt nach Armando Sadiku und Davide Chiumiento aufzuweisen. Gerade in der Europa League hat Sarrs verminderte Leistungsfähigkeit wohl ein, zwei Punkte gekostet. Nach Ende der Rückrunde unterzog sich der Senegalese dann einer Schulteroperation und befindet sich zur Zeit immer noch im Aufbautraining. Burim Kukeli wurde erst gegen Ende der Vorbereitung aus diesem entlassen und ist noch nicht bei 100% Leistungsfähigkeit. Wie gut Gilles Yapi dem Zürcher Spiel tut, war in den Vorbereitungspartien, in denen der Captain dabei war, gut zu sehen. Die Hauptprobe gegen St.Gallen verpasste er aber einen Tag vor seinem 35.Geburtstag krankheitshalber.

Kevin Rüegg hat sich in der Wintervorbereitung aufgedrängt und auch wenn es noch viele verbesserungsfähige Details gibt, könnte man ihn bei Bedarf ins kalte Wasser werfen. Favorisiert wird von Uli Forte aber offensichtlich die Variante mit dem zurückgezogen agierenden Antonio Marchesano. Auf dieser Position hat der Tessiner in Winterthur häufig keine guten Leistungen gezeigt und ist erst «explodiert», als ihn Patrick Rahmen in Biel als zurückhängende Spitze aufstellte. Beim FCZ gibt er sich alle Mühe, kann aber seine Defizite in den Zweikämpfen und im Stellungsspiel trotzdem nicht verbergen. Für Izer Aliu waren die Testspiele ein guter Lernprozess. Ihn schon zu Beginn gegen Servette, Xamax und Wil zu forcieren, kommt kaum in Frage. Eventuell gibt es für ihn am Ende der Rückrunde vermehrt Einsatzmöglichkeiten für das auch vom SFV geschätzte grosse Talent.

FORWARDS AUSSEN

Letzte Saison war dies eine Problemposition, worauf der Fokus der Sommerverpflichtungen mit Adrian Winter und Roberto Rodriguez klar war. Beide haben sich vor allem auch mit ihrer Einstellung und dem Kampfgeist auf dem Platz zu wichtigen Teamstützen gemausert und sorgten über die Aussenpositionen für „Panta Rhei“. Zudem bekam Marco Schönbächler nach seiner langen Verletzungspause die Zeit, sich wieder an sein altes Niveau heranzutasten. Die Konstanz war daher beim schnellen Flügelspieler verständlicherweise noch nicht vorhanden. Trotzdem beglückte er die FCZ-Fans bereits wieder mit dem einen oder anderen Highlight wie seinem Traumtor im Heimspiel gegen Osmanlispor. Zuletzt an der Hauptprobe gegen St.Gallen erinnerte Schönbächler erstmals wieder an den „Schönbi“ der besten Zeiten, als er endlich das überfällige Aufgebot für die Schweizer Nati erhielt. In einer Woche feiert der Zürcher übrigens sein 10-jähriges Jubiläum seit seinem ersten Wettbewerbseinsatz in der 1.Mannschaft! 253 Spiele mit 39 Toren und 44 Assists. Es gibt heutzutage nicht mehr viele Profis, die ein solches Jubiläum feiern können.

In den Sommertestspielen war Artjom Simonyan der vierte Flügelmann. Dieser wurde dann aber zu Le Mont verliehen und kam dort noch nicht viel zum Einsatz, und wenn, dann auf einer 8-er/10-er Position im Mittelfeld. Im Herbst hatte der FCZ den jungen Ägypter Khalil Elnouby getestet. Dieser überzeugte in seinem 45 Minuten-Einsatz gegen Vaduz, und erzielte zudem auch noch ein Traumtor nach einer Traumkombination über rechts. Eine allfällig mögliche Verpflichtung scheiterte aber wohl an regulatorischen Hürden. Im Winter war nun Neo-Profi Fabian Rohner der vierte Mann. Von allen Teenagern im Team ist Rohner wohl am weitesten. Die Wintervorbereitung hat bestätigt, dass er sich als Leichtgewicht auch im Männerfussball sehr gut behaupten und durchsetzen kann, dank einer Kombination aus Schnelligkeit, Unerschrockenheit, Technik, Spielintelligenz und guter Körperspannung. Seine Zielstrebigkeit, Spielverständnis und Schusstechnik machen ihn zudem zu einem torgefährlichen Spieler, mit Sicherheit auch auf Challenge League-Niveau – mindestens… Im einzigen verlorenen Testspiel gegen Dynamo Dresden (mit 2:1-Auswärtssieg in Nürnberg in die Rückrunde gestartet und auf Tuchfühlung mit den Bundesliga-Aufstiegsplätzen) war Rohner einer der besten. Auch Moussa Koné ist weiterhin eine Alternative auf dem Flügel und beim 3:1-Treffer gegen Rapperswil war ersichtlich, dass die neue Sturmspitze Dwamena dazu in der Lage ist, schnelle Flügelspieler wie Koné, Rohner oder Schönbächler im Strafraum in gute Abschlusspositionen zu bringen – häufiger, als es bisher der Fall war.

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FORWARDS ZENTRUM

Oliver Buff erinnerte in der Hauptprobe gegen St.Gallen in der 1.Halbzeit ähnlich wie Marco Schönbächler an seine besten Zeiten – grosse Spielfreude und Technik in relativ hohem Tempo. Dies nachdem der Standardspezialist seit dem Auswärtsspiel gegen Servette angeschlagen war. Im Stade de Genève hatte er im Herbst bereits angeschlagen vor seiner frühzeitigen Auswechslung noch einen Penalty verwandelt. Die grösste Neuigkeit vorne im Zentrum ist aber sicherlich der «Tausch» Dwamena für Sadiku, und die ersten Eindrücke versprechen, dass dies für den FCZ ein guter Tausch war. Raphael Dwamena erscheint im Paket aus Technik, Robustheit, Schnelligkeit, Spielverständnis und Mannschaftsdienlichkeit als der komplettere Stürmer mit dem einzigen festgestellten Manko, dass er sich im Abschluss bisher «weigert», den rechten Fuss zu benutzen.

Wirklich Eindruck machte in der Wintervorbereitung aber Dzengis Cavusevic. Der Abgang von Sadiku schien den Slowenen zu beflügeln, und er scheint sich speziell mit Marchesano, aber auch mit den anderen Mitspielern immer besser zu verstehen. Im Sommer stiess er erst relativ spät zur Mannschaft. Nun hat der Forward die gesamte Vorbereitung mitgemacht, sich nochmal verbessert, und ist zur Zeit wohl in der Form seines Lebens. Cavusevic sollte in dieser Verfassung zumindest zu Beginn trotz der Verpflichtung Dwamenas erstmal als Nummer 1-Spitze gesetzt sein. Kultstürmer Moussa Koné hat nach einer gewissen Flaute im Abschluss durch sein Tor in Rapperswil hoffentlich wieder an Selbstvertrauen zugelegt.

Antonio Marchesano war in der Vorrunde ähnlich wie schon in Biel an vielen torreichen Spielen wesentlich beteiligt, und hatte vor der Winterpause eine Phase, wo er in fünf Partien 10 Skorerpunkte erzielte. Allerdings erscheint der FCZ mit dem Tessiner auf dem Platz gleichzeitig auch defensiv verwundbarer. Davide Chiumiento gibt sich Mühe, den Anschluss zu schaffen, wird es aber wohl selbst auf Challenge League-Niveau nicht einfach haben, seine aussergewöhnliche Technik noch genügend oft richtig zur Geltung zu bringen. Und im Gegensatz zu Buff scheint Chiumiento nicht zu effektiver defensiver Mitarbeit über 90 Minuten in der Lage, was im Fussball auf heutigem Niveau unabdingbar ist.

 

FCZ bereit für Rückrundenstart – 3:2 nach Blitzstart gegen St.Gallen

Der FCZ setzt seinen Steigerungslauf Richtung Rückrundenstart in Genf fort. Zurück in der Schweiz wurde die Testpartie gegen den img_1551FC St.Gallen auf Kunstrasen in Schaffhausen beinahe schon im Wettkampfrhythmus angegangen. Das Letzigrund-Team gab von der ersten Minute an Vollgas und überrumpelte die Ostschweizer mit drei Toren in den ersten 10 Minuten. Tempo, Zielstrebigkeit, Präzision – es war eine Freude, dem Team zuzuschauen. Zudem war jeder Abschluss ein Treffer. Dies galt allerdings auch für den FC St.Gallen. Schon nach 26 Sekunden rannte Marco Schönbächler nach einer Steilvorlage Vosers ab durch die Mitte allen davon und versenkte vor Daniel Lopar cool links unten zur frühen Führung. Dann reüssierte Schönbächler am rechten Pfosten mit einer Direktabnahme nach einer weiten Buff-Flanke von links, die so scharf und präzis war, dass Torhüter Lopar beim «Verschieben» am entfernten Pfosten leicht zu spät kam – ein typisches «Eishockeytor».

Dann spielte in der 10.Minute Roberto Rodriguez von der rechten Seitenlinie den Ball durch die Lücke in die Tiefe, Dzengis Cavusevic umkurvte am nahen Pfosten Lopar rechts herum und schob aus spitzem Winkel ins leere Tor. Im neuen Schaffhauser Stadion sind aber die Tribünen sehr nahe an den Spielfeldrand gebaut – gleich hinter dem Tor folgt nach einem kleinen Asphaltstreifen eine Wand aus Beton. «Dzenga» konnte nach seinem Tor nicht mehr abbremsen und machte die schmerzhafte Erfahrung eines Crash Test Dummy. Es ging dann aber weiter für den Slowenen. Seit dem Abgang Sadikus scheint sich der wuchtige Stürmer noch wohler zu fühlen. Er arbeitet sichtlich hart, sucht so viel wie möglich den Abschluss und ist definitiv besser drauf, als img_1556noch im Sommer, als er relativ spät zum Team stiess. Eine positive Überraschung waren zwei weitere Spieler aus der vorderen Reihe. Marco Schönbächler wirkte so durchsetzungsstark wie noch nie seit seinem Comeback – nicht nur mit seinem Speed, sondern auch im Zweikampf konnte der Zürcher dagegenhalten. Und Oliver Buff scheint nach seiner Verletzung endlich wieder befreiter aufspielen zu können und zeigte sich spielfreudig und fokussiert.

Und dann war da natürlich noch das Début des neuen Stürmers Raphael Dwamena aus Ghana im FCZ-Dress. In der Pause hatte er sich mit Konditionstrainer Philippe Hasler separat auf diesen Auftritt vorbereitet und durfte daraufhin noch 22 Minuten ran. In diesem Spielviertel wusste der 22-jährige zu gefallen. Dwamena scheint die Mischung aus Technik, Physis und Zielstrebigkeit mitzubringen, die ein erfolgreicher moderner Stürmer braucht. Er gehörte zum letzten Team der 2013 aufgelösten Red Bull-Akademie in Ghana. Nach drei Jahren in Österreich soll er bereits gut Deutsch (natürlich mit starkem österreichischen Akzent) sprechen. Sein Spielstil ist im Vergleich zu einem Sangoné Sarr oder Moussa Koné sehr viel europäischer und erinnert an den jungen Josip Drmic zur Zeit seines Durchbruchs beim FCZ und in Nürnberg. Er wird also kaum so viel Anlaufzeit benötigen, wie die beiden direkt aus dem Senegal geholten Sarr und Koné.

Da der FCZ bewusst sehr offensiv agierte, ergaben sich für St.Gallen Lücken für Konter, die Roman Buess zwei Mal nutzen konnte. Einmal verwertete der Offensivjoker des U17-Weltmeisterteams um Oli Buff eine Hereingabe des links durchgebrochenen Ajeti, einmal traf er eine weite Flanke von Wittwer mit einer gefühlvollen Direktabnahme optimal, so dass sich der Ball aus rund 15 Metern im hohen Bogen über Andris Vanins hinweg ins Netz senkte. Es war im ersten Viertel der Partie wirklich Unterhaltung auf höchstem Niveau für den jugendlichen Südkürvler aus dem Kreis 3, der es als einziger Fan ins Stadion geschafft hatte. St.Gallens Trainer Joe Zinnbauer wurde nach dem frühen 0:3-Rückstand grantig und sein Team begann das vom FCZ angeschlagene hohe Tempo mitzugehen. Rückkehrer Tranquillo Barnetta trat praktisch alle Standards und hatte in der 1.Halbzeit die Chance zum 3:3, als er den Ball vor dem Tor knapp verpasste. Die Partie blieb bis zum Ende umkämpft, auch wenn das Tempo und die Wucht der Anfangsphase nicht bis zum Schluss durchgehalten werden konnte.

FC Zürich – St.Gallen 3:2 (3:2)

LIPO-Park, Schaffhausen.

Tore: 1. Schönbächler (Voser) 1:0, 4. Schönbächler (Buff) 2:0, 10. Cavusevic (Rodriguez) 3:0, 12. Buess (Ajeti) 3:1, 25. Buess (Wittwer) 3:2.

FCZ: Vanins; Brunner, Nef, Bangura (84. Rüegg), Voser (72. Stettler); Schönbächler, Marchesano, Kukeli, Rodriguez; Buff, Cavusevic (68. Dwamena).

St.Gallen: Lopar; Hefti (86. Mutsch), Haggui, Wiss (70. Gaudino); Aratore (80. Cueto), Toko, Gelmi, Wittwer (80. Gouaida); Barnetta (77. Aleksic); Buess (77. Tafer), Ajeti (82. Babic).

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„Marchesano und Rodriguez, das funktioniert“: Servette – FCZ 0:4 Stats und Spielinfos

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Roberto Rodriguez bekommt nach dem Auswärtsspiel bei Steaua zum zweiten Mal in dieser Saison die Züri Live-Note 9 und ist zum ersten Mal Most Valuable Player (MVP). Der Stadtzürcher ist an drei der vier Tore direkt beteiligt – ein Tor, ein Assist und vor dem Penaltyfoul an Dzengis Cavusevic spielt er den guten Ball in den Strafraum. Speziell das Zusammenspiel mit Antonio Marchesano wird immer wieder gesucht.

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Umaru Bangura gelang ein gutes Wettbewerbsspiel-Comeback nach längerer Verletzungspause. Armando Sadikus Einwechslung konnte hingegen nur wegen des klaren Vorsprunges und in der Schlussphase dezimiertem und stark nachlassenden Gegners verantwortet werden. Trotz kurzer Einsatzzeit konnte Sadiku das normalerweise notwendige Laufpensum und den Fokus noch nicht aufbringen.

Servette – FCZ 0:4 Highlights / Im Klassiker dem Druck des Gegners standgehalten

Der FCZ beginnt in der Calvinstadt sehr gut, spielt schnell und zielstrebig nach vorne. Nach etwa 10 Minuten kommt dann Servette besser in die Partie und gleicht das Spielgeschehen aus. Mit der Zeit wurde aus der gesunden Aggressivität des Heimteams aber auch immer mehr überhartes Einsteigen. Schiedsrichter Klossner wirkte dabei eher eskalierend, als deeskalierend auf die Genfer Spieler ein. Trainer Forte musste mit Buff und Voser zwei Spieler verletzungsbedingt auswechseln. Buff hatte zuvor bereits angeschlagen den Penalty zum 1:0 souverän verwandelt, ein Penalty von der Sorte „kann man pfeifen, macht aber nicht jeder“, nachdem Mfuyi Cavusevic mit beiden Händen im Strafraum zurückhielt. Sauthier hatte in der 50.Minute zuerst Glück, dass er nach seinem Einsteigen gegen Voser keine Karte sah, ging kurz darauf aber noch direkter auf die Knochen seines Gegenspielers und sah eine „dunkelgelbe“ Karte. Für Voser ging es nicht mehr weiter. Was dann die Veranlassung für Sauthiers hämische Reaktion auf die (milde) Gelbe Karte war, bleibt wohl sein Geheimnis. Auf jeden Fall war nach dieser Gelb-Roten Karte Servette für die letzten 40 Minuten zu zehnt.

Der FCZ hielt dem Druck von Servette auch in der zweiten Halbzeit stand und suchte selbst jede Möglichkeit, ein weiteres Tor zu erzielen. Eine kleine Vorentscheidung war das 2:0 von Roberto Rodriguez, der zum zweiten Mal von Marchesano eingesetzt alleine vor Torhüter Frick auftauchte, und diesmal den Abschluss alleine suchte. Rodriguez spielte dann auch den Pass auf Sarr vor dem 3:0, nachdem er in Zusammenarbeit mit Brunner den Ball an der gegnerischen Strafraumgrenze erobert hatte. Nach Umaru Bangura in der Startformation kam in der 77.Minute auch Armando Sadiku nach seiner Verletzungspause zum Comeback – ganz offensichtlich noch nicht annähernd im Vollbesitz seiner Kräfte. In den letzten 10 Minuten wollten beide Teams den Match dann nur noch ohne weitere Unfälle über die Runden bringen. Winter konnte so von Brunner durch die Lücke in der Genfer Abwehr drei Minuten vor Schluss angespielt werden und zum 4:0 treffen.

Servette – FCZ 0:4 (0:1)

Tore: 31. Buff (Penalty, Cavusevic) 0:1, 65. Rodriguez 0:2 (Marchesano), 75. Sarr (Rodriguez) 0:3, 87. Winter (Sadiku) 0:4.

Servette: Frick; Doumbia, Mfuyi, Baumann (66. Berisha); Sauthier, Hasanovic, Maouche, Faug-Porret; Alphonse (58. Yagan), Nsamé, Vitikieviez (75. Libertazzi).

FCZ: Vanins; Brunner, Bangura, Kecojevic, Voser (53. Alesevic); Winter, Kukeli, Sarr (77. Sadiku), Rodriguez; Buff (38. Marchesano), Cavusevic.

Forte dreht den Spiess um

„Pintilii wird Captain sein, ist das sicher?“, „Ovidiu Popescu ist weiterhin verletzt, ist das sicher?“ – an der Pressekonferenz vor dem Europa League-Heimspiel gegen Steaua wurden die Rollen für einmal vertauscht, der Spiess umgedreht. FCZ-Trainer Uli Forte fragte, die Rumänischen Journalisten antworteten. Mehr als eine halbe Stunde ging das so hin und her. Mehr als drei Viertel der anwesenden Journalisten waren aus dem Land des morgigen Gastes angereist, und waren wie schon vor dem Hinspiel in Bukarest sehr wissbegierig und gleichzeitig auch sehr auskunftsfreudig. So konnte Forte die Veranstaltung nutzen, um an zusätzliche Informationen zu kommen, und seine auf der Auswärtsreise erworbenen bruchstückhaften Rumänischkenntnisse zu testen. An der Personalfront sieht es folgendermassen aus: Cédric Brunner ist fraglich, Nicolas Stettler weilt in der Sportler-RS – der FCZ versucht ihn für das Spiel am Donnerstagabend mit einem Gesuch frei zu bekommen. Michael Kempter und Armin Alesevic sind Alternativen auf der Aussenverteidigerposition.

Im anschliessenden Gespräch mit Züri Live sprach Uli Forte über die Pressekonferenz, das Spiel in Neuenburg, Regeneration und der Stand der Dinge bei Armando Sadiku:

Rumänien hat an der EM 2008 zwei Gruppenspiele (Frankreich 0:0, Italien 1:1) im Letzigrund gespielt und vor sechs Jahren hat Steaua hier gegen GC (Tor: Salatic) in den Europa League-Playoffs mit 0:1 verloren, sich dann aber im Penaltyschiessen durchgesetzt. Kay Voser war damals genauso dabei, wie drei Jahre später in der Champions League mit dem FC Basel (zwei Mal 1:1). Gefragt nach den Unterschieden zu damals, empfindet Voser die beiden Steaua-Mannschaften als sehr ähnlich, mit hohem Tempo agierend. In Bukarest hätten sie damals mit Basel kurz vor Schluss das Spiel noch aus der Hand gegeben, und im Rückspiel zu Hause seien sie von der Wucht der Rumänen überrascht worden. Der FCZ ist also gewarnt. Auch Trainer Uli Forte hat seiner Mannschaft mit auf den Weg gegeben, dass das Unentschieden in Bukarest für das Spiel von morgen im Letzigrund keine Bedeutung habe. Bukarest werde sicherlich alles in die Waagschale werfen. Am Wochenende beim Auswärtsspiel in Iasi (2:0-Sieg von Steaua) hat Trainer Laurentiu Reghecampf den einen oder anderen Stammspieler (Popa, Tosca) schonen können. Um im Europacup zu überwintern braucht der FCZ wenn immer möglich Heimsiege. Dass man die Spiele auf Schweizer Boden in allen Wettbewerben gewinnen wolle, hat Captain Gilles Yapi gegenüber Züri Live bereits in Villarreal mit Überzeugung vertreten. Zu Gerüchten aus Rumänien, der FCZ sei am Steaua-Flügelflitzer Adi Popa interessiert, wollte Uli Forte direkt keine Stellung nehmen, bezeichnete diesen aber als „interessanten Spieler“ – ein Dementi hätte auf jeden Fall anders geklungen.

 

 

 

„Nita mit Riesenpartie“: Steaua – FCZ 1:1 Highlights

Dritte Europa League-Partie und der FCZ ist erneut voll auf der Höhe. Bei einem Steaua, das in den ersten beiden Spielen bei Osmanlispor und gegen Villarreal mit insgesamt nur einem Punkt schlecht bedient war, holt der Zürcher Stadtclub ein verdientes 1:1. Nach der Hälfte der Gruppenphase bleibt in der Gruppe „L“ alles offen, und das ist aus Sicht des FCZ ein Zwischenerfolg.  

Auch diesmal wurde in einem Europa League-Spiel der Gegner möglichst lange über Aufstellung und Taktik im Dunkeln gelassen. An die Pressekonferenz nahm Trainer Uli Forte Burim Kukeli mit und schwärmte explizit von Dzengis Cavusevic – beide standen nicht in der Startaufstellung. Auch die taktische Formation auf dem Matchblatt ensprach nicht der realen Ausrichtung.

Moussa Koné arbeitete als Sturmspitze viel und konnte dank seiner Schnelligkeit und Beweglichkeit die Flanke Cavusevics von rechts erreichen, und den Ball zum 1:1 reindrücken – unhaltbar für den ansonsten gross aufspielenden Torhüter Florin Nita (Name ausgesprochen wie eine Südfranzösische Küstenstadt).

Kay Voser war einer der besten beim FCZ und spielte nun bereits zum dritten Mal hintereinander gegen Steaua 1:1 – nach zwei Begegnungen mit den Rumänen in der Champions League mit dem FC Basel. Davor hatte er auch schon mit GC gegen Steaua im Gesamtskore 1:1 gespielt (0:1, 1:0), worauf im anschliessenden Penaltyschiessen im Letzigrund der damals 16-jährige Endogan Adili den entscheidenden Elfmeter verschoss. Damit aber der Parallelen an diesem Abend noch nicht genug. YB siegte wie der FCZ vor zwei Jahren zu Hause gegen ein Zypriotisches Team mit 3:1 dank zwei vom häufig verletzten Starspieler getretenen Elfmetern.

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Aufgrund der Story von Kay Voser war das 1:1 eigentlich fast schon „voraussehbar“. Hellsichtige hätten in Rumänischen Wettbüros mehr als das 6-fache zurückerhalten. Das von den Buchmachern als am wahrscheinlichsten angesehene Resultat war 1:0 für Steaua. 

FC Steaua Bukarest – FC Zürich 1:1 (0:0)

Tore: 63. Golubovic (Popa) 1:0, 86. Koné (Cavusevic) 1:1

Bukarest: Nita; Ov.Popescu, Tamas, Tosca, Momcilovic; Bourceanu, Sulley (83. Jakolis); Popa, Boldrin, William Amorim; Golubovic (79. Tudorie).

Zürich: Vanins; Brunner (84. Marchesano), Nef, Kecojevic, Voser; Winter (73. Schönbächler), Yapi, Sarr (78. Cavusevic), Rodriguez; Buff, Koné.

Kukeli beherrscht das Zentrum: Le Mont – FCZ Stats, Performance, Spielinfos, Analysen

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Der FCZ zeigte in Baulmes eine sehr fokussierte Leistung mit einem effektiven Pressing und liess den Gegner nie richtig ins Spiel kommen. Über 90 Minuten war es wohl der konstanteste Auftritt der Saison, gekrönt von einem wunderschönen Premierentor Schönbis zum 2:0. Im Vergleich zu den ersten drei Spielen war Sadikus Leistung brüsk schlechter. Sarr und Cavusevic hingegen bauen zur Zeit in einem langsamen Prozess mit jedem Spiel ein bisschen mehr ab. Zum ersten Mal in dieser Saison ist der Züri Live-MVP ein Defensivspieler: Burim Kukeli beherrscht das Zentrum, antizipiert immer wieder stark und setzt nach vorne Zeichen mit zielstrebigen und intelligenten Offensivaktionen.

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