Wil – FCZ 0:4 Highlights und Spielbericht

Mirlind Kryeziu und Raphael Dwamena erzielen in Wil ihre ersten Tore für die 1.Mannschaft des FCZ. Die Limmatstädter gewinnen auch dank einem Tor und zwei Assists von Oliver Buff. Die Spielminute, die Position des Freistosses und auch die Art und Weise des Schusses beim 1:0 ähnelten sich stark dem Führungstreffer Buffs an gleicher Stätte beim ersten Aufeinandertreffen im Juli. In den ersten 20-30 Minuten konnte Wil vor mehr als 3’000 Zuschauern im Bergholz gut mithalten, liess danach aber stark nach. Roberto Rodriguez bestätigte nach der Partie gegenüber Züri Live, dass man den Wiler Spielern die ungemütliche Situation im Verein auf dem Platz angemerkt habe. Der erste Rückrundensieg ist daher sicherlich erfreulich, aber der Gegner war an diesem Tag im Gegensatz zu den ersten beiden Rückrundengegnern nicht ein echter Gradmesser.

FC Wil – FC Zürich 0:4 (0:1)

Tore: 40. Dwamena (Buff) 0:1; 62. Buff (Winter) 0:2, 68. Kryeziu (Buff) 0:3, 84. Winter (Koné) 0:4.

Wil: Deana; Ozokwo (29. Stadelmann), Ajeti, Bühler, Huber; Vonlanthen (70. Fazli), Stillhart, Lombardi, Mlinar, Bottani (50. Maroufi); Roux.

FC Zürich: Vanins; Stettler, Nef, Kryeziu, Kempter; Schönbächler (46. Winter), Kukeli, Yapi, Rodriguez; Buff (74. Koné), Dwamena (66. Cavusevic).

„FCZ nicht konsequent im Gegenpressing“: FCZ – Xamax 1:1 Performance, Stats und Spielinfos

Innenverteidiger Mirlind Kryeziu (20) hat sich in der Vorrunde mit seinen Leistungen in der Promotion League und auch bei seinem Testspieleinsatz kürzlich in Jona für sein erstes Wettbewerbsspiel im «Eins» empfohlen. Natürlich profitierte der mit 1,96m grösste Spieler auf dem Platz dabei auch davon, dass mit Kecojevic, Bangura und Alesevic gleich drei der vier Zürcher Innenverteidiger verletzt sind, und zudem allfällige «Aushilfen» auf dieser Position wie Kukeli oder Sarr ebenfalls fehlten. Kryeziu überzeugte vor allem offensiv mit langen ersten Pässen mit seinem linken Fuss für Schönbächler und beim 1:0 für Dwamena. Damit konnte der Zürcher bei seinem ersten Einsatz auch gleich eine Torbeteiligung verzeichnen. Zudem hätte er per Kopf nach Marchesano-Eckball in der Schlussphase sogar beinahe noch das Siegtor erzielt. In der Disziplin Offensivkopfball ist Kryeziu zur Zeit im ganzen Klub nach Einschätzung von Züri Live der gefährlichste Spieler und wäre auch für Super League-Abwehrspieler nicht einfach zu verteidigen. Defensiv wurde er gegen Xamax kaum gefordert, hatte aber trotzdem ein, zwei Szenen dabei, wo er aufmerksamer und konsequenter hätte agieren müssen. Zur Zeit muss man noch sagen: ideal wäre ein Innenverteidiger mit den mentalen Qualitäten und Erfahrung von Nef, und dem jungen Körper und linken Fuss von Kryeziu.

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Raphael Dwamena überzeugte bei seinem Letzigrund-Début fast zu 100% und hatte mit seiner Torvorbereitung beim 1:0 die Szene des Spiels. Fast zu 100%? In der entscheidenden Szene vor dem Ausgleich hätte der Ghanaer an der Strafraumgrenze quer zum völlig freistehenden Buff spielen müssen. Die Chance auf die Vorentscheidung wäre gross gewesen. Stattdessen verdribbelte sich Dwamena gegen Djuric und reagierte auch nicht schnell genug, um den anschliessend schnell gespielten langen Ball von Veloso auf Gaëtan Karlen zu unterbinden – 1:1 statt 2:0. Auch der Abschluss aus rund sieben Metern ins Aussennetz nach guter Vorarbeit von Moussa Koné hätte besser sein können. Trotzdem ist Dwamena der Zürcher MVP der Partie. Gerade mit Oliver Buff scheint die Abstimmung bezüglich Laufwege schon sehr gut zu funktionieren – in beide Richtungen – Dinge, die in der Vergangenheit bei anderen Stürmern auch nach Monaten oder gar Jahren noch nicht richtig geklappt hatten.

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Nicht nur wegen des frühen Neuenburger Platzverweises gegen Charles-André Doudin konnte der FCZ wieder deutlich mehr Torchancen verzeichnen, als beim Rückrundenauftakt in Genf (17 vs. 4). An mehr als der Hälfte davon (9) war Antonio Marchesano beteiligt, welcher unter anderem mit einem Freistoss in der 2.Halbzeit den nahen linken Pfosten traf. Captain Gilles Yapi tat dem Zürcher Spiel rund vier Monate nach seinem letzten Einsatz mit seiner Übersicht und dem Direktspiel nach vorne sichtlich gut. Zwar unterliefen dem Ivorer in der 1.Halbzeit mehrere Fehlpässe, was aber auf den noch fehlenden Wettkampfrhythmus zurückzuführen ist. Eine Flaute ist zur Zeit auf den Flügeln festzustellen. Ein Einsatz von Neo-Profi Fabian Rohner könnte sich anbieten. Die Einwechselspieler Winter, Koné und Chiumiento haben alle drei etwas bewegt, und dazu beigetragen, dass der FCZ in der Schlussphase zumindest noch ein Tor hätte erzielen müssen.

 

Statistik der Woche: Leistungsentwicklung Vorrunde 16/17

Moussa Koné erreicht in der Vorrundenwertung von Züri Live den höchsten Notenschnitt von 7,6 auf einer Skala von 1-10. Der junge Senegalese wurde in 16 von 27 Spielen eingesetzt, dabei aber insgesamt „nur“ 730 Minuten oder rund 46 Minuten pro Einsatz. Damit gehört er nicht zu den 12 FCZ-lern, die in der Vorrunde mehr als 1’000 Minuten in Wettbewerbspartien im Einsatz standen. Torhüter Andris Vanins spielte das Maximum von 2’430 Minuten – jede einzelne Minute in Liga, Cup und Europacup. Kein anderer Torhüter kam beim FCZ im Herbst zum Einsatz.  Von den am meisten eingesetzten Spielern hatte Oliver Buff mit 7,4 den besten Notenschnitt, wobei in der Liga Adrian Winter noch leicht besser abschnitt.

notenschnitte-vorrunde-fcz-1617Zur Analyse der Leistungsentwicklung der einzelnen Spieler und Mannschaftsteile hat Züri Live die 27 Spiele der Vorrunde in neun Abschnitte à drei (wettbewerbsübergreifenden) Spielen aufgeteilt und für jeden Spieler die Durchschnittsnote des jeweiligen Abschnittes ausgerechnet. Dies ergibt dann eine Leistungskurve für die ganze Vorrunde.

1617-vorrunde-spitze-leistungsentwicklungArmando Sadiku, mit 4,3 im Schnitt notenschwächster Spieler der Vorrunde, begann die Saison nach erfolgreicher EM gut. Richtung Schliessung des Transferfensters fielen seine Leistungen dann aber rapide in den Keller, mit Ausnahme des Auftrittes in Villarreal mit seinem Führungstor in der 2.Minute. In zwei Abschnitten kam von den Sturmspitzen insgesamt zu wenig, und zwar in Abschnitt 2 im August (Le Mont, La Chaux-de-Fonds, Xamax) und Abschnitt 9 im Dezember (Wil, Osmanlispor, Winterthur). Mit einer besseren Stürmerleistung hätte der FCZ in der Türkei eine Chance gehabt, sich für die K.O.-Runde zu qualifizieren. Die anderen fünf Spiele konnten dank offensiv starken Spielern aus der zweiten Reihe trotz allem (zum Teil „mit Ach und Krach“, und dank formschwacher Gegner) gewonnen werden. Moussa Koné zeigte konstant gute Leistungen, baute aber im Dezember auch leicht ab. Dzengis Cavusevic schien die Aufmunterung der Teamkollegen nach dem verschossenen Penalty gegen Osmanlispor gut getan zu haben. Der Slowene erzielte danach nicht nur im selben Spiel noch ein Tor, sondern steigerte seine Leistungen im darauffolgenden Monat markant, konnte diese Pace im Dezember aber nicht mehr halten.

1617-vorrunde-zentral-offensiv-leistungsentwicklungOliver Buff zeigte konstant gute Leistungen bis er durch die in Genf erlittene Verletzung in den letzten Partien der Vorrunde nur noch mit Schmerzen spielen konnte. Bis Ende September war der Zürcher auf der zurückhängenden Position im Offensivzentrum unangefochten, danach machte aber Antonio Marchesano immer mehr auf sich aufmerksam, und hatte einen leicht höheren Notenschnitt. Davide Chiumiento konnte sich nicht aufdrängen.

1617-vorrunde-fluegel-leistungsentwicklungAdrian Winter, Marco Schönbächler und Roberto Rodriguez spielten eine relativ konstante Vorrunde. Winter brachte zu Beginn und am Schluss seine besten Leistungen, Schönbächler im Oktober, nachdem ihm sein Traumtor gegen Osmanlispor Ende September Auftrieb gegeben hatte. Als einziger eine kurze ungenügende Phase hatte Rodriguez in den zwei Heimspielen gegen Steaua und Aarau Anfang November.

1617-vorrunde-zentrales-mittelfeld-leistungsentwicklungDas Zentrale Mittelfeld lief während der ganzen Vorrunde immer etwas auf dem letzten Zacken. Gilles Yapi fiel praktisch den ganzen Juli und August aus, und nach seinem Unterarmbruch in Bukarest erneut von Ende Oktober bis zum Jahresende. Sangoné Sarr zog sich in Spanien einschussbereit fünf Meter vor dem gegnerischen Tor bei einem penaltyreifen Foul eines Villarreal-Verteidigers eine Schulterverletzung zu, die er daraufhin die ganze Vorrunde mitschleppte, und erst nach Vorrundenende operieren liess. Seine häufig eher mässigen Leistungen sind auch unter diesem Blickwinkel zu betrachten. Neben Yapi, der in Bukarest beinahe die ganze Partie mit gebrochenem Unterarm spielte, biss auch der Senegalese für das Team auf die Zähne. Burim Kukeli spielte in besagtem Auswärtsspiel in Villarreal so gut, dass er sich die Bestnote „10“ verdiente – was in der ganzen Vorrunde nie ein anderer Spieler schaffte. Aber auch der Solothurner musste zwischendurch im Oktober fast einen ganzen Monat pausieren. Ansonsten war Kukeli aber die Konstanz in Person. Vasilije Janjicic (damals 17) kam zu Beginn im Sommer zu einem, Izer Aliu (damals 16) zu zwei Kurzeinsätzen. Janjicic wechselte in der Folge nach Hamburg und war in der Regionalliga Nord Stammspieler, während Aliu in der Promotion League beim FCZ II meist in offensiver Rolle gesetzt war. In der 1.Mannschaft mussten aus all diesen Gründen daher immer wieder Oliver Buff oder Antonio Marchesano im Zentralen Mittelfeld aushelfen.

1617-vorrunde-aussenverteidiger-leistungsentwicklungKay Voser spielte eine konstante Vorrunde und war der erhoffte Rückhalt – zusammen mit Andris Vanins wohl der Spieler mit der geringsten Fehlerquote beim FCZ. Cédric Brunner hatte vor allem in den beiden Spielen gegen Steaua Probleme gegen William De Amorim und Adi Popa. Mit relativ grossen Schwankungen versehen waren die Performances der beiden jungen Michael Kempter und Nicholas Stettler. Kempter startete in La Chaux-de-Fonds eher mässig, steigerte sich dann bei seinen sporadischen Einsätzen bis zur Winterpause, als er im Heimspiel gegen Wil der beste Mann war. Stettler war gegen St.Gallen und bei Xamax top, hatte gegen Ende auswärts in Chiasso aber auch einen „Abschiffer“ dabei. Auffallend bei beiden, dass sie gegen stärkere Gegner bessere Leistungen zeigten.

1617-vorrunde-innenverteidiger-entwicklungAlain Nef und Ivan Kecojevic gehörten beim Notenschnitt zu den Top 6 der Vorrunde. Am stärksten waren ihre Auftritte in der Europa League. Sie konnten auch gegen Klasse-Stürmer gut bestehen. Beide hatten in der ganzen Vorrunde jeweils nur ein Spiel mit einer ungenügenden Note. Armin Alesevic zeigte bis und mit dem Cupspiel gegen St.Gallen Ende Oktober in der Innenverteidigung oder auch als Linksverteidiger erfreuliche Leistungen, fiel in der Folge aber bis zur Winterpause etwas aus dem Tritt. Der notenmässig schwächste Innenverteidiger war Umaru Bangura. Vier seiner zehn Auftritte waren ungenügend. Kurz vor der Winterpause in Winterthur gab es gar nur eine Note „2“. Diese Note wurde ingesamt nur fünf Mal verteilt (3x Sadiku, 1x Sarr, 1x Bangura) – eine „1“ gab es übrigens bisher noch nicht in dieser Saison.

1617-vorrunde-torhueter-leistungNur Adrian Winter und Andris Vanins wurden in allen 27 Partien der Vorrunde eingesetzt und Torhüter Vanins ist der einzige, der die maximal möglichen 2’430 Minuten spielte. Dementsprechend war der Lette der einzige eingesetzte Torhüter. In der Europa League hat Vanins die beste Durchschnittsnote, weil er sich dort mehr auszeichnen konnte.

Marchesano ist kein „zwei für eins“: Servette – FCZ Analyse

Nach dem Schlusspfiff wunderten sich die Genfer Journalisten über ihr Heimteam: «Die haben so schlecht trainiert, und spielen dann plötzlich so gut», hiess es. Die Erwartungshaltung war vor der Partie tief gewesen. Im Vergleich zur ersten Begegnung im November, als die Haupttribüne voll war, kam gleich ein Mehrfaches weniger Zuschauer ins Stadion, nur 2’600. «Die Genfer sind noch nicht im Fussballfieber», meinte Servette-Medienchef Didier Rieder lakonisch dazu. Das wird sich nach dem heutigen Spiel vielleicht ändern.

Servette hatte also offenbar «schlecht trainiert» und dazu eine wenig erbauliche Testspielphase erlebt – zwei Partien wurden abgesagt, und darauf folgten eine 1:2-Niederlage gegen Ruch Chorzow, ein 1:5 gegen Thun und am Ende noch ein 1:0-Sieg gegen Etoile Carouge. Der FCZ auf der anderen Seite hatte von sechs Partien fünf gewonnen und phasenweise geglänzt, vor allem gegen Dinamo Bukarest und den FC St.Gallen.

Die Präsenz war beim FCZ vor allem in der 1.Halbzeit da. Über weite Strecken wurde das Spieldiktat übernommen, um jeden Ball gekämpft und nach vorne ein paar sehr gute Direktkombinationen konstruiert. Negativ war aber, dass daraus diesmal zu wenig echte Torchancen resultierten. Und die eine Grosschance wurde von Dzengis Cavusevic wegen eines einfachen technischen Fehlers nicht verwertet. Der Slowene schaffte es nicht, mit Ball am Fuss eine 90 Grad-Drehung zu vollziehen. Cavusevic machte das richtige, aber nicht richtig. Das Leder wurde von Jérémy Faug-Porret am Boden mit dem Oberarm gespielt. Dahinter wäre das Tor leer gewesen. Und es hätte Penalty geben müssen.

«Der unbedingte Wille, das Tor zu erzielen, war nicht da», meinte danach der Sportliche Leiter Thomas Bickel im Interview mit Züri Live nicht nur in Bezug auf Cavusevic. Der Slowene hatte in der Wintervorbereitung drei Tore erzielt, und dabei einen bisher ungewohnt klaren Killerinstinkt gezeigt.

Nach dem Pausentee kam Servette besser aus der Kabine. Der FCZ begann das Spiel mehr und mehr aus der Hand zu geben, und in der 65. Minute fanden die Grenats dann das, was ihnen in den ersten beiden Saisonbegegnungen gegen den FCZ gefehlt hatte: das Wettkampfglück. Nach einem Jonglier-Doppelpass mit Matias Vitkieviez erzielte Anthony Sauthier mit einer Direktabnahme aus 25 Metern ein absolutes Traumtor. Der Ball senkte sich im Hohen Bogen über Torhüter Vanins in die entfernte linke Ecke und war gleichzeitig scharf. Keine Chance für Andris Vanins, der nur noch mit der Schulter zucken konnte. Daniel Visentini schrieb danach in der «Tribune de Genève» zu Recht: «Hätte Cristiano Ronaldo solch ein Tor erzielt, es würde in der Folge wochenlang auf allen Kanälen rauf- und runtergespielt». Ohne wirklich eine Torchance gehabt zu haben, führte Servette mit 1:0.

Der FCZ wollte nun zu viel, spielte zu hektisch und übermotiviert. Anstatt zu versuchen, den guten Faden der 1. Halbzeit wieder aufzunehmen, zerbröselte das Spiel an der übertriebenen Erwartungshaltung an sich selbst. Wer nicht Real Madrid oder Barcelona heisst, der muss klugerweise bei gewissen Spielverläufen auch erst mal mit einem Unentschieden zufrieden sein und geduldig, bis zur letzten Minute versuchen, doch noch die entscheidende Torchance zu kreieren. Stattdessen wurde im Zweifelsfall der Ball hoch in den gegnerischen Strafraum geschlagen, wo Servettes am Boden nicht immer über alle Zweifel erhabener Torhüter Jérémy Frick den Luftraum sicher beherrschte. Wegen der schnellen Ballverluste wurden beim FCZ viele überflüssige und kraftraubende Laufwege nötig.

Der Realismus wäre angebracht gewesen vor allem auch aufgrund eines Gegners mit einer sehr guten Leistung. Die Servettiens waren bei den ersten beiden Saisonbegegnungen, wo sie jeweils auch hätten in Führung gehen können, mit einem 0:3 und 0:4 schlecht bedient gewesen. Diesmal lief das Spiel unter anderem durch die vergebenen Topchancen von Cavusevic und Rodriguez für sie. Die Ambitionen der Genfer sind hoch. Spätestens nächste Saison soll der Aufstieg in die Super League her. Trotz gutem Vorsprung auf den Abstiegsplatz wurde beim Aufsteiger Trainer Anthony Braizat in der Winterpause durch Meho Kodro ersetzt.

Mit William Le Pogam in der ersten Elf, sowie Jean-Pierre Nsamé und Mirsad Hasanovic im 17-er Kader hatte Züri Live im Gegensatz zur SFL drei Servettiens ins Challenge League-Dream Team der Vorrunde gewählt. Gegen den FCZ zeigte sich vor allem das junge Zentrale Mittelfeld mit Mirsad Hasanovic (21) und Yassin Maouche (19) im Vergleich zur bereits sehr guten Vorrunde noch mal verbessert.

Alain Nef erzielte kurz vor Schluss per Kopf nach Freistossflanke von Marchesano den 1:2-Anschlusstreffer, und als Dwamena von zwei hektisch verteidigenden Servettiens knapp innerhalb des Strafraums von hinten überrannt und zu Boden gedrückt wurde, lag gar noch der Ausgleich in der Luft. Schiedsrichter Schnyder pfiff aber auch diesmal nicht. Nef war wie immer ein kämpferisches Vorbild, es unterlief ihm aber auch der Fehler, welcher zum Penalty und 0:2 führte. Nef schoss den ehemaligen Teamkollegen Alphonse an, von dem er am 13.Mai 2006 in der 30.Minute den Ball zugespielt erhalten hatte, um dann die Flanke auf Keita zum 1:0 zu schlagen. Nsamé lief in den Strafraum Richtung des freiligenden Balles und Vanins kam zu spät.

Bereits in der Schlussphase der Vorrunde liess der FCZ defensiv nach. Damals hatte Nef die Mannschaft beispielsweise in Chiasso und Winterthur fast im Alleingang aus dem möglichen Schlamassel gezogen. Diesmal gelang dies dem Geburtstagskind nicht mehr. Neben sich ein Umaru Bangura, der nach einem Schlag vor einer Woche gegen St.Gallen erst als angeschlagen gemeldet war, und seinen Partner in der Innenverteidigung entweder nicht unterstützen konnte oder wollte. Nef war überall anzutreffen, Bangura praktisch unsichtbar, abgesehen von der 72.Minute, als er sich beim Lattenschuss Vitkieviez’ von diesem etwas einfach überspielen liess.

Cédric Brunners Limiten wurden klar aufgezeigt, Nicolas Stettler kämpfte wie ein Berserker, aber meist unglücklich. Das Zentrale Mittelfeld bot ebenfalls zu wenig Schutz. Marchesanos Defensivschwäche ist bekannt. Er ist kein Yapi, der als «zwei-für-eins» sowohl magistrale lange Pässe spielen und gleichzeitig auch die wichtigen Defensivaufgaben gut wahrnehmen kann.  Daneben Burim Kukeli, der die Vorbereitung kaum mitmachen konnte und bei welchem schon vor einer Woche gegen St.Gallen ersichtlich war, dass er eigentlich noch nicht bereit für den Rückrundenstart ist. Im Nachhinein betrachtet kann man natürlich debattieren, ob es nicht erfolgsversprechender gewesen wäre, den jungen Kevin Rüegg ins kalte Wasser zu werfen. Buff, Rodriguez und Schönbächler waren bemüht, aber häufig einen halben Schritt zu spät. Und die eingewechselten Winter, Dwamena und Koné vermochten keine echten Akzente zu setzen.

Eine Niederlage musste mal kommen. Jetzt wo auch Hoffenheim verloren hat, gibt es wohl in ganz Europa kein ungeschlagenes Team mehr. Wie die Mannschaft nun darauf reagieren wird (wie ein «FCB der Challenge League», oder nicht…), wird entscheidend dafür sein, ob in der Rückrunde tatsächlich ein weiterer Schritt vorwärts gemacht werden kann.

Servette FC – FC Zürich 2:1 (0:0)

Tore: 65. Sauthier (Vitkieviez) 1:0, 83. Nsamé (Penalty, Nsamé) 2:0, 90. Nef (Marchesano) 2:1.

Servette: Frick; Sauthier, Mfuyi, Faug-Porret, Le Pogam; Hasanovic, Maouche (76. Doumbia); Vitkieviez, Alphonse (84. Fargues), Delley (68. Berisha); Nsamé.

FC Zürich: Vanins; Brunner, Nef, Bangura (78. Koné), Stettler; Schönbächler (61. Winter), Marchesano, Kukeli, Rodriguez; Buff, Cavusevic (61. Dwamena).

Fabian Rohners Tordébut beim zweiten Testspielsieg gegen Rappi

Der FCZ testet 5 Tage vor Rückrundenstart gegen das Spitzenteam der Promotion League, Rapperswil-Jona. Es war in dieser img_1578Saison bereits der zweite siegreiche Test gegen die Rapperswiler, bei welchen mit Egzon Kllokoqi auch ein langjähriger FCZ Academy-Spieler in der Startaufstellung stand – heute ist er einer der besten Innenverteidiger der Promotion League. Im Zentrum der Aufmerksamkeit bewegte sich aber häufiger Rappi-Goalie Ngongo, der mehrere starke Paraden zeigen musste, um eine höhere Niederlage zu verhindern.

Zu Beginn kam der FCZ nicht ins Spiel. Uli Forte bemängelte von der Seitenlinie aus die fehlende Proaktivität bei einzelnen Spielern. Nicht ganz überraschend daher die frühe Führung für Rapperswil durch den jungen Liechtensteinischen Nationalstürmer Dennis Salanovic, welcher den Ball am etwas zögernden Baumann vorbei einschob. Mitte der 1.Halbzeit bekam der FCZ die Partie dann aber in den Griff, und war in der Folge bis etwa 10 Minuten vor Schluss die klar spielbestimmende Mannschaft.

Nicolas Stettler wusste auf der rechten Seite mit Rushes, gutem Timing und präzisen Flanken zu gefallen. Seine Hereingabe stand am Ursprung des 1:1-Ausgleichs durch eine schöne Direktabnahme Fabian Rohners unters Tordach aus rund 10 Metern. Kurz darauf kam Neuverpflichtung Raphael Dwamena für den Torschützen in die Partie. Koné wechselte auf die Flügelposition. Noch vor der Pause ging der FCZ durch Adrian Winter in Führung. Dieser nutzte den ihm zugestandenen Platz zu einem scharfen und gleichzeitig präzisen Weitschuss aus 20 Metern.

img_1579Neuzugang Dwamena verzeichnete mehrere Chancen, hob sein Premierentor aber noch auf. Dafür bediente der Ghanaer im Zuge eines Doppelpasses herrlich den schnellen Moussa Koné, der nach zuletzt vielen vergebenen Torchancen endlich wieder einmal ein Erfolgserlebnis feiern konnte. So kam es insgesamt zu gleich drei Skorerdébuts in der 1.Mannschaft: das erste Tor von Neo-Profi Fabian Rohner, sowie die Assists von Stettler und Dwamena. Kevin Rüegg war im Zentralen Mittelfeld gewohnt aufsässig. Izer Aliu zeigte eine Steigerung im Vergleich zu den letzten Testspieleinsätzen. Albin Sadrijaj hat sich noch nicht aus seiner seit einem halben Jahr andauernden Baisse herausgekämpft. Mirlind Kryeziu gefiel etwas besser – der Innenverteidiger hat sich im Vergleich zu seiner Bieler Zeit, wo er häufig etwas überfordert war, zuletzt in der U21 gesteigert – ein gleichwertiger Ersatz für die aktuellen vier Innenverteidiger wäre er aber noch nicht.

Vor allem aber kam in der 2.Halbzeit Yanick Brecher nach einer achteinhalbmonatigen Pause zu seinem Comeback. In der Endphase der letzten Meisterschaft hatte dieser im Training einen Kreuzbandriss erlitten. Gegen Rapperswil benötigte Brecher in seinem 45-Minuten Einsatz allerdings von allen seinen Bändern fast nur die Stimmbänder. Nur einen einzigen unplatzierten Weitschuss Ramadanis in der 77.Minute musste Brecher halten.

FC Rapperswil-Jona – FC Zürich 1:3 (1:2)

Grünfeld Kunstrasen, Rapperswil-Jona.

Tore: 12. Salanovic (Schwizer) 1:0, 31. Rohner (Stettler) 1:1, 43. Winter (Rüegg) 1:2; 54. Koné (Dwamena) 1:3.

FCZ: Baumann (46. Brecher); Stettler, Sadrijaj, Kryeziu, Muheim; Winter, Aliu, Rüegg, Rohner (33. Dwamena); Chiumiento, Koné.

Challenge League-„Dream Team 2016“ – ein ernsthafter Vorschlag

13 (!) FCZ-Spieler waren an den heutigen SFL Awards für das Challenge League «Dream Team 2016» nominiert und gleich 8 (!) wurden gewählt. Bei aller Liebe: das ist auch für einen Tabellenführer ein extremer Wert. Sind die Juroren jetzt plötzlich alle FCZ-Fans geworden?  Nein, natürlich nicht! Die Antwort ist: die SFL Awards konnte man in Bezug auf die Challenge League-Auszeichnungen noch nie ernst nehmen – so war es auch diesmal.

Gewählt werden jeweils nicht die Spieler, welche in den letzten Monaten die beste Leistung erbracht haben, sondern die Namen, die alle kennen.  Das Rezept für die Zusammenstellung des Challenge League Dream Teams ist jedes Jahr das gleiche: man nehme die aus der Super League bekanntesten Namen und mische die zwei Stürmer mit den meisten erzielten Toren hinzu: voilà!

Auch der Begriff «Dream Team 2016» führt in die Irre. Denn es geht jeweils einzig und allein um die Vorrunde der neuen Saison – denn ansonsten müssten ohne Zweifel Spieler von Aufsteiger Lausanne mit dabei sein! Züri Live hat immerhin 50% aller 90 Spiele der Vorrunde live und in voller Länge gesehen und erlaubt sich daher, ein etwas ernsthafteres nicht auf Namedropping basierendes Dream Team der Challenge League-Vorrunde 16/17 zusammenzustellen: voilà! Die Diskussion ist eröffnet!

cl-team-der-vorrunde-1617-zlDie Entdeckung der Vorrunde war aus Sicht von Züri Live der junge Innenverteidiger Ivan Lurati von Chiasso, der nicht zufälligerweise Interesse aus der Serie A weckte. Zusammen mit dem sehr spielstarken Schweizer Juniorennationalspieler Nikola Milosavljevic hat sich aber Sion vom finanziell darbenden Chiasso die beiden Tessiner Juwelen gleich im Doppelpack unter den Nagel gerissen. Der Liechtensteinische Nationalspieler Daniel Kaufmann ist der wohl solideste und fehlerfreiste Innenverteidiger dieser Vorrunde. Lucas überzeugte vor allem mit seinen Offensivvorstössen und konnte nach Luzern verkauft werden.

William Le Pogam zeigte auf der linken Seite eine Dynamik, wie man sie bei Aussenverteidigern auch in der Super League selten sieht, und auf rechts kam es unter Trainer Decastel bei Xamax zur Rennaissance des einstigen grossen Talentes Mike Gomes, der unter Experten zum sicherlich unbestrittenen «Flankengott» der Liga avancierte. Mit Thibault Corbaz übernahm beim starken Xamax ein ehemaliger U21-Nationalspieler im Mittelfeld die zentrale Rolle. Der junge Servettien Mirsad Hasanovic überzeugte mit seiner Laufstärke und Kampfgeist.

Ridge Mobulu gehörte zu den Offensivkräften mit der grössten Qualität, war aber genauso wie Lurati und Le Pogam zeitweise verletzt. Moussa Koné schaffte nach längerer Anlaufzeit den Durchbruch und war deutlich konstanter und auch vielseitiger als der Servettien Jean-Pierre Nsamé oder der Xamaxien Gaëtan Karlen. Und der Ur-Zürcher Oliver Buff brachte mit seiner aussergewöhnlichen Technik Glanz und Spektakel in die Liga.

FCZ auf Kurs Richtung Rückrundenstart in Genf – 1:0 vs. Dinamo Bukarest

Der Auftritt des FCZ im dritten Testspiel im Rahmen des Trainingslagers in Spanien war erfreulich. Die Zürcher machten den Eindruck einer Mannschaft, die im Hinblick auf die Rückrunde in Kürze in die Startblöcke steigt und langsam, aber sicher in den Wettkampfmodus kommt. Von den Rumänen konnte man das überhaupt nicht behaupten, obwohl sie zwei Tage vor dem FCZ mit dem Spitzenkampf gegen Leader Viitorul Constanta in die Rückrunde der obersten Rumänischen Liga starten. Dinamo ist 18-facher Meister und liegt nach der Vorrunde auf dem 5.Platz. Vor allem aber hat der Klub die eigenen Fans glücklich gemacht, weil das Derby schlechthin im Rumänischen Fussball gegen den FCZ-Europa League-Gegner Steaua zwei Mal gewonnen werden konnte bei einem Unentschieden in drei Wettbewerbsspielen. Ansonsten wird das Jahr 2016 in der Dinamo-Chronik eher in dunkler Erinnerung bleiben, nachdem der ehemalige Lausanner Mittelfeldspieler Patrick Ekeng im Mai bei einem Meisterschaftsspiel gegen Viitorul auf dem Platz zusammenbrach und später im Spital starb. Die Nummer 14 des Kameruners wird nicht mehr vergeben.

Beide Equipen traten mit den besten verfügbaren Spielern an und wechselten praktisch durch. Beide hatten im vorhergehenden Testspiel ein Team aus der 2.Bundesliga besiegt – allerdings war das im Falle des FCZ Tabellenschlusslicht St.Pauli gewesen, währenddessen Dinamo gegen Tabellenführer Eintracht Braunschweig 1:0 gewonnen hatte. Im Schweizerisch-Rumänischen Testduell war der FCZ aber die bessere Mannschaft. Es war eine Spielidee erkennbar, der Rhythmus wurde im Vergleich zu den vorhergehenden Partien gesteigert, und der Testlauf vom Team sichtlich ernst genommen. Einzig an der Effizienz im Abschluss haperte es erneut, denn die Mannen von Trainer Uli Forte hätten gut und gerne deutlich höher gewinnen können.

Auch wenn Andris Vanins und Yann-Alexandre Fillion im Zürcher Kasten kaum etwas zu halten hatten, machten beide den gewohnt sicheren und fokussierten Eindruck in ihren Aktionen. Vorne war Dzengis Cavusevic gut aufgelegt, und wurde von den Mitspielern gerne gesucht. Roberto Rodriguez zog immer wieder in die Mitte und spielte Steilpässe in die Tiefe, so wie vor dem 1:0, als er Winter mit einem guten Ball hinter die Abwehr auf die Reise schickte. Die Kombination von Kampfgeist und technischen Qualitäten machte „Robi“ schon in der Vorrunde zu einem wertvollen Spieler im Zürcher Kollektiv. Noch nicht richtig im Flow ist Moussa Koné, der schon in den letzten Wochen der Vorrunde etwas überspielt wirkte. Ein bisschen ähnlich ist es bei Oliver Buff, der in jedem Spiel drei, vier sehr starke Szenen hat, nach seiner Verletzung in Genf insgesamt aber noch ein ganzes Level entfernt ist von der Form, die er über weite Strecken im Herbst hatte. Dass Gilles Yapi wieder regelmässig eingesetzt werden kann, tut der Mannschaft sichtlich gut, und Kevin Rüegg ist eigentlich die ideale Ergänzung des Captains im Zentralen Mittelfeld.

Miro Muheim, der in den letzten Jahren im Juniorennationalteam als Offensivspieler mehrere enttäuschende Auftritte hinter sich hatte, bestätigte auch gegen Dinamo, dass die Position als Linksverteidiger für ihn eine Chance ist. Davide Chiumiento gab sich auf der Position im Zentralen Mittelfeld zwar Mühe, konnte aber auch diesmal nicht überzeugen. Der zuvor angeschlagene und erstmals wieder eingesetzte Burim Kukeli fand nicht überraschend noch nicht richtig ins Spiel. Bei Adrian Winter und Marco Schönbächler lief es etwas besser, als zuletzt. Dafür entfaltete Fabian Rohner über links etwas weniger Wirkung, als in den ersten beiden Testspielen über rechts.

Sehr wohltuend für einen Daheimgebliebenen war der Kommentator des Spiels auf Dolce Sport. Schon in den Europa League-Duellen mit Steaua war die Professionalität, das gute Auge und die Fussballkenntnis der Rumänischen Sportjournalisten positiv aufgefallen. Sehr aufmerksam entging ihm kein taktisches und situationsbezogenes Detail. Er hatte die Entwicklung jedes einzelnen Spielers und vergangene Partien präsent, holte das Maximum aus dem nicht eben inspirierenden Auftritt seiner Landsleute heraus, und selbst ohne Kenntnisse der Rumänischen Sprache konnte man mehr interessante Zusatzinformationen über Dinamo und den FCZ erfahren, als mit einem Deutschschweizer Kommentator. Dass beispielsweise die Operation von Burim Kukeli nach dessen Verletzung im Tessin drei Stunden gedauert hat, wusste der Schreibende zuvor jedenfalls nicht – oder hatte es zumindest verdrängt.

FC Zürich – Dinamo Bukarest 1:0 (1:0)

Tore: 38. Cavusevic (Winter).

FCZ: Vanins (46. Fillion); Brunner (46. Stettler), Nef, Bangura, Voser (46. Muheim); Winter (46. Rodriguez), Rüegg (46. Kukeli), Yapi (46. Chiumiento), Schönbächler (46. Rohner); Cavusevic (46. Koné), Marchesano (46. Buff).

Dinamo: Penedo Cano (46. Branescu); Romera Navarro (65. Ceccarelli), Nedelceanu, Maric, Oliva (67. Olteanu); Nistor (77. Gheorge), Busuladzic (65. Dudea), Palic (71. Corbu); Tircoveanu (46. Hanca), Benec (43. D.Popa), Mahlangu (46. Rotariu).

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