Gute Leistung zum Start auf der Buchlern

Zum Auftakt des 80. Blue Stars/FIFA Youth Cup auf der Buchlern spielt der FCZ gegen die Alterskollegen aus dem nordportugiesischen Braga 0:0. Das von Massimo Rizzo betreute Team aus Spielern der Zürcher U21 und U18 zeigt zumal in der 1. Halbzeit eine gute Leistung und hat mehr vom Spiel. Auf den Flügeln können sich der kürzlich wiedergenesene Lavdim Zumberi und Guillaume Furrer im Eins-gegen-Eins immer wieder Raum verschaffen. Speziell der 17-jährige Furrer, der zu den zehn jüngsten Spielern des Turniers zählt, kann sich dank Technik und Tempo gut von seinen Gegenspielern lösen und seinem Team so Raum und Zeit im Angriff verschaffen, womit die Aussenverteidiger (gegen Braga: Sadiku, Antoniazzi) aufrücken können.

Der FCZ «profitiert» damit am Youth Cup davon, dass der schnelle Flügelspieler von SFV-Trainer Marini nicht für die zur Zeit parallel laufende U17-EM in England aufgeboten worden war. Da hinten neben der Gesamtleistung des Teams gegen den Ball individuell zusätzlich vor allem Torhüter Calvin Heim und Innenverteidiger Lindrit Kamberi einen sehr soliden Eindruck hinterliessen, lässt dies hoffen, dass man auch in den kommenden Spielen den Gegnern nicht viele Möglichkeiten zugestehen wird. Unterstützt wird der FCZ auch dieses Jahr wieder von seinen jüngsten und vielleicht enthusiastischsten Fans, die es sich nicht nehmen liessen, gleich nach dem Schlusspfiff auf die Tribünen des Platzes 2 zu stürmen und GC, das im Parallelspiel zum Auftakt 0:2 gegen Internacional Porto Alegre verloren hatte, mit Schmährufen in die Kabine zu schicken.

FCZ vs. Braga

Heim; Sadiku, Dervenic (21. Dalvand), Kamberi, Antoniazzi; Furrer, Seiler, Ndau, Zumberi; Arghandewall, Di Giusto.

Jetzt mal ehrlich: drei Fragen vor YB – FCZ

  1. Warum fühlen wir uns in Bern so wohl?

Uli Forte, Fredy Bickel, Dodo Jud,… Es ist ein eisernes Gesetz: geht ein Zürcher nach Bern, kommt er anschliessend aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: die Stadt, die Klubs, die Frauen,… Es entstehen kreative Werke, Erfolge – ganze Familien. Auch der FCZ fühlt sich im Wankdorf wohl. In diesem Stadion gab es für den Letzigrund-Klub in den letzten Jahren einige der spektakulärsten Spiele und Siege – unter anderem zwei Mal im Cup. Bei einer Begegnung YB gegen FCZ im Wankdorf sind drei Tore im Normalfall das Minimum, der Unterhaltungsfaktor hoch. Und nicht zu vergessen: im Cupfinal wurde hier 2014 der haushohe Favorit aus Basel geschlagen. Es muss wohl am Geist des 10. Mai 2006 liegen, als YB’s UEFA Cup-Hunger grösser war, als der Meisterhunger des FCB – der 4:2-Sieg der Berner ebnete den Weg zum ersten FCZ-Meistertitel seit 25 Jahren.

  1. Hat Uli Forte recht?

Grundsätzlich: Uli Forte hat immer recht. Er ist der Coach. Aber wird wie vom FCZ-Trainer vorausgesagt YB diesmal wirklich Meister? Es wäre ein grosser Einschnitt. Der oben erwähnte Meistertitel 2006 wandelte in jenen Mai-Tagen nach Zürich. Parallel wanderte damals gleichzeitig etwas anderes in die entgegengesetzte Richtung: der Nimbus des sympathischen Verlierers. Neu war nun nicht mehr der FCZ, sondern YB der Klub, der am längsten keinen Meistertitel mehr geholt hatte. Mittlerweile hat YB mit 31 meisterlosen Jahren den FCZ von damals weit überholt. Seither war YB nach dem FCB mit Abstand das konstanteste Spitzenteam der Schweiz, wovon sechs 2. Plätze und drei 3. Plätze zeugen. Zwei Mal wurde eine Finalissima verloren, zwei Mal ein Cupfinal. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zum FCZ, der über Jahrzehnte gar nicht erst in die Nähe eines grossen Erfolges gekommen war, bei entscheidenden Spielen dann aber trotzdem praktisch immer als Sieger hervorging (unter anderem mit 9 Cuptiteln in 10 Finals).

  1. Ist Bern das neue Zürich?

Wir schreiben das Jahr 1848. Mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft wird eines der ältesten heute noch existierenden Staatswesen der Welt gegründet. Gefunden werden muss nach Jahren des wechselnden «Vorortes» der Sitz für Parlament, Regierung und Verwaltung. Luzern, Zürich und Bern stehen zur Auswahl. Die Meinungen sind geteilt. Einig sind sich die Eidgenossen aber darüber, dass man weiterhin möglichst grosse Diversität will, und kein starkes Zentrum à la Paris, Berlin oder London. Deshalb sind viele gegenüber den bereits relativ grossen Zürich und Bern skeptisch. Und deshalb entscheidet man sich auch dafür, keine eigentliche Hauptstadt zu bestimmen, sondern eine Bundesstadt als Sitz von Parlament, Regierung und Verwaltung. 169 Jahre später startet der Berner Schlittschuh-Club als Schweizer Meister völlig entgegen allen ungeschriebenen Gesetzen und Abmachungen ausgezeichnet in die neue Saison und verzichtet auf den ominösen «Meister-Blues». Gleichzeitig liegen die «weltberühmten» Young Boys in der Super League mit sieben Punkten in Front! Und schon ist es mit der lange gepflegten Berner Zurückhaltung nicht mehr weit her. Nix mehr mit Bundesstadt und 1848. In Bern legt man plötzlich wert darauf, als «Houptschtadt» bezeichnet zu werden – und YB ist demonstrativ der «Houptschtadtklub». Der Ton in Richtung Basel (und Zürich) wird rauer. An der Limmat verfolgt man diese Entwicklung natürlich mit besonderer Sorge. Wollen die Berner uns wirklich unseren in mühsamer Kleinarbeit über Jahre aufgebauten und gepflegten Status als «arroganteste und uneidgenössischste Schweizer» abluchsen? Nicht auszudenken, was los wäre, würde YB nun tatsächlich auch noch den Titel erringen? Wird dann ein Berner Arc de Triomphe errichtet? Oder Berndeutsch als gesamtschweizerische Lingua Franca durchgesetzt?  Und noch schlimmer: gilt Zürich dann plötzlich als vergleichsweise sympathisch? Die Identitätskrise wäre vorprogrammiert!