Sieben auf einen Streich oder wieder ein Streich der Winterthurer? / FCZ – FC Winterthur VORSCHAU mit möglichen Aufstellungen

Im ersten Kantonsderby der neuen Saison spricht der neue FCW-Trainer Ognjen Zaric dem FCZ aufgrund des Laufes, des Kaders und des Heimvorteils die Favoritenrolle zu. Ist das gerechtfertigt?

Der Lauf:
FCZ

Unter Ricardo Moniz hat sich der FC Zürich saison- und wettbewerbsübergreifend tatsächlich in eine Serie von sechs Siegen gespielt. Nach einer Heimniederlage gegen die Berner Young Boys im ersten Spiel unter Ricardo Moniz startete der FCZ ausgerechnet auf der Schützenwiese in Winterthur beim 3:1-Auswärtssieg am viertletzten Spieltag der Finalrunde mit diesem Lauf. Nach frühem Rückstand durch Remo Arnold nach gegnerischem Eckball (16. Minute) folgte die überzeugende Reaktion mit zwei eigenen Toren durch Armstrong Oko-Flex (21. Minute) und Nikola Katic (25. Minute) dank der wieder erlangten Effizienz aus offensiven Standards heraus. Damals dachte man, es ginge in einem „6-Punkte-Spiel“ darum, sich überhaupt noch für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren. Der FC Zürich siegte aber in den nachfolgenden drei Spielen der Meisterschaft 2023/2024. Ein weiterer Sieg des FCZ wäre für Ricardo Moniz der siebte in Folge in einem Wettberwerbsspiel.

FCW
Der FC Winterthur, verlor neben diesem Kantonsderby drei Pflichtspiele davor (inkl. Cup-Halbfinal) und danach, wohl auch weil das späte Ausscheiden im Cup-Halbfinal daheim gegen den Servette FC zu einem Energieabfall führte. Erst in der neuen Saison unter dem neuen Cheftrainer Ognjen Zaric konnte der FC Winterthur mit dem 1:0-Startsieg gegen den FC St.Gallen diesen negativen Lauf beenden und hat sogar erstmals seit dem Aufstieg im Mai 2022 in der Super League eine positive Tordifferenz.

Trotzdem: Vorteil FCZ!

Das Kader:
FCZ

Das Kader des FCZ bekam in der Sommerpause ein anderes Gesicht, was hier auf dieser Plattform schon erwähnt wurde. Einfach zusammengefasst: Hinten stieg die Körperlänge, vorne die Tempofähgkeit, beides ohne taktische und technische Abstriche zu machen. Die Mischung des Kaders zeigt eine Struktur: talentierte, junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, arrivierte Akteure als Leistungsträger in der Achse, ebenfalls von da oder etwas länger im Club, welche auch die Liga gut kennen, dazu noch entwicklungswillige Spieler aus dem Ausland, früh in der Vorbereitung verpflichtet. Ricardo Moniz scheint der Mann zu sein, der das Konglomerat aus diesen verschiedenen Spielern aus vielen Ländern und mit dieser Altersspanne zusammenhalten kann. Die Assistenten haben dabei eine stark unterstützende Funktion, beispielsweise Johan Vonlanthen, der allein schon aufgrund seiner kolumbianischen Herkunft sicher eine spezielle Verbindung zu Juan José Perea hat.

Und dazu stieg der Stand der Fitness, auch der bisherigen Leistungsträger. Selten bis nie wirkten beispielsweise Myrlind Kryeziu und Nikola Katic so spritzig und beweglich, wie zur Zeit. Dies erlaubt, oft höher zu stehen, den Ball schon früh zu gewinnen oder sofort wieder zurückerobern zu können, generell den Ball länger zu besitzen, und so das Geschehen bestimmen sowie die Gefahr vom eigenen Tor fernhalten zu können.

Ricardo Moniz hat in einem 4-4-2 mit Raute die richtige Position für Antonio Marchesano gefunden. Mit vier Toren und zwei Assists hat sich der Tessiner in den letzten sechs Wettbewerbsspielen wieder klar gesteigert. Auch er wirkt beweglicher als zuvor und nimmt nun auch noch länger auf dem Platz am Spiel teil, obwohl er im 34. Altersjahr steht. Mit seinen zwei Toren gegen den Shelbourne FC verdoppelte Marchesano die eigene Torausbeute in europäischen Spielen. Gesamthaft gesehen war es zum sechsten Mal, dass Marchesano mindestens zwei Tore in einem Spiel für den FCZ erzielen konnte. Die Achse stand schon zuvor und steht noch immer. Gegen Yverdon spielten vier der sieben neuen Spieler beim FCZ hinten und vorne jeweils aussen. Die restlichen drei Neuverpflichtungen wurden im Laufe des Spiels eingewechselt.

Auffallend bei den beiden Spielen der neuen Saison ist gewesen, wie stark Moniz und teilweise auch Johan Vonlanthen versuchen, während Spielunterbrüchen auf einzelne Spieler oder eine Gruppe von Akteuren korrigierend einzuwirken. Dabei ist speziell Moniz zu sehen, der immer mit einem Notizblock an der Seitenlinie steht. Wir kennen noch das Notizbüchlein von Lucien Favre. Seither schrieb kein FCZ-Coach mehr selber während eines Spiels Notizen auf Papier. Der Schreibblock von Moniz dient aber auch dazu, den Spielern Positionen, Lauf- und Passwege zu erläutern.

FCW
Erstaunlich ist, dass der FC Winterthur letzte Saison nie schlechter als auf dem 6. Tabellenrang klassiert war, allerdings ab der 2. Runde immer mit einer negativen Tordifferenz. Der Club hat mit Marvin Keller, Alexandre Jankewitz, Adrian Gantenbein und Sayfallah Ltaief wichtige Spieler verloren. Die beiden Letztgenannten und der nun verletzte Nishan Burkart vereinigten letzte Saison 42 Skorerpunkte in Meisterschaft und Cup. Immerhin hat Burkart am vergangenen Freitag seinen Vertrag bis Sommer 2025 um zwei weitere Jahre bis Sommer 2027 verlängert. Im Winter wurden Adrian Durrer (von Lugano ausgeliehen, nun übernommen), Boubacar Fofana (Servette) und Antoine Baroan (damals Torschützen-Leader in Bulgarien) verpflichtet. Fofana war danach sofort eine Hilfe, Baroan verletzte sich noch in der kurzen Winterpause muskulär, genau so, wie nun in der Sommerpause. Er war aber gestern im Abschlusstraining wieder dabei und dürfte im Kantonsderby auf dem Matchblatt stehen. Mit Christian Gomis von Stade Nyonnais erzielte ein Sommer-Neuzugang am ersten Spieltag einen Skorerpunkt und zeigte auf, sich mittelfristig gut entwickeln zu können. Gar in der Startformation dürfte es erneut Fabian Rohner schaffen, der zum 2. Mal in einem Wettbewerbsspiel gegen „seinen“ FCZ antreten wird, nach dem Cup-Einsatz mit dem FC Wil (u.a. zusammen mit Kostadinovic, Kamberi, Krasniqi, Stojilkovic, Silvio und Duah) unter Ciriaco Sforza, in der Saison 2019/2020, den der Gast-Club aus Zürich im Bergholz mit 2:1 nur sehr mühsam gewinnen konnte.

Der neue Trainer des FC Winterthur scheint noch genauere Vorstellungen in einzelnen Details der Spielentwicklung zu haben und arbeitet im Training zusammen mit Staff und Mannschaft akribisch an deren Umsetzung.

Der FCZ besitzt im Kader die grössere Variabilität und aktuell auch die höhere Qualität. Allerdings war es bisher so, dass einzelne ehemalige Spieler des FCZ für den FC Winterthur in Kantonsderbys über sich hinauswachsen konnten. Und Spieler wie Basil Stillhart (ob früher mit Thun oder St. Gallen) oder Silvan Sidler (früher Luzern) spielen gegen den FCZ fast immer auffällig überdurchschnittlich.

Trotzdem: Vorteil FCZ!

Der Heimvorteil:

18910 Zuschauende beträgt der Allzeit-Rekord bei einem Heimspiel des FCZ gegen den FC Winterthur, aufgestellt in der letzten Saison am 7. Oktober 2023. Gemessen an der sehr hohen Anzahl verkaufter Saisonkarten beim FCZ könnte diese Zahl trotz Ferienzeit erreicht werden. Die wachsende Kulisse von Zusehenden ist in einem Derby für die Spieler beider Clubs beflügelnd. Auch der FC Winterthur wird eine hohe Anzahl an Fans mitbringen.

Nur gerade 4 von 38 Meisterschafts-Spielen gewann der FC Winterthur auswärts beim FC Zürich, allerdings zuletzt im Cup-Viertelfinal vor fünf Monaten mit 2:0 durch zwei Tore des ehemaligen FCZ-Juniors Nishan Burkart. Und mit diesem Spiel zusammen ist die Bilanz des FCZ in Heimspielen bei diesen Kantonalderbys seit dem Aufstieg des FC Winterthur inkl. Cup ausgeglichen, sogar mit negativer Tordifferenz.

5 Spiele, 1 Sieg, 3 Unentschieden, 1 Niederlage, 4:5 Tore.
Mit Ramizi war nur einmal ein Spieler des FC Winterthur Torschütze, der nicht bei den Junioren des FCZ gewesen war (Di Giusto, Ltaief, Burkart 2x).

Der Rasen des Letzigrundes litt in den letzten Wochen wegen Konzerten von AC/DC und Taylor Swift, wurde vor Saisonbeginn ausgetauscht und ist offenbar dank des Wetters gut angewachsen. Optisch ist das nicht ganz ersichtlich. Durch zwei Fussball-Spiele innert gut fünfzig Stunden unmittelbar vor dem Kantonsderby wurde er aber sofort wieder beansprucht. Wie gut er nun hält, wird sich zeigen. Ein holpriger Rasen würde die technisch bessere Mannschaft in ihrer Entfaltung mehr zurückbinden.

Daher: Der Heimvorteil des FCZ ist überbewertet!

Die möglichen Aufstellungen:

FCZ

FCZ-Coach Ricardo Moniz scheint sich vor dem Kantonsderby noch unschlüssig zu sein, ob er wie zum Start in die ersten beiden Partien mit Rhombus spielen und auf die gegen die ersten beiden Gegner erfolgreichen Umschaltmomente durch die Mitte setzen, oder ob er auf ein System mit breit stehenden Flügeln wechseln soll, welches nach seinem Eindruck in der 2. Halbzeit gegen Shelbourne nicht gut funktionierte. Es brauche dafür sehr viel Qualität auf den Flügeln, die man beim FC Zürich noch entwickeln müsse, meinte der Niederländer an der Pressekonferenz vor dem Duell gegen den FCW. Es könnte gegen den Nachbarn auch zur einen oder anderen Rotation kommen – vor allem im Sturm. Cheveyo Tsawa Joseph Sabobo und Labinot Bajrami standen am Samstag bei einem 5:1-Testspielsieg gegen die USV Eschen/Mauren in der Startformation und werden daher wohl maximal zu einem kleinen Teileinsatz kommen – falls sie überhaupt im Kader dabei sind. Junior Ligue scheint hingegen zur Zeit unter Ricardo Moniz näher an der Startformation dran zu sein.

FCW

Der FC Winterthur reist mit einem 1:0-Heimsieg gegen St. Gallen zum Derby in den Letzigrund. Man konnte die Grünweissen besiegen obwohl diese gemäss vielen Beobachtern auf der Schützenwiese eine gute Leistung gezeigt hatten. Kontinuität ist Trumpf beim FCW. Mit dem Assistenztrainer Ognjen Zaric und dem bisherigen Ersatztorhüter Markus Kuster haben sich zwei Österreicher im Scheinwerferlicht des Samstagabendspiels zum Auftakt gut präsentiert. Genauso wie der neue Mittelstürmer Christian Gomis, welcher Aldin Turkes und den zuletzt noch etwas angeschlagenen Antoine Baroan auf die Ersatzbank verdrängen könnte.

Daten und Fakten zum Spiel im Vergleich (Transfermarkt)

Head-2-Head (dbfcz)

Head-2-Head (Transfermarkt)

(Mitarbeit. Lukas Stocker)

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