Wie gut war die Leistung der Spieler des FCZ-Kaders in der abgelaufenen Saison 22/23? Nach der detaillierten Auswertung der Mehrzahl der Partien der letzten Saison steht Winterneuverpflichtung Ifeanyi Mathew mit einer Durchschnittsnote von 7,5 deutlich an erster Position. Auf den nächsten Positionen folgen eng beieinander Boranijasevic, Condé, Vyunnik, Krasniqi, Rohner und Ligue. Fünf Spieler lagen mit ihrer Durchschnittsnote im ungenügenden Bereich – allen voran Nikola Katic, der in der abgelaufenen Saision mit 2,5 einen der tiefsten aufgezeichneten Notenschnitte seit Beginn der Züri Live-Notengebung im Jahr 2016 hatte. Katic war sowohl mit wie auch ohne Ball der klar schlechteste FCZ-Spieler der abgelaufenen Saison. Mathew war auch offensiv die Nummer 1, während defensiv der speziell bei gegnerischen Umschaltsituationen immer wieder wertvolle Bledian Krasniqi am besten abschnitt. Im Vergleich zur Foda-Zeit hat sich Blerim Dzemaili unter Bo Henriksen am meisten gesteigert, dazu spielten auch Stephan Seiler, Marc Hornschuh und Cheick Condé unter dem Dänen deutlich besser.
Züri Live Spieler-Noten, Punkte pro Spiel und Torbeteiligungen pro 90 Minuten (noch nicht alle Spiele ausgewertet)
FCZ kann ohne Cheick Condé nicht gewinnen
Die Bilanz der „Punkte pro Spiel“ wird angeführt durch Selmin Hodza und Zivko Kostadinovic, die selten in der Meisterschaft, dafür aber im Cup gegen das Amateurteam Cham dabei waren. Mathew und Katic waren in der resultatmässig schlechten Anfangsphase der Saison nicht mit dabei und haben aus diesem Grund einen guten Punkteschnitt. Cheick Condé, der ebenfalls einen relativ guten Punkte pro Spiel-Schnitt aufweist, war hingegen die ganze Saison dabei. Der Guineer wurde über die Spielzeit verteilt in sechs Meisterschaftsspielen (2x Lugano, je 1x Winterthur, St. Gallen, GC und FCB) drei Mal wegen Gelbsperre und drei Mal als Ersatzspieler (davon beide Partien unter Interims-Coach Colatrella) nicht eingesetzt. Keines dieser sechs Partien konnte der FCZ gewinnen (drei Niederlagen, drei Unentschieden). Auch die einzige Europacup-Partie, in welcher Condé fehlte, wurde zu einer 1:5-Heimklatsche gegen PSV. Bogdan Vyunnik arbeitete sehr viel für die Mannschaft und kam auch aus diesem Grund zu wenig Torchancen im Strafraum. Dass er Tore erzielen kann, zeigte er später an der U21-EM, als er für die Ukraine gegen Spanien ins Netz traf. Am wenigsten Punkte pro Spiel weisen Spieler wie Ivan Santini und Donis Avdijaj auf, die in der Liga-Resultatflaute unter Franco Foda vorwiegend ihre Einsätze hatten.
Der gleiche Ivan Santini weist in der Statistik bezüglich „Torbeteiligungen“ die beste Statistik auf. Der bisher wenig eingesetzte Kroate war pro 90 Minuten in den ausgewerteten Partien an 1,2 FCZ-Toren beteiligt. Danach folgt Zivko Kostadinovic (dank dem Cupspiel in Cham), dann Stephan Seiler , Karol Mets, Aiyegun Tosin und Calixte Ligue. Am wenigsten Torbeteiligungen hatten Yanick Brecher, Becir Omeragic, Ifeanyi Mathew, Nikola Katic und Mirlind Kryeziu. Jonathan Okita hat eine ebenfalls niedrige Torbeteiligung.
Michi Frey zwei Mal hintereinander an der Spitze
Züri Live-Noten Top 5 und Flop 5 von 2016/17 bis 2022/23
Ifeanyi Mathew löst Antonio Marchesano ab, der in der Meistersaison bester Zürcher war. Michael Frey hatte in den Saisons 17/18 und 18/19 zwei Mal hintereinander die beste Durchschnittsnote, wobei er in der zweiten Saison nur in der Anfangsphase mit dabei war. Die sich diesmal unter den Top 5 befindlichen Bledian Krasniqi und Fabian Rohner sind dies nicht zum ersten Mal, hatten schon vor ihren Leihen nach Wil gute Leistungen im FCZ-Trikot gezeigt. Mirlind Kryeziu, Antonio Marchsano und Alain Nef (nun Assistenztrainer), die in der Aufstiegssaison 16/17 unter den Top 5 gewesen waren, sind immer noch mit dabei. Blerim Dzemaili war hingegen in den letzten drei Saisons immer unter den „Flop 5“, wobei er sich im Vergleich zu seiner sehr schlechten Rückkehr-Saison gesteigert hat. Auch der letztjährige beste FCZ-Torschütze Aiyegun Tosin war in jener Spielzeit im Schnitt deutlich ungenügend aufgetreten.
In den letzten Jahren hat wohl noch nie ein FCZ-Trainer so stark auf Kontinuität gesetzt, wie Bo Henriksen – selbst André Breitenreiter nicht. Dieser Eindruck deutete sich bereits letzte Saison an und verstärkte sich in der Sommervorbereitung noch weiter. Weder personell, noch bezüglich Spielformation noch von der Spielweise her gibt es Experimente. Henriksen und die sportliche Führung insgesamt setzt darauf, dass die einzelnen Spieler und das Team als Ganzes sich in der anstehenden Saison weiterentwickeln und zusammenwachsen. Super League-Klubs sind mit Ausnahme von YB und FCB kaum je in der Lage, Spieler für die 1. Mannschaft verpflichten oder heranziehen zu können, die sofort „einschlagen“. Jeder neue Spieler bringt normalerweise gewisse Mankos mit: noch nicht ganz reif für die Liga, schlechte Statistiken, länger verletzt gewesen oder zuletzt in einer tiefer einzuschätzenden Liga gespielt. Wenn man die richtige Wahl trifft, kann so ein Spieler dann aber in der dritten oder vierten Saison, manchmal auch schon in der zweiten aufblühen. Der FCZ hat viele Spieler im Kader, deren Entwicklungspotential noch nicht ausgeschöpft ist oder die bisher noch nicht ihr wahres Gesicht gezeigt haben.
Aliti, Krasniqi, Bar mit „Nationalmannschafts-Handicap“
Der FCZ betont in seinen eigenen Publikationen die resultatmässig erfolgreiche Testspielserie (fünf Siege in fünf Spielen). Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass die Resultate ausschliesslich gegen unterklassige Teams zustande gekommen sind. Selbst bei den Zweitligisten Schaffhausen und Greuther Fürth standen zu den Zeitpunkten, als der FCZ den jeweiligen Sieg klar gemacht hat, einige äusserst unerfahrene Junioren auf dem Platz. Die Wahl der Testgegner muss trotzdem nicht falsch gewesen sein. Die graduelle Steigerung der Stärke der Gegner von Spiel zu Spiel entspricht dem jeweiligen Vorbereitungsstand. Es lassen sich so die im Training eingeübten Inhalte einfacher im Spiel umsetzen. Zu starke Gegner, speziell zu Beginn der Vorbereitung, bergen die Gefahr, dass man zu früh in den Kampf- und Wettkampfmodus gerät – und dabei die Inhalte zu kurz kommen. Letztendlich haben Testspielgegner und – resultate sowieso noch nie etwas über den Erfolg oder Misserfolg beim Saisonstart ausgesagt.
Auf individueller Ebene haben Testspiele hingegen durchaus eine gewisse Aussagekraft. Berücksichtigt werden muss dabei allerdings der unterschiedliche Vorbereitungsstand. Die in den Nationalteams engagierten Kaderspieler sind erst später dazugestossen und haben dementsprechend ein Handicap. Dies kann dem Einen oder Anderen den Platz in der Startformation zum Saisonstart kosten. Vor allem bei Fidan Aliti oder Bledian Krasniqi ist dies relevant, aber natürlich auch bei Neuverpflichtung Arad Bar, der erst im letzten Test gegen die SpVgg Greuther Fürth sein Début im FCZ-Trikot gefeiert hat. Tosin ist davon vermutlich weniger stark betroffen, da seine Position in der Hierarchie der Stammformation gesicherter ist. Die sich grundsätzlich auf dem Sprung in die Super League befindlichen Stürmer Calixte Ligue und Labinot Bajrami kamen den ganzen Juni lang noch in den U18-Playoffs und nun dafür in der Vorbereitung der 1. Mannschaft nicht zum Einsatz – Ligue war (genauso wie Innenverteidiger Kryeziu) beim letzten Test gegen Greuther Fürth angeschlagen, Bajrami zusammen mit Stephan Seiler zudem ebenfalls auf der Tribüne.
Arad Bar überzeugt beim ersten Auftritt
Der FCZ agierte wie schon letzte Saison meist unter Trainer Henriksen (mit Ausnahme von einzelnen Partien gegen den FCB oder YB) ausgerichtet auf Ballbesitz und soweit es die Temperaturen zuliessen auch so häufig wie möglich hochstehend. Dabei offenbarten sich selbst gegen schwächere Gegner einmal mehr die grossen Schwächen der Dreierkette, wenn die Mannschaft hoch steht. Nikola Katic ist wie über weite Strecken der Rückrunde weiterhin der grosse Schwachpunkt – sehr langsam, fällt häufig falsche Entscheidungen, überschätzt sich, spielt viele Fehlpässe – nicht selten im eigenen Strafraum – und gibt dann wahlweise dem Platz, dem Schiedsrichter oder den Mitspielern die Schuld dafür. Lindrit Kamberi, Fabio Daprelà oder Fidan Aliti sind alle ebenfalls keine Sprintraketen. Mit einfachen hohen Bällen hinter die Zürcher Abwehr wird es so tendenziell jedes Mal sehr gefährlich. Mit Daprelà hat der FCZ einen weiteren Linksfuss verpflichtet, der deutlich mehr Ruhe und Sicherheit ausstrahlt, als Katic, vorläufig aber wohl auf der halblinken Position (für Aliti) zum Einsatz kommen wird. Die Rückkehr von Mirlind Kryeziu auf die zentrale Innenverteidigerposition (mit Daprelà als Alternative) an Stelle von Katic, würde der Zürcher Hintermannschaft mehr Stabilität und Sicherheit verleihen. Auf der rechten Innenverteidigerposition machte nicht nur in dieser Vorbereitung, sondern auch schon zuvor Daniel Denoon (U21) den sichereren und reiferen Eindruck als der vom FC Wil zurückgeholte Silvan Wallner – Physis und Speed bringt er ebenfalls mit.
Arad Bar vor der ersten Einwechslung im FCZ-Trikot mit der Nummer 8
Der vom israelischen Zweitligisten Maccabi Petah Tikva verpflichtete Arad Bar hat bei seinem ersten Einsatz gegen Greuther Fürth gleich mal gezeigt, was er drauf hat. Auf seiner angestammten Position im Zentralen Mittelfeld hat sich zwar mittlerweile das Duo Condé / Mathew ziemlich gut eingespielt, der israelische U21-Nationalspieler steht aber sicherlich als offensivere Variante zu Beginn schon für Teileinsätze zur Verfügung und hat sich mit seinem Drive und starken Flanken, obwohl er Rechtsfüsser ist, gleich auch noch als erste Alternative für Adrian Guerrero auf der linken Seite empfohlen – noch vor den ebenfalls auf dieser Position getesteten Fischer und Guzzo.
Ohne Marchesano im Dreimann-Sturm
Coach Bo Henriksen liess in jedem der fünf Vorbereitungspartien mit Dreierabwehr und fast durchgehend mit flachem Vierermittelfeld spielen. Die Formation der drei Forwards änderte sich hingegen. Gegen Kreuzlingen spielte man in der 1. Halbzeit noch mit nur einem 6-er (Hanke) und den beiden 8-ern Nils Reichmuth und Seiler hinter dem Zweimannsturm Rohner / Okita. In der 2. Halbzeit war es dann bereits die Formation mit den zwei 6-ern Condé / Mathew und davor den beiden Reichmuth-Brüdern auf der Doppel-10 hinter der einzigen Spitze Marchesano. Gegen Dietikon bildete bis zum verletzungsbedingten Ausfall Marchesanos der Tessiner die Doppel-10 mit MIguel Reichmuth und wurde dann durch Fischer ersetzt. Nils Reichmuth ersetzte seinen Bruder Miguel zur Pause. Einzige Sturmspitze war erst Okita und dann Avdijaj.
Gegen Rapperswil-Jona begann man dann erstmals mit einem klassischen Dreimann-Sturm mit Linksfuss Nils Reichmuth auf dem rechten und Rechtsfuss Okita auf dem linken Flügel – mit Donis Avdijaj in der Mitte. Nach den Wechseln spielte Hanke auf der Zehn hinter dem Zweimannsturm Santini / Nils Reichmuth. Gegen Schaffhausen begann der Dreimannsturm Rohner / Avdijaj / Okita, der sich im Verlaufe der Partie durch Wechsel zum Trio Nils Reichmuth / Santini / Afriyie wandelte. Gegen Greuther Fürth blieb Henriksen beim Dreimannsturm und begann mit Rohner / Tosin / Okita. Nach einer Stunde ersetzte Afriyie Tosin in der zentralen Sturmposition. Nach 75 Minuten wurden auch Rohner und Okita ausgewechselt. Nun lautete das Sturmtrio Nils Reichmuth / Afriyie / Avdijaj. Für das letzte Spielviertel kam dann auch noch Santini rein, Afriyie rückte auf den Flügel und Nils Reichmuth auf die Doppel-6. Damit beendete man die Testspielreihe mit dem Sturmtrio Afriyie / Santini / Avdijaj.
Reichmuth & Reichmuth: FCZ geht mit Brüderpaar in die Saison
Was auffällt: die Art und Weise wie die vordersten drei Spieler formiert wurden, war in erster Linie abhängig vom vorhandenen Personal. Zu Beginn der Vorbereitung stand kein einziger klassischer Mittelstürmer zur Verfügung. Ab der zweiten Partie mit dem verletzungsbedingten Ausfall Antonio Marchesanos zeichnete sich mit der Zeit dann immer mehr der klassische Dreimannsturm als aktuelle Lösung ab. Ivan Santini und der junge Labinot Bajrami sind typische Mittelstürmer. Der Grossteil der Zürcher Forwards ist vorne hingegen flexibel einsetzbar. Avdijaj, Rohner, Afriyie, Ligue, Okita und Tosin haben alle schon viele Spiele sowohl auf der Flügelposition wie auch im Sturmzentrum gemacht. Man kann im Gegensatz zur Situation vor ein paar Jahren heute wahrlich nicht davon sprechen, dass der FCZ zu wenig Stürmer hätte. Zudem ist eine grosse Diversität von unterschiedlichen Stürmertypen vorhanden. Nils Reichmuths ideale Position ist auf der Zehn oder als hängende Spitze – er wurde in der Vorbereitung aber auch als Rechter Flügel eingesetzt. Letztendlich hat nicht zuletzt der neue Champions League-Sieger das Stereotyp vom zwingenden Profil des blitzschnellen Offensivflügels etwas ins Wanken gebracht. Auch technisch starke „Zehner“-Typen können auf dem Flügel ihre Wirkung gut entfalten.
Mehr als acht Jahre ist es her, als mit den Verteidigern Raphaël und Philippe Koch letztmals ein Brüderpaar im Kader der 1. Mannschaft stand. Jetzt ist es mit den Mittelfeldspielern Nils (21) und Miguel (19) Reichmuth wieder soweit. Zumindest vorerst: denn eine Leihe speziell von Miguel ist denkbar. Beide haben ihre Qualitäten eher im technischen Bereich. Rechtsfuss Miguel zeigte in den Testspielen ordentlich bis gute Leistungen. Linksfuss Nils ist torgefährlicher, und bringt mit den zwei Challenge League-Jahren in Wil mehr Erfahrung mit. Er hat in dieser Sommervorbereitung am meisten gespielt, und liegt zudem bei den Torvorlagen vorne. Mittlerweile ist Nils noch etwas zielstrebiger geworden und bringt auch eine gewisse für die Super League notwendige Pace mit, so dass er als der wohl grösste Gewinner der Sommer-Testspielserie bezeichnet werden kann. Letztendlich zählt aber Sonntag 23. Juli, 16:30 gegen Yverdon-Sport im Letzigrund!
Gleich mit 0:6 verlor der FCZ zum Abschluss der Saison 22/23 den U18-Final im für das Zuschauerinteresse eines solchen Spiels viel zu klein bemessenen FCB Campus in Münchenstein. Basels 3:0-Führung nach nur elf Minuten entschied bereits die Partie. Beim FCZ war keine Reaktion zu sehen. Dabei ging es nicht nur um den Schweizer Meistertitel der höchsten Juniorenstufe, sondern zusätzlich um die Qualifikation für die UEFA Youth League. Somit bleiben die Frauen kommende Saison der einzige FCZ-Vertreter im Europacup.
„FCB U17“ schlägt „FCZ U18“ diskussionslos
Man muss sich dabei vor Augen halten: der FCB dominierte den FCZ total mit einer Startformation, die im Schnitt beinahe ein ganzes Jahr jünger war! (FCB: 1×15, 1×16, 6×17, 3×18; FCZ: 2×17, 9×18) Eigentlich hat eine „FCB U17“ eine „FCZ U18“ klar und deutlich geschlagen. Nicht nur das: es handelt sich bei dieser U18 auch noch um einen eigentlich herausragenden FCZ-Jahrgang. Bereits im Footeco-Alter und in der U16 zeigte sich dieser als überdurchschnittlich talentiert – und wurde durch aussergewöhnliche Transfers auch noch extrem verstärkt.
Bereits vor zwei Jahren kamen Im Zuge der „Affäre Malenovic“ auf dem GC Campus Labinot Bajrami und Bleon Xhemaili in die Obhut des damals neu verpflichteten FCZ U18-Trainers Umberto Romano. Es waren die „Kronjuwelen“ von GC. Bajrami war damals der Torjäger vom Dienst der Schweizer U17-Nationalmannschaft – Xhemaili lenkte das Spiel des Schweizer Nachwuchses von der Sechserposition aus. Nach zwei Jahren unter Romano wirkt Xhemaili mittlerweile wie ein Schatten seiner selbst und spielt beim SFV gar keine Rolle mehr. Bajrami durfte sich hingegen nach einer U18-Saison in die U21-Equipe verabschieden, wo er als 17-jähriger in der Promotion League zehn Tore erzielt hat – eine aussergewöhnliche Statistik. Für die Playoffs wurde der seit drei Wochen 18-jänrige Winterthurer als Verstärkung in die U18 zurückgeholt, hinterliess aber im Final einen ungewöhnlich desorientierten und unkonzentrierten Eindruck.
Unter Genesio Colatrella spielen die U18-Jungs befreit auf
Anfang der aktuellen Saison kamen mit Cheveyo Tsawa und Cosimo Fiorini zwei weitere hochkarätige Verpflichtungen für die U18-Equipe hinzu. Tsawa, Sohn des FCZ Leiter Athletik und früher erfolgreichen Frauen-Coaches Dorjee, ist nach dem von Red Bull Salzburg verpflichteten Federico Crescenti das zweitgrösste Talent aus dem St. Gallen-Nachwuchs der letzten Jahre. Auch er hat im Verlaufe der Saison 22/23 etwas stagniert. Ähnliches kann man von Fiorini sagen: bei seiner Verpflichtung vor Jahresfrist von Fiorentina noch Captain der Italienischen U16- und U17-Natiionalmannschaft, wurde er zwar einerseits von einer Verletzung gebremst, entwickelte sich aber auch als er wieder spielte wenig weiter.
Dass der FCZ Fiorini überhaupt verpflichten konnte, war sicherlich nicht unwesentlich dem Beispiel Willy Gnontos zu verdanken. Diese Karte konnte der FCZ optimal ausspielen und in die Waagschale werfen. Umso mehr schade, was zumindest im ersten Jahr daraus geworden ist. Es ist anzunehmen, dass Fiorini im Sommer in die neuformierte U19- oder sogar noch eher die U21-Equipe wechselt. Er würde dort viel besser aufgehoben sein. Dies sah man unter anderem am Blue Stars/FIFA Youth Cup, als Fiorini wie viele seiner Kollegen unter der Obhut von U21-Coach Genesio Colatrella aufblühte. Das Turnier gewann man verdient und war dabei auch im Spiel gegen dieselbe Basler Equipe, gegen die man im U18-Final nun so erbärmlich „auf die Kappe“ bekam, eher die etwas bessere Mannschaft gewesen.
Fit mit Malenovic-Klient Hediger
Spielerberater Milos Malenovic (genauso wie dessen Mitarbeiter Vero Salatic) war in Basel für einmal persönlich vor Ort. Normalerweise decken Malenovics Assistenten die Schweizer Juniorenligen ab, während er selbst eher international unterwegs ist. Zur Pause verliess er kopfschüttelnd die Tribüne. Nicht nur Xhemaili und Bajrami, auch der bei Malenovic als Praktikant arbeitende Calixte Ligue hatte gar nichts zustande gebracht. Der gleiche Ligue, der früher in der U16 unter Dani Gygax, am FIFA Youth Cup oder in der U21 unter Genesio Colatrella – und auch in der 1. Mannschaft unter Bo Henriksen jeweils Engagement und Herzblut in Person verköpert, stolperte in den U18-Playoffs (nicht nur im Final) als weiterer Verstärkungs-Spieler für Romanos Team händeringend auf dem Platz herum. Nun geht er verspätet in die Ferien und wird für die neue Saison mit Rückstand ins Training der 1. Mannschaft einsteigen.
Dafür glänzte das Team von Basels U18-Coach Dennis Hediger, ebenfalls ein Malenovic-Klient, umso mehr. Zwar musste Iman Beney, die 16-jährige Schweizer Sturmhoffnung für die Frauen-WM, mit ansehen, wie ihr in der FCB U18 engagierter älterer Bruder Romeo frühzeitig ausgewechselt werden musste. Der Titelgewinn der Rot-Blauen war aber zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Nicht überraschend wirkten die Jungs des ehemaligen Personal Trainers und Ernährungsberaters Hediger fit. Trotz hoher Temperaturen hetzten die Stürmer auch beim Stand von 5:0 im Forechecking jedem Ball nach, was beim FCB-Nachwuchs in der Vor-Hediger-Zeit in diesem Ausmass auch bei milderen Temperaturen jeweils nicht der Fall gewesen war. Im Viertelfinal gegen das individuell klar schlechtere Aarau hatte sich der FCB U18-Coach noch einige anspruchsvolle taktische Experimente erlaubt. Daher kam sein Team nur knapp weiter. Im Halbfinal gegen Servette und nun im Final gegen den FCZ zeigte es dann aber sein wahres Gesicht.
FCZ hat meist ein gutes Händchen bei der Wahl der Nachwuchstrainer
Ganz anders der FC Zürich. Die U18 spielte mit einer sehr talentierten Equipe reinen Resultatfussball – ohne dabei wirklich gute Resultate zu erreichen. Schon in der Qualifikation erzielte der FCB fast doppelt so viele Tore. Taktik, Spielweise und Personalpolitik der FCZ U18 waren nicht auf Talententwicklung ausgerichtet. Der Fokus galt auf Vorsicht und Fehlervermeidung im Spiel. Und wenn immer möglich wurden Spieler des älteren Jahrganges bevorzugt eingesetzt. So mogelte man sich mit Verstärkung der zwei etablierten Promotion League-Stürmer Bajrami und Ligue im Duell mit Winterthur und im Penaltyschiessen gegen YB in den Final. Das Coaching an der Seitenlinie wirkte dabei schon seit der letzten Saison eher unprofessionell und diente mehr dem Frustabbau des Trainers, als dem Lernprozess der Spieler.
Die Arbeit eines Trainers zu beurteilen ist immer schwierig. In diesem Fall sind die Indizien hingegen so überwältigend, dass man bei Umberto Romano auch von aussen betrachtet von einem Fehlgriff sprechen muss. Einer, der zu einem „Bottleneck“ auf einer sehr wichtigen Stufe der Talententwicklung geworden ist und neben Stagnation auch zu weiteren Abgängen von guten Talenten führen kann. Ansonsten beweist der FCZ bei der Wahl seiner Nachwuchstrainer häufig ein gutes Händchen. Einer der Ehemaligen hat beispielsweise mit einem Bundesliga-Underdog gerade die Champions League erreicht, ein Zweiter arbeitet seit sechs Jahren erfolgreich im Nachwuchs des in Deutschland im Jugendbereich wegweisenden SC Freiburg, zwei weitere wurden kürzlich vom SFV rekrutiert.
U16: FCZ gewinnt Qualifikation souverän, Luzern setzt sich mit Kontertaktik in Playoffs durch
Unter dem langjährigen U16-Trainer Dani Gygax sieht man Jahr für Jahr eine gute Entwicklung jedes Jahrganges auf dieser Stufe. Gygax scheint mit seiner fordernden und gleichzeitig einfühlsamen Art speziell zu Jungs dieser Alterskategorie einen guten Draht zu finden. Man könnte ihn sich auch sehr gut als beliebten Oberstufenlehrer vorstellen unter dem viele Jugendliche erstmals in ihrem Leben gerne in die Schule gehen. Die aktuelle U16, die vom Talentniveau her in der Breite sicherlich in keiner Weise an die U18 herankommt, hat erneut den Cup gewonnen und die Meisterschaft nach der Qualifikation mit grossem Vorsprung auf dem 1. Platz abgeschlossen. Der Playoff-Halbfinal ging ohne den frühzeitig zu Hoffenheim abgewanderten Zidan Tairi im Penaltyschiessen gegen GC verloren. Schweizer Meister wurde die U16 des FC Luzern, welche sich sowohl im Halbfinal gegen Servette als auch im Final gegen GC hinten einigelte und mit sporadischen, dafür konsequenten Konterangriffen speziell dank ihres Mittelstürmers Andrej Vasovic durchsetzte.
FCZ-Neuverpflichtung Fabio Daprelà beim Traningsstart über seine Deutschkenntnisse, das „Rehatraining“ unter Michael Sulzmann, das Home of FCZ, Bo Henriksen und seine GC-DNA.
Silvan Wallner ist von seiner Leihe in Wil zurück und erzählt, in welchen Bereichen er sich in der Challenge League am meisten entwickelt hat, welches seine Lieblingsposition ist und warum der FC Wil letzte Saison im Aufstiegsrennen mit dabei war.