Kategorie: Spieltag
Matchvorschau, – telegramm und -highlights.
Wie der Nachmittag nach einer Party-Nacht / FCZ – Lausanne-Sport in der Züri Live-Analyse
Wer schon direkt nach einer Party-Nacht zur Arbeit gegangen ist, wird möglicherweise überrascht festgestellt haben, wie gut es am Vormittag gelaufen ist. Das Licht des neu anbrechenden Tages zusammen mit dem Adrenalin kann einen noch weit in den nächsten Tag hinein tragen. Wirklich heftig wird dann aber der Nachmittag. Je nach Art der Tätigkeit benötigt man grösste Anstrengung, nicht einzunicken. Ähnlich fühlte sich das Lausanne-Spiel an. Speziell die 1. Halbzeit war in der Meisterschaft die wohl schlechteste der ganzen Saison – und dies nach einer Top-Leistung in St. Gallen im ersten Spiel nach der Meisterparty. Auch nach der gesamten Spielzeit resultierte eine der tiefsten Züri Live-Durchschnittsnoten und Anzahl Defensivpunkte der Saison.
FCZ mit taktischen Problemen
Trainer André Breitenreiter erschien légère in Jeans an der Seitenlinie und griff trotz offensichtlichen taktischen Problemen seines Teams nicht ein. Da bei Lausanne Stürmer Zeki Amdouni weit zurückhängend agierte, hatten die Waadtländer über weite Strecken der Partie im Mittelfeld eine vier gegen drei-Überzahl, womit der FCZ als Team nicht zurechtkam – zumal die Defensivarbeit der Stürmer für einmal eher zu wünschen übrig liess.

Andy Gogia verpatzt erneut seine Startelf-Chance
Ante Coric war im Vergleich zu seinem starken St. Gallen-Spiel nicht mehr wiederzuerkennen. Und Andy Gogia konnte seine Chance erneut nicht nutzen. Als der Deutsche ab der 5. Runde drei Mal in Folge in der Startformation stand, waren dies die ersten drei von vier sieglosen Partien in Folge: die mit Abstand schlechteste Serie der FCZ-Meistersaison. Die in diesen Partien auflaufende Mannschaft hätte keinen Platz unter den ersten drei der Liga erreicht. Aufgrunddessen auf die Bank verbannt, bekam Gogia später in Yverdon eine erneute Chance und war mit seinem schlechten Auftritt in der 1. Halbzeit mitverantwortlich für das Ausscheiden. Mit Gogia auf der Ersatzbank ging es mit dem FCZ hingegen aufwärts. Nach gewonnener Meisterschaft erhielt er nun also nochmal die Möglichkeit, sich als Starter zu beweisen. Wieder wirkte Gogia lustlos und „neben seinen Schuhen stehend“, als würde er die Aufgabe gegen Gegner wie Yverdon oder Lausanne unterschätzen. In beiden Fällen nahm ihn Trainer Breitenreiter zur Pause raus.
Gogia, der Mann mit der Brechstange im Gepäck
Einen positiven Impact hatte Gogia in denjenigen Situationen, wo er zwischen der 70. und 75. Minute bei Rückstand oder Unentschieden eingewechselt wurde und in drei Fällen noch wesentlich zu Last Minute-Punktgewinnen beitrug: beim 2:1-Derbysieg in der 4. Runde, dem verrückten 3:3 gegen den FCB in der 12. Runde und dem 1:1 in Sion in Runde 22. Gogia ist als Einwechselspieler das Gegenstück zu seinem Landsmann Hornschuh. Dieser wird bei Vorsprung eingewechselt und schliesst mit seinem Positionsspiel und Fleissarbeit die Lücken, um den Vorsprung zu verteidigen. Gogia hingegen ist ein eher chaotischer, positiv ausgedrückt: unberechenbarer Spieler, der bei einem Rückstand mithelfen kann, mit der Brechstange noch ein Tor zu erzwingen. Aufgrund der erfolgreich verlaufenden Saison waren Hornschuhs Dienste häufiger gefragt, als diejenigen von Gogia. Dazu kam die Fussverletzung des georgischstämmigen Deutschen in der Rückrunde, zugezogen beim Herausholen des Penaltys in Sion gegen Cavaré.
Guerrero bringt Laufbereitschaft, Dominanz und Siegeswillen
Nach dem Dreifachwechsel zur Pause trat der FCZ besser auf. Speziell MVP Adrian Guerrero brachte mit seinen proaktiven Laufwegen auf der linken Seite viel mehr Dominanz und Siegeswillen ins Zürcher Spiel. Karol Mets und Stephan Seiler spielten während der ganzen Partie nicht mehr so überragend wie in St. Gallen, aber immer noch gut. Die Bestätigung ist bei beiden geglückt. Und der nach der Cupniederlage in Yverdon bei einem Teil der FCZ-Fans nicht hoch im Kurs stehende Zivko Kostadinovic zeigte, dass er eine gute Nummer Zwei ist. Dass dem aus dem Lausanne-Nachwuchs stammenden Keeper in der Nachspielzeit aber mit seinem schwächeren linken Fuss sogar ein grandioser Ball in Richtung Assan Ceesay gelang, der für den späten 2:2-Ausgleich Marchesanos entscheidend war, muss ihn wohl selbst fast am meisten überrascht haben. Denn mit den Füssen kann er grundsätzlich nicht mit dem Niveau eines Yanick Brecher mithalten.
Highlights
Performance & Stats


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La Südkurve bien supérieure à l’équipe!
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Telegramm
FCZ – Lausanne-Sport 2:2 (0:1)
Tore: 32. Koyalipou (Coyle) 0:1; 56. Ceesay (Marchesano) 1:1, 63. Kukuruzovic (Penalty, Mahou) 1:2, 90.+2 Marchesano (Ceesay) 2:2.
FCZ – Kostadinovic; Kamberi, Hornschuh (74. Dzemaili), Mets; Rohner (69. Khelifi), Seiler, Coric (46. Doumbia), Gogia (46. Guerrero); Marchesano; Gnonto, Kramer (46. Ceesay).
Lausanne-Sport – Castella; Zohouri, Grippo, Husic; Mahou, Trébel (87. Carraco), Coyle (72. Poundjé); Kukuruzovic, N’Guessan (57. Sanches); Koyalipou (57. Ouattara), Amdouni (87. Pollero).
Sturmduo Kramer – Gnonto startet im Letzigrund / FCZ – Lausanne-Sport Vorschau
Nach Meistertiteln sind der FCZ und Lausanne-Sport die Nummern fünf und sechs des Schweizer Fussballs. Daraus könnte man schliessen, dass die beiden Klubs einiges gemeinsam haben. Dazu gehört sicherlich der See und über lange Zeit ein Stadion mit Leichtathletikbahn. Die sportliche Entwicklung der beiden Klubs verlief aber jeweils gegenläufig. Man schwamm nie zusammen auf derselben Welle, sondern kreuzte sich stattdessen immer wieder mal in wegweisenden Partien: die Einen waren auf dem Weg nach unten, die Anderen nach oben.
Pioniere der Flutlichtspiele
In der Pionierphase des Schweizer Fussballs spielten internationale Schulen bei der Verbreitung des Sportes eine grosse Rolle und diese waren vor allem am Lac Léman beheimatet. In den 30-er Jahren holte Lausanne-Sports (damals mit einem „s“ am Ende) drei Meistertitel. 1954 wurde auf die Fussball-WM hin die Pontaise bezogen, das damals mit Abstand modernste Stadion der Schweiz. „LS“ wurde bekannt als „Könige der Nacht“, weil sie als einziger Schweizer Klub eine Flutlichtanlage hatten und darum abends spielen konnten – häufig spektakulär.
Cupfinal 2000 stellt die Weichen
Lausanne-Sports vermochte seit jener Stadioneröffnung aber nur noch einen seiner insgesamt sieben Meistertitel feiern: 1965. Der Klub blieb trotzdem im Gegensatz zum FCZ bis ins Jahr 2002 ununterbrochen Teil der obersten Schweizer Spielklasse. 1998 bis 2000 standen die Waadtländer in ihrer bisher letzten erfolgreichen Phase drei Mal hintereinander im Cupfinal, wobei sie die ersten zwei gewannen und den dritten im Penaltyschiessen gegen den FCZ verloren. Es war eines dieser charakteristischen Duelle, bei dem sich die Wege kreuzten. Lausanne stieg zwei Jahre später (aus administrativen Gründen) erstmals ab und blieb längere Zeit im Unterhaus, während der Cuptitel 2000 gleichzeitig für den FCZ der Auftakt zu erfolgreichen Nuller-Jahren war.
Auch in den 10er-Jahren immer in der entgegengesetzten Richtung unterwegs
In der Saison 15/16, als der FCZ abstieg, stieg gleichzeitig Lausanne auf. Als der FCZ wieder zurück im Oberhaus war, gings für Lausanne in der gleichen Saison wieder die Treppe runter. Mit dem Zürcher Giorgio Contini als Trainer gelang der erneute Wiederaufstieg im zweiten Jahr und beim starken Saisonauftakt ein deutlicher 4:0-Heimsieg in der 3. Runde, welcher dem Waadtländer Ludovic Magnin beim FCZ den Job kostetete. Bereits dessen Vorgänger Uli Forte hatte seinen Job unter anderem als Spätfolge einer lamentablen Leistung seines Teams auf der Pontaise verloren gehabt. Nur eine Saison später steigt Lausanne nun ab – und der FCZ wird Meister.
Gogia, Wallner, Kostadinovic mit Chance in Startelf?
Wettbewerbsverzerrung kann man beiden Teams nicht vorwerfen, wenn sie Spieler aus der 2. Reihe eine Chance geben. So werden sie dies wohl auch tun. Die Hinterreihe stellt sich in Abwesenheit von Omeragic (verletzt) und Aliti (gesperrt) fast von selbst auf. Im Zentrum könnte wieder das Stammtrio Doumbia – Dzemaili – Marchesano zum Zuge kommen, während möglicherweise auf der Seite das Leistungsniveau von Wallner und Gogia von Beginn weg getestet werden könnte. Denkbar auch, dass ein oder zwei Spieler aus der U21 oder U18 auf dem Matchblatt erscheinen könnten, zum Beispiel Selmin Hodza.

Mirlind Kryeziu ist genauso wie Tosin und Leitner nicht im Aufgebot. Hornschuh beginnt einen Tag nach Bekanntgabe seiner Vertragsverlängerung. Trainer Breitenreiter schickt mit Seiler, Coric und Marchesano ein offensives Zentrum in das Spiel. Je nachdem wie Lausanne im Mittelfeld gruppiert sein wird, wird wohl Coric stärker zurückhängend spielen, als in St. Gallen. Rechts darf Rohner an Stelle von Wallner ran. Auf der Bank: Brecher, Guerrero, Wallner, Krasniqi (wiedergenesen!), Ceesay, Boranijasevic, Doumbia, Dzemaili, Khelifi.

Zukunftsorientierte Aufstellung bei Lausanne?
Bei Lausanne könnte ein Kriterium für die Aufstellung sein, ob ein Spieler noch einen Vertrag für nächste Saison besitzt. Steht daher Castella für Diaw zwischen den Pfosten? Captain Stjepan Kukuruzovic kehrt wohl als Sütze im Zentrum zurück, dafür ist denkbar, dass der 19-jährige Carraco nach dem guten ersten Eindruck bei seinem Teileinsatz gegen Basel in der Startformation stehen könnte.

Lausanne seinerseits tritt im Zentrum mit Kukuruzovic, Trebel und N’Guessan an. Der Offensive Mittelfeldspieler Koyalipou wird wohl links für Poundjé auflaufen. Castella steht tatsächlich wieder im Tor, nachdem Diaw beim 0:0 gegen Basel wieder das Gehäuse gehütet hatte.

Der mögliche Doumbia-Ersatz spielt bereits beim FCZ / FCSG – FCZ in der Züri Live-Analyse
Chapeau! Der FCZ schlägt eine Woche nach dem feststehenden Meistertitel die sich in guter Form befindliche zweitbeste Rückrundenmannschaft auswärts im ausverkauften Kybunpark – und dies letztendlich verdient. In einer ausgeglichenen 1. Halbzeit hatte der FCZ bei zwei Fifty-Fifty-Entscheidungen (Offsidetor Guillemenot, mögliches Handspiel Boranijasevics im Strafraum) das Glück zu Beginn auf seiner Seite – und ging mit seiner ersten Torchance in Führung. Leonidas Stergiou liess sich von Ante Coric übertölpeln. Dieser zog den selbst herausgeholten Corner ideal an den nahen Pfosten und ermöglichte Karol Mets dessen erstes Tor im FCZ-Dress.
Brecher mit einer Abwehrquote von 0%
In der 2. Halbzeit hatte der FCZ die besseren Tormöglichkeiten. St. Gallen kam zwar immer wieder zum Abschluss, aber der von Assan Ceesay noch berührte raffiniert geschlagene Direkte Freistosstreffer Quintillas war statistisch der einzige Schuss der Grünweissen, der auf den Kasten von Yanick Brecher kam. Die Abwehrquote des Zürcher Keepers lag also in dieser Partie bei 0%. Dank seinen Offensivqualitäten hat Brecher trotz des letztlich fürs Resultat unerheblichen Patzers beim Offsidetor Guillemenots die Note “6“.
Mets, Gogias Comeback und neu formiertes Zentrum machen Freude
Auch wenn die Gesamtleistung der Mannschaft stark war, gab es im Einzelnen Unterschiede. Das Sturmduo Tosin / Ceesay schien in der 1. Halbzeit noch etwas mit den Gedanken bei der Meisterfeier. Und die rechte Seite war trotz Boranijasevic in der Startformation wie schon gegen Sion in beiden Halbzeiten eine Problemzone. Freude machte das neu formierte Zentrum mit Seiler, Krasniqi und Coric. Auch Karol Mets nutzte in dieser Partie seine Chance – über weite Strecken auf der zentralen Position, nach der Einwechslung Kryezius halblinks. Erfreulich das Comeback Akaki Gogias nach dessen wichtigem Beitrag zum Auswärtspunkt in Sion, bei welchem er sich verletzt hatte.
Ante Coric besteht in St. Gallen mit Technik und Spielwitz
Lindrit Kamberi begann schlecht, konnte sich im Verlauf der Partie dann aber steigern. Wilfried Gnonto vermochte sich auch eingekreist von vier oder gar fünf St. Gallern immer wieder gut zu lösen und Raum für die Mitspieler zu schaffen. Wenn ein Spieler nicht zu den Schnelleren gehört, kann man dies auf Super League-Niveau mit guter Technik in der Regel nicht kompensieren. Ante Corics Technik und Spielwitz ist allerdings nicht gut, sondern herausragend. Der Kroate bewies, dass er auch gegen einen Gegner wie St. Gallen bestehen und dem FCZ mit zum Sieg verhelfen kann – zumal seine defensive Laufleistung im Vergleich zu früheren Saisonpartien ebenfalls verbessert war.
Seiler übernimmt von Beginn weg das Spieldiktat
Most Valuable Player ist aber Stephan Seiler – zuletzt war der 21-jährige Zürcher dies vor einem Jahr bei einer Heimniederlage gegen Luzern gewesen. Damals hatte er noch deutlich mehr Einsatzzeit gehabt, als in der aktuellen Saison. In der 1. Halbzeit lag Seilers Fokus auf der Offensive, im 2. Durchgang war der Zentrale Mittelfeldspieler stärker defensiv gefordert. Vor dem Spiel schien Seiler als Motto mitbekommen zu haben, frisch von der Leber weg zu spielen und etwas zu wagen. Mit der grössten Selbstverständlichkeit übernahm Seiler mit seiner Laufbereitschaft und im Vergleich zu früher stark verbessertem Passspiel von Beginn weg das Spieldiktat. Praktisch jeder gefährliche Zürcher Angriff der 1. Halbzeit lief über ihn. Seine Diagonal- und Steilpässe beschäftigten die Grünweissen mehr als diesen lieb war und verhinderten einen Sturmlauf des Heimteams in der Anfangsphase.
Ähnliches Profil wie Doumbia
In den zweiten 45 Minuten schloss Seiler viele Lücken und half entscheidend mit, die St. Galler Angriffe zu bremsen und entschärfen. Seiler ist von seinem Stärken-/Schwächen-Profil ein sehr ähnlicher Spieler wie Ousmane Doumbia. Und in St. Gallen war er gar besser als der Ivorer: weniger Fehler, besseres Positionsspiel, Technik, Ballführung, Antritt, Beweglichkeit und Handlungsschnelligkeit. Die für Doumbia typischen spektakulären Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte sind auch eine Stärke von Seiler. Wenn der Gegner Sion geheissen hätte, wäre dies auch mehr zur Geltung gekommen. Der mögliche Doumbia-Ersatz spielt also bereits beim FCZ.
Highlights
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Telegramm
FCSG – FCZ 1:2 (1:2)
Tore: 10. Mets (Coric) 0:1, 37. Quintilla 1:1, 43. Maglica (Eigentor, Guerrero) 1:2.
St. Gallen – Zigi; Cabral, Stergiou, Maglica, Schmidt; Quintilla; Fazliji (87. Babic), Ruiz (62. Toma); Lungoyi (62. Von Moos), Duah (62. Besio), Guillemenot (75. Jankewitz).
FCZ – Brecher; Kamberi, Mets, Aliti (63. Kryeziu); Boranijasevic (46. Wallner), Krasniqi (58. Hornschuh), Seiler, Guerrero; Coric (81. Gogia); Tosin (46. Gnonto), Ceesay.
Roger Federer erblasst vor Neid / FCZ – Sion in der Züri Live-Analyse
Jedes der vier Saisonduelle mit dem FC Sion verlief unterschiedlich. Trotzdem gibt es bei diesem 5:1-Heimsieg Parallelen mit dem ersten Aufeinandertreffen im Letzigrund im Oktober. Beide Heimspiele gegen die Walliser wurden mit vier Toren Unterschied gewonnen und in beiden liess der FCZ im zweiten Viertel der Partie stark nach – und die Walliser ins Spiel kommen. Ebenso traf sowohl im Oktober wie im April der FC Zürich früh in beiden Spielhälften – und in drei dieser vier Halbzeiten war Assan Ceesay nach jeweils weniger als drei Minuten der Torschütze.
Sion verliert durch Wesleys Ausfall die Balance
Im Gegensatz zum 1:1 im Tourbillon im Februar liess sich Sion diesmal nicht auf ein Eins-gegen-Eins auf dem ganzen Platz ein, sondern zog sich stärker zurück. Trainer Tramezzani hatte in den Wochen zuvor mit einer für seine Verhältnisse ungewohnten personellen und taktischen Kontinuität Erfolg gehabt. Gegen den FCZ waren sein Mittelfeld und die Stürmer aber zu anfällig auf Ballverluste, vor allem gegen den Zürcher MVP Ousmane Doumbia. Der frühe verletzungsbedingte Ausfall des kampfstarken Wesleys brachte das Walliser Gleichgewicht zusätzlich durcheinander. Dessen Ersatz Bua oder auch das Mittelfeld mit Baltazar, Zuffi und Grgic fehlte es an Qualität im Zweikampfverhalten und im Spiel ohne Ball. Mit diesen und ähnlichen Akteuren kassierte der FCZ 15/16 einige hohe Niederlagen und stieg ab – mit einer von hinten bis vorne diszipliniert spielenden Mannschaft wurde man nun diese Saison Meister. Gegen die aktuelle Pressingmaschine FCZ fiel Sion letztendlich zum zweiten Mal auseinander. Und dass beispielsweise der für Super League-Verhältnisse technisch beschränkte Birama Ndoye vor dem 4:1 vor dem eigenen Strafraum mit Assan Ceesay im Rücken zu jonglieren versuchte, half natürlich auch nicht. Nicht gegen diesen FCZ.
FCZ rechts ohne Boranijasevic mit Defensiv-Problemen
Kopflos war Sion aber nicht angetreten. Sie suchten lange Zeit immer wieder erfolgreich im Spielaufbau meist über Bamert und Benito die Halbräume im Mittelfeld. Auf der rechten Sion-Seite wurde dies aber bald mal dadurch unterbunden, dass Ceesay konsequenter nach hinten zu arbeiten begann und Bamert weitgehend aus dem Spiel nahm. Gnonto auf der anderen Seite liess hingegen Benito immer wieder zu viel Spielraum. Sion hatte sich sowieso vorgenommen, in Abwesenheit von Nikola Boranijasevic vorwiegend über die linke Seite zum Erfolg zu kommen. Und die Walliser hatten mit diesem Plan Recht. Rohner / Kamberi / Dzemaili bekundeten defensiv immer wieder grosse Probleme – und als Wallner noch vor der Pause den angeschlagenen Rohner ersetzte, wurde es eher noch schlimmer. Das Beispiel zeigt einmal mehr, wie wichtig es diese Saison war, dass der FCZ kaum verletzungsbedingte Ausfälle von Stammspielern zu beklagen hatte. Silvan Wallner konnte sich nicht empfehlen, und Fabian Rohner wäre möglicherweise auf der Stürmerposition besser aufgehoben, als im rechten Couloir.
Gnonto als Starter und Tosin als Joker funktioniert gut
Rohners grosse Qualitäten im Abschluss offenbarten sich einmal mehr bei dessen Traumtor nach Diagonalball Doumbias in der 9. Minute. Dieses hatte Rohner mit guter Antizipation im Mittelfeld selbst eingeleitet gehabt. Die Kombination Gnonto in der Startformation und Tosin als Einwechselspieler für den jungen Lombarden funktionierte einwandfrei: Gnonto war an den ersten drei Toren beteiligt und Joker Tosin erzielte Nummer vier und fünf gleich selbst. Karol Mets verzeichnete wie schon gegen YB auch diesmal wieder einen unkonzentrierten Teileinsatz und verschuldete gegen den eigentlich eher harmlosen Giovanni Sio unnötigerweise zwei gefährliche Szenen im Zürcher Strafraum.
Highlights
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Szene
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Telegramm
FCZ – Sion 5:1 (2:1)
Tore: 2. Ceesay (Gnonto) 1:0, 9. Rohner (Doumbia) 2:0, 32. Cavaré (Cipriano) 2:1; 50. Aliti (Gnonto) 3:1, 72. Tosin (Ceesay) 4:1, 77. Tosin (Dzemaili) 5:1.
FCZ – Brecher; Kamberi, Kryeziu, Aliti; Rohner (41. Wallner), Doumbia, Dzemaili (79. Seiler), Guerrero (79. Mets); Marchesano (64. Hornschuh); Gnonto (64. Tosin), Ceesay.
Sion – Fickentscher; Bamert, Ndoye, Benito; Cavaré, Zuffi (68. Sio), Cipriano; Baltazar, Grgic; Wesley (13. Bua, 83. Tosetti), Stojilkovic.
Neues Mittelfeld mit Krasniqi, Seiler und Coric – FCSG-FCZ Startformationen
Beim FCZ ist Ousmane Doumbia gesperrt. Der fraglich gemeldete Kramer ist genauso wie Blerim Dzemaili und Moritz Leitner nicht im Aufgebot. Der FCZ läuft in St. Gallen zum Rückrundenspitzenkampf mit einem komplett neuen Zentrum auf: Stephan Seiler, Bledian Krasniqi und Ante Coric. Marchesano und Kryeziu sitzen auf der Bank. In der Hinterreihe kommt Karol Mets rein. Lindrit Kamberi könnte in der Dreierabwehr im Zentrum auflaufen.

Beim FC St. Gallen wird mit Lukas Görtler ebenfalls der Mittelfeldkämpfer als krank gemeldet, Von Moos war vor der Partie fraglich, nimmt aber auf der Ersatzbank Platz.
Das Zeidler-Team ist zuletzt jeweils auswärts mit Raute und zu Hause mit einem Dreimannsturm angetreten – so auch heute wieder, wobei zu Beginn der ehemalige Juniorennationalspieler Lungoyi Von Moos ersetzt. Beim Spiel mit Raute (auswärts) hatte sich im Spiel mit Ball in der Angriffszone häufig entweder Victor Ruiz oder Lukas Görtler auf die Position des Rechten Flügels verschoben, so dass ebenfalls situativ ein Dreimannsturm entstand.

Tore auf Champions League-Niveau / FCB – FCZ in der Züri Live-Analyse
Im Meisterspiel im St. Jakob Park wendet der FCZ das Rezept an, das er im Verlauf der Saison gegen YB und den FCB immer besser hat umsetzen können. Es gelingt, ein Spiel mit wenig Torchancen zu erzwingen, in welchem der FCZ als effizientere Mannschaft am Ende als Sieger hervorgeht. Eingeübte Spielzüge auf hohem Niveau nach stehenden Bällen entscheiden die Partie. Es ist das zehnte Saisontor nach einem Freistoss und das zweite nach einem eigenen Abstoss. Nur in der 3./4. Minute hatte Basel zwei gute Torchancen hintereinander, bei welchen der FCZ allerdings viele Beine zwischen Ball und dem eigenen Gehäuse stehen hatte. Es fiel letztendlich nicht ins Gewicht, dass der im gegnerischen Strafraum am häufigsten gesuchte Kryeziu erneut mit seinem schlechten Offensiv-Timing viele Chancen im Ansatz „versemmelte“. Denn Basel erlebte nach den frühen verletzungsbedingten Auswechslungen von Lang und Stocker einen Bruch in seinem Spiel.
Déjà Vu für Nikola Boranijasevic und Blerim Dzemaili
Nikola Boranijasevic schoss zum dritten Mal in Folge gegen Basel ein Tor, zwei Mal davon auf Vorlage seines Pendants Adrian Guerrero. Dazu kommt sein entscheidender Assist beim 3:3-Ausgleichstreffer Assan Ceesays im Oktober im Letzigrund in der 95. Minute. Ausserdem holte Boranijasevic gegen Liam Millar den Freistoss heraus, der diesmal zum 1:0-Führungstreffer des FCZ führte. Blerim Dzemaili führte diesen acht Meter zu weit vorne aus. Er hatte bereits bei seinem ersten Auftritt im St. Jakob Park nach seiner Rückkehr vor anderthalb Jahren ein Freistossassist gegeben – damals für Lasse Sobiech. In den letzten zwei Saisons hat der FCZ gegen den FCB nun eine Bilanz von fünf Siegen und zwei Niederlagen bei einem Unentschieden. Das Unentschieden ist aussergewöhnlich nicht nur in der Art und Weise wie es zustandekam, sondern auch weil es das einzige in den letzten 16 Direktbegegnungen war.
Die drei „Kapitäne“ sind im St. Jakob Park voll da
Die drei vor der Saison definierten „Kapitäne“ waren beim entscheidenden Schritt zur Meisterschaft für einmal alle zusammen voll da. Bei Antonio Marchesano ist dies sowieso fast immer und bei Yanick Brecher zuletzt immer häufiger der Fall gewesen. Blerim Dzemaili hingegen legte nach einigen eher schwächeren Auftritten seine beste Leistung seit dem Auswärtssieg in Luzern hin. Mirlind Kryeziu war in der Druckphase Basels zu Beginn sehr wichtig, baute dann mit zunehmender Spieldauer ab. Assan Ceesay bewies einmal mehr seinen grossen Wert für den FC Zürich und Lindrit Kamberi agierte erneut sehr ruhig und solide. Tosin hingegen bestätigte einmal mehr, dass er meistens eher unterdurchschnittlich spielt, wenn er in der Startformation steht. Als Joker war der für Benin spielende Nigerianer hingegen zuletzt fast immer stark. Ousmane Doumbia erwischte einen ganz schlechten Start in die Partie. Adrian Guerrero lief erneut sehr viel, seine Fehlerquote hat sich im letzten Saisonviertel aber erhöht.
Antonio Marchesano – würdiger MVP im Meisterspiel
MVP ist Antonio Marchesano – zum neunten Mal in dieser Saison, davon zwei Mal in der Rückrunde (YB auswärts als Einwechselspieler und FCB auswärts). Wie in den letzten Jahren war der Tessiner der auf hohem Niveau konstanteste und damit über die ganze Saison hinweg erneut beste FCZ-Spieler. Die aktuelle Ära des FCZ muss von Spielerseite her am stärksten mit seinem Namen verbunden werden. Nicht nur seine Offensivqualitäten sind für Super League-Verhältnisse aussergewöhnlich. Er ist gleichzeitig seit Jahren auch einer der Defensivchefs auf dem Platz. Marchesano organisiert die Defensivarbeit der Stürmer und teilweise auch des Mittelfeldes. In dieser Saison konnte er dies unaufgeregt tun, weil seine Vorder- und Nebenleute ihre Arbeit im Spiel ohne Ball weitgehend diszipliniert und professionell verrichteten. In den Saisons davor sah man Marchesano häufig auf dem Platz regelrecht ausflippen, weil immer wieder Mitspieler ihre Laufwege nicht verrichtet hatten. So konnte sich der Tessiner in dieser Saison stärker auf seine eigenen Aktionen fokussieren. Seine Rekordserie an Direkten Freistosstoren zu Beginn der Saison trug viel zum positiven Momentum bei. In der Liga steht er mittlerweile bei zwölf Toren und fünf Assists (total 16/6). Als langjähriger Challenge League-Spieler ist „Anto“ zum FCZ gewechselt. Nach seinen wesentlichen Beiträgen zu Aufstieg, Cuptitel und Meisterschaft, wartet auf ihn im Sommer die nächste Herausforderung: Champions League-Qualifikation. Eine seiner bisher besten Partien im FCZ-Dress hat der „Bernardo Silva für Arme“ gegen Bayer Leverkusen gespielt.

Highlights
Performance & Stats


Szenen

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Telegramm
FCB – FCZ 0:2 (0:2)
Tore: 40. Ceesay (Dzemaili) 0:1, 45.+3 Boranijasevic (Guerrero) 0:2.
Basel – Lindner; Lang (14. Katterbach, 67. Pavlovic), Frei, Pelmard, Lopez; Burger, Xhaka; Ndoye, Stocker (25. Kasami), Millar (67. Fernandes); Esposito (67. Szalai).
FCZ – Brecher; Kamberi, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic (84. Rohner), Doumbia, Dzemaili (64. Hornschuh), Guerrero; Marchesano (64. Coric); Ceesay (46. Kramer), Tosin (72. Gnonto).
Stimmen
„Ähnlich wie Bellinzona“ – Brecher, A. Canepa und Breitenreiter feiern mit Fans und Frauenteam
Blerim Dzemaili: „Mein wichtigster Meistertitel“
#Trust the process – Brecher, Breitenreiter, Canepa und Dzemaili analysieren die FCZ-Saison





