Wie der Nachmittag nach einer Party-Nacht / FCZ – Lausanne-Sport in der Züri Live-Analyse

Wer schon direkt nach einer Party-Nacht zur Arbeit gegangen ist, wird möglicherweise überrascht festgestellt haben, wie gut es am Vormittag gelaufen ist. Das Licht des neu anbrechenden Tages zusammen mit dem Adrenalin kann einen noch weit in den nächsten Tag hinein tragen. Wirklich heftig wird dann aber der Nachmittag. Je nach Art der Tätigkeit benötigt man grösste Anstrengung, nicht einzunicken. Ähnlich fühlte sich das Lausanne-Spiel an. Speziell die 1. Halbzeit war in der Meisterschaft die wohl schlechteste der ganzen Saison – und dies nach einer Top-Leistung in St. Gallen im ersten Spiel nach der Meisterparty. Auch nach der gesamten Spielzeit resultierte eine der tiefsten Züri Live-Durchschnittsnoten und Anzahl Defensivpunkte der Saison.

FCZ mit taktischen Problemen

Trainer André Breitenreiter erschien légère in Jeans an der Seitenlinie und griff trotz offensichtlichen taktischen Problemen seines Teams nicht ein. Da bei Lausanne Stürmer Zeki Amdouni weit zurückhängend agierte, hatten die Waadtländer über weite Strecken der Partie im Mittelfeld eine vier gegen drei-Überzahl, womit der FCZ als Team nicht zurechtkam – zumal die Defensivarbeit der Stürmer für einmal eher zu wünschen übrig liess.

Andy Gogia verpatzt erneut seine Startelf-Chance

Ante Coric war im Vergleich zu seinem starken St. Gallen-Spiel nicht mehr wiederzuerkennen. Und Andy Gogia konnte seine Chance erneut nicht nutzen. Als der Deutsche ab der 5. Runde drei Mal in Folge in der Startformation stand, waren dies die ersten drei von vier sieglosen Partien in Folge: die mit Abstand schlechteste Serie der FCZ-Meistersaison. Die in diesen Partien auflaufende Mannschaft hätte keinen Platz unter den ersten drei der Liga erreicht. Aufgrunddessen auf die Bank verbannt, bekam Gogia später in Yverdon eine erneute Chance und war mit seinem schlechten Auftritt in der 1. Halbzeit mitverantwortlich für das Ausscheiden. Mit Gogia auf der Ersatzbank ging es mit dem FCZ hingegen aufwärts. Nach gewonnener Meisterschaft erhielt er nun also nochmal die Möglichkeit, sich als Starter zu beweisen. Wieder wirkte Gogia lustlos und „neben seinen Schuhen stehend“, als würde er die Aufgabe gegen Gegner wie Yverdon oder Lausanne unterschätzen. In beiden Fällen nahm ihn Trainer Breitenreiter zur Pause raus.

Gogia, der Mann mit der Brechstange im Gepäck

Einen positiven Impact hatte Gogia in denjenigen Situationen, wo er zwischen der 70. und 75. Minute bei Rückstand oder Unentschieden eingewechselt wurde und in drei Fällen noch wesentlich zu Last Minute-Punktgewinnen beitrug: beim 2:1-Derbysieg in der 4. Runde, dem verrückten 3:3 gegen den FCB in der 12. Runde und dem 1:1 in Sion in Runde 22. Gogia ist als Einwechselspieler das Gegenstück zu seinem Landsmann Hornschuh. Dieser wird bei Vorsprung eingewechselt und schliesst mit seinem Positionsspiel und Fleissarbeit die Lücken, um den Vorsprung zu verteidigen. Gogia hingegen ist ein eher chaotischer, positiv ausgedrückt: unberechenbarer Spieler, der bei einem Rückstand mithelfen kann, mit der Brechstange noch ein Tor zu erzwingen. Aufgrund der erfolgreich verlaufenden Saison waren Hornschuhs Dienste häufiger gefragt, als diejenigen von Gogia. Dazu kam die Fussverletzung des georgischstämmigen Deutschen in der Rückrunde, zugezogen beim Herausholen des Penaltys in Sion gegen Cavaré.

Guerrero bringt Laufbereitschaft, Dominanz und Siegeswillen

Nach dem Dreifachwechsel zur Pause trat der FCZ besser auf. Speziell MVP Adrian Guerrero brachte mit seinen proaktiven Laufwegen auf der linken Seite viel mehr Dominanz und Siegeswillen ins Zürcher Spiel. Karol Mets und Stephan Seiler spielten während der ganzen Partie nicht mehr so überragend wie in St. Gallen, aber immer noch gut. Die Bestätigung ist bei beiden geglückt. Und der nach der Cupniederlage in Yverdon bei einem Teil der FCZ-Fans nicht hoch im Kurs stehende Zivko Kostadinovic zeigte, dass er eine gute Nummer Zwei ist. Dass dem aus dem Lausanne-Nachwuchs stammenden Keeper in der Nachspielzeit aber mit seinem schwächeren linken Fuss sogar ein grandioser Ball in Richtung Assan Ceesay gelang, der für den späten 2:2-Ausgleich Marchesanos entscheidend war, muss ihn wohl selbst fast am meisten überrascht haben. Denn mit den Füssen kann er grundsätzlich nicht mit dem Niveau eines Yanick Brecher mithalten.

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La Südkurve bien supérieure à l’équipe!

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FCZ – Lausanne-Sport 2:2 (0:1)
Tore: 32. Koyalipou (Coyle) 0:1; 56. Ceesay (Marchesano) 1:1, 63. Kukuruzovic (Penalty, Mahou) 1:2, 90.+2 Marchesano (Ceesay) 2:2.
FCZ – Kostadinovic; Kamberi, Hornschuh (74. Dzemaili), Mets; Rohner (69. Khelifi), Seiler, Coric (46. Doumbia), Gogia (46. Guerrero); Marchesano; Gnonto, Kramer (46. Ceesay).
Lausanne-Sport – Castella; Zohouri, Grippo, Husic; Mahou, Trébel (87. Carraco), Coyle (72. Poundjé); Kukuruzovic, N’Guessan (57. Sanches); Koyalipou (57. Ouattara), Amdouni (87. Pollero).



Der mögliche Doumbia-Ersatz spielt bereits beim FCZ / FCSG – FCZ in der Züri Live-Analyse

Chapeau! Der FCZ schlägt eine Woche nach dem feststehenden Meistertitel die sich in guter Form befindliche zweitbeste Rückrundenmannschaft auswärts im ausverkauften Kybunpark – und dies letztendlich verdient. In einer ausgeglichenen 1. Halbzeit hatte der FCZ bei zwei Fifty-Fifty-Entscheidungen (Offsidetor Guillemenot, mögliches Handspiel Boranijasevics im Strafraum) das Glück zu Beginn auf seiner Seite – und ging mit seiner ersten Torchance in Führung. Leonidas Stergiou liess sich von Ante Coric übertölpeln. Dieser zog den selbst herausgeholten Corner ideal an den nahen Pfosten und ermöglichte Karol Mets dessen erstes Tor im FCZ-Dress.

Brecher mit einer Abwehrquote von 0%

In der 2. Halbzeit hatte der FCZ die besseren Tormöglichkeiten. St. Gallen kam zwar immer wieder zum Abschluss, aber der von Assan Ceesay noch berührte raffiniert geschlagene Direkte Freistosstreffer Quintillas war statistisch der einzige Schuss der Grünweissen, der auf den Kasten von Yanick Brecher kam. Die Abwehrquote des Zürcher Keepers lag also in dieser Partie bei 0%. Dank seinen Offensivqualitäten hat Brecher trotz des letztlich fürs Resultat unerheblichen Patzers beim Offsidetor Guillemenots die Note “6“.

Mets, Gogias Comeback und neu formiertes Zentrum machen Freude

Auch wenn die Gesamtleistung der Mannschaft stark war, gab es im Einzelnen Unterschiede. Das Sturmduo Tosin / Ceesay schien in der 1. Halbzeit noch etwas mit den Gedanken bei der Meisterfeier. Und die rechte Seite war trotz Boranijasevic in der Startformation wie schon gegen Sion in beiden Halbzeiten eine Problemzone. Freude machte das neu formierte Zentrum mit Seiler, Krasniqi und Coric. Auch Karol Mets nutzte in dieser Partie seine Chance – über weite Strecken auf der zentralen Position, nach der Einwechslung Kryezius halblinks. Erfreulich das Comeback Akaki Gogias nach dessen wichtigem Beitrag zum Auswärtspunkt in Sion, bei welchem er sich verletzt hatte.

Ante Coric besteht in St. Gallen mit Technik und Spielwitz

Lindrit Kamberi begann schlecht, konnte sich im Verlauf der Partie dann aber steigern. Wilfried Gnonto vermochte sich auch eingekreist von vier oder gar fünf St. Gallern immer wieder gut zu lösen und Raum für die Mitspieler zu schaffen. Wenn ein Spieler nicht zu den Schnelleren gehört, kann man dies auf Super League-Niveau mit guter Technik in der Regel nicht kompensieren. Ante Corics Technik und Spielwitz ist allerdings nicht gut, sondern herausragend. Der Kroate bewies, dass er auch gegen einen Gegner wie St. Gallen bestehen und dem FCZ mit zum Sieg verhelfen kann – zumal seine defensive Laufleistung im Vergleich zu früheren Saisonpartien ebenfalls verbessert war.

Seiler übernimmt von Beginn weg das Spieldiktat

Most Valuable Player ist aber Stephan Seiler – zuletzt war der 21-jährige Zürcher dies vor einem Jahr bei einer Heimniederlage gegen Luzern gewesen. Damals hatte er noch deutlich mehr Einsatzzeit gehabt, als in der aktuellen Saison. In der 1. Halbzeit lag Seilers Fokus auf der Offensive, im 2. Durchgang war der Zentrale Mittelfeldspieler stärker defensiv gefordert. Vor dem Spiel schien Seiler als Motto mitbekommen zu haben, frisch von der Leber weg zu spielen und etwas zu wagen. Mit der grössten Selbstverständlichkeit übernahm Seiler mit seiner Laufbereitschaft und im Vergleich zu früher stark verbessertem Passspiel von Beginn weg das Spieldiktat. Praktisch jeder gefährliche Zürcher Angriff der 1. Halbzeit lief über ihn. Seine Diagonal- und Steilpässe beschäftigten die Grünweissen mehr als diesen lieb war und verhinderten einen Sturmlauf des Heimteams in der Anfangsphase.

Ähnliches Profil wie Doumbia

In den zweiten 45 Minuten schloss Seiler viele Lücken und half entscheidend mit, die St. Galler Angriffe zu bremsen und entschärfen. Seiler ist von seinem Stärken-/Schwächen-Profil ein sehr ähnlicher Spieler wie Ousmane Doumbia. Und in St. Gallen war er gar besser als der Ivorer: weniger Fehler, besseres Positionsspiel, Technik, Ballführung, Antritt, Beweglichkeit und Handlungsschnelligkeit. Die für Doumbia typischen spektakulären Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte sind auch eine Stärke von Seiler. Wenn der Gegner Sion geheissen hätte, wäre dies auch mehr zur Geltung gekommen. Der mögliche Doumbia-Ersatz spielt also bereits beim FCZ.

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FCSG – FCZ 1:2 (1:2)
Tore: 10. Mets (Coric) 0:1, 37. Quintilla 1:1, 43. Maglica (Eigentor, Guerrero) 1:2.
St. Gallen – Zigi; Cabral, Stergiou, Maglica, Schmidt; Quintilla; Fazliji (87. Babic), Ruiz (62. Toma); Lungoyi (62. Von Moos), Duah (62. Besio), Guillemenot (75. Jankewitz).
FCZ – Brecher; Kamberi, Mets, Aliti (63. Kryeziu); Boranijasevic (46. Wallner), Krasniqi (58. Hornschuh), Seiler, Guerrero; Coric (81. Gogia); Tosin (46. Gnonto), Ceesay.



Roger Federer erblasst vor Neid / FCZ – Sion in der Züri Live-Analyse

Jedes der vier Saisonduelle mit dem FC Sion verlief unterschiedlich. Trotzdem gibt es bei diesem 5:1-Heimsieg Parallelen mit dem ersten Aufeinandertreffen im Letzigrund im Oktober. Beide Heimspiele gegen die Walliser wurden mit vier Toren Unterschied gewonnen und in beiden liess der FCZ im zweiten Viertel der Partie stark nach – und die Walliser ins Spiel kommen. Ebenso traf sowohl im Oktober wie im April der FC Zürich früh in beiden Spielhälften – und in drei dieser vier Halbzeiten war Assan Ceesay nach jeweils weniger als drei Minuten der Torschütze.

Sion verliert durch Wesleys Ausfall die Balance

Im Gegensatz zum 1:1 im Tourbillon im Februar liess sich Sion diesmal nicht auf ein Eins-gegen-Eins auf dem ganzen Platz ein, sondern zog sich stärker zurück. Trainer Tramezzani hatte in den Wochen zuvor mit einer für seine Verhältnisse ungewohnten personellen und taktischen Kontinuität Erfolg gehabt. Gegen den FCZ waren sein Mittelfeld und die Stürmer aber zu anfällig auf Ballverluste, vor allem gegen den Zürcher MVP Ousmane Doumbia. Der frühe verletzungsbedingte Ausfall des kampfstarken Wesleys brachte das Walliser Gleichgewicht zusätzlich durcheinander. Dessen Ersatz Bua oder auch das Mittelfeld mit Baltazar, Zuffi und Grgic fehlte es an Qualität im Zweikampfverhalten und im Spiel ohne Ball. Mit diesen und ähnlichen Akteuren kassierte der FCZ 15/16 einige hohe Niederlagen und stieg ab – mit einer von hinten bis vorne diszipliniert spielenden Mannschaft wurde man nun diese Saison Meister. Gegen die aktuelle Pressingmaschine FCZ fiel Sion letztendlich zum zweiten Mal auseinander. Und dass beispielsweise der für Super League-Verhältnisse technisch beschränkte Birama Ndoye vor dem 4:1 vor dem eigenen Strafraum mit Assan Ceesay im Rücken zu jonglieren versuchte, half natürlich auch nicht. Nicht gegen diesen FCZ.

FCZ rechts ohne Boranijasevic mit Defensiv-Problemen

Kopflos war Sion aber nicht angetreten. Sie suchten lange Zeit immer wieder erfolgreich im Spielaufbau meist über Bamert und Benito die Halbräume im Mittelfeld. Auf der rechten Sion-Seite wurde dies aber bald mal dadurch unterbunden, dass Ceesay konsequenter nach hinten zu arbeiten begann und Bamert weitgehend aus dem Spiel nahm. Gnonto auf der anderen Seite liess hingegen Benito immer wieder zu viel Spielraum. Sion hatte sich sowieso vorgenommen, in Abwesenheit von Nikola Boranijasevic vorwiegend über die linke Seite zum Erfolg zu kommen. Und die Walliser hatten mit diesem Plan Recht. Rohner / Kamberi / Dzemaili bekundeten defensiv immer wieder grosse Probleme – und als Wallner noch vor der Pause den angeschlagenen Rohner ersetzte, wurde es eher noch schlimmer. Das Beispiel zeigt einmal mehr, wie wichtig es diese Saison war, dass der FCZ kaum verletzungsbedingte Ausfälle von Stammspielern zu beklagen hatte. Silvan Wallner konnte sich nicht empfehlen, und Fabian Rohner wäre möglicherweise auf der Stürmerposition besser aufgehoben, als im rechten Couloir.

Gnonto als Starter und Tosin als Joker funktioniert gut

Rohners grosse Qualitäten im Abschluss offenbarten sich einmal mehr bei dessen Traumtor nach Diagonalball Doumbias in der 9. Minute. Dieses hatte Rohner mit guter Antizipation im Mittelfeld selbst eingeleitet gehabt. Die Kombination Gnonto in der Startformation und Tosin als Einwechselspieler für den jungen Lombarden funktionierte einwandfrei: Gnonto war an den ersten drei Toren beteiligt und Joker Tosin erzielte Nummer vier und fünf gleich selbst. Karol Mets verzeichnete wie schon gegen YB auch diesmal wieder einen unkonzentrierten Teileinsatz und verschuldete gegen den eigentlich eher harmlosen Giovanni Sio unnötigerweise zwei gefährliche Szenen im Zürcher Strafraum.

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FCZ – Sion 5:1 (2:1)
Tore: 2. Ceesay (Gnonto) 1:0, 9. Rohner (Doumbia) 2:0, 32. Cavaré (Cipriano) 2:1; 50. Aliti (Gnonto) 3:1, 72. Tosin (Ceesay) 4:1, 77. Tosin (Dzemaili) 5:1.
FCZ – Brecher; Kamberi, Kryeziu, Aliti; Rohner (41. Wallner), Doumbia, Dzemaili (79. Seiler), Guerrero (79. Mets); Marchesano (64. Hornschuh); Gnonto (64. Tosin), Ceesay.
Sion – Fickentscher; Bamert, Ndoye, Benito; Cavaré, Zuffi (68. Sio), Cipriano; Baltazar, Grgic; Wesley (13. Bua, 83. Tosetti), Stojilkovic.



Neues Mittelfeld mit Krasniqi, Seiler und Coric – FCSG-FCZ Startformationen

Beim FCZ ist Ousmane Doumbia gesperrt. Der fraglich gemeldete Kramer ist genauso wie Blerim Dzemaili und Moritz Leitner nicht im Aufgebot. Der FCZ läuft in St. Gallen zum Rückrundenspitzenkampf mit einem komplett neuen Zentrum auf: Stephan Seiler, Bledian Krasniqi und Ante Coric. Marchesano und Kryeziu sitzen auf der Bank. In der Hinterreihe kommt Karol Mets rein. Lindrit Kamberi könnte in der Dreierabwehr im Zentrum auflaufen.

Beim FC St. Gallen wird mit Lukas Görtler ebenfalls der Mittelfeldkämpfer als krank gemeldet, Von Moos war vor der Partie fraglich, nimmt aber auf der Ersatzbank Platz.

Das Zeidler-Team ist zuletzt jeweils auswärts mit Raute und zu Hause mit einem Dreimannsturm angetreten – so auch heute wieder, wobei zu Beginn der ehemalige Juniorennationalspieler Lungoyi Von Moos ersetzt. Beim Spiel mit Raute (auswärts) hatte sich im Spiel mit Ball in der Angriffszone häufig entweder Victor Ruiz oder Lukas Görtler auf die Position des Rechten Flügels verschoben, so dass ebenfalls situativ ein Dreimannsturm entstand.

Tore auf Champions League-Niveau / FCB – FCZ in der Züri Live-Analyse

Im Meisterspiel im St. Jakob Park wendet der FCZ das Rezept an, das er im Verlauf der Saison gegen YB und den FCB immer besser hat umsetzen können. Es gelingt, ein Spiel mit wenig Torchancen zu erzwingen, in welchem der FCZ als effizientere Mannschaft am Ende als Sieger hervorgeht. Eingeübte Spielzüge auf hohem Niveau nach stehenden Bällen entscheiden die Partie. Es ist das zehnte Saisontor nach einem Freistoss und das zweite nach einem eigenen Abstoss. Nur in der 3./4. Minute hatte Basel zwei gute Torchancen hintereinander, bei welchen der FCZ allerdings viele Beine zwischen Ball und dem eigenen Gehäuse stehen hatte. Es fiel letztendlich nicht ins Gewicht, dass der im gegnerischen Strafraum am häufigsten gesuchte Kryeziu erneut mit seinem schlechten Offensiv-Timing viele Chancen im Ansatz „versemmelte“. Denn Basel erlebte nach den frühen verletzungsbedingten Auswechslungen von Lang und Stocker einen Bruch in seinem Spiel.

Déjà Vu für Nikola Boranijasevic und Blerim Dzemaili

Nikola Boranijasevic schoss zum dritten Mal in Folge gegen Basel ein Tor, zwei Mal davon auf Vorlage seines Pendants Adrian Guerrero. Dazu kommt sein entscheidender Assist beim 3:3-Ausgleichstreffer Assan Ceesays im Oktober im Letzigrund in der 95. Minute. Ausserdem holte Boranijasevic gegen Liam Millar den Freistoss heraus, der diesmal zum 1:0-Führungstreffer des FCZ führte. Blerim Dzemaili führte diesen acht Meter zu weit vorne aus. Er hatte bereits bei seinem ersten Auftritt im St. Jakob Park nach seiner Rückkehr vor anderthalb Jahren ein Freistossassist gegeben – damals für Lasse Sobiech. In den letzten zwei Saisons hat der FCZ gegen den FCB nun eine Bilanz von fünf Siegen und zwei Niederlagen bei einem Unentschieden. Das Unentschieden ist aussergewöhnlich nicht nur in der Art und Weise wie es zustandekam, sondern auch weil es das einzige in den letzten 16 Direktbegegnungen war.

Die drei „Kapitäne“ sind im St. Jakob Park voll da

Die drei vor der Saison definierten „Kapitäne“ waren beim entscheidenden Schritt zur Meisterschaft für einmal alle zusammen voll da. Bei Antonio Marchesano ist dies sowieso fast immer und bei Yanick Brecher zuletzt immer häufiger der Fall gewesen. Blerim Dzemaili hingegen legte nach einigen eher schwächeren Auftritten seine beste Leistung seit dem Auswärtssieg in Luzern hin. Mirlind Kryeziu war in der Druckphase Basels zu Beginn sehr wichtig, baute dann mit zunehmender Spieldauer ab. Assan Ceesay bewies einmal mehr seinen grossen Wert für den FC Zürich und Lindrit Kamberi agierte erneut sehr ruhig und solide. Tosin hingegen bestätigte einmal mehr, dass er meistens eher unterdurchschnittlich spielt, wenn er in der Startformation steht. Als Joker war der für Benin spielende Nigerianer hingegen zuletzt fast immer stark. Ousmane Doumbia erwischte einen ganz schlechten Start in die Partie. Adrian Guerrero lief erneut sehr viel, seine Fehlerquote hat sich im letzten Saisonviertel aber erhöht.

Antonio Marchesano – würdiger MVP im Meisterspiel

MVP ist Antonio Marchesano – zum neunten Mal in dieser Saison, davon zwei Mal in der Rückrunde (YB auswärts als Einwechselspieler und FCB auswärts). Wie in den letzten Jahren war der Tessiner der auf hohem Niveau konstanteste und damit über die ganze Saison hinweg erneut beste FCZ-Spieler. Die aktuelle Ära des FCZ muss von Spielerseite her am stärksten mit seinem Namen verbunden werden. Nicht nur seine Offensivqualitäten sind für Super League-Verhältnisse aussergewöhnlich. Er ist gleichzeitig seit Jahren auch einer der Defensivchefs auf dem Platz. Marchesano organisiert die Defensivarbeit der Stürmer und teilweise auch des Mittelfeldes. In dieser Saison konnte er dies unaufgeregt tun, weil seine Vorder- und Nebenleute ihre Arbeit im Spiel ohne Ball weitgehend diszipliniert und professionell verrichteten. In den Saisons davor sah man Marchesano häufig auf dem Platz regelrecht ausflippen, weil immer wieder Mitspieler ihre Laufwege nicht verrichtet hatten. So konnte sich der Tessiner in dieser Saison stärker auf seine eigenen Aktionen fokussieren. Seine Rekordserie an Direkten Freistosstoren zu Beginn der Saison trug viel zum positiven Momentum bei. In der Liga steht er mittlerweile bei zwölf Toren und fünf Assists (total 16/6). Als langjähriger Challenge League-Spieler ist „Anto“ zum FCZ gewechselt. Nach seinen wesentlichen Beiträgen zu Aufstieg, Cuptitel und Meisterschaft, wartet auf ihn im Sommer die nächste Herausforderung: Champions League-Qualifikation. Eine seiner bisher besten Partien im FCZ-Dress hat der „Bernardo Silva für Arme“ gegen Bayer Leverkusen gespielt.

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FCB – FCZ 0:2 (0:2)
Tore: 40. Ceesay (Dzemaili) 0:1, 45.+3 Boranijasevic (Guerrero) 0:2.
Basel – Lindner; Lang (14. Katterbach, 67. Pavlovic), Frei, Pelmard, Lopez; Burger, Xhaka; Ndoye, Stocker (25. Kasami), Millar (67. Fernandes); Esposito (67. Szalai).
FCZ – Brecher; Kamberi, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic (84. Rohner), Doumbia, Dzemaili (64. Hornschuh), Guerrero; Marchesano (64. Coric); Ceesay (46. Kramer), Tosin (72. Gnonto).

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„Haben Ausnutzen der Grössenvorteile trainiert“ – Yanick Brecher, André Breitenreiter, Blerim Dzemaili über den entscheidenden Sieg in Basel

„Ähnlich wie Bellinzona“ – Brecher, A. Canepa und Breitenreiter feiern mit Fans und Frauenteam

Blerim Dzemaili: „Mein wichtigster Meistertitel“

#Trust the process – Brecher, Breitenreiter, Canepa und Dzemaili analysieren die FCZ-Saison

„Ohne Breitenreiter wären wir nicht da oben“ – Führungsspieler Dzemaili und Brecher loben ihren Coach



Sturmduo Tosin / Ceesay beginnt – FCB-FCZ Startformationen und Vorschau

Der Kontext des heutigen „High Afternoon“ erinnert ein wenig an den 17. Mai 2009. Damals hätte der FCZ in einem vollbepackten Letzigrund im Direktduell mit dem FC Basel in der 34. Runde Meister werden können – und verlor mit 1:3 (Tore: Gelabert 0:1, Djuric 1:1; Streller 1:2, Derdiyok 1:3). Der dritte Meistertitel in vier Jahren wurde dann eine Woche später in Bellinzona klar gemacht.

13 Jahre später kann der FCZ am Ort des 13. Mai erneut im Direktduell mit dem FCB Meister werden – dank 13 Punkten Vorsprung. Diesmal ist es die 32. Runde. Der FCB hat sich für die Partie viel vorgenommen. Der FCZ auf der anderen Seite hat zuletzt gegen den FCB und YB jeweils seine besten Leistungen gebracht. Noch einmal so ein Auftritt wie am 27. Februar, 19. März und 16. April – dann liegt für den als krasser Aussenseiter in die Saison gestarteten Stadtclub der Titelgewinn im St. Jakob Park absolut im Bereich des Möglichen. Der zuletzt angeschlagene Nikola Boranijasevic kehrt vermutlich ins Team zurück. Es fehlt einzig Becir Omeragic. Lindrit Kamberi könnte erneut von Anfang an auflaufen, zumal er vor Jahresfrist im St. Jakob Park eine gute Leistung gezeigt hat und hier auch schon mal mit dem FC Winterthur im Cup siegreich vom Platz ging.

André Breitenreiter lässt diesmal an Stelle von Wilfried Gnonto wieder Aiyegun Tosin von Anfang an ran.

Nach einem 3:0-Heimsieg gegen Luzern spielt der FCB erneut zu Hause. Auch dank weit über 4’000 FCZ-Fans wird es eine Saisonrekordkulisse geben. Gut möglich, dass Trainer Abascal tendenziell auf Spieler mit Erfahrung in solchen Partien setzten wird – also beispielsweise Michael Lang an Stelle von Sergio Lopez. Links hinten wird wohl Katterbach für den gesperrten Tavares auflaufen. Ansonsten hat der FCB-Trainer zum Saisonende hin dann doch noch so etwas wie eine Stammelf gefunden. Ndoye lief zuletzt in der Spitze auf, wo der Waadtländer auch schon in Lausanne und in den Junioren-Nationalteams jeweils die besseren Leistungen gebracht hat, als auf dem Flügel.

Der FCB lässt Noah Katterbach auf der Bank. Stattdessen stehen die beiden etatmässigen Rechtsverteidiger Lang und Lopez in der Startformation.

Aussergewöhnlich, gemessen an der Saisonphase, die entspannte Situation auf beiden Seiten in Sachen Verletzungen und Sperren. Beide Teams können praktisch in Bestbesetzung antreten und haben genügend valable Alternativen auf der Bank.

Hervorragend verteidigte Standards / FCZ – YB in der Züri Live-Analyse

Es läuft bereits die 96. Minute, der eingewechselte Fabian Rohner gewinnt einen Ball und spielt diagonal über den Platz in den Lauf von Blaz Kramer. Der Slowene fixiert seinen Gegenspieler und schiesst aus rund 20 Metern mit rechts – unplatziert direkt auf Torhüter David Von Ballmoos. Es ist die letzte Aktion des Spiels – und gleichzeitig der erste Abschluss des FCZ aus dem Spiel heraus, der nicht ins Tor geht! Die anderen vier Abschlüsse, die nicht im Netz zappeln, durch Kryeziu, Aliti, Mets und Hornschuh entstehen alle aus Standards.

„Genf“ auf den Kopf gestellt

Die Rückkehr der Abschlusseffizienz ist tatsächlich einer der Hauptcharakteristiken des FCZ-Spiels beim dritten Saisonsieg gegen den amtierenden Meister YB. Auch sonst schien im Vergleich zur 0:1-Niederlage in Genf alles auf den Kopf gestellt. Der FCZ überliess nach zwei Partien mit viel Ballbesitz dem Gegner wieder das Spiel – und YB nahm dies an. Gab es im Stade de Genève noch eine rekordhohe Anzahl an Pre-Vorlagen, waren es diesmal null! Jeder der fünf Abschlüsse, die nicht im Tor landeten, hatte nur den Schützen und den direkten Vorlagengeber – sonst war kein Spieler beteiligt. Und die beiden Ceesay-Tore widerspiegelten wieder klassisch den FCZ 2021/22 seit dem 1. Spieltag in Lugano.

Kamberi MVP, Rohner Maximalnote, Aussenläufer mit absteigender Formkurve

Antonio Marchesano war an der Vorbereitung beider Tore wesentlich beteiligt. Der entscheidende Ballgewinn vor dem 1:0 kam vom stark antizipierenden Lindrit Kamberi, der defensiv eine sehr aufmerksame und engagierte Partie ablieferte und praktisch fehlerlos blieb. Er ist der Züri Live-MVP, obwohl Fabian Rohner zum zweiten Mal in dieser Saison nach dem 3:1-Auswärtssieg in Luzern in der 3. Runde die Maximalnote „10“ holte. Auf den Aussenbahnen hatten Nikola Boranijasevic und Adrian Guerrero in den letzten Wochen eine absteigende Leistungskurve zu verzeichnen. Lange Zeit war speziell Guerrero einer der herausragenden Erfolgsgaranten der Mannschaft gewesen. Was sicher ist: die beiden sind diese Saison schon sehr viel gelaufen. Fabian Rohner scheint sich hingegen etwas stabilisiert zu haben. Die ersten Alternativen auf der linken Seite, Andy Gogia (verletzt) und Salim Khelifi (krank), fehlten hingegen gegen YB im Aufgebot.

Wie immer gegen YB: Fokus auf das Spiel ohne Ball

Der FCZ neutralisierte die Partie. In der 1. Halbzeit gab es auf beiden Seiten abgesehen vom FCZ-Führungstreffer keine einzige wesentliche Torchance zu notieren. Und dies obwohl YB in der ersten halben Stunde viel Power und ein unter die Haut gehendes Pressing an den Tag legte. Die Zürcher verteidigten aber solidarisch mit viel Herzblut und hielten dagegen. Der Fokus lag wie in allen Begegnungen mit YB auf dem Spiel ohne Ball. Auch Blerim Dzemaili war diesmal stärker defensiv als offensiv engagiert, ermöglichte dann aber auch mit einer persönlichen Fehlerkette „aus dem Nichts“ dem Gegner in der 73. Minute den Anschlusstreffer – und brachte sein Team so nochmal in Bedrängnis. Trotzdem war seine Gesamtleistung besser und fokussierter als zuletzt. Nur Assan Ceesay, Aiyegun Tosin, Ante Coric und Yanick Brecher sammelten in dieser Partie mehr Offensiv- als Defensivpunkte. Ceesay holte trotz zwei Treffern eine leicht tiefere Note, als in den letzten beiden Partien in Genf und im Derby, als er viel für das Team gearbeitet hat. Insgesamt erhielt der Gambier in dieser Saison nur ein einziges Mal eine ungenügende Züri Live-Note: nach seinem verunglückten Auftritt auf dem linken Flügel in Yverdon.

Top-Leistung bei gegnerischen Standards

Beeindruckend war in dieser Partie vor allem, wie gut der FCZ die zahlreichen YB-Eckbälle (und -Freistösse) verteidigte. Im Bereich „Standards defensiv“ war es wohl die beste Saisonleistung des Breitenreiter-Teams. Auch diejenigen Angreifer, die letztendlich nicht ins Spielgeschehen eingreifen konnten, waren fast durchgehend unter Kontrolle. Alleine zwischen der 4. und 13. Minute kamen die Gelbschwarzen zu sieben Eckbällen. Ein unpräziser Rückpass Dzemailis hatte diese Druckphase eingeleitet. Trainer Vanetta scheint in seinem Matchplan durchaus auf Standards gesetzt zu haben, denn selbst für YB-Verhältnisse standen trotz verletzungsbedingter Abwesenheit eines Christian Fassnachts aussergewöhnlich viele Standard-Offensivwaffen auf dem Platz. In einem 4-2-3-1 stellte Vanetta zum Beispiel Wilfried Kanga auf dem linken Flügel auf. Da die grössten Spieler des FCZ bei Standards im Raum verteidigen, kam es zu folgenden Duellen: Boranijasevic vs. Zesiger, Dzemaili vs. Kanga, Guerrero vs. Moumi Ngamaleu, Kamberi vs. Camara, Aliti vs. Siebatcheu und Doumbia vs. Elia. Dass die Zürcher diese Duelle bei so vielen teilweise durchaus gut getretenen Eckbällen gegen in mehreren Fällen einen Kopf grössere Gegenspieler so erfolgreich bestreiten konnten, ist eine Top-Leistung.

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https://soundcloud.com/fcz-radio/mental-parat-fcz-yb-2-1-highlights-04-2022

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https://soundcloud.com/fcz-radio/harte-prufung-bestanden-fcz-yb-2-1-kommentare-04-2022

Telegramm

FCZ – YB 2:1 (1:0)
Tore: 33. Ceesay (Marchesano) 1:0; 61. Ceesay (Tosin), 73. Siebatcheu (Garcia).
FCZ – Brecher; Kamberi, Kryeziu, Aliti (62. Mets); Boranijasevic (84. Rohner), Doumbia, Dzemaili, Guerrero; Coric (46. Tosin); Marchesano (78. Hornschuh), Ceesay (62. Kramer).
YB – Von Ballmoos; Maceiras, Camara, Zesiger, Garcia (86. Blum); Niasse, Rieder (62. Sierro); Elia (86. Varga), Moumi (74. Mambimbi), Kanga (62. Monteiro); Siebatcheu.

Stimmen

https://soundcloud.com/fcz-radio/make-the-movement-marchesano-ceesay-und-jurendic-nach-fcz-yb-2-1



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