Zuber? Reverson? Dani vo Glattbrugg? / FC Zürich – Yverdon Sport Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Es wird langsam zur Tradition: der FCZ trifft zum dritten Mal aus den letzten vier Vorrunden- / Rückrundenstarts auf Yverdon Sport. Beim ersten Super League-Spiel der Waadtländer seit 2006 kam es vorletzten Sommer in Zürich zum Trainerduell Henriksen vs. Schällibaum. Für Yverdon Sport schloss sich ein Kreis, war ihr bis dahin letztes Super League-Auswärtsspiel gleichzeitig die letzte Wettbewerbs-Partie im alten Letzigrund-Stadion vor dessen Abbruch gewesen – eine Woche vor dem 13. Mai.

Mehr Direktspiel unter Paolo Tramezzani

Zum aktuellen Saisonauftakt trafen im Municipal die Trainer Mangiaratti und Moniz aufeinander. Seit ein paar Wochen heisst der Yverdon-Coach nun Paolo Tramezzani, der vom kroatischen Erstligisten Istra gekommen ist. Seine letzte Partie an der Adriaküste war ein 3:3 gegen HNK Sibenik mit Ex FCZ-Stürmer Ivan Santini, dem ein Assist gelang – aber auch ein Eigentor unterlief. Unter Schällibaum herrschte bei Yverdon “Fussball alter Schule“: Zweikämpfe, dem Gegner keinen Raum lassen und im Spiel nach vorne viel “ball carrying“ wie im Rugby – mit geringem Risiko. Mangiaratti stand in mancher Hinsicht für das Gegenteil: der Tessiner wollte ein spielerisches Yverdon sehen mit möglichst viel Flachpassspiel, vorwiegend über die Seiten. Gemeinsam hatten beide Coaches, dass ihr Team gegen den Ball eher zurückhaltend agierte und dem Gegner meist mehr Ballbesitz liess.

Unter Tramezzani ist ein Fussball zu erwarten, der weder Schällibaum noch Mangiaratti ähnelt. Unter dem Italiener wird mit Ball vermutlich viel direkt mit einer Ballberührung gespielt – egal ob flach oder hoch. Ziel ist ein möglichst direkter Weg Richtung Tor. Es ist ein physisch sehr anspruchsvoller Fussball und Tramezzani legt daher bei seinen Teams auf Fitness und Körpergrösse auch viel Wert. Gegen den Ball wird Yverdon im Vergleich zu vorher voraussichtlich höher und aggressiver angreifen. Es ergeben sich für die Gegner so aber auch mehr Ràume durchs Zentrum, wenn man den ersten Gegendruck geschickt überwinden kann.

Bolivianischer Nationalspieler Céspedes fraglich

Innenverteidiger Mohamed Tijani ist gesperrt. Dieser hatte bei den bisherigen Duellen mit seiner Fehleranfälligkeit dem FCZ jeweils eher in die Karten gespielt. So musste Tijani zum Saisonauftakt (2:0-Auswärtssieg für den FC Zürich) in der Schlussphase dank eines VAR-Eingriffs nach einem Notbremsefoul vom Platz. Schiedsrichter Von Mandach, der auch diesmal wieder die Partie pfeift, hatte dieses Foul auf dem Platz nicht gesehen und stattdessen auf der anderen Seite Penalty für Yverdon gegeben. Neuverpflichtung Vegard Kongsro könnte bereits im Aufgebot stehen, Leistungsträger Boris Céspedes ist hingegen fraglich. Er verletzte sich im Vorbereitungsspiel gegen den portugiesischen Erstligisten (und Yverdon-Partnerclub) Estoril Praia.

FCZ: Fokus auf Offensive und Schnelligkeit

Diesmal gibt es zum Auftakt beim FCZ mehr offene personelle Fragen als beim Gegner. Das Team ist im Umbruch und das Transferfenster endet erst in einem Monat. Schon während der Vorrunde wurde die Umstellung der Spielweise vorangetrieben. Die Umsetzung klappte aber häufig nicht wunschgemäss. Zufrieden sein konnte man manchmal nur mit 10-20 Minuten einer Partie – in Ausnahmefällen waren es auch mal 70-80 Minuten. In der Winterpause wurden die Abläufe im 4-3-3 eingeübt und verfeinert. Der personelle Umbruch ist ein wichtiger Mosaikstein, sollen doch am Ende dieses Prozesses nur noch Spieler im Kader sein, die auch zur Spielweise passen und diese auf Super League-Niveau erfolgreich umsetzen können. Dazu gehören schnelle Innenverteidiger wie Mariano Gomez oder Daniel Denoon.

Die meisten Positionen werden in typisch holländischer Manier in erster Linie aus der SIcht des Spiels mit Ball besetzt, da man davon ausgeht, dass man diesen mehrheitlich in den eigenen Reihen wird halten können – so auch die offensiv ausgerichteten Aussenverteidiger. Calixte Ligue hat sich in der Rolle als Linksverteidiger in den letzten Wochen und Monaten gesteigert und rechts erinnert Joseph Sabobo in seinen besten Momenten bereits etwas an Luganos Mattia Zanotti. Im Trainingslager hat sich auf der linken Seite das Duo Mounir Chouiar / Steven Zuber gefunden, welches im Spiel gerne die Positionen tauscht. Für die Auftaktpartie ist Chouiar allerdings gesperrt. Neuverpflichtung Reverson auf der Mittelstürmerposition war zwar auf der Liga-Webseite am Samstag noch nicht auf der Kontingentsliste aufgeführt, aber diese Webpublikation ist nicht immer tagesaktuell. Weitere offene Fragen: kommen die zuletzt angeschlagenen Marchesano oder Krasniqi zum Zug? SInd die Innenverteidiger Mirlind Kryeziu und Nikola Katic dabei? Vom Duo Tsawa / Mathew passt Ersterer besser auf die Sechserposition und Mathew auf die Acht – die Aufstellung ist aber auch umgekehrt denkbar.

Dä Dani vo Glattbrugg

Anfang 90er-Jahre gehörten Primitive Lyrics zu den Schweizer Hip Hop- / Rap-Pionieren. Die zwei MC’s waren auch in der Südkurve und später mit verschiedenen Aktionen im Klub-Umfeld künstlerisch aktiv. Später gründeten sie die Combo “Radio 200’000“. Auf ihrem ’94er-Album “Halbi Nüni Chlorzicht“ findet sich der Track “Dä Dani vo Glattbrugg“. Drei Jahrzehnte später könnte Daniel Denoon aus Glattbrugg beim Rückrunden-Auftakt gegen Yverdon mit Mariano Gomez die FCZ-Innenverteidigung bilden.

Auch ohne Tore intensives Duell mit blumigen Storys / FCZ – YB 0:0 Analyse

November, Letzigrund, Young Boys / FCZ – YB Vorschau mit möglichen taktischen Formationen (Züri Live)

FCZ – Moniz: «Wird nicht mehr akzeptiert, wir müssen zuschlagen» (Nau)

Im Letzigrund trafen die beiden Teams mit dem intensivsten Pressing der Liga aufeinander. Wie beim überzeugenden Auswärtssieg in Sion trat der FCZ auch gegen YB je nach Spielsituation und -phase hybrid in einem 4-2-4 / 3-4-2-1 an. Da der FCZ mit vier Stürmern vorne ins Hohe Pressing ging, überspielte YB’s Torhüter David Von Ballmoos die eigene Platzhälfte immer mit hohen Bällen. Der FCZ baute hingegen trotz ebenfalls aggressivem Hohen Pressing YB’s vorwiegend flach von hinten heraus auf. Dabei kamen dem Stadtclub die Wechsel Aufbau mit vier und drei Mann in der hinteren Reihe zugute. Mit Ligue und Conceição etwas höher stehend ganz an der Seitenlinie konnte das YB-Pressing teilweise ausgehebelt werden. Die Berner spielten aber allgemein sehr diszipliniert und aggressiv auf Zweite Bälle. Man spürte den trotz einigen verletzten Spielern im Kader bei den Bundesstädtern EInzug gehaltenen leichten Aufwind. Vor allem in defensiver Hinsicht war das im Vergleich zum tief stehenden Sion ein anderes Kaliber von Gegner gegen den auch kleine Unpräzisionen im Aufbauspiel sich sofort rächen.

In Überzahl erhöht der FCZ den Druck auf die Gäste und wirft alles nach vorne. In der 89. Minute lenkt YB-Schlussmann von Ballmoos in extremis einen Kopfball von Perea an den Pfosten und rettet seinem Team damit einen Punkt. Die Berner spielen damit erstmals in dieser Saison zu Null.

– Alain Kunz, Manuela Bigler, Blick

Nur zwei Spielsperren für unbeherrschten Monteiro

Nach einer sehr intensiven und ausgewogenen Startviertelstunde hat der FC Zürich für den Rest der 1. Halbzeit Vorteile und ein Chancenplus. In der Zweiten Halbzeit dreht dann YB etwas auf. Der FCZ kann in dieser Phase fast nur noch mit Kontern reagieren. In der 73. Minute klärt Bledian Krasniqi bei einem Imeri-Corner den Benito-Kopfball von der Linie. In der 78. Minute setzt sich Colley auf der linken Seite stark gegen Katic, Ballet und Gomez durch. In der Mitte stürzt Nationalspieler Monteiro in den Strafraum und fordert einen Penalty. Schiedsrichter Schnyder hatte aber das Beinstellen von Kryeziu nicht gesehen und da das Foul ausserhalb des Strafraumes stattfand griff der VAR auch nicht ein. Was nicht nur Blick-Reporter und YB-Aficionado Alain Kunz auf die Palme brachte. Joël Monteiro warf wutentbrannt seinen Schuh in Richtung Mirlind Kryeziu – und dies nicht im Affekt, sondern nach einiger Bedenkzeit. Der Walliser musste folgerichtig mit Rot vom Platz. Nicht nachvollziehbar ist, warum Monteiro anschliessend nur zwei anstelle der im Reglement vorgesehenen fünf Spielsperren (für „Werfen von Gegenständen“) aufgebrummt erhielt. Für den Rest der Partie war der FC Zürich in Überzahl dann wieder näher am Siegtreffer. Unerklärlicherweise liess man es in dieser Phase aber etwas an Strafraumpräsenz missen. Vor allem vom eingewechselten Samuel Ballet kam gegen seinen Stammklub zu wenig.

Und wenn man denkt, man habe schon alles gesehen im Fussball, sorgt Joël Monteiro für eine einzigartige Aktion. Der YB-Offensivspieler warf am Samstagabend in der Schlussphase des Spiels gegen den FC Zürich einen seiner Schuhe in Richtung Mirlind Kryeziu – und traf den FCZ-Verteidiger aus über zehn Metern Entfernung.

– Fabian Ruch, Neue Zürcher Zeitung

Personalien – Mathew / Krasniqi im Zentrum mit sehr gutem Auftritt, Condé auf der Tribüne

  • Nikola Katic: Schlechter Start in die Partie, speziell im Spiel mit Ball.
  • Ifeanyi Mathew: Zum dritten Mal dieser Saison MVP, aber zum ersten Mal holt der FCZ nach den Niederlagen in St. Gallen (1:4) und gegen Servette (1:3) dabei einen Punkt. Grosse Beständigkeit: hatte in dieser Saison noch nie eine Züri Live-Note unter “6“. Ist vor allem da, wenn es dem Team nicht so gut läuft.
  • Jonathan Okita: Speziell in der 1. Halbzeit defensiv stark und gleichzeitig offensiv mässig.
  • Nemanja Tosic: Konnte über die linke Seite offensiv nochmal einiges bewegen. Klar, zielstrebig, dynamisch und präzise in seinen Aktionen.
  • Samuel Ballet: Enttäuschender Joker, gelingt gegen seinen Stammklub so gut wie nichts.
  • Juan José Perea: Läuft in zu viele Offsides.
  • Cheick Condé: Für die Ersatzbank vorgesehen, sass er nach „Meinungsverschiedenheiten“ bezüglich der Aufstellung auf der Tribüne.

«Wenn sich einer nicht umziehen will, weil er nicht von Anfang spielt, muss er sich einen Einzelsport suchen», sagt der Trainer des FCZ nach Spielschluss. Danach lobt er den Guineer zwar als «fantastischen Spieler». Aber er stellt auch klar, dass die Zeit des Mittelfeldspielers in Zürich zu Ende ist, wenn es nach ihm geht.

– Florian Raz, Tages-Anzeiger

Kommentare: Niveau ist katastrophal

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Wer kann vor dem Jahreswechsel noch mal einen positiven Akzent setzen? / FC Zürich – St. Gallen Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Zum Abschluss des Kalenderjahres trifft der FCZ zu Hause auf den FC St. Gallen. Die Bilanz der Direktbegegnungen der letzten Jahre zwischen den beiden Teams ist ausgewogen. Das letzte Auswärtsspiel und auch das letzte Heimspiel gegen die Grünweissen hat der FC Zürich allerdings verloren. Beide Teams befinden sich aktuell in einem Resultattief und sind in der Tabelle abgerutscht. Das Letzigrund-Team hat in der Meisterschaft seit dem überzeugenden 2:0-Sieg in Sion Ende Oktober nicht mehr gewinnen können. Die Espen haben seit dem 4. August (!) in der Meisterschaft nur gegen Zürcher Teams gewinnen können (2x GC, 1xFCZ).

St. Gallen mit Systemänderung

Die 1:4-Heimniederlage St. Gallens am Donnerstag gegen Vitoria Guimaraes erinnerte vom Ablauf her stark an das 0:3 des FCZ gegen den gleichen Gegner. Lange mit einem Tor in Rückstand kassierten beide Teams gegen die technisch und taktisch überlegenen Portugiesen noch zwei Gegentore in der Schlussphase, als man mehr Risiko nahm. St. Gallen tritt neuerdings wie der FCZ in einem Hybridsystem auf. Gegen den Ball suchen die Grünweissen immer noch die Umschaltsituationen, fokussieren sich aber etwas stärker darauf, die Passwege zuzustellen, statt einzig aggressiv auf den Mann zu gehen.

Sie formieren sich defensiv neu in einem “Tannenbaumsystem“ (4-3-2-1) und schwärmen dann mit Ball in ein 4-3-3 aus. Dabei kommen neu häufig fünf gelernte Mittelfeldspieler in der Startformation zum Einsatz. Das heisst, dass mit Ball Spieler wie Witzig oder Toma auf dem Flügel auftauchen. Aufgrund der Partie vom Donnerstag könnte Coach Enrico Maassen etwas rotieren und beispielsweise die erfahrenen Spanier Quintilla und Ruiz für Stevanovic und Konietzke bringen. Ein defensiver Schwachpunkt bei St. Gallen ist die fehlende Antrittsschnelligkeit der Innenverteidiger Diaby / Vallci, was beim FCZ für eine Variante mit Emmanuel als MIttelstürmer sprechen könnte.

FCZ mit ständigen Systemwechseln

Der FCZ wird auf jeden Fall in den Top 6 überwintern. Es macht aber einen grossen Unterschied, ob zum Abschluss der Vorrunde die drei Punkte im Heimspiel gegen St. Gallen noch gewonnen werden oder nicht. Ricardo Moniz wechselte in Lausanne Cheick Condé zur Pause aus und äusserte sich negativ über dessen Leistung – obwohl diese nicht so schlecht gewesen war. Dies könnte darauf hindeuten, dass Cheveyo Tsawa gegen seinen Stammklub von Beginn weg auflaufen könnte. Moniz hat in dieser Vorrunde den Tabellenstand zu häufig thematisiert. Letztendlich hemmt dies auf dem Platz die Spieler mehr, als es beflügelt. Ausserdem schaute er zu stark auf die Ergebnisse und warf nach klaren Niederlagen (wie in St. Gallen oder Lugano) alles über den Haufen, obwohl gerade in diesen Partien die Ansätze gut gewesen waren – während er gleichzeitig nach mit Ach und Krach ermurksten Punktgewinnen weniger Änderungen vornahm.

Zuletzt passte Moniz sein Team gegen GC und in Lausanne jeweils dem Gegner an. Dies verstärkte den Trend der vielen taktischen Wechsel in dieser Vorrunde. In Lausanne spielte man in einem 4-3-3 / 4-2-3-1 Hybrid, wobei Marchesano jeweils dem Lausanner Achter Koindredi folgte, der sich in der defensiven Phase auf eine Doppel-Sechs mit Roche zurückfallen liess. Dementsprechend spielte der FCZ offensiv im 4-3-3 und defensiv oder bei hohem Lausanner Pressing in einem 4-2-3-1. Dies würde grundsätzlich auch gegen St. Gallen passen. Allerdings braucht Marchesano nach einer Verletzung immer vier, fünf Spiele Zeit und die hat er vor der Winterpause nicht mehr. Sein Auftritt in Lausanne war nicht gut. Daher würde sich ein Startelfeinsatz von Mathew eher anbieten. Joseph Sabobo hat ebenfalls keine schlechten Chancen auf die Startformation – sei es als Flügel oder Aussenverteidiger.

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