Osmanlispor – FCZ Highlights & Spielbericht

Der FCZ zeigt vor allem in der 1.Halbzeit eine Top-Leistung gegen diszipliniert verteidigende und auf Konter lauernde Türken mit einem überragenden Captain Numan Cürüksu (bester Mann auf dem Platz) in der Innenverteidigung. Es gab eine Phase, wo der FCZ den Gegner an dessen Strafraum mit Ballgewinn um Ballgewinn richtiggehend einschnüren konnte. Es fehlte in diesen Situationen aber im Strafraum ein kopfballstarker Spieler wie Franck Etoundi oder auch Alain Nef, der ja jeweils nur bei Standardsituationen in den Strafraum mitkommen kann.

Die Haupttribünen-Platzseite war vereist und schwer zu bespielen. Sicherlich ein kleiner Vorteil für diejenigen Mannschaft, die nicht gewinnen und daher nicht konstruktiv agieren muss. Burim Kukeli hatte am meisten Mühe mit der Standfestigkeit. Spieler beider Teams verfehlten mehrmals den unberechenbar aufspringenden Ball in einer Schuss- oder Passbewegung. Bei Osmanlispor musste Dzon Delarge mitten in der 1.Halbzeit mit einem «Boxenstopp» an der Spielerbank gar einen Schuhwechsel vornehmen.

Der Kongolese hätte in der 72. Minute ausgewechselt werden sollen, schoss dann aber zuvor noch bei einem Konter mit seiner letzten Aktion das vorentscheidende 1:0. Der FCZ hatte nach dem Geschmack von Trainer Uli Forte etwas zu früh aufgemacht, was Osmanlispor sofort gnadenlos ausnutzte. Der vor allem in der 1.Halbzeit zusammen mit Alain Nef beste Zürcher Roberto Rodriguez spielte den Fehlpass Richtung Kay Voser in der Vorwärtsbewegung.  

In der 89.Minute bewegte sich bei einem Osmanlispor-Abstoss dann auch noch Innenverteidiger Ivan Kecojevic nach vorne in die Sturmspitze, und diese Lücke in der Verteidigung nutzten die eingewechselten Umar und Kilicaslan innert Sekundenfrist zur endgültigen Entscheidung.

Im Pauseninterview bei Züri Live hatte Michel Wettstein (Blick) die Einwechslung von Armando Sadiku in der 60.Minute vorgeschlagen und exakt in dieser Minute brachte ihn Trainer Uli Forte auch. Der Albaner ist aber immer noch relativ weit von seiner besten Verfassung entfernt, und konnte dem Team in der letzten halben Stunde nicht mehr helfen. Im Gegenteil: es wurden die Bälle vorne schneller verloren ohne sofortiges Gegenpressing, was Osmanlispor immer wieder zu schnellen Konterangriffen nutzte. Der teilweise etwas übermotivierte Marco Schönbächler und Moussa Koné zeigten als Einwechselspieler etwas mehr Wirkung – so traf der Senegalese in der Nachspielzeit aus 18 Metern noch den linken Pfosten.

Weil Steaua in Villarreal ebenfalls verliert, beendet der FCZ die Gruppe L auf dem 3.Platz – aufgrund des Auswärtstores in der Direktbegegnung mit den Rumänen.

Osmanlispor – FC Zürich 2:0 (0:0)

Tore: 73. Delarge (Maher) 1:0, 89. Kilicaslan (Umar) 2:0.

Osmanlispor: Karcemarskas; Vrsajevic, Cürüksu, Prochazka, Pinto; Güven, Ndiayé; Delarge (74. Umar), Maher, Regattin (87. Kilicaslan); Wébo (78. Rusescu).

FC Zürich: Vanins; Nef, Bangura, Kecojevic; Brunner (60. Sadiku), Sarr, Kukeli, Voser (77. Koné); Winter, Cavusevic (67. Schönbächler), Rodriguez.

Vorschau Osmanlispor – FC Zürich

Dem FCZ muss in Ankara ein Husarenstück gelingen, um als erster Zweitligist der Europa League-Ära (Aachen hatte es zu Zeiten des UEFA-Cup mit einem etwas einfacheren Modus auch schon geschafft) unter die besten 32 der Europa League einzuziehen. Osmanlispor hat bis zum 2:2 gegen Villarreal in vier Europacupheimspielen mit einem Gesamtskore von 10:0 kein Tor kassiert. Dem Europa League-Wettbewerb wird beim aktuellen Leader der Gruppe L höchste Priorität beigemessen. Die Zuschauerzahlen sind in diesem Wettbewerb fünf Mal höher als bei Ligapartien und gerade auch die vielen ausländischen Topspieler scheinen im europäischen Schaufenster deutlich motivierter aufzutreten, als im Ligaalltag. Ein Phänomen, welches man beim FCZ diese Ssison zum Glück nicht beobachten muss, auch wenn die beiden Auswärtsspiele in Villarreal und Bukarest bisher die besten Partien des Herbstes waren. Ansonsten zeigt die Formkurve beim FCZ in den letzten Wochen eher etwas nach unten, wenn man die Züri Live-Durchschnittsnoten als Massstab nimmt.

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Trainer Uli Forte kann in seinem Kader personell und taktisch aus dem Vollen schöpfen, und daher sind verschiedene Aufstellungen denkbar. Vermutlich wird der FCZ wegen der Offensivstärke von Osmanlispor speziell zu Spielbeginn in erster Linie auf Absicherung mit gelegentlichen Kontern bedacht sein, um dann im Spielverlauf auch mit Offensiveinwechslungen zuzulegen. Das grundsätzlich defensivstarke Osmanlispor erhält seine Gegentreffer vorwiegend in der Schlussphase. Kay Voser wurde gegen Villarreal nach seiner Verletzung in Genf zu früh reingebracht, und daher wird Trainer Uli Forte diese Personalie mit Vorsicht behandeln. Armando Sadiku ist zudem zur Zeit erst etwa bei 50% seiner Leistungsfähigkeit. Wie in Villarreal könnten Winter und Rodriguez als Offensivunterstützung des Stossstürmers (Cavusevic) agieren und dann allenfalls wie im Heimspiel gegen Villarreal in der Schlussphase bei Offensivwechseln auf die Aussenläuferpositionen zurückrücken.

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Der in Zürich nach 20 Europacupspielen ohne Niederlage erstmals geschlagene Osmanlispor-Trainer Mustafa Akcay hat im Sturmzentrum die Wahl zwischen dem Kameruner Pierre Wébo (Ex-Fenerbahce, -Osasuna) und dem Rumänen Raul Rusescu (Ex-Steaua, – Sevilla, -Braga). Rusescu hat in den beiden Partien gegen Villarreal drei Tore erzielt, und wurde wohl am Wochenende im Heimspiel gegen Karabükspor (2:1) geschont, als er nur eingewechselt wurde. Für Trainer Uli Forte ist der Nigerianer Umar der gefährlichste Offensivspieler beim Gegner – in Zürich ist er wohl aus Osmanlispor-Sicht etwas zu spät eingewechselt worden. Der Holländer und Hinspieltorschütze Adam Maher könnte diesmal in der Startformation stehen.

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FCZ-Kabine im Osmanli Stadi

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FCZ-Fansektor im Osmanli Stadi

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Gilles Yapi: «Uli Forte ist der beste Trainer, den ich je hatte»

Die Auswärtsspiele in Villarreal und Bukarest waren mit Züri Live-Durchschnittnoten von 7,3 und 7,4 die bisher besten Auftritte des FCZ in einer auch ansonsten guten Vorrunde.  Vor dem dritten Europa League-Auswärtsspiel in Ankara ist der FCZ in einer psychologisch vorteilhaften Lage. «Bis Ende Jahr kann nicht mehr wirklich etwas schiefgehen», meint Trainer Uli Forte an der Vorschau-Pressekonferenz auf der FCZ-Geschäftsstelle vor einer Saisonrekordkulisse an Journalisten. Egal, was in Ankara und Winterthur passiert – der Aufstiegskampf und der Kampf um die Titelverteidigung im Cup wird im Frühling entschieden.

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Das Motto der Mannschaft für den Türkei-Trip lautet «I want it all», «frei nach Freddy Mercury selig..», wie Forte ergänzt. Auch für ihn persönlich wäre der Vorstoss unter die besten 32 der Europa League ein grosser Erfolg, vergleichbar mit den bisher als Trainer gewonnenen Titeln.  Dies soll aber nicht mit Vollgas von der 1.Minute an realisiert werden, sondern aus einer kontrollierten Defensive heraus. Osmanlispor erwartet Forte aufgrund der bisherigen Heimspiele der Türken mit viel Power zu Beginn der Partie. Ob die Taktik des FCZ dann schlussendlich wirklich so aussehen wird, wie vom Coach vorher öffentlich verbreitet, bleibt offen. Es wäre nicht das erste Mal in dieser Saison, dass von Seiten des FCZ vor einem Spiel Nebelpetarden gestreut würden. Der Gegner liest mit.

Für das Kader hat Forte mittlerweile die Qual der Wahl, was für diesen Zeitpunkt am Ende der Vorrunde eher aussergewöhnlich ist. Antonio Marchesano ist wieder im Training, Cédric Brunner erholt, und auch Ivan Kecojevic geht es besser. Und Gilles Yapi ist wieder im Training dabei. Davide Chiumiento sei zudem von der Fitness her nach seiner Verletzung mittlerweile wieder auf dem Niveau der Mitspieler. 20 Spieler (17 Feldspieler, 3 Torhüter) werden im Flieger in die Türkei sitzen und die Auswahl des Matchkaders wird auch von taktischen Überlegungen abhängen.

Beim anschliessenden Fan-Talk im FCZ Museum spricht Captain Gilles Yapi Klartext, sowohl im positiven, wie auch im negativen. Letzte Saison habe die Einstellung nicht immer gestimmt. Die Mannschaft habe den Fans versprochen, den Abstieg zu verhindern, dies aber nicht halten können. In den höchsten Tönen schwärmt der Ivorer hingegen über Trainer Uli Forte, so klar und deutlich, wie es der Schreibende noch nie von einem Profi gehört hat, auch nicht, wie in diesem Fall, in Anwesenheit des Trainers: «Uli Forte ist der beste Trainer, den ich in meiner Karriere hatte». Die anderen Trainer seien nicht schlecht gewesen, aber keiner habe bisher so detailliert nützliche taktische Details erklären können, wie Forte.

Auch Ancillo Canepa ist («mit kleinen Ausnahmen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau») angetan von den Leistungen der Mannschaft und des Trainerstaffs. Vor allem freut den Präsidenten die Einstellung der Mannschaft: es sei «0,0% Arroganz» zu spüren, auch gegen sogenannt «kleine Gegner». Auf Fragen aus dem Publikum informiert Canepa zudem über das eine oder andere langfristige Projekt wie das geplante Stadion auf dem Hardturm-Areal «vergleichbar mit demjenigen von Sparta Prag», «wegen dem Zonenplan wird es wohl noch eine Volksabstimmung geben», und dem Traum der Zusammenführung des Nachwuchses mit der 1.Mannschaft in einem gemeinsamen Campus im Heerenschürli: «Im Optimalfall in zwei Jahren, ist aber auch eine finanzielle Frage».

 

Kempter und Winter machen Druck über die Flügel: FCZ – Wil Stats & Spielinfos

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Die Durchschnittsnote aller 14 eingesetzten Spieler war gegen Wil im Vergleich zum Chiasso-Spiel mit 5,5 um 0,1 tiefer, und damit ebenfalls eine der tiefsten Notenschnitte dieses Herbstes. Armando Sadiku brachte kaum einen Schuh vor den anderen und liess Handlungsschnelligkeit selbst auf elementarstem Niveau vermissen. Mit so einer Leistung würde er dem Team in der Türkei mehr schaden als nützen. Der Albaner benötigt eine gute Wintervorbereitung, um wieder in die Gänge zu kommen. Alain Nef lieferte nur wenige Tage nach seinem besten Spiel der Vorrunde in Chiasso sein bisher schlechtestes ab. Zwar war nicht alles an seiner Leistung negativ, aber es passierten ihm so viele Flüchtigkeitsfehler wie kaum jemals zuvor im FCZ-Dress. Die Bestnoten verdienten sich die beiden Aussenläufer Michael Kempter (MVP) und Adrian Winter.  

 

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Moussa Koné zeigte wie immer grosses Kämpferherz, aber es gelang ihm nicht alles. Adrian Winter schlug sieben der 11 Zürcher Flanken. Ganz allgemein scheinen beim FCZ von rechts deutlich mehr Flanken in den Strafraum zu fliegen. Über links wird eher die spielerische Lösung oder der dynamische Einzelvorstoss gesucht, wie gegen Wil exemplarisch immer wieder mit Michael Kempter. Roberto Rodriguez war fleissig wie immer und an der Mehrzahl (8 von 15) der FCZ-Chancen beteiligt, die nicht zu einem Tor führten.

 

Ronny Bien: „Für FCZ muss im neuen Stadion Gästesektor vergrössert werden“

Schaffhausen hat das letzte Wettbewerbsspiel der 1.Mannschaft auf der altehrwürdigen Breite mit 1:2 gegen Chiasso verloren und fällt damit just vor der Eröffnung des neuen LIPO Park im Herblingertal auf den letzten Tabellenplatz zurück. Auch als die Lichter bereits gelöscht waren, stand der harte Kern der Schaffhauser Fans immer noch in der Dunkelheit in der Kurve, schmetterte Trinklieder und besang das „Breitestadion“.  Auf der Breite werden die Nüsslitribünen zurückgebaut (nur die Haupttribüne bleibt stehen) und vorläufig weiterhin beispielsweise Juniorenspiele ausgetragen werden – ähnlich wie im Espenmoos. Am Tag davor war Schaffhausen-Experte Ronny Bien bei Züri Live zu Gast und sprach über den Klub seiner Heimatstadt, Axel Thoma und was die FCZ-Fans im neuen Stadion erwartet.

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