„All-In“ – wirklich?

IMG_2308[1]Bei der Vorstellung als neuer Trainer des FC Zürich äusserte der sich gerne der Bildsprache bedienende Uli Forte mit dem Engagement beim FCZ im Pokerjargon „All-In“ zu gehen. Auf den FCZ selbst wandte der Zürcher Trainer dieses Prinzip dann aber im Spiel in Sion nicht an.

Grundsätzlich hat das Trainer-Team im Hinblick auf die Partie im Tourbillon offensichtlich vieles richtig gemacht. Die Einstellung und Aufstellung zu Beginn der Partie stimmte, genauso wie die taktische Ausrichtung mit einer Dreierkette, welche für den FCZ in den letzten Jahren meist sehr gut passte. Auch mit der erneuten Nomination des in St.Gallen nicht immer sattelfesten Sarr lag Forte richtig, genauso wie mit der Massnahme, Koné auf der Bank, und Brunner in Zürich zu lassen.

In der letzten Viertelstunde der Partie wurde dann aber der Fokus auf „Halten des Unentschiedens“ gelegt. Konnte der FCZ zuvor lange Zeit mit dem Sturmduo Kerzhakov/Etoundi und dem zurückhängenden „Zehner“ Buff für Druck sorgen, wurden nun Kerzhakov vorne bewusst alleine gelassen. Dazu wurde auch noch der erneut völlig indisponierte Defensivakteur Cabral an Stelle eines Simonyan für den angeschlagenen Vinicius eingewechselt. Eine richtige Entscheidung?

Zweifel sind erlaubt. Die Begründung für die Massnahme lautet, dass so der mögliche Super-GAU mit dem Abstieg schon am zweitletzten Spieltag im Falle eines Sieges von Lugano in Vaduz habe abgewendet werden können. Ausserdem sei der FCZ gegen Ende des Spieles immer mehr am Ende seiner Kräfte gewesen.

Tatsache ist aber: der FC Sion war physisch genauso müde, wie der FCZ, welcher vorne einen das Tor wieder treffenden Kerzhakov in seinen Reihen hatte. Die Chancen des FCZ bei einem offenen Schlagabtausch waren Fifty-Fifty. Und in Bezug auf die Rechenspiele bezüglich Abstieg ist nicht der Zeitpunkt des Abstieges wichtig, sondern die Wahrscheinlichkeit. In der jetzigen Konstellation ist die Chance des FCZ auf den Ligaerhalt klein, während ein Sieg in Sion ein Riesenschritt Richtung Super League 2016/2017 gewesen wäre. Kommt noch dazu, dass von Vaduz beim wegen des Sabbatini-Zwischenfalls verspäteten Spieles im Rheinpark in der Schlussphase nach dem durch das FCZ-Unentschieden im Wallis gesicherten Klassenerhalt nichts mehr zu erwarten war.

„All-In“ wäre in der Schlussviertelstunde in Sion die richtige Entscheidung gewesen. Die einzige Konstellation, in welcher das Unentschieden vom Tourbillon dem FCZ noch etwas bringt, wäre ein Unentschieden des FCZ gegen Vaduz bei einer gleichzeitigen Niederlage Luganos gegen St.Gallen – ein eher unwahrscheinlicher Fall.

Kerzhakov nicht an der EM: „Zu starke Konkurrenz“

Der Russische Nationaltrainer Leonid Slutskij hat am Samstag Abend sein Kader für die Fussball-EM in Frankreich bekanntgegeben. Alexander Kerzhakov vom FCZ war nicht auf der Liste. Damit wird „Sascha“ beide Ziele seines Engagements in der Schweiz verpassen – neben der EM-Teilnahme war dies „den FCZ in der Tabelle weiter nach vorne zu bringen“. In der letzten Runde kann der Stadtclub höchstens noch auf den 9.Platz vorstossen, auf welchem er bereits in der Winterpause war.

Slutskijs Begründung für die Nichtnomination von Kerzhakov lautete wie folgt: „Kerzhakov ist auch heute noch absolut nationalteamtauglich. Ich könnte ihn jederzeit mitnehmen. Aber die Konkurrenz auf seiner Position ist im Moment zu gross.“ Neben dem gesetzten Artjom Dzyuba balgen sich noch das grosse Talent Aleksandr Kokorin (beide Zenit) und Shooting Star Fjodor Smolov (Krasnodar) zu dritt um den einen Platz im Sturmzentrum.

Nachdem Kerzhakov beim FCZ nach ansprechendem Beginn zuletzt einen deutlichen Leistungsabfall mit 25 vergebenen Torchancen seit dem 1:0-Führungstreffer in Basel zu verzeichnen gehabt hatte, war die Nichtnomination nicht völlig überraschend gekommen. Allerdings hatte Slutskij im Herbst Kerzhakov noch versprochen gehabt, dass dieser bei genügend Spielpraxis dabei sei. Dies konnte der Natinalcoach nun nicht einhalten. Kerzhakov hatte sich am Mittwoch live im Stadion beim Europa League-Triumph seines Ex-Klubs Sevilla Motivation fürs Wochenende geholt, wo er 20 Stunden nach seiner Nichtnomination im Tourbillon endlich wieder einmal ins Schwarze traf.

Gutes Spiel, schlechte Karten: Sion – FCZ 2:2 Highlights

Der FCZ zeigt in Sion eine klare Leistungssteigerung im Vergleich zu den letzten Partien, hat am Ende der Partie den Klassenerhalt aber trotzdem nicht mehr in den eigenen Füssen. Das Trainerduo Forte/Magnin kehrte im Tourbillon zum bewährten 3-5-2 mit Kecojevic als zentralem Verteidiger neben Nef und Kukeli zurück.

Nach einer verhaltenen Anfangsphase kam der FCZ dank einem solidarischen und durchaus mutigen Auftritt schnell immer besser in die Partie. Franck Etoundi tat dem Zürcher Offensivspiel sichtlich gut, und Alain Nef wich bis zur Nachspielzeit, in der er mit Gelb-Rot vom Platz flog, Moussa Konaté nicht von den Fersen. Im zentralen Mittelfeld zeigte Sangoné Sarr im Vergleich zum St.Gallen-Spiel eine deutlich bessere Leistung. Vinicius konnte leider seine Defensivaussetzer auch im Wallis nicht abstellen, kompensierte diese diesmal aber zumindest teilweise durch gute Offensivaktionen.

Angesichts der Tatsache, dass der eine Punkt dem FCZ ausser etwas Selbstvertrauen in der Tabelle fast nichts bringt, spielte das Forte-Team dann ausgerechnet in der Schlussphase zu verhalten. Alain Nef wird nach seiner Gelb-Roten Karte gegen Vaduz fehlen, wo dann wohl Sanchez wieder mit dabei sein wird. Nefs erste Gelbe Karte war bei einem Sion-Konter ziemlich hart gepfiffen gewesen – dies zudem noch unter Berücksichtigung dessen, dass nur Sekunden zuvor Koch im Strafraum von hinten umgestossen worden war, und einen Penalty hätte erhalten müssen.

Die zweite Gelbe Karte war dann ein unnötiges emotionales Ballwegschlagen nur Sekunden vor dem Abpfiff. Zwei kurz aufeinander folgende Szenen hatten Nef enerviert. Erst pfiff Schiedsrichter Schärer nach dem Stürmerfoul von Sierro an Nef vor dem Zürcher Strafraum, bei welchem das Walliser Talent Nef im Kniebereich traf, erstaunlicherweise Freistoss für Sion. Kurz darauf wurde bei einem zweiten Freistoss der in der Mauer stehende Nef mit einem scharfen Schuss aus kurzer Distanz im Gesicht getroffen – Sandro Schärer liess aber entgegen den üblichen Gepflogenheiten bei Kopfverletzungen trotz des am Boden liegenden Nef die Partie weiter laufen.

FC Sion – FC Zürich 2:2 (1:1)

Tourbillon – 11 400 Zuschauer – SR Schärer

Tore: 16. Buff (Etoundi) 0:1, 30. Konaté (Rüfli) 1:1, 57. Kerzhakov (Vinicius) 1:2, 71. Ziegler (Zeman) 2:2

Sion:
 Mitryushkin; Zverotic, Lacroix (72. Ndoye), Ziegler, Rüfli; Salatic, Fernandes (63. Gekas); Assifuah, Bia (56. Sierro), Zeman; Konaté.

Zürich: Favre; Nef, Kecojevic, Kukeli; Koch, Sarr, Yapi, Vinicius (88. Cabral); Buff (56. Bua); Kerzhakov, Etoundi (65. Grgic).

 

Schafft der FCZ die Sensation im Tourbillon?

Wenn’s einer Mannschaft läuft, kommen die Siege manchmal wie selbstverständlich, ohne Sondereffort zustande. Ein Sieg des FCZ im Tourbillon in der 35.Runde der Saison 2015/16 wäre hingegen eine Sensation. Nach nur sechs Saisonsiegen und einer desaströsen Bilanz in den letzten Partien mit fünf Niederlagen in Folge mit einem Torverhältnis von 2:17 wären zwei Siege in den letzten beiden Saisonspielen eine Riesenleistung. Dies zudem gegen einen Gegner, der in dieser Rückrunde sechs von acht Heimspielen gewonnen hat (ein Unentschieden, eine Niederlage), und noch um einen Europa League-Platz kämpft.

Die beiden Teams treten in folgender taktischen Formation an:

1605 fcz aufstellung in sion

1605 sion aufstellung vs fcz II

 

FCZ kommt in St.Gallen selten über die Mittellinie

1605 fcsg fcz match performance

Gute Leistungen zeigten in St.Gallen nur die beiden eingewechselten Etoundi und Nef, die sowohl offensiv, wie auch defensiv in der zweiten Halbzeit spürbar für Entlastung sorgten. Ansonsten war St.Gallen am Pfinstmontag in der AFG Arena gegen den FCZ klar überlegen gewesen.

1605 fcsg fcz match stats

Davide Chiumiento gelangen ansprechende Standards, aber im Spiel verlor er gegen Martin Angha und Alain Wiss genauso praktisch jeden Zweikampf, wie Alexander Kerzhakov, welcher nun schon 25 Torchancen hintereinander nicht nutzen konnte. In Sion wäre es wieder mal höchste Zeit!

 

GYGAX Cupfinal-Countdown, Teil 3

IMG_5428Sali zämä!

Au in St.Gallä hätts nöd klappet. Ehrlich gseit hanich scho än andere Uftritt erwartet. Han s’Schpiel wieder underwägs uf Züri Live glosed. Äs einzigs emotionals uf und ab! Jedes Mal wänn im Radio d’Schtimmlag vo de Kommentatore wächsled, gschpürsch Hoffnig – oder häsch de Bammel. Churzfrischtig hätt süsch amigs än Trainerwächsel immer ä positivi Würkig. Sogar dänn, wänn vorher alles drunder und drüber gangä isch. Aber dasmal…Bis jetzt nüt!

Mä hätt dä Mannschaft offebar nöd aagmerkt, dass es en Wächsel gä hätt. Und das, obwohl de Ludo uf jedä Fall guet mit Schpiller redä chan. In St.Galle sind vill ender zerscht mal d’Nachteil vo somene abruptä Wächsäl vom ganze Trainer-Staff zum Vorschii cho. Di neuä Trainer kännäd d’Schpiller nonig so guet, und setzed si darum vilicht im eint oder andere Fall falsch ii. D’Umschtellige i de Mannschaft sind uf jedä Fall i d’Hose. Und sogar di erfahrene Cracks würked fascht ratlos, will si im Abschtigskampf ebä halt au chuum Erfahrig händ.

Bis vor zwei Wuche hetti nie dänkt, dass en Abschtieg für de FCZ möglich wär. Ich bin wohl so zimli dä Letscht, wo d’Situation nümä rosig gseht, aber jetzt isch äs bi mir au eso wiit. D’Challenge League isch grundsätzlich schportlich ä gueti Liga. Das hani au die Saison wieder gseh. Natürli wür de FCZ i de Challenge League weniger Zuschauer ha, als i de Super League, aber de harti Chern vo Fans isch hüt dütlich grösser, als woni bim FCZ i de 1.Mannschaft mit 18-i aagfange ha. D’Underschtützig sälbscht jetzt i dere schwirigä Laag isch sensationell!

Persönlich gahts mer jetzt nach minere Verletzig wider besser. Ich hoffe, ich chan am letschte Schpieltag inere Wuchä miteme Iisatz gägä Xamax im beschaulichä Baulmes mini Profikarrierä beände. Natürli hani in letschter Ziit vill Medieafragä zum Thema FCZ. Ich han mich de Journalischtä nie verweigeret, au wänns emal schlächt gloffä isch. Und wänn eine dänn würkli mal än Chabis schriibt, dänn chamä ja under Erwachsenä redä mit de Lüüt.

In Sion fangt de Match wieder bi 0:0 aa. Es chönti en offene Schlagabtuusch gää. De Oli Buff chunt wieder zrugg. De Anto Grgic schpillt e gueti Saison und müessti eigentlich bim Apfiff au wieder ufem Platz schtah. De Alain Nef wird au wieder i d’Schtartformation zruggcherä. Da erhoff ich mir scho einiges. D’Trainer müend jetzt usegschpürä, wer parat isch für de Match in Sion und wer a de Situation z’fescht z’bissä hät.

Gäg de FCZ schpricht, dass es für Sion um vill gaht. Aber: Fuessball isch nöd rational. Än Wiitschuss vom Kerzhakov chan schtatt an Pfoschtä is Netz gheie und s’Momentum chan dräie. Mir händs i de eigene Füess! Es git nur eis: bis zur letschte Minute dra glaube!

Dani Gygax

GYGAX Track der Woche:

FCZ hat Forte, St.Gallen ist Forte: FCSG – FCZ 3:0 Highlights

Der FC St.Gallen ist für das wichtige Spiel von der ersten Minute an voll parat. Der FCZ ist es nicht. Zumindest nicht die Mannschaft. Die Unterstützung der Fans war hingegen unbeschreiblich. Das gibts nur einmal in der Schweiz. Der FC St.Gallen musste drei Dutzend zusätzliche Ordner engagieren, weil der Gästesektor für die Südkurve zu klein war. Auf allen Tribünen zusammengezählt waren mehr als 3’000 FCZ-Supporter in der Ostschweiz mit dabei, und dies in einer der sportlich dunkelsten Phasen der Vereinsgeschichte. Und trotz Rückstand und teils erbarmungswürdigem Auftritt der Mannschaft waren die Gästefans meist lauter, als der Anhang des Heimteams in der praktisch ausverkauften AFG Arena.

Das Team von Trainer Joe Zinnbauer spielte ihre wohl beste Partie der Saison. Kein einziger der 11 weiss-grünen Akteure fiel ab, und im Mittelfeldzentrum gelang Mario Mutsch eine der besten Partien seines Lebens. Gleichzeitig wirkte der FCZ weiterhin wie ein Leichtgewicht, welches in dieser Verfassung selbst in der Challenge League in Schwierigkeiten kommen würde. Die Hereinnahme von Koné und Sarr in die Startformation zahlte sich nicht aus. Kerzhakov und Chiumiento konnten vorne kaum einen Ball kontrollieren. Nur bei Chiumiento-Standards wird es im St.Galler Strafraum gefährlich. Brunner war ein Totalausfall, agierte wie ein krankheitsgeschwächter Mann, und wurde dann auch früh während der ersten Halbzeit ausgewechselt.

Es hat auch schon Fälle gegeben, wo ein Team trotz anfänglich so klarer Überlegenheit am Ende in einer Partie trotzdem noch Punkte geholt hat, aber das 0:1 durch Penalty war dann bereits richtungsweisend – leider eine Fehlentscheidung von Schiedsrichter Hänni – Sanchez spielte klar den Ball, Salli liess sich geschickt im richtigen Moment fallen. St.Gallen spürte danach, dass gegen den FCZ an diesem Tag überhaupt nichts mehr anbrennen kann, so dass beim 3:0 Innenverteidiger Martin Angha (aus den LetziKids hervorgegangen) an vorderster Front rechts an der Grundlinie auftauchte und die entscheidende Hereingabe schlug.

FC St.Gallen – FC Zürich 3:0 (2:0)

AFG ARENA – 17 546 Zuschauer – SR Hänni

Tore: 26. Aleksic (Penalty, Salli) 1:0, 39. Aratore (Mutsch) 2:0, 53. Aratore (Angha) 3:0

St.Gallen: Lopar; Hefti, Angha, Wiss, Hanin; Bunjaku (73. Lang), Mutsch, Gaudino, Aratore (87. Karadeniz); Aleksic (80. Leitgeb), Salli.

Zürich: Favre; Brunner (38. Vinicius), Sanchez, Kecojevic, Koch; Koné (46. Etoundi), Sarr, Yapi, Bua (68. Nef);  Chiumiento, Kerzhakov.

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