Von Forte zu Magnin: der FCZ löst seine Langzeitwette ein

Uli Forte ist nicht mehr Trainer der 1. Mannschaft des FC Zürich. Dies hat die Führung des FCZ nach dem unter dem Strich unbefriedigenden Start in die Rückrunde entschieden. Neuer Trainer ist der bisherige Academy-Coach Ludovic Magnin. Auch wenn offenbar viele Beobachter diesen Schritt nicht erwartet haben, kommt er nicht überraschend. Es gab in den letzten Jahren nie einen sichereren Tip im Schweizer Trainermetier, als dass der nächste FCZ-Trainer Ludovic Magnin heissen wird. Die Frage war nicht ob, die Frage war wann.

Stereobeschallung für die Spieler im ersten Training

Heute steht Magnin erstmals auf der Allmend Brunau als Cheftrainer der 1. Mannschaft auf dem Platz, nachdem er vor etwas weniger als zwei Jahren bereits einmal als Assistent von Uli Forte im «Eins» ausgeholfen hatte. Die Spieler werden gleich Stereo bombardiert von den Kommandos Magnins und seines nicht weniger lauten Assistenten René Van Eck. Auch Zoltan Kadar passt sich der höheren Lautstärke an. Man könnte nun denken, dies würde die jungen Spieler einschüchtern. Beim FCZ ist dies aber anders. Die Jungen scheinen sich sofort wohl zu fühlen, denn sie kennen „Herr Magnin“ bereits gut. Gewöhnungsbedürftig und ein Stilbruch ist das Ganze hingegen für die ausländischen Spieler. Forte war auch bestimmt und konnte laut werden – aber gleichzeitig immer auch «italienisch-familiär».

Die Atmosphäre, welche das Duo Magnin/Van Eck beim ersten Training bei eisigen Temperaturen auf der Allmend Brunau verströmt, hat hingegen erstmal etwas von: «Auf zur nächsten Schlacht. Jeder muss selbst schauen, dass er das Tempo mithält. Niemand bleibt liegen. Wer etwas hat, soll selbst schauen. Wir haben keine Zeit, uns mit Verletzungen und Befindlichkeiten zu beschäftigen.». Natürlich hat dies auch damit zu tun, dass aktuell wirklich keine Zeit da ist. Es steht mit den zwei Derbies hintereinander einer der Saisonhöhepunkte vor der Tür. «Gegen einen der besten Taktiktrainer der Schweiz», wie sich Magnin später an der Pressekonferenz ausdrückt. Der 38-jährige sieht sich selbst durchaus als Trainer, der auf die individuellen Bedürfnisse auch der ausländischen Spieler eingehen kann und will, gerade auch weil er durch seine Erfahrung als Ausländer in Deutschland sich in deren Situation hineinfühlen kann. Aber: «manchmal gibt es auch kein Pardon. Ich habe gerne Spass, aber im Leben ist nicht alles ein Spass. Ich trage eine grosse Verantwortung gegenüber dem Verein.»

Der erste Trainer-Kandidat einer ganzen Nati-Generation

Magnins Weg dahin, wo er heute steht, war schon früh vorgezeichnet. Den ehemaligen Linksverteidiger zum Cheftrainer aufzubauen war im FCZ von Anfang an ein langfristiges Projekt. Dies ist auch der Hauptgrund für die nun festgelegte lange Vertragsdauer bis 2020. Das Vertrauen in seine Qualitäten ist gross. Und dies nicht ohne Grund. Hätte man vor 10 Jahren einen Experten wie Köbi Kuhn gefragt, wer von der damaligen Nationalmannschaftsgeneration als möglicher vielversprechender Trainer in Frage kommt, hätte dieser wohl sicherlich unter anderem Namen wie Benjamin Huggel oder Christoph Spycher genannt. Gut möglich, dass auch derjenige des heutigen Basel-Trainers Raphaël Wicky gefallen wäre, eventuell Alex Frei. An erster Stelle hätte Kuhn aber wohl Ludovic Magnin genannt: das «Mentalitätsmonster» aus dem Waadtland. Wenn es in der Neuzeit jemals einen Spieler gegeben hat, der es wirklich nur mit Willenskraft und ganz sicher nicht wegen dem in die Wiege gelegten Talent in die «Schweizer Nati» geschafft hat, dann Magnin. Seinen ehemaligen Schützling heute als FCZ-Trainer zu sehen, wird Kuhn sicherlich speziell freuen.

Die mentale Stärke als grössten Pluspunkt gemein hat Magnin mit Ricardo Rodriguez, seinem Nachfolger als Linksverteidiger beim FCZ und in der Nationalmannschaft, mit welchem sich seine Wege als Fussballer bei seiner letzten Profistation in Zürich auf ganz eigentümliche Art und Weise gekreuzt hatten. Magnin war im Winter 2009/2010 als Leader geholt worden, der diesbezüglich den Stab des gesundheitlich angeschlagenen Hannu Tihinen übernehmen und die Mannschaft führen sollte. In einem Fussballteam ist es aber nun mal so, dass nur einer der vier, fünf sportlichen Leistungsträger auch als Leader auftreten kann. Das war Magnin nicht. Er hatte mit 30 Jahren seine Möglichkeiten bereits ausgereizt und den Zenit überschritten. Seine Highlights im FCZ-Dress waren rar gesät.

Was Magnin mit Ottmar Hitzfeld verbindet

Zudem kam gleichzeitig mit Magnin der frischgebackene U17-Weltmeister Rodriguez in die 1. Mannschaft. Die Idee war, dass dieser im Windschatten von Stammspieler Magnin über längere Zeit an die Super League «herangeführt» werden sollte. In der Realität aber war Rodriguez von Anfang an einfach besser. Dass Trainer Urs Fischer in der darauffolgenden Saison 2010/2011 auf dieser Position zu lange mit der Wachablösung wartete und insbesondere in den entscheidenden Partien in St. Gallen, gegen Basel und im Derby gegen GC nach einer siegreichen Serie mit Rodriguez wieder auf Magnin setzte, war einer der Gründe für den in jener Saison knapp verpassten Meistertitel.

Seither hat sich der Fussball nochmal weiterentwickelt. In Topligen hat die Anzahl Trainer, die früher selbst Topspieler waren, immer weiter abgenommen. Die Erkenntnis hat sich definitiv durchgesetzt, dass ein guter Toptrainer völlig andere Qualitäten benötigt, als ein Topspieler. Er muss ein sehr guter Analytiker, Manager, Kommunikator sein – und er muss ein enorm gutes Gespür für die unterschiedlichsten Menschen haben. Sehr wichtig, gerade auch in der Schweiz mit dem starken Fokus auf Ausbildung von jungen Talenten, ist ein pädagogisches Flair. Profifussballtrainer mit abgeschlossener Lehrerausbildung gibt es nicht viele. Einer ist Ottmar Hitzfeld, ein zweiter: Ludovic Magnin.

Magnin nimmt den zwischenzeitlich verlorenen Faden wieder auf

Auch wenn seine Zeit als Spieler der 1. Mannschaft nicht ganz so wie von allen Seiten erhofft verlief: Ludo Magnin und FCZ – das passt zusammen. Neben Köbi Kuhn ist vor allem der für die jüngste FCZ-Geschichte so prägende Lucien Favre eine ganz enge Verbindung. Favre und Magnins Vater Jean-Claude waren beste Schulfreunde. Und Ludo wurde schon früh zu so etwas wie einem Ziehsohn von «Lulu». Favre war Magnins C-Juniorentrainer in Echallens und ermöglichte diesem später den Einstieg in die Nationalliga A bei Yverdon-Sport. Schon bald darauf ging Magnin mit seinem Wechsel nach Lugano eigene Wege und wurde später mit zwei verschiedenen Klubs Deutscher Meister (Werder Bremen, VfB Stuttgart). Es gibt nicht viele Spieler, die so etwas von sich behaupten können – noch dazu ohne jemals bei Bayern gespielt zu haben. Magnin und Favre waren seit der frühen Zeit in Yverdon nie mehr am gleichen Ort tätig, blieben aber trotzdem jeweils in engem Kontakt – lange Zeit «täglich» wie es heisst…

Magnin nimmt den Faden der guten Tradition der stilprägenden Westschweizer Trainer beim FCZ wieder auf. Ganz früher mit dem «Philosophen» Daniel Jeandupeux, und später dann Lucien Favre und Bernard Challandes. Alle gewannen sie Titel. Auch die beiden Zürcher Trainer Urs Fischer sowie Urs Meier hatten die durch Favre installierte Philosophie als ehemalige Academy-Trainer mitgetragen und weiterentwickelt. Gleichzeitig ist Magnin nun schon lange auch in der Deutschschweiz zuhause – durch den FCZ (seit acht Jahren im Verein!) und natürlich vor allem auch seine Ostschweizer Ehefrau Chantale. Mehr «passen wie die Faust aufs Auge» geht nicht.

Derby-Emotionen auch auf Juniorenstufe!

Die Resultate Magnins als U18- und U21-Trainer waren unterschiedlich. Aber Resultate haben in der Academy nur teilweise Aussagekraft. Weil sie nicht das Hauptziel sind. Trotzdem bemerkenswert der U18-Schweizer Meistertitel vor zwei Jahren, und vor allem die Art und Weise wie er in den Finalspielen gegen Servette, den FC Basel und GC zustande kam. Eins schon mal vorweg: die FCZ-Jungs waren heiss. Sehr heiss. Die Emotionalität des Trainers beeinflusste definitiv die mit Herz kämpfende Mannschaft mit Izer Aliu, Fabian Rohner, Lavdrim Rexhepi, Maren Haile-Selassie und Captain Toni Domgjoni, über sich hinauszuwachsen und hohe Hürden zu überwinden.

Die Partien waren hitzig – Gelbe Karten oder gar Platzverweise gab es nicht zu knapp. Der Trainer wurde in Basel vom Schiedsrichter von der Trainerbank verwiesen. Trotz aller Widrigkeiten siegte der FCZ mit viel Teamgeist und Emotionen – nach einem 1:3-Rückstand und mit zwei Mann Unterzahl in der Verlängerung. Beim damaligen dramatischen auf dem Campus in Niederhasli vor rund 600 Zuschauern gewonnenen Final herrschte mehr Derby-Stimmung als bei manchem Duell der beiden 1. Mannschaften im Letzigrund. Der GC-Defensivspieler Leotrim Nitaj (Torschütze zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung GCs in der Verlängerung) liess sich dadurch so aufstacheln, dass er nach der Partie wegen seines Verhaltens von der Geschäftsleitung um Manuel Huber aus dem Klub verbannt wurde. Er war damals auf dem Campus eines der grössten Talente seines Jahrganges – heute spielt er in Thalwil. Auf GC-Seite werden sich die regelmässig in der 1. Mannschaft eingesetzten Akteure Nedim Bajrami und Petar Pusic spätestens dann wieder gut an jene Partie erinnern, wenn sie am Sonntag auf der gegnerischen Trainerbank Magnin ausmachen werden.

Züri Live-Spielbericht vom U18-Halbfinal 2016 in Basel

Züri Live-Spielbericht vom U18-Final 2016 in Niederhasli

Magnin: ausgezeichnete Kenntnis der kommenden FCZ-Talente

Die Voraussage sei gewagt: für Emotionen und Unterhaltung wird in Zukunft im Letzigrund noch mehr als bisher gesorgt sein. Die Liga kann sich auf etwas gefasst machen. Man darf die Emotionen Magnins aber nicht allein als kurzfristige Motivationskniffe missverstehen. Die mentale Entwicklung ist für angehende Fussballprofis auch langfristig wichtig. Und dass Magnin als Trainer auch in allen anderen Belangen wie Taktik und Trainingsgestaltung top ausgebildet und dem neuesten Stand ist, versteht sich von selbst. Taktisch ist er ähnlich flexibel wie Forte und liess auch in der U21 die unterschiedlichsten Systeme spielen (meist ebenfalls mit Dreierabwehr). Mit der 1. Mannschaft will er einen Schritt nach dem anderen gehen und für die anstehenden Spiele nicht gleich alles auf den Kopf stellen. Für die kommenden zwei, drei Jahre ist es aber ein Riesenvorteil, dass Magnin die kommende Generation der jetzt schon mit der 1. Mannschaft trainierenden und ab Sommer noch zusätzlich dazustossenden Talente sowohl persönlich wie auch fussballerisch in- und auswendig kennt. Neben dem oben erwähnten Meisterteam (98-er Jahrgang) hat Magnin in der U18 beispielsweise auch Rüegg, Kryeziu oder Sadrijaj trainiert.

Er kennt auch den 99-er Jahrgang sehr gut, aus welchem es nicht überraschen würde, den torgefährlichen Mittelfeldspieler Lavdim Zumberi (einer der Lieblingsspieler Magnins), Innenverteidiger Lindrit Kamberi, den enorm spielintelligenten Kastrijot Ndau oder den dynamischen Aussenläufer Fabio Dixon schon bald im «Eins» zu sehen. Selbst mit dem von Sportchef Thomas Bickel besonders hervorgehobenen 01-er Jahrgang hat Magnin zuletzt als U21-Trainer schon Bekanntschaft gemacht. Der aus der Region Genf stammende Offensivmann Guillaume Furrer oder der grossgewachsene «Sechser» Simon Sohn durften bereits in die Promotion League-Equipe reinschnuppern. Bledian Krasniqi oder Soheil Arghandewall sind weitere vielversprechende Talente aus diesem Jahrgang (letzterer hat bereits Testspielerfahrung in der 1. Mannschaft). Die Aufzählung ist nicht abschliessend.

Mit dem schon etwas älteren Ivorischen Flüchtling Eric «Chef» Tia hat sich Magnin in den letzten Jahren zusätzlich noch ein etwas spezielles «Projekt» angelacht. Aus administrativen Gründen (Spielbewilligung) konnte dieser erst mit zwei Jahren Verspätung aus Chur zum FCZ stossen, nachdem er von Magnin bei einem Testspiel entdeckt worden war. In der Vorrunde musste sich Tia erstmal im strukturierten Spiel der Academy-Mitspieler akklimatisieren und langsam einfügen. Die junge Reserve-Equipe startete mit nur einer Niederlage in den ersten zehn Partien so gut wie noch nie in die Saison, liess dann aber gegen die  Winterpause hin zunehmend nach, als mehr und mehr mit der 1. Mannschaft trainierende und zurück in der U21 nicht gerade vor Motivation strotzende Akteure zu Spielzeit kommen sollten. Trotzdem beendete die FCZ U21 die Vorrunde auf dem achten Platz im Mittelfeld der Tabelle.

Uli Forte, der «Juli bis November»-Trainer?

Denkt man an die Ära «Uli Forte», in welcher der Brüttiseller auf die Allmend Brunau zurückkehrte, wo er bereits früher mit Red Star zu Hause war, muss man von mehreren Grossleistungen sprechen. Es war ein Grossleistung, wie die Mannschaft sich in den letzten drei Meisterschaftsspielen der Abstiegssaison 15/16 innert kurzer Zeit merklich steigern konnte. Es war eine Riesenleistung unter den damaligen Umständen den Cupfinal zu gewinnen. Es war eine von den meisten Beobachtern enorm unterschätzte Grossleistung, eine Mannschaft zu formen, die in der Challenge League von der Ersten Minute an voll parat war. Xamax war schon letzte Saison als Team sehr stark. Es musste sehr viel zusammenstimmen, dass man nicht das Schicksal der überwiegenden Mehrheit der Super League-Absteiger erlitt. Etwas, was der FCZ der Vor-Forte-Ära wohl so nicht geschafft hätte. Es war beim Stichwort Mentalität ausserdem eine sehr verdankenswerte Leistung, den bei Orlando City populären und sich in Florida äusserst wohl fühlenden Adi Winter für die Mission «Aufstieg» zu begeistern. Und es war eine Grossleistung, eine Europa League-Kampagne hinzulegen, welche die meisten Zweitligisten aus Deutschland, Frankreich oder Italien niemals so hingekriegt hätten.

Die aktuelle Saison zeigt viele Parallelen zur letzten. 2016/2017 spielte der FCZ bis Ende Oktober eigentlich über seinen Verhältnissen. Neben starken Leistungen im Cup und Europacup war dies vor allem für die Liga wichtig. Zum ersten Saisonspiel war Winterthur sehr hoffnungsvoll und topmotiviert in den Letzigrund gereist und rechnete sich gegen den vermeintlich angeschlagenen Absteiger einiges aus. Die sportlichen Zeichen, die der FCZ zu Saisonbeginn setzte, waren wegweisend. Bis und mit dem Auswärtssieg im Direktduell mit Xamax in Neuenburg am 30. Oktober (3:1) waren die Leistungen top – und die Konkurrenz beeindruckt. Man muss sich das nochmal vor Augen führen: als Schweizer Zweitligist spielte man gegen den Spanischen Spitzenklub Villarreal nicht nur im Letzigrund Unentschieden, sondern hätte selbst auswärts im «Madrigal» einen Punkt verdient gehabt. Als dann der FCZ ab November nachliess, hatte die meisten Liga-Gegner bereits etwas der Mut verlassen, und sie traten bei weitem nicht mehr so hoffnungsvoll und aggressiv auf wie noch zu Saisonbeginn. So reichten dann Energieleistungen von einzelnen Mentalitätsspielern wie Alain Nef oder den auf die Rückrunde neu dazugestossenen Rüegg und Dwamena häufig aus, um trotzdem die noch notwendigen Punkte zu holen.

Forte: unter dem Strich viel aus dem Kader herausgeholt

In der aktuellen Saison war die Entwicklung ähnlich. Traumstart mit acht ungeschlagenen Spielen zu Saisonbeginn, eine grosse Kompaktheit im Spiel ohne Ball, und immer wieder nützliche Tore auf Standards. Wieder spielte der FCZ zu Saisonbeginn über seinen Verhältnissen. Mit einer zwar motivierten und ambitionierten, aber abgesehen von den Toptalenten aus dem eigenen Stall nicht mehr als einigermassen soliden Mannschaft – bestehend aus Spielern, die in anderen Super League-Klubs nicht mehr gefragt waren (Vanins, Voser, Pa Modou, Winter, Frey, Cavusevic), den mittelfristigen Durchbruch auf diesem Niveau noch nicht geschafft haben (Marchesano, Roberto Rodriguez), oder in Ländern, die im UEFA-Ranking hinter der Schweiz liegen vom einen durchschnittlichen Klub zum nächsten getingelt sind (Palsson, Bangura, Thelander). Ob wie damals bei der Freistellung von Urs Fischer die Qualität der Neuzugänge intern nicht etwas überschätzt und damit die Arbeit des Trainers unterschätzt wurde, ist eine offene Frage. Forte ist nach Fischer und Meier der dritte der letzten fünf Cheftrainer, der kurz nach Beginn einer Vor- oder Rückrunde freigestellt wird.

Der Einbruch kam diesmal nicht abrupt, sondern schrittweise, dafür aber resultatmässig umso heftiger. Dies natürlich vor allem darum, weil man sich gegen Lausanne, Thun und Luzern nicht «durchmogeln» kann, wie das gegen Chiasso und Winterthur noch möglich war. Die Strategie «Blitzstart» ist aber durchaus eine valable und häufig erfolgreiche Variante – wenn man sich und seine Möglichkeiten realistisch einschätzt. Man kann innerhalb eines Spiels in der Anfangsphase eine höhere Pace gehen, als man über 90 Minuten durchzuhalten vermag, dies zu einer Führung nutzen, und dann mit letzten Kräften versuchen, diese Führung zu verteidigen. Ähnlich kann man auch eine Saison angehen. Das Problem für den Trainer bei einem solchen Vorgehen in einem kurzlebigen Geschäft sind die häufig (zu) hohen Erwartungen, die mit dem Top-Saisonstart geweckt werden, und die fast zwangsläufig abfallende Leistungskurve.

Freistellung von Forte zeichnete sich ab

Dass sich Uli Forte seit der Winterpause intern unter Druck und etwas in die Ecke gedrängt fühlte, war ihm anzumerken. Er reagierte deutlich sensibler als zuvor und verteidigte seine persönlichen Anliegen beispielsweise bezüglich Transferpolitik ziemlich offensiv – die üblichen Floskeln verschwanden. Ancillo und Heliane Canepa sowie der Sportliche Leiter Thomas Bickel hatten grosse Hoffnungen auf das Trainingslager in der Türkei gelegt und wollten «taktisch-technisch» eine Weiterentwicklung sehen. Die kam dann aber nicht. Der FCZ blieb ähnlich berechenbar für die Gegner wie vor der Winterpause. Der neue Cheftrainer setzt sich denn auch gleich mal zum ersten Ziel, «für alle in der Schweiz unberechenbar zu werden. Sie sollen nicht wissen ob wir mit drei Mann kommen, oder mit vier…oder mit zwölf.»

Auch wenn Fortes Freistellung zu diesem Zeitpunkt schlussendlich durchaus «überraschend» gewesen sein kann, kam sie für ihn nicht aus dem Nichts. Mit den zuletzt gezeigten Leistungen und angesichts der sich enorm gut präsentierenden «Kleinen» der Liga wie Thun oder Lugano war eine Involvierung in den Abstiegskampf bis Ende Saison nicht mehr auszuschliessen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch, dass Forte mit dem Team den Klassenerhalt geschafft und nächste Saison womöglich wieder einen Blitzstart hingelegt hätte. Letztendlich fielen dann aber Faktoren wie Spielphilosophie, eine noch stärkere Forcierung der jungen Talente und die Unzufriedenheit mit einer gewissen Stagnation einzelner Spieler mehr ins Gewicht. Die Worte des Leiters Sport Thomas Bickel dazu sind deutlich: «Auch ein Trainer muss sich immer weiterentwickeln», und: «eine klare Spielphilosophie war nicht sichtbar». Bickel bezeichnet die Freistellung von Forte als «gefühlte Niederlage» für ihn selbst, denn ein wichtiger Teil der Arbeit des Sportlichen Leiters sei die erfolgreiche Begleitung des Trainers. Bickel nimmt damit die Haltung ein, die eigentlich alle Verantwortlichen von Fussballklubs in solchen Situationen haben sollten. Der Trainer ist nie nur alleine verantwortlich, denn irgendjemand hat den Trainer ja ausgewählt und auf ihn gesetzt. Was nicht heissen soll, dass in diesem Fall die Wahl Fortes zum damaligen Zeitpunkt eine schlechte Wahl war – im Gegenteil.

Ludo Magnin: die beste FCZ-Wette

Mit dem FC Luzern hatte man zudem am Wochenende einen Gast bei sich im Letzigrund, der die Partie eigentlich hätte gewinnen müssen, und dessen neuer Trainer Gerardo Seoane in vielerlei Hinsicht Ludovic Magnin ähnlich ist. Die beiden Gegner vom letzten Sonntag sind auch als Vereine auf Augenhöhe auf dem fünften und sechsten Platz der Liga, was die finanziellen Möglichkeiten betrifft. Der FCZ hat traditionell die bessere Nachwuchsabteilung, aber Luzern diesbezüglich stark aufgeholt und konnte zuletzt vor allem mehr Junge in die 1. Mannschaft integrieren. Dass dies beim FCZ in Zukunft wieder stärker der Fall sein wird, ist das grosse Anliegen der Zürcher Führungsriege und sie sehen mit Magnin als Cheftrainer dafür die besten Voraussetzungen gegeben. Zumal dieser in den letzten acht Jahren die FCZ-Philosophie gelebt hat und «100% dahinter steht». Die Beförderung Magnins wird wohl zudem auch kein allzu grosses Loch in die Rechnung des FCZ reissen. Nicht weil dessen Ansprüche bescheiden wären, sondern weil dessen Gehalt schon bisher vergleichsweise hoch war. «Topshots» unter den Nachwuchstrainern wie Wicky, Seoane oder Magnin müssen heutzutage nicht mehr am Hungertuch nagen. Nicht zuletzt wegen der hohen Bedeutung der Nachwuchsabteilungen für die Super League-Klubs hat dies durchaus auch seine Berechtigung. Und es verstärkt ihr Gewicht innerhalb der Vereine.

Im heutigen Fussball bewegen sich die Profiklubs auf unterschiedlichen Levels von sportlichen Erfolgen und finanziellen Einnahmen, die sich gegenseitig verstärken wie in einem geschlossenen Kreislauf. In einen höheren Kreislauf gelangen zu wollen ist eine enorme Challenge. Die dafür notwendige (aber noch lange  nicht hinreichende) Voraussetzung ist ein aussergewöhnlicher Trainer der 1. Mannschaft. Klar ist: auch Magnin muss sich erst in der Super League beweisen. Trotzdem ist die Hoffnung auf einen Aufschwung berechtigt. Eine solche Kombination von Identifikation, Leidenschaft und Know-How, wie sie Magnin mitbringt, ist fast einmalig. Trotzdem wäre es unfair, ihn mit Favre zu vergleichen. Solche Trainer, die einen ganzen Verein dermassen auf ein höheres Niveau heben können, gibt es in der ganzen Schweiz maximal einen pro Jahrzehnt. Die Frage ist: wie findet man diesen Jahrzehnttrainer? Oder wie findet dieser seinen Verein? Eines kann man schon von vornherein praktisch ausschliessen: dass dieser Jahrzehnttrainer ein Ausländer sein wird. Denn ausländische Mega-Trainer(talente) verirren sich mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht in die Schweiz. Der FCZ hat in den letzten Jahren, in der Magnin sich auf seine heutige Aufgabe vorbereitete, darauf gewettet, dass der heute 38-jährige Waadtländer dieser neue Toptrainer sein wird. Dass die Wette aufgeht, ist nicht garantiert. Aber eine bessere Wette hätte der FCZ nicht abschliessen können.

U18-Final GC – FCZ, Juni 2016

Züri Live-Interview nach Magnins erstem Meisterschaftsspiel als U21-Trainer bei Brühl St. Gallen, August 2017

«Eins» und U21 testen parallel und halten die Null

Nach der Rückkehr aus dem Trainingslager in der Südtürkei testete der FCZ zum zweitletzten Mal vor dem Rückrundenstart in der Region und besiegt dabei in Altach den dortigen SC Rheindorf (7. der Österreichischen Bundesliga) mit 2:0 durch zwei Tore von Roberto Rodriguez. Die beiden Teams hätten theoretisch auch schon im Trainingslager gegeneinander spielen können. Auch Altach war in Belek und verlor dort gegen GC ebenfalls mit 0:2. Gleichzeitig mit der Partie in Altach bestritt die U21 von Trainer Ludovic Magnin das erste Testspiel ihrer Rückrundenvorbereitung vor rund 300 Zuschauern im Heerenschürli gegen GC – man trennte sich am Ende 0:0.

Altach liegt in Österreich zur Zeit nur einen Punkt hinter Austria und sechs Zähler von den Europacupplätzen entfernt. In der Wintervorbereitung gab es bisher drei Niederlagen in vier Testmatches. Gegen den FCZ wirkten die Altacher bemüht, aber eine gewisse Verunsicherung war aufgrund der wenigen erzielten Tore doch etwas zu spüren, dazu die verletzungsbedingte Abwesenheit der Stammspieler Dobras und Piesinger. Der FCZ konnte im «Schnabelholz» immerhin zwei Tore durch Roberto Rodriguez erzielen – einmal aus kurzer Distanz nach langem Zuspiel von Koné, einmal von ausserhalb des Strafraumes nach einem Fehler in der Abwehr der Vorarlberger. Ganz generell kam der Stadtclub fast ausschliesslich aufgrund von Missgeschicken des Gegners zu Chancen. Und hinten spielte Andris Vanins gut mit, und konnte Bälle hinter die Zürcher Abwehr vor seinem Strafraum jeweils rechtzeitig erreichen, sowie adäquat verarbeiten.

Beide Teams spielten (abgesehen von den Langzeitverletzten) weitgehend in ihrer Stammformation. Beim FCZ ist dies im zweitletzten Test jeweils das übliche Vorgehen (während im letzten Test jeweils die Ersatzleute zum Zug kommen). Es könnte dementsprechend ein Zeichen sein, dass Alain Nef und Antonio Marchesano zur Zeit nicht zur Stammformation gehören. Mit der Einwechslung von Fabian Rohner für Cédric Brunner nahm das Zürcher Trainerteam nur einen einzigen Wechsel vor. Pa Modou spielte daher die Schlussphase in der Dreierabwehr. Dies könnte auch ein typischer Wechsel in der Rückrunde werden, denn Rohner scheint sich in der Vorbereitung weiter aufgedrängt zu haben.

SCR Altach – FCZ 0:2 (0:0)

Tore: 60. Rodriguez (Koné) 0:1, 78. Rodriguez 0:2.

SCR Altach: Kobras; Janeczek (69. Lienhart), Zech, Netzer, Honsak (56. Nussbaumer); Zwischenbrugger, Salomon, Nutz (61. Ngwat-Mahop), Gebauer, Meilinger (45. Schreiner); Grbic (61. Aigner).

FC Zürich: Vanins; Thelander, Bangura, Brunner (70. Rohner); Winter, Palsson, Rüegg, Pa Modou; Koné, Frey, Rodriguez.

Die ebenfalls im Trainingslager der Ersten Mannschaft dabeigewesenen Toni Domgjoni, Lavdrim Rexhepi, Mirlind Kryeziu, Izer Aliu und Maren Haile-Selassie traten gleichzeitig mit der U21 im Heerenschürli im Testspielderby gegen GC an. Der FCZ dominierte die Anfangsphase, liess dann aber den Gegner immer mehr ins Spiel kommen. Über die ganzen 90 Minuten hinweg hatte der FCZ die besseren Torchancen, aber Yannik Kouamé, Eric Tia und Filip Stojilkovic (U18) agierten im Abschluss noch deutlich zu wenig zielstrebig. Aus der U18 kamen neben Stojilkovic Torhüter Serkan Polat, Verteidiger Noah Lovisa und Mittelfeldspieler Guillaume Furrer zum Einsatz, dazu Torhüter Luka Deronjic aus der U16. U18-Keeper Calvin Heim war derweil in Altach als Ersatz mit dabei.

Bester Mann auf dem Platz war Routinier Florian Stahel, dem das Duell mit GC U21 gerade zum rechten Zeitpunkt zu kommen schien, um schnell wieder auf Betriebstemperatur zu finden. Die letzten rund 20 Minuten spielte der FCZ zu zehnt zu Ende, nachdem Lavdim Zumberi angeschlagen raus musste. Auch einen Testspieler konnte man beim FCZ begutachten. Auf der linken Seite agierte der aus dem Bieler Nachwuchs stammende Ambre Nsumbu. Der mittlerweile 20-jährige war beim FC Biel mit Mirlind Kryeziu während dessen Leihe ins Seeland zusammen im Team und kam in der Saison 15/16 zu drei Challenge League-Einsätzen. Seit Winter 2016 bis Sommer 2017 war er dann anderthalb Jahre lang Stammspieler in der U21 des FC Basel – und seither in den letzten Monaten auf Clubsuche. Der kräftige Aussenspieler konnte sich unter anderem mit guten Flanken durchaus empfehlen, auch wenn er teilweise etwas schnell ins Hadern geriet.

FCZ II – GC II 0:0

FC Zürich (1.Hz.): Polat; Dalvand, Stahel, Kryeziu; Dixon, Ndau, Nsumbu; Domgjoni, Furrer; Tia, Kouamé.

FC Zürich (2.Hz.): Deronjic; Kamberi, Dervenic, Berisha; Sadiku, Rexhepi, Lovisa; Aliu, Zumberi; Haile-Selassie, Stojilkovic.

Eric „Chef“ Tia überzeugt auch im dritten Test

Drittes Vorbereitungsspiel der U21 unter Trainer Ludovic Magnin gegen Red Star, und langsam nimmt die Mannschaft Formen an, auch wenn bis zum Saisonstart am Mittwoch 2.August 19:30 in St.Gallen gegen den SC Brühl noch viel zu tun ist. Trotz immer noch einer ganzen Reihe von Testspielern und bei weitem noch nicht optimaler Besetzung mehrerer Positionen wirkte der FCZ unter anderem dank der grösseren Anzahl Trainings bereits eingespielter als die Heimmannschaft aus der 1.Liga.  Vor einem (Französischen?) Testgoalie (Milosavljevic sass 90 Minuten auf der teams-allmend-brunauBank) agierte Florian Stahel etwas mehr als eine Stunde lang auf der halbrechten Position der Dreierkette (am Samstag gegen YF Juventus spielte der FCZ mit Viererabwehr).

Liridon Berisha (Seefeld) erhielt weitere 45 Minuten, sich zu zeigen, was ihm aber erneut nicht gelang (keine Impulse, mehrere unerzwungene Fehler). Das gleiche gilt für den in der Zweiten Halbzeit eingesetzten Sascha Dervenic (Luzern-Kriens U18). Im Zentralen Mittelfeld konnte der über die ganze Spielzeit präsente Kastrijot Ndau (U18) mit seinem Einsatz und guter Ballverteilung überzeugen, auch wenn er in einem Meisterschaftsspiel gelbrot-gefährdet gewesen wäre. Und sich in der Promotion League auf dieser Position zu behaupten, ist dann nochmal eine andere Hausnummer. Der erstaunlich rasch wiedergenesene Antoniazzi hatte Anlaufschwierigkeiten, biss sich danach aber in die Partie, und seine Flanken kamen fast immer gut, auch wenn man berücksichtigen muss, dass ihm Red Star dafür jeweils viel Zeit und Raum liess.

Fabio Dixon auf der anderen Seite (der unter anderem wegen der Verletzung von Kenith Catari eine Chance in der U21 erhält) wirkte erneut dynamisch, technisch und taktisch lief aber noch nicht alles rund. Der in den ersten 45 Minuten ein weiteres Mal getestete Pereira (Höngg) zeigte kein Promotion League-Potential und würde dem wiederaufgestiegenen Zürcher Quartierverein in der 1.Liga sicherlich mehr helfen können, als dem FCZ eine Liga testspieler-vs-red-starweiter oben. Anders der für Pereira zur Halbzeit eingewechselte französischsprachige Teststürmer, der ansprechend auftrat, sich sofort nahtlos einfügte, und bei einem Konter den gegnerischen Torhüter ausspielend das zwischenzeitliche 4:0 erzielte. Der kleingewachsene dunkelhäutige Forward wäre aber ebenfalls nicht der „Sulejmani-Ersatz“, welcher gegen die physisch starken Promotion League-Abwehrreihen vorne den Ball behaupten und ablegen kann.

Definitiv Promotion League-Potential hat hingegen Eric „Chef“ Tia vom FC Chur 97. Bei seinem dritten Testspieleinsatz vermochte der Ivorer zum dritten Mal zu überzeugen und scheint sich auch immer besser ins Mannschaftsgefüge einzufinden. Alles andere als eine Verpflichtung würde überraschen. Der 20-jährige schnelle und durchsetzungsfähige Offensivmann bringt trotz taktischer Defizite mittelfristig auch Potential in Richtung 1. Mannschaft mit. Gegen Red Star erzielte Tia (per Kopf und aus spitzem Winkel) die ersten beiden Tore selbst, und leitete beim dritten eine Flanke Antoniazzis per Kopf weiter auf Rexhepi, der nur noch einzunicken brauchte. Die aus den eigenen Reihen stammenden Stahel, Dalvand, Kamberi, Domgjoni, Zumberi und Rexhepi sind sichere Werte, um die herum das Team aufgebaut werden wird.

Red Star – FC Zürich II 1:4 (0:2)

Tore: 17. Tia (Antoniazzi) 0:1, 22. Tia 0:2; 64. Rexhepi (Tia) 0:3, 69. Teststürmer Nr.11 (Antoniazzi) 0:4, 77. Red Star 1:4.

FC Zürich: Testgoalie; Stahel (64. Dalvand), Dalvand (46. Dervenic), Berisha (46. Kamberi); Dixon, Domgjoni (46. Zumberi), Ndau, Antoniazzi; Pereira (46. Teststürmer Nr.11), Rexhepi, Tia.

Der „Chef“ ist da – Flüchtlings-Märchen auch beim FCZ?

Von den Kollegen im Asylzentrum Chur wurde er wegen seinen fussballerischen Qualitäten „Chef“ genannt. Sein Name ist Eric Tia. Er ist 20 Jahre alt und stammt aus der Elfenbeinküste. Am Samstag spielte er als Testspieler von Ludovic Magnins U21 auf dem Juchhof gegen den Stadtrivalen YF Juventus (0:1, Torschütze Nicola Zuffi aus kurzer Distanz nach einem Eckball von rechts) auf dem linken Flügel. In seiner Heimat hatte Tia nie in einem Klub gespielt, und die fehlende Ausbildung sieht man ihm immer noch an, auch wenn er in den drei Jahren, die er nun bereits in der 2.Liga Interregional für den FC Chur 97 aktiv war, mit Sicherheit Fortschritte gemacht hat.

Fussballerisch und physisch ist Tia bei diesem Testspiel sowieso einer der besten auf dem Platz. Gibt es beim FCZ eine ähnliche Story wie in Hamburg, wo der als Asylsuchender ins Land gekommene junge Gambier Bakery Jatta in der Schlussphase der für den HSV sportlich turbulenten Saison in jedem Bundesligaspiel eingesetzt worden war?  Der Auftritt gegen YF Juve spricht eher dafür – zumindest bezüglich einer Chance in der Zweiten Mannschaft. Im Winter hatte Tia bereits Probetrainings bei Rapperswil-Jona absolviert, und vor kurzem war er fälschlicherweise etwas voreilig bereits als Neuzugang beim Erstliga-Spitzenteam Eschen/Mauren, wo sein Churer Mentor und Trainer Thomas Waser hingewechselt ist, gemeldet worden.

Tia ist nur einer von gleich mehreren jungen Spielern aus den Gruppen 5 und 6 der 2.Liga Interregional, die zur Zeit beim FCZ II im Test sind. Dazu gehören der ehemalige FCZ-Junior (U18) Patrick Perreira (20), der beim SV Höngg in der test-yf-juve-u21-fcz-juchhof-overviewabgelaufenen Saison in 26 Partien 27 Tore erzielt hat. Weiter im Sturm der bereits 24-jährige Kevin Rohrer vom FC Buchs, und in der Defensive der Allrounder Yanick Guerchadi (19) von Lugano U21. Dazu kommt ein weiterer in der Schweiz und der 2.Liga Interregional gestrandeter 20-jähriger – der Grieche Anestis Dimitriadis (FC St.Margrethen, Zentrales Mittelfeld). Gegenüber Züri Live erklärt dieser, dass er in Griechenland bei AO Xanthi im Nachwuchs gewesen, dort aber die Perspektiven schlecht seien – ein Profi verdiene nur 800 Euro pro Monat. Seit einem halben Jahr wohne er jetzt in Herisau.

Aus der 1.Liga erhält mit Liridon Berisha (19, Verteidiger, FC Seefeld) ein weiterer ehemaliger FCZ-Junior (U21) nochmal eine Chance, sich zu zeigen. Dazu wie schon gegen Cham Sascha Dervenic (18, Innenverteidiger, Luzern-Kriens U18). Ausserdem ist der schon vor längerer Zeit aus Stuttgarter Kreisen vermeldete FCZ-Testspieler Samir Bajrami (20, Rechter Aussenverteidiger, ehemaliger GC-Junior) endlich in einem Testspiel aufgetaucht, und kam in der 2. Halbzeit zum Einsatz. Vor einem Jahr war dieser mit Stuttgart II Gegner der 1.Mannschaft des FCZ in der Saisonvorbereitung gewesen. Bereits nicht mehr dabei ist der junge Spanische Stürmer mit Namen Llorente – und der laut Deutschen Quellen zum FCZ-Nachwuchs wechselnde Italo-Kanadier Domenic Lacroce (23) ist immer noch nicht gesichtet worden.

Ganz offensichtlich ist der auch in diesem Testspiel in Diskussionen mit dem Schiedsrichter verwickelte Ludo Magnin im Sturm auf der Suche nach einem Ersatz für den sich beim FC Wohlen im Test befindlichen Shpetim Sulejmani. Dieser hatte in der abgelaufenen Saison für 15 Tore gesorgt und konnte vorne mit dem Rücken zum Tor den Ball halten. Ein solcher Spieler fehlt dem Team zur Zeit. Man ist offensichtlich auch gewillt einen nicht mehr ganz so jungen Spieler für diese Position zu verpflichten – dies zusätzlich zum Routinier Florian Stahel auf der Innenverteidigerposition, welcher der Mannschaft mit seiner Ruhe, Kopfballstärke und dem guten ersten Pass von hinten heraus offensichtlich gut tut.

Ansonsten sind die 20-jährigen im Prinzip aus dem Talentalter bereits raus. Bei solchen Spielern müsste der Sprung in die zuschauer-vs-yf-juve-juchhof1.Mannschaft innert relativ kurzer Zeit (1 Jahr) im Bereich des Möglichen liegen, damit eine Verpflichtung noch Sinn machen würde. Das könnte bei Tia und Bajrami der Fall sein – bei Dimitriadis oder Pereira etwas weniger wahrscheinlich. Von den jungen Defensivspielern machte Guerchadi den besten Eindruck. Dervenic agierte erneut zu fehlerhaft. Der wenig agile Berisha kann sich Hoffnungen machen, obwohl er auch gegen YF Juventus nicht überzeugte.

Ansonsten stand wie gehabt Bojan Milosavljevic, welcher zuletzt öfters mit der 1. Mannschaft trainiert hat, zwischen den Pfosten. Im Zentralen Mittelfeld könnte Toni Domgjoni zum wichtigsten Leistungsträger werden – neben ihm haben Bijan Dalvand, der bereits letzte Saison in der U21 einzelne Einsätze hatte, und Lavdim Zumberi gespielt. Auch Enit Sadiku auf dem rechten Flügel und Offensivmann Lavdrim Rexhepi sind immer noch dabei. Yannick Kouamé war nicht im Aufgebot, schaute sich das Spiel aber von der Tribüne aus an, Gianni Antoniazzi ist verletzt. Neben Zumberi und Kamberi kamen aus der letztjährigen U18 ausserdem Kastrijot Ndau und der dynamische Fabio Dixon zum Einsatz. Ausserdem sass Torhüter Yassin Smach auf der Bank.

In der U18 bleiben sollen Calvin Heim (Tor), Basil Erne, Noah Lovisa (Verteidigung), Adhurim Gashi, Simon Yang, Marko Krunic (Mittelfeld), Matteo Di Giusto und Filip Stojlkovic (Sturm). Aus der U17 rücken Lukas Bolzli, Michele Pepe, Caner Türkmen, Luca Rüegger und Sayfallah Ltaief auf. Dazu kommt beinahe die gesamte Startelf der U16-Schweizer Meister. Die beiden 16-jährigen aus Skandinavien verpflichteten Talente Filip Kangemann und Seth Saarinen sollen erstmal in der U17 eingesetzt werden. Für Junioren-Nationalstürmer Dimitri Volkart könnte es einen Zwischenschritt zwischen U18 und Promotion League geben – und zwar in der Zweiten Mannschaft des FC Winterthur in der 1.Liga.

eric-chef-tia-vs-yf-juve-schEric „Chef“ Tia wird von Ex FCZ U21-Mittelfeldspieler Flavio Gautreaux in Bewachung genommen

rohrer-zweikampf-vs-juveTestspieler Kevin Rohrer ist von Schwarz-Weissen umzingelt

dimitriadis-vs-juveAnestis Dimitriadis bekam mehrmals „auf die Socken“

berisha-vs-yf-juveLiridon Berisha versuchte sich als Linksverteidiger zu empfehlen

dervenic-vs-juveSascha Dervenic im Spielaufbau

bajrami-vs-yf-juveSamir Bajrami spielte sowohl offensiv wie auch defensiv fokussiert

dalvand-vs-yf-juveBijan Dalvands Drehschuss aus 20 Metern streifte die Lattenoberkante

 

 

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