Zwei Tage nach dem EM-Halbfinal im Letzigrund zwischen Spanien und Deutschland startet der FCZ zu Hause gegen den FC Sion in die Saison 25/26. In der letzten Saison haben die meisten Spieler unter Coach Ricardo Moniz einen Schritt nach vorne gemacht. Bledian Krasniqi entwickelt sich immer mehr zum Leistungsträger, hat so viel gespielt und so viele Skorerpunkte erzielt wie noch nie – und kam zu seinem Début in der Kosovarischen Nationalmannschaft. Nikola Katic konnte sich im Bosnischen Nationalteam etablieren. Daniel Denoon und JP Gbamin gelang der Wechsel in eine Top-Liga.
Positive Entwicklung vieler FCZ-Spieler unter Ricardo Moniz
Mariano Gomez entwickelte sich zu einem umsichtigen Abwehrchef. Der aus dem Kreis 11 stammende Junior Ligue hatte als 19-jähriger am fünftmeisten Spielminuten des ganzen Kaders. Mounir Chouiar, JP Gbamin und Juan José Perea konnten sich nach komplizierten Zeiten anderswo nun beim FCZ wieder aufpäppeln. Lindrit Kamberi schoss als Rechtsverteidiger erneut vier Tore, davon ein Weitschusstreffer im Derby mit Links. Steven Zuber überzeugte von Anfang an, nachdem der ehemalige AEK-Meisterspieler nach einem Trainerwechsel in Athen nicht mehr wie gewohnt zum Zug gekommen war. Der zu Beginn der Saison 17-jährige Cheveyo Tsawa etablierte sich mehr und mehr als Stammspieler. Samuel Ballet weckte international Interesse.
Damienus Reverson lieferte in der wenigen Spielzeit sofort mit Toren ab. Sein vom Kroatischen Drittligisten Kustosija via Celje gekommener Landsmann Jahnoah Markelo entwickelte sich innerhalb einer Saison vom U21-Spieler zum wohl besten Rechten Flügel der Super League. Der zuvor lange stagnierende Miguel Reichmuth machte sich für die 1. Mannschaft interessant. Silvan Wallner hatte zum Saisonbeginn und vor seinem Wechsel nach Österreich die mit Abstand beste Phase seiner letztendlich relativ kurzen Karriere. Die jungen David Vujevic, Vincent Nvendo, Cosimo Fiorini, Neil Volken, Mohammad Mahmoud, Norbu Lhakpa und Parfait Coulibaly machten alle ihre ersten Schritte in der Super League und zeigten gute Ansätze. All dies bei gleichzeitig einem grossen Kaderumbruch und Umstellung des Spielsystems war eine Parforce-Leistung. Gegenbeispiele gab es nur wenige: Yanick Brecher spielte eine schlechtere Saison als 23/24, von Umeh Emmanuel wurde in seinem ersten FCZ-Jahr sicherlich eine etwas schnellere Entwicklung erwartet, Selmin Hodza stagnierte, die Linksverteidiger Doron Leidner und Benjamin Mendy enttäuschten.
Volken und Stork mit guten Einsatzchancen
Unter dem Strich waren die individuellen Entwicklungen der Spieler deutlich im Plus. Das ist die erfreuliche Basis des Teams, das gegen den FC Sion am Freitagabend die Super League-Saison 25/26 eröffnen darf. Bei den Neuverpflichtungen gibt es hingegen noch Fragezeichen. Der den Rhythmus eines Super League-Teams nicht gewohnte Ilan Sauter musste gleich in zwei Testspielen angeschlagen ausgewechselt werden. Nelson Palacio und Matthias Phaeton hatten noch kaum Zeit, sich in die Mannschaft einzufügen. Das Spielsystem 4-3-3 bleibt unter dem neuen Trainer Van der Gaag gleich. Genauso wie die letztjährigen offensiven und defensiven Rollen von für das Zürcher Spiel zentralen Akteuren wie Lindrit Kamberi, Bledian Krasniqi oder Steven Zuber. Van der Gaag hat aber von Anfang an auch seine Prägung als langjähriger Coach von portugiesischen Underdog-Teams betont. Tatsächlich macht unter ihm im Vergleich zum Vorgänger alles einen ruhigeren und ausgewogeneren Eindruck. Man geht im Pressing weniger Risiko. Und in den Testspielen hatte viel von Van der Gaags Coaching mit Absicherung zu tun. Von der guten Vorarbeit von Moniz kann Van der Gaag dabei profitieren und darauf aufbauen.
In der Sommervorbereitung wechselten sich gute und weniger gute Leistungen ab, wobei die Mannschaft von Mitchell van der Gaag gegen Gegner mit unterschiedlichem Niveau unterschiedliche Ergebnisse erzielte. (Messerscharfe Analyse der FCZ-Saisonvorbereitung auf fcsion.ch)
Zum Auftakt muss der FC Zürich auf die verletzten / angeschlagenen David Vujevic, Junior Ligue und Isaiah Okafor verzichten. Der beim letzten Testspiel in Ulm fehlende Jahnoah Markelo ist ein Fragezeichen. Für Ilan Sauter könnte allenfalls auch Gian Stork, der noch kein Wettbewerbsspiel für die U21 bestritten hat, zu seinem Super League-Début kommen. Er passt als Ergänzung besser zu Abwehrchef Gomez als der weniger schnelle letztjährige U21-Abwehrchef Ihendu. Der ebenfalls 18-jährige Neil Volken wird zudem vermutlich sein Startelf-Début feiern. Und auf welcher Position spielt Steven Zuber? In der Vorbereitung wurde er wie unter Ricardo Moniz vorwiegend auf der Doppel-Acht eingesetzt. Kann sich der FC Zürich in der gegnerischen Hälfte festsetzen, agiert Zuber dabei wie schon letzte Saison eher als der offensivere der beiden Achter, der sich zusammen mit Rechtsverteidiger Kamberi in die vordere Fünferkette bewegt, während der andere Achter dann in einem 3-2-5 eher zurückstaffelt. Beim letzten Test gegen den SSV Ulm begann Zuber die Partie allerdings wieder mal auf dem Linken Flügel.
Wieder mehr Rouge et Blanc beim FC Sion
Wie FCZ-Trainer Van der Gaag an der Pressekonferenz vor der Auftaktpartie richtig angedeutet hat, sind beim FC Sion vor allem die Vorderreihen breit und gut aufgestellt. Seit letzter Saison setzt man beim FC Sion zudem wieder deutlich mehr auf Walliser Eigengewächse als in den Jahren davor. Vor diesem Hintergrund schmerzt es Sportchef Barthélemy Constantin vermutlich, dass sich Edimilson Fernandes bei seiner Rückkehr in die Schweiz für YB entschieden hat. Mit Hajrizi und Kronig könnten zwei Walliser in Zürich in der Startaufstellung stehen und Top-Talent Adrien Llukes (17) steht ebenfalls bereits in den Startlöchern. Die letzte Saison bei Bellinzona zusammen spielenden Sauter und Nivokazi könnten direkt aufeinandertreffen. In der Abwehrreihe ist das Team von Trainer Tholot hingegen wie aktuell der FCZ eher dünn aufgestellt. Und die neue Nummer 1 Anthony Racioppi (vom 1. FC Köln gekommen) hat zuvor in der Super League noch nicht konstant gute Leistungen abrufen können.
von Züri Live Deutschland-Korrespondent Toni Gassmann
Ulm und sein SSV 1846 Fussball
Ulm ist mit ca. 130’000 Einwohnenden nach 195 km von der Quelle in Donaueschingen die erste grosse Stadt am Flusslauf der Donau. Hier wurde 1879 Albert Einstein geboren, der Entdecker der Relativitätstheorie, später dann, mit grosser Relevanz für den Fussball, auch Uli Hoeness (1952) und sein Bruder Dieter (1953). Apropos relativ: Für Menschen in der Schweiz wäre Ulm eher eine grosse Stadt, die sechstgrösste, knapp vor Winterthur. Für Menschen in Deutschland wäre die Stadt im schwäbischen Teil von Baden-Württemberg eher weniger gross, die Nummer 63 der bevölkerungsreichsten Städte im ganzen Land.
In Ulm und um Ulm herum wurde in den vergangenen Jahren nach drei Insolvenzen, die letzte 2014, die Begeisterung für den „SSV Ulm 1846 Fussball“ wieder entfacht. Von der Regionalliga kletterte der Club unter Thomas Wörle, vormals bei den Frauen des FC Bayern München, im Sommer 2022 zuerst in die 3. Liga, danach 2023 direkt in die 2. Bundesliga hoch. Vereinfacht geschrieben waren eine solide Abwehr, viele Tore aus Standards und der brasilianische Tempodribbler Léo Scienza mit 12 Toren und 13 Assists Schlüssel für den Durchmarsch, der dazu durch aussergewöhnlichen Teamgeist möglich wurde. ULMAUFHALTSAM lautet denn auch der Titel des bebilderten Buches über diese historische Erfolgsgeschichte. Ähnliches erlebten in der gleichen Zeit parallel dazu Spieler und Fans der Westfalen vom SC Preussen Münster und eine Saison davor die SV Elversberg aus dem Saarland, welche 2021 in der Regionalliga Südwest vor Ulm den Aufstieg erreicht hatte.
Mit 17’000 Zuschauern war das 1925 eingeweihte Donaustadion am 3. Oktober 2023 im Drittligaspiel gegen 1860 München seit dem Jahr 2000 erstmals wieder ausverkauft. Vergleichbar ist das Stadion mit Tartanbahn um das Spielfeld herum mit dem bisherigen Stadio Cornaredo von Lugano: kurze, gedeckte Haupttribüne, lange, ebenfalls gedeckte Gegentribüne, je zum Sitzen, flache, ungedeckte Stehtreppen in beiden Kurven. Für die Zulassung zur 2. Bundesliga musste letzten Sommer eine Rasenheizung und eine Bewässerungsanlage eingebaut werden.
Durch diese Erfolge wechselten zuerst Spieler, wie Yannick Rochelt (Elversberg, jetzt Hannover) und Adrian Beck (Heidenheim), später Léo Scienza (Heidenheim) in höhere Ligen, was die Ulmer letzte Saison zu spüren bekamen. Dass trotz Trainerwechsels zum ehemaligen U19-Trainer, Robert Lechleiter, noch während der letzten Spielzeit, sogleich wieder der Abstieg folgte, scheint aber diesmal keine existenzielle Katastrophe mehr zu sein, anders, als es das jeweils in früheren Jahren gewesen war, als vieles danach zusammengebrochen war; beispielsweise nachdem Ralf Rangnick zuvor die Ulmer Spatzen 1998 in die 2. Bundesliga geführt hatte, Martin Andermatt 1999 danach der Aufstieg in die 1. Bundesliga gelungen war, verbunden mit dem sofortigen Abstieg, nicht zuletzt wegen einer denkwürdigen und vorentscheidenden 1:2-Niederlage in Rostock, früh in der Saison, als gleich vier Spieler von Ulm im Laufe des Spiels die Rote Karte zu sehen bekommen hatten, dazu Trainer Andermatt und der Manager des Clubs. Aber erst in der 90. Minute war Rostocks Victor Agali damals mit 11 gegen 7 Spielern das Siegtor gelungen. Am Ende hatten den Ulmern genau diese drei Punkte Differenz gefehlt, um mit Rostock gleichauf dazustehen. Bis heute ist es das Spiel mit den meisten Roten Karten in der Geschichte der Bundesliga und damit unrühmlich legendär. Sie waren allesamt berechtigt. Es hätten sogar noch mehr sein können.
Der FCZ vor dem Testspiel
Gemäss Insiderinformation verliefen die Trainings durch den neuen Chef Mitchell Van der Gaag sehr intensiv und gezielt ausgerichtet. Einerseits ging es inhaltlich in der Vorbereitung um den Aufbau einer sehr guten Fitness, andererseits stark um ein taktisches Konzept. Idee ist, mit gezieltem und von der physischen Beanspruchung her bewusst getaktetem Pressing, in Ballbesitz zu gelangen und so die Kräfte auf die ganze Dauer des Spiels besser zu verteilen. Dadurch soll der FCZ in Zukunft länger das Spiel kontrollieren können. Bevorzugtes System ist ein 4-3-3. Gegen den FC Magdeburg, immerhin 5. in der Schlusstabelle der letztjährigen 2. Bundesliga, hatte der FCZ eine Woche zuvor bereits eine gute Umsetzung dieses Vorhabens gezeigt, war die Mannschaft doch während allen vier Spielteilen à 30 Minuten die bestimmende Mannschaft gewesen und hatte souverän mit 2:0 gewonnen.
Die Rahmensituation um das Testspiel herum
Die Testpartie zwischen dem SSV Ulm und dem FC Zürich war ursprünglich auf den Sonntag angesetzt worden. Aber wegen der Festlegung der Swiss Football League, die Meisterschaft 2025/2026 durch den FCZ gegen den FC Sion bereits am Freitagabend zu starten, verschob der SSV Ulm die Begegnung auf Bitte des FCZ auf den Samstag.
Was auf den ersten Blick problemlos erscheint, ist bei genauerer Betrachtung als echtes Entgegenkommen der Ulmer zu sehen. Sie hatten geplant, dieses Spiel in ihre Saisoneröffnung mit Rahmenprogramm einzubetten. In Deutschland sind solche Anlässe bei Profivereinen vor dem eigentlichen Meisterschaftsstart üblicher, als bei Clubs in der Schweiz. So war es vorgesehen, im Ulmer Münster, einem bedeutenden, gotischen Bauwerk im Stadtzentrum, um 12:00 Uhr für Fans eine kirchliche Messe abzuhalten. Danach würden diese zu Fuss zum Donaustadion gelangen und dort sollten Sportdirektor Markus Thiele und Trainer Robert Lechleiter vor Publikum am Spielfeldrand befragt werden zur bevorstehenden Saison, inklusive der Verkündung der Vertragsverlängerung von Captain Jo Reichert. Weiter sollte das neue Heimtrikot präsentiert werden. Nach dem Spiel würde der Anlass speziell für die jungen Fans abgerundet mit der Gelegenheit, Autogramme ihrer Lieblinge einholen zu können. Die Behörden ordneten jedoch an, dass am Samstag im Stadion nur 5000 Zuschauende zugelassen sein dürfen, um andere Veranstaltungen nicht stärker zu konkurrenzieren. Das ganze Rahmenprogramm fand trotzdem so statt, wie geplant. Allerdings beteiligten sich dabei merklich weniger Leute an Messe und Fanmarsch, wie an einem Sonntag. Trotzdem war es auch als Ortsfremder kein Problem, ohne elektronische Hilfe zum Donaustadion zu gelangen, denn es bewegten sich immer noch genügend SSV-Anhänger in diese Richtung. Die Gastmannschaft aus der Schweiz war im Bus angereist und dabei noch etwas in einen Stau geraten. In latenter Ferienstimmung erschienen war zudem eine Gruppe von Fans des FCZ.
Brecher Kamberi – Gomez – Sauter (ab 19. Stork) – Volken (ab 59. Mendy) Tsawa (ab 59. Reichmuth) – Palacio (ab 78. Bangoura) – Krasniqi (ab 59. Oko-Flex) Emmanuel (ab 83. Di Giusto) – Reverson (ab 59. Phaëton) – Zuber
Bemerkung zur 2. Halbzeit: Reichmuth nach Einwechslung halblinks, Zuber halbrechts im Mittelfeld Oko-Flex rechts am Flügel, Emmanuel links am Flügel
Das Spiel
1. Halbzeit
Im Ulm war der FCZ eine gute halbe Stunde lang offensiv harmlos und musste den Schwaben bei schnellen Vorstössen in die Tiefe durch Röser und speziell Becker grössere Möglichkeiten zugestehen, die aber Brecher mit guten Interventionen unterbinden konnte. Zuvor hatte sich Sauter nach einem Zusammenstoss im Gesicht verletzt und sich auf dem Jochbein unter dem rechten Auge eine Platzwunde zugezogen die später aufschwoll. Nach längerer Pflege auf dem Spielfeld und Behandlung in der Kabine war er nochmals kurz ins Spiel zurückgekehrt, musste dann aber trotzdem für Stork ausgewechselt werden. In dieser Phase zielten auch Röser und Boller nach einem Eckball bzw. Einwurf jeweils von rechts mit dem Kopf knapp über das Tor.
Erst in der letzten Viertelstunde vor der Pause kam der FCZ vorne zu zwei Torszenen. Zuerst prallte dem überraschten Reverson nach einer Hereingabe von Emmanuel von der rechten Seite der Ball in bester Position im Strafraum seitlich an den Oberschenkel und versprang unkontrolliert. Die zweite Gelegenheit eröffnete sich Emmanuel nach einem Ballverlust der Ulmer vor der Mittellinie. Er übersah aber den links ideal mitlaufenden und gestikulierenden Zuber, verzögerte den Lauf, zog nach innen und schloss schliesslich selber ab. Der Schuss ging rechts vorbei. Bemerkenswert ist, dass sich Zuber auch danach noch offensichtlich aufregte, in so guter Position nicht angespielt worden zu sein. Im Ansatz sollte dies die beste Chance des FCZ im ganzen Spiel bleiben. In der Nachspielzeit vor der Pause war es dann Castelle, der auf Pass von Brandt von der halblinken Seite an der Strafraumgrenze Brecher mit einem präzis geschlenzten Schuss tief in der rechten Ecke überwinden konnte. Die Führung zu diesem Zeitpunk für den SSV Ulm war verdient, gemessen an Spielanteilen und Möglichkeiten. Die Schwaben wirkten spritziger in den Zweikämpfen und stellten den FCZ mit zügig umgesetztem, vertikalem Spiel vor gewisse Probleme. Ein Beleg dafür ist auch die Gelbe Karte gegen Gomez, der Castelle einmal im letzten Moment noch vor dem Strafraum zu Fall bringen konnte. Und vom FCZ kam kein einziger Abschluss auf das Ulmer Tor.
2. Halbzeit
Zur 2. Halbzeit wechselten die Ulmer sechs Spieler aus, später noch den weiteren Rest der Startelf. Der FCZ spielte vorerst in gleicher Formation weiter, wie vor der Pause, und konnte das Spiel nun ausgeglichen gestalten. Trotzdem waren es wieder die Ulmer, welche das nächste Tor erzielten. Scholze hatte auf der rechten Seite knappen Raum und Zeit für eine präzise Flanke, welche Kahvic beim hinteren Pfosten mit perfektem Timing wuchtig einköpfen konnte. Weder die Flanke, noch den erfolgreichen Kopfball konnte der FCZ verhindern.
Mit den vier Wechseln nach einer Stunde und einer Verschiebung von Zuber vom linken Flügel auf die 8er-Postition ins Mittelfeld rechts, hatte der FCZ dann auch seine beste Phase und in der 67. Minute gleich zwei sehr gute Szenen. Zuerst traf Zuber auf Pass von Phaëton von ausserhalb des Strafraums den rechten Pfosten. In einer neuen Aktion visierte darauf Phaëton selber mit einem Distanzschuss die Lattenoberseite über dem rechten Pfosten an.
Auch der eingewechselte Mendy trat nach seiner Einwechslung offensiv noch mehrmals in Erscheinung, allerdings ohne entscheidenden Impuls. Es sollten seine allerletzten 31 Minuten im Dress des FCZ sein. Es gelang bis zur letzten Minute keiner der beiden Mannschaften mehr, eine gute Möglichkeit herauszuspielen.
Dann aber erzielte Ulm nach einem Eckball von rechts mittels Kopfball durch Etse in der 90. Minute noch das 3:0.
Fazit
Der FCZ wirkte in der 1. Halbzeit so, als würde es ihm etwas an Laufbereitschaft fehlen. Dazu wurde der Ball zu schnell wieder verloren, weil der Gegner bissiger war und konzentrierter. Über die rechte Seite entstand offensiv etwas Gefahr durch Emmanuel, speziell wenn sich Kamberi mit nach vorne einschaltete. Links aussen wirkte Zuber „verschenkt“. Das wäre aber möglicherweise schnell anders gewesen, hätte er in bester Position von Emmanuel den Pass erhalten, beim Stand von 0:0.
Lindrit Kamberi führte die Niederlage in seiner Einordnung auf die strenge Trainingswoche zurück und auf etwas müde Beine, wollte diesen Umstand allerdings nicht als Ausrede gelten lassen. Leistung und Resultat dämpfen die Erwartungshaltung vor dem Saisonauftakt in die neue Super League Saison gegen den FC Sion und dürften für die Mannschaft und Staff wichtige Hinweise geben, was es mehr braucht für einen guten Saisonstart. Eine Baustelle könnte schon jetzt die Abwehr werden, da mit Vujevic, Junior Ligue und Denoon gleich drei Verteidiger verletzt sind und letzterer den FCZ nun auch Richtung Toskana zu Pisa SC verlassen hat. Hier würde sich eine Verstärkung etwas aufdrängen.
Im Mittelfeld absolvierte Palacio seinen ersten Einsatz für den FCZ und spielte meist in zentraler Position.
Es scheint, als hätten die Spatzen auch in dieser Saison wieder eine hohe Qualität bei Eckbällen, wie in den letzten drei Spielzeiten. Und auch die weiten Einwürfe von beiden Seiten waren im ganzen Spiel von bemerkenswerter Qualität. Beim FCZ war dies nicht der Fall. Es gab dazu auch wenig Gelegenheiten, die Qualität in dieser Sparte zu beweisen.
Anzumerken gilt auch noch, dass Zürichs Sportchef Milos Malenovic das Spiel von den Medienplätzen aus verfolgte.
Im Verlauf der Rückkehr nach seinem Kreuzbandriss kassierte Yanick Brecher (damals 24) vor etwas mehr als acht Jahren bei einem 9:1-Testspielsieg gegen den FC Dietikon ein Gegentor durch Marijan Jelec abgefeuert im Bereich der Mittellinie. Silas Huber (19) unterlief beim Test in Dietikon gegen YF Juventus dasselbe bei einem Weitschuss des Ex FCZ-Juniors Albion Avdijaj. Es war in der 2. Minute das 1:0 für den Nummer 3-Klub der Stadt, welcher zuletzt genauso wie die GC U21 in der Finalrunde der Aufstiegsspiele in die Promotion League knapp gescheitert war. Lausanne- Sport U21 erzwang in der Tuilière im Rückspiel in der 88. Minute durch einen an Marco Van Basten erinnernden Drehschuss von Innenverteidiger Rodolfo Lippo die Verlängerung und konnte sich dort letztlich durchsetzen.
Konkurrenz für Kamberi
Die Aufstellung des im traditionellen Young Fellows Gelb-Rot angetretenen Teams des neuen Coaches Nzuzi Toko im Test gegen den FC Zürich zeigt, dass der Appetit mit dem Essen noch gestiegen zu schein scheint. Neben dem prominenten Sturmduo Avdijaj / Chagas starteten neu auch die langjährigen Profis Samir Ramizi (zuletzt Xamax) und Joel Kiassumbua (Stade Nyonnais). Der FCZ reagierte aber sofort und drehte die Partie mit Toren in der 3. und 6. Minute. Gegen das traditionell offensiv orientierte YF Juventus führte unter anderem eine gute Chancenverwertung zum 4:1-Sieg nach 45 Minuten. Die von Steven Zuber angeführte Equipe legte einen konzentrierten Auftritt hin, besser als derjenige der im ersten 45 Minuten-Spiel gegen den FC Dietikon (2:0-Sieg) angetretenen Elf.
Aus dieser Partie lassen sich nur drei Spieler positiv hervorheben: der sich am Rechten Flügel gut behauptende Nevio Di Giusto, Cheveyo Tsawa und Jill Stiel (17), welcher als Einwechselspieler nach elf Minuten reinkam, sich aber trotzdem am meisten Torchancen erarbeiten konnte (vier) und zudem entscheidend an der Vorbereitung des 1:0-Führungstreffers in der 37. Minute beteiligt war. Die Innenverteidigung hatte mehr Probleme als dies gegen einen solchen Gegner der Fall sein sollte. David Vujevic musste nach einem unglücklichen Start in die Partie angeschlagen ausgewechselt werden. Dem immer wieder relativ grosse Leistungsschwankungen durchlebenden Lindrit Kamberi erwächst mit Mattia Rizzo echte Konkurrenz – nicht nur aufgrund dessen Tores zum 1:1-Ausgleich gegen YF Juventus.
Emmanuel bereitet zwei Reverson-Tore vor
Neben Stiel feierte auch der im Winter von Werder Bremen gekommene Daniel Ihendu (19) sein Début in der 1. Mannschaft. Er erzielte dabei gleich ein Abstaubertor und konnte sich defensiv gegen die Dietiker Angreifer meist durchsetzen – allerdings mit Mühe. Von einem Okafor, Fiorini oder Oko-Flex (trotz seines Tores) muss zudem mehr kommen. Mittelstürmer Vincent Nvendo hatte wenig Bälle, lieferte immerhin den Assist zum Führungstreffer. Räume zu schaffen und Bälle für Mitspieler aufzulegen ist sowieso bisher seine Hauptrolle – auch bei den Meisterschaftseinsätzen für die 1. Mannschaft in der abgelaufenen Saison.
Das Duo Emmanuel / Reverson war gegen YF Juventus gut für die beiden Tore zum 2:1 und 3:1. Beim ersten der beiden Treffer legte Emmanuel über links mit einem herzhaften Antritt gefühlt zehn Meter Distanz zwischen sich und dem gegnerischen Aussenverteidiger und flankte präzis auf den Kopf seines Mittelstürmers Reverson. Beim zweiten Tor des Holländers bediente ihn der Nigerianer aus zentraler Position in die Tiefe. Auch wenn es nur ein Testspiel war, bestätigte Reverson einmal mehr seine bereits letzte Saison angedeutete und im Meisterschaftsbetrieb so wichtige Effizienz in Chancenerarbeitung und Abschluss. Umeh Emmanuels Début-Saison beim FC Zürich ist missglückt und es war ihm anzumerken, dass er die Chance zum Neustart unter Trainer Mitchell Van der Gaag packen will.
Einfluss von Van der Gaag bereits spürbar
Neben Ihendu und Stiel kam mit Raphael Coulibaly (15) ein dritter Spieler zu seinem Début in der 1. Mannschaft. Für die letzte Viertelstunde auf der 8er-Position neben Miguel Reichmuth eingewechselt spielte er nicht wie ein 15-jähriger und bereitete mit seinem Zuspiel die Situation vor in der Steven Zuber im Strafraum gefoult wurde. Dieser verwertete den Penalty gegen den seine letzte Partie bestreitende und für die Schlussphase ebenfalls eingewechselte langjährige FCZ-ler Novem Baumann. Raphael Coulibalys älterer Bruder Parfait (16) wurde 45 Minuten auf dem Rechten Flügel eingesetzt und hinterliess ebenfalls einen positiven Eindruck. Er war in der abgelaufenen Saison ja bereits in Lugano zu einem Super League-Einsatz gekommen.
Von der Grundausrichtung her baut Mitchell Van der Gaag nach einer Trainingswoche auf der Vorarbeit der letzten Saison auf. Ein 4-3-3 mit einem häufig in die vorderste Linie vorstossenden offensiven 8er (Zuber, Stiel) und Rechten Aussenverteidiger (Kamberi, Rizzo) per Diagonallauf in die Halbposition. Auch die Rolle Steven Zubers zuerst auf der 8er-Position und danach im Sturmzentrum wurde (noch) nicht angepasst. Dies obwohl dieser im Zentrum selbst gegen Gegner aus dem Spitzenamateurbereich häufig etwas zu spät kommt und andererseits über den Flügel sehr effektiv agieren kann – nicht zuletzt mit seinen Top-Flanken. Trotzdem kann man selbst nach so kurzer Zeit auch bereits gewisse Veränderungen beobachten. Das Team reflektiert auf dem Platz die grundlegend andere Persönlichkeit des Trainers und wirkt dabei zwar weiterhin proaktiv, aber in einer ruhigeren und bedachteren Art und Weise. Dazu kommt gefühlt eine grössere Variabilität im Angriffsspiel. Man wechselt nahtlos zwischen Angriffen über die Seiten und durch die Mitte, Seitenwechseln, kontrolliertem Aufbauspiel und Bällen hinter die Abwehr.
Die ersten drei Saisonduelle mit Yverdon hat der FC Zürich alle gewonnen. Auch diesmal war der FCZ im Municipal wieder die dominante Mannschaft, aber bis zur Einwechslung von Damienus Reverson und Norbu Lhakpa fehlte die Zielstrebigkeit und Entschlossenheit vor dem gegnerischen Tor eines Perea, Tsawa, Zuber oder Markelo aus den ersten drei Partien, welche es speziell gegen solch einen Gegner braucht. Zuber und Ballet vergaben frühe Grosschancen, Bernardoni parierte reaktionsschnell gegen Emmanuel. Die Gäste aus Zürich kamen nach der Pause viel früher als das Heimteam aus der Kabine, warteten lange auf dem Platz und starteten danach schlecht in die letzten 45 Minuten der Saison. Der konsequente Spielaufbau und das Gegenpressing der 1. Halbzeit war wie weggeblasen. Jahnoah Markelo am Rechten Flügel gelang plötzlich nichts mehr.
Der FC Zürich ist in der ersten Halbzeit das überlegene Team, einzig die Tore wollen nicht fallen. Von den defensiv eingestellten Waadtländern kommt lange nichts
– Christoph Böhlen, nau.ch
Passive Spielweise Yverdons wird belohnt
Über das ganze Spiel betrachtet war es eine der schlechtesten Defensivleistungen des FCZ. Speziell der wieder als Innenverteidiger eingesetzte Jean-Philippe Gbamin war defensiv eine Zumutung. Auch die eingewechselten Bangoura und Hodza agierten im Spiel ohne Ball schlecht. Yverdon hatte nach der klaren Niederlage bei GC im darauffolgenden Spiel in Winterthur von ihrem 4-3-3 auf ein 5-3-2 umgestellt und behielten diese Formation nach dem Punktgewinn auf der Schützenwiese auch für das Heimspiel gegen den FCZ bei – und kamen in den ersten 40 Minuten kaum mal aus der eigenen Platzhälfte heraus. Marchesano-Ersatz Komano kam dann nach der Pause nach Monaten wieder einmal zu einem Tor.
Yverdon hat in dieser Saison keinen einzigen Gewaltvorfall mit Gästefans erlebt. Das liegt nicht nur daran, dass keine Fankurve wirklich Stress mit Yverdon hat. Sondern auch an der liebevollen Art, wie der Kleinklub mit den Gästefans umgeht. Auch der Donnerstag bleibt trotz der Ausgangslage und einer dicht gefüllten Zürcher Kurve friedlich. 4050 Menschen füllen das Kleinstadion.
– Florian Raz und Ramona Bieri, Blick
Personalien – Ballet kann Chance nicht nutzen
Lindrit Kamberi: In der 1. Halbzeit nicht im Spiel, muss sich mit vielen Fouls behelfen. In der 2. Halbzeit läuft es ihm im Gegensatz zur Mehrheit des Teams dann besser.
Samuel Ballet: Drei Skorerpunkte in den vorangegangenen Partien gegen Winterthur und in St. Gallen als Einwechselspieler auf der Mittelstürmerposition. Durfte diesmal von Anfang an im Sturmzentrum auflaufen. Zu wenig konkret und zielstrebig am Ball, defensive Mitarbeit ungenügend, schlechte Körpersprache.
Cheveyo Tsawa: Hat etwas Mühe in den Luftduellen bei den hohen Bällen von Bernardoni.
Jahnoah Markelo: Nach zuletzt konstant guten Auftritten auch in Yverdon eine ansprechende 1. Halbzeit. Kommt nach der Pause dann aber gar nicht mehr in die Gänge.
Steven Zuber: Wie Kamberi zuerst mit Mühe ins Spiel zu kommen, kämpft sich dann aber in die Partie.
Damienus Reverson: Zwei Abschlüsse, zwei Tore = 100% Torquote. Speziell das zweite Tor aus spitzem Winkel ist anspruchsvoll.
Yanick Brecher: Steht gemäss dbfcz kurz davor bezüglich Anzahl Wettbewerbsspiele für den FC Zürich mit Alain Nef und Urs Fischer gleichzuziehen. Trägt in der 1. Halbzeit viel zur Dominanz seines Teams am Ball bei. Beginnt die 2. Halbzeit dann aber mit einem hohen Ball ins Mittelfeld, was zum Vorzeichen der schlechten Phase seiner Mannschaft wird.
Umeh Emmanuel: Ob’s an der Unterlage liegt? Die Auswärtspartien in Sion und Yverdon scheinen Umeh am meisten zu liegen. Arbeitet besser nach hinten als sonst. Im Municipal hat er zum Saisonstart sein einziges Meisterschaftstor erzielt. Der Nigerianer hat für diese erste Saison in der Schweiz von sich selbst sicherlich mehr erwartet. Braucht lange, um die taktischen Defizite zu beseitigen.
Mohamed Bangoura: Immer noch auf Super League-Niveau überfordert – speziell in der Defensiven Phase.
Der Schlechteste: Mariano Gomez bereitet das zweite Yverdon-Tor mit einem grausamen Fehlpass vor – und macht dann alles, um William Le Pogam nicht zu stoppen. Beim 3:0 sieht er ebenfalls nicht gut aus.