Gelingt Bo Henriksen die Quadratur des FCZ-Kreises?

Neuanfang beim FCZ mitten im Herbst. Mit Bo Henriksen trainiert erstmals ein Däne den FC Zürich. Mit Brönshöj und Horsens stieg er auf, mit Midtjylland erreichte Henriksen den 2. Platz und gewann den Cup. Im Juli musste er nach wenigen Partien der neuen Saison den Hut nehmen. Nicht in erster Linie wegen der Resultate – sein in den Entscheidungen stark datengetriebener Klub sah in den “Smartdaten“, die in Zusammenarbeit mit dem englischen Anbieter Smartodds erhoben und ausgewertet wurden, eine negative Entwicklung des Teams.

Taktisch näher bei Foda als bei Breitenreiter

Was die defensive Grundausrichtung betrifft, ist Henriksens präferierte Spielweise praktisch identisch mit derjenigen Franco Fodas. Beide präferieren Raumdeckung – während André Breitenreiter auf Manndeckung auf dem ganzen Feld schwor. Das Gleiche gilt für die bevorzugte taktische Grundformation: 3-4-3. Der taktisch variable Foda wandte diese erstmals nach der Halbzeitpause in Baku an. Der FCZ trat damals in den zweiten 45 Minuten deutlich dominanter auf, als noch vor der Pause. Dies lag in erster Linie daran, dass Gegner Qarabag nach zu Spielbeginn extremem Energieeinsatz keine Kraft mehr hatte. Aber Foda sah wohl auch seinen taktischen Wechsel für den deutlich verbesserten Auftritt seines Teams verantwortlich und bevorzugte in der Folge dieses System, auch wenn dadurch der FCZ gegen Mannschaften, die bevorzugt über ihren “Sechser“ das Spiel aufbauten, vermehrt Probleme bekam.

Offensiv liegt Henriksen in der Mitte zwischen Breitenreiter (Konterfussball) und Foda (Ballbesitz). Unter Breitenreiter waren sowohl System wie Spielweise für die Gegner vorhersehbar. Foda versuchte bezüglich System immer wieder Überraschungsmomente in die Waagschale zu werfen. Bei Henriksen liegen die Überraschungsmomente eher bei den Rhythmuswechseln als beim System – mal hält man den Ball in den eigenen Reihen, mal schaltet man schnell um. Insgesamt ist Henriksen von der Grundtaktik her näher bei Foda als bei Breitenreiter, auch wenn in den Details natürlich Unterschiede bestehen.

Spielphilosophie vs. Erfolg – die Tragikomik des letzten FCZ-Jahrzehnts

Das Thema Spielphilosophie & FCZ entbehrt seit vielen Jahren nicht einer gewissen Tragikomik. Klar ist: der FCZ will dominanten Ballbesitzfussball spielen. Nur ist er damit chronisch erfolglos. Er gibt aber nicht auf, und versucht es immer wieder. Erfolgreich war der FC Zürich seit Beginn der 10er-Jahre immer dann, wenn er aufgrund von Umständen oder gar Missverständnissen zwischendurch auf Umschaltfussball im Speziellen und eine pragmatisch-konservative Spielweise im Allgemeinen wechselte.

Mit dem konservativen, immer auf Absicherung bedachten Urs Fischer schrammte man in einer tollen Saison 10/11 knapp am Meistertitel vorbei. Urs Meiers Philosophie war stärker auf Ballbesitz ausgerichtet und er hatte eine ganze Reihe von hervorragenden Technikern zur Verfügung. Ein Meisterkandidat war man aber nur in den kurzen Phasen als Kukeli und Yapi in einigermassen fittem Zustand für die entscheidende Balance im Team sorgen konnten. Nach dem Abstieg war die Spielphilosophie kurzzeitig sekundär. „Aufstieg um jeden Preis“ hiess das Motto. Und dieser wurde mit einem für Trainer Forte typisch physisch orientierten Fussball bewerkstelligt. Aufgestellt wurde hauptsächlich nach Muskelmasse und Körpergrösse.

Magnin und Rizzo zogen erfolgreichen Umschaltfussball nicht durch

Nach gutem Saisonstart zurück in der Super League kehrte man mit dem Trainerwechsel von Forte zu Magnin dann wieder zur eigentlich bevorzugten Spielphilosophie zurück. Und bewegte sich damit tendenziell in unteren Tabellengefilden. Als Magnin gegen Ende der Vorrunde 19/20 kurzzeitig von der Vorgabe abwich und Umschaltfussball spielen liess, lief es sofort deutlich besser – sechs Siege in sieben Meisterschaftspartien und Vorstoss auf den 4. Platz. Nach der Winterpause wollte oder musste Magnin dann wieder zum Ballbesitzfussball zurückkehren – mit dem Resultat von gerade mal zwei Punkten aus fünf Spielen bis zur Corona-Pause. Erfolgreich spielte Magnins Team dann, wenn es wie im Cupfinal mit YB oder gegen Bayer Leverkusen durch einen qualitativ deutlich stärkeren Gegner zu weniger Ballbesitz geradezu gezwungen wurde.

Unter Magnins Nachfolger Massimo Rizzo wiederholte sich die Geschichte. Er setzte zunächst auf defensive Stabilität sowie Umschaltfussball und hatte damit sofort Erfolg. Bis zur Winterpause kletterte der FCZ vom 10. auf den 4. Platz. Wie ein Jahr zuvor unter Magnin wechselte Rizzo dann aber in der Winterpause ohne Not die Ausrichtung und setzte mehr auf Ballbesitzfussball – mit den entsprechend erneut wieder einsetzenden negativeren Resultaten in der Rückrunde.

Der FCZ ändert sich nicht

Vorhang auf: André Breitenreiter. Wieder ein Trainer konträr zur FCZ-Spielphilosophie. Das hat zum Glück lange Zeit (fast) niemand gemerkt, weil er sich sehr gut verkaufen konnte und ständig von „Offensivfussball“ seiner Mannschaft sprach, während in der Realität der FCZ in der Meistersaison so stark von Zweikämpfen, defensiver Kompaktheit und Konterfussball lebte wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Im Gegensatz zu Magnin und Rizzo hatte Breitenreiter den Rückhalt und Willen, um diese pragmatische Weise bis Ende Saison durchzuziehen. In den Jahren davor war eine erfolgreiche Phase mit pragmatischem Fussball immer der Grund gewesen, um wieder zum erfolglosen Ballbesitzfussball zurückzukehren. Der Klassenerhalt war ja gesichert. Breitenreiter hingegen war in allem, was er tat, zu 100% erfolgsorientiert ausgerichtet – und nicht an einer Spielphilosophie.

Aber der FCZ ändert sich nicht. Trotz des riesengrossen Ausrufezeichens mit dem Meistertitel 2022 denkt er nicht über eine Änderung der Spielphilosophie nach. Erfolg zu haben, scheint weiterhin nicht das oberste Ziel zu sein. Mit Franco Foda wurde wieder ein Trainer für Ballbesitzfussball geholt – und auch das dazu passende Spielermaterial. Das Resultat war wie immer seit mehr als einem Jahrzehnt: Misserfolg. Auf die Frage eines Journalisten, ob Henriksen ein „Breitenreiter 2.0“ sei, antwortete Ancillo Canepa, dass zwischen den beiden schon Unterschiede bestünden in Bereichen auf die er nicht eingehen wolle, und dass man bewusst keinen zweiten Breitenreiter geholt habe. Die Spielweise unter Breitenreiter mag noch so erfolgreich gewesen sein – sie bleibt beim FCZ grundsätzlich unerwünscht.

Henriksen wie Breitenreiter mit „Verkäufer-Gen“

Warum kommt der FCZ mit hohem Ballbesitz einfach nie auf die Erfolgsschiene? Ein wichtiger Grund dafür ist fehlende Qualität. YB kann sich Spieler leisten, mit denen dominanter Fussball auf Super League-Niveau möglich ist. Dem FCZ fehlen dafür die finanziellen Mittel. Ausserdem verpflichtet und entwickelt der FC Zürich immer wieder „Schönwetterfussballer“, die technisch zu den Besten der Liga gehören, deren Konstanz, Laufleistung und defensiver Beitrag über 36 Runden aber nicht genügt. Allerdings: der FC Thun (unter anderem mit Marc Schneider als Trainer) hat über Jahre gezeigt, dass erfolgreicher Ballbesitzfussball in Ausnahmefällen auch mit geringen Mitteln möglich ist. Der FCZ vermochte das Erfolgsrezept der Berner Oberländer aber nie zu entschlüsseln oder kopieren.

Während der neue Trainer Bo Henriksen taktisch näher bei Foda als bei Breitenreiter liegt, hat er mit letzterem das „Verkäufer-Gen“ gemeinsam. Der Däne sagt das, was Vereinsführung, Fans und Journalisten hören wollen. Und will bei den Spielern den Glauben an sich selbst und das Team zurückbringen. Der Begriff „Laptop-Trainer“ ist im deutschsprachigen Raum in der Fussballöffentlichkeit zu einem Schimpfwort geworden. Henriksen ist sich dessen bewusst und spielt die Wichtigkeit von Daten und Analysen herunter, obwohl er nicht erst seit seiner Zeit bei Midtjylland dafür ein besonderes Flair hat. Henriksen profitierte bei der rundum sehr wohlwollend aufgenommenen Präsentation auch von einem „Ausländerbonus“. Sein Selbstbewusstsein und Eigenlob wird ihm nicht krumm genommen, was bei aus der Schweiz stammenden Coaches wie Uli Forte oder Ludovic Magnin jeweils komplett anders war.

Henriksen wird seine Spieler anweisen, Dinge zu tun, die in der Schweiz jeder Juniorentrainer seinen Jungs und Mädels verbietet: als hinterster Mann riskant spielen oder aus spitzem Winkel schiessen beispielsweise. Dank der Analyse von Daten haben sich in den letzten Jahren viele alte Fussballweisheiten des einzeltaktischen und gesamttaktischen Verhaltens als Mythos herausgestellt. Der analytische Ansatz kann dem FCZ nur gut tun. Genauso wie der Fokus auf die Stärken und das Vermitteln von Vertrauen in die Spieler. Schafft so Henriksen die Quadratur des Kreises? Ein erfolgreicher FCZ, der gleichzeitig auch noch die von der Klubführung so lange herbeigesehnte Dominanz auf den Platz bringt?

Berner bringt die FCZ-Junioren Burkart und Di Giusto – FCZ ohne Brecher, Kryeziu, Aliti, Dzemaili / FCZ – Winterthur Vorschau und Matchblatt

Der FCZ hat in den bisherigen zwei von acht Derbys der Saison jeweils 1:1 gespielt und hat in diesen beiden Partien somit zwei Drittel seines bisher mageren Punktekontos gefüllt. Winterthur konnte den FCZ mit einem Auswärtssieg in Sion am letzten Wochenende auf den letzten Platz verdrängen. Die Eulachstädter haben diese Saison schon mehrmals die taktische Formation gewechselt und treten nun wieder ähnlich formiert wie in der Aufstiegssaison an. Wie beim FCZ heisst es “back to the roots“.

Aufgrund der Ausfälle von Samir Ramizi (gesperrt) und des formstarken Samuel Ballet (verletzt) können im Letzigrund die beiden FCZ-Junioren Matteo Di Giusto und Nishan Burkart für Winti in der Startformation auflaufen. Burkart leitete im Wallis mit seiner ersten Aktion das Game Winning Goal von Samuel Ballet ein. Auf seinen Antritt sollte die FCZ-Hintermannschaft gefasst sein.

Der FCZ könnte wieder ähnlich auflaufen wie im Stadtderby vor einer Woche, was bedeuten würde, das Bledian Krasniqi Fabian Rohner ersetzt.

Die Aufstellungen sind publik! Der FCW tritt genau so an, wie in der Vorschau vermutet.

Beim FCZ gibt es hingegen mehrere Änderungen: Brecher und Aliti fallen zusätzlich verletzt / rekonvaleszent aus. Kryeziu und Dzemaili sitzen auf der Ersatzbank. Nikola Katic hat gegen PSV in der Schlussphase überzeugt und spielt zum ersten Mal von Beginn an. Sein Name ist im FCZ-Dress eine Verpflichtung!

Tosin cham, sah und traf / SC Cham – FCZ in der Züri Live-Analyse

SC Cham – FCZ Vorschauartikel

Vorschau im BLICK

Der FCZ hatte für die 1. Cuprunde mit dem SC Cham (Promotion League) von allen Super League-Klubs das schwerste Los gezogen, das sich dann aber schlussendlich als nicht ganz so kompliziert wie erwartet herausstellte. Fabian Rohner hat gegen die Rotblauen aus Cham ebenso viele Partien gespielt wie gegen die Rotblauen aus Basel. Und Selmin Hodza hatte in der Vorsaison noch mit der U21 den SC Cham zu Hause 3:1 geschlagen. Vor Jahresfrist hatte Cham dem FC Luzern grosse Probleme bereitet und war nahe an einer Überraschung. Gegen den Stadtclub reichte es hingegen nur zu einem kurzen Aufbäumen rund um die 60. Minute, als die Zuger nahe am Anschlusstreffer zum 1:2 waren.

Das optimistische Cham läuft dem FCZ ins Messer

In der 1. Halbzeit waren beim SC Cham nach vorne bloss Ansätze vorhanden und in der Schlussphase der Partie fehlten die Kräfte. Möglicherweise auch, weil sich die Mannschaft von Trainer Roland Schwegler etwas zu viel zugetraut hatte. Sie ging zu Beginn ein rassiges Tempo und positionierte sich für einen Unterklassigen sehr hoch im Feld. Der FCZ konnte so durch einen Konter mit 1:0 in Führung gehen und kam zum Penalty zum 2:0 ebenfalls in einer Situation, wo man den hoch stehenden Gegner überspielen konnte. Der FCZ profitierte defensiv ausserdem davon, dass der wenig erfahrene Ardi Molliqaj (21) auf der 10er-Position etwas dem Spielgeschehen hinterher lief, die Bindung zu den Vorder- und Nebenleuten nicht fand.

Die Leistung des FCZ in der 1. Halbzeit war insgesamt gut. Er begann wie schon unter Ex-Coach Breitenreiter im Cup gegen einen unterklassigen Gegner im 4-3-3. Zivko Kostadinovic durfte das Tor hüten. Und da viele Stammspieler geschont wurden, kamen auch bei den Standards für einmal Andere zum Zug. Jonathan Okita trat acht Eckbälle, Bledian Krasniqi führte zwei Freistösse in Strafraumnähe und einen Corner aus, und die beiden Penaltys wurden von Wilfried Gnonto (erfolglos) und Aiyegun Tosin (erfolgreich) getreten. Die schon während des ganzen Saisonstartes frappierende Harmlosigkeit Gnontos im Abschluss fand in Cham (nicht nur aufgrund des verschossenen Penaltys) einen Höhepunkt. Der ebenfalls unter Ladehemmungen leidende Aiyegun Tosin konnte hingegen mit drei Treffern (vier Torbeteiligungen) etwas Selbstvertrauen tanken. Kein FCZ-Spieler erzielte in dieser Partie aber eine sehr gute Note und so konnte Tosin mit einer “7“ Most Valuable Player werden.

Kamberi volatil – Hodza ordentlich

Bledian Krasniqi schoss aus sieben Abschlüssen schlussendlich doch noch ein Tor zum 3:0. Sein Assist zum frühen 1:0 tat seinem Selbstvertrauen gut. Der Zentrale Mittelfeldspieler hatte insgesamt 16 Abschlussbeteiligungen, war aber trotzdem defensiv besser als offensiv. Defensiv sehr schlecht war hingegen der Auftritt von Innenverteidiger Lindrit Kamberi (kein konsequentes Umschalten in der Rückwärtsbewegung), der dafür in der offensiven Phase der beste Zürcher war. Auch die Diskrepanz zwischen guter 1. Halbzeit und schlechter 2. Halbzeit war beim Volketswiler frappant. Trotz „Clean Sheet“ war es insgesamt die bisher schlechteste Defensivleistung des Teams. Über weite Strecken der Partie war die Mannschaft defensiv nicht gefordert, aber wenn sie mal gefordert war, sah sie häufig nicht gut aus – beispielsweise bei der Verteidigung von Eckbällen.

Bei seinem ersten etwas längeren Wettbewerbs-Einsatz in der 1. Mannschaft steuerte Aussenverteidiger Selmin Hodza (19) ein Assist bei und schlug vier Flanken. Bei gegnerischen Eckbällen verteidigte er im eigenen Strafraum nicht so gut, konnte aber in anderen Situationen zwei Mal in höchster Not retten. Mit der Hereinnahme von Becir Omeragic kurz vor Schluss stellte der FCZ noch sein System von einem 4-3-3 auf ein 3-4-3 mit einer Innenverteidigung Kamberi – Omeragic – Hornschuh um. Jonathan Okita hatte zwar auch einzelne gute Szenen, aber letztlich zu viele Ballverluste und traf viele schlechte Entscheidungen. Okitas Nachlässigkeit brachte mehr als einmal Nico Siegrist ins Spiel, der ansonsten nicht mehr so wirkungsvoll war, wie in früheren Begegnungen.

Weitere Berichte und Highlights

SC Cham – FCZ Telegramm

sport.ch Bericht und Live-Ticker

Matchbericht und Live-Ticker der Luzerner Zeitung

Südkurve

Züri Today Bericht und Live Ticker



279. Derby Aufstellungen

Gastgeber GC läuft gegen den FCZ voraussichtlich mit einem 3-4-1-2 auf. Zuletzt hat Coach Contini sein Team immer wieder umgestellt und sah sein Team etwas vom Saison-Anfangsschwung verlieren. Tsiy Ndenge stand im Testspiel beim VfB Stuttgart (1:2) erstmals wieder in der Startformation. Seko und Loosli fehlen rotgesperrt.

Beim FCZ sind nicht grosse taktische Änderungen zu erwarten. Marchesano wird wohl zusammen mit Tosin den Zweimannsturm bilden. Mit Okita hat der FCZ ebenfalls einen Spieler wegen Rotsperre auf der Tribüne. Die Linie der Referees in dieser Saison in Bezug auf Platzverweise ist relativ streng. Jonathan Okita wurde zuletzt aber zu Recht zum zweiten Mal hintereinander vom Platz gestellt. Nikola Katic ist erstmals auf der Bank mit dabei.

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