FCZ-Testspielbilanz & erste Einschätzungen zur neuen Mannschaft – Teil 1

Vor der abschliessenden Begegnung in Friedrichshafen gegen den VfB Stuttgart hat der FC Zürich eine makellose Testspielbilanz. Grosse Aussagekraft hat dies freilich nicht. Letzten Sommer hatte man nach Tests gegen fast ausschliesslich unterklassige Gegner eine negative Bilanz vorgewiesen. Neben drei Niederlagen gegen Aarau (0:1), Xamax (1:4) und Feyenoord (0:1) resultierten zwei Unentschieden gegen Wil (2:2) und Vaduz (0:0), und nur ein einziger Erfolg gegen den SC Kriens (6:1).

Vor einem Jahr: Fokus auf die positiven Aspekte trotz schlechter Testspiele

Und was machte der damalige Trainer André Breitenreiter? Statt sich und die Mannschaft kurz vor Saisonstart in einer ausgiebigen Fehleranalyse selbst zu zerfleischen, zeigte er vertieft die Bilder vom einzigen Sieg gegen den SC Kriens – als Blaupause dafür, wie eine Woche später zum Super League-Start in Lugano gespielt werden soll. Und zwar zeigte er dabei sicherlich einzig die ersten 30 Minuten der Partie. Denn danach war der später frühzeitig feststehende Absteiger aus der Challenge League eher die bessere Mannschaft gewesen.

Dies notabene mit einer unter anderem durch Corona stark ersatzgeschwächten Equipe, welche die Anweisungen ihres neuen Coaches Morandi noch nicht zu verstehen schien, und bei der im Verlauf der 2. Halbzeit der dritte FCZ-Torhüter Gianni De Nitti zwischen die Pfosten musste, weil sich mit Neuenschwander auch noch der letzte zur Verfügung stehende Torhüter verletzt hatte. Am gleichen Nachmittag im Heerenschürli war die zweite Hälfte der Zürcher Stammelf gegen Xamax chancenlos geblieben. Breitenreiter redete in Bezug auf die Vorbereitung danach gegen aussen aber nur vom Kriens-Spiel. Was folgte, war die Meistersaison 21/22 mit am Ende 14 Punkten Vorsprung auf den zweitplatzierten FC Basel.

Der FCZ weiterhin häufig mit Blitzstart

Diesen Sommer hinterliess der FCZ in den Testpartien den deutlich besseren Eindruck. Ein Teil davon ist sicherlich erklärbar durch das im Verlauf der letzten Saison entwickelte Selbstverständnis der Mannschaft. Ein Teil auch durch den gestiegenen Respekt der Gegner, ähnlich wie dies in der Challenge League-Saison 16/17 in den Meisterschaftspartien der Fall gewesen war. Ein grosser Teil könnte aber durchaus auch davon herrühren, dass man in den Testpartien ambitionierter angetreten ist, als die jeweiligen Gegner. Und daher der Spielverlauf wenig Aussagekraft hat. Man will beim FCZ mittlerweile einfach immer gewinnen – ob im Training, in Testspielen vor leeren Rängen und natürlich auch dann, wenns wieder um die Wurst geht.

Die Partie FCZ – Altach musste mit rund zehn Minuten Verspätung starten, weil die Letzigrund-Crew vergessen hatte, die Sprinkleranlage auszuschalten

In vier von sechs Testpartien schoss der FCZ bereits in den ersten fünf Minuten das 1:0 – was an einige Meisterschaftsspiele der letzten Saison erinnert. Das in die 2. Liga Interregional abgestiegene Thalwil gab 45 Minuten Vollgas und brach danach ein. Der FC Baden wirkte hingegen kurz nach dem nach acht Jahren an der Spitze der 1. Liga Gruppe 3 endlich realisierten Aufstieg in die Promotion League etwas demotiviert – oder noch angeschlagen von den Feierlichkeiten. Gegen den FC Wil musste der FCZ dann erstmals auf einen Rückstand reagieren. Viktoria Köln wurde mit einer Tempoverschärfung nach der Pause bezwungen. Gegen YF Juventus machte zugunsten der „2. Garde“ des FCZ die schon deutlich weiter fortgeschrittene Saisonvorbereitung und Ole Selnaes‘ Klasse am Ball den Unterschied. Gegen Altach zeigten dann die aktuellen Favoriten auf die Startformation für den Super League-Start in Bern vor allem in der Anfangsphase eine starke Leistung und guten Spirit.

„Turbo Fabian“ eiskalt vor dem gegnerischen Gehäuse

Der neue Trainer Franco Foda probierte unterschiedliche Spielformationen aus, experimentierte aber etwas weniger, als dies Breitenreiter in seiner Sommer-Vorbereitung tat: das letztjährig meist implementierte 3-4-1-2 war die favorisierte Formation. Trotzdem waren auch ein klassisches 4-4-2 (in dieser Formation gelang die bisher beste Halbzeit gegen Altach), ein 4-3-3 und sogar ein 3-4-3 mit dabei.

Fabian Rohner war immer wieder eiskalt vor dem gegnerischen Kasten und steuerte acht Tore sowie drei Assists bei. Schon vor einem Jahr hatte „Turbo-Fabian“ in der Vorbereitung als Stürmer oder zurückhängende Spitze am meisten überzeugt. Zuletzt gegen Altach in der 2. Halbzeit hat ihn Trainer Foda in einem 3-4-3 am Rechten Flügel eingesetzt. Der Rheinhesse sieht Rohner so wie es aussieht als Alternative weiter vorne als noch sein Vorgänger Breitenreiter, bei welchem Rohner während der ganzen Saison der Backup von Nikola Boranijasevic war. Kommende Saison könnte möglicherweise Selmin Hodza diese Rolle übernehmen. Der Backup für Adrian Guerrero auf der linken Seite fehlt noch. Buschman wird es sicherlich nicht. Unter anderem wurde Offensivmann Kedus Haile-Selassie auf dieser Position getestet und hat gegen Baden auch defensiv ganz gut mitgearbeitet. Zur Zeit ist der jüngere Bruder von Maren Haile-Selassie allerdings im Test beim FC Schaffhausen. Es könnte sich eine Leihe anbahnen.

Testspieler Fabao, Dzemaili und Boranijasevic beim Auftakt in Thalwil, Sportplatz Brand

Topskorer Ceesay, Vollprofi Guerrero und Pluspunkte für Krasniqi / FCZ – Luzern in der Züri Live-Analyse

Im Zusammenhang mit Assan Ceesay wurde nach der Saison oft vom „zweitbesten Torschützen“ der Liga gesprochen. Ausser Acht gelassen wurde dabei, dass der Gambier mit 20 Toren und 11 Assists der Top-Skorer der Liga war – und dies mit klarem Vorsprung vor Jordan Siebatcheu (26 Skorerpunkte) und Miroslav Stevanovic (24). Ausserdem war Ceesay der beste Torschütze aus dem Spiel heraus – Torschützenkönig Siebatcheu hatte fünf seiner 22 Treffer verwandelten Penaltys zu verdanken (Ceesay nur einen von 20). Im abschliessenden Heimspiel vor vollen Rängen im Letzigrund konnte Ceesay bereits im dritten Spiel in Folge einen Assist verbuchen: eine saubere Ablage vor dem Strafraum auf Tosin, der per Weitschuss zur frühen Führung traf. Später erhöhte Ceesay selbst auf 2:0 nach einem mit optimalem Timing mit dem schwächeren Rechten Fuss Guerreros in die Tiefe gespielten Ball.

Deutliche Leistungssteigerung – aber nur phasenweise

Zwar erreichte der FCZ bei weitem nicht mehr die Leistung wie noch in Basel oder St. Gallen, im Vergleich mit dem Heimspiel gegen Lausanne oder der Auswärtspartie in Lugano vermochte sich der mit der Rückrunden-Stammelf auflaufende Stadtclub aber nochmal deutlich zu steigern. Man konnte diese Leistungssteigerung allerdings nicht über 90 Minuten durchzuziehen. Die ersten 30 Minuten waren sehr gut, dann liess das Team nach, was dem FC Luzern den 2:2-Ausgleich noch vor der Pause ermöglichte. Der FCZ war in dieser Phase im Pressing und in der Rückwärtsbewegung zu passiv und wurde zwei Mal ausgekontert. Nach dem Seitenwechsel liess das Breitenreiter-Team dann bereits nach starken fünf Anfangsminuten wieder nach. Nach einem Einwurf erzielte Filip Ugrinic in der 55. Minute per Weitschuss die 2:3-Führung für Luzern.

FCZ drückt vor allem dank Krasniqi, Seiler und Guerrero auf den Ausgleich

Ab der 60. Minute übernahm der FCZ dank der beiden flinken Einwechselspieler Krasniqi und Seiler dann aber wieder das Szepter. Speziell der in der Rückrunde mit Leistungsschwankungen agierende Bledian Krasniqi konnte in den letzten beiden Partien in Lugano und gegen Luzern nochmal Pluspunkte sammeln. Die Innerschweizer scheinen dem 20-jährigen Zürcher als Gegner ganz allgemein zu liegen. Ab der 75. Minute und der Einwechslung Rohners für Aliti rückte Nikola Boranijasevic zurück in die Dreierabwehr. Der FCZ machte Druck und kam unter anderem zu vielen Eckbällen, die MVP Adrian Guerrero meist ideal in die Mitte brachte – Kryeziu und Kamberi gelang der verdiente Ausgleich aber nicht. Der als professionelles Vorbild vorangehende Guerrero war bereits beim Heimspiel gegen Lausanne der MVP gewesen. Mit einer gelinde gesagt eher mässigen Leistung verabschiedete sich der als Letzter ausgewechselte Ousmane Doumbia von den FCZ-Fans, nachdem er Tage zuvor bei seinem künftigen Verein Lugano noch die Captainbinde getragen hatte.

Performance & Stats

Telegramm

FCZ – Luzern 2:3 (2:2)
Tore: 2. Tosin (Ceesay) 1:0, 27. Ceesay (Guerrero) 2:0, 28. Ndiayé (Jashari) 2:1, 45. Campo (Abubakar) 2:2; 55. Ugrinic (Campo) 2:3.
FCZ – Brecher; Kamberi, Kryeziu, Aliti (75. Rohner); Boranijasevic, Dzemaili (60. Seiler), Doumbia (82. Coric), Guerrero; Marchesano (60. Krasniqi); Tosin, Ceesay (75. Kramer).
Luzern – Müller; Dräger, Burch, Simani, Frydek; Ugrinic (82. Emini), Jashari; Ndiayé (74. Tasar), Campo (64. Schulz), Abubakar (74. Schürpf); Sorgic (64. Kvasina).



Feuerwerk nur neben dem Platz / Lugano – FCZ in der Züri Live-Analyse

In der „Supercoppa“ in der zweitletzten Super League-Runde der denkwürdigen Saison 21/22 herrschte von Beginn weg eine lockere, festliche Atmosphäre. Die Heimmannschaft war bis etwa drei Minuten vor dem offiziellen Anpfiff mit ihrer Ehrenrunde mit Trophäe durchs Stadionrund und der Verabschiedung von verdienten Spielern (Lavanchy, Lovric, Martic) beschäftigt. Um die 80. Minute herum liessen FCZ-Fans hinter dem Gästesektor eine veritable Meisterfeuerwerk-Show steigen, welche auch von den Lugano-Supportern dankbar bestaunt und mit Applaus bedacht wurde. Dann wurde die Partie fortgesetzt.

Andy Gogia erneut mit laschem Auftritt

Gleich mit dem ersten Konterangriff über Doumbia, Krasniqi, Ceesay und Rohner nach zwei Minuten ging der FCZ in Führung. Ex FCZ-Captain Rüegg hatte den Ball im Mittelfeld verloren und Gogia die butterweiche Flanke Assan Ceesays (mit Rechts!) am entfernten linken Pfosten per Direktabnahme versenkt. Das Tor motivierte Gogia aber nicht, sich von seiner besten Seite zu präsentieren, ganz im Gegenteil: der Rest seines Auftrittes im Cornaredo war ein Ärgernis und er wurde dann auch in der 58. Minute ausgewechselt. Auch Silvan Wallner und Ante Coric vermochten ihre Einsatzchance in der Startformation nicht zu nutzen.

Einwechslungen und taktische Umstellung bringen wenig

Most Valuable Player der Partie aus FCZ-Sicht war Zivko Kostadinovic, der mit einigen starken Interventionen eine höhere Niederlage verhinderte. Lugano zeigte eine bessere Körpersprache als einige Akteure beim FCZ und war wenige Tage nach dem Triumph von Bern emotional noch im Hoch – ähnlich wie der FCZ zuletzt in St. Gallen. Auch von den Einwechselspielern konnte nur Stephan Seiler überzeugen. Die Umstellung auf ein 4-4-2 in der 66. Minute mit vier nominellen Stürmern auf dem Platz (Tosin und Gnonto besetzten die Aussenpositionen im Mittelfeld) zeigte ebenfalls nur beschränkt Wirkung.

Highlights

Performance & Stats

Kommentare

Telegramm

Lugano – FCZ 2:1 (2:1)
Tore: 3. Gogia (Ceesay) 0:1, 4. Sabbatini (Bottani) 1:1, 28. Sabbatini (Lavanchy) 2:1.
Lugano – Saipi; Rüegg, Hajrizi, Ziegler, Valenzuela; Lovric (90.+1 Durrer); Custodio (85. Mahmoud), Sabbatini; Lavanchy (90.+1 Yuri), Celar (64. Amoura), Bottani (64. Haile-Selassie).
FCZ – Kostadinovic; Wallner (90.+1 Hodza), Kamberi, Mets; Rohner (66. Tosin), Doumbia, Gogia (58. Guerrero); Krasniqi (66. Kramer), Coric (58. Seiler); Ceesay, Gnonto.



Anspruchsvoller Gegner für den FCZ in der Champions League-Qualifikation

Nach 11 Jahren (Royal Standard de Liège, Bayern München) ist der FCZ erstmals wieder in der UEFA Champions League-Qualifikation mit dabei. Dies hat sich die Mannschaft mit einer tollen Super League-Saison 21/22 erspielt, erlaufen und erkämpft. Schon vor der Auslosung der 2. Qualifikationsrunde der Champions League 2022/23 war klar, dass der Kontrahent des FCZ eine anspruchsvolle Hürde werden wird. Denn der Letzigrundclub geht als ungesetztes Team in die Affiche. Und so ist es auch herausgekommen: man trifft Mitte Juli zuerst auswärts entweder auf Qarabaq Agdam oder Lech Poznan.

Qarabaq Agdam ist der politische Prestigeklub aus dem erdölreichen Staat Aserbaidschan am Kaspischen Meer, der in den letzten neun Jahren acht Mal Meister seines Landes geworden ist. Qarabaq ist im Gegensatz zum FCZ international äusserst erfahren und hat sich in den letzten acht Jahren ausnahmslos immer für eine Europacup-Gruppenphase qualifiziert: sechs Mal Europa League, ein Mal Champions League und ein Mal Conference League. Aberdeen, Molde, APOEL oder Sheriff Tiraspol sind die Kaliber, die dabei gegen Qarabaq jeweils das Nachsehen hatten. Gegen Club Atletico de Madrid gab es 17/18 in der Champions League-Gruppenphase zwei Unentschieden und letzte Saison wurde in der Conference League der Sechzehntelfinal erreicht (Ausscheiden gegen Olympique de Marseille). Der FC Basel hatte dabei in der Gruppenphase grosse Probleme mit den Aseris. Im Hinspiel in Baku (0:0) hielt Heinz Lindner für den FCB hinten die Null und im Rückspiel im St. Jakob Park war Qarabaq zu Beginn beider Halbzeiten die bessere Mannschaft – und ihnen wurde vom Schiedsrichtertrio der verdiente Führungstreffer „geklaut“ (Ball klar hinter der Linie, kein VAR). Am Ende gewann Basel dank Cabral deutlich zu hoch mit 3:0.

Einerseits spielt die halbe Aserbaidschanische Nationalmannschaft bei Qarabaq, andererseits sind die ausländischen Verpflichtungen mit denjenigen des FCZ mindestens vergleichbar. Während der FCZ beispielsweise mit Tosin einst einen der besten Torschützen der Lettischen Liga verpflichtete, holte Qarabaq mit Wadji einen Top-Torschützen der Norwegischen Liga.

Spitzenteams der Polnischen Liga wie Lech Poznan waren in den letzten Jahren besser als der FCZ. Nehmen wir hingegen den FC Zürich Ausgabe 21/22 zum Massstab, dann bewegt sich dieser auf Augenhöhe. Auf Transfermarkt liegt der Marktwert von Lech mit 44,85 Mio Euro leicht über demjenigen des FC Zürich. Der wertvollste Spieler von Lech, Jakub Kaminski, wechselt diesen Sommer für 10 Mio Euro zu Wolfsburg. Beim FCZ sind die wertvollsten Spieler Gnonto und Omeragic ebenfalls begehrt beziehungsweise im Fall von Omeragic zusätzlich auch noch angeschlagen. Im Wintertrainingslager hatte der FC Zürich Mühe mit dem letztendlich Drittplatzierten der Polnischen Ekstraklasa, Pogon Szczecin (1:1). Lech Poznan hat schon seit zwei Jahrzehnten den grössten Support im polnischen Fussball. Im 41’000 Zuschauer fassenden Heimstadion kommen in der Liga im Schnitt 22’600 Fans an die Spiele. Beim UEFA Cup-Qualifikationsspiel 2008 in St. Gallen gegen GC war der ganze Auswärtssektor voll. Die polnischen Fans zeigten dem praktisch leeren Rest des Stadions eine Choreographie unter dem Motto „Why so serious?“ (Joker, Dark Knight).

Breitenreiter lässt in ausverkauftem Letzigrund die Stammelf los / FCZ – Luzern Vorschau und Aufstellungen

Nach dem Einsatz von einigen Spielern aus der zweiten Reihe in den letzten Partien, lässt Trainer Breitenreiter im letzten Heimspiel vor auverkauftem Haus nochmal die Stammelf auf den Platz, die für diese Partie sicherlich noch einmal eine möglichst gute Leistung abliefern will.

FCL-Coach Mario Frick kämpft mit seiner Mannschaft noch gegen den Abstieg – so wie vor Jahresfrist, als er mit dem FC Vaduz zum letzten Spiel in den Letzigrund kam – und verlor. Heute schickt er eine offensiv ausgerichtete Mannschaft aufs Feld mit Sorgic, Ndiayé und Abubakar. Diese könnte im üblichen System mit Rhombus formiert sein – oder auch mit einem eher flachen MIttelfeld mit Ugrinic und Ndiayé auf den Seiten.

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