Van der Gaag reagiert taktisch zur Pause: Luzern – FCZ 1:1 Analyse mit Randnotiz: Luzern zu Hause gegen den FCZ schon wieder mit Referee- und VAR-Glück, Spadanuda macht den Shaqiri

Gleiche Startelf wie gegen Sion? / Luzern – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen (Züri Live)

Luzern-Trainer Mario Frick nimmt gerade gegen den FC Zürich immer wieder mal gerne taktische Änderungen vor. Es ist auch ein Zeichen des Respekts gegenüber dem Gegner. Diesmal liess er sein Team in einem 3-3-3-1 (statt 4-2-3-1) auflaufen, woran der FC Zürich die ganze Partie durch zu knabbern hatte. Diese taktische Änderung in Kombination mit dem im Vergleich zu Vorgänger Moniz weniger forschen Ansatz Mitchell Van der Gaags führte letztendlich zu einer Partie mit wenig Torchancen. Die Qualität der Spieleröffnung aus der hinteren in die mittlere Zone (speziell bei Abstössen) war dabei aber auf beiden Seiten auf hohem Niveau.

FCZ zieht sich im Verlauf der 1. Halbzeit zurück

Zwar wurden am Ende auf der Allmend 54% Ballbesitz für den FCZ ausgewiesen. Der Stadtclub stand dabei aber in der 1. Halbzeit so tief wie selten in den letzten Jahren. In der Anfangsphase versuchte man gegen das gegnerische Aufbauspiel zwar noch ein hohes Pressing aufzuziehen, aber die Zuteilung klappte nicht – daher ging man in dieser Situation zu Recht auf Nummer Sicher und zog sich zurück. Im tiefen Block verteidigte man dann im 4-3-3 im Raum. Der FC Luzern suchte und fand ab und zu Lücken zwischen den Linien mit dem typischen Beispiel der Torchance von Tyron Owusu in der 33. Minute. Insgesamt kam das Heimteam aber auch in dieser Phase zu deutlich weniger Torchancen als üblicherweise, wenn man jeweils gegen einen das Spiel machenden FCZ im eigenen Stadion einen schnellen Konter nach dem anderen fahren kann. Das Spiel hatte somit auch für die Zuschauer ein anderes Feeling als die Begegnung Luzern gegen den FCZ am Fuss des Pilatus üblicherweise in den letzten Jahren jeweils hatte. Beide Trainer versuchten den Gegner in dessen Stärken zu beschneiden – und dies jeweils erfolgreich.

Vielmehr als einen Kopfball von Adrian Bajrami nach rund 30 Minuten, der knapp am Luzerner Tor vorbeifliegt, bringen die offensiv ebenfalls ideenlosen Luzerner nicht zustande. Sinnbildlich: Es sind eben dieser Bajrami und Sauter, die bis zum Schluss die meisten Ballkontakte ihrer Teams haben.

Loris Brasser, Tages-Anzeiger

Dies ist gerade in Bezug auf den in der Liga neuen Trainer Van der Gaag bemerkenswert. Sind doch in der Vergangenheit genügend FCZ-Kollegen mit ihren Teams an dieser Stätte ins offene Messer gelaufen. Auf der anderen Seite konnte sich Mario Frick auf seine zweikampfstarken Verteidiger wie Bung Meng Freimann oder Stefan Knezevic verlassen. Seine Mannen waren auch auf die Stärken und Laufwege der FCZ-Angreifer gut eingestellt. Und dem FC Zürich gelangen nicht so viele Seitenwechsel wie noch gegen Sion. In der 1. Halbzeit konnte auf FCZ-Seite neben Yanick Brecher und Ilan Sauter vor allem Cheveyo Tsawa überzeugen. Gerade in der Phase der taktischen Konfusion stopfte der „für zwei“ arbeitende Mittelfeldspieler viele Löcher und stellte jeweils die brüchige Balance wieder her. Der für den erneut gut spielenden Miguel Reichmuth früh reingekommene Bledian Krasniqi konnte hingegen bis zur Pause nicht richtig ins Spiel finden.

Knackpunkt Di Giusto in der 2. Halbzeit

Nach dem Wiederanpfiff blühte Krasniqi dann aber auf und war beim FCZ bester Spieler der 2. Halbzeit. Während Luzern in der Pause nichts an der Taktik änderte, kamen die Gäste aus Zürich mit einem mannorientiereren Pressing aus der Kabine. Man getraute sich nun mit den drei Stürmern gegen die drei Luzerner Innenverteidiger hoch zu pressen. Die Kreise von Luzerns Neuverpflichtung und spielmachendem Sechser Taishi Abe wurden von Bledian Krasniqi gestört. Wie jedes taktische Konzept hatte aber auch dieses Hohe Pressing einen Knackpunkt – und der hiess Matteo Di Giusto. Der Preis für den besseren Zugriff in fast allen Zonen war, dass man dem ehemaligen FCZ-Junior mehr Platz zugestehen musste. Eine hundertprozentige Manndeckung hätte nämlich bedeutet, dass Ilan Sauter seinem sich häufig zurückfallen lassenden Gegenspieler überallhin hätte folgen müssen. Ausser Gian Piero Gasperini (Roma, ex-Atalanta) lässt aber praktisch kein Trainer so spielen. Als Anker der Defensive sollten die beiden Innenverteidiger in der Regel auf einer Linie verteidigen – woran sich dann alle Anderen orientieren.

In der 78. Minute kam Emmanuel nach einem schönen Lupfer von Bledian Krasniqi knapp vor Luzern-Goalie Pascal Loretz an den Ball. Für den zwölf Minuten davor eingewechselten Nigerianer war es der erst zweite Treffer in der Super League. 

– Blue

Dies bedeutete, dass Sauter Di Giusto häufig frei laufen liess und dabei aber ständig auf der Lauer war, aus der Abwehrreihe herauszupreschen, sobald der Ball auf Di Giusto gespielt wird. Das Gegentor war nicht die erste Situation, bei der Sauter zu spät kam. Aber es war das erste Mal, dass dies im Rahmen eines Luzerner Konterangriffes geschah, wo Di Giusto die Möglichkeit hatte, den Ball One-Touch auf Grbic in die Tiefe zu spielen. Eingeleitet worden war der Konter ausgerechnet durch einen Fehlpass des ansonsten so stabilen Cheveyo Tsawa. Man hatte bis zu diesem Zeitpunkt Luzerner Konter eindämmen / verhindern können. Nicht ohne Grund war man darauf so erpicht: denn der sozusagen erste Konter des FCL führte auch gleich zum Gegentor. Im Nachinein betrachtet hätte Sauter in dieser Situation länger zurückstaffeln und beim gefährlicher postierten Grbic bleiben sollen. Als Regel gilt: wenn der Innenverteidiger rauskommt, muss er den Pass des Gegenspielers sicher verhindern können. Sonst lässt man den Gegenspieler im Mittelfeld lieber erst mal bis zu 20 Meter mit Ball laufen. Nicht selten löst sich dann das Problem sogar von allein, weil der ballführende Spieler zögert und / oder ein Mitspieler mittlerweile zu Hilfe geeilt ist.

Extrem strikte VAR-Linie in der neuen Saison – oder erneut ein Fall von „Schärer contra FCZ“?

Letztendlich spielten aber leider zum wiederholten Mal bei Luzern – FCZ der Schiedsrichter und VAR eine mitentscheidende Rolle für den Spielausgang (siehe auch die „Randnotiz“ weiter unten). Im Mittelfeld pfiff Johannes Von Mandach zwar ausgewogen. Bei den entscheidenden Szenen im Strafraum wurde wie schon im Januar mit dem damaligen Ref Sven Wolfensberger wieder Luzern bevorteilt. Adrian Bajrami foulte Umeh Emmanuel in der gleichen Art und Weise wie eine Woche davor im Letzigrund Nikolas Muci. Damals gab es diskussionslos Penalty für GC, diesmal Gelb gegen Emmanuel wegen angeblicher Schwalbe. Die tatsächliche Schwalbe von Pius Dorn im Zürcher Strafraum wurde dann durch Von Mandach nicht sanktioniert – es wäre die Gelb-Rote Karte gegen den Luzerner Captain gewesen. Und in der Nachspielzeit führte eine Schwingfesteinlage von Severin Ottiger gegen Vincent Nvendo ebenfalls zu keinem Penalty. Solche Situationen bei einem Eckball sind für den Schiedsrichter jeweils nicht einfach zu sehen, da er seine Augen nicht auf allen Zweikämpfen gleichzeitig haben kann.

VAR Sandro Schärer griff aber ebenfalls nicht ein. Dieser beeinflusst seit langer Zeit regelmässig in der Rolle als VAR Spiele zuugunsten des FCZ. So ist es keine Überraschung, dass es auch diesmal wieder der Fall war. Es macht den Anschein, dass in dieser Saison als Learning aus der chaotischen VAR-Saison 24/25 die strikte Devise ausgegeben wurde, dass der VAR wirklich nur noch bei 100% glasklaren, niet- und nagelfesten Fehlentscheidungen eingreifen soll. Gemessen am Verzicht des Eingriffs bei den beiden Penaltyszenen im Luzerner Strafraum wird diese Devise nun extrem weitreichend ausgelegt. Wenn dies wirklich so durchgezogen wird, ist es grundsätzlich eine gute Sache. Nur ist zu hoffen, dass dies dann auch wirklich für alle Teams gleichermassen gilt – und der FCZ und alle anderen Klubs in den entsprechenden Situationen im gleichen Masse von der neuen Passivität des VAR profitieren kann, wie diesmal Luzern.

Grundsätzlich macht die FCZ-Abwehr einen soliden Eindruck. Was fehlt, ist der nötige Druck über die Seiten, da muss einfach mehr kommen.

– Mischi Wettstein, Nau

Personalien – Tramoni mit unglücklichem Début

  • Nelson Palacio: Staffelt diesmal auch im Spielaufbau an Stelle von Miguel Reichmuth zurück. In der Defensiven Phase weiterhin phasenweise etwas zu tief stehend. Nach einer lange Zeit persönlich durchzogenen Partie steigert er sich in der Schlussphase merklich und hilft mit, den Punkt zu verteidigen.
  • Neil Volken: Defensiv diesmal weniger überzeugend als noch vor einer Woche gegen Sions Chouaref und Lavanchy. Steigert sich in der Schlussphase.
  • Jahnoah Markelo: Startelfaufgebot scheint für ihn noch zu früh gekommen zu sein. In der 1. Halbzeit musste er zudem tief stehen und hatte somit einen langen Weg Richtung Tor. Luzern hat zudem defensiv ein spezielles Augenmerk auf ihn gerichtet.
  • Damienus Reverson: Kommt in der Anfangsphase viel in die eigene Platzhälfte und hilft im Spielaufbau. Ab etwa der 35. Minute gelingt ihm offensiv immer weniger. Stefan Knezevic verteidigt nach Cutbacks Markelos zwei Mal aufmerksam gegen Reverson am nahen Pfosten.
  • Yanick Brecher: In seinem 300. Super League-Spiel für den FC Zürich hat er defensiv wenig zu tun. Muss einmal weit herauskommen und hat dabei diesmal das richtige Timing. Dank seiner offensiv starken Partie (Spielaufbau mit beiden Füssen plus Auswürfe, Offensiv-Note 10) ist er Züri Live-MVP.
  • Umeh Emmanuel: Offensiv weiter einer der Wirkungsvollsten. Zu Unrecht ein Penalty verwehrt und von Journalisten als „Schwalbenkönig“ betitelt. Sprintet nach Ballverlust über den halben Platz zurück, um diesen sofort zurückzuerobern.
  • Lisandru Tramoni: Sein Spielwitz war sofort zu sehen – nicht nur bei seinem Seitfallzieher. Unter dem Strich aber ein sehr unglücklicher Kurzeinsatz mit mehreren Ballverlusten.

Der Schweizer Nati-Trainer Murat Yakin schaut sich die Partie am Sonntagnachmittag vor Ort an. Ex-Nati-Profi Steven Zuber kann er dabei nicht beobachten, weil dieser verletzungsbedingt kurzfristig ausfällt. Dazu fällt nach etwas weniger als einer halben Stunde der beste Mann auf dem Rasen, Miguel Reichmuth, ebenfalls verletzt aus. Für ihn kommt Bledian Krasniqi ins Spiel, der eben erst von einer Verletzung zurückgekehrt ist. Unter der Woche war dieser zudem mehrere Tage krank.

– Pascal Ruckstuhl, Dominik Mani, Yannick van Buul, 20 Minuten

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Routiniers mit Anfängerfehlern: FCZ – Sion 2:3 Analyse

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Zum Auftakt der neuen Saison gibt es wie zum Ende der letzten wieder eine 2:3-Niederlage gegen einen Klub aus der Westschweiz. Wieder dominierte der FC Zürich über weite Strecken das Spiel und der Gegner schoss innerhalb von 10-15 Minuten drei Tore. Auch damals stand mit Jean-Philippe Gbamin ein Routinier vor allem defensiv völlig neben den Schuhen – diesmal ist es Steven Zuber. In der Züri Live-Leserumfrage wurde er gerade noch mit überwältigendem Mehr zum Spieler der Saison 24/25 gewählt. Hier Zubers wichtigste Szenen gegen Sion im Schnelldurchlauf:

  • 4. Minute: Steven Zubers Motor stottert zu Beginn. Innert derselben Minute verliert er wegen fehlender Handlungsschnelligkeit gleich zwei Mal den Ball.
  • 7. Minute: Guter Querpass von Miguel Reichmuth vor dem gegnerischen Strafraum auf Steven Zuber, dem unbedrängt der Ball weit verspringt. Reichmuth holt diesen mit einem herzhaften Sprint in Richtung eigenes Tor wieder zurück.
  • 12. Minute: Zuber rutscht an der Seitenlinie erneut ein einfacher Ball unter dem Schlappen durch und geht ins Seitenaus.
  • 15. Minute: Erste Abschlussbeteiligung. Bei einem schnellen Konter ausgelöst von Gomez über Reichmuth bedient Zuber Phaëton.
  • 27. Minute: Das grosse Highlight! Da sich Emmanuel wuchtig im Eins-gegen-eins gegen Kabacalman durchsetzen kann, eilt der zweite Sion Sechser Sow diesem zu Hilfe. Dadurch hat Zuber viel freien Raum vor sich als Emmanuel ihn mit dem richtigen Timing bedient. Die Nummer Zehn des FCZ nutzt diesen Raum optimal aus und haut den Ball entschlossen aus 23m herrlich zum 1:0 ins rechte Lattenkreuz.
  • 35. Minute: Kamberi mit einem Top-Diagonalball auf Volken, der eine gute Flanke an die Fünfmetergrenze bringt, wo Zuber beim Kopfballversuch das Timing etwas fehlt.
  • 40. Minute: Zuber humpelt nach einem Sprint – ohne Einwirkung des Gegners . Bis zur Pause kann er defensiv nicht mehr richtig mithelfen, was die Sion-Gegenstösse sofort gefährlicher macht.
  • 45. Minute: Nach dem Pausenpfiff rennt Zuber als Erster in die Kabine. Um sich behandeln zu lassen?
  • 55. Minute: Beim 2:0 Reversons nach einer langen Passkombination durch die Zürcher Reihen ist Zuber nicht direkt beteiligt. Allerdings hilft er mit seinem Lauf Richtung Tor mit den Raum zu schaffen in den sich Reverson zurückfallen lassen und freistehend einnetzen kann.
  • 63. Minute: Erster FCZ-Corner! Zuber spielt mit Palacio kurz und überlegt hin und her bis er frei zum Flanken kommt. Die Flanke an den zweiten Pfosten gerät aber etwas zu weit.
  • 70. Minute: Ab diesem Zeitpunkt lässt Zuber speziell in seiner Defensivarbeit wieder stark nach. Dies trägt neben den Sion-Einwechslungen, -Systemumstellungen und grösserer Risikobereitschaft wesentlich zum Aufbau der Sion-Druckphase bei.
  • 77. Minute: Zweiter Zuber-Eckball – Racioppi lässt diesen auf den ersten Blick relativ einfachen Ball aus den Händen gleiten. Der FCZ kann aber nicht profitieren.
  • 81. Minute: Am Ursprung des 1:2-Anschlusstreffers von Sion steht, dass Liam Chipperfield zentral in der FCZ-Platzhälfte mit seinem starken linken Fuss enorm viel Raum und Zeit hat um unbedrängt einen präzisen, scharfen Ball an den rechten Flügel auf Chouaref zu spielen. Durch die Schärfe und Präzision dieses Balles geht anschliessend alles sehr schnell. Zuber verhält sich bereits seit der 70. Minute defensiv sehr passiv und lässt einerseits Chipperfield frei, läuft aber gleichzeitig auch Kronig nicht richtig an, der Chipperfield unbedrängt mit einem Zuspiel bedienen kann. Hätte Zuber Chipperfield zugestellt, hätte Kronig den Diagonalball auf rechts spielen müssen. Der Ball wäre wesentlich länger in der Luft gewesen. Emmanuel auf aussen und Gomez in der Mitte wären so nicht jeweils einen halben Schritt zu spät gekommen.
  • 81. Minute Doppelwechsel beim FCZ. Krasniqi und Nvendo kommen für Emmanuel und Phaëton. Steven Zuber wechselt von der Doppel-Acht auf den Linken Flügel, die Position von Emmanuel.
  • 84. Minute: Anfängerfehler von Zuber – Fehlpass von der Seitenlinie vor den eigenen Strafraum. Krasniqi winkt, Zuber wartet aber zu lange mit dem Abspiel, so dass Bouchlarhem den Pass abfangen kann.
  • 85. Minute: Zuber erneut sehr passiv auf der linken Seite. Er überlässt es Volken, allein gegen zwei Gegenspieler zu verteidigen. Glücklicherweise ist die Hereingabe Lukembilas in den Zürcher Strafraum schlecht.
  • 87. Minute: Zuber mit einem unnötigen Foul an Chouaref in der eigenen Platzhälfte an der Seitenlinie. Es mag wie Zuber meint eine Fifty-Fifty Entscheidung gewesen sein: beide halten, Chouaref fällt. Trotzdem eine sehr ungeschickte Aktion, die man einem jungen Débutanten als „Lehrblätz“ mal zugestehen könnte, aber eigentlich nicht einem Routinier.
  • 87. Minute: Weiter „Juniorenfussball“ von Zuber. Darf einem Profi nicht passieren. Nach dem Foul gibt er den Ball nonchalant ziemlich schnell dem Gegner. Während seine Mitspieler daran sind, sich alle auf ihre Freistoss-Verteidigungsposition an der Strafraumgrenze zu begeben, will Zuber noch mit dem Schiedsrichter über dessen Entscheidung diskutieren. Anstatt vor den Ball zu stehen oder zumindest genau aufzupassen, was Sion macht. Währenddessen spielt Berdayes den Freistoss schnell auf Chouaref. Dieser kann völlig unbedrängt hinter die sich noch in der Formierung begriffene Zürcher Abwehrreihe flanken – Lukembila trifft wie zuvor Nivokazi am nahen Pfosten.
  • 93. Minute: FCZ macht Druck und kommt nochmal zu einer letzten Möglichkeit. Zuber verpatzt aber den richtigen Zeitpunkt zum Flanken so dass Lavanchy blocken kann. Im schnellen Gegenzug versucht Chouaref noch Brecher aus der Distanz zu überwinden.

Blick und Züri Live mit umgekehrten Benotungen

Trotz des wunderschönen Tores zum 1:0 ist die Bilanz Zubers gegen Sion letztendlich klar negativ. Der FCZ war auch ohne Zuber und ohne das 1:0 gut im Spiel. Sion kam hingegen ganz wesentlich durch Anfängerfehler und schlechte Defensivarbeit Zubers ins Spiel – und drehte es noch. Die beiden ersten Gegentore gehen zu grossen Teilen auf seine Kappe. Möglich, dass die in der 40. Minute zugezogene leichte Verletzung einen wesentlichen Einfluss auf Zubers Auftritt gehabt hat. Er hätte sich dies in diesem Fall dann aber eingestehen und einen Wechsel verlangen sollen. Die Trainer wollten wohl einen der wenigen Routiniers auf dem Platz lassen. Dieser beging danach aber eine Reihe von entscheidenden Anfängerfehlern, während die Jungen im FCZ-Dress eine reife Leistung zeigten. Das Alter per se sagt nichts aus – wie Zuber selbst danach auch in einem Interview bemerkt hat.

„Blick“ sah Zuber als besten Spieler und Neil Volken als schlechtesten. Bei Züri Live ist es genau umgekehrt. Numa Lavanchy und Ilyas Chouaref haben am Freitagabend beide zum neunten Mal im Sion-Dress gegen den FC Zürich gespielt. Sie standen in dieser Zeit wohl noch nie einem FCZ-Linksverteidiger gegenüber, der ihnen Mal für Mal so zuverlässig den Ball vom Fuss stibitzt wie Volken bei dessen Startelf-Début. Es war lange Zeit zum Verzweifeln für die zwei. Normalerweise gibt es von ihnen mehr Bälle und Vorstösse in den Strafraum. Chouaref wich nach der Auswechslung Kolollis zwischenzeitlich sogar mal auf die ungeliebte linke Seite aus, in der Hoffnung dort mehr ausrichten zu können.

Chouaref und Lavanchy kommen gegen Volken nicht durch

Das Aufbauspiel lief beim FCZ lange Zeit vorwiegend über die linke Seite mit Sauter und Volken. Sion verschob sich jeweils mehrheitlich auf diese Seite. Volken fand dabei gegen eine gegnerische Überzahl immer wieder gute Lösungen – und so konnte dann jeweils mit einem Diagonalball der auf der rechten Seite völlig freistehende Phaëton bedient werden. Nicht zuletzt half Volkens wie am Lineal gezogener Pass scharf der Seitenlinie entlang Emmanuel vor dem 2:0 den seitlich rausgerückten Sion-Innenverteidiger Hajrizi zu überwinden.

Der Beste: Wirklich auffällig war er über die 90 Minuten nicht. Doch das macht einen Unterschiedsspieler eben aus: Die neue Nummer 10 des FCZ, Steven Zuber, eröffnet die Super-League-Saison mit einem traumhaften Weitschuss nach 27 Spielminuten.

Der Schlechteste: Der 18-jährige FCZ-Linksverteidiger Neil Volken hat einen gebrauchten Tag erwischt. Die ersten zwei Tore liefen über seine linke Seite, beim Missverständnis zum dritten Gegentor hat er die Füsse massgeblich mit im Spiel und auch sonst war er mehr als nur überfordert.

– Tobias Wedermann, Pascal Keusch, Blick

Die beiden Flügel Emmanuel und Phaëton hatten von Trainer Mitchell Van der Gaag die Aufgabe bei Vorstoss des gegnerischen Aussenverteidigers bis ganz nach hinten den äussersten Raum an der Seitenlinie zu verteidigen. So bildete sich in diesen Situationen hinten jeweils eine Fünferkette wobei die Zürcher Aussenverteidiger (Volken / Kamberi) leicht einrückten. Daher war es Emmanuels und nicht Volkens Aufgabe beim ersten Sion-Tor ganz aussen an der Seitenlinie die Flanke zu verhindern. Dies schaffte der Nigerianer knapp nicht – vor allem auch wegen vorhergehenden groben Versäumnissen des Zürcher Mittelfeldes (Zuber, und wohl auch Palacio). Das Gegentor fiel also zwar über „Volkens Seite“, aber dass es zu dieser Flanke Chouarefs kam, lag nicht in erster Linie an ihm. Beim zweiten Gegentor gilt dies noch weniger, denn hier handelte es sich um eine Freistosssituation, wo die Raumzuteilung jeweils völlig anders ist, als bei laufendem Spiel. Zuber war derjenige Spieler, welcher dieses Gegentor eindeutig am meisten hätte verhindern können und müssen.

Brecher bringt seine Verteidiger in die Bredouille – und ermöglicht Winsley Boteli den FCZ zum zweiten Mal „abzuschiessen“

Dann der Nackenschlag des dritten Gegentores zum 2:3. Eine Drop & Chase-Aktion wie man sie aus dem Eishockey kennt. Von ganz hinten nach ganz vorne gespielt (in diesem Fall von Torhüter Racioppi). Die Verteidiger des FCZ jagen dem Ball nach mit den gegnerischen Stürmern im Nacken. Das Schlechteste was ein Torhüter in so einer Situation machen könnte, wäre rauszukommen und seinen Verteidigern ins Handwerk zu pfuschen. Aber genau das macht Yanick Brecher. Mitchell Van der Gaag hatte in der 86. Minute mit Ihendu und Stork zwei Innenverteidiger eingewechselt um einerseits den gegen Ende der Partie abbauenden Sauter zu ersetzen und andererseits auf Fünferkette umzustellen – um die zunehmenden Sion-Angriffe über die Seiten noch besser verteidigen zu können. Dann fällt das 2:2 auf einen unnötig verursachten Standard.

Vor dem 2:3 zahlt sich hingegen die Fünferkette eigentlich aus. Mit dem linken Innenverteidiger Stork und Linksverteidiger Volken sind beim Drop & Chase in der Rückwärtsbewegung gleich zwei Zürcher am nächsten zum Ball – mit Ilyas Chouaref in ihrem Rücken. Die Situation ist unter Kontrolle. Die Zürcher Verteidiger könnten den Ball mindestens ins Seitenaus schlagen oder mit ihrer spielerischen Qualität möglicherweise gar direkt wieder einen Gegenangriff starten. Dass Brecher in dieser Situation rauskommt ist völlig unnötig und bringt seine Vorderleute in die Bredouille. Anstatt sich um den Ball zu kümmern, müssen Stork und Volken nun plötzlich mit aller Kraft verhindern, dass der von hinten anstürmende Chouaref vor Brecher an den Ball kommt. Die beiden reagieren und kooperieren dabei optimal! Der kräftigere Stork kümmert sich sofort um Chouaref und stellt sich in dessen Laufweg, während der kleinere Volken möglichst nahe am Ball bleibt und diesen eng abdeckt – da er ja nicht wissen kann wie lange Stork es in seinem Rücken schafft, Chouaref aufzuhalten. Dank der guten Arbeit von Stork und Volken kommt dann Brecher tatsächlich vor Chouaref an den Ball, könnte diesen wegschlagen, zögert aber einen Moment, kommt so unter Druck und spielt ihn dann Boteli in die Füsse, der ins verwaiste Tor trifft. Dass Brecher anschliessend auf dem Platz auch noch öffentlichkeitswirksam den Startelf-Débutanten anschnauzt, obwohl er selbst den Fehler gemacht hat, ist nicht Captain-like. Auch in Interviews nach dem Spiel schob Brecher weiter seinen jungen Verteidigern die Schuld zu. Passt auch nicht zum Südkurven-Motto vor der Partie: „Gmeinsam starch wie e ballti Fuscht“.

Siegtorschütze Winsley Boteli hatte im Servette-Dress den FC Zürich bereits vor drei Jahren mit zwei frühen Toren im U16-Meisterschaftsfinal “abgeschossen“. Auf FCZ-Seite stand damals wie heute Neil Volken in der Startformation – dazu der aktuell verletzte David Vujevic (hier geht’s zum Matchtelegramm). Der ebenfalls eingewechselte Ausgleichstorschütze Josias Lukembila traf zudem ebenfalls bereits gegen den FC Zürich – vor gerade mal zwei Monaten am 13. Mai zur Führung des FC Winterthur im Letzigrund. Sion begann im üblichen 4-2-3-1 grösstenteils mit dem letztjährigen Team – und änderte dann im Verlauf der 2. Halbzeit auch aufgrund des Zweitore-Rückstandes die Taktik und brachte neues Personal. Erst auf ein 4-3-3, dann wieder zurück zum 4-2-3-1 und schliesslich auf ein 4-2-4. Der FCZ agierte im üblichen 4-3-3, defensiv aber etwas kompakter als noch unter Ricardo Moniz. Mit der Sion-Umstellung aufs 4-2-4 hatte der FCZ phasenweise Probleme, gerade im Mittelfeld. Alle drei Sion-Tore wurden durch Neuzugänge erzielt.

Drei Sommer-Zugänge sorgten mit ihren Treffern in der 81., 87. und 91. Minute für die nicht mehr für möglich gehaltene Wende. Zunächst gelang Rilind Nivokazi, im letzten Jahr bester Torschütze in der Challenge League, der Anschlusstreffer. Dann glich Josias Lukembila per Kopf aus, ehe Winsley Boteli von einem Missgeschick des Zürcher Goalies profitierte und ins leere Tor traf.

– Blue

Personalien – Emmanuel gereift

  • Matthias Phaëton: Ist an vielen Abschlüssen beteiligt und arbeitet auch defensiv mit. Kann seine Freiheiten aber nicht zu Zählbarem nutzen.
  • Nelson Palacio: Zu Beginn mit Ballverlusten. Defensiv insgesamt okay, abgesehen von einzelnen Stellungsfehlern.
  • Ilan Sauter: Muss sich erst noch an die Super League-Intensität gewöhnen. Seine Spieleröffnung ist beim Trainer aber sicherlich ein Pluspunkt im Vergleich zur Konkurrenz.
  • Gian Stork: Machte in der kurzen Einsatzzeit defensiv und im Spielaufbau alles richtig. Gelungenes Début.
  • Daniel Ihendu: Zwei entschlossene Klärungen aus dem Strafraum. Wurde am Ende noch als „Brecher“ nach vorne geschickt.
  • Damienus Reverson: Lange Zeit wenig im Spiel, schiesst aber in der Super League bisher alle 71 Minuten ein Tor (fünf Tore in 357 Minuten). Zu Beginn der Partie Ballgewinne für den FC Zürich durch engagiertes Forechecking Reversons.
  • Yanick Brecher: Hat gemäss dbfcz mit 343 Wettbewerbsspielen für den FC Zürich Alain Nef und Urs Fischer eingeholt. Ist 80 Minuten lang abgesehen von seiner Beteiligung am Spielaufbau praktisch beschäftigungslos. Begeht dann in der Nachspielzeit zwei entscheidende Fehler (übermotiviertes Herauskommen, Fehlpass auf Boteli), die Sion das Siegtor bringen.
  • Umeh Emmanuel: Schon letzte Saison hat er gegen Sion und Yverdon seine besten Partien gemacht. Er wirkt aber auch allgemein nach einem Jahr in Zürich persönlich und fussballerisch gereift. Die klaren Leitlinien unter Van der Gaag scheinen ihm zusätzlich gut zu tun. Setzt sich bei beiden Assists erst mit seiner Wucht gegen Kabacalman / Hajrizi durch und legt dann im richtigen Moment überlegt ab für den besser postierten Mitspieler (Zuber / Reverson). Sein taktisches Verhalten war letzte Saison bis zum Schluss sein grösstes Manko. Nun verhielt er sich bereits im ersten Spiel offensiv-taktisch sehr gut und defensiv-zumindest stark verbessert. Positionierung und Laufweg vor dem 2:0 war einstudiert. Vor dem 1:2 Sions kommt er bei einem sehr gut gespielten Sion-Spielzug gegen Chouaref einen kleinen Schritt zu spät. Im Vergleich zu den Versäumnissen Zubers bei den ersten beiden Gegentreffern war das aber ein kleiner Fehler
  • Miguel Reichmuth: Bester Mann der 1. Halbzeit, konnte seine Startelfnomination rechtfertigen.

Einen «Horrorstart» nennt es Miguel Reichmuth, der im Zentrum starten darf und eine gute Leistung zeigt. Vor allem in der ersten Halbzeit überzeugt der 21-Jährige aus dem eigenen Nachwuchs durch viele Balleroberungen und kluge Seitenverlagerungen. Er ist einer dieser Lichtblicke, von denen es, zumindest bis zum zweiten Zürcher Tor durch Damienus Reverson (55.), doch einige gab.

– Loris Brasser, Tages-Anzeiger

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Duell im Zeichen der Negativserien von Zuber, Gbamin und Kololli / Sion – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Die 1:2-Niederlage in Bern setzte die Serie der Spiele in den letzten Wochen und Monaten fort, in denen der FCZ jeweils verlor, wenn Steven Zuber als alleiniger Mittelstürmer begann. Wenn Zuber hingegen auf einer anderen Position ins Spiel startete, gab es immer Punkte. Das letzte Mal, dass diese Regel nicht zutraf ,war die 1:2-Niederlage in Sion am 15. Februar. Zuber agierte da mit Chouiar als Doppel-10 hinter der Spitze Perea. Es war auch das bisher letzte Mal in dieser Saison gewesen, dass der FCZ mit einer Dreierabwehr antrat. Mit einer solchen wurde unter Ricardo Moniz als Testlauf erstmals beim Cup-Spiel in Le Locle und danach beim 2:0-Sieg in Basel gespielt – und dann zwei Monate lang bis Mitte November beibehalten. Danach wurde während Monaten hin und her gewechselt, bis man nach der Niederlage im Tourbillon definitiv wieder zur besser zur neuen FCZ-Spielstil passenden Viererabwehr zurückfand.

Routiniers am fehleranfälligsten

Jean-Philippe Gbamin leitete zuletzt in Bern das wegweisende Führungstor YB’s mit einem fürchterlichen Fehlpass im Mittelfeld ein. Schon mehrere solche Fehler von ihm führten direkt zu einem Gegentor – so wie in den letzten Wochen ganz allgemein fast ausschliesslich den älteren Spieler (neben Gbamin auch Mendy, Brecher, Chouiar und Zuber) die entscheidenden Schnitzer unterliefen, welche den FCZ Punkte kosteten. Gbamin wird aber trotzdem in Sion mit grosser Wahrscheinlichkeit von Beginn weg auflaufen. Miguel Reichmuth hat grosse Chancen neben Bledian Krasniqi auf der Doppel-Acht zu beginnen. Beim 2:1-Sieg in Unterzahl gegen die U21 des FC Luzern leitete er das Siegtor kurz vor Schluss ein und erzielte es nach Doppelpass mit Bohon per Kopf gleich selbst. Gestern beim 3:1-Sieg der U21 bei Grand Saconnex war Reichmuth hingegen nicht dabei. Tsawa und 1:0-Torschütze Nvendo wurden in der 60. Minute ausgewechselt, was darauf hindeutet, dass sie im Tourbillon auf der Ersatzbank starten.

Mit Kololli geht es abwärts, ohne ihn aufwärts

Der FC Sion spielt seit Saisonbeginn konstant mit jeweils mehr oder weniger dem gleichen Personal und Taktik. Die Resultate in den letzten Wochen waren aber negativ, wodurch das Tholot-Team in die Abstiegskampf-Zone gerutscht ist. Seit dem 2:1-Heimsieg Anfang März gegen den FC Lugano haben die Walliser nicht mehr gewinnen können. Sie kassieren in der Regel ein oder zwei Gegentore – und schiessen eines oder keines. Auf den Abgang von Innenverteidiger Joel Schmied in der Winterpause zum 1. FC Köln wurde durch die Verpflichtungen der Verteidiger Hajrizi und Barba sowie Offensivmann Kololli reagiert. Letzterer ist somit zurück bei seinem Jugendklub und kann wie so häufig in der Anfangsphase bei einem neuen Team immer wieder einzelne offensive Glanzpunkte setzen. Gleichzeitig nehmen Teams in denen Kololli dabei ist, immer wieder eine negative Entwicklung. Lausanne-Sport und Shimizu S-Pulse stiegen mit ihm im Kader ab. Gleichzeitig blühen Teams auf, nachdem Kololli gegangen ist – wie der FCZ in der Meistersaison oder aktuell der FC Basel. Neuerdings ist der Waadtländer aber sowieso verletzt.

Resultate sprechen für Chouiar als Mittelstürmer, Zuber links / YB – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

FCZ-Coach Ricardo Moniz hat an der Pressekonferenz vor der Partie in Bern die letzte Derby-Aufstellung (2:1-Sieg) als sein aktuelles Ideal vermittelt. In dieser Partie spielte Steven Zuber auf dem Linken Flügel. Gegen Lausanne-Sport gelang ihm das Anschlusstor, nachdem der eingewechselte Mittelstürmer Vincent Nvendo beim hohen Ball Yanick Brechers den gegnerischen Abwehrchef Noe Dussene aus dessen Position herausgelockt hatte und Zuber den freien Raum mit einem Diagonallauf von links nutzen konnte. Nvendo wurde vorgestern bei der 0:3-Niederlage in der Promotion League gegen den FC Rapperswil-Jona aber eine gute Stunde eingesetzt – daher ist sein Einsatz in Bern generell fraglich und ein Startelfaufgebot kann wohl ausgeschlossen werden.

Auch beim 3:0-Auswärtssieg in Lugano begann Zuber auf dem Linken Flügel. Die beiden Partien in denen der Tösstaler hingegen zuletzt als alleiniger Mittelstürmer startete, endeten mit einem schlechten Resultat für den FC Zürich (Servette (H) 1:3 und FCB (H) 0:4). Beim 3:2-Heimsieg gegen Luzern begann das Moniz-Team mit einem Viermann-Sturm mit Chouiar und Zuber gemeinsam im Zentrum. Beim 0:0 in Winterthur startete Zuber im Mittelfeld auf einer der beiden 8er-Positionen. In besagtem Derby begann Mounir Chouiar als Mittelstürmer und damit war der FCZ erfolgreich. Als der Franzose hingegen zuletzt in Winterthur und gegen den FCB auf dem Linken Flügel begann, konnte man kein Tor erzielen.

Grosse Frage beim FCZ: reicht es JP Gbamin?

Auf dem Rechten Flügel sind Ballet und Markelo seit dem Ausrufen des Zweikampfes um diese Position durch Ricardo Moniz beide in ein kleines Tief geraten – wobei Ballet aktuell leichte Vorteile auf seiner Seite hat. Lindrit Kamberi hat gegen den FCB wieder mal einen schlechten Auftritt eingezogen. Im von Moniz angesprochenen Derby spielte JP Gbamin als “Sechser“ – vor ihm die beiden Achter Conceição und Krasniqi. Krasniqi kann auch in Bern in der Startformation erwartet werden. Der Kunstrasen und die zuletzt fehlende Torgefährlichkeit könnten Argumente sein, um den umfunktionierten Conceição nach zwei auf der Ersatzbank gestarteten Spielen ebenfalls wieder von Anfang an zu bringen.

Beim zuletzt angeschlagenen JP Gbamin ist unsicher, ob es bereits für die Partie in Bern wieder reicht. Auf seiner Position begannen zuletzt Reichmuth (gegen Lausanne), Tsawa (in Winterthur) und Fiorini (gegen Basel). Dass nach dem Ausfall Mendys Ligue auf die linke Seite rückt, scheint wahrscheinlicher, als dass Volken von Anfang an auflaufen darf. Immerhin wurde Letzterer am Samstag in Rapperswil bereits zur Pause rausgenommen, was auf eine gewisse Schonung hindeuten könnte. Die Innenverteidigung könnte dementsprechend erneut von Gómez und Vujevic gebildet werden.

Kann der FCZ die YB-Probleme in der Innenverteidigung ausnutzen?

YB hat sich zuletzt in Luzern (0:5) mit einem Rhombus im Mittelfeld taktisch dem Gegner angepasst: es hat nicht funktioniert. Gegen Yverdon (1:1) und auch beim Cup-Viertelfinal beim FCZ (3:2) trat das Team von Coach Giorgio Contini in einem 4-2-3-1 an. Das YB-Kader ist aktuell eher schmal aufgestellt, am meisten in der Innenverteidigung, wo wohl das Duo Lauper / Zoukrou auflaufen wird. Die Frage ist, ob der FC Zürich ohne einen Stamm-Mittelstürmer dies auch ausnutzen kann.

Wer kann vor dem Jahreswechsel noch mal einen positiven Akzent setzen? / FC Zürich – St. Gallen Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Zum Abschluss des Kalenderjahres trifft der FCZ zu Hause auf den FC St. Gallen. Die Bilanz der Direktbegegnungen der letzten Jahre zwischen den beiden Teams ist ausgewogen. Das letzte Auswärtsspiel und auch das letzte Heimspiel gegen die Grünweissen hat der FC Zürich allerdings verloren. Beide Teams befinden sich aktuell in einem Resultattief und sind in der Tabelle abgerutscht. Das Letzigrund-Team hat in der Meisterschaft seit dem überzeugenden 2:0-Sieg in Sion Ende Oktober nicht mehr gewinnen können. Die Espen haben seit dem 4. August (!) in der Meisterschaft nur gegen Zürcher Teams gewinnen können (2x GC, 1xFCZ).

St. Gallen mit Systemänderung

Die 1:4-Heimniederlage St. Gallens am Donnerstag gegen Vitoria Guimaraes erinnerte vom Ablauf her stark an das 0:3 des FCZ gegen den gleichen Gegner. Lange mit einem Tor in Rückstand kassierten beide Teams gegen die technisch und taktisch überlegenen Portugiesen noch zwei Gegentore in der Schlussphase, als man mehr Risiko nahm. St. Gallen tritt neuerdings wie der FCZ in einem Hybridsystem auf. Gegen den Ball suchen die Grünweissen immer noch die Umschaltsituationen, fokussieren sich aber etwas stärker darauf, die Passwege zuzustellen, statt einzig aggressiv auf den Mann zu gehen.

Sie formieren sich defensiv neu in einem “Tannenbaumsystem“ (4-3-2-1) und schwärmen dann mit Ball in ein 4-3-3 aus. Dabei kommen neu häufig fünf gelernte Mittelfeldspieler in der Startformation zum Einsatz. Das heisst, dass mit Ball Spieler wie Witzig oder Toma auf dem Flügel auftauchen. Aufgrund der Partie vom Donnerstag könnte Coach Enrico Maassen etwas rotieren und beispielsweise die erfahrenen Spanier Quintilla und Ruiz für Stevanovic und Konietzke bringen. Ein defensiver Schwachpunkt bei St. Gallen ist die fehlende Antrittsschnelligkeit der Innenverteidiger Diaby / Vallci, was beim FCZ für eine Variante mit Emmanuel als MIttelstürmer sprechen könnte.

FCZ mit ständigen Systemwechseln

Der FCZ wird auf jeden Fall in den Top 6 überwintern. Es macht aber einen grossen Unterschied, ob zum Abschluss der Vorrunde die drei Punkte im Heimspiel gegen St. Gallen noch gewonnen werden oder nicht. Ricardo Moniz wechselte in Lausanne Cheick Condé zur Pause aus und äusserte sich negativ über dessen Leistung – obwohl diese nicht so schlecht gewesen war. Dies könnte darauf hindeuten, dass Cheveyo Tsawa gegen seinen Stammklub von Beginn weg auflaufen könnte. Moniz hat in dieser Vorrunde den Tabellenstand zu häufig thematisiert. Letztendlich hemmt dies auf dem Platz die Spieler mehr, als es beflügelt. Ausserdem schaute er zu stark auf die Ergebnisse und warf nach klaren Niederlagen (wie in St. Gallen oder Lugano) alles über den Haufen, obwohl gerade in diesen Partien die Ansätze gut gewesen waren – während er gleichzeitig nach mit Ach und Krach ermurksten Punktgewinnen weniger Änderungen vornahm.

Zuletzt passte Moniz sein Team gegen GC und in Lausanne jeweils dem Gegner an. Dies verstärkte den Trend der vielen taktischen Wechsel in dieser Vorrunde. In Lausanne spielte man in einem 4-3-3 / 4-2-3-1 Hybrid, wobei Marchesano jeweils dem Lausanner Achter Koindredi folgte, der sich in der defensiven Phase auf eine Doppel-Sechs mit Roche zurückfallen liess. Dementsprechend spielte der FCZ offensiv im 4-3-3 und defensiv oder bei hohem Lausanner Pressing in einem 4-2-3-1. Dies würde grundsätzlich auch gegen St. Gallen passen. Allerdings braucht Marchesano nach einer Verletzung immer vier, fünf Spiele Zeit und die hat er vor der Winterpause nicht mehr. Sein Auftritt in Lausanne war nicht gut. Daher würde sich ein Startelfeinsatz von Mathew eher anbieten. Joseph Sabobo hat ebenfalls keine schlechten Chancen auf die Startformation – sei es als Flügel oder Aussenverteidiger.

FC Zürich im Clinch zwischen attraktivem Kulturwandel und alten Erfolgsrezepten

In der Winterpause hat der FC Zürich einen ambitionierten Kurswechsel vorgenommen, welcher den ganzen Klub betrifft. Der Zeitpunkt, das Tempo und die Radikalität der Änderungen sind dabei für Schweizer Verhältnisse aussergewöhnlich.

Eigene Jungs bringen Qualität und Emotionen – der Überflieger fehlt aber

Wie sah der bisherige Status Quo aus? Über die FCZ Academy haben im letzten Jahrzehnt überdurchschnittlich viele Talente den Schritt zum Profifussballer im In- und Ausland geschafft. Dies vor allem auch dank der vorbildlichen Zusammenarbeit mit Challenge League-Klubs, an erster Stelle dem FC Wil. Im Gegensatz zu früher leiht der FC Zürich heute nur noch Talente in die Challenge League aus, auf die man wirklich setzt – und gibt ihnen in der zweithöchsten Liga in der Regel zwei Jahre Zeit zu reifen. Allerdings: ein richtiges Top-Talent von welchem man eine langfristig entscheidende Rolle im A-Nationalteam erwarten kann, gab es aus dem Heerenschürli wohl schon lange keines mehr – möglicherweise mit Ausnahme des heute bei Hoffenheim aktiven Zidan Tairi. Dies ist ein Phänomen, welches nicht nur den FCZ betrifft.

Mit den Resultaten der Nachwuchsteams war es in den letzten Jahren ähnlich: gut, aber nicht überragend. Man spielte häufig um die Juniorentitel mit – und gewann sie gelegentlich auch. Das Reserve-Team (U21) zeigte zusammen mit demjenigen des FCB die grösste Konstanz in der Promotion League. In der 1. Mannschaft sind zudem überdurchschnittlich viele Profis anzutreffen, die aus dem eigenen Nachwuchs stammen. Yanick Brecher, Lindrit Kamberi, Mirlind Kryeziu oder Bledian Krasniqi bringen nicht nur Qualität, sondern auch Emotionen ins Zürcher Spiel. Allerdings lief der Einbau der neuesten Jahrgänge zuletzt harzig – speziell seit der Meistersaison unter dem die 1. Mannschaft eher konservativ ein- und aufstellenden André Breitenreiter. Ob dies allerdings nur an den Trainern der 1. Mannschaft lag, ist fraglich. Auf jeden Fall war die U18 der Saison 17/18 die letzte richtig produktive in Sachen Talent-Output: Matteo Di Giusto, Bledian Krasniqi, Simon Sohm, Ilan Sauter, Filip Stojilkovic, Henri Koide, Stephan Seiler, Guillaume Furrer, Sayfallah Ltaief. Danach folgten drei schlechtere Jahrgänge. Vom Team der Saison 18/19 beispielsweise scheinen ein Filip Frei, Silvan Wallner, Soheil Arghandewall, Nils Reichmuth, Kedus Haile-Selassie & Co. unter dem Strich nicht auf dem gleichen Entwicklungskurs zu sein.

Zwischen neuem Konzept und erfolgreichem „Meister-System“

In der Academy wurde über viele Jahre vorwiegend im in der Schweizer Nachwuchsausbildung allgemein vorherrschenden 4-3-3 gespielt – in einer klassischen Spielweise. In gewissen Altersstufen wurden zudem als Teil der Ausbildung wochenweise andere Systeme und Spielweisen ausprobiert. Die U21 trat in der Zeit unter Genesio Colatrella hingegen in einem eher abwartenden und resultatorientierten 4-1-4-1 auf. Die 1. Mannschaft wiederum präferierte spätestens seit der Meistersaison das damals so erfolgreiche schnelle Umschaltspiel durch die Mitte im 3-4-1-2. Dass dieses System und diese Spielweise am besten zum Kader passt, zeigt sich bis heute immer wieder. Bo Henriksen konnte so auf die Erfolgsspur zurückkehren – und auch unter dem Duo Ural / Romano holte man zuletzt mit diesem System und dieser Spielweise in Basel und Genf vier Punkte.

Man wich also in der 1. Mannschaft aufgrund des Resultatdruckes zuletzt in gewissen Partien von der eigentlich angestrebten dominanten Spielweise ab. Diese hatte man davor am ausgeprägtesten in den Auswärtspartien in Luzern, Lugano und Yverdon mal mehr und mal weniger erfolgreich umgesetzt gehabt. Aufgrund dieser aktuell wechselhaften Spielweise liegt die 1. Mannschaft unter dem neuen Trainer-Duo in Sachen Ballbesitz „nur“ an 3. Stelle hinter YB und Lugano. Dies sind aber trotz allem fünf Prozentpunkte mehr als der eigene Saisonschnitt. Die Ballbesitzzahlen der U21 haben sich unter dem neuen Coach Ricardo Moniz bisher noch etwas weniger stark gesteigert. In den zahlreichen Testpartien agiert dieses Team allerdings bereits sehr dominant. In der Academy wird die neue Spielweise hingegen bereits ohne Kompromisse durchgezogen. Von den vier Elite-Teams stehen drei beim Ballbesitz teils mit grossem Vorsprung an der Spitze ihrer Liga. Und die Team-Resultate sind gut.

Im Pressing nun vor YB und St. Gallen

Beim Hohen Pressing sieht es ähnlich aus. Von der U15 bis zur U19 liegt der PPDA-Wert durchs Band zwischen fünf und leicht über sechs. Zum Vergleich: kein Super League-Team bewegt sich in diesem Bereich! Unter dem Trainerduo Ural / Romano steht der FC Zürich neu mit einem Durchschnittswert von 6,64 für das intensivste Pressing der Liga – vor YB und dem FC St. Gallen. Die U21 liegt diesbezüglich in der Promotion League an Zweiter Position hinter St. Gallen. FCZ-Teams erreichen zudem seit Jahresbeginn 2024 hohe Werte bei Leistungsindikatoren wie „Anzahl Pässe“, „Anzahl Pässe ins Angriffsdrittel“, „Vorwärtspässe“, „Vorstösse mit Ball“, „Schüsse“, „Flanken“, „Eckbälle“, „Erlittene Foulspiele“ – und dies mit auf mehreren Altersstufen bereits ziemlich verjüngten Equipen. Das Frauen-Team von Trainerin Jacqueline Dünker hat seit der Winterpause vor allem beim Pressing zugelegt, tut sich aber in Ballbesitz mit dem neuen Konzept noch etwas schwer. Alles in allem ist der neue FCZ-Stil intensiv, modern und attraktiv. Ein Fragezeichen gibt es bezüglich der Eignung des aktuellen Kaders der 1. Mannschaft für diesen Spielstil. Ausserdem muss man auf Sicht auf jeden Fall auch das Energie-Management über eine ganze Saison hinweg im Auge behalten.

Vor etwa zehn Jahren war das dominante „Juego de posicion“ in der damaligen Form unter der etwas abschätzigen Bezeichnung „Tiki-Taka“ in unseren Breitengraden verpönt, und galt als eine seltsame sowie überholte katalanisch-spanische Spezialität. Heute scheint es, kommt auf dem Niveau des internationalen Klub-Fussballs niemand mehr am Erbe und den Prinzipien des einflussreichsten Trainers der heutigen Zeit, Pep Guardiola, vorbei. Speziell die Premier League als beste Liga der Welt ist davon durchdrungen. Alle einigermassen erfolgreichen Teams inklusive Aussenseiter wie der ehemalige Hyypiä-Klub Brighton & Hove Albion basieren ihr Spiel darauf. Selbst „Gegenpressing-Papst“ Jürgen Klopp wurde mit Liverpool erst dann richtig erfolgreich, als er vermehrt “Guardiola-Prinzipien“ in sein Spiel einfliessen liess. In der Bundesliga ist Bayer Leverkusen unter Xabi Alonso aktuell das leuchtende Beispiel für den Erfolg des Positionsspiels.

Ein FCZ in der Übergangsphase ist schwierig auszurechnen

Der Kulturwandel sorgt für Konfliktstoff bis in die Schweizer Nationalmannschaft, in welcher die von Coaches wie Guardiola, Arteta und Alonso geprägten Granit Xhaka und Manuel Akanji ihre im Klub gewohnte Spielweise entgegen der ursprünglichen Ausrichtung unter Murat Yakin auch in der Landesauswahl implementiert sehen wollen. Dabei stellt sich in der SFV-Auswahl eine ähnliche Fragestellung wie beim FC Zürich: ist das aktuelle Kader dafür geeignet? Sind beispielsweise die Innenverteidiger technisch stark und schnell genug? Wie sieht es mit dem Torhüter aus? Ausserdem ist die Qualität der für die im Positionsspiel nötige Breite sorgenden Flügelspieler entscheidend. Die beiden etablierten FCZ-Stürmer Marchesano und Okita fühlen sich an der Seitenlinie nicht wohl, sind im Umschaltspiel im 3-4-1-2 am stärksten. Oko-Flex und Rohner können auf dem Flügel spielen, stehen aber im zweiten Glied – und werden wohl beide als zu wenig zuverlässig gesehen.

So ist es aktuell in der 1. Mannschaft ein Hin und Her zwischen Partien in denen der FCZ im 4-3-3 oder 4-2-3-1 mit Dominanz auftritt – und anderen wo man dann wiederum das Direktspiel und die langen Bälle präferiert wie beispielsweise beim 1:0-Sieg bei Servette. Positiv formuliert ist es aktuell für die gegnerischen Trainer schwierig den FCZ auszurechnen. Selbst das eine Stunde vor Spielbeginn publizierte Matchblatt gibt dem gegnerischen Coach aktuell keine Auskunft über die vorgesehene FCZ-Spielweise, denn Nikola Boranijasevic beispielsweise hat zuletzt alles gespielt: Rechtsverteidiger in einer Viererabwehr, Aussenläufer im 3-4-1-2 – oder sogar als Aussenverteidiger einer Fünferabwehr (defensiv) und gleichzeitig Flügelstürmer (offensiv) in einem hybriden 4-3-3 / 5-3-2 wie im Liga-Heimspiel gegen Winterthur. Der FCZ tritt mit demselben Personal sehr unterschiedlich auf und ist daher für alle Seiten eine Wundertüte. Das wird sich aber ziemlich sicher auf nächste Saison hin ändern.

Daten: Wyscout, Liga, Saison 23-24, FCZ (N) = FCZ unter Ural / Romano bzw. Moniz.

Kamberi wiederholt seinen Fehler vom 284. Derby / Lugano – FCZ Analyse mit Randnotizen: Penaltyszenen und die veränderte Spielweise in Zahlen

LUGANO MIT VORSPRUNG AUF DER LEISTUNGSKURVE / LUGANO – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Die zweite Auswärtspartie bei einem FCL hintereinander brachte nach dem starken Auftritt in Luzern einen Rückschlag. Der sich aktuell in einer sehr guten Verfassung befindliche FC Lugano war für den sich im Umbruch befindlichen FCZ an diesem Tag zu gut. Das Pressing Luganos ist nicht so intensiv wie dasjenige des FCZ, aber dafür clever. Dadurch schafften es die Tessiner als erstes Team überhaupt in dieser Saison gegen den FCZ ein Tor (das 2:0) aus einem Hohen Pressing zu erzielen – nicht nur das: auch der Penalty zum 1:0 entstand aus einer solchen Situation. Natürlich waren diese Premièren auch durch die neue Spielweise des FC Zürich bedingt. Der 17-jährige Débutant Cheveyo Tsawa verkörperte das mutige Direktspiel des FC Zürich durchs Mittelfeld. Neben Tsawa kamen gleichzeitig Dante und Oko-Flex zu ihren Startelf-Débuts in der Liga. Und Nils Reichmuth spielte in dieser Saison ebenfalls zum ersten Mal in der Super League von Anfang an. Dante, Tsawa und Oko-Flex kommen alle auf eine ungenügende Note „3“.

FCZ in der 2. Halbzeit variabler

Es heisst, man solle den gleichen Fehler nicht zwei Mal begehen. Dies passierte aber vor dem wegweisenden 1:0 Luganos Lindrit Kamberi. Schon im 284. Derby hatte er kurz vor Schluss den Ball aus den Augen verloren und ein Zuspiel Cheick Condés passieren lassen, weil er mit einem Seitenblick hektisch zum anstürmenden Pascal Schürpf schaute. Dasselbe wiederholte sich in Lugano, als Kamberi ein Zuspiel seines Torhüter Yanick Brecher am eigenen Strafraum ohne Probleme hätte erreichen und verarbeiten können, wenn er nicht seinen Lauf gebremst, mit einem Seitenblick zum anstürmenden Hicham Mahou geschaut – und so den Ball aus den Augen verloren hätte. Ob man beim anschliessenden Tackling Kryezius im Strafraum gegen Mattia Bottani wirklich auf Penalty entscheiden musste, ist eine andere Frage (siehe Randnotiz).

Der FCZ agierte wie in Luzern in der 1. Halbzeit im 4-2-3-1, nahm dann aber auf die 2. Halbzeit hin einige Umstellungen vor – und brachte mehr Variabilität in sein Spiel. Di Giusto und Okita kamen für Tsawa und Oko-Flex rein. Man lief nun in einer 4-3-3 Grundformation auf, mit Di Giusto und Marchesano auf den beiden 8er-Positionen vor dem 6er Mathew. Wenn immer möglich, versuchte man daraus in der gegnerischen Hälfte in 3-3-4 zu machen. Dafür verschob sich Conceição rechts auf die Höhe der Stürmer und machte zusammen mit Okita das Spiel breit. Lugano vermochte so den FCZ nicht mehr so effektiv im Spielaufbau zu stören. Die Positionen wurden viel rotiert – umso mehr nach der Einwechslung Boranijasevics, der dafür ein Spezialist ist.

In der Offensivleistung grosse Diskrepanzen im Team

Während es für den FCZ in der 2. Halbzeit taktisch besser lief, schien gleichzeitig aber nach den läuferisch sehr intensiven ersten 45 Minuten die Team-Energie im zweiten Durchgang sich nicht mehr auf dem gleichen Level zu befinden. Insgesamt ist die Züri Live-Teamnote mit 5,6 unterdurchschnittlich, vergleichbar mit den beiden letzten Derbys. Defensiv war die Fehlerquote relativ hoch. Offensiv herrschte eine grosse Diskrepanz zwischen den auf hohem Niveau agierenden Boranijasevic, Marchesano und Mathew – und den ungenügend auftretenden Oko-Flex oder Tsawa am anderen Ende der Skala.

Highlights – Fand es ein deutliches Hands

Personalien – Nils Reichmuth findet Räume und Anspielstationen “aus dem Nichts“

  • Ifeanyi Mathew: Offensiv stark, mit den meisten Abschlüssen – defensiv aber fehlerbehaftet. Von allen eingesetzten Spielern die meisten Defensiv-Minuspunkte – unter anderem am 2:0-Treffer Luganos mit schlechter Zweikampfführung beteiligt.
  • Cheveyo Tsawa: Bei seinem Startelf-Début mutig, stark im Direktspiel, aber noch mit dem ein oder anderen Fehlpass zu viel.
  • Nevio Di Giusto: Spiel läuft zu Beginn seines Einsatzes noch etwas an ihm vorbei, steigert sich dann aber schnell.
  • Rodrigo Conceiçâo: Gegen eine im Schnitt eher kleingewachsene gegnerische Mannschaft scheint er sich besser durchsetzen zu können. Ist erstmals der Defensiv und zum dritten Mal in der 1. Halbzeit der Beste beim FCZ, baut allerdings in der 2. Halbzeit stark ab.
  • Nikola Boranijasevic: Zum ersten Mal in dieser Saison der beste FCZ-Spieler einer Partie. Hingegen bereits zum vierten Mal der beste Spieler der 2. Halbzeit und ebenfalls bereits zum vierten Mal der beste Spieler in der Offensiven Phase. Nach seiner Einwechslung speziell offensiv mit viel Impact, aber letztendlich ohne Ertrag, weil von den Mitspielern insgesamt in der Schlussphase zu wenig Unterstützung kommt – und Lugano diszipliniert und abgezockt agiert.
  • Armstrong Oko-Flex: Kann seine Chance in der Startformation (erstmals in der Liga) nicht nutzen. Unter anderem zu wenig engagiert im Gegenpressing. Positiv kann man die sofort und friktionslos funktionierende gegenseitige Abstimmung mit Dante auf der linken Seite erwähnen.
  • Jonathan Okita: Seine Standards sind auch in diesem Spiel gut. Den ersten Eckball kann er allerdings erst in der 91. Minute treten. Davor gab es für den FCZ keinen. LIefert fast die Hälfte der Abschlussvorlagen. Man spürt aber trotzdem bei ihm zu wenig den unbedingten Willen eines Einwechselspielers, die Partie noch zu drehen. Verliert die Bälle teilweise zu einfach.
  • Nils Reichmuth: Erster Startelf-Einsatz der Saison. Findet Räume und Anspielstationen “aus dem Nichts“, so auch bei seiner Vorlage zur einzigen FCZ-Torchance der 1. Halbzeit durch Junior Ligue. Unter dem Strich aber immer noch etwas zu wenig solide.

Kommentare – Luxusproblem: viele Auswärtsfans

Randnotiz 1 – (Potentielle) Penaltyszenen

Randnotiz 2 – Veränderte Spielweise des FCZ in Zahlen

Footballytics hat die Daten des FCZ unter Bo Henriksen (Saison 23/24) mit denjenigen der ersten beiden Partien der Nach-Henriksen Ära verglichen. Natürlich ist es eigentlich zu früh, Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Mannschaft befindet sich in einer Anpassungs- und Übergangsphase. Kurzfristig hat sich auf jeden Fall der Ballbesitz wie vermutet von 48% auf 58% erhöht. Dementsprechend gibt es praktisch keine Konter mehr und es werden 40% mehr Pässe und gleichzeitig anteilsmässig deutlich weniger Lange Bälle gespielt. Das Pressing wurde stark intensiviert. Entscheidend dabei aber: die Expected Goals-Werte haben sich deutlich verschlechtert. Die Erwarteten Tore pro Spiel haben sich von 1,52 auf 0,7 mehr als halbiert. Gleichzeitig haben sich die Erwarteten Tore für die Gegner von 1,04 auf 1,74 erhöht. Eine positive Chancenbilanz wurde zu einer stark negativen. Dazu passt, dass trotz oder gerade wegen deutlich mehr Ballbesitz die Anzahl Ballberührungen im gegnerischen Strafraum um 46% zurückgegangen sind.

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