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Derby-Doppeltorschütze Schettine gesperrt: Vorteil für den FCZ? / GC – FCZ Vorschau
Die 1:4-Niederlage im letzten Stadtderby vom 23. Oktober war der Tiefpunkt und gleichzeitig die Kehrtwende in dieser FCZ-Saison. Nach zwei starken Defensivleistungen gegen YB und in Basel präsentierte sich das Team das einzige Mal unter dem neuen Coach Bo Henriksen (wegen Sperre auf der Tribüne) über weite Strecken lamentabel. Dies zeigte sich unter anderem bei den Gegentoren. Beim ersten verschlief die halbe Mannschaft (speziell die Routiniers Katic und Selnaes) die schnelle Ausführung eines Eckballs, und beim zweiten in der 45.+4 Minute waren mehrere Spieler gedanklich schon beim Pausentee. Beim dritten Gegentreffer liess sich Kamberi von Morandi ziellos aus seiner Position locken und Selnaes von Bolla sehr einfach austanzen. Und auch beim vierten fehlte es an Gegenwehr.
Aussergewöhnlich: Dreimannsturm aus dem eigenen Nachwuchs
In der darauffolgenden Woche folgte dann aber die Reaktion mit den ersten Saisonsiegen in der Europa League-Gruppenphase und Super League gegen Bodö/Glimt und Sion. Nur beim 0:1 in London gegen Arsenal sowie weniger als drei Tage danach dem 0:2 in Lugano gab es in der Folge noch Niederlagen. In der Formtabelle seit diesem letzten Stadtderby liegt der FCZ auf dem 2. Platz hinter YB. Insgesamt reicht dies aber noch nicht, um vom Tabellenende (punktgleich mit dem FC Winterthur) wegzukommen. Dafür bräuchte es weiterhin hervorragende Resultate – und eine Leistungssteigerung im Vergleich zur Partie in Sion und dem Kantonsderby gegen Winterthur. Vor dem 1:4 Ende Oktober war der FCZ in elf Derbys in Folge ungeschlagen geblieben. Das dritte Direktduell gegen GC ist sehr wichtig im Kampf gegen den Abstieg. Ausserdem treffen mit Winterthur und Sion am Tag davor die zwei anderen direkten Konkurrenten aufeinander.
GC hat zuletzt zum zweiten Mal in dieser Saison den FCB mit 1:0 geschlagen, nachdem man wenige Tage davor gegen den gleichen Gegner im Cup 3:5 verlor. In dieser Partie trat das Team von Coach Giorgio Contini ersatzgeschwächt an und der eingewechselte Ergänzungsspieler Shabani verursachte mehrere Gegentreffer auf amateurhafte Weise. Beim 1:0-Heimsieg gegen den FCB wenige Tage danach startete GC mit dem aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Dreimannsturm Pusic – Morandi – De Carvalho. So etwas kommt in der Super League höchst selten vor. Gegen den FCZ wird tendenziell diese Liga-Version von GC antreten, die zuletzt in Genf gegen Servette mit 1:2 verlor. Die Leistung des Contini-Teams im Stade de Genève war dabei nicht so schlecht, wie sie in einigen Medien gemacht wurde. Einfach wird es für den FCZ nicht. Mit Derby-Doppeltorschütze Schettine scheint GC wieder einen Brasilianer in seinen Reihen zu haben, der besonders gern gegen den FCZ trifft. Er ist aber diesmal gesperrt. Der Vorarlberger Innenverteidiger Georg Margreitter wurde in Genf in den Schlussminuten in diesem Kalenderjahr erstmals eingesetzt, wird aber fürs Derby als fraglich vermeldet.
Langzeitverletzte Qualitätsspieler als Transferziel GC’s
Im Vergleich zum Herbst hat Giorgio Contini die taktische Formation und die Spielweise wieder etwas umgestellt, aber immer noch mit dem gleichen Personal. Nur der Japanische Rechtsverteidiger Teruki Hara von Shimizu S-Pulse, der sich erst noch an den Super League-Rhythmus gewöhnen muss, ist dazu gekommen. Haras Position ist mit Bendegûz Bolla und Nadjack eigentlich die bereits am besten besetzte des ganzen Kaders. Nach zweieinhalb Jahren bei GC stand Nadjack vor zwei Wochen gegen Basel zum ersten Mal in der Super League in der Startformation. Er ist ein typisches Beispiel für die Transferpolitik eines Klubs wie GC, der gewisse Ambitionen und gleichzeitig ziemlich beschränkte Mittel hat.
Eine Gruppe von ausländischen Spielern sind die von den Wolverhampton Wanderers ausgeliehenen Super League-Topspieler Bolla und Kawabe, eine zweite Akteure aus Ostasien, die sich in Europa etablieren wollen. Die dritte Gruppe sind Spieler mit einer gewissen Qualität, die sich GC nur leisten kann, weil sie bei ihrer Ankunft eine längere Historie von Verletzungen oder disziplinarischen Problemen als Rucksack mit sich geschleppt haben. Dazu gehören Georg Margreitter, Tsiy Ndenge, Meritan Shabani, Renat Dadashov – und Nadjack.
GC-Pressing weniger intensiv, aber nicht weniger gefährlich
Dieser hatte früher mal bei Reus Deportivo in Katalonien gespielt (wie später Adrian Guerrero, heute ist der Klub Konkurs) und brauchte lange für seinen Durchbruch in der obersten portugiesischen Liga. Kaum wurde dieser im Alter von 25 Jahren bei Rio Ave endlich Tatsache, verletzte sich Nadjack am Knie und fiel eine volle Saison aus. GC verpflichtete den sich erst gerade wieder im Aufbau befindlichen Rechtsverteidiger im Sommer 2020. Er kam dann im Herbst zu drei überragenden Einsätzen in der Challenge League, bevor er sich erneut verletzte. In den zwei Jahren seither hatte er praktisch nur Einsätze im Reserveteam. Nun ist der mittlerweile 29-jährige also wieder zurück und hat vorläufig sogar Bendegûz Bolla von dessen Stammplatz verdrängt. Es gibt wohl selbst den ein oder anderen FCZ-Anhänger, der Nadjack zumindest gute Gesundheit wünschen würde.
Continis präferiertes System ist neu ein 4-3-3, das er nach dem 1:2-Rückstand in Genf auf ein 4-4-2 mit vier gelernten Stürmern auf dem Platz unstellte (in vielen Spielsituatonen daher eher ein 4-2-4). GC hat immer noch relativ wenig Ballbesitz, trägt dem Ball aber im Vergleich zum Herbst trotzdem etwas mehr Sorge und spielt gepflegter. Das Pressing und Gegenpressing ist ebenfalls nicht mehr ganz so intensiv wie noch vor der Winterpause, aber deshalb nicht weniger gefährlich. Der FCZ in der Person von Nikola Katic sollte sich hüten, so wie Servettes Steve Rouiller riskante flache Bälle durch die Mitte zu spielen. Tsiy Ndenge ist in solchen Situationen sofort zur Stelle und es braucht dann das Glück eines Tabellenzweiten, um nicht in Rückstand zu geraten.
Routiniers Abrashi und Loosli als Schwachpunkte
Auf der anderen Seite hat GC verschiedene vor allem individuelle Schwachpunkte, welche der FCZ ausnutzen kann. Dies sind aktuell vor allem die sehr fehleranfälligen Routiniers Amir Abrashi und Noah Loosli, der wohl den gesperrten Tomas Ribeiro ersetzen wird. Wenn GC im Spielaufbau zudem so unter Druck gesetzt wird, dass ein hoher Ball auf einen anderen Offensivmann als Dadashov gespielt wird, ist die Chance auf einen Ballgewinn und Umschaltmoment gross.
Mit Blerim Dzemaili ist nach dessen verletzungsbedingter Auswechslung nach zwei Grosschancen in Sion auch beim FCZ ein Routinier weiterhin fraglich für einen Einsatz. Im letzten Stadtderby hat dieser den einzigen FCZ-Treffer per Penalty zum zwischenzeitlichen 1:3 erzielt. Mit Daniel Afriyie (gegen Winterthur auf der Bank) und Ifeanyi Mathew hat Coach Bo Henriksen zwei weitere Alternativen in einem vergrösserten Kader zur Hand. Der dänische Coach setzt aber auf eine Stammelf und hält an dieser auch bei schlechten Leistungen fest. Schlechte Karten daher beispielsweise für Stephan Seiler, der gegen den FC Winterthur als Ersatz für die angeschlagenen Selnaes und Dzemaili sowie den gesperrten Krasniqi eine starke Leistung zeigte.
Condé als Staubsauger, Okita mit zu wenig Skorerpunkten
Die nächsten Partien werden zeigen, wo Afriyie und Mathew in Henriksens Hierarchie stehen. Wovon man ausgehen kann, ist, dass er bei diesen Transfers ein Wörtchen mitzureden hatte. Übernimmt Mathew den Platz von Condé? Kann Afriyie Okita verdrängen? Condé hat zuletzt eine sehr gute Entwicklung genommen und wird mehr und mehr zu einer „Lebensversicherung“ im Zürcher Mittelfeld, so wie er die Bälle des Gegners wie ein Staubsauger regelrecht anzuziehen scheint. Er nutzt dabei seine grosse Reichweite optimal aus und kann zudem immer wieder mit guten Zuspielen und Diagonalbällen im Umschaltspiel überzeugen. Condé ist ein wichtiger Faktor in der aktuell guten FCZ-Defensivbilanz mit weniger als einem Gegentor pro Partie in den letzten Runden.
Jonathan Okitas Bilanz ist bisher hingegen zwiespältig. Seine Qualitäten sind unbestritten und einen Offensivspieler muss man auch bis zu einem gewissen Grad sein Spiel spielen lassen. damit er seine Qualitäten abrufen kann. Man hat zudem bei Okita das Gefühl, dass jederzeit ein Ketchup-Flascheneffekt mit Toren in mehreren Spielen hintereinander bevorstehen könnte, wie dies bei Blaz Kramer oder Assan Ceesay der Fall war. Vorderhand ist seine Ausbeute aber ungenügend. Nicht nur Aiyegun Tosin, sondern auch Roko Simic, Donis Avdijaj, Fabian Rohner und Ivan Santini haben eine bessere Quote an Skorerpunkten.
Simic mit eigener taktischer Interpretation?
Henriksen hält sich wie André Breitenreiter an die Teamleader und deren präferierte taktische Formation mit einem 3-4-1-2, wenn Antonio Marchesano dabei ist. Ohne Marchesano agierte man zuletzt in einem 3-4-3, wobei dies nicht zwingend so geplant war. Es gibt Anzeichen dafür, dass Roko Simic zurückhängend auf der 10er-Position agieren sollte, seine Rolle im Offensivzentrum aber etwas anders interpretierte. Allerdings machte der FCZ in diesem 3-4-3 von der Positionierung her einen guten Eindruck und mit dem lieber von der Seite kommenden Afriyie ist nun ein weiterer Befürworter eines solchen Systems bereit für seinen ersten Einsatz im FCZ-Trikot. Am zur Zeit schlecht spielenden und ein Sicherheitsrisiko darstellenden Nikola Katic wird Henriksen ziemlich sicher festhalten. Blerim Dzemaili war seit seiner Rückkehr zum FCZ immer dann am besten, wenn er maximal eine Halbzeit eingesetzt wurde. Als Einwechselspieler könnte er auch im Derby eine gute Rolle spielen.
Frage zum Auftakt in Luzern: „Hat der FCZ in der Winterpause sein Stürmerproblem gelöst?“
Hat der FCZ in der Winterpause sein Stürmerproblem gelöst?
- Ja, die Neuen Simic, Afriyie und Ligue werden einschlagen! (41%, 55 Votes)
- Das Problem löst sich von selbst - Tosin, Okita, Vyunnik, Santini, Avdijaj und Co. geht der Knopf auf! (31%, 41 Votes)
- Nein, das Problem wird auch den FCZ-Frühling prägen! (28%, 37 Votes)
Total Voters: 133
FCZ vor dem Restart: Stürmerproblem gelöst? (mit Testspielstatistik)
Nach sieben Testpartien im Sommer hat der FCZ in der verlängerten Winterpause sechs Freundschaftsspiele absolviert. Wir erinnern uns: im Sommer gab es sechs Siege aus sieben Spielen bei einem Torverhältnis von 33:7. Die einzige Niederlage (2:3) setzte es in der letzten Partie in Friedrichshafen gegen den VfB Stuttgart ab – nach einer 1:0-Führung durch Willy Gnonto. Die Testresultate und auch die Leistungen waren deutlich besser gewesen, als im Sommer vor der Meistersaison. Aber diesmal musste man zum Auftakt gleich nach Bern und verlor nach einer guten Leistung am Ende klar. Antonio Marchesno, der vor Jahresfrist einen Freistoss nach dem anderen aus 20 Metern über die Mauer gezirkelt direkt verwandelte, verschoss vom Elfmeterpunkt. Häufig läuft es in der Meisterschaft genau umgekehrt wie bei den Tests. Auch in Theaterkreisen gilt: schlechte Hauptprobe bedeutet gute Première – und umgekehrt. Die Testpartien können bezüglich Hierarchien, Taktiken und der Entwicklung einzelner Spieler durchaus Aufschlüsse bieten – nicht aber im Hinblick auf eine Prognose des Startes in die neue Wettbewerbsrunde.
Bledi, Marc, Juni,… – die Zweite Reihe macht Druck
Jetzt im Winter gab es drei Siege, zwei Unentschieden und eine Niederlage bei einer Tordifferenz von 13:12. In jeder der 13 Freundschaftsspiele der Saison hat der FC Zürich ins Netz getroffen. Zum Abschluss wurde der FC Wil bereits zum zweiten Mal in dieser Saison mit dem Resultat von 3:2 besiegt – diesmal im Heerenschürli über 140 Minuten. Die unter Franco Foda gepflegte Spielweise wurde kaum verändert. Sie ist weiterhin von Raumdeckung und Ballkontrolle geprägt. Der neue Trainer Henriksen hat ja auch von Anfang an betont, dass er in erster Linie im kommunikativen Bereich eine Änderung bewirken will – und nicht taktisch.
Die beste Testspielform hatten zuletzt Spieler, die zum Auftakt in Luzern tendenziell auf der Bank erwartet werden können und diesen Status noch verbessern wollen. Marc Hornschuh machte einen sehr erholten, spielfreudigen Eindruck, Bledian Krasniqi steuerte in mehreren Partien mit Toren, Assists und Tempodribblings einen wesentlichen Teil der wenigen Glanzpunkte bei. Roko Simic, der durchaus von Beginn weg Startelfchancen hat, hatte Zug aufs gegnerische Tor. Auch Calixte Ligue bestätigte das Vertrauen von Trainer Henriksen und der Klubführung. So weit wie der zwei Jahre ältere Roko Simic ist er aber natürlich noch nicht. Möglichst viele LInksfüsser im Kader zu haben ist aber immer gut – mit Karol Mets ist in der Winterpause zwar einer gegangen, aber mit den aus Genesio Colatrella’s U21 beförderten Ramon Guzzo und Calixte Ligue zwei weitere hinzugekommen.
Verteidiger in der Rückwärtsbewegung schlecht
Gianni De Nitti machte zumindest in den Testpartien den etwas besseren Eindruck, als Zivko Kostadinovic. Kostadinovic ist grundsätzlich aktuell höher einzustufen, aber er konnte in den Vorbereitungsspielen wenig überzeugen und ist genauso wie De Nitti mit den Füssen deutlich schlechter als Brecher, was in der Liga auf das Zürcher Aufbauspiel einen grossen Einfluss haben wird. Ivan Santini, der im Herbst von den Einsatzzeiten her nur die Nummer 22 im Kader war, konnte sich in den Wintertestspielen nicht empfehlen. Bohdan Vyunnik arbeitet viel für die Mannschaft. Der Ukrainer hat in dieser Saison nach Fabian Rohner (13) in Testpartien am zweitmeisten Skorerpunkte erzielt (fünf Tore, vier Assists). Assan Ceesay war beim FCZ ebenfalls erst der „Testspiel-Goalgetter“, bevor er dann später zum echten Topskorer wurde. Dauerläufer Adrian Guerrero wurde diese Saison auch in Vorbereitungsspielen mit 825 Minuten mit Abstand am meisten eingesetzt. Potentielle Back-Ups gibt es mit Fidan Aliti, Ramon Guzzo, Selmin Hodza, Calixte Ligue, Jonathan Okita und Daniel Afriyie einige. Aber keiner von diesen bringt das Laufvermögen des Spaniers mit.
Die Rückwärtsbewegung von Verteidigern wie Nikola Katic, Lindrit Kamberi oder Ilan Sauter war in den Testpartien auch gegen Gegner wie Dornbirn oder Wil sehr schlecht. Da kann man nur hoffen, dass es alleine an der Spritzigkeit lag – und diese zum Auftakt gegen Luzern wieder da sein wird. Auf insgesamt 545 beziehungsweise 453 Minuten in den Testspielen kommen mit Sauter und Seiler zwei Spieler, die in Wettbewerbspartien für den FCZ in dieser Saison noch keine oder fast keine Rolle gespielt haben. Basierend auf den Auftritten vor allem von Sauter wird sich das wohl auch kaum wesentlich ändern.
Drei neue Stürmer auf der Mannschaftsliste
Die häufigste Spielformation in Ballbesitz war in den Testspielen weiterhin das 3-3-2-2 System, welches im Spiel gegen den Ball häufig zu einem 3-4-3 mit beispielsweise Antonio Marchesano auf dem Linken Flügel wird – wie unter Foda. Gegen Universitatea Cluj und Schalke 04 hat man für die letzten zehn Minuten eine Variante durchgespielt mit Wechsel auf 4-2-3-1 (Hornschuh beziehungsweise Katic auf der Zehner-Position) mit Hohem Pressing. Beide Male hat man so tatsächlich noch ein Tor erzielt. Allerdings kann man in Testspielen mit taktischen Wechseln oder Rhythmuswechseln sehr einfach reüssieren, weil die Gegner jeweils taktisch nicht reagieren, wie dies in einem Meisterschaftsspiel der Fall wäre.
Der FCZ hatte in den ersten 16 Runden Super League 2022/23 gemessen an den zugelassenen Torchancen, man höre und staune, die beste Defensive der Liga! Das grosse Problem war im Herbst die Offensive und dabei wiederum die Position der Stürmer. Diese trugen zu wenig dazu bei, gute Torchancen zu kreieren und waren zudem auch noch im Gegensatz zu letzter Saison im Abschluss sehr ineffizient. Nach der Winterpause tauchen auf dieser Position nun drei neue Namen auf der Mannschaftsliste auf: Roko Simic (Leihe von Salzburg), Daniel Afriyie (Hearts of Oak) und Calixte Ligue (aus dem eigenen Nachwuchs).
Neu wieder mit Alternativen auf dem Flügel
Mittelstürmer Roko Simic hat trotz seiner 19 Jahre das Potential, dem FCZ in der Rückrunde helfen zu können. Das Stürmerblut, der Zug zum Tor ist vorhanden. Er ist gross und bringt eine gute technische Ausbildung mit. Vieles wird bei ihm davon abhängen, wie lange es dauert, bis er sein erstes Tor erzielt. Gelingt es ihm in den ersten drei Spielen, wird es eine gute Runde für ihn. Muss er sechs, sieben Spiele darauf warten, könnte die Halbsaison in Zürich eine zu kurze Episode werden, um positive Spuren zu hinterlassen. Roko’s Vater Dario Simic bestritt vorwiegend als Rechtsverteidiger 100 Länderspiele für Kroatien, stand 1998 im WM-Halbfinal und im Gruppenspiel gegen die Schweiz (0:0) an der EM 2004 ebenfalls in der Startformation.
Daniel Afriyie ist ein typischer Flügelstürmer, der aktuell an den African Nations Championships in Algerien sein Heimatland Ghana vertritt. Im ersten Gruppenspiel gegen Madagaskar (1:2-Niederlage) lief er in einem Zweimann-Sturm auf. Bei seinem ersten Einsatz im Nationalteam im Juni wurde er in der Schlussphase auf der Position des Linken Aussenläufers eingewechselt als Nationalcoach Otto Addo die Dreierabwehr testete, welche dieser später an der WM im Auftaktspiel gegen den Gruppenfavoriten Portugal auch umsetzte. Schritt für Schritt hat der FCZ auf der eine gewisse Zeit lang kaum besetzten Position des Offensivflügels wieder aufgestockt, so dass für ein 4-3-3, 3-4-3 oder 4-2-3-1 auch auf den Flügelpositionen genügend Alternativen für die Startformation und Einwechslungen vorhanden sind: Jonathan Okita, Fabian Rohner, Donis Avdijaj, Aiyegun Tosin, Calixte Ligue und Daniel Afriyie.
Afriyie bereits diese Woche in Zürich?
Afriyie kann sich im Alter von 21 Jahren bereits Meister von Burkina Faso (mit Überraschungsteam Rahimo FC) und Ghana (mit Traditionsklub Hearts of Oak) nennen. Er war zudem Captain von Ghanas U20-Nationalmannschaft mit der er vor zwei Jahren Afrikameister wurde und im Final gegen Uganda die zwei Tore zum 2:0-Sieg erzielte. Im Testspiel gegen die Schweiz kurz vor der WM 2022 kam er zum Einsatz, am anschliessenden Turnier aber nicht. Die African Nations Championship (CHAN) sind exklusiv in Afrika geborenen Spielern vorbehalten, die in afrikanischen Ligen aktiv sind. Die Spiele des Turniers gelten offziell als „Freundschaftsspiele“ und die Qualifikationspartien werden in vielen Statistiken gar nicht erst als Länderspiele mitgezählt. Afriyie hat in der Qualifikation in drei der vier Partien gegen Benin und Nigeria je einen Treffer erzielt.
Die 1:2-Niederlage zum Auftakt gegen Madagaskar ist nun aber ein herber Dämpfer. Solomampionona Razafindranaivo und Tokinantenaina Randriatsiferana brachten Madagaskar in Führung, bevor Augustine Agyapong mit einem Flankenball der Anschlusstreffer gelang. Viele Spieler rutschten auf dem Rasen im algerischen Constantine immer wieder weg. Das gleiche passierte auch Afriyie bei einem Richtungswechsel im gegnerischen Strafraum. Der Schiedsrichter entschied überraschend auf Strafstoss. Afriyie bereitete sich darauf vor, den Penalty gleich selbst zu schiessen, aber durch VAR-Intervention wurde dieser nach mehreren Minuten dann doch noch annulliert. Da WM-Halbfinalist Marokko kurzfristig nicht mit von der Partie ist, hat sich die Ghana-Gruppe auf drei Teams reduziert. Somit könnte man bereits am Donnerstag nach der Partie gegen den Sudan ausgeschieden sein.
Das „Bibbern“ hat ein Ende – Ligue in der Super League
Generell lässt sich sagen, dass Afriyie ein wirbliger Spieler mit Überraschungsmomenten ist. Sein Vertrag bei Hearts of Oak lief aus. Er soll im Dezember ein Angebot des spanischen Zweitligisten Leganés (Nachbarort von Getafe im Süden von Madrid) abgelehnt und sich für den FCZ entschieden haben. Gegen Madagaskar gelang Afriyie auf der von ihm nicht präferierten Position im Sturmzentrum allerdings nicht viel. Immer wieder auffällig auch in früheren Spielen mit dem Nationalteam oder mit Hearts of Oak ist, dass Afriyie viel über die Mitspieler lamentiert und bei einem Assist oder Torerfolg meist alleine jubelt. In dieser Hinsicht passt er im negativen Sinn ein wenig ins aktuelle FCZ-Team, bei welchem sich mehrere Spieler selbst in Testspielen ständig benachteiligt fühlen, beim Schiedsrichter heftig reklamieren, und Gegenspieler für ein Freundschaftsspiel unangemessen heftig attackieren. Dzemaili, Marchesano, Katic oder Aliti geben diesbezüglich die Richtung vor und jüngere Spieler wie Condé oder Rohner lassen sich davon anstacheln.
Der Zürcher Calixte Ligue (17) aus dem eigenen Nachwuchs ist der Dritte im Bunde der neuen Stürmer im Kader der 1. Mannschaft. Von allen Talenten aus dem FCZ-Nachwuchs musste in den letzten Jahren bei ihm sicherlich am meisten „gebibbert“ werden, dass er nicht (zu früh) wechselt. Beobachtet wurde er im Heerenschürli und anderswo von ausländischen Scouts schon lange. Denn im Gegensatz zur Mehrheit der Zürcher Talente brachte er schon früh auch die physischen Komponenten mit, die ihn international begehrt machten. Nun hat er aber glücklicherweise den nachweislich erfolgsversprechenderen Weg eingeschlagen, in seiner näheren Umgebung die ersten Schritte im Profibereich zu tätigen und sich zu etablieren. Ligue ist grundsätzlich Mittelstürmer, wurde in den letzten Jahren aber auch viel als Flügelstürmer eingesetzt – und am letzten Blue Stars/FIFA Youth Cup mit guten Leistungen sogar als Aussenläufer in einem 3-5-2 System.
Santini und Avdijaj am effizientesten
Was ist mit den bisherigen Stürmern? Aiyegun Tosin war in seiner Karriere bisher noch nie der grosse Torjäger. Man kann seine bloss vier Ligatreffer (davon drei im letzten Spiel gegen Servette) beklagen, aber sein Torkonto Ende der letzten beiden vollen Saisons beim FCZ lag bei bloss sechs Treffern. Auf seine Entwicklung und eine Leistungsexplosion à la Assan Ceesay wurde beim FCZ zu Beginn der Saison stark gesetzt. Tosin spielt aber vorderhand gleich weiter wie in den Jahren zuvor. Er möchte immer wieder das Spiel in die Hand nehmen und sich spielerisch beteiligen. Entscheidungssituationen mit mehreren Optionen sind aber nicht seine Stärke. Tosin ist viel besser in Drucksituationen, wenn nur noch eine sinnvolle Lösung übrigbleibt. Jonathan Okita ist noch zu stark auf seine „Signature Moves“ fokussiert und müsste häufiger auch mal altermative, einfachere Lösungen wählen.
Antonio Marchesano spielt bisher insgesamt eine durchaus gute Saison, hat aber seine Abschlussqualitäten vorläufig eingebüsst. Mit Willy Gnonto zusammen hatte er von allen Torschützen der bisherigen Vorrunde die tiefste Torquote pro 90 Spielminuten. Anders sieht dies bei Donis Avdijaj und Ivan Santini aus. Diese beiden Stürmer brachten bisher in dieser Saison die so dringend benötigte Effizienz mit. 27,3% aller Abschlüsse von Donis Avdijaj fanden unter Coach Franco Foda den Weg ins gegnerische Gehäuse und Santini hat in jener Zeit 0,6 Treffer pro 90 Einsatzminuten erzielt. Das sind die jeweils klar höchsten Werte im Team. Santini gelang ein sehr gutes Spiel gegen Lausanne-Sport. Zum Zeitpunkt seiner Auswechslung führte der FCZ 2:1 und hatte die Partie im Griff. Die Art und Weise wie Schiedsrichter Bieri gegenüber Lausanne-Verteidiger Anel Husic in dessen unfair geführten Zweikämpfen mit Santini mehr als ein Auge zudrückte, machte danach aber Schule. Statt Husic schien Santini bei den Referees auf einer „Schwarzen Liste“ gelandet zu sein, was den weiteren Verlauf seiner Vorrunde zusätzlich zur ansonsten bereits geringen Einsatzzeit erschwerte.