Brecher-Schnitzer entscheidet defensiv geprägte Europacuppartie / Leverkusen – FCZ 1:0 Highlights & Analyse

Der FCZ mauert in Leverkusen mit einer Fünferabwehr und erreicht das angestrebte Unentschieden trotzdem nicht, weil Leverkusen einen Eckball von der rechten Seite gut ausführt und bei der Aktion Torhüter Yanick Brecher die Flugbahn des Balles falsch einschätzt. Er wollte den Ball auf Höhe Mitte des Tores fangen und war nicht darauf gefasst, dass dieser schon am nahen Pfosten runterkommen und gespielt werden könnte. Bei Jedvajs Kopfball stand er daher falsch und rutschte aus, als er abrupt die Richtung ändern wollte. Für den Gegenspieler von Torschütze Jedvaj war diese Aktion am nahen Pfosten nicht einfach zu verteidigen. Zuständig war tatsächlich Umaru Bangura gewesen, wie die von den TV-Kameras gleich nach dem Treffer eingefangene Liste René Van Ecks beweist – diese beiden Namen stehen zuoberst auf der Liste (siehe untenstehenden Screenshot).

Die wenigen anderen Bälle, die aufs Tor kamen, wurden von Brecher sicher pariert. Es war allgemein eine Partie, in der sich die Akteure nur wenig auszeichneten beziehungsweise auszeichnen konnten. Die Folge ist beim FCZ der tiefste Züri Live-Notenschnitt der Saison. Leverkusen spielte ebenfalls mit einer defensiven Formation mit nur drei vorwiegend offensiv ausgerichteten Akteuren. Beide Teams waren nach zuletzt jeweils sehr torreichen Partien sichtlich bemüht. für einmal kein Gegentor zu kassieren. Der FCZ kommt nur zu sechs Abschlüssen (der erste in der 54. Minute!), aber auch Leverkusen findet kaum Lösungen. Beim vorhergehenden Auswärtsspiel in Luzern waren mehr individuelle Top-Defensivaktionen auf FCZ-Seite vonnöten, als in Leverkusen. Beim 3:3 gegen YB gab es gar fast doppelt so viele Top-Defensivaktionen, wie in der Bayarena.

Die beste Chance hatte Kevin Rüegg alleine vor dem gegnerischen Tor nach einem Fallrückzieher von Stephan Odey im gegnerischen Strafraum, der sich den Umständen entsprechend vorne immer wieder gut ins Zeug legen konnte. Und Benjamin Kololli vergab eine gute drei-gegen-zwei Situation am gegnerischen Strafraum. Der Waadtländer war einerseits an fünf der sechs Zürcher Torchancen beteiligt, es unterliefen ihm aber auch mehrere unnötige Ballverluste und ungenügend ausgeführte Offensivaktionen.

Bayer Leverkusen – FCZ 1:0 (0:0)

Tore: 60. Jedvaj (Brandt) 1:0.  

Bayer Leverkusen: Hradecky; Weiser, Jedvaj, Dragovic, Wendell (74. L. Bender); Baumgartlinger; Kohr, Aranguiz (62. Paulinho); Brandt (62. Kiese Thelin), Alario, Bailey.

FCZ: Brecher; Rüegg, Nef, Bangura, Maxsö, Kololli; Marchesano (69. Ceesay), H. Kryeziu, Domgjoni; Khelifi (55. Palsson), Odey.

Auch Leverkusen hat seine „Jungen Buben“ (Screenshots: Teleclub)

 

Antonio Marchesanos Laserpässe bringen angeschlagenes Leverkusen in Verlegenheit / FCZ – Bayer 3:2 Analyse und Highlights

Nach den zwei Siegen gegen Hertha BSC im Intertoto-Cup und denjenigen gegen Dresden und Dynamo Berlin im Europacup der Landesmeister gewinnt der FCZ zum fünften Mal im Europacup gegen ein Deutsches Team und schafft sich mit dem Punktemaximum nach drei Gruppenspielen eine ausgezeichnete Ausgangslage. Das Team von Ludo Magnin und René Van Eck hatte sich zwar gemäss Roberto Rodriguez vorgenommen, von Beginn weg hoch zu stehen und den Gegner unter Druck zu setzen – in der Realität verbarrikadierte man sich hingegen die meiste Zeit am eigenen Strafraum und liess den Gegner bis 30 Meter vors Tor praktisch frei kombinieren.

Die Gäste aus Leverkusen hatten so während praktisch der ganzen Spielzeit mehr Ballbesitz, begingen dabei aber zu viele einfache Fehler. Und der FCZ konnte immer wieder im eigenen Stadion mit schnellen Gegenstössen für Gefahr sorgen – dank mittlerweile grosser Variabilität in der Spielanlage des Teams, welches gleichzeitig personell in den letzten Wochen von Spiel zu Spiel jeweils nur wenig Änderungen erfahren hat. Diesmal durfte Adrian Winter wieder einmal von Beginn weg ran – auch dank seiner Defensivqualitäten im Duell mit dem bei Leverkusen spielbestimmenden Linksverteidiger Wendell. Der FCZ vermochte am Ende der Partie auf ein Chancenplus gegen das nominelle Deutsche Spitzenteam zu verweisen.

Antonio Marchesano, Toni Domgjoni und Stephen Odey erzielten dabei alle drei ihr erstes Europacuptor. Marchesano kam kurz vor der Pause aus geringer Distanz zum Handkuss, nachdem Maxsö im Mittelfeld sein Kopfballduell gegen den Deutschen Jungnationalspieler Havertz für sich entscheiden konnte, obwohl er dabei von diesem unterlaufen worden war – und Captain Kevin Rüegg sich rechts des Strafraumes magistral gegen Bailey und Sven Bender durchgesetzt hatte. Ein Doppelschlag von Karim Bellarabi (jeweils praktisch identisch bezüglich Abschlussposition und -art) erwischte den FCZ nach der Pause kalt. Während das erste Gegentor für den FCZ schwierig zu verteidigen war, gestaltete sich das zweite als vermeidbar. Leverkusen schien sich dabei ein Beispiel an YB zu nehmen.

Die Berner hatten am Wochenende einige Male erfolgreich eine Lücke in den Zürcher Abwehrverbund gerissen, indem Maxsö oder Bangura aus diesem herausgelockt wurden. Im Gegensatz zu YB schaffte es Leverkusen mit einem solchen Spielzug nun auch ein Tor zu erzielen. Ohne den überspielten Bangura in der Viererkette und dem zentral Richtung Tor stürmenden Bailey mussten Maxsö und Pa Modou stärker nach rechts rücken, was auf der linken Zürcher Abwehrseite den entscheidenden Raum für den Doppeltorschützen Bellarabi öffnete. Dass selbst nach diesem Doppelschlag auf Seiten der FCZ-Fans schnell wieder berechtigte Hoffnungen auf eine „Konterrevolution“ bestanden, hatte drei Gründe. Erstens war noch genug Zeit dafür vorhanden, zweitens die Mentalität und das Selbstverständnis des eigenen Teams, und drittens, so seltsam es vielleicht im ersten Moment klingt, wirkte der Gegner nicht so stabil wie beispielsweise ein FC Thun.

Der 20-jährige Toni Domgjoni übernahm auch in diesem Spiel wieder eine wichtige Rolle und wurde mit seiner Europacup-Torpremière belohnt. Vor zweieinhalb Jahren hatte Züri Live anlässlich eines U18-Länderspiels in Grenchen gegen Deutschland erstmals über Domgjoni berichtet. Die damalige Einschätzung gilt heute mehr denn je: «Domgjonis Beitrag zum guten Spiel (der Schweizer) war vor allem sein grosser Aktionsradius verbunden mit einem dementsprechenden Laufpensum. Der Mittelfeldspieler war überall anzutreffen, wo’s brennt, rechts, links, hinten und auch vorne in Abschlussposition».

Sowohl Stürmer Stephen Odey wie auch Antonio Marchesano sind an allen drei Toren sowie an mehreren guten Torchancen beteiligt. Die beiden scheinen sich auf dem Platz immer besser zu verstehen. Marchesano bereitete das zweite und dritte Tor jeweils mit entscheidenden Bällen in die Tiefe vor und ist der Züri Live-MVP des Spiels, was er letztmals beim 2:0-Derbysieg in der 2. Super League-Runde gewesen war.

FCZ – Bayer 3:2 (1:0)

Tore: 44. Marchesano (Rüegg) 1:0; 50. Bellarabi (Volland) 1:1, 54. Bellarabi (Havertz) 1:2, 59. Domgjoni (Marchesano) 2:2, 78. Odey (Pa Modou) 3:2.

FCZ: Brecher; Rüegg, Bangura, Maxsö, Pa Modou; H. Kryeziu; Marchesano (90. Nef), Domgjoni; Winter (58. Khelifi), Kololli (79. Rodriguez); Odey.

Bayer: Hradecky; Jedvaj, Dragovic (46. Weiser), S. Bender, Wendell; L. Bender, Kohr; Bellarabi, Havertz, Bailey (79. Brandt); Kiese Thelin (46. Volland).