Alle 16 Spieler an den Toren beteiligt / FCZ – Linfield in der Züri Live-Analyse

Aussergewöhnlich: alle 16 eingesetzten FCZ-Spieler sind an mindestens einem der drei erzielten Tore beteiligt – die Startformation an den frühen Treffern Avdijajs zum 2:0, und die Einwechselspieler komplett am 3:0 Ivan Santinis in der 84. Minute. Lindrit Kamberi und Fidan Aliti waren an allen drei Toren beteiligt. Der Gegner scheint Mühe mit den Temperaturen zu haben und bringt weniger Gegenwehr auf den Platz als viele unterklassige Gegner im Schweizer Cup. Der FCZ schafft somit gegen den nordirischen Rekordmeister mit einem Gesamtresultat von 5:0 den Einzug in die Europa League-Playoffs gegen Heart of Midlothian.

Rohners Vorstösse über Rechts hätten mehr Tore verdient

Die Anzahl benötigter Defensivaktionen ist für den FCZ so tief wie noch nie in dieser Saison. Einerseits aufgrund des Auftritts des Gegners – aber auch die eigene Gesamtleistung ist besser, als im Hinspiel. Yanick Brecher war mit seiner tollen Parade in der 67. Minute gegen McClean defensiv an erster Stelle beim FCZ, hatte aber offensiv mehr Probleme als üblich. Antonio Marchesano war (wie im Hinspiel) in der 1. Halbzeit der beste Zürcher und in dieser Phase an allen Abschlüssen beteiligt, inklusive den beiden Treffern. Obwohl in der 74. Minute ausgewechselt, liefert der Tessiner über die ganze Partie hinweg die Hälfte aller Zuspiele auf die 14 FCZ-Abschlüsse.

Die Einwechselspieler brachten diesmal grösstenteils einen positiven Beitrag, allen voran Fabian Rohner, dessen Läufe und Hereingaben von Rechts noch mehr als das Tor Santinis zum 3:0 hätten bringen können und sollen. Rohner ist in dieser Saison erstmals MVP, zum zweiten Mal nach dem Luzern-Heimspiel offensiv an erster Stelle und zum zweiten Mal nach dem Qarabag-Heimspiel in der 2. Halbzeit der Beste. Einzig bezüglich Blerim Dzemailis Comeback war es gut, dass der Gegner Linfield hiess, denn er brachte in erster Linie seine Mitspieler in Schwierigkeiten.

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Tosin und Gnonto treffen / Linfield – FCZ in der Züri Live-Analyse

Der FCZ hat in der Anfangsphase dieser Saison darunter gelitten, dass mit Tosin und Gnonto die beiden Stürmer, auf die man aktuell am meisten setzt, das Tor nicht getroffen haben. Dies trotz zahlreicher Einschussmöglichkeiten. Die Bürde war den beiden, speziell dem 18-jährigen Gnonto, auch anzumerken. In der 1. Halbzeit in Belfast verwarf der Italienische Nationalspieler immer wieder die Hände und verzog verzweifelt das Gesicht. Ganz anders nach seinem schönen Treffer in der 64. Minute: plötzlich gelang ihm wieder fast alles – Ballan- und mitnahmen in hohem Tempo, Dribblings, präzise Zuspiele. Die Leichtigkeit des Stürmerseins war in den zwanzig Minuten bis zu seiner Auswechslung wieder zurück.

Abwärtstendenz seit Champions League-Ausscheiden

Davor hatte der FCZ erfolgreich vermieden, den Fehler des Norwegischen Meisters Bodö/Glimt zu wiederholen, der sich im Windsor Park zu sicher gefühlt hatte und letztendlich nach einem Ballverlust im eigenen Platzdrittel mit einer 0:1-Niederlage nach Hause flog. Wirklich sattelfest wirkte man trotzdem nicht, aber es war in den wenigen heiklen Szenen letztendlich immer noch ein Zürcher da, der ein Bein dazwischen hielt oder den Gegner entscheidend beim Abschluss bedrängte. Und bei den beiden eigenen Toren profitierte man von Fehleinschätzungen in der Defensivzentrale Linfields. Bei Tosins 1:0 reklamierte Shields so lange (wohl zu Unrecht) Offside, bis der nigerianische Stürmer an ihm vorbei war. Und beim 2:0 unterschätzte Hall den von Condé mit viel Gefühl auf Gnonto gezirkelten Ball hinter die Abwehr.

Beim 2:0 schlug der FCZ auch Kapital daraus, dass Linfield mit dem taktischen Wechsel des Stadtclubs auf ein 3-4-3 nicht zurecht kam. Zu Beginn der Partie hatte der FCZ seinerseits Probleme mit seinem eigenen Pressing, so dass Trainer Foda erst Gnonto und dann Marchesano einen Zettel mit Anweisungen auf den Weg gab, was dann aber ebenfalls nicht wirklich fruchtete. In Ballbesitz bewegten sich die offensiven Flügel des FCZ häufig in zentrale Positionen, so dass Linfield stark zurückgedrängt wurde und die Gäste aus Zürich ruhig und unbedrängt im Mittelfeld das Aufbauspiel aufziehen konnten. Unter dem Strich war es aber speziell auch wegen der unterdurchschnittlichen Defensivleistung der zweitschlechteste FCZ-Auftritt der Saison nach dem 0:4 zum Auftakt in Bern. Seit dem Ausscheiden aus der Champions League-Qualifikation, die für einige Akteure sicherlich ein grosses Ziel war, ist eine Abwärtstendenz erkennbar. Es ist wichtig, dass sich die Mannschaft mental wieder fängt.

Marc Hornschuh: Mister Zuverlässig

Trainer Foda scheint bei seinen Wechselentscheiden als eines der wichtigsten Kriterien auf die Leistung im Spiel zu schauen – und daher zumindest teilweise eher „auszuwechseln“ als „einzuwechseln“. So kamen die in Belfast unter dem Strich eher enttäuschenden Selnaes und Okita als Erste vom Platz. Boranijasevic gelang ausnahmsweise offensiv wenig und agierte dafür defensiv sehr solide – tendenziell umgekehrt als sonst. Aliti hatte lange Mühe, ins Spiel zu kommen, blühte dann aber auf, als er ab der 62. Minute offensiver auf der Aussenläuferposition eingesetzt wurde, und verstand sich speziell gut mit Gnonto. Davor war die linke Seite mit Aliti / Okita eher ein Schwachpunkt im 4-4-2 gewesen. MVP ist diesmal Marc Hornschuh. Gegen Gegner wie YB oder Qarabag stiess der Dortmunder zuletzt an seine Grenzen. Aber als Einwechselspieler gegen einen mittelprächtigen Gegner einen Vorsprung zu verteidigen: diese Rolle erfüllt er jedes Mal mit grosser Zuverlässigkeit und Effektivität.



Gelingt der erste Saisonsieg? / Linfield – FCZ Vorschau

Den FC Zürich erwartet in Belfast einen heimstarken Klub mit weltrekordverdächtigen mehr als 200 (nationalen) Titeln in der Vereinsgeschichte. Das Team von David Healy hat vor drei Jahren gegen Qarabag zu Hause mit 3:2 gewonnen und in der Champions League-Qualifikatinosrunde gegen den norwegischen Meister Bodö / Glimt ebenfalls einen 1:0-Heimsieg feiern können. Entgegen dem Cliché spielt Linfield keinen Kick-and-Rush Fussball, sondern versucht im Gegenteil flach hinten heraus zu spielen. Kampfgeist und Mentalität entsprechen hingegen sehr wohl dem (positiven) Vorurteil über nordirische Fussballer. Ausserdem gehen sie gerne vorne ins Pressing. Ohne den gesperrten Millar (im Hinspiel gegen Bodö / Glimt Siegtorschütze, im Rückspiel mit einem Hands auf der Torlinie in der 20. Minute vom Platz gestellt) startet Linfield vorne unter anderem mit dem Finnischen Nationalspieler Vertainen.

Um gegen Linfield den ersten Dreier der Saison erringen zu können, muss der FCZ am Ball vor allem mit Rhythmuswechseln agieren und sein Tempo ausspielen, sei es durch Kombinationsspiel oder mit Einzelvorstössen. Lassen sich die Zürcher hingegen auf eine vom Rhythmus her gleichförmige Partie ein, haben die eingespielten Nordiren durch ihre Zweikampfstärke, Ausdauer und Effizienz Vorteile. Der FCZ braucht eine stabile Defensive und vorne schnelle, treffsichere Angreifer. Treffsicherheit haben zuletzt Tosin, Gnonto, Okita und Co. nicht ausgestrahlt. Neuverpflichtung Avdijaj und Rohner beginnen aber auf der Bank. Genauso wie die flinken Mittelfeldspieler Seiler und Krasniqi, die in St. Gallen eine gute Leistung gebracht haben. Offiziell hat der FCZ ein 3-5-2 als Aufstellung angegeben, aber es wird wohl eher ein 4-4-2.

Schafft der FCZ in Belfast den ersten "Dreier" der Saison?

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