FCZ kontert Bundesliga-Mitfavoriten aus – Ceesay trifft in jedem Vorbereitungsspiel

Letzte Woche war bei Bundesliga-Mitfavorit (letzte Saison beste Defensive und zweitbestes Rückrundenteam) RB Leipzig viel Betrieb. Mit Julian Nagelsmann hält einer der begehrtesten Trainer weltweit in Sachsen Einzug – der Mitteldeutsche Rundfunk übertrug das erste öffentliche Training direkt, genauso wie die Pressekonferenz zum Saisonstart. Seinen Einstand feiert der erst 31-jährige Spitzencoach gegen den FC Zürich. Die Spritzigkeit ist bei den Leipzigern so kurz nach Trainingsstart noch nirgendwo. Trotzdem vermögen die Sachsen in mehreren Phasen der Partie das Spieldiktat zu übernehmen und den Ball in der gegnerischen Hälfte zu monopolisieren. Dies allerdings auch dank der neuen Spielweise des FCZ, der sich im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich häufiger zurückzieht und mit schnellen Kontern reüssieren will – mit Erfolg.

Sowohl das 1:0 als auch das zweite Tor fallen in den ersten 17 Minuten durch Gegenstösse nach jeweils einem Leipziger Fehler im Mittelfeld. Zuerst fing Khelifi einen Ball von Captain Willi Orban ab und stürmte in den gegnerischen Strafraum. Über Ceesay kam der Ball zu Marchesano, der eigentlich die Kugel bereits hätte versenken müssen, im Nachfassen holte dies dann Benjamin Kololli nach. Beim zweiten war es Kololli, der einen Martel-Pass abfing und Ceesay über links lancierte, welcher dann im Strafraum von halblinks überlegt in die entfernte Ecke schob. Somit hat Assan Ceesay tatsächlich in allen sechs Vorbereitungsspielen getroffen.

Den ersten Eckball der Partie nach einer guten Marchesano-Aktion trat dann Salim Khelifi von rechts, Marchesano verlängerte per Kopf am nahen Pfosten und Simon Sohm musste nur noch einschieben – das erste Tor im Dress der 1. Mannschaft für den 18-jährigen. Das 4:0 war wie die ersten beiden Tore erneut ein Konter. Der gerade zwei Minuten davor eingewechselte Izer Aliu lancierte nach einem Forsberg-Fehlpass schnell Assan Ceesay über links, der an die Strafraumgrenze zu Aliu zurücklegte. Und der 19-jährige versenkte den Ball völlig freistehend in die linke Ecke. In der 82. Minute stösst Mahi an der eigenen Grundlinie im Strafraum in einer ungefährlichen Situation Augustin zu ungestüm in den Rücken. Trotzdem erstaunte der Penaltypfiff, da fast kein Schiedsrichter eine solche Szene an der Grundlinie jeweils pfeift. Forsberg verwandelte gegen Vanins sicher.

Die Aktion von Mahi war bezeichnend für seinen laschen Auftritt. Er beantwortete die Frage, warum er nicht in der Startaufstellung stand, auf dem Platz gleich selbst. Zum wiederholten Male in dieser Vorbereitung hatte der Offensivspieler zudem davor eine Topchance alleine vor Yvon Mvogo fahrlässig vergeben. Ähnlich sieht die Personale Mirlind Kryeziu aus: der 1,98m-Mann ist zur Zeit körperlich und damit auch mental nicht bereit für den Super League-Start. Nathan zeigte in seinem ersten Einsatz für den FCZ das, was man von ihm kennt: viel Mentalität, bescheidener Spielaufbau. Popovic vermochte sich im Vergleich zu seinem ersten Teileinsatz gegen Stuttgart bereits wesentlich zu steigern. Weitgehend zu überzeugen vermochten auch die beiden 18-jährigen Simon Sohm und Becir Omeragic (in der Rolle als Rechtsverteidiger). Beide standen in der Startformation und sind echte Stammplatzkandidaten. Sohm trägt viel zu einer stilsichereren und zielgerichteteren Ausstrahlung des Teams bei und Omeragic erfüllt seine Aufgabe mit Ruhe und Geschick.

Von den eingewechselten Akteuren zeigte neben Aliu auch Kramer ansprechende Ansätze. Eine spezielle Story war der Probe-Auftritt von William Le Pogam. Dass der FCZ noch auf der Suche nach einem Linksverteidiger ist, überrascht nicht. Dass aber Le Pogam kurz nach seiner vom Spanischen Drittligisten San Fernando als perfekt gemeldeten Verpflichtung mit dem FCZ in Leipzig auftaucht schon. Der 26-jährige Franzose wurde letzten Sommer bei Servette nach zwei Saisons nicht mehr benötigt und kam anschliessend bei Xamax, teilweise verletzungsbedingt, so gut wie nie zum Einsatz. Le Pogams Qualitäten liegen wie diejenigen der anderen FCZ-Aussenspieler auf links in der Offensive. Auch wenn ihm ein, zwei Fehler unterliefen, zeigte er, dass das benötigte Format für die Rolle als Kharabadze-Backup zumindest ansatzweise vorhanden ist. In Leipzig dabei, aber nicht eingesetzt wurden Yann Kasai und Nicholas Andereggen. Yanick Brecher wurde nach einem Zusammenprall mit Borkowski leicht angeschlagen ausgewechselt.

Rasenballsport Leipzig – Fussball Club Zürich 1:4 (0:3)

Tore: 13. Kololli (Marchesano) 0:1, 17. Ceesay (Kololli) 0:2, 29. Sohm (Marchesano) 0:3; 64. Aliu (Ceesay) 0:4. 82. Forsberg (Foulpenalty, Augustin) 1:4.

RB Leipzig: Gulasci (46. Mvogo, 85. Schreiber); Martel (46. Mukiele), Krauss (46. Ilsanker), Orban (46. Jäkel); Laimer (46. Wosz), Bidstrup (46. Demme), Candido (46. Halstenberg); Hartmann (46. Sabitzer), Kampl (46. Forsberg); Poulsen (46. Borkowski, 73. Krauss), Werner (46. Augustin).

FC Zürich: Brecher (75. Vanins); Omeragic (83. Maouche), Bangura, Nathan (62. M. Kryeziu), Kharabadze (62. Le Pogam); Sohm (83. Sauter), Popovic (62. Aliu); Khelifi (46. Mahi), Marchesano (62. Kramer), Kololli; Ceesay.

FCZ weiter mit Defensivproblemen auf Links – Marchesano, Khelifi und Ceesay treffen bei Testspielsieg

Gegen den in den letzten Jahren häufigsten Testgegner Rapperswil-Jona trat der FCZ diesmal bei hohen Temperaturen auf dem Platz des sein 50 Jahre-Jubiläum feiernden FC Eschenbach an. Passend dazu setzte Rapperswil in der 2. Halbzeit den aus dem Eschenbach-Nachwuchs stammenden GC U18-Keeper Janis Truniger ein. Rapperswil-Jona zeigte sich in diesen zweiten 45 Minuten als die bessere Mannschaft und hätte an den Torchancen gemessen das Spiel eigentlich noch ausgleichen müssen. Speziell der eingewechselte Tessiner Merlin Hadzi führte auf der linken Zürcher Seite gegen das indisponiert agierende Zürcher Duo Kempter / Kololli ein Herrenleben. Neben seinem Tor bereitete der 20-jährige ehemalige YB-Junior über rechts mehrere «Hundertprozentige» vor, die vor allem vom ebenfalls eingewechselten Enes Ciftci (Breitenrain) alleine vor Andris Vanins vergeben wurden.

Das Team der 2. Halbzeit fand ganz allgemein nie richtig in die Partie, nachdem in der 50. Minute Izer Aliu Yann Kasai noch mit einem scharfen, mit dem Absatz gespielten Steilpass in den Strafraum lanciert hatte, kam in der Folge aus dem Mittelfeld nicht mehr viel, und der Zweimannsturm Kasai / Kramer vermochte die Bälle nicht oft genug in den eigenen Reihen zu halten. Die Abwehrreihe strahlte sowohl defensiv wie auch offensiv zu wenig Sicherheit aus – im Gegensatz zu Torhüter Andris Vanins bei dessen erstem Einsatz nach seinen durch das Nationalteam verschobenen Ferien. Dies bedeutet aber nicht, dass das Team der 1. Halbzeit in corpore überzeugt hätte. Lavdim Zumberi beispielsweise blieb auf der Doppelsechs neben Testspieler Sen blass. Und Levan Kharabadzes missglückten Auftritt schreiben wir jetzt mal gütig dem «Jet Lag» und Trainingsrückstand zu.

Zwei Spieler stachen beim FCZ in der 1. Halbzeit heraus und trugen das Team zur 0:3-Pausenführung. Erstens Assan Ceesay, der mit seinem Engagement und seinem Speed der grosse Gefahrenherd auf dem Platz war, das 0:1 von Antonio Marchesano mit einer Ablage schön vorbereitete und das 0:3 aus spitzem Winkel selbst erzielte (dritter Treffer im dritten Vorbereitungsspiel). Und zweitens Testspieler Britto, der offenbarte, dass er das Potential hat, eine Verstärkung oder mindestens ein guter Backup für Kevin Rüegg zu werden. Auf der Rechtsverteidigerposition fühlt er sich wohler, als im Zentrum. Bezeichnend für den guten Auftritt die Szene vor dem 0:3 – ein Rapperswiler Abschlag ins Mittelfeld fliegt hoch Richtung Britto. Dieser nutzt den fehlenden Druck der Gegenspieler aus, um mit einem kräftigen Kopfball Richtung Assan Ceesay den Ball sofort wieder in die Gefahrenzone zu bringen – und Ceesay trifft dann auch gleich.

Den zweiten Treffer des FCZ hatte Salim Khelifi alleine vor Rappi-Torhüter Leite erzielt, nachdem Mahi für einmal unbedrängt den Ball in die Tiefe spielen konnte. Generell war die linke Zürcher Seite mit Kharabadze und Mahi auch in der Ersten Halbzeit sehr löchrig gewesen. Die diesbezügliche defensive Schwachstelle hatten die Gegner des FCZ schon letzte Saison immer wieder gerne ausgenutzt. Gegen Rapperswil-Jona tat dies in der 1. Halbzeit der engagiert auftretende ehemalige FCZ-ler Nicolas Stettler und sorgte damit Mal für Mal für grosse Torgefahr. Beim Stand von 0:1 eroberte er bei einem seiner vielen Vorstösse im Strafraum den Ball vom etwas naiv in den Zweikampf gehenden Sauter zurück, bediente den Ex-Winterthurer Stürmer Gele, welcher nur noch einzuschieben brauchte – der Referee taxierte den Zweikampf Stettlers allerdings ungerechtfertigterweise als Foul und der FCZ kam um den Gegentreffer herum.

Neben Stettler kam mit Rappi-Stammspieler Egzon Kllokoqi ein weiterer Spieler aus der FCZ-Academy zum Einsatz, genauso wie der aus der Ostschweiz stammende ehemalige FCZ U21-Stürmer Shpetim Sulejmani. Rapperswil-Jona hatte natürlich nach dem Abstieg einige Abgänge wie Aldin Turkes oder Egzon Shabani zu verzeichnen, zeigt aber mit den aktuell getesteten Akteuren seine Ambitionen auf den Wiederaufstieg in Konkurrenz mit anderen ambitionierten Teams wie Yverdon oder Bellinzona und als Gegner der FCZ U21, welche am Samstag ebenfalls ein Testspiel (gegen den erst in der Finalrunde am Aufstieg in die Promotion League gescheiterten FC Tuggen) absolvierte, in welchem aus dem Kreis der (erweiterten) 1. Mannschaft Fabian Rohner, Sangoné Sarr und Nicholas Andereggen zum Einsatz kamen. Im Team von Ludovic Magnin und Alfons Higl durfte sich derweil erneut Mittelfeldspieler Erdem Sen zeigen. Grundsätzlich verkörpert der Defensivmann von GD Chaves einen Spielertyp, den der FCZ gebrauchen könnte, aber ob er die notwendige Qualität mitbringt, ist auch nach dem zweiten Auftritt nicht klar mit «Ja» zu beantworten.

Rapperswil-Jona – FC Zürich 1:3 (0:3)

Tore: 21. Marchesano (Ceesay) 0:1, 35. Khelifi (Mahi) 0:2, 44. Ceesay (Britto) 0:3; 81. Hadzi 1:3.

Rapperswil-Jona: Leite (57. Truniger); Stettler, Kllokoqi, Rohrbach, Elmer (57. Pousa); Rojas (57. Dzaferi); La Rocca (57. Hadzi), Pasquarelli (68. Hamidi), M. Seferi (46. Ciftci), Eberle; Gele (46. S. Sulejmani).

FC Zürich (1. Hz.): Vanins; Britto, Bangura, Sauter, Kharabadze; Sen, Zumberi; Khelifi, Marchesano, Mahi; Ceesay.

FC Zürich (2. Hz.): Vanins; Maouche, M. Kryeziu, Kamberi, Kempter; Schönbächler, Aliu, Sohm, Kololli; Kramer, Kasai.

 

Schönbi und Kasai treffen bei Aufgalopp 19/20

Das Kantonsderby zum Auftakt der Saison 2019/20 war erwarteterweise ein „Aufgalopp“ vor rund 300 Zuschauern im gut besuchten Heerenschürli. Die neuverpflichteten Mimoun Mahi und Blaz Kramer geben dabei ihr Début im FCZ-Dress und der Ivorer „Willie“ Britto (22, AS Tanda) wurde in der Innenverteidigung getestet. Dieser vermochte im technischen Bereich durchaus zu Gefallen, hatte aber gleichzeitig defensiv noch etwas Mühe. Mahi spielte im 4-4-2 links offensiv und war in der 1.Halbzeit der auffälligste Spieler.

In den entscheidenden Aktionen in Strafraumnähe agierte der Holländer aber noch etwas zu zögerlich. So in der Szene vor dem 1:1-Ausgleich Marco Schönbächlers, der nach einem Haken im Strafraum den ehemaligen FCZ Academy-Torwart Milosavljevic bezwang. Davor hatte der Israelische Testspieler Mido Bdamey auf Vorarbeit seines Landsmannes Anas Mahamid von einem Kamberi-Fehler profitiert und bereits in der 6. Minute zur 0:1-Führung für die Gäste getroffen.

Blaz Kramer vermochte sich in der Zweiten Halbzeit nicht in Szene zu setzen – im Gegensatz zu Yann Kasai, der kurz nach Wiederbeginn auf Vorarbeit von Nicholas Andereggen traf. In der 66. Minute glich der ehemalige Luzerner Junior Luka Sliskovic zum 2:2 aus, nachdem der bei Auskicken und Auswürfen allgemein unsicher wirkende Osman Hadzikic ein grober Schnitzer unterlaufen war. Speziell war aus Zürcher Sicht das Comeback von Michael Kempter (letztes Wettbewerbsspiel mit der 1. Mannschaft vor mehr als zwei Jahren gegen Wohlen im Letzigrund) nach dessen Trip mit der Philippinischen Nationalmannschaft nach China und der Auftritt des ebenfalls aus der eigenen Academy stammenden Matteo Di Giusto (zurück von Leihe bei Freiburg U19 von Ex Winterthur U18-Coach Thomas Stamm, 6 Tore, 5 Assist in U19-Bundesliga Süd/Südwest, DFB-Pokalhalbfinal). Weitere Testspieler bei Winterthur neben den beiden Israelis waren Stefan Wolf (Luzern) sowie Marcin Dickenmann (GC U21). Und insgesamt mit Milosavljevic, Cavar, Schättin, Nils Von Niederhäusern und Wild fünf ehemalige FCZ-ler. Auch wenn es sich im Heerenschürli nur um ein „Anschwitzen“ handelte, war auf FCZ-Seite trotzdem die in dieser Zusammensetzung (ohne Nef, Maxsö, Pa Modou, Rüegg) fehlende Defensivqualität des Teams im Zentrum und noch mehr auf den Seiten offensichtlich.

FC Zürich – FC Winterthur 2:2 (1:1) 

Tore: 6. Bdamey (Mahamid) 0:1, 26. Schönbächler (Mahi) 1:1; 47. Kasai (Andereggen) 2:1, 66. Sliskovic 2:2.

FCZ 1. Halbzeit: Brecher; Maouche, Bangura, Kamberi, Kempter; Schönbi, Sohm, Marchesano. Mahi: Odey, Ceesay.

FCZ 2. Halbzeit: Hadzikic; Rohner. Britto, Sauter, Erne; Di Giusto, Zumberi. Arghandewall, Andereggen; Kramer, Kasai.

FCW 1. Halbzeit: Milosavljevic: Schmid, Isik, Cavar, Schättin: Liechti, Wolf, Saliji, Da Silva: Mahamid, Bdamey.

FCW 2. Halbzeit: Milosavljevic: Nils Von Niederhäusern, Isik, Hajrovic, Wild: Radice, Dickenmann, Doumbia, Calla: Buess, Sliskovic,.

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