Der FC Zürich startet mit einer guten Leistung und einem verdienten Sieg in die Saison 2024/25. In der ganzen Partie hatte das Heimteam Yverdon kaum eine Torchance. Der FCZ hätte hingegen durchaus auch noch ein drittes Tor erzielen können. Das Heimteam trat besser auf als beim Saisonauftakt vor Jahresfrist (2:0-Heimsieg des FC Zürich im Letzigrund), aber weniger gut, als bei ihren letzten beiden Heimsiegen gegen den FC Zürich. Mohamed Tijani sah diesmal dank VAR-Intervention aufgrund seiner Notbremse gegen Umeh Emmanuel die Rote Karte, die er auch schon vor einem Jahr in einer sehr ähnlichen Situation gegen Fabian Rohner hätte sehen müssen. Nach seiner Gelb-/Roten Karte bei GC in der drittletzten Runde der abgelaufenen Saison fehlt der Nationalspieler Benins und einer der Teamleader Yverdons seinem Team nun bereits wieder mit einer Sperre.
Mit den beiden Torschützen Perea und Emmanuel erleben zwei FCZ-Neuzugänge einen Super-League-Einstand nach Mass. Das gilt jedoch nicht für alle neuen Spieler. Nemanja Tosic muss mit Beschwerden am Knöchel nach weniger als einer halben Stunde ausgewechselt werden. Und dessen Ersatz, Doron Leidner, bleibt nur bis zur Pause im Einsatz. Mit Gelb belastet und unsicher wirkend, muss er früh wieder Platz machen.
Keystone-SDA / Nau
Ohne Schörkel über rechts, mit Schnörkel über links
Der FC Zürich lässt Yverdon in der Anfangsphase kaum aus der eigenen Platzhälfte heraus kombinieren. Man hatte das Aufbauspiel des Gegners gut studiert und stellte die Passwege durch die Mitte konsequent zu. Der FCZ profitierte dabei allerdings auch von einer gewissen Ausrechenbarkeit des Heimteams, denn die im Spielaufbau massgebenden Linksfüsser Dion Kacuri und Mohamed Tijani spielten ihre Innenristpässe voraussehbar fast immer nach rechts. Der häufig frei stehende Oberwalliser Linke Flügel Mauro Rodrigues “versauerte“ regelrecht.
Vier der sieben FCZ-Sommertransfers stehen im Stade Municipal in der Startformation, die anderen drei werden eingewechselt. Die neu gewonnene Geschwindigkeit im Spiel des FCZ ist bemerkbar, dass das Team noch nicht eingespielt ist, merkt man ebenfalls.
Loris Brasser, Tages-Anzeiger
Der FCZ griff über beide Seiten an, allerdings in unterschiedlicher Art und Weise. Die rechte Seite lebte von der Gradlinigkeit der beiden Südamerikaner Gomez und Perea, unterstützt vom verlässlichen Mathew. Über links wurde mit Chouiar und Krasniqi deutlich spielerischer und mit vielen Positionswechseln agiert. Ein Paradebeispiel dafür, dass es sehr viel Sinn machen kann, offensiv ähnlich funktionierende Spieler auf die gleiche Seite zu stellen – sofern sie ihre Defensivaufgaben jeweils ebenfalls zufriedenstellend erledigen können.
Es sind 3 verdiente Zähler, hatte die Mannschaft von Trainer Ricardo Moniz die 2. Halbzeit doch praktisch nach Belieben dominiert und sich eine Vielzahl von Top-Torchancen erspielt.
SRF
Highlights – De Umeh isch ume
Personalien – Erinnerungen an Raffael
Juan José Perea: Beginnt gut, lässt dann etwas nach. Liefert sich mit Mohamed Tijani das Duell des Spiels. Unerschrocken beim 1:0-Führungstreffer. Fürs Kombinationsspiel scheint er hingegen wenig geeignet zu sein. Nimmt einmal zudem Umeh Emmanuel eine potentiell gute Chance, als er trotz Offsideposition kurz vor dem Mitspieler den Ball ersprintet.
Cheick Condé: Grundsätzlich ein sehr gutes Spiel, hat aber seine Nonchalance in einzelnen entscheidenden Szenen noch nicht abstellen können. Dies zeigt sich schon zu Beginn bei einem schlecht gespielten Querpass auf Kryeziu und dann vor allem beim unbedachten Foulspiel vor dem letztendlich zurückgenommenen Penalty.
Mounir Chouiar: Im Gegensatz zu Perea, der seine Position hält, mit Ball überall anzutreffen, hilft auch defensiv mehr mit. Spiel- und Laufstil, Timing, Abschluss, Passspiel und sogar der Gesichtsausdruck erinnert alles etwas an den ehemaligen FCZ-Stürmer Raffael.
Doron Leidner: Minusrekord – noch nie hat ein Spieler in der Züri Live-Bewertung im Defensivbereich so schlecht abgeschnitten. Aus dem Nichts kommt dies allerdings nicht. Schon bei seinen früheren Stationen und auch in den Verbandsspielen für Israel verteidigte Leidner tendenziell ziemlich liederlich.
Umeh Emmanuel: Tolles Tor zur Siegsicherung. Hat davor allerdings auch noch die eine oder andere verbesserungswürdige Aktion – unter anderem mit einem Ballverlust vor dem gegnerischen Strafraum, aus dem im Ansatz ein gefährlicher Yverdon-Konter entsteht.
Mariano Gómez: Offensiv wie defensiv starkes Début. Unter anderem mit effektiven Einwürfen und Bällen in die Tiefe für Perea.
Nikola Katić Seine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich mit seinen ersten beiden Auftritten in Yverdon ist mitentscheidend für den Auftaktsieg. Ist fokussiert, gewinnt viel mehr Luftduelle, zudem an beiden Toren beteiligt.
Mirlind Kryeziu: Genauso wie Katić wirkt er topfit. Unter anderem mit beeindruckenden Sprints sowohl in der Vorwärts- wie auch Rückwärtsbewegung.
Antonio Marchesano: Mit der Einwechslung von Umeh Emmanuel für Bledian Krasniqi rutscht Marchesano von der 10er- auf die linke 8er-Position zurück, was bei ihm unmittelbar eine Leistungssteigerung bewirkt.
Der Beste: FCZ-Neuzugang Juan José Perea stellt die Yverdon-Abwehr immer wieder vor Probleme und erzielt folgerichtig das erste und letztlich vorentscheidende Tor für die Zürcher.
Martin Arn / Mattia Bonomo, Blick
Kommentare – Spricht für de Trainer
Randnotiz – Mariano Gómez verteidigt Zürcher Tor mit Breakdance-Move
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr traf der FC Zürich im Letzigrund zum Auftakt der Saison 23/24 auf den damaligen Aufsteiger Yverdon Sport – und gewann mit 2:0. Nach einer Rohner-Flanke traf Jonathan Okita mit einem seiner seltenen Kopftore gegen einen tief stehenden und taktisch fehlerhaft agierenden Gegner. Das 2:0 besorgte Nikola Katic mit einem Kopfball aus kürzester Distanz knapp „über der Grasnarbe“ nach der einstudierten Weiterleitung Condés eines Guerrero-Corners am nahen Pfosten. Yverdon war damals mitten im Umbruch nach dem Besitzerwechsel. Nun bringen die Waadtländer deutlich mehr personelle Kontinuität mit. Ein zweiter grosser Unterschied ist, dass das Auftaktspiel diesmal im Municipal stattfindet.
Yverdon immer noch bei Eckbällen stark
Yverdon war letzte Saison nach YB das zweitbeste Heimteam der Liga. Der tiefe Rasen im Stadion am Neuenburgersee ist das Gegenteil eines Kunstrasens, aber möglicherweise ähnlich spezifisch. Auch der FCZ verlor beide Auswärtspartien im Municipal und da es aufgrund des neuen Modus kein zweites Heimspiel für den FCZ gegen die Waadtländer gab, war die Bilanz der Direktbegegnungen am Ende negativ. Vor der abgelaufenen Saison hatte der FC Zürich in der ganzen Vereinsgeschichte nur ein Liga-Spiel gegen Yverdon verloren gehabt. Es war ein für den FCZ nicht mehr bedeutendes Spiel in einer Auf-/Abstiegsrunde Mitte der 90er-Jahre unter Coach Raimondo Ponte gewesen. Ausser gegen Yverdon hatte der FC Zürich ansonsten 23/24 nur noch gegen Lausanne-Sport und St. Gallen ebenfalls eine negative Bilanz. Und in den letzten fünf Saisons hat der Letzigrund-Club nur gegen YB im Schnitt weniger Punkte geholt.
Yverdon hat in der Testphase nach einem 2:1-Sieg gegen ein Team von „arbeitslosen“ Fussballprofis und einem 1:0 gegen einen der Aufstiegsfavoriten der kommenden Challenge League-Saison, Thun, im abschliessenden Vorbereitungsspiel gegen den FC Sion 1:4 verloren. Das Tor erzielte Innenverteidiger und GC-Junior Christian Marques nach einer einstudierten Eckballvariante. Es kann also vermutet werden, dass das Team von Alessandro Mangiaratti auch in der neuen Saison (wie 23/24 unter anderem mehr als einmal gegen den FCZ) wieder stark bei Eckbällen sein wird – weshalb man solche möglichst verhindern sollte. Die klare Niederlage war vor allem der Müdigkeit aufgrund der intensiven Vorbereitung geschuldet – ähnlich wie beim FCZ gegen Magdeburg.
Mit Dreierabwehr spielt Yverdon anders
Letzte Saison hat Yverdon anfänglich mit Viererabwehr gespielt, dann aber immer wieder mal zwischendurch auf Dreierabwehr gewechselt, bis man ab Anfang März mit Dreierabwehr durchgespielt hat. Auch im letzten Test gegen Sion trat das Mangiaratti-Team so auf. Spielt YS in diesem System, dann versuchen sie die Überzahl im Spielaufbau hintenheraus zu nutzen und flach hintenraus zu spielen – und dies unabhängig davon, ob der Gegner tief oder hoch steht. Der Spielaufbau gestaltet sich dann jeweils sehr variabel und die Offensivspieler sind viel in Bewegung. Tritt man hingegen mit Viererabwehr an, versucht man eher im Mittelfeld die Räume mit lauf- und kampfstarken Spielern dicht zu machen und mit Balleroberungen in dieser Zone schnelle Konterattacken zu fahren. Captain ist William Le Pogam, Wortführer auf dem Platz aber der von Servettes- Europacupbezwinger Viktoria Pilsen nun fix übernommene Mohammed Tijani. Le Pogam ist zusammen mit seinem Pendant auf der rechten Seite, Anthony Sauthier, aber trotzdem ein Schlüsselspieler. Die beiden Haudegen sind für die Aussenbahnen praktisch allein verantwortlich, sorgen für die Breite, aber auch Ruhe und Souveränität im Spiel – und haben dabei immer noch kaum interne Konkurrenz.
Zentral in der Hintermannschaft spielte bisher jeweils GC-Junior Christian Marques, der allerdings vom neu verpflichteten aber in den Testpartien noch nicht eingesetzten Jason Gnakpa Konkurrenz. Dazu kommt YB-Junior Breston Malula. Der reflexstarke Paul Bernardoni ist im Tor unbestritten. Vorne ist die Auswahl noch etwas dünn, vor allem wenn man berücksichtigt, dass Yverdon in der Regel mit drei Stürmern antritt. Aimen Mahious ist insgesamt der wichtigste Stürmer, da er sowohl offensiv wie defensiv enorm viel für die Mannschaft arbeitet. Der bissige algerische Nationalstürmer ist kaum vom Ball zu trennen. Liga-Topskorer Kevin Carlos (mit einem für einen Fussballer ausserordentlich stark definierten Oberkörper) fokussiert seine Kräfte und seinen Schnauf hingegen voll auf die vielversprechendsten Offensivaktionen bei Konterattacken und Standards. Links wird wohl Sion-Junior Mauro Rodrigues auflaufen, der manchmal aufpassen muss, dass das Spiel nicht an ihm vorbeiläuft. Hugo Komano ist wie der Neo-FCZ-ler Umeh Emmanuel ein aus der Bulgarischen Liga verpflichteter Stürmer. Der Franzose ist einsatzfreudig und kann eine gegnerische Hintermannschaft auf Trab halten.
Yverdon: Fragezeichen im Mittelfeld
Die grössten Fragezeichen bezüglich Aufstellung gibt es bei Yverdon Sport vor dem 1. Spieltag im Mittelfeld. Servette-Junior Boris Cespedes ist normalerweise Leistungsträger, spielte aber bis Anfang Juli mit Bolivien an der Copa America in den USA und kam in keinem Vorbereitungsspiel zum Einsatz. Der dynamische, aber fehlerhafte Vladan Vidakovic wird wohl mittelfristig aus Mangiarattis Überlegungen für die Startformation rausfallen, könnte aber zum Start gegen den FCZ nochmal zum Zuge kommen. Der aggressive Samba Koné sowie der quirlige Fodé Sylla kamen bloss zu einem Kurzeinsatz im letzten Test gegen Sion. Jason Gnakpa und Moussa Baradji spielten noch gar nicht im Yverdon-Dress. Der vom FC Basel ausgeliehene grossgewachsene und gleichzeitig technisch versierte GC-Junior Dion Kacuri könnte zum Saisonstart durchaus von Beginn weg auflaufen.
Der FCZ läuft seit der Stabübergabe an Ricardo Moniz entweder in einem 4-3-3 oder einem 4-4-2 mit Rhombus auf. Das Innenverteidigerduo Katic / Kryeziu scheint hinten weiterhin das Vertrauen zu geniessen. Rechts hat sich Lindrit Kamberi im Verlauf der letzten Saison ebenfalls einen Stammplatz erkämpft – allerdings trainierte er wie Bledian Krasniqi und Jonathan Okita lange mit Reha-Trainer Michael Sulzmann und kam zu keinem einzigen Testspieleinsatz. Der offensiver orientierte Doron Leidner hat links gegenüber Nemanja Tosic unter anderem den Vorteil, dass er das Kontingent der „Fussball-Ausländer“ nicht belastet. Der Argentinier wird als Alternative sowohl im Zentrum wie rechts gesehen.
Genug Alternativen: FCZ-Flügelstürmer können forciert werden
Bei einem Zweimann-Sturm würde das Duo Gouré / Bajrami Sinn machen. Die beiden haben sich in der Vorbereitung gut verstanden und sind ready für einen Startelf-Einsatz. Perea hingegen ist noch nicht so richtig in Gang gekommen. Wird mit echten Flügeln gespielt könnte sich zum Start das Duo Sabobo / Oko-Flex anbieten. Nachdem man lange fast keine echten Flügelstürmer im Kader gehabt hatte, ist die Auswahl auf dieser Position genauso wie im Sturmzentrum mittlerweile relativ gross. Dylan Munroe käme zusätzlich zu Emmanuel, Ligue, Chouiar oder Afriyie auch in Frage. Gut möglich, dass speziell in der Anfangsphase der Saison mit den Englischen Wochen die Anforderungen an die Flügelspieler viele Sprints beinhalten, im Wissen, dass viel rotiert werden kann.
Von den sechs Spielern mit den besten Werten an Minuten pro Skorerpunkt wird wohl keiner in Yverdon auflaufen. Norbu Lhakpa hat diesen Sommer als jüngerer U17-Jahrgang den Sprung in die U19 geschafft. Mahar, Vukelic und Isaiah Okafor stehen im Kader der Promotion League-Mannschaft. Die Brüder Reichmuth sind Leihkandidaten.
Die Schweizer Fussball-Meisterschaft 2023/24 ist vor zwei Wochen zu Ende gegangen. Während die Mannschaften nach der kurzen Sommer-Pause nun eine nach der anderen wieder in die lange Vorbereitung auf den Saisonstart am 20. Juli hin einsteigen, hat Züri Live mittlerweile alle 42 FCZ-Wettbewerbspartien der abgelaufenen Saison komplett im Detail durchgearbeitet und analysiert. Die Einzel-Artikel zu den letzten fünf Partien sind zwar noch nicht publiziert. Trotzdem ist alles bereit für die Saisonanalyse – als Höhepunkt der „Analyse-Saison“ auf Züri Live. Wir hoffen, dass sie unseren treuen Lesern interessante Erkenntnisse bringt und dabei auch die Bilder, Emotionen und Diskussionen rund um Spiele und deren Protagonisten nochmal aufleben lässt. Wir haben alle viel dafür investiert. Da soll auch möglichst viel davon in Erinnerung bleiben.
Nach Baisse im Vorjahr: Yanick Brecher 23/24 bester FCZ-Spieler
Die beste Durchschnittsnote der Saison 2023/24 hat Miguel Reichmuth mit 8.0 (auf einer Skala von 1-10). Dies allerdings mit nur einem einzigen Einsatz – und dies erst noch gegen den unterklassigen Partnerklub Red Star in der 1. Hauptrunde des Schweizer Cups. Bei seinem Wettbewerbs-Début für den FC Zürich wurde er am 19. August zusammen mit seinem älteren Bruder Nils in der 63. Minute für das mittlerweile nicht mehr beim FCZ aktive Duo Avdijaj / Bar eingewechselt. „Kein anderer eingesetzter Spieler überzeugte sowohl defensiv wie offensiv so wie der 19-jährige Mittelfeldspieler“ hiess es damals im Analyse-Artikelzu seinem Einsatz. Das bislang letzte seiner bisher 26 Jugend-Länderspiele bestritt der technisch beschlagene Rechtsfuss ein halbes Jahr davor mit der U20 gegen Dänemark. Der Durchbruch im Profibereich fällt ihm aber auch aufgrund Verbesserungspotential in der Defensiven Phase und bezüglich Zielstrebigkeit schwer – und damit bleibt auch der Schritt in die U21-Nati verwehrt, nachdem Reichmuth zuvor auf mehreren Stufen Stammspieler seines Jahrgangs gewesen war. Eine Leihe in die Challenge League könnte wie bei Linksfuss Nils, der zwei Jahre in Wil war, Sinn machen.
Miguel Reichmuth ist wie alle Spieler mit weniger als 500 Minuten Einsatzzeit in der Notentabelle kursiv vermerkt. Der eigentliche Saisonbeste ist somit Torhüter Yanick Brecher mit einer Durchschnittsnote von 7.1. Dies ist eine Steigerung um beinahe eine ganze Note im Vergleich zur Saison 22/23, als Brecher in der Züri Live-Bewertung nur auf Rang 13 des Kaders klassiert war. Brecher hatte speziell direkt nach seiner Vertragsverlängerung unter dem damaligen Coach Franco Foda schlecht gespielt. Seine Vorderleute liessen unter Foda kaum mehr gegnerische Torchancen zu als unter dessen Vorgänger Breitenreiter – Brecher liess aber deutlich mehr dieser gegnerischen Abschlüsse passieren. Nun konnte er sich wieder wesentlich steigern. Auch der Wechsel des Torhütertrainers schien dem FCZ-Captain nochmal einen weiteren Schub zu verleihen. Inklusive Cup 15 “Clean-Sheets“, acht Mal Züri Live-MVP (je zwei Mal gegen YB und SLO) und vier Mal Maximalnote “10“ sprechen eine deutliche Sprache.
Cheveyo Tsawa rutscht in die Rolle von Marc Hornschuh
HInter Brecher folgen als weitere Leistungsträger Bledian Krasniqi, Ifeanyi Mathew, Adrian Guerrero, Cheick Condé, Antonio Marchesano, Nikola Boranijasevic, Mirlind Kryeziu und in der Schlussphase der Saison als wichtiger Defensiv-Joker Cheveyo Tsawa. Der 17-jährige aus dem eigenen Nachwuchs hat somit in dieser Phase die Rolle von Marc Hornschuh übernommen, die vier Siege in Folge in der Schlussphase der Partien ins Ziel zu bringen: als “Staubsauger“ im Mittelfeld mit ähnlichem Engagement und Zweikampfstärke verbunden mit besserer Antrittsschnelligkeit und Technik. Bezüglich Note der 1. Halbzeit gehören Nils Reichmuth, Nevio Di Giusto und Calixte “Junior“ Ligue zu den besten des Kaders. Es kann sich also stark lohnen, junge Spieler in der Startformation laufen zu lassen. Die wie Hornschuh diesen Sommer vom FCZ scheidenden Aussenläufer Nikola Boranijasevic und Adrian Guerrero waren (auch) diese Saison vor allem offensiv top. Sie trugen wie in der Meistersaison 21/22 mit ihren Diagonalläufen, Flanken und Standards viel dazu bei, die gegnerischen Defensiven zu knacken. Torhüter Yanick Brecher ist mit Ball einer der Liga-Besten. Zentrumsspieler Ifeanyi Mathew hat seine Stärken ebenfalls vorwiegend im Offensivbereich. Boranijasevic ist genauso wie Mirlind Kryeziu ein Spieler, der in der 2. Halbzeit noch zusetzen kann, wenn andere abbauen. Dass Antonio Marchesano zusammen mit Yanick Brecher am häufigsten bester Spieler der 2. Halbzeit war, liegt hingegen eher daran, dass er bei seinen wenigen Joker-Einsätzen besonders gut spielte.
Vor allem war es offensiv aber auch die Saison von Bledian Krasniqi. Sein Wettbewerbs-Début für den FCZ gab der Tempodribbler im November 2018 gegen AEK Larnaca. Nach den zwei Leih-Saisons in Wil holte er nach seiner Rückkehr gleich die erste Trophäe. Im Meisterteam war er eine wichtige Stütze und teilte sich die Position neben Ousmane Doumbia Fifty-Fifty mit dem häufig angeschlagenen Blerim Dzemaili. In der Saison 22/23 steigerten sich seine Einsatzzeiten sowohl unter Franco Foda wie unter Bo Henriksen weiter. Er legte in seiner Entwicklung dabei einen Fokus auf die verbesserungsfähige Defensivphase. Mit dieser Basis stieg er ins Spieljahr 23/24, wo er nun seine Offensivqualitäten zum blühen brachte. Seine Skorerquote aus der Challenge League-Saison 20/21 hat er nun erstmals in der Super League bestätigt. Krasniqis ZL-Defensivnote fiel 23/24 von 7.1 auf 6.3, während er gleichzeitig die Offensivnote von 6.1 auf 7.5 steigerte. Der Aufbau stimmt. Das Ziel für 24/25 muss nun sein, die offensiven und defensiven Elemente zusammen mit Konstanz Woche für Woche auf den Platz zu bringen. Wenn man dann am Ende beim Erstellen eines “Teams der Saison“ nicht mehr an Krasniqi vorbeikommt, war sein Entwicklungsschritt erfolgreich.
Neu: Keine U19-Playoffs mehr für Kaderspieler der 1. Mannschaft
Insgesamt haben sich im Vergleich zur letzten Saison vor allem aufgrund verbesserter Offensivleistung elf Kaderspieler gesteigert, sechs sind hingegen schlechter geworden. Die grösste Steigerung gab es bei Nikola Katic (von tiefem Niveau aus), die grösste Verschlechterung bei Junior Ligue, Selmin Hodza und Donis Avdijaj. Für Ligue scheint im letzten Sommer die Kombination von Juniorenfinals nach einer langen Saison in verschiedenen Teams und danach gleich wieder einrücken zu den ausgeruhten Kollegen der 1. Mannschaft zur Saisonvorbereitung zu viel gewesen zu sein. Auch junge Spieler müssen nach einer langen Saison mal abschalten und danach gleichzeitig mit ihren Teamkollegen der 1. Mannschaft in die Vorbereitung starten können. Diesen Sommer scheint man dies beherzigt zu haben. Die zum Trainingsstart 24/25 für die 1. Mannschaft vorgesehenen Spieler wie beispielsweise Cheveyo Tsawa wurden nach Super League-Saisonende nicht auch noch in den U19-Playoffs eingesetzt. Man nahm dabei in Kauf, dass diese Spieler dem Qualifikationssieger in den Playoffs fehlten. Letzte Saison schoss das Duo Ligue / Bajrami eine insgesamt eher mässig auftretende U19 in den Playoff-Final. Der diesjährige Jahrgang trat mehrheitlich deutlich besser auf, zog aber im Viertelfinal-Rückspiel gegen den späteren Finalisten Servette einen mässigen Tag ein.
Die Spieler, welche bereits in der Saison 22/23 dabei waren, haben in der abgelaufenen Saison im Schnitt besser abgeschnitten, als die neu dazugestossenen. Im oberen Drittel befinden sich mit Cheveyo Tsawa (17) und Miguel Reichmuth nur zwei Kaderneulinge – beide aus dem eigenen Nachwuchs. Kein von aussen neu verpflichteter Spieler schaffte es in seiner ersten Saison in die Top 50% des Kaders! Auch wenn bereits seit längerer Zeit nicht nur eigene Junioren sondern auch von extern verpflichtete Spieler wie beispielsweise ein Assan Ceesay oder Aiyegun Tosin zwei oder drei Jahre Anlaufzeit benötigten, um zum Leistungsträger aufzusteigen, ist dies eine schlechte Quote. Fabio Daprelà kam angeschlagen nach Zürich und schien seine Verletzungsprobleme die ganze Saison hindurch nie richtig hinter sich lassen zu können. Dass Lugano ihn abgegeben hat, hatte ja durchaus seine Gründe. Trotzdem war seine Mentalität und Cleverness speziell während der langen Ungeschlagen-Serie zu Beginn der Saison ein wichtiges Element.
Ein Österreichischer Meister mit Leistungsdiskrepanzen
Rodrigo Conceição hatte in den ersten Partien grosse Probleme, sich an den hiesigen Fussball anzupassen. Mit der Zeit lief es etwas besser. Beim Besuch seiner Familie im Letzigrund gelang ihm aber kein guter Match. Auch die Auftritte von Armstrong Oko-Flex gestalteten sich wechselhaft. Der Ire fühlte sich am wohlsten, wenn der FCZ dominant und mit einem Dreimann-Sturm auftrat. Bei seinem Assist zu Marchesanos Last Minute-Siegtreffer in Luzern und seinem Tor in Winterthur zeigte sich seine Qualität in der Verarbeitung von aufspringenden Bällen. Der Ansatz des neuen Coaches Ricardo Moniz scheint einem Stürmer wie Oko-Flex entgegen zu kommen. Vor allem war er bisher der einzige klassische Flügelstürmer im Kader der 1. Mannschaft. Mit dem hochziehen des 15-jährigen Dylan Munroe aus dem eigenen Nachwuchs kommt nun ein zweiter hinzu.
Der vom frischgebackenen österreichischen Meister Sturm Graz geliehene Amadou Dante gehört zu den vier Spielern mit einer ungenügenden Durchschnittsnote. Die Differenz zwischen seinen Offensiv- (Note: 6.5) und Defensivleistungen (3.3) war dabei enorm. Die Art und Weise wie Dante mit seiner speziellen Fussstellung Bälle von der Seite hinter die Abwehr spielen oder im Tor versenken konnte, war aussergewöhnlich. Der Malier sorgte immer für Gefahr nach vorne, aber eben auch nach hinten. Beim in einer Dreierabwehr auftretenden Meisterteam konnte man sich mit Boranijasevic und Guerrero zwei offensiv starke und defensiv eher eingeschränkte Aussenläufer leisten. Dantes Diskrepanz diesbezüglich ist aber noch grösser als bei diesen beiden – und der FCZ agiert nun meist mit Viererabwehr. Er würde in so einer Formation fast eher als Flügelstürmer in Frage kommen. In gewisser Weise das Gegenteil von Dante war Cheick Condé, der Offensiv (1x) und Defensiv (3x) zusammengezählt weniger häufig Bester Spieler war, als in der Gesamtleistung (5x). Dies illustriert sein ausgeglichenes Profil mit gleichermassen offensiven wie defensiven Qualitäten. Unausgeglichen sind die Leistungen des Guineers aber in Bezug auf den Spielverlauf. Seine Auftritte in der 2. Halbzeit sind im Schnitt deutlich schlechter als diejenigen in den ersten 45 Minuten. In seiner ersten vollen Saison hatte Daniel Afriyie unter Bo Henriksen im Offensivzentrum seinen Stammplatz. Bei gegnerischem Ballbesitz hing er meist “wie eine Klette“ am gegnerischen Sechser und störte den Spielaufbau des Gegners effektiv. Bei eigenem Ballbesitz stiess er dann jeweils auf die Mittelstürmerposition vor, war in dieser Funktion aber weniger produktiv. Im Spiel mit Ball wirkte der Ghanaer jeweils am gefährlichsten, wenn er auf dem Rechten Flügel seine flinken Bewegungen am Ball ausspielen konnte. Unter dem Trainerduo Ural / Romano wurde Afriyie dann mit einer Jokerrolle betraut. Unter Ricardo Moniz spielte er in den letzten beiden Partien wieder von Beginn weg – nun in einem Zweimann-Sturm mit Jonathan Okita vor der Nummer 10 Antonio Marchesano.
Ukrainische Flüchtlinge als Nachwuchshoffnungen
Arad Bar stiess im Sommer nach einer äusserst erfolgreichen U21-EM in Georgien (Halbfinal) spät zum Team. In seinem ersten Test gegen Greuther Fürth in Innsbruck schlug der Israeli nach seiner Einwechslung als Linker Aussenläufer gute Flanken in den Strafraum. Seine Position im Zentrum war aber schon vergeben. Condé / Mathew / Krasniqi sollten im Lauf der Saison zum Zürcher Herzstück werden. Bar konnte nach seinem Wechsel aus der Liga Leumit (2. Liga Israel) den höheren Rhythmus nicht so schnell mitgehen und zog im Winter weiter ostwärts in ein vom Krieg erschüttertes Land, zum Aufsteiger LNZ Cherkasy. Nach Bogdan Vyunnik (April 2022 bis Februar 2023 in der 1. Mannschaft), der mittlerweile nach Österreich und dann Polen weiter gezogen ist, hat der FCZ im übrigen mit Yevheniia Bielova (Frauen U21, NLB) und Yevhen Morozov (U17 / U19 / U21) umgekehrt zwei weitere Ukrainische Flüchtlinge in der Academy. Morozov ist einer der talentiertesten Torhüter im Heerenschürli.
Donis Avdijaj wiederum wirkte zu Beginn der Saison nicht top motiviert. In Hartberg fühlt er sich hingegen weiterhin wohl – 18 Skorerpunkte in der österreichischen Bundesliga-Saison, obwohl er die ersten fünf Runden verpasst hat. Der sensationelle fünfte Platz hätte eigentlich mit der verdienten Europacup-Qualifikation belohnt werden sollen, aber im österreichischen Modus musste der David aus der Steiermark gegen den achtplatzierten Goliath FK Austria aus Wien noch in den Europacup-Playoff, der verloren ging. Joseph Sabobo aus Sambia letztlich nahm diesen Frühling bereits an seinem zweiten Blue Stars / FIFA Youth Cup auf der Buchlern im FCZ-Trikot teil – diesmal als etablierter Academy-Spieler. Der Titel des Vorjahres konnte nicht verteidigt werden, weil im Final mit RB Salzburg ein Gegner von überragender Qualität wartete. Wenig später kam Sabobo zu seinen ersten Super League-Einsätzen. In der kurzen Spielzeit gelang ihm offensiv wenig, defensiv konnte er sich als Joker hingegen jeweils gut ins Spiel kämpfen.
Fabian Gloor und Noah Leao mehr als “Lückenbüsser“?
Die letzte Transferperiode im Sommer 2023 war vor allem vom Abgang Aiyegun Tosins geprägt gewesen. Der Nigerianer brauchte lange, um auf Niveau Super League eine gewisse Souveränität im Spiel zu erlangen. im letzten Sommer war er so gut drauf wie noch nie, bereit für eine Leistungsexplosion à la Assan Ceesay, und hätte beim FCZ 23/24 vermutlich seine beste Saison gespielt. Der FC Zürich hätte ihn gut gebrauchen können. Stattdessen wechselte er als Letzter aus dem Meister-Sturmquartett (Ceesay, Kramer, Gnonto, Tosin). In der Ligue 1 muss er nun aber natürlich erst mal wieder fast bei Null beginnen. Ansonsten verliessen auch einige langsame oder wenig motiviert wirkende Spieler im letzten Sommer das Team. Die Zugänge hatten im Schnitt ein höheres Mass an Zielstrebigkeit, Mentalität und Cleverness. Die zahlenmässig geringe Anzahl Zugänge half zudem dem Teamgeist. Aus sportlicher / taktischer Sicht stechen vor allem die Aussenläufer- / Aussenverteidiger-Alternativen Conceição (auf beiden Seiten einsetzbar) und Dante ins Auge. Boranijasevic und Guerrero hatte man zuvor bei Sperren, Verletzungen oder Formschwächen kaum intern ersetzen können. Drei dieser vier Aussenspieler sind nun aber bereits wieder weg – und der vierte, Conceição, verletzt.
Mariano Gomez, der erste Neuzugang für die 1. Mannschaft in der neuen Transferperiode ist im Vergleich mit einem Nikola Katic ruhiger, spielt technisch und taktisch einen saubereren Fussball. Für die Art und Weise wie der FCZ spielen will, ist er ein passenderer Innenverteidiger. Man kann davon ausgehen, dass der FC Zürich noch einen Linksverteidiger und einen Stürmer verpflichten wird. Auf den Aussenverteidigerpositionen können sich vorerst mal Noah Leao aus der U21 und Baden-Rückkehrer Fabian Gloor zeigen. Beide werden aufgrund des aktuellen Mankos an Aussenverteidigern gebraucht. Bei Gloor könnte man sich vorstellen, dass er Ende der Transferperiode, wenn Conceiçao langsam wieder zurückkehrt, noch wechseln wird. Leao könnte je nach Personalsituation unter Umständen eine Saison mit der 1. Mannschaft bestreiten. Mittel- bis langfristig werden auf seiner Position aber eher die talentierteren Neil Volken und Sebastian Walker (und rechts Mattia Rizzo) in Frage kommen. Diese Eigengewächse müssen sich vorläufig aber erst mal noch in der Promotion League beweisen. Mittlerweile ist man im FCZ-Nachwuchs wohl auf den Flügelpositionen am besten besetzt – mit mittelfristig gleich mehreren aussichtsreichen Kandidaten für die 1. Mannschaft – aber auch in der Defensivzentrale gibt es mehrere interessante Talente.