Keep it simple – FCZ beim ersten Test gegen Dornbirn (2:1)

Erster Schneefall beim ersten Test des FC Zürich nach der „Winterpause“ 22/23. Nicht mit von der Partie sind Marchesano, Kryeziu, Hornschuh, Dzemaili, Hodza, Reichmuth, Avdijaj, Kostadinovic und De Nitti. Der Gegner im Heerenschürli ist ein österreichischer Zweitligist aus dem nahen Dornbirn mit Sportdirektor Eric Orie und Coach Thomas Janeschitz (unter Marcel Koller Co-Trainer der Österreichischen Nationalmannschaft und des FC Basel). Bei Dornbirn wird auf dem Platz Schweizerdeutsch gesprochen. Beim FCZ Englisch. Der FCZ hat in der Vergangenheit immer gerne gegen vorarlbergische Zweitligisten getestet, vor allem Austria Lustenau (heute ein Erstligist). Seit den Ligavergrösserungen hat das Niveau der zweithöchsten Liga in Österreich allerdings deutlich abgenommen und das merkte man auch bei diesem Test.

Angriffsauslösung: einfach und vorhersehbar

Trotzdem hatte der FC Zürich Mühe mit dem Gegner. Das lag in erster Linie daran, dass Dornbirn sichtlich motivierter war, in diesem Test auch ein gutes Resultat zu holen. Nach wenigen Trainingstagen überwiegen beim FCZ im Vergleich zu vor der Winterpause die Konstanten. Bo Henriksen lässt seine Mannschaft weiterhin einen ähnlichen Fussball wie Vorgänger Foda spielen. Dazu gehört Ballbesitz und kontrollierter Spielaufbau mit punktuellen Tempoverschärfungen. Schnelles Umschaltspiel sah man nicht. Als „Breitenreiter-Element“ erkennbar war hingegen der Trend zu einer gewissen Einfachheit und Vorhersehbarkeit im Aufbauspiel. Mit der Idee: der Gegner weiss genau, was wir machen, aber wir machen es so gut, dass er es trotzdem nicht verteidigen kann. Man eruiert dabei einzelne hervorstechende Qualitäten von einzelnen Spielern und versucht diese repetitiv wieder und wieder auszunutzen.

Letzte Saison war das zum Beispiel die Aktion Steilpass Marchesano auf Ceesay, der mit dem richtigen Timing hinter die Abwehr in die Tiefe läuft. Gegen Dornbirn hatte der FCZ zwei Standard-Angriffsvarianten – eine für die Erste Halbzeit, die andere für die Zweite. In der Ersten Halbzeit wurde jeweils Linksfuss Selnaes am rechten Flügel angespielt und dieser schlug von dort eine Richtung Tor gezogene Flanke. In der Zweiten Halbzeit wurde Jonathan Okita auf der linken Seite angespielt. Dieser ging ins Eins-gegen-Eins gegen immer denselben Gegenspieler. Unterschiedlich war nur der Zeitpunkt in welchem Okita in die Mitte zieht – und ob er für einen Mitspieler ablegt oder (erfolglos) selber schiesst. Die Repetition immer gleicher Angriffszüge in einem Testspiel muss allerdings nicht zwingend darauf hindeuten, dass man es dann in der Meisterschaft ebenso macht – es kann auch eine in ein Testspiel integrierte Form von Training sein.

Geändertes Aufbauspiel in der 2. Halbzeit

Die taktische Formation war das übliche 3-3-2-2. In der Ersten Halbzeit tauschten die Achter mit den Aussenläufern jeweils die Position, sobald sie in die Angriffszone kamen: der Achter (Selnaes, Seiler) bewegte sich auf den Flügel, der Aussenläufer (Boranijasevic, Guerrero) zog nach innen. Dies ist nicht eine neue Angriffsform. Neu war aber, dass man es bei jedem Angriff so machte – mit Ausnahme ausgerechnet desjenigen, der zum 1:0-Führungstreffer führte. Da blieb Selnaes ausnahmsweise zentral und Boranijasevic lief über aussen durch und spielte mit seinem starken Rechten Fuss von rechts hinter die Abwehr, wo Okita freistehend einschieben konnte.

In der Zweiten Halbzeit wechselte Selnaes von der rechten Achter- auf die Sechserposition und Okita vom Sturm auf die linke Aussenbahn. Ob der 26-jährige auf dieser Position auch defensiv seine Aufgabe zufriedenstellend erledigen könnte, konnte gegen einen Gegner wie Dornbirn nicht getestet werden. Tosin musste im Verlauf der Ersten Halbzeit angeschlagen den Platz verlassen und wurde frühzeitig durch Bohdan Vyunnik ersetzt. Der Ukrainer gefällt wie gehabt durch Engagement und Laufbereitschaft – ebenso fehlt ihm weiterhin häufig noch etwas die Ruhe und das richtige Timing vor dem gegnerischen Gehäuse. Sein 2:1-Siegtreffer entstand eher zufällig als Santini am Ball ausrutschte und dieser so überraschend zu Vyunnik sprang.

Dreierabwehr noch eingerostet beim ersten Test

Santini selbst hat weiterhin grosse Mühe überhaupt ins Spiel zu finden. Fabian Rohner gelang auf der Rechten Seite in der Zweiten Halbzeit mit Ausnahme einer tollen Flanke ebenfalls wenig. Er sollte wie Okita über aussen selbst bis auf Strafraumhöhe vorstossen, was ihm selten gelang. Im Gegensatz zum ersten Durchgang wurde also nach der Pause der Positionstausch zwischen Achter und Aussenläufer nicht mehr vorgenommen: Seiler und Krasniqi versuchten sich durch die Mitte mit Tempodribblings durchzusetzen, was sie recht gut machten. Seiler lässt in der Rückwärtsbewegung aber weiterhin dem Gegner häufig zu viel Raum.

Noch grössere Probleme in der Rückwärtsbewegung hatte die Dreierabwehrkette der Ersten Halbzeit Kamberi – Katic – Sauter. Sie war für den Gegner extrem einfach mit einem langen Ball zu überwinden und stellte sich in den Zweikämpfen auch nicht geschickt an, so dass Dornbirn in den ersten 45 Minuten ohne viel vom Spiel zu haben zu einem Chancenplus kam. Auch das einzige Gegentor entstand aus einer Situation, wo sich die Dreierabwehr im Spielaufbau unnötig in Nöte brachte, worauf der in die Mitte zum Helfen geeilte Boranijasevic in Bedrängnis einen Rückpass spielte, der im eigenen Tor landete, weil Yannick Brecher nicht darauf gefasst war. Omeragic – Mets – Aliti in der Zweiten Halbzeit wirkten etwas sicherer.

Super League ist keine Reha-Klinik: FCZ nach 14 Spielen unter Franco Foda

Der Liga-Saisonstart 22/23 des FCZ ist schlechter als in der Abstiegssaison 15/16. Damals hatte man nach sieben Runden fünf Punkte auf dem Konto, diesmal nur zwei – und noch keinen einzigen Sieg. Die Tabellensituation ist dramatisch. Man erinnere sich daran, wie viel Effort und herausragende Leistungen Luzern letzte Saison gebraucht hat, um es in dieser ausgeglichenen Liga zumindest noch auf den 9. Platz zu schaffen. Sitzt man mal so tief im Loch, kommt man selbst mit „ordentlichen Leistungen“ nirgendwo mehr hin. Denn die Konkurrenten punkten ebenfalls regelmässig.

Nach Expected Goals erst eine Niederlage in 14 Spielen

Allerdings: gemessen an den Expected Goals müsste der FC Zürich eigentlich zehn Punkte auf dem Konto haben! Die Expected Goals widerspiegeln die Leistung einer Mannschaft besser. Das Stimmungsbild wird aber natürlich von den tatsächlichen Resultaten geprägt. Die beiden Heimspiele zuletzt gegen Basel und Lugano hätten gemessen an den Torchancen jeweils mit einem 2:1-Sieg enden müssen. Und man wäre in der Champions League-Qualifikation mindestens eine Runde weitergekommen. Nur ein einziges von 14 Spielen hat der FC Zürich bisher nach Expected Goals verloren. Dies war das Heimspiel gegen Sion. Und selbst in dieser Partie war man eine Stunde klar überlegen und der Gegner hatte bis zur 56. Minute keine nennenswerte Torchance. Unterlegen war man nie, häufig das bessere Team. Im Gegensatz zu letzter Saison fehlt es vor allem an der Abschlusseffizienz. Und weil man im Verlaufe einer 2. Halbzeit aufgrund des fehlenden Torerfolges zunehmend Risiken eingeht, kassiert man weitere Gegentreffer.

FCZ Expected Goals und Goals Saisonstart 22/23

Ganz anders sieht es beispielsweise beim Stadtrivalen aus, der vor dem Derby gegen Winterthur neun statt nach Expected Goals nur drei Punkte auf dem Konto hat – und dann auch dieses dank grosser Effizienz gewinnt. GC hat diese Saison noch kein Liga-Spiel nach Erwarteten Toren gewonnen, aber trotzdem in den beiden Heimpartien gegen Lugano und St. Gallen jeweils Siege eingefahren – und auswärts ausser in Genf jeweils einen Punkt. GC war im Gegensatz zum Rest der Liga diesen Sommer auf dem Transfermarkt zurückhaltend bis fast schon inexistent. Auf dem Platz ist allerdings bis jetzt ein Realismus ersichtlich, der zumindest teilweise an den FCZ der letzten Saison erinnert. Ob das von aussen eher zerbrechlich wirkende Teamgefüge (geringe Kadertiefe, einige launische Spieler) aber wirklich halten wird, muss sich erst noch zeigen.

GC Expected Goals und Goals Saisonstart 22/23

Auch in der dritten Saison: mit Dzemaili weniger Punkte

Stichwort Transfersommer: es wurden an dieser Stelle in den letzten Wochen schon mehrmals die Vor- und Nachteile der FCZ-Tranferstrategie vor allem in Bezug auf die Personalen Selnaes und Santini erörtert. Beides sind Spieler mit gehobenen technischen Qualitäten, bei denen aber nach einem Jahr in Saudi-Arabien im Alter von 33 Jahren (Santini) beziehungsweise dreieinhalb (!) Jahren in China (Selnaes) unsicher ist, ob sie es nochmal auf das Niveau des Super League-Rhythmus schaffen, und wenn ja, wie lange das dauert. Erfahrene Verpflichtungen müssten eigentlich sofort helfen können. Der FCZ gibt stattdessen diesen Spielern die Plattform, um sich wieder an den europäischen Rhythmus heranzutasten. Früher hat man eine solche Plattform vielversprechenden jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs gegeben.

Aktueller Stand: Santini ist immer noch weit entfernt von der in dieser Liga geforderten Spritzigkeit. Bei Selnaes könnte man sich hingegen vorstellen, dass er gegen Ende der Vorrunde (die im neuen Jahr startet) der Mannschaft langsam, aber sicher auch unter dem Strich helfen kann. Aber nur dann, wenn er nicht wie gegen Lugano mit Dzemaili gleichzeitig auf dem Platz steht. Die beiden sehr ähnlichen Spieler sind in den Zweikämpfen und in der Rückwärtsbewegung viel zu schwach für diese Liga. Man gibt im Spiel ohne Ball dem Gegner das Zentrum preis. Als gegen Lugano Condé für Dzemaili reinkam, stieg die Stabilität merklich. Dzemaili hat sowieso eine schlechte Bilanz. Wenn die FCZ-Legende auf dem Platz steht, holt die Mannschaft weniger Punkte. Das war in der Saison seiner Rückkehr 20/21 so, im Meisterjahr 21/22 ebenfalls, und es gilt genauso wieder für die aktuelle Saison 22/23.

Becir Omeragic defensiv haarsträubend

Auch der 36-jährige Dzemaili gehört zu den Spielern, die man nach einer seiner zahlreichen kleineren Verletzungen immer wieder „aufpäppeln“ muss. Genauso wie der schon seit Jahren fragile 16 Jahre jüngere Becir Omeragic, der defensiv in der Liga zur Zeit einfach nur schlecht spielt. Bis und mit dem Cupspiel in Cham hat er eine Defensivdurchschnittsnote von gerade mal 4,0. Selbst wenn man sich einzig auf die Gegentore in seinen bisherigen drei Liga-Einsätzen fokussiert, ist die Bilanz haarsträubend. In St. Gallen ist der Genfer mit zu zögerlichem Verhalten an beiden Gegentreffern wesentlich mitbeteiligt. Gegen Sion verursacht er das wegweisende erste Gegentor mit einem Ballverlust in der eigenen Hälfte und trottet beim dritten Gegentreffer wie ein “Baditschütteler“ in der Gegend herum, lässt die Walliser gewähren. Gegen Lugano schliesslich ist er erneut der Hauptverursacher des wegweisenden ersten Gegentreffers. Er vergisst, die Aussenseite zuzumachen und verliert (ohne Ball) das entscheidende Laufduell gegen Haile-Selassie (mit Ball) klar und deutlich. Bei der Entscheidung zum 1:2 wiederum versteckt er sich gedankenverloren hinter Mitspieler Boranijasevic und lässt seine zwei Verteidigerkollegen Kryeziu und Aliti im Strafraum gegen drei Luganesi in Unterzahl alleine zurück. Dass Omeragic in der aktuellen Saison einen über dem Durchschnitt liegenden Punkteschnitt hat (siehe Grafik oben), liegt in erster Linie daran, dass er in seinen wenigen Einsätzen in der noch jungen Saison überproportional in Cup und Europacup eingesetzt worden ist. Die drei Liga-Spiele mit ihm gingen allesamt verloren.

Dann Willy Gnonto: zwar bemüht, aber völlig ausser Form und scheinbar mit dem Kopf nicht 100% bei der Sache, erhielt in den letzten Wochen sehr viel Spielzeit – und Chancen. Die Mannschaft ist nicht stark genug, um so viele prominente Spieler auf der Suche nach ihrer Form (Selnaes, Santini, Dzemaili, Omeragic, Gnonto) mitschleppen und deren viele Unzulänglichkeiten kompensieren zu können. Keine Super League-Mannschaft könnte das. Letzte Saison war einzig Dzemaili so ein Fall. Er kam dabei aber nur in etwa der Hälfte der Spiele von Beginn weg zum Einsatz und hatte mit dem Jubiläumsspiel gegen Sion und dem Meisterspiel in Basel immerhin zwei Highlights dabei, wo er der Mannschaft wirklich helfen konnte. Nach Mannschaftsteilen betrachtet enttäuschten bisher die gelernten Stürmer im Kader (mit Ausnahme von Vyunnik) am meisten. Den Glauben an die eigenen Stürmer nicht zu verlieren, ist für dieses Team jetzt einer der wichtigsten Faktoren.

Super League ist keine Reha-Klinik

Von den anderen neuen Spielern im Team sind Bohdan Vyunnik und Cheick Condé eine klare Verstärkung. Donis Avdijaj und Jonathan Okita erinnern manchmal etwas an launische Ex-Spieler wie Kololli oder Mahi, die die Mannschaft nicht wirklich weiter brachten. Allerdings arbeiten Avdijaj und Okita defensiv mehr für die Mannschaft und haben insgesamt eine höhere Qualität. Gerade Okitas Potential ist gross, wenn er mal “ins Rollen kommt“ und noch etwas zielgerichteter agiert. Die neuste Neuverpflichtung Nikola Katic ist der Typ des grossgewachsenen, etwas ungelenken und im Antritt mit Problemen kämpfenden Innenverteidigers. Vorletzte Saison verpasste der Kroate aufgrund eines Kreuzbandrisses komplett. Der FCZ baut wohl darauf, dass er nach dem Wiederaufbau letzte Saison bei Hajduk in der Kroatischen Liga zum jetzigen Zeitpunkt wieder zurück in seine Verfassung vor der Verletzung kommen könnte. Und wenn man sich vorstellt, wie sich bei Standards das Trio Kryeziu / Mets / Katic gemeinsam in die gefährliche Zone begiebt, könnte das bei einigen Super League-Gegnern für Unruhe sorgen.

Das Trainerteam um Franco Foda muss nun dringend notwendige personelle Entscheidungen treffen. Die Super League ist keine Reha-Klinik. Von den Spielern, die Mühe mit dem Rhythmus haben, darf allerhöchstens einer gleichzeitig auf dem Platz stehen. Entscheidet man sich beispielsweise für Selnaes, dann müssen Omeragic, Dzemaili und Santini draussen bleiben. Und Katic sollte man nur einsetzen, wenn er sofort helfen kann. Noch einen Spieler, der erst aufgebaut werden muss, kann sich der FCZ nicht leisten. Die Grösse des Kaders ist grundsätzlich gut. Angesichts der Liste von „Fragezeichen“ im Team muss man aber sicherlich auch ein Auge auf die Optionen aus der U21 (Hodza, Janko, Reichmuth, Bajrami,…) haben.

Auf dem Weg zu einer neuen Team-Identität

Letzte Saison stellte sich in unserer Liga-Analyse heraus, dass Konstanz ein Erfolgsfaktor ist. In erster Linie im personellen Bereich, in zweiter Linie bezüglich Spielweise und in dritter Linie beim Spielsystem. Dies scheint sich in der aktuellen Saison weiter zu bestätigen. Sion beispielsweise tritt personell und taktisch deutlich konstanter als letzte Saison an, und spielt dementsprechend erfolgreicher. Der FCZ ist bezüglich aller drei Faktoren unkonstanter – mit dementsprechend deutlich schlechteren Resultaten. Wie letzte Saison eine Stammformation zu haben, würde dem FCZ grundsätzlich gut tun. Wie sehr dies aufgrund des Dreitage-Rhythmus tatsächlich sinnvoll und möglich ist, ist schwierig zu beurteilen, wenn man das Innenleben des Teams nicht im Detail kennt. Trainer von Teams, die in der gleichen Situation wie der FCZ sind, rotieren in der Regel ja ebenfalls relativ viel.

Bezüglich Spielsystem hat sich in den letzten Wochen eine gewisse Formation herausgebildet. In der Grundformation ein 3-4-1-2 wie letzte Saison, welches aber in vielen Spielsituationen gegen und auch mit dem Ball zu einem 3-4-3 wird – speziell wenn nicht hoch gepresst wird und mehr Breite erforderlich ist. Man praktiziert nicht mehr eine Manndeckung auf dem ganzen Platz wie unter Breitenreiter. Die Raumdeckung kann im negativen Fall dazu führen, dass die Mannschaft zu passiv wird. Breitenreiters Manndeckung hatte auch den Effekt, dass sie einige latent etwas lethargisch veranlagte Spieler dazu zwang, jede Zehntelssekunde des Spiels aufmerksam zu sein. Zuletzt war in den Details aber auch eine Entwicklung erkennbar. So sind neuerdings in Ballbesitz die drei Spieler in der vordersten Reihe mit Diagonalläufen viel in Bewegung. Tosin, Avdijaj, Vyunnik, Krasniqi, Marchesano, Okita und Co. tauchen mal zentral und dann wieder auf dem Flügel auf und machen dem Gegner Probleme, weil sich dessen Abwehrspieler ständig auf neue Situationen und Gegenspieler einstellen müssen.

Wechsel während dem Spiel – manchmal ist weniger mehr

In Sachen Höhe des Pressings agiert man je nach Gegner unterschiedlich. Manchmal zieht man sich zurück, manchmal greift man hoch an. In der Meistersaison war man sehr tief stehend gestartet, und versuchte dann im Laufe der Rückrunde zunehmend ins Pressing zu gehen. Die taktischen Wechsel während des Spiels unter Foda sind manchmal nützlich, manchmal aber auch kontraproduktiv – wie zuletzt die Umstellung auf Viererabwehr mit der Einwechslung Santini für Guerrero in der Schlussphase gegen Lugano. Der Wechsel brachte vor allem Fodas eigenes Team durcheinander und hatte einen wichtigen Anteil an der Niederlage. Schon zum Auftakt in Bern hatte Foda mit zu offensiven Wechseln die Balance im Team entscheidend gestört, was YB sofort ausnutzte. Auch bezüglich Spielweise und System tut Foda gut daran, die Identität des Teams noch mehr zu schärfen. Flexibilität ist gut, aber nur, wenn darunter ein Fundament vorhanden ist. Schritte in diese Richtung sind zuletzt getan worden, aber es ist noch nicht genug.

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Konstanz als Erfolgsfaktor in der Super League – Halbzeitanalyse, Teil 9

Kybunpark weckt die Offensivgeister / FCZ – Heart of Midlothian in der Züri Live-Analyse

Der Kybunpark weckt ganz offensichtlich den Offensivgeist beim FCZ! Gegen den FC St. Gallen und Heart of Midlothian kommt das Foda-Team auf die grösste Anzahl Abschlüsse der bisherigen Saison (21 und 17). Die Offensivleistung insgesamt war mit einer Durchschnittsnote von 7,4 sogar die beste, noch vor dem Auswärtsspiel in Baku! Der Wert von 2,61 Expected Goals ist der beste seit dem 2:1-Auswärtssieg in Bern am 19. März. Für die Musik im Spiel nach vorne sorgte in erster Linie das Duo Infernale Guerrero / Marchesano. Der Auftritt der beiden erinnerte an letzte Saison. Marchesano war zudem erneut einer der defensiv besten Spieler und in der 1. Halbzeit zusammen mit Guerrero der Beste. Dies war er bereits in den beiden Partien gegen Linfield gewesen – Gegner aus dem Vereinigten Königreich scheinen ihm zu liegen.

Selnaes und Omeragic defensiv erneut schlecht

Im Vergleich zum Winterthur-Spiel kamen deutlich mehr lange Bälle beim Mitspieler an – zwei Drittel statt nur ein Drittel. Dies vor allem auch darum, weil Bohdan Vyunnik von Anfang an auf dem Platz stand. Hearts bot dem FCZ auch deutlich mehr Raum im Spiel nach vorne, als das kompakt in einer gesicherten Defensive lauernde Winterthur. Die Durchschnittsnote der Spieler ist mit 6,6 die bisher beste der Saison – knapp vor den Heimspielen gegen Qarabag und Linfield (je 6,5). Der FCZ zeigte sich also bisher in den Europacup-Heimspielen von seiner besten Seite. Der Sieg ist verdient und am Ende gar noch um ein Tor zu niedrig ausgefallen. Es war wieder etwas die Emotionalität zu spüren, welche den FCZ letzte Saison stark gemacht hat – speziell nach dem Penaltytor der Schotten.

Versursacht wurde der Gegentreffer durch zwei individuelle Fehler hintereinander von Ole Selnaes. Der Norweger agierte zudem in einer ganzen Reihe weiterer Szenen defensiv unbedarft und zu wenig handlungsschnell. Fast alle Szenen, in denen die Schotten (im Ansatz) gefährlich wurden, gingen auf Fehler von Selnaes zurück. Das Gleiche gilt für Becir Omeragic, der bereits gegen St. Gallen im Kybunpark schlecht gespielt hatte. Diese zwei Spieler befinden sich weiterhin im Aufbau und werden vom Team zur Zeit „mitgeschleppt“. Endlich wieder einmal einen erfreulichen Auftritt zu sehen gab es hingegen von Wilfried Gnonto. In der 71. Minute eingewechselt, spielte der Italiener, als habe er seine miserable Form zu Hause vergessen mitzunehmen. Avdijaj trat hingegen wie schon in Winterthur auch gegen seinen Ex-Klub mit einer seltsamen Zurückhaltung auf.

Link zum FCZ – Hearts Telegramm



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