Muheims erste und Chiumientos letzte Chance – Sieg gegen St.Pauli im Polo Club

Im dritten Testspiel der Wintervorbereitung gegen den FC St.Pauli kam der FCZ zum zweiten Sieg (2:0) und war weitgehend die überlegene Mannschaft, welche sich auch eine Vielzahl von Torchancen erarbeiten konnte.

St.Pauli trat mit einer Mischung aus Stammspielern und Ergänzungsspielern an – alle mindestens 20 Jahre alt und mit Ausnahme des Südkoreaners Park auch allesamt diese Saison in der 2.Bundesliga eingesetzt. Dort liegen die Hamburger zur Zeit allerdings auf dem letzten Platz. Auf jeden Fall war es für den FCZ ein deutlich schwächerer Gegner, als Dynamo Dresden. Die Begegnung gegen den FCZ war für St.Pauli der 1.Teil des letzten Trainingslagertages in Sotogrande, welches der mit seinem Aussenseiterimage viel Merchandising verkaufende Klub ausgerechnet im mondänen Ayala Polo Club absolvierte.

Klare Unterschiede gab es natürlich im Coaching während dem Spiel. Da Uli Forte und Sandro Chieffo mit konkreten Anweisungen/Korrekturen, aber auch Lob für gelungene Aktionen – dort Ewald Lienen scheinbar ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs. Die eingeübten Automatismen offensiv und im Spiel gegen den Ball waren beim FCZ ersichtlich – seit den letzten Wochen der Vorrunde hat die zuvor sehr gute Effizienz vor dem gegnerischen Tor aber nachgelassen, und ist noch nicht zurückgekommen.

In der Einzelbewertung bestätigten sich die Tendenzen aus dem Dresden-Spiel. Fabian Rohner und Kevin Rüegg finden sich nahtlos ins Team ein, und sind nicht nur «junges Beigemüse», sondern ernsthafte Konkurrenten um die Stammplätze. Der ein Jahr jüngere Izer Aliu hingegen muss sich erst noch an den höheren Rhythmus gewöhnen. Für Miro Muheim ist die Probe als Linksverteidiger eine Chance, denn auf seinen angestammten Offensivpositionen hätte es der Zürcher aufgrund seiner im Vergleich beispielsweise zum gleichaltrigen Fabian Rohner immer noch ziemlich reduzierten Handlungs- und Reaktionsschnelligkeit nicht einfach, sich als Profi durchzusetzen. Dank seinem starken linken Fuss und dem taktisch guten Zweikampfverhalten hat Muheim als Linksverteidiger hingegen eine Chance.

Beim Thema Handlungsschnelligkeit noch grössere Sorgen macht aber Davide Chiumiento. Das reicht so auch für die Challenge League nicht mehr! Bis sich der Ostschweizer überlegt hat, was er mit dem Ball tun will, ist der Gegenspieler schon längst da. Der letzte Strohhalm in solchen Situationen ist dann jeweils der Versuch, einen Freistoss herauszuholen, was ab und zu gelingt – meist aber im Ballverlust endet. Nicht gross diskutiert werden muss die grosse Wirkung auf die Mannschaft und den Spielverlauf, wenn im Tor ein Andris Vanins steht. Bei seinem ersten Testspieleinsatz des Winters strahlte der Lette die gewohnte Ruhe und Sicherheit aus.

Im Vergleich zum Sommer, wo Uli Forte die jungen Spieler wie Baumann, Sadrijaj, Stettler, Janjicic und Koné stark forcierte, erhalten nun alle fitten Spieler gleich viel Spielzeit. Weiterhin ohne Einsatz bleiben die beiden angeschlagenen zentralen Mittelfeldspieler Burim Kukeli und Sangoné Sarr, welche gegen Dresden während des Spiels am Rande des Spielfelds ihr Programm absolvierten. Antonio Marchesano wurde deshalb auch gegen St.Pauli wieder auf deren Position eingesetzt – diesmal als einziger Spieler gar mehr als eine Halbzeit. Der Tessiner fiel positiv auf, weil er diese Rolle wie schon gegen Dresden sichtlich ernst nahm, und auch in die Zweikämpfe ging. Trotzdem ist der 26-jährige nach der Rückkehr von Kukeli und Sarr und angesichts der Schwäche von Chiumiento sicherlich auch in der Rückrunde in der Regel wieder eher in der vordersten Reihe zu erwarten, zumal er im Forechecking Fortschritte gemacht hat.

FC Zürich – St.Pauli 2:0 (1:0)

Tore: 32. Buff (Penalty, Koné) 1:0, 92. Rodriguez (Winter) 2:0.

FCZ: Vanins; Stettler (46. Brunner), Nef (46. Kecojevic), Bangura (46. Alesevic), Voser (46. Muheim); Rohner (46. Winter), Marchesano (72. Rüegg), Yapi (46. Aliu), Schönbächler (46. Rodriguez); Koné (46. Cavusevic), Buff (46. Chiumiento).

Nef und Forte führen FCZ über Ziellinie der 1.Saisonetappe: FCW – FCZ Tore, Stats & Spielinfos

1612-fcw-fcz-match-performanceDer FC Winterthur lieferte wie bisher viele andere Ligagegner auch gegen den FCZ die bisher beste Heimspielleistung der Saison ab. Es brauchte ein beherztes Eingreifen von Trainer Uli Forte von der Seitenlinie mit einer taktischen Umstellung auf die zuletzt meist praktizierte Dreierabwehrkette bereits nach 10 Minuten, damit  der Gast aus Zürich im Nebelmeer zwischen den sieben Winterthurer Hügeln die Partie besser in den Griff bekam. Die Limmatstädter kämpften mit der negativen Formkurve einiger seiner Akteure. Gegensteuer konnten dabei vor allem die kampfstarken Adrian Winter und Alain Nef geben.

1612-fcw-fcz-match-statsFCZ-Toptorschütze Winter war wie schon bei der Saisoneröffnung gegen WINTERthur im Letzigrund an beiden Treffern zum 2:0 entscheidend beteiligt. Sein gut ge-time-ter Ball aus dem Mittelfeld heraus für Rodriguez hinter die Abwehr beim 2:0 verdient dabei spezielle Erwähnung. Vor allem Vize-Captain Nef aber war es, der in den letzten Wochen vor der WINTERpause den abbauenden FCZ über die Ziellinie der Ersten Saisonetappe rettete. In drei der vier letzten Partien war der  Zürcher der Züri Live-Most Valuable Player. Gegen Winterthur übernahm Nef mit seinem typischen Durchsetzungswillen nach einiger Zeit im 1.Durchgang vom überforderten Bangura die Bewachung des zuvor gefährlichsten Winterthurers und Ex-FCZ-ler Silvio. Der Brasilianer hatte ab diesem Zeitpunkt so gut wie keine Bewegungsfreiheit mehr.

Der dritte im Bunde mit Note „9“ war gegen Winterthur (nach dem Heimspiel gegen Villarreal zum zweiten Mal diese Saison) Andris Vanins, von dem unter anderem beim Stande von 1:0 gegen den aus kurzer Distanz abschliessenden Luka Sliskovic eine starke Doppelparade notwendig war. Einiges an Licht, aber noch mehr Schatten war bei Marco Schönbächler zu sehen, über den viel lief. Wie so häufig in den letzten Partien schwankte Schönbi zwischen Nonchalance und aggressiver Übermotiviertheit, und fand die richtige Mischung in Bezug auf den mentalen Fokus nicht, auch wenn auf der positiven Seite die Gelb-Rote Karte gegen Guillaume Katz im wesentlichen durch die Antrittsschnelligkeit der Zürcher Nummer 27 zustande kam.

Armando Sadiku ist immer noch relativ weit von seiner besten Verfassung entfernt, konnte sich aber diesmal im Vergleich mit seinen zuletzt wenig erbaulichen Einsätzen steigern, weil er sich viel mehr in den Dienst der Mannschaft stellte, und war vor allem in der Chancenvorbereitung so produktiv wie bisher noch nie seit dem Saisonauftakt gegen denselben Gegner. Ebenfalls eine Steigerung war zum Vorrundenabschluss bei Sangoné Sarr zu konstatieren. Der Senegalese war diesmal viel stärker aufs Wesentliche und die einfachen Dinge fokussiert, als zuletzt üblich.

 

Statistik der Woche: Roberto Rodriguez an 41% der Tore beteiligt

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23 Wettbewerbspartien hat der FCZ in dieser Saison bisher bestritten. Andris Vanins, Ivan Kecojevic und Adrian Winter waren bisher in allen Begegnungen dabei – Vanins und Kecojevic über die vollen 2’070 Minuten. Adrian Winter hat über alle drei Wettbewerbe hinweg 15 Skorerpunkte erzielt und liegt zur Zeit an der Spitze der internen Wertung. 29% der Zürcher Tore hat Winter selbst erzielt oder den letzten Pass beigesteuert. Das Quartett Winter, Marchesano, Cavusevic und Buff ist für die Hälfte aller bisherigen FCZ-Skorerpunkte verantwortlich.

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Viele Trainer sind der Meinung: die wichtigste Aktion zur Erzielung eines Tores ist die Spieleröffnung, der erste Pass. Manchmal ist es auch der zweite oder dritte Pass, welcher die grosse Differenz ausmacht, und dem Assistgeber sowie dem Torschützen die Aufgabe deutlich einfacher macht. Roberto Rodriguez spielte bisher insgesamt 11 Mal einen dieser Pässe vor dem letzten Pass, von Züri Live „Pre-Assists“ genannt, die dann zu einem Tor führten. Er hatte damit bei insgesamt 41% der Zürcher Treffer seine Füsse im Spiel. Auch Adrian Winter und Oliver Buff waren an mehr als einem Drittel der Tore in der Entstehung oder dem Vollzug beteiligt.

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10 Zürcher Spieler sind in dieser Saison nach Einsatzminuten gemessen mehr als ein Mal pro Match an einem erzielten Tor beteiligt. Die noch wenig eingesetzten Chiumiento und Kempter sind in den Top 4. Von den regelmässig spielenden Akteuren ist Antonio Marchesano mit einer Torbeteiligung alle 47 Minuten am besten klassiert – vor Marco Schönbächler mit 53 Minuten. Marchesano und Oliver Buff haben im Schnitt mehr als eine Torbeteiligung pro Einsatz.

„Jetzt rede ich schon wie ein Fan“ / FCZ – Villarreal Stats & Spielinfos

Züri Live Co-Kommentator Arno Del Curto hat Respekt vor der Leistung des Challenge League-isten gegen den Vierten der besten Liga der Welt: „sie spielen schnell, aber gegen Villarreal muss man noch schneller spielen. Man muss probieren, wie Barcelona zu agieren.“ Die vom Zürcher Hans Gamper gegründeten Katalanen nimmt Del Curto auch häufig als Beispiel für spielerische Perfektion für seine Eishockeyaner.

Insgesamt war es aber eine eher mässige Leistung des FCZ verglichen mit den anderen Auftritten dieser Vorrunde. Gegen ein alles andere als sattelfest auftretendes Villarreal war das Zürcher Spiel geprägt von Ungenauigkeiten und fehlendem Esprit. Auf das 1:1 kann man sich diesmal nichts einbilden, denn nur Torhüter Vanins und ein an diesem Tag ebenfalls neben den Schuhen stehender Gegner verhinderten eine klare Heimniederlage. Ebenfalls positiv erwähnen muss man Moussa Koné, der vorne sowohl offensiv wie defensiv ein Reisser sondergleichen war, und schlussendlich auch den für die Qualifikation vielleicht entscheidenden Penalty herausholte. Dazu zeigte auch Ivan Kecojevic wie fast immer seit Mitte Mai eine hervorragende Leistung. Die Durchschnittsnote der eingesetzten Spieler (5,8) liegt denn auch nur auf dem 18.Platz von bisher 23 Wettbewerbsspielen, gleichauf mit dem Auswärtsspiel in Schaffhausen und dem Heimspiel gegen Wohlen, und besser nur als die Partien in La Chaux-de-Fonds, und zu Hause gegen Le Mont und Steaua.

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Letztendlich passte wohl auch die Taktik nicht zum vom Team selbst formulierten Ziel, die Heimspiele gewinnen zu wollen, egal in welchem Wettbewerb. Deshalb waren die Spieler nach der Partie auch enttäuscht. Voser schien von seiner in Genf erlittenen Verletzung noch handicapiert, Sarr hatte erneut zu viele Stockfehler aufzuweisen, und Schönbächler zeigte einmal mehr, dass er noch nicht so weit ist, um Winter und Rodriguez ernsthaft Konkurrenz zu machen. Von den Einwechselspielern war Rodriguez ein echter Gewinn. Winter wirkte hingegen diesmal etwas überhastet und übermotiviert. Und Sadiku war ein Ärgernis mit seinem Verschleppen von schnellen Angriffen und seinem kindischen Verhalten vor dem Elfmeter. Bei seinem Kurzeinsatz in Genf war der Stürmer schon nach fünf Minuten platt gewesen, genoss danach aber trotzdem das Bad in der Menge der zahlreich anwesenden Genfer Albaner-Community. Ob er in dieser mentalen und körperlichen Verfassung dem FCZ bis zum Ende der Vorrunde wirklich noch wesentlich wird helfen können, ist zumindest fraglich.

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FCZ – Villarreal 1:1 / Highlights mit Arno Del Curto / Interview mit Uli Forte

Nach vier hervorragenden Leistungen spielt der FCZ in der Europa League erstmals unter seinen Möglichkeiten, aber trotzdem gegen den Spanischen Meisterschaftsvierten Villarreal zu Hause 1:1. Dank dem ebenfalls nicht überzeugenden Auftritt des Gegners, Torhüter Andris Vanins, der erstmals in dieser Saison richtig gefordert wurde, und einem fulminanten Schlussspurt in der letzten Viertelstunde. Nach dem beinahe perfekten Auftritt im Madrigal gab es im „Rückspiel“ zu viele Fehler auf beiden Seiten. Der FCZ versuchte den Gegner herauszulocken und auseinanderzuziehen, was zeitweise durchaus gelang, aber dann waren die Zuspiele in die daraus entstehenden Lücken häufig unpräzise.

Captain Bruno Soriano köpfte nach einem Trigueros-Eckball in der 14.Minute zur Führung, nachdem Villarreal die Zürcher Manndeckung ausgetrickst hatte. Roberto Rodriguez traf kurz vor Schluss auf Penalty, nach einem beherzten Sprint des unermüdlichen Moussa Koné in den Strafraum. Der vorgesehene Schütze Antonio Marchesano fühlte sich nach 87 Minuten zu müde, so dass der eingewechselte Rodriguez sich den Ball schnappte und sicher versenkte. Er liess sich auch nicht vom ebenfalls eingewechselten Armando Sadiku beirren, der mit seinem langen Betteln um den Ball für eine eher peinliche Note sorgte. Zur Erinnerung: letzte Saison hatte der von Sadiku für Vaduz gegen Lugano viel zu pomadig geschossene Penalty dem FCZ wohl den Klassenerhalt gekostet. Am Ende gelang Marchesano nach einem Nef-Einwurf und Kecojevic-Kopfballverlängerung beinahe sogar noch das 2:1, welches aber wegen einer knappen Offside-Entscheidung aberkannt wurde.

FCZ – Villarreal 1:1 (0:1)

Tore: 14. Bruno Soriano (Trigueros) 0:1, 87. Rodriguez (Penalty, Koné) 1:1.

FCZ: Vanins; Nef, Bangura, Kecojevic; Brunner (69. Winter), Kukeli (79. Sadiku), Sarr, Voser (69. Rodriguez); Marchesano, Koné, Schönbächler.

Villarreal: Asenjo; Rukavina, Musacchio, Ruiz, Angel; Jonathan Dos Santos, Trigueros, Bruno Soriano, Cheryshev (70. Castillejo); Bakambu (82. Hernandez), Pato (78. Sansone).

 

„Für Yapi emotional“: Aarau – FCZ 1:1 Spielinfos und Analysen

Gilles Yapi gelingt beinahe zwei Jahre nach dem Horror-Foul von Sandro Wieser bei der erstmaligen Rückkehr auf das Brügglifeld eine starke Leistung. Später war diese Tat von den Aarauer Fans in einer Choreographie auch noch glorifiziert und zur Nachahmung empfohlen worden. Der FCZ-Captain ist nach dem 0:1-Rückstand in seinem Team der Antreiber in der Schlussphase, welcher dafür sorgt, dass die Bälle möglichst schnell und direkt in die Offensivzone gespielt werden. Nach einer überlegen geführten ersten Halbzeit und Schlussphase, 15:7 Abschlüssen auf dem Brügglifeld, und dem Nachteil der ein oder anderen unnachvollziehbaren Entscheidung von Schiedsrichter Schnyder, war schlussendlich der Ausgleich durch Ivan Kecojevic kurz vor Schluss hochverdient.

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Neben Yapi hatte auch Einwechselspieler Moussa Koné einen grossen Anteil an der späten Wende. Mit einem Sprint in die Tiefe und dem wuchtigen Abschluss aus spitzem Winkel läutete der 19-jährige die finale Druckphase ein, und legte danach zwei Mal gut aus dem Strafraum heraus für Mitspieler ab – beim ersten Mal resultierte eine Topchance für Cavusevic, beim zweiten Mal das Tor von Kecojevic. Obwohl nur 21 Minuten auf dem Platz, ist Koné damit der Züri Live-MVP der Partie. Auch der eingewechselte Davide Chiumiento war ein Pluspunkt und zeigte eine klare Steigerung gegenüber seinem schlechten ersten Teileinsatz in Bellinzona.

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