Vorschau Winterthur – FCZ

Von Toni Gassmann @ZüriLive

Das erste Bild eines FCZ-Spiels

Die erste, der Öffentlichkeit zugängliche Fotografie eines Fussballspiels des FC Zürich stammt vom 24. Oktober 1897 und zeigt einen Ausschnitt der Begegnung mit dem FC Winterthur auf dessen Schützenwiese. Das Spiel endete vor 50 Zuschauern mit 2:0 für den Heimclub. Gleichzeitig ist dieses Bild auch die erste bekannte Aufnahme eines Fussballspiels an diesem Ort.

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Photo: FC Winterthur Klubarchiv

Wenn sich der FC Winterthur und der FC Zürich am Montag, 12. Dezember zum letzten offiziellen Wettbewerbsspiel im Jahr 2016 in der Schweiz treffen werden, so werden sie das noch am gleichen Ort, dieser traditionellen und traditionsreichen Heimstätte tun, wie vor etwas mehr als 119 Jahren. Allerdings wird die Kulisse mit 9400 Zuschauern viel grösser sein als damals und auch das Stadion und dessen Umgebung sehen mittlerweile etwas anders aus. Sollte der FC Winterthur wieder mit 2:0 gewinnen, so wäre das eine Überraschung, denn der FC Zürich wird als klarer Favorit aus der Kantonshauptstadt anreisen. Es ist über 40 Jahre her, seit auf der Schützenwiese so viele Zuschauer einem Spiel beiwohnten.

Igor Tadic und der Winterthurer Trainer, Herbst 2015

Schaffhausens Stürmer Igor Tadic leitete in der 15. Runde der Challenge League Saison 2015/2016 am 8. November 2015 mit seinem Tor zum 0:1 für den FC Schaffhausen im Derby auswärts gegen den FC Winterthur die Niederlage und auch die nachmalige Entlassung von Trainer Jürgen Seeberger ein. Das Spiel endete mit 0:2. Winterthur spielte konzept- und zusammenhangslos und hatte kaum eine richtige Tormöglichkeit. Nach einer weiteren blamablen Leistung eine Runde später in Wohlen mit einer „glücklichen“ 3:2-Niederlage sahen sich die Verantwortlichen des FC Winterthur dazu veranlasst, die Trennung vom bisherigen Trainer zu vollziehen, damit der FC Winterthur nicht ans Tabellenende rutschen sollte. Das Spiel im Freiamt hätte gut und gerne mit 7:2 verloren werden können. Mit Umberto Romano und Dario Zuffi als Interimstrainer an der Seitenlinie gelang es schliesslich, auswärts in Chiasso und daheim gegen Biel, die beiden letzten Spiele vor der Winterpause zu gewinnen und so den FC Winterthur im Tabellenmittelfeld zu halten.

Umbruch im Sommer 2016

Per 1. Januar 2016 wurde Sven Christ als neuer Trainer angestellt. Er wollte mit dem FC Winterthur dominant auftreten, hoch stehen und ein aggressives Pressing betreiben sowie mutig spielen. Ende Saison landete der FC Winterthur mit 43 Punkten aus 34 Spielen auf dem leicht enttäuschenden 6. Tabellenrang, noch hinter dem FC Schaffhausen. Sven Christ forderte, dass die Spieler ihre Komfortzone verlassen sollten und ortete in der Mannschaft unter anderem ein Mentalitätsproblem.

Im Sommer wechselten daher mit Jan Elvedi, Sead Hajrovic, Dennis Iapichino, Marco Köfler, Sandro Foschini, Tunahan Cicek, Musa Araz, Claudio Holenstein, Ramon Cecchini, Stefano Milani, Patrick Bengondo, Joao Paiva und Christian Fassnacht insgesamt 13 Spieler den Club freiwillig oder unfreiwillig. Einzig für Araz (Lausanne-Sport) und Fassnacht (Thun) bedeutete der Clubwechsel einen Aufstieg.

Zur Mannschaft stiessen 17 Spieler: Gianluca Calbucci (U21), Romain Dessarzin (Lausanne), Leandro Di Gregorio (Zürich), Karim Gazzetta (Servette), Robin Kamber (Vaduz), Tiziano Lanza (U21), Kreso Ljubicic (Biel), Jordi Nsiala (Oberwallis Naters), Luca Radice (Aarau), Julian Roth (U21), Daniele Russo (St. Gallen), Marc Schmid (U21), Carlos Silvio (Wolfsberger/AUT), Luka Sliskovic (Biel), Sandro Stalder (U21), Manuel Sutter (Vaduz), Nicola Sutter (Thun).

Igor Tadic und der Winterthurer Trainer, Herbst 2016

Und wieder war es der Schaffhauser Igor Tadic, der den FC Winterthur aufrüttelte, diesmal in der 16. Runde am 27. November 2016, als er in der 84. Minute zum entscheidenden 0:1 für den angereisten Tabellenletzten aus Schaffhausen traf, der seit der 4. Runde kein Spiel mehr gewinnen konnte und in dieser Phase ausser einem Unentschieden auf der Breite gegen den FC Winterthur alle andern zehn Spiele verlor. Im Gegensatz zum Spiel ein Jahr zuvor auf der Schützenwiese gegen Schaffhausen, besassen die Winterthurer eine ausreichende Anzahl an guten, eigenen Möglichkeiten, offenbarten aber auch grosse defensive Schwächen. Genau seit diesem Zeitpunkt gehört der FC Winterthur zum erweiterten Kreis der Abstiegskandidaten, denn mittlerweile befindet sich der Club auf dem 8. Tabellenrang, gerade einmal fünf Punkte vor dem Tabellenletzten. Hätten die Schaffhauser in ihren letzten beiden Spielen gegen Chiasso und Wohlen gepunktet, so sähe die Lage für den FC Winterthur noch bedenklicher aus und natürlich auch für dessen Trainer, der mittlerweile auch wegen der leicht prekären Lage etwas unter erhöhtem Druck steht.

Unbefriedigendes Abschneiden

Die Gründe für dieses unbefriedigende Abschneiden sind vielfältig:

Da ist einmal das gestiegene Niveau in der Challenge League mit dem sehr bestimmenden FC Zürich, dem konstant guten Neuchâtel Xamax, dem reichen FC Wil, dem besser besetzten FC Aarau, dem Servette FC mit einzelnen herausragenden Spielern, dem unbequemen und defensiv sehr starken FC Le Mont, der Wundertüte FC Wohlen und den auswärtsstarken, jungen Tessinern aus Chiasso. Demgegenüber hat sich der FC Winterthur zumindest resultatmässig nicht wirklich verbessert. Und ausgerechnet gegen den defensivschwachen Tabellenletzten FC Schaffhausen gewann der FC Winterthur nur einen Punkt, der zudem auswärts etwas glücklich erkämpft werden konnte.

Besonders fiel bisher ins Gewicht, dass der FC Winterthur ohne konstantes Herzstück spielen musste. Zehn verschiedene Zweier-Kombinationen bildeten jeweils zu Beginn einer Partie das zentrale, defensive Mittelfeld. Die eigentlich dafür vorgesehenen Kreso Ljubicic und Gianluca D’Angelo spielten erst im Laufe der 2. Serie mit. D’Angelo ist nun aber wieder verletzt. Marco Mangold, zu Beginn der Saison vom Trainer aussortiert, entwickelte sich zum besten und konstantesten Spieler auf dieser Position, ehe er sich verletzte und seither die letzten fünf Spiele verpasste.

Die beiden Stürmer Manuel Sutter und Carlos Silvio trafen in den letzten Wochen kaum noch und vergaben teilweise klarste Möglichkeiten, was sich besonders im Heimspiel gegen den FC Schaffhausen rächen sollte. So gelangen dem FC Winterthur in den letzten sieben Spielen nur noch vier Treffer, zwei davon erzielte der Gegner gleich selber. Und nur ein Tor schoss mit Manuel Sutter ein Stürmer.

Nur in vier von 17 Spielen kassierte der FC Winterthur kein Tor. Hingegen gelang in fünf Spielen kein eigener Treffer. Kaum einmal zeigte das Team eine konstant gute Leistung in einem ganzen Spiel. In Aarau, Neuchâtel und Genf reichte je eine 0:1-Führung nur für zwei Punkte. In Neuchâtel ging man sogar nach drei Gegentreffern aus Standardsituationen mit 4:1 richtig unter. Und die Heimbilanz von 11 Punkten aus 8 Spielen ist auch nicht befriedigend.

Höhepunkte

Trotz einer 0:2-Niederlage zum Saisonauftakt im Letzigrund war das Spiel gegen den FC Zürich ein Höhepunkt, weil 13’704 Zuschauer die bisherige Challenge League-Rekordkulisse in dieser Saison bildeten und weil die Spieler des FC Winterthur von rund 2’500 mitgereisten Gästefans nach dem Spiel noch minutenlang gefeiert wurden, obwohl sie das Spiel nach Toren von Rodriguez oder Winter und Sadiku verloren hatten. Höhepunkte aber waren auch der etwas glückliche 3:0-Sieg gegen den FC Wil und die Wende zum 3:2-Sieg gegen den Servette FC nach einem 1:2-Rückstand. Nach diesem Spiel hatte der FC Winterthur eine damalige Erfolgsserie auf sieben Pflichtspiele ohne Niederlage ausgebaut.

Das Erreichen des Cupviertelfinals gegen die Berner Young Boys nach Siegen in Yverdon, bei Stade Lausanne-Ouchy und daheim gegen den FC Chiasso ist auch ein Erfolg und fiel zu zwei Dritteln in diese Phase. Ein Fussballfest und ein Höhepunkt soll nun für den FC Winterthur auf der heimischen Schützenwiese das letzte Spiel des Jahres 2016 werden. Der Club hat alles dafür getan, sich als guter Gastgeber zu präsentieren. Dieses Spiel wird den bisherigen Schnitt von 2’663 Zuschauern anheben auf 3’412. Das ist die dritthöchste Anzahl der Liga.

Heutige Aufstellung des FC Winterthur

Der vom BSC Young Boys ausgeliehene Torhüter David Von Ballmoos ist der beständigste qualitative Wert in der bisherigen Saison beim FC Winterthur. Der Emmentaler befindet sich im Kader der Schweizer U21-Nationalmannschaft, ist einer der drei besten Torhüter der Challenge League und soll in Bern dereinst die Nachfolge von Yvon Mvogo antreten und trainiert einmal pro Woche beim BSC Young Boys, um dort Kontakt halten zu können und Präsenz zu zeigen. Seine Fortschritte waren besonders vor einem Jahr beinahe schon von Spiel zu Spiel zu erkennen. Von Ballmoos wird heute im Tor stehen.

Davor spielten die Löwen in letzter Zeit öfters mit drei Innenverteidigern: heute dürften dies Tobias Schättin, Daniele Russo und der wieder genesene Guillaume Katz sein. Die Viererreihe im Mittelfeld könnten Luca Radice, Nicola Sutter, Kreso Ljubicic und Michel Avanzini bilden und vor ihnen die offensiven Manuel Sutter und Romain Dessarzin stehen. Alleinige Sturmspitze wird Carlos Silvio sein. Möglich ist aber auch ein Fünfermittelfeld mit Nicola Sutter und Kreso Ljubicic als Doppelsechs. Von Ballmoos, Nicola Sutter und Carlos Silvio wären nach einer heutigen gelben Karte im nächsten Spiel gesperrt.

Die ehemaligen FCZler

Carlos Silvio ist ein technisch guter physisch recht starker und trotzdem einigermassen beweglicher Stürmer, der den Ball halten kann und mannschaftsdienlich agiert. Wenn er gelegentlich im Abschluss etwas eigensinniger auftreten würde, hätte er bestimmt mehr als seine bisherigen vier Tore erzielt. Er besitzt einen Stammplatz.

Diesen verloren hat, teilweise systembedingt, teilweise wegen defensiven Schwächen, der ehemalige FCZler Leandro Di Gregorio, der jeweils die Standards ausführt. Und Jordi Nsiala konnte bis jetzt noch nicht nachweisen, mehr als ein Ergänzungsspieler zu sein. Di Gregorio und Nsiala dürften auf der Bank sitzen. Marco Mangold, unter anderem zusammen mit Leandro Di Gregorio, Maurice Brunner, Philippe Koch, Innocent Emeghara und Admir Mehmedi 2009 in der U21 des FC Zürich, hat, wie bereits im Herbst 2015 einmal, den Fuss gebrochen und ist verletzt. Mangold verpasste bereits den Saisonauftakt gegen den FC Zürich, weil er damals nicht im Kader war.

 

Winter-Tor gegen Winterthur: FCZ – Winterthur Stats, Performance, Analysen, Spielinfos

Der ehemalige Red Star-Offensivspieler Adrian Winter gibt bei seinem Pflichtspieldébut für den FCZ wie bereits in den Vorbereitungspartien Vollgas, und hat grossen Anteil am deutlichen Chancenplus gegen Winterthur im Letzigrund. Weitere Pflichtspieldébuts in der 1.Mannschaft des Stadtclubs feiern Vasilije Janjicic, Roberto Rodriguez, Dzengis Cavusevic, Antonio Marchesano, Andris Vanins und Kay Voser.

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FCZ nimmt den Kampf an – 2:0 Startsieg gegen Winterthur

Vor der Challenge League 10-er Liga Rekordkulisse von 13’700 Fans zeigt der FCZ von Beginn weg, dass er die Liga, den Kampf und die Platzverhältnisse annimmt. Das Schussverhältnis war am Ende mit 21:4 deutlich auf Seiten des Stadtclubs. Trotzdem war Winterthur nicht chancenlos. Die Mannen von Uli Forte sprachen denn auch nach der Partie in der Mixed Zone von verschiedenen Dingen, die noch verbessert werden müssen. Sinnbild für die erfreuliche Leistung zum Start war Adrian Winter. Der zweifache Torschütze aus den Vorbereitungspartien war an vielen Offensivaktionen beteiligt, lenkte nach 12 Minuten eher unfreiwillig, aber entscheidend, einen Abschluss von Rodriguez nach Schuler-Fehler ins Winterthurer Tor ab, und bereitete zudem in der 82.Minute das 2:0 von Sadiku mit einer Kurzflanke vor.

Erfreulich zudem der Besuch im Gästesektor bei diesem „kleinen Zürcher Derby“ – abgesehen von GC hat kaum ein Super League-Klub letzte Saison mehr Gästefans mobilisieren können. Mit insgesamt 4’830 Zuschauer im Schnitt an den fünf Spielorten wurde gleich am 1.Spieltag ein neuer Challenge League-Rekord aufgestellt. Aber nicht nur die Fanzahlen waren erfreulich – so zeigten Xamax und Servette zum Auftakt auf der Maladière ein flottes Spiel in relativ hohem Rhythmus, zudem zeigten Schaffhausen und Leader Wohlen, dass sie von Beginn weg voll parat für die neue Saison sind.

FC Zürich – FC Winterthur 2:0 (1:0)

Letzigrund – 13’704 Zuschauer – SR Sébastien Pache

Tore: 12. Winter (Rodriguez) 1:0, 82. Sadiku (Winter) 2:0

Zürich: Vanins; Brunner, Kecojevic, Nef, Voser; Winter, Sarr (87. Janjicic), Kukeli, Rodriguez; Buff (79. Marchesano), Sadiku (84. Cavusevic). 

Winterthur: Von Ballmoos; Di Gregorio, Russo, Katz, Schättin (58. Trachsel);  N. Sutter, Schuler (62. Sliskovic), Kamber; Dessarzin (86. Nsiala), Silvio, Radice.

 

Groundhog Day in der Saalsporthalle

Die Challenge League-Saison beginnt für den FCZ in drei Tagen. Alles neu in einer neuen Liga? Nicht was die Medienkonferenz betrifft. Vollversammlung in der Saalsporthalle. Es ist Groundhog Day. Dieselben grimmigen Gesichter. Dieselben grimmigen Fragen. Einer will wissen, ob die Profis den Ernst der Lage begriffen hätten. Dieselbe Frage stellt er schon seit Jahren – in guten, wie in schlechten Zeiten. Aussagen von Forte und Bickel werden mit abschätzigen Lauten aus der hinteren Reihe kommentiert. Wie schon bei Fischer. Wie schon bei Meier. Wie schon bei Hyypiä. Man wähnt sich in einer pubertierenden Schulklasse. Hyypiä hat sich dies jeweils nicht gefallen lassen. Mehrmals hat sich der Finne während seiner Amtszeit über die Respektlosigkeit von Schweizer Fussball-Journalisten beklagt, und diese dann jeweils zum Vieraugengespräch zitiert. Die Medienkonferenzen waren in der Folge schlechter besucht, aber deutlich informativer. Einerseits entspricht die ehrliche und direkte Kommunikation der Mentalität des grossen Finnen, vor allem aber spielt die Gunst der Schweizer Journalisten für seine berufliche Zukunft keine Rolle. Für einheimische Trainer ist dies anders. Deutlich mehr als 100 von ihnen haben die UEFA Pro Lizenz.

Wirklich neue Informationen gab es wenig zu berichten. Der Dominguez-Transfer zu Lausanne ist definitiv, und es wird noch weitere Zu- und Abgänge geben. Mit Cabral «wird eine Lösung gesucht», so Bickel. Yapi und Kukeli sind weiterhin fraglich und Winter sowie Voser haben am Uhrencup einen Schlag kassiert. Der FCZ habe nicht nur ein Transferplus erwirtschaftet, sondern die Lohnsumme der Spieler ist gemäss Bickel zur Zeit auch tiefer, als im letzten Jahr. Aber mit Betonung auf «zur Zeit». Sie kann sich derjenigen des letzten Jahres wieder angleichen, wenn vor allem der zusätzliche Verteidiger, der noch gesucht wird, verpflichtet werden kann. Man wolle aber auf keinen Fall einen Schnellschuss machen, es müsse mittel- bis langfristig passen. Zudem müssen die Kandidaten auch die finanziellen Rahmenbedingungen akzeptieren – zwei gute interessierte Kandidaten seien aus diesem Grund leider ausgeschieden. Zum Thema fehlender Hauptsponsor zum Saisonstart meint Uli Forte: «Das hatten wir bei YB auch. Es ist nicht mehr so einfach wie früher, Sponsoren zu finden. Aber generell ist das nicht meine Baustelle.» Winterthur schätzt Forte als guten Auftaktgegner ein: „Silvio ist auf Challenge League-Niveau für 15 bis 20 Tore gut. Auch die Qualität von Spielern wie Radice oder Russo ist bekannt.“

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FC Winterthur: am Scheideweg

Der FC Winterthur ist zum Meisterschaftsstart im Letzigrund der erste Gegner des FCZ. Der Kantonsrivale startete mit folgender Aufstellung gegen Rapperswil-Jona in die Sommervorbereitung:

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Mit dem Zuzug des Innenverteidigers Savvas Exouzidis hat sich Winterthur im Sommer 2011 zu einem Aufstiegskandidaten gemacht, und zwei Saisons lang vorne mitgespielt. Die hartnäckigen Verletzungen des Deutschen und der Abgang von Daniel Sereinig liessen die Eulachstädter die letzten drei Jahre wieder ins Mittelfeld zurückfallen. Nächste Saison verspricht die Challenge League so stark wie nie zu werden, was für einen Klub wie Winterthur die Gefahr birgt, in den Abstiegsstrudel hineingerisssen zu werden.

Deshalb arbeitet Geschäftsführer Andreas Mösli zusammen mit Trainer Sven Christ auch an den letztjährigen Schwachstellen im Kader, vor allem dem Zentralen Mittelfeld, wo vom sehr launigen ehemaligen GC-Talent Gianluca D’Angelo einfach zu wenig kam, und Neuzugang Marco Mangold sowie Eigengewächs Patrik Schuler nicht überzeugten. Zwar hat „Winti“ den U21-Nationalspieler Musa Araz verloren, aber der Zuzug von Kreso Ljubicic (Biel), Nicola Sutter (Thun) und Robin Kamber (Vaduz) die berechtigte Hoffnung, mehr Stabilität und Struktur in die zentrale Achse des Spiels zu bringen.

Winterthur ist im Nachwuchsbereich nach dem FCZ und Servette das beste Challenge League-Team. Die U21 von Nachwuchstrainer Dario Zuffi hat in der abgeschlossenen Saison mit dem 4.Platz in der 1.Liga Classic Gruppe 3 ein bisher noch nie dagewesenes Glanzresultat erreicht. Aus dieser U21 waren gegen Rapperswil-Jona Marc Schmid, Gianluca Calbucci und Tiziano Lanza in der Startaufstellung.

Im Sturm steht ein Umbruch an – der langjährige Captain und Leistungsträger Patrick Bengondo konnte in der abgelaufenen Saison altershalber nicht mehr an sein bisheriges Leistungsniveau anknüpfen, und schliesst sich nun dem FC Le Mont an. Ob Joao Paiva weitermacht, ist nicht sicher. Christian Fassnacht hingegen macht innert kürzester Zeit den Sprung aus dem Amateurfussball über Winterthur in die Super League zum FC Thun. Wird Fassnacht der neue Renato Steffen?

Jordi Nsiala im Test mit Winterthur gegen Rapperswil-Jona

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Vaduz-Konterstürmer Manuel Sutter, Lausanne-Mitläufer Romain Dessarzin und der bissige Luka Sliskovic (Luzern) sind die bisherigen Neuen für die Offensive. Ausserdem wird der ehemalige FCZ-Junior Jordi Nsiala getestet. Dieser hat die letzte Saison beim FC Naters Oberwallis in der 1.Liga Classic gespielt. Ausserdem wird Leandro Di Gregorio, welcher letzte Saison nach seiner Rückkehr zum FCZ in vielerlei Hinsicht eine unglückliche Rolle gespielt hat, versuchen, an die Aufstiegssaison mit Lugano anzuknüpfen. Die Ausführung der Freistösse hat der Zürcher auf jeden Fall schon mal übernommen. Frane Cirjak, der vor einem Jahr als damaliger Testspieler des FC Luzern in der Swissporarena gegen Borussia Dortmund getroffen hat, ist zudem ein Thema für den Flügel.

Einer der besten Torhüter der Challenge League ist der von YB ausgeliehene David Von Ballmoos. Vor ihm verteidigt der erfahrene und schnelle Guillaume Katz. Verteidigertalent Julian Roth (U18-Nationalspieler, Sohn des ehemaligen FCW-Stürmers Sepp Roth) hätte zudem durchaus Chancen auf einen Stammplatz gehabt, fällt nun aber erstmal zu Beginn der Saison verletzt aus.

Am Scheideweg steht diese Saison nicht nur der FC Winterthur als ganzes (der langjährige Mäzen Hannes W. Keller zieht sich zurück), sondern auch eine ganze Reihe von Spielern, welche sich steigern müssen, um mittel- bis langfristig im Profibereich ein Auskommen zu finden – zum Beispiel Sandro Foschini, Michel Avanzini, Robin Kamber, Leandro Di Gregorio, Romain Dessarzin, Gianluca D’Angelo, Marco Trachsel oder Tunahan Cicek.

Leandro Di Gregorio beim Freistoss im hellblauen Auswärtstrikot des FCW

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Testspielgegner Rapperswil-Jona hingegen wird auch nächstes Jahr wieder zu den ganz wenigen Teams aus der Promotion League gehören, welche eine Lizenz für die Challenge League beantragen werden. Und nun, da Servette nicht mehr da ist, stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Rosenstädter dies als bestklassiertes der interessierten Teams wird tun können.

 

 

 

Chancen und Konkurrenz in der Challenge League

20 Minuten hat schon wieder einen „SörIMG_0719veiii“ zum FCZ rausgehauen: „Schafft der FCZ den direkten Wiederaufstieg?“ wird gefragt. Nur wenige sind davon wirklich überzeugt, und beinahe die Hälfte der Befragten ist sich sogar sicher, dass dies nicht klappt. Dies sicherlich nicht grundlos. Der letztjährige Absteiger Aarau lag in der Winterpause auf dem letzten Platz. Und nächste Saison wird die Liga noch stärker:

  • Aarau hat sich gefangen und unter Trainer Marco Schällibaum in der Rückrunde eine beeindruckende Serie hingelegt.
  • Bei Wil können die neuen Besitzer endlich die Saison von Grund auf planen, nachdem der etwas überhastete Einstieg letzten Sommer dazu geführt hat, dass man auch viele unterdurchschnittliche Spieler im Kader mitschleppen musste. Zudem leitet man in Bezug auf das Nachwuchskonzept und das Stadion alles in die Wege, um nächstes Jahr die Super League-Lizenz zu erhalten.
  • Schaffhausen wird mit der anstehenden Neueröffnung des neuen Stadions im Herblingertal und mit Transfer-Guru Axel Thoma als neuem sportlichen Verantwortlichen deutlich ambitionierter als bisher auftreten.
  • Wohlen hat sich ebenfalls einen ausländischen Mäzen angelacht, und wird von besseren finanziellen Bedingungen profitieren können.
  • Xamax hat als Aufsteiger eine sehr gute Saison gespielt, und will in der zweiten Saison noch einen Schritt nach vorne machen. Und ein weiterer Schritt würde im Falle von Xamax mindestens die Involvierung in den Aufstiegskampf bis in die letzte Runde bedeuten. Das Team ist laufstark, schwierig zu überwinden und hat mit Michel Decastel einen erfahrenen Erfolgstrainer an der Seitenlinie. Gegen den Ligadominator Lausanne landeten die Xamaxiens drei Siege und ein Unentschieden! Xamax hat definitiv Ambitionen auf einen Super League-Aufstieg, und verhehlt dies nicht.
  • Der historisch zweiterfolgreichste Klub der Schweiz, Servette, hatte bereits in der Promotion League ein höheres Budget, als die Hälfte der Challenge League-Klubs. Neben den finanziellen Mitteln profitieren die Genfer von einer in den letzten Jahren wieder enorm erstarkten Junioren-Akademie.
  • Winterthur wird im Kantonsderby besonders motiviert sein. Der Klub hat in den letzten Jahren gerade im Schweizer Cup mit Siegen gegen YB oder St.Gallen bewiesen, dass ihm Spiele gegen prominente Gegner liegen.
  • Chiasso ist seit Jahren die taktisch beste Mannschaft der Liga, und profitiert dabei in der Regel von italienischem Know-how. Italienische Kontakte sind für den Klub zudem jeweils auch beim Aufspüren von Schnäppchen zur Verstärkung des Kaders hilfreich. Dazu kommen unverwüstliche Routiniers wie Regazzoni oder Maccoppi, die in der Rolle als Mannschaftsleader auf dem Platz aufblühen. Als zur Zeit einzige Tessiner Challenge League-Equipe ist Chiasso zudem für viele Tessiner Talente attraktiv.
  • Le Mont ist eine Mannschaft mit Formschwankungen – erwischt man sie an einem guten Tag, ist es auch für Topteams der Liga sehr schwer, gegen diese kampfstarke Equipe zu gewinnen.

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Züri Live expandiert wie der FCZ bis nach Genf, Chiasso und Schaffhausen. Mehr Schweiz geht nicht. Die Challenge League-Saison wird Retro werden, da es von manchen Spielen tatsächlich nirgends Live-Bilder zu sehen geben wird. Züri Live ist an jedem Spiel live dabei.

Saisonvorschau, Teil 1: 4 Spiele – 4 Siege

Gerade eben noch hat sich Familie Chikhaoui nach dem Derbysieg (Foif vo foif!) mit Kind und Kegel aus dem Letzigrund in die Ferien verabschiedet…

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Da geht es auch schon wieder los mit der schweisstreibenden Vorbereitung im warmen Schweizer Sommer

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Das erste Testspiel in Volketswil gegen den FC Aarau – den Organisatoren gehört ein Kränzchen gewunden – schöne Volksfeststimmung vor den Toren Zürichs…

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Der FCZ gewinnt am Ende verdient mit 3:0. Oberlin erzielt zwei Tore und profitiert dabei von der starken Vorarbeit von Buff und Chermiti (Aussenrist-Traumpass). Letzterem gelingt per Kopf nach Di Gregorio-Freistossflanke zudem selbst ein Tor.

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Gegen Winterthur in Wiesendangen führt eine kurze kollektive Unachtsamkeit zum einzigen Gegentreffer dieser Sommervorbereitung durch Christian Fassnacht. Vor einer ebenso stimmungsvollen Kulisse inklusive Flitzer-Einlage konnte der FCZ als erneut insgesamt bessere Mannschaft die Partie noch drehen, Chiumiento legte für Sadiku auf, und in der zweiten Halbzeit zeigte sich erstmals das Potential des spielerisch starken Duos Simonyan/Di Gregorio auf der linken Seite im Zusammenspiel mit dem eingewechselten Dominguez, welche das 2:1 vorbereiteten.

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Vor dem Spiel gab es für Etoundi, Rikan, den gerade neu verpflichteten Bua, Yapi und Baumann auf einem Nebenplatz eine Konditionseinheit. Der beflissene Rikan lässt sich die Übung von Rehatrainer Powalla mehrmals erklären, da schaltet sich Etoundi ein: „Lass einfach Gilles (Yapi) vorauslaufen, dann kommts schon gut.“

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Drittes Testspiel in Henau (Uzwil) bei subtropischen Temperaturen und vor weniger Fans, als zuvor in Volketswil und Wiesendangen. Der FC Wil hatte gerade wenige Stunden zuvor die Übernahme durch die türkische Firmengruppe MNG an einer Pressekonferenz bekanntgegeben, und trat neben einem grossen Teil des letztjährigen Kollektives mit den Testspielern Drewes (Wolfsburg), Gümüstas (Dortmund U19) und Soylemezgiller (Ex-Rizespor) an. Routinierte Schwergewichte aus der Süper Lig wie Korkmaz und Nobre sollen zudem bereits verpflichtet worden sein. Die 1:0-Führung erzielte aber der FCZ wieder mit einer Standardsituation (letzte Saison war der Stadtclub bei Standards das erfolgreichste Team der Liga gewesen) – Oli Buff zirkelte den Freistoss in den Strafraum auf den erstmals für 45 Minuten eingesetzten (und danach ziemlich platten) Chikhaoui, welcher vor Drewes an den Ball kam, und wieder einmal ein Kopfballtor erzielte.

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Mit einem schnellen und konsequent ausgespielten Konter erzielte kurz nach der Pause Armando Sadiku auf Vorlage Davide Chiumientos das 2:0, bevor Avi Rikan per Penalty auf 3:0 stellte.

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Auch in Henau liefen in der zweiten Halbzeit viele Angriffe über links mit dem Trio Simonyan / Di Gregorio / Chiumiento. Die drei gehören nicht zu den schnellsten Spielern der Super League, finden aber im Kombinationsspiel immer eine Lösung. Sadiku gelang so auch noch sein zweites Tor des Tages.

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Zum Abschluss der Testserie folgte dann die Frühschoppen-Partie in Wien – der FCZ kam auch mit der ungewöhnlichen Anspielzeit gut zurecht, und gewann beim FK Austria durch den Treffer von Rikan mit 1:0.

 

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