Streitfrage bei Abstieg: Kaderumbruch oder Kontinuität?

Der FCZ hat sich trotz Abstieg für die Europa League qualifiziert. Nun kommt es noch besser. Raffaele Poli, Leiter des CIES Sports Observatory Neuchâtel, versichert in seinem Referat im Rahmen der FCZ Museum-Veranstaltung „Das Spiel lesen – Tore, Taktik, Transfersummen“, dass dies keinen negativen Einfluss auf die Leistung in der Meisterschaft haben wird – zumindest statistisch gesehen. Dass Trainer und Journalisten den Grund für schlechte Leistungen in der Meisterschaft immer wieder in der „Europacupbelastung“ suchten, sei statistisch falsch, und häufig eine Ausrede.

Auch das Durchschnittsalter des Teams habe statistisch  keinen Einfluss auf den Erfolg. Beim FCZ ist das Durchschnittsalter des Kaders in den letzten zwei Jahren um rund ein Jahr gestiegen. Es gibt aber offenbar genauso viele Beispiele von Teams mit sinkendem Durchschnittsalter, welche Misserfolg haben. Was allerdings durchaus einen signifikant positiven Einfluss auf den Erfolg in europäischen Fussballteams habe, sei die Kontinuität. Wenn Teams mit vergleichbaren Voraussetzungen einander gegenübergestellt werden, schneiden im Durchschnitt diejenigen besser ab, wo es weniger Kadermutationen gibt. Die vielen weiterlaufenden Verträge im FCZ wären aus dieser Sicht also positiv zu werten.

Allerdings sagt eine Durchschnittsbetrachtung vielleicht wenig aus, wenn ein Spezialfall wie ein Abstieg eintritt. „Um in einer Zweiten Liga Erfolg zu haben, braucht man die besten Zweitligaspieler, nicht gescheiterte Erstligaspieler“ meint zum Beispiel einer der Teilnehmer des Anlasses. Dies ist eine Strategie, die von den FCZ-Konkurrenten Wil und Xamax konsequent verfolgt wird. So hat sich der FC Wil bereits letzte Saison mit dem schnellen Marvin Spielmann das grösste Talent der Challenge League vom FC Aarau geangelt. Auf die neue Saison hin kommt unter anderem vom gleichen Verein wahrscheinlich der dynamische Igor Nganga dazu – ausserdem wurden Toptorschütze Jocelyn Roux von Lausanne und der unnachgiebige Aussenverteidiger Dylan Stadelmann von Wohlen verpflichtet. Auf jeder Position holen die Äbtestädter die Besten der Liga. Xamax fährt mit den Neuverpflichtungen von Ramizi, Karlen, Kilezi und Corbaz einen ähnlichen Weg.

Nichts von der Präsentation und den Diskussionen mitbekommen hat Cupsieger-Trainer Uli Forte, der gegen Ende der Veranstaltung persönlich im FCZ Museum vorbeikommt, um den Cupsieger-Pokal zur Mamma nach Hause zu bringen. Dies hat er bisher mit jedem gewonnenen Pokal so gemacht. Die gleiche Trophäe war daher schon vor drei Jahren mal im Hause Forte zu bestaunen, ebenso der Pokal für den Challenge League-Titel mit St.Gallen. Fussball besteht halt selbst heute nicht nur aus Zahlen, Analysen und Statistiken – sondern immer noch auch sehr stark aus Tradition, Ritualen und Aberglauben.

Soll der FCZ nach dem Abstieg in der Kaderplanung auf Kontinuität setzen?

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Chancen und Konkurrenz in der Challenge League

20 Minuten hat schon wieder einen „SörIMG_0719veiii“ zum FCZ rausgehauen: „Schafft der FCZ den direkten Wiederaufstieg?“ wird gefragt. Nur wenige sind davon wirklich überzeugt, und beinahe die Hälfte der Befragten ist sich sogar sicher, dass dies nicht klappt. Dies sicherlich nicht grundlos. Der letztjährige Absteiger Aarau lag in der Winterpause auf dem letzten Platz. Und nächste Saison wird die Liga noch stärker:

  • Aarau hat sich gefangen und unter Trainer Marco Schällibaum in der Rückrunde eine beeindruckende Serie hingelegt.
  • Bei Wil können die neuen Besitzer endlich die Saison von Grund auf planen, nachdem der etwas überhastete Einstieg letzten Sommer dazu geführt hat, dass man auch viele unterdurchschnittliche Spieler im Kader mitschleppen musste. Zudem leitet man in Bezug auf das Nachwuchskonzept und das Stadion alles in die Wege, um nächstes Jahr die Super League-Lizenz zu erhalten.
  • Schaffhausen wird mit der anstehenden Neueröffnung des neuen Stadions im Herblingertal und mit Transfer-Guru Axel Thoma als neuem sportlichen Verantwortlichen deutlich ambitionierter als bisher auftreten.
  • Wohlen hat sich ebenfalls einen ausländischen Mäzen angelacht, und wird von besseren finanziellen Bedingungen profitieren können.
  • Xamax hat als Aufsteiger eine sehr gute Saison gespielt, und will in der zweiten Saison noch einen Schritt nach vorne machen. Und ein weiterer Schritt würde im Falle von Xamax mindestens die Involvierung in den Aufstiegskampf bis in die letzte Runde bedeuten. Das Team ist laufstark, schwierig zu überwinden und hat mit Michel Decastel einen erfahrenen Erfolgstrainer an der Seitenlinie. Gegen den Ligadominator Lausanne landeten die Xamaxiens drei Siege und ein Unentschieden! Xamax hat definitiv Ambitionen auf einen Super League-Aufstieg, und verhehlt dies nicht.
  • Der historisch zweiterfolgreichste Klub der Schweiz, Servette, hatte bereits in der Promotion League ein höheres Budget, als die Hälfte der Challenge League-Klubs. Neben den finanziellen Mitteln profitieren die Genfer von einer in den letzten Jahren wieder enorm erstarkten Junioren-Akademie.
  • Winterthur wird im Kantonsderby besonders motiviert sein. Der Klub hat in den letzten Jahren gerade im Schweizer Cup mit Siegen gegen YB oder St.Gallen bewiesen, dass ihm Spiele gegen prominente Gegner liegen.
  • Chiasso ist seit Jahren die taktisch beste Mannschaft der Liga, und profitiert dabei in der Regel von italienischem Know-how. Italienische Kontakte sind für den Klub zudem jeweils auch beim Aufspüren von Schnäppchen zur Verstärkung des Kaders hilfreich. Dazu kommen unverwüstliche Routiniers wie Regazzoni oder Maccoppi, die in der Rolle als Mannschaftsleader auf dem Platz aufblühen. Als zur Zeit einzige Tessiner Challenge League-Equipe ist Chiasso zudem für viele Tessiner Talente attraktiv.
  • Le Mont ist eine Mannschaft mit Formschwankungen – erwischt man sie an einem guten Tag, ist es auch für Topteams der Liga sehr schwer, gegen diese kampfstarke Equipe zu gewinnen.

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Züri Live expandiert wie der FCZ bis nach Genf, Chiasso und Schaffhausen. Mehr Schweiz geht nicht. Die Challenge League-Saison wird Retro werden, da es von manchen Spielen tatsächlich nirgends Live-Bilder zu sehen geben wird. Züri Live ist an jedem Spiel live dabei.

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