Testspielbilanz – Was macht die Konkurrenz?

In der Winterpause erfuhren einige Super League-Klubs am eigenen Leib, dass die Rede von der erhöhten Qualität der Challenge League nicht nur leeres Geschwätz ist. St.Gallen wurde nicht nur vom FCZ 2:3 geschlagen, sondern von Schaffhausen gleich mit 1:5. Auch wenn die Ostschweizer dabei mit ihrer Ersatzbank antraten, ein sehr hohes Resultat. Es passt aber ins Bild des «neuen» FC Schaffhausen der Wintervorbereitung. Er tritt neu mit Dreierabwehr an, und besiegte im Stade de Suisse YB mit 4:3. Sieben neue Spieler wurden verpflichtet, und vor allem Trainer Murat Yakin, der 2009 in Thun ein mittelmässiges Challenge League-Team übernahm, und innerhalb von einer Saison (zurück) in die Super League führte.

Der neue LIPO-Park liegt direkt oberhalb einer ebenfalls neuen S-Bahnstation. Der FCZ konnte in der Wintervorbereitung schon zwei Mal da spielen. Es heisst immer, Tribünen sollen so nah wie möglich am Spielgeschehen sein. Schaffhausen hat das auf die Spitze getrieben. So konnte Cavusevic nach seinem Tor gegen St.Gallen nicht mehr schnell genug abbremsen, und prallte gegen die Betonwand direkt hinter dem Tor, und wenn ein Verteidiger den Ball ins Seitenaus spediert, prallt dieser schnell mal gegen die Scheibe des VIP-Bereiches.

Der hartnäckigste FCZ-Verfolger Xamax lässt ebenfalls mit Top-Resultaten aufhorchen: zwei Siege und ein Unentschieden in den drei Duellen mit Super League-Klubs – 2:0 gegen Lugano, 4:1 gegen Lausanne und 1:1 im Wankdorf gegen YB. Das sollte für den FCZ und seine Anhänger genug Warnung sein. Le Mont verlor in einem ausgeglichenen Spiel in Basel in der Nachspielzeit unglücklich 1:2 und war beim 0:0 in Thun auf Kunstrasen die klar überlegene Mannschaft, und vergab dabei «hundertprozentige» Torchancen gleich im „Six Pack“.

Eher durchschnittlich waren die Resultate von Wohlen, Winterthur, Wil, Servette, Chiasso und Aarau. Die Aargauer Kantonshauptstädter verloren zum Auftakt grippegeschwächt mit 1:5 in Thun und in der Folge auch Stéphane Besle, der länger ausfällt und die Personalsorgen in der Hintermannschaft der Aarauer verschärft. Auftaktgegner Servette hatte ebenfalls keine sorgenfreie Vorbereitung. Zwei von fünf Testspielen wurden abgesagt und von den restlichen resultierte nur ein Sieg (1:0) gegen Etoile Carouge.

 

Grosse Halbzeitbilanz der Challenge League, 1.Teil

Nach der Hälfte der absolvierten Meisterschaft in der Challenge League können die zehn beteiligten Clubs in folgende drei Kategorien eingeteilt werden, je nachdem ob sie über, unter oder den Erwartungen entsprechend klassiert sind:

challenge-league-top-flop-teams-tabelle-1612Im Ersten Teil schauen wir auf die drei Teams, welche in der Vorrunde die Erwartungen übertroffen haben.

Neuchâtel Xamax FCS: Weiterhin Aufstiegskandidat

Der Club profitierte in den letzten beiden Transferperioden vom zuerst mutmasslichen, danach eingetroffenen Konkurs des FC Biel, verlor nach Beginn der Saison mit Mickaël Facchinetti (Thun) und Cédric Zesiger (GC) jedoch zwei wichtige Spieler wegen Transfers in die Super League. Trainer Michel Decastel hatte für viele Aufgaben die richtige Lösung. Und Raphael Nuzzolo präsentierte sich sofort als wirkungsvoller Leader der Mannschaft. Mit Pedro Teixeira und Dilan Qela entwickelten sich dazu zwei Nachwuchsspieler aus der eigenen U18 zu hoffnungsvollen Kräften. maladiere-photokopie

Auf dem Kunstrasen in der heimischen Maladière gewann Xamax sieben Spiele und holte alleine schon so 21 Punkte. Einzig der FC Zürich und der FC Wohlen vermochten dort zu gewinnen. Besonders denkwürdig war der 3:2-Sieg gegen den FC Wil. Die Ostschweizer verloren kurz vor Schluss Jocelyn Roux nach einer Roten Karte und trafen danach durch Gjelbrim Taipi mit einem Penalty den Pfosten. Sie vergaben so das mögliche 1:3. In der Nachspielzeit erzielten die erwähnten Teixeira und Qela für Xamax noch zwei Tore zum vielumjubelten Sieg.

Das Spielfeld der Maladière liegt über dem Feuerwehrdepot der Stadt Neuchâtel. Lief einmal ein Spiel in der ersten Halbzeit noch nicht so gut, so stürmen die Einheimischen nach der Pause wie die Feuerwehr los und wendeten das Spielgeschehen. Der gegenwärtige Challenge League Rekordspieler Mustafa Sejmenovic (295 Einsätze für Yverdon, Baulmes, Biel und Xamax) schoss in der ersten Saisonhälfte drei Tore nach Eckbällen und ist damit der treffsicherste Verteidiger der Liga. Das belegt die Gefährlichkeit der Neuenburger bei Standardsituationen, die meistens von Nuzzolo ausgeführt wurden. Xamax darf im Rennen um den Aufstieg noch nicht ganz abgeschrieben werden. Hätten die Welschen beide Spiele gegen den FCZ gewonnen statt verloren, so wären sie punktgleich mit den Zürchern.

FC Wohlen: Von Niederhäusern mit guten Leistungen

Ausgerechnet nach der 1:3-Niederlage in der 6. Runde gegen den FC Wil verliess Trainer Martin Rueda die Freiämter und wechselte zu den Ostschweizern. Der FC Wohlen stand zu diesem Zeitpunkt nach vier Niederlagen in Serie mit 4 Punkten auf dem zweitletzten Rang. In die Saison startete Rueda mit einem Sieg in Baulmes gegen den FC Le Mont. Wohlen war dadurch vor dem FCZ gar erster Leader in der neuen Saison. Nach der 2. Runde und einem 0:0 daheim gegen Xamax standen die Aargauer noch auf dem 2. Rang, hinter dem FC Schaffhausen. Es folgten sechs Niederlagen in Serie. Und der neue Trainer Francesco Gabriele wurde von den Aargauer Medien schon zu Beginn seiner Amtszeit abgeschrieben, besonders nachdem man in Genf bei Servette 6:1 verlor und auch das Kantonsderby gegen den FC Aarau mit 1:4 zu einem Desaster wurde. Wohlen stand nun auf dem letzten Rang der Tabelle.

niedermatten-fcz-fans-farbigIn Schaffhausen gelang danach ein überraschender 0:1-Sieg, ehe auf der Niedermatten der FCZ trotz des Europa League-Spiels drei Tage zuvor gegen Osmanlispor überzeugend mit 0:5 auftrumpfte. Danach aber liessen die Aargauer richtig aufhorchen. Das sehr heimstarke Xamax wurde in Neuenburg mit 1:4 ausgekontert. Janko Pacar liess sich als dreifacher Torschütze feiern. Mit 18 Punkten aus den letzten 10 Spielen kletterte der FC Wohlen auf den überraschenden 6. Rang. Auswärts waren die Freiämter besonders stark, stehen sie doch mit 15 Punkten auf dem 3. Platz dieser Wertung. Während der alte Trainer mit 0,667 Punkten eine eher schlechte Bilanz aufweist, und am neuen Wirkungsort bereits wieder entlassen wurde, arbeitet der neue mit einer Bilanz von 1,5 Punkten pro Spiel deutlich erfolgreicher.

Der FC Wohlen ist so die Wundertüte der Liga, unberechenbar und zunehmend stabiler in der Abwehr und sehr konterstark. Florian Stahel ist angekommen in der Challenge League und Sead Hajrovic hat sich in der Mannschaft doch noch zu einem stabilen Verteidiger entwickelt. Was ein treffsicherer Stürmer ausmacht, verdeutlicht Janko Pacar mit 6 Toren und 3 Assists aus 15 Spielen. Das ehemalige Talent des FC Luzern hatte in den letzten 7 Jahren 9 Mal den Club gewechselt, ehe der FC Wohlen Pacar im Sommer von Petrolul Ploiesti aus Rumänien ablösefrei verpflichtete. Die vom FCZ ausgeliehenen Spieler kamen folgendermassen zum Einsatz: Nils Von Niederhäusern, 7 Einsätze/630 Minuten (Stammspieler mit viel Offensivwirkung), Marvin Graf, 0/0 (verletzt), Kilian Pagliuca 2/36 (einmal davon eingewechselt und 29 Minuten später wieder ausgewechselt).

Der Saudi Monquez al-Yousef machte den FC Wohlen schuldenfrei, zieht sich nach 196 Tagen als Mäzen zurück und übergibt das Aktienpaket grösstenteils wieder in heimische Hände. Es würde mehr als überraschen, würde der FC Wohlen nicht auch nächste Saison in der zweithöchsten Liga spielen.

FC Le Mont: Umstellung auf Dreierabwehr könnte Klassenerhalt sichern

Die Waadtländer entwickelten sich im Laufe der bisherigen Spielzeit zu einem sehr unbequemen Gegner, der mit nur 12 erzielten Toren 21 Punkte gewann, weil die Defensive auch nur 19 Tore zuliess. Die zusammen mit Xamax drittbeste Abwehr war so die Basis für das Gelingen, das trotz der schwächsten Offensive zustande kam. Der spezielle defensive Erfolg begann in der 9. Runde gegen Neuchâtel Xamax mit der Umstellung von Trainer John Dragani auf eine Dreierabwehr, die von den gelernten Innenverteidigern Francois Marque, Ibrahim Tall und Lucas gebildet wurden. Daraus erwuchs eine Serie von sieben Spielen mit 13 Punkten, mit nur einem Gegentor bis zur 15. Runde. Im heimischen Stade Sous-Ville in Baulmes wurde so Xamax 1:0 bezwungen. Beachtenswert war zudem das 1:1 im Letzigrund gegen den FCZ vor 8’489 Zuschauern, der neuen Rekordkulisse für die Fussballer von Le Mont.

sous-ville-farbstift-zeichnungWie immer mit dabei war dort auch ihr grösster und treuester Fan, der 14-jährige Emmanuel Masmejan. Züri Live war schon lange begeistert von ihm und er wurde in den vergangenen Jahren auf dem Sender auch mehrmals lobend erwähnt. Beim Match gegen den FCZ im für einmal auch von Medienvertretern gut besuchten „Sous-Ville“ erzählte der Züri Live-Kommentator daher Michel Wettstein (BLICK) von Emmanuel. Dieser machte daraufhin beim Rückspiel im Letzigrund eine Story daraus, die sogar über die Landesgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit sorgte. Seither hiessen die Platzspeaker Emmanuel in vielen Challenge League-Stadien vor der Partie speziell willkommen und es wird jeweils auf Kosten des Gastgebers für sein leibliches Wohl gesorgt.

Francois Marque jedoch missbrauchte im Letzigrund das Gastrecht auf üble Weise. Er provozierte dort mit hinterhältigen und vordergründigen Aktionen seine Gegenspieler und die Betreuer und wurde zusammen mit Alain Nef nach dem Spiel mit einer Roten Karte bestraft, für die der Franzose nur vier Spielsperren bekam. Wegen der zuvor erhaltenen vierten gelben Karte verpasste Marque aber noch einen weiteren Einsatz. Mit Alain Nef, der zu schlichten versuchte, erwischte Schiedsrichter Lionel Tschudi übrigens den falschen Spieler des FCZ.

Bei den Waadtländern fiel im Mittelfeld besonders der ehemalige Lausannois Helios Sessolo als wirbliger, laufstarker und unberechenbarer Spieler auf. Ein Grund für die Misère in der Offensive war auch das verletzungsbedingte Fehlen von Stürmer Luis Pimenta während der acht Spiele, in denen Le Mont nur zwei Tore schoss. Sollte die Defensive so stabil bleiben, wird in Baulmes auch nächste Saison Challenge League-Fussball zu sehen sein.

Von Toni Gassmann, Mitarbeit: Lukas Stocker

Die taktischen Aufstellungen: Stettler mit Startelfdébut in Neuenburg

Nach der Einwechslung zur Pause îm Cup gegen St.Gallen kommt Nicholas Stettler auf der Maladère bei Neuchâtel Xamax nun auch zu seinem Pflichtspieldébut in der Startformation. Cédric Brunner muss mit Oberschenkelproblemen pausieren. Kay Voser nimmt zudem auf der Ersatzbank Platz und wird durch den zuletzt in der Innenverteidigung sehr solide agierenden Armin Alesevic ersetzt. Marchesano spielt für den gesperrten Buff, und Koné ersetzt in der Spitze Dzengis Cavusevic (Ersatz).

fcz-in-neuch

Xamax sieht Trainer Uli Forte an der Pressekonferenz vor der Partie in der Saalsporthalle auf ihrem heimischen Kunstrasen als heisser Favorit – allerdings sei die Unterlage für seine Mannschaft auch kein Problem. Der Zürcher Coach erwartet auf der Maladière viele Zuschauer und einen intensiven Match. Xamax wird aufgrund der Tabellensituation wohl etwas riskieren müssen – darauf will der FCZ vorbereitet sein. Die Xamaxiens beginnen die Partie gegen den FCZ mit der gleichen Formation wie schon das Auswärtsspiel in Genf, wo man beim 0:0 in der Calvinstadt eine starke Kollektivleistung gezeigt, aber nur wenige Torchancen herausgespielt hatte.

xamax-vs-fcz

Die Xamax-Hymne zu Beginn im neuen Stadion – das Piano-Intro passend zur kalten Industrie-Romantik des halbfertigen Neubaus:

Neue Xamax-Hymne von Angie Ott:

Passion Rouge et Noir (Inévitables):

Brunner steigert sich zum Matchwinner: FCZ – Xamax Stats, Performance, Spielinformationen und Analysen

Cédric Brunner ruft im Spitzenkampf gegen Xamax zum ersten Mal seit langer Zeit sein Potential ab und wird mit seiner starken Defensiv- und Offensivleistung, und der entscheidenden Flanke zum 1:0 zum Matchwinner. Der unterbeschäftigte Andris Vanins zeigt gegen defensiv enorm disziplinierte Neuenburger in der Schlussphase nicht zum ersten Mal eine kleine Unsicherheit, welche beinahe noch zwei Punkte kostet.

1608 fcz - xamax match stats

1608 fcz - xamax match performance

FCZ – Xamax 1:0 Highlights

Gegen einen erwartet zähen und defensiv enorm disziplinierten Gegner braucht der FCZ Geduld. um schlussendlich in der 60.Minute zum entscheidenden 1:0 per Kopf von Roberto Rodriguez zu kommen – bezeichnenderweise auf Flanke des an diesem Abend stärksten Zürchers, Cédric Brunner. Die eingewechselten Izer Aliu und Umaru Bangura kamen zu ihren Challenge League-Débuts, Schönbächler stand schon zur Einwechslung bereit, blieb dann aber doch draussen.

FC Zürich – Neuchâtel Xamax FCS 1:0 (0:0) 

Letzigrund – 9’685 Zuschauer – SR Amhof

Tore: 60. Rodriguez (Brunner) 1:0

Zürich:  Vanins; Brunner, Kecojevic, Nef, Voser; Winter, Sarr (89. Aliu), Kukeli (71. Cavusevic), Rodriguez; Buff, Sadiku (84. Bangura).

Xamax: Walthert; Gomes, Sejmenovic, Zesiger, Odabasi; Di Nardo (77. Senger), Corbaz; Ramizi (46. Teixeira), Veloso, Nuzzolo (62. Zbinden); Karlen.

Xamax: die unbequeme Wahrheit

Pünktlich anschliessend zum Spitzenkampf zwischen dem FCZ und Xamax findet morgen und übermorgen in Neuenburg der Prozess in Sachen des ehemaligen Klubbesitzers Bulat Chagaev statt. In der NZZ von heute ist in Bezug auf die damalige Zeit von einer «totalen Entfremdung zwischen Klub und Region» die Rede. Dies beschreibt die Konstellation aber nur unzureichend.

In Tat und Wahrheit entsprach die Übernahme des Klubs durch den Tschetschenen letztendlich dem Willen der Neuenburger rund um Xamax. Die Ambitionen des Umfelds vom einfachen Fan bis zum Sponsoren waren in Neuenburg immer sehr hoch. Mit Mittelfeldplätzen in der Super League wollten sich viele nicht mehr begnügen. Als dann aber der Moment der Wahrheit gekommen war, und der vormalige Mehrheitsbesitzer Sylvio Bernasconi während Jahren händeringend nach einem Nachfolger in der Region suchte, gab es keine ernsthaften Angebote.

Bulat Chagaev war schlussendlich derjenige, der den Xamaxiens das versprach, was sie hören wollten: grosse Erfolge, Meistertitel, Champions League. Die Aktionäre stimmten der Übernahme zu, und auch die Mehrheit der eingefleischten Fans war begeistert. Es wurden tolle Spieler geholt, es gab verschiedene Vergünstigungen für die Fans, und der sportliche Erfolg war da. Im Internetforum der Xamax-Fans ging man damals mit den wenigen kritischen Stimmen ziemlich brüsk um. Die Mehrheit wollte Chagaev und glaubte an alles, was er versprach. Jemanden, der weniger versprochen hätte, hätte man nicht akzeptiert. Dementsprechend musste der neue Xamax-Besitzer damals zwangsläufig eine Person mit wenig Bezug zur Realität werden. Es war der Wille der Fans und Sponsoren.

Heute herrscht bei Xamax eine andere Denkweise. Die Verantwortlichen im Klub sind sich bewusst, dass man von der Fan- und Sponsorenbasis her zwischen Challenge League und Super League anzusiedeln ist – ähnlich wie beispielsweise ein FC Aarau. Der jetzige Präsident Christian Binggeli sagt im Gespräch mit der NZZ aber auch, dass er letzte Saison «eine Dummheit» gemacht habe, als er als Ziel den Klassenerhalt in der Challenge League definiert habe. Dadurch habe man Zuschauer verloren.

Da ist sie wieder: die übertriebene Erwartungshaltung der eigenen Fans. Sie ist auch in der Nach-Chagaev-Ära nicht komplett verschwunden. Und sie ist auch in keinster Art und Weise eine Spezialität von Neuenburg. Der FCZ hat auch nach der glanzvollen Favre-Ära eine Mannschaft unterhalten, die vom Talent her in einer optimalen Saison um den Meistertitel mitspielen konnte. Es war gleichzeitig aber auch eine Mannschaft, welche die Möglichkeit des totalen Absturzes in sich trug. Mehr als einmal brachen die Resultate ab dem Zeitpunkt regelrecht ein, wo in einer Saison der Meisterzug abgefahren war.

Der FCZ hat nur einmal vom Geldsegen der Champions League profitieren können, und ist heute vom Budget her in der Super League ein Mittelfeld-Klub. Dementsprechend wird nun auch eine etwas weniger talentierte, dafür stabilere Mannschaft aufgebaut. Thun oder Luzern sind realistischere Orientierungspunkte, als Basel. Das grosse zusätzliche Plus allerdings bleibt die Nachwuchsabteilung. Wenn von einem guten Jahrgang die zwei, drei besten Spieler zwei Jahre oder mehr in der 1.Mannschaft gehalten werden können, dann sind auch in Zukunft Ausschläge nach oben möglich.

 

Alexandre Alphonse: „Ich bin für immer ein Zürcher“

In der 54.Minute ist es so weit: Alexandre Alphonse ist wieder zurück in der Fussballschweiz. Der Franzose mit Wurzeln in Guadeloupe kommt auf der Neuenburger Maladière für Mirsad Hasanovic ins Spiel, und soll helfen, den bislang wirkungslosen Benjamin Besnard im Sturm zu unterstützen und einen 0:2-Rückstand aufzuholen. Die Klasse und der fussballerische Instinkt von Alphonse ist sofort wieder sichtbar, nicht zuletzt in der 84.Minute, als er einen Eckball per Kopf in die Füsse von Liassine Cadamuro ablenkt, welcher zum Anschlusstreffer einschiesst. Genauso sichtbar ist aber auch die noch fehlende Fitness nach nur zwei  Wochen Training. Nach der Partie gräbt Alphonse in einem Pulk von Welschen  Journalisten in der Mixed Zone sein über Jahre nicht mehr genutztes Hochdeutsch aus, und bezieht gegenüber Züri Live klar Position: „Der FCZ ist mein Herzensklub“ und „Ich bin für immer ein Zürcher“. Es wirkt ehrlich und direkt. Er erinnere sich noch an alle seine Tore mit dem FCZ, unter anderem natürlich auch den Siegestreffer kurz vor Schluss in La Chaux-de-Fonds gegen Xamax gegen Ende der ersten seiner drei Meistersaisons mit dem FCZ. Natürlich fokussiert sich Alphonse als Profi auf seine Leistung bei Servette, aber er freut sich sehr auf die Rückkehr in den Letzigrund: „Das wird ein ganz besonderes Spiel für mich“.

1 3 4 5 6