Vor 4 Jahren auf Züri Live vorausgesagt: Ex FCZ-Stürmer Mario Frick startet seine Trainerkarriere im Profibereich

Mit einem 0:1 gegen Winterthur und einem 0:0 bei Leader Wil startet der ehemalige FCZ-Stürmer Mario Frick nach Stationen beim FC Balzers und verschiedenen Liechtensteinischen Juniorenmannschaften beim FC Vaduz in der Challenge League seine Trainerkarriere im Profibereich. Aufmerksame Hörer von Züri Live erinnern sich, dass Frick vor vier Jahren auf diesem Sender diesen Schritt klipp und klar als persönliches Ziel formuliert hat. „You can get it if you really want?“ – offenbar schon…

Interviews und Geschichten des Europa League-Auftaktsieges nach Mitternacht in Nikosia

Da ist es wieder, das Cupgesicht des FC Zürich. Der Europacup-Auftakt ist mit dem 1:0-Auswärtssieg gegen AEK Larnaca rundum geglückt. Zum ersten Mal kann der FCZ in einer Europa League-Gruppenphase ein Auswärtsspiel gewinnen! Und AEK Larnaca mit seiner Wahnsinns-Europacupheimserie (sieben Spiele, 20:0 Tore!) kommt dank der solidarischen Leistung der Limmatstädter praktisch nie dazu, seine gefürchteten Bälle hinter die gegnerische Abwehr spielen zu können. Die Gesamtleistung des Magnin-Teams erinnerte an die starken Auftritte in den entscheidenden Spielen des nationalen Cupwettbewerbes. Das sah auch der Zürcher Trainer nach der Partie so: „Wir schaffen es, uns in grossen Momenten zu steigern. Der nächste Schritt ist nun, dass wir lernen müssen, im „Alltag“ solche Leistungen auf den Platz zu kriegen, Routine zu gewinnen.“

Hekuran Kryeziu zeigte sein bisher bestes Spiel im FCZ-Dress und Captain Victor Palsson präsentierte sich annähernd in Cupfinal-Form. Bei Stephen Odey sind von Spiel zu Spiel Fortschritte zu erkennen und Assan Ceesay feierte ein gelungenes Début, auch wenn Trainer Ludo Magnin im Interview mit Züri Live noch „viel Arbeit“ für diesen vor sich sieht. Arbeit, die im Falle von Odey langsam aber sicher Früchte trägt.

Ceesays Landsmann Pa Modou ist hingegen seit dem Lugano-Spiel kurz vor der Nati-Pause von einem Moment auf den anderen in ein Leistungsloch gefallen – die Gelb-Rote Karte nach Zeitspiel und Foul passt da ins Bild. Dem immer wieder angeschlagenen Umaru Bangura unterliefen zudem in der Starthalbstunde fast im Fünfminutentakt grobe Fehlzuspiele. Das wirkliche Sorgenkind ist aber Izer Aliu. Vom Fuss bis weit über das Rechte Knie dick einbandagiert, bewegt der 18-jährige sich nach dem Spiel als einziger Zürcher mit einer nachdenklich-bitteren Miene an Krücken Richtung Mannschaftsbus. Bei seinen Comebacks in Lugano und bei Breitenrain hatte er bereits wieder gute Ansätze gezeigt. Die Art der im Abschlusstraining in Nikosia zugezogenen Verletzung wird nach der Rückkehr in Schweiz (die Mannschaft fliegt um die Mittagszeit) genau analysiert werden, aber es könnte sich um eine Knieverletzung mit längerer Ausfalldauer handeln. Neben der Leistung des FCZ, der Larnaca als erstes europäisches Team diese Saison zähmen und zurückbinden konnte, war Benjamin Kolollis Jubel vor der Südkurve nach seinem von Antonio Marchesano herausgeholten Handspenalty das Thema des Abends. Der Waadtländer hatte Routinier Toño im Larnaca-Tor in die falsche Ecke geschickt, dann die erste Bande übersprungen, dann die zweite …und…oh Schock!….dahinter war ein tiefes Loch. Glücklicherweise konnte der Flügelspieler, der in der Schlussphase für Pa Modou weiter nach hinten rückte, von den Teamkollegen unverletzt wieder hochgezogen werden.

16-jähriger Omeragic mit gutem Début – Sarr und Maouche zurück

Im achten Testauftritt der Saison gewinnt der FCZ zwar die Halbzeit gegen den auf dem fünfthöchsten nationalen Level spielenden FC Uster 2:0, verliert dann aber den «Final» des Dreistädturniers des Kanton Zürichs gegen Winterthur mit 1:3. Der FCZ trat gegen beide Gegner in einem klassischen 4-4-2 auf. Gegen Uster bildeten Antonio Marchesano und Maren Haile-Selassie das Sturmduo, gegen Winterthur Marchesano zusammen mit Stephen Odey. Die Intensität von FCZ-Seite war gegen die Ustermer nicht allzu hoch angesetzt. Trotzdem hatte man in den ersten 10 Minuten beinahe 100% Ballbesitz, kam aber nur zu zwei ungenau gezielten Abschlüssen Bledian Krasniqis von der Strafraumgrenze. Den ersten Schuss aufs Tor brachte «Tonino» Marchesano in der 12. Minute.

Für die erste gute Aktion an diesem frühen Abend im Buchholz sorgte Becir Omeragic (16), der gegen Uster in seinem allerersten Einsatz für den FCZ auf der Rechtsverteidigerposition eingesetzt in der 14. Minute nach innen zog und knapp innerhalb des Strafraums einen Drehschuss mit seinem schwächeren Linken Fuss an den entfernten Pfosten setzte – der Ball prallte zurück an die 16-Meterlinie, wo Omeragics Juniorennationalteamkollege Krasniqi mit einem Direktschuss diesmal präzise in die linke Ecke traf. Bis zur nächsten nennenswerten Aktion dauerte es sieben Minuten:  Maren Haile-Selassie hämmerte nach Krasniqi-Ablage den Ball aus 18 Metern an die Lattenunterkante. In der 27. Minute kam dann bei einem Konter der Auftritt von Marco Schönbächler und Antonio Marchesano, die sich im Zusammenspiel schön durch die gegnerischen Reihen spielten, wonach «Schönbi» schlussendlich zum 2:0 vollenden konnte.

Es war allerdings dessen einzige gute Aktion: dem «Flügelflitzi» (O-Ton: Avi Rikan) misslang wie schon zuletzt in der Meisterschaft mehr, als dass ihm gelang. In der Zwischenzeit war Uster besser ins Spiel gekommen und konnte sich zeitweise gar etwas in der Zürcher Hälfte festsetzen. Die beste Chance der Gastgeber kam nach einem Lovisa-Fehler in der 42. Minute durch Sleyman, der den Ball alleine vor Novem Baumann aber über die Latte drosch.  Dies mitten in die Phase der Schlussviertelstunde, wo der FCZ nun praktisch im Minutentakt vor allem durch Roberto Rodriguez und Maren Haile-Selassie, dem in der 45. Minute noch ein Offside-Tor aberkannt wurde, zu guten Torchancen kam.

Der FCZ startete dann gegen den FC Winterthur (mit u.a. Ex FCZ-ler Tobias Schättin) deutlich besser und mit höherer Intensität in die Partie als noch gegen Uster, und kam in der dritten Minute nach Guenouche-Flanke mit einem Winter-Kopfball aufs Tor auch zur ersten Torchance. Trotzdem stand es nach 16 Minuten bereits 3:0 für Winterthur – der FCZ hatte mit eigenen defensiven Unzulänglichkeiten zu jedem der drei Gegentreffer stark beigetragen. Beim dritten Treffer beispielsweise liess sich Simon Sohm im Mittelfeld den Ball von Ousmane Doumbia abluchsen, beim zweiten liess Novem Baumann einen unplatzierten Abschluss Sliskovics aus 18 Metern passieren. Adi Winter traf dann in der 24. Minute nach einer guten Flanke Sadikus per Kopf zum 1:3, aber eine richtige Aufholjagd kam gegen einen motivierten Kantonsrivalen trotzdem nicht mehr zustande.

In der 25. Minute musste stattdessen der nun auf seiner angestammten Innenverteidigerposition agierende Omeragic angeschlagen raus (er hat den Saisonstart bereits verletzt verpasst) und Lindrit Kamberi kam unverhofft zu einem zweiten Einsatz. Sangoné Sarr (26) bestritt gegen Uster als Zentraler Abwehrspieler ebenfalls sein Saison-Début nach Verletzungspause und spielte eine unauffällige Partie. Das gleiche lässt sich auch von Yassin Maouche (21) sagen. Den Auftritt der Innenverteidiger Omeragic und Maxsø kann man sicherlich unter dem Strich als solide bezeichnen. Salim Khelifi zeigte sich zudem wie zuletzt in Lugano sehr engagiert und war als einziger nahe am Niveau der Liga-Intensität dran. Bledian Krasniqi hatte in seiner Halbzeit viel Einfluss aufs Spiel. Und Adi Winter bewies einmal mehr seine Skorerqualitäten. Nicht zuletzt deshalb und auch vor dem Hintergrund seiner starken Leistung im Cupfinal als Sturmpartner von Michi Frey ist er von den «gelernten Flügelspielern» vielleicht zur Zeit die interessanteste Alternative fürs Offensivzentrum – auch wenn er gegen Winterthur nicht da eingesetzt wurde. Omeragic mit seiner Schnelligkeit und guten Technik könnte ausserdem durchaus als Rechtsverteidiger relativ bald ein interessanter Backup für Kevin Rüegg werden, wenn er denn mal wieder voll belastbar ist.

Der ohne Zweifel sehr talentierte Simon Sohm (17) nahm hingegen im Zentralen Mittelfeld gegen die ausgefuchsten Challenge League-Cracks eine wertvolle Lehrstunde in Anspruch. Und Novem Baumann (22) liess nicht nur drei Gegentore in rund einer Viertelstunde zu, sondern verlor zusätzlich auch noch einmal im Strafraum einen Ball an den sich offensichtlich in Szene setzen wollenden Ousmane Doumbia, und verursachte ausserdem in einer anderen Szene mit dem in die Hände nehmen eines Rückpasses einen Freistoss innerhalb der eigenen «Box».

Uster – FCZ 0:2 (45min)

Tore: 14. Krasniqi (Omeragic) 0:1, 27. Schönbächler (Marchesano) 0:2.

FCZ gegen Uster: Baumann; Omeragic, Sarr, Kamberi, Lovisa; Schönbächler, Maouche, Krasniqi, Rodriguez; Haile-Selassie, Marchesano.

FCZ – Winterthur 1:3 (45min)

Tore: 4. Doumbia 0:1, 13. Sliskovic 0:2, 16. Sliskovic (Doumbia) 0:3, 24. Winter (Sadiku) 1:3.

FCZ gegen Winterthur: Baumann; Sadiku, Omeragic (25. Kamberi), Maxsø, Guenouche; Winter, Sohm, Aliu, Khelifi; Marchesano, Odey.

 

 

FCZ ist das «bessere St. Gallen» – aber die Gradlinigkeit im gegnerischen Strafraum fehlt

Nach St. Gallen darf der FCZ gleich nochmal im heimischen Letzigrund ran – gegen den FC Basel. Am 13. Mai (!) reichte dem Magnin-Team eine eher mässige Leistung, um den gleichen Gegner mit 4:1 zu besiegen. Dies weil die Rot-Blauen den wohl schlechtesten Auftritt seit Generationen im Letzigrund hinlegten. Normalerweise profitiert der FCB davon, dass er sich gegen «Züüri» speziell motivieren kann – häufig mehr als umgekehrt, hatte man immer wieder das Gefühl. Diesmal war es für einmal anders gewesen. Der emotionale Fokus der Basler lag auf dem Spitzenspiel gegen YB am vorangegangenen Wochenende. Man wollte unbedingt im Hinblick auf die kommende Saison gegen den neuen Schweizer Meister ein Zeichen setzen, was mit einem 5:1-Sieg auch eindrücklich gelang.

Diese 1:4-Niederlage danach in Zürich war der Anfang einer Sieglos-Serie, die bis in den August anhielt (4:2-Heimsieg gegen GC) und Trainer Raphael Wicky den Job kostete. Auch diesmal hat der FCZ einen Vorteil, da die Begegnung mit Basel in der Mitte der Europa League Playoff-Woche liegt. Man muss den Umstand, dass sich das Team von Marcel Koller zur Zeit mit den Konterspezialisten von Apollon Limassol abmüht, aber natürlich gegen einen zugegebenermassen sich generell im Aufwind befindlichen Gegner auch konsequent nutzen. Vor vier Jahren war der FCZ im Letzigrund gegen das mit denselben Leistungsträgern (Vale, Joao Pedro, Vasiliou, Stylianou oder Papoulis) angetretene Apollon ebenfalls zu einem eher erknorzten 3:1-Heimsieg gekommen (Tore für den FCZ: Djimshiti und zwei Chikhaoui-Penalties).

Vor Wochenfrist waren die Kritiken nach dem 0:0 gegen St. Gallen vernichtend gewesen. Die NZZ setzte wie so häufig die bei diesem Blatt für FCZ-Spiele schon fast zu den Standard-Textbausteinen gehörenden polemischen Attribute «einschläfernd», «uninspiriert», bzw. «Sedativ» ein. Trainer Magnin selbst in seiner fordernden Art hatte zumindest im Gespräch mit den Medien rundweg kein konstruktives Spiel seiner Mannschaft gesehen. Aber war alles wirklich so schlecht? Wenn man sich nämlich an den Beginn der Partie zurückerinnert, ging der FCZ von Anfang an Vollgas, setzte St. Gallen unter Druck und war bis in die 55. Minute die bessere Mannschaft. Danach glich sich die Partie aus, auch weil der FCZ in einzelnen Phasen als Team etwas nachliess.

Spiele gegen Zeidlers St. Gallen erinnern an solche gegen Zemans Lugano. Das Mittelfeld ist entvölkert, beide Teams kommen relativ einfach durch – ein Schlagabtausch. Der FCZ liess sich, ob gewollt oder gezwungenermassen, auf dieses Spiel ein – wohl nicht zur Freude von Trainer Magnin. Allerdings ist dessen Team über weite Strecken eher «das bessere St. Gallen». Man kommt zumindest im Ansatz zu mehr potentiell guten Torchancen. Auch wenn man die Anzahl der effektiven Abschlüsse zählt (12), so liegt diese höher, als in den ersten drei Saisonspielen gegen Thun, GC und YB. Die ersten beiden Partien konnten gewonnen werden, obwohl es da am wenigsten Abschlüsse gab! Auch bei der Anzahl Flanken, Top-Offensivaktionen sowie auch Top-Defensivaktionen zählt Züri Live gegen St. Gallen einen neuen Saisonbestwert. Und selbst die Durchschnittsnote der Spieler ist mit 6,4 besser, als in den ersten drei Meisterschaftsspielen!

Das Hauptproblem ist die fehlende Zielstrebigkeit und Gradlinigkeit im und um den gegnerischen Strafraum. Benjamin Kololli, Antonio Marchesano und vor allem Marco Schönbächler haben ein halbes Dutzend Möglichkeiten, alleine aufs von Dejan Stojanovic gehütete St. Galler Tor zu ziehen, verhindern dies aber jedes Mal selbst mit unnötigem „Hakenschlagen“. Viele der potentiell «tödlichen» letzten Pässe stammen von Toni Domgjoni. Als Domgjoni kurz vor Schluss dann endlich mit dem spät eingewechselten Michael Frey einen Adressaten findet, der bereit ist, auf direktem Weg zum gegnerischen Tor zu ziehen, wird dieser zu Unrecht aus dem Offside zurückgewunken. Der inzwischen zu Fenerbahce gewechselte Frey (hat mit 8,3 in den ersten vier Saisonspielen den besten Züri Live-Notenschnitt) war ein wichtiger Faktor, warum der FCZ in der Schlussphase nochmal sehr nahe an einen möglichen Heimsieg kam. Es fehlte aber insgesamt auch das Wettkampfglück. Beispielsweise ist die Zeit reif für ein Kopfballtor Mirlind Kryezius – auch gegen St. Gallen fehlte nach einem «Schönbi»-Eckball wieder nur sehr wenig. In demjenigen Spiel, in welchem dieses Tor dann tatsächlich fällt, hat der FCZ eine erhöhte Chance auf einen Sieg.

Schönbächler hatte Hochs, zu denen unter dem Strich auch seine vier Eckbälle gehörten (gegen YB hatte Kololli noch alle Corner getreten), aber noch etwas mehr Tiefs im Spiel. Die Hochs nahmen allerdings im Verlauf der Zweiten Halbzeit zu. Davor hatte der Urdorfer noch mehr als Sturmpartner Odey vorne lange Zeit kaum mal einen Ball verteidigen können. Der Nigerianer wurde noch vor der Pause ausgewechselt, als er wohl etwa zwischen dem Zeitpunkt der Entscheidung, ihn aus dem Spiel zu nehmen und der tatsächlichen Auswechslung gerade besser ins Spiel gefunden hatte. Ein weiterer Ansatzpunkt für den FCZ könnte die Zweikampfstatistik sein, die wie schon gegen YB auch im Duell mit St. Gallen negativ war. Das Zürcher Mittelfeld musste viel Laufarbeit verrichten – auch weil die Zürcher Aussenläufer phasenweise relativ tief standen. Von Toni Domgjoni ist man sich dies gewohnt – auffällig war gegen St. Gallen aber das Laufpensum und die Zweikampfintensität von Antonio Marchesano, der in diesen Bereichen Fortschritte zu machen scheint. Hekuran Kryeziu kann seine etwas zu schläfrige Art in der Defensiven Phase noch nicht ablegen, zeigt sich aber im Vergleich zum YB-Spiel diesbezüglich zumindest etwas verbessert. In der Offensiven Phase gibt es bei ihm sowieso keinen Anlass zur Klage.

Gar ein rundweg gelungener Auftritt gelingt dem linken Aussenläufer Pa Modou (Züri Live-MVP der Partie). Das Duell mit Gegenspieler Bakayoko entwickelte sich mit zunehmender Spieldauer zu einem Kantersieg für die Zürcher Nummer 18. Nicht zum ersten Mal zeigt sich der Gambier gegen einen seiner Ex-Klubs von seiner besten Seite. Zusammen mit Mirlind Kryeziu und Alain Nef ist er zudem für die gegen St. Gallen überdurchschnittlich gefährlichen Einwürfe zuständig. Gerade gegen einen wenig kompakt agierenden Gegner wie das Zeidler-Team kann mit gut einstudierten Einwurfvarianten schnell eine gefährliche Situation heraufbeschworen werden. Und auch Einwürfe des Gegners in dessen Spielhälfte können mit klugem Pressing besser genutzt werden.

FCZ – St. Gallen 0:0  

FCZ: Brecher; Nef, Palsson, M. Kryeziu; Rüegg (46. Winter), H. Kryeziu, Pa Modou; Marchesano (78. Frey), Domgjoni; Odey (37. Kololli), Schönbächler.

St. Gallen: Stojanovic; Bakayoko, Hefti, Vilotic, Wittwer; Quintilla; Sierro, Ashimeru; Tafer (75. Kukuruzovic), Itten (86. Buess), Ben Khalifa (46. Kutesa).

Nicht der erste FCZ-Torjäger in der Türkei: der «Freygeist» auf den Spuren von Erci Sahin

«Jede Krise ist auch eine Chance». Wer hat diese Lebensweisheit nicht schon zu hören bekommen? Auch wenn es in gewissen Situationen auch mal etwas zynisch daherkommen mag: der Spruch ist wahr – und aktuell wohl für niemanden wahrer, als für Michael Frey. Die Währungskrise hat über Nacht auch die Türkische Fussballwelt auf den Kopf gestellt. Noch quasi vorgestern wäre es unvorstellbar gewesen, dass einer der drei grossen Istanbuler Klubs einen Spieler wie Frey als teuersten Transfer des Sommers vorstellt. Ein neuer Stürmer in diesen Klubs musste jeweils im Minimum ein paar Länderspiele für die Niederlande, Frankreich oder Spanien auf der Visitenkarte haben. Frey ist selbst für die nicht wirklich mit internationalen Topstürmern gesegnete Schweiz noch nie in der A-Nationalmannschaft aufgelaufen.

Auf der persönlichen Ebene wird Frey in Zürich immer noch sehr gemocht – von den Mitspielern, Fans und auch auf der Geschäftsstelle. Für seinen weiteren Weg im Profifussball nach Fenerbahce hat er sich aber wohl in der letzten Woche keine Vorteile verschafft – speziell in der Schweiz nicht. Etwas paradox erscheint auch, dass der nicht aufs Maul gefallene «Freygeist» gerade jetzt in die Türkei wechselt, wo Türkische Bürger selbst wegen kritischer Äusserungen auf Sozialen Medien über profane Themen wie Wirtschaftspolitik vom sich scheinbar in Richtung Totalitarismus entwickelnden Staat drangsaliert werden.

Frey ist nicht der erste FCZ-Torjäger, welcher mit viel Tamtam in die Türkei wechselt. Ercüment Sahin aus dem eigenen Nachwuchs kam in der Abstiegssaison 87/88 beim FCZ zu seinen ersten Einsätzen in der 1. Mannschaft und die damalige sportliche Krise war auch für ihn als jungem Stürmer die Chance, um sich als kommender Stammspieler zu empfehlen. Insgesamt erzielte der heutige U17-Trainer 68 Wettbewerbstore für den FC Zürich und wechselte nach einer zwischenzeitlichen Leihe in Chiasso 1995 zu Bursaspor, nachdem zuvor jahrelang Angebote der Istanbuler Grossklubs unter anderem an den für die damalige Zeit hohen Ablöseforderungen von FCZ-Präsident Sven Hotz (CHF 1 Mio) gescheitert waren.

Im Interview mit Züri Live im April schilderte Sahin, wie er im ersten Jahr in der Türkei auf Wolke 7 schwebte («kann ich jedem empfehlen»), aber auch den Druck, an dem man je nach charakterlichen Voraussetzungen zerbrechen kann. Hier nochmal extra kompakt zusammengeschnitten die Ausschnitte über das Türkei-Abenteuer aus jenem dreiviertelstündigen Gespräch:

Eines ist sicher: selbst falls Michi Frey in nächster Zeit seinen Lohn kaum ausbezahlt bekäme und wenig spielen würde… das, was er aktuell an Anfangseuphorie in Istanbul erlebt, ist einem Spieler seines im internationalen Vergleich eher bescheidenen Kalibers normalerweise nicht vergönnt. Er wird dies sein Leben lang nicht vergessen.

 

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