Mirlind dreht die Partie / FCZ – Xamax 2:1 Analyse

Zum zweiten Mal in der aktuellen Saison nach dem 3:2-Heimsieg gegen Bayer Leverkusen vermag der FCZ gegen Xamax einen Rückstand noch in einen Sieg umzuwandeln. Es ist zudem nach dem 3:1 im Derby erst der zweite Liga-Sieg des Jahres 2019. Dass die beiden bisherigen Siege gegen die beiden Tabellenletzten zustandegekommen sind, zeugt von einer gewissen Logik. Der FCZ ist auch in der aktuellen Formbaisse immerhin stärker als die beiden Letztplatzierten – und vor diesem Hintergrund bringt das anstehende Duell beim Drittletzten Sion eine besonders interessante Konstellation mit sich. Andererseits ist bezüglich aktuellem Formstand die Rückrundentabelle wohl aussagekräftiger, und da stand Xamax vor der Niederlage im Letzigrund auf dem Vierten Platz. Noch nutzdienlicher auf der Suche nach den Gründen für den zweiten Heimsieg als die Stärke des Gegners könnte daher die Wahl der Taktik sein.

Die beiden siegreichen Partien gegen GC und Xamax sind im Jahr 2019 die einzigen, in welchen der FCZ mit Dreierabwehr in einem 3-4-1-2 agierte – in beiden Fällen vorne mit dem Sturmduo Odey / Kololli. Kololli hat aktuell den besten Abschluss des Teams und so einer gehört grundsätzlich möglichst häufig in den Strafraum, auch wenn der Waadtänder gegen routinierte Gegenspieler im direkten Zweikampf häufig Mühe bekundet. Kolollis Auftritt war besser als zuletzt in Thun, aber die Fehlerquote ist immer noch verbesserungswürdig. Wichtig war die Absicherung des Sturmduos Odey / Kololli durch den laufstarken Toni Domgjoni direkt dahinter auf der 10er-Position, um bei Ballerlusten und versprungenen Bällen die Zahl der gefährlichen schnellen Gegenstösse zu verringern. Weiter nahmen zwei Mal Zürcher Spieler bewusst durch Behinderung des gegnerischen Torhüters Walthert bewusst eine Verwarnung in Kauf, um den schnellen Konter zu verhindern.

Die Abwehr und das Mittelfeld begannen die Partie gut, bis Hekuran Kryeziu von Pietro Di Nardo ohne Chance auf den Ball auf eine Art und Weise attackiert wurde, wie es selbst bei Mixed Martial Arts nicht erlaubt wäre. In seiner langen Challenge League-Karriere ist die bewusste «Einschüchterungsattacke» von hinten zu Beginn einer Partie zu seinem Markenzeichen geworden. Erstaunlich dabei ist vor allem, wie er es fast immer schafft, durch eine Mischung von Cleverness und Unaufmerksamkeit / Naivität der Referees in der Mehrheit der Fälle ohne eine Gelbe Karte davonzukommen, was ihm natürlich für den Rest der Partie deutlich mehr Spielraum in den Zweikämpfen verschafft.

Der für den mit Rückenschmerzen vom Feld gegangenen Hekuran Kryeziu reingekommene Namensvetter Mirlind übernahm die Zentrale Position in der Dreierabwehr und vermochte die Ballverteilerfunktion von Grégory Sertic 1-zu-1 zu übernehmen. Fehlerlos blieb der grossgewachsene Innenverteidiger nicht – ein Ballverlust gegen Pululu an der Mittellinie hätte gefährlich werden können – aber seine Fehlerquote war trotzdem die tiefste im Zürcher Defensivverbund. Zudem war er spät mit einem Vorstoss mit Ball am Fuss durch die Mitte und einem langen Ball auf Kololli bei den beiden Toren zum Zürcher Umschwung in der Vorbereitung der entscheidende Mann.

Schon vor der Pause vermochte der FCZ mehr und mehr Druck aufzusetzen und machte ähnlich weiter nach der Pause. Der Xamax-Führungstreffer (ausgerechnet durch Di Nardo) kam aus heiterem Himmel nach individuellen Fehlern der beiden Aussenläufer Fabio Dixon und Leven Kharabadze. Der 1:1-Ausgleichstreffer war dann ein Angriff über 20 Stationen. Und nach diesem Ausgleich setzten speziell Domgjoni, Odey und Kharabadze Zeichen, indem sie den Druck auf den Gegner noch mehr erhöhten und sofort nachzudoppeln versuchten.

Als wenig erbaulich muss man das Spiel des ab der 20. Minute ins Mittelfeld wechselnden Grégory Sertic bezeichnen. Mit angezogener Handbremse und in vielen Situationen fast schon beteiligungslos wirkend, spulte der Franzose sein Programm ab. Die Präsenz im Mittelfeld ging verloren. Ohne Sertics weiterhin guten Standards hätte es für ihn wohl die Tiefstnote «1» gesetzt. Durch den Positionswechsel von Captain Kevin Rüegg zur Pause konnte dieses Manko teilweise verringert werden. Dafür gab es durch die technischen Unzulänglichkeiten Rüeggs mehr Fehlzuspiele im Aufbau. Umaru Bangura seinerseits bekundet weiterhin Probleme im eigenen Strafraum bei gegnerischen Standards und ist bei diesen Situationen immer wieder etwas auf das Wohlwollen des Schiedsrichters angewiesen.

FCZ – Xamax 2:1 (0:0)

Tore:  55. Di Nardo (Nuzzolo) 0:1, 73. Kololli (Kharabadze) 1:1, 76. Odey (Kololli) 2:1.

FCZ: Brecher; Bangura, Sertic, Maxsø; Rüegg, Sohm (46. Dixon), H. Kryeziu (20. M. Kryeziu), Kharabadze; Domgjoni; Odey (87. Ceesay), Kololli.

Xamax: Walthert; Djuric, Oss, Xhemajli (83. Ademi); Fejzulahi (80. Tréand), Di Nardo, Corbaz, Kamber: Ramizi (77. Pickel); Nuzzolo, Pululu.

 

 

55 Kandidaten für Magnin – Testspielstatistik nach dem 3:1 in Jona

Am Donnerstag hat der FCZ sein 18. Testspiel der Saison beim FC Rapperswil-Jona mit 3:1 gewonnen, welcher sich in den letzten Jahren zum Lieblings-Testspielgegner des FCZ entwickelt hat, mit dem auch immer wieder mal kurzfristig angesetzte Vergleiche möglich sind. Schon der allererste Auftritt der Ausgabe 18/19 wurde im Juni gegen das Challenge League-Team vom Obersee bestritten – und zwar in Glarus – hinten im „Täli“. Damals stand Maren Haile-Selassie (20) noch in der Startformation beim FCZ, nun beim Gegner. Der ausgeliehene Flügelspieler hat nach Anlaufschwierigkeiten zuletzt Selbstvertrauen tanken können, stand in allen Rückrundenpartien in der Startformation und erzielte zuletzt gegen Wil und Servette je ein Tor, wobei nach der unglücklichen Last Minute-Niederlage gegen den Tabellenführer aus der Calvinstadt Trainer Urs Meier freigestellt wurde. In der Testpartie gegen den FCZ vermochte Haile-Selassie durchaus einzelne Akzente zu setzen.

Auf Seiten des FCZ kommen mit Kenith Catari, Stephan Seiler, Henri Koide, Guillaume Furrer und Aziz Binous fünf Spieler zu ihrem ersten Saisoneinsatz in der 1. Mannschaft, dazu kam Grégory Sertic (Assist per Corner zum 3:1) zu seinem ersten Einsatz für den FCZ in einem Testspiel, was die Gesamtzahl der in dieser Saison in Testpartien eingesetzten FCZ-Akteure auf 55 hochschraubt, wobei viele davon natürlich in erster Linie langfristig aufgebaut und auf höherem Niveau getestet werden. Zu diesen 55 gehören auch die beiden Testspieler N’Diayé und Niangadou. Für Catari, Seiler, Koide und Binous war es gleichzeitig der erste Einsatz in der 1. Mannschaft des FCZ überhaupt. Furrer war genauso wie Soheil Arghandewall schon letzte Saison zu einem Testspieleinsatz gekommen – für Mittelfeldspieler Arghandewall war es zudem sein zweiter Freundschaftsspieleinsatz in der laufenden Saison.

Es war insgesamt ein lockerer Testkick mit wenig Tempo und kaum Zweikämpfen. Die (allerdings auch deutlich kürzer dauernden) Trainingsmätschli auf der Allmend Brunau sind jeweils intensiver. Marco Schönbächler, der mittlerweile nach Mirlind Kryeziu der Spieler mit den zweitmeisten Einsatzminuten in Testpartien geworden ist, konnte leider erneut kein Selbstvertrauen tanken. Dafür vermochte Stephen Odey mit je einem Tor und Assist die alleinige Führung in der Saison-Testspielstatistik in beiden Kategorien zu übernehmen. Henri Koide (17) hatte im 3-4-3 auf der Rechten Seite mehr Defensivaufgaben zu erledigen, als er sich dies von der U18 her gewohnt ist. In der 26. Minute zögerte Koide beim Stand von 1:0 an der eigenen Strafraumgrenze zu lange, verlor den Ball an Shabani und foulte diesen anschliessend auch noch ungeschickt im eigenen Strafraum. Der gefoulte Spieler schoss den Strafstoss aber schwach, so dass ihn der wie zuletzt auch in der U21 insgesamt solide agierende Osman Hadzikic wie einen Rückpass stoppen konnte.

Den direkten Gegenstoss über Khelifi und Koide verwandelte der frei stehende Stephen Odey direkt zum 2:0. Beim 3:0 nach der Pause per Kopfball profitierte Henri Koide erstens vom guten Eckball Grégory Sertics von links, zweitens von seinem eigenen Wachstumsschub in Sachen Körpergrösse im Verlaufe des letzten Jahres und drittens vom etwas ungeschickten Eingreifen des zur Pause eingewechselten Rapperswiler Nachwuchskeepers. Mit diesen zwei Skorerpunkten übernimmt Koide gleich auch die Führung in der Saisonstatistik „Minuten pro Skorerpunkt“. Koide hat zuletzt sicherlich Fortschritte gemacht, noch etwas weiter ist aber sicherlich sein U18-Teamkollege Soheil Arghandewall (17). Dieser müsste im Normalfall eigentlich bereits jetzt als potentieller Stammspieler in der U21 auflaufen, was aber durch das grosse Angebot an FCZ-Talenten im Zentralen Mittelfeld verzögert wird, wobei Arghandewall früher häufiger auf offensiveren Positionen eingesetzt wurde, als zuletzt.

Fester Bestandteil der U21, wenn auch noch nicht als Stammspieler, ist Stephan Seiler (18), der genauso wie FCZ-Legende Raffael in Fortaleza auf die Welt gekommen ist. Fussballerisch ist der Halb-Brasilianer Seiler allerdings ein anderer Spielertyp – einer, der vor allem in der frühen Balleroberung in der gegnerischen Hälfte seine Stärken hat, und in Sachen Zielstrebigkeit beim anschliessenden Umschalten Richtung gegnerisches Tor sicherlich noch Steigerungspotential mitbringt. Nachdem er beim Testspiel der U19-Nati im Februar gegen Lausanne-Sport noch dabei gewesen war, hat er nun den “Cut“ für die Eliterunde nicht geschafft. Seine Teamkollegen verloren nun ohne ihn (aber mit dem eingewechselten ein Jahr jüngeren Sohm) zum Auftakt gegen Israel gleich mit 0:3. Was einmal mehr bestätigt, dass der Schweizer ’00-er Jahrgang im Gegensatz zu den darauffolgenden Jahrgängen in der Breite eher zu den schwächeren gehört.

Gegen Rapperswil-Jona muss Seiler für die Schlussphase zurück in die Innenverteidigung rücken, weil der ebenfalls eingewechselte Fabio Dixon angeschlagen wieder aus dem Spiel musste – nach Alain Nef und Adi Winter bereits der dritte Einwechselspieler in den letzten Wochen, der sich verletzt. Der FCZ hatte zuvor hinten auf eine Viererkette Maouche – Dixon – Catari – Guenouche umgestellt gehabt. Yassin Maouche wirkt in letzter Zeit deutlich offener als noch in seinen Anfangszeiten beim FCZ, was zumindest für die Stimmung zuträglicher ist, aber wenig daran geändert hat, dass er sich sportlich weiterhin nicht für höhere Aufgaben zu empfehlen scheint. Auf einem guten Entwicklungspfad unterwegs gewesen war im FCZ-Nachwuchs bis vor etwa zwei Jahren der im Kolumbianischen Barquisimento geborene Allrounder und (ehemalige) Nachwuchs-Nationalspieler Kenith Catari (19). Nach einer längeren Verletzung hat er seither aber (noch) nicht in die Spur zurückgefunden. Bei seiner Leihe zuletzt in Winterthur hatte er auch auf Niveau 1.Liga Probleme, sich in Szene zu setzen, was zurück beim FCZ in der Promotion League umso mehr Gültigkeit hat. Nach einer kleineren Verletzung zurück ist der offiziell zum Kader der 1. Mannschaft gehörende Stürmer Nicolas Andereggen (19), welcher bei seinem Teileinsatz in der 2. Halbzeit in Rapperswil engagiert, aber auch noch etwas unglücklich agierte.

FC Rapperswil-Jona – FC Zürich 1:3 (0:2)

Tore: 12. Ceesay (Odey) 0:1, 27. Odey (Koide) 0:2, 56. Koide (Sertic) 0:3, 64. Marinkovic 1:3

Rapperswil-Jona: Yanz (46. Nachwuchs-Keeper); Güntensperger, Kllokoqi, Simani (61. Dzaferi), Thiesson (46. Elmer); Haile-Selassie (46. Marinkovic), Kabacalman (46. Rohrbach), Nater (46. Kubli), Eberle; Shabani (46. Pasquarelli), Festic.

FC Zürich: Hadzikic; Catari, Bangura (68. Dixon), Maxsø (68. Guenouche); Koide (68. Furrer), Sertic (68. Maouche), Krasniqi (46. Arghandewall), Schönbächler; Khelifi (68. Seiler); Ceesay (68. Binous), Odey (46. Andereggen)

 

 

Statistik der Woche – der FCZ hat ein Flügelproblem

Nach der Analyse des Gesamtnotenschnittes nach Wettbewerben schauen wir uns diese Woche die Leistungsentwicklung der Spieler im Saisonverlauf inklusive des Thun-Spiels vom vergangenen Wochenende an. Jeweils drei Partien (wettbewerbsübergreifend) wurden dafür zu einer Durchschnittsnote zusammengefasst und daraus ergeben sich die Kurven im Saisonverlauf. Die Durchschnittsnote des Gesamtteams begann dabei etwa bei 6 (auf einer Skala von 1-10, wobei „5“ = „genügend“) und blieb auf diesem Niveau, bis sie im Dezember auf ca. „5“ absank. Nach der Winterpause ist eine Aufwärtstendenz erkennbar – aktuell ist das Team wieder bei „5,8“.

Interessant für die Analyse ist die Differenzierung nach Positionen. Zu Beginn der Saison war der Sturm der beste Mannschaftsteil, ab Mitte November begann aber ein kontinuierlicher Sinkflug, der bis heute anhält – auch wenn die Forwards kollektiv sich bisher noch im Bereich einer Genügenden Note halten konnten. Aktuell wird das Team vor allem von der Defensivzentrale – Innenverteidiger und Torhüter – getragen. Das war zu Saisonbeginn noch nicht ganz so gewesen. Die Torhüterposition war damals die erste „Baustelle“ und wurde es gegen Ende der Vorrunde noch einmal. Erst seit Rückrundenbeginn ist eine merkliche Verbesserung feststellbar. Chronologisch die zweite Baustelle in Bezug auf Positionen wurde die Aussenverteidigung. Diese Position war zwar während der Vorrunde grundsätzlich eine Stütze, allerdings quantitativ schmal besetzt und relativ grossen Leistungsschwankungen unterworfen. Als dann gegen Ende der Vorrunde nach Rüegg auch noch Pa Modou ausfiel, fiel die Durchschnittsnote mit Dixon und Guenouche gegen anspruchsvolle Gegner in den Keller. Durch die Verpflichtungen von Kharabadze und Untersee, sowie etwas später die Genesung Rüeggs (und Leistungssteigerung Dixons) konnte diese Baustelle weitgehend geschlossen werden. Gleichzeitig tut sich nun aber eine neue Baustelle auf: die Flügelposition. Ausserdem war auch die Performance im Zentralen Mittelfeld in den letzten Partien unter dem Strich… – unter dem (5er-)Strich.

Die positive Tendenz bei den Torhütern in letzter Zeit relativiert sich etwas, wenn die Keeper einzeln betrachtet werden. Die Leistungsentwicklung Yannick Brechers gleicht dabei etwas einer Achterbahn, wobei er wegen einer Note „3“ beim 0:1 gegen Lugano zuletzt zum wiederholten Mal in den Ungenügenden Bereich fiel, wohingegen Andris Vanins im Cup-Viertelfinal gegen den SC Kriens hervorragend hielt (beste FCZ-Torhüterleistung der Saison bisher) und noch keine Ungenügende Note zu verzeichnen hatte.

Der mittlerweile 37-jährige Alain Nef war während der ganzen Vorrunde eine „Bank“ und zusammen mit Kevin Rüegg von den regelmässig eingesetzten Zürcher Spielern derjenige mit der höchsten Liga-Durchschnittsnote. Andreas Maxsø startete ausgezeichnet und stabilisierte die Hintermannschaft nachhaltig. Der Däne ist wohl aktuell einer der Top 5-Innenverteidiger der Liga. Mirlind Kryeziu begann die Saison gut. Als er dann aber durch die Einsatzfähigkeit Maxsøs in der Hierarchie einen Platz runterrutschte, vermochte er in seinen sporadischen Einsätzen in keinster Art und Weise mehr Werbung für sich zu machen.  Seit Rückrundenbeginn ist beim Zürcher aber wieder eine klare Steigerung erkennbar. Umaru Banguras gute und schlechte Szenen halten sich meist etwa die Waage – der Nationalspieler Sierra Leones macht aktuell vor allem mit seinen wenig erfreulichen Auftritten gegen Kriens und Lugano die persönlich schlechteste Phase der Saison durch. Becir Omeragic kam verletzungsbedingt noch nicht zum Einsatz.

Die Aussenverteidiger Rüegg und Pa Modou gehörten in der Vorrunde zu den wichtigsten Stützpfeilern der Mannschaft. Als zuerst Rüegg und danach auch noch Pa Modou angeschlagen ausfielen, war das sofort spürbar. Die Winterneuverpflichtungen Kharabadze und Untersee (der sich mittlerweile aber selbst verletzt hat) halfen aber mit, auf dieser Position zu Beginn der Rückrunde wieder mehr Stabilität reinzubringen, bis Rüegg und irgendwann dann auch Pa Modou wieder zurück sind.

Im Mittelfeldzentrum wurden naturgemäss am meisten Spieler eingesetzt. Die grössten Konstanten waren dabei Toni Domgjoni, Hekuran Kryeziu und Antonio Marchesano. Domgjoni und Marchesano hatten einen guten Start in die Saison, liessen gegen Ende der Vorrunde aber nach und konnten sich nun nach der Winterpause wieder etwas fangen, wobei der die Wintermonate offenbar nicht sonderlich liebende Marchesano seine muskulären Probleme noch nicht in den Griff bekommen hat. Hekuran Kryeziu hingegen begann schlecht, und vermochte sich in der Folge kontinuierlich etwas zu steigern. Der Start in die Rückrunde war bei ihm gut bis sehr gut, bis er im Cup gegen Kriens und beim 2:2 in Thun wieder zwei schwache Partien einzog. Der mittlerweile nach Darmstadt transferierte Ex-Captain Palsson war eher durchschnittlich unterwegs. Im Mittelfeld hat der FCZ das grösste Talentpotential. Die punktuellen Einsätze von jungen Spielern wie Krasniqi, Sohm, Maouche, Aliu, Rexhepi oder Zumberi verliefen zum grössten Teil von ordentlich bis teilweise sehr gut (letzteres vor allem bei Krasniqi).

Die offensive Flügelposition droht zur neuesten Baustelle im Kader des FCZ zu werden. Der gut startende Kololli hat im Verlauf der Saison auf dieser Position eine extreme Abwärtstendenz an den Tag gelegt – zuletzt seit dem Auswärtsspiel in Napoli mit fünf Ungenügenden Noten in Folge. Khelifis Auftritte sind unter dem Strich dank seines Einsatzes meist ordentlich, manchmal aber auch schlecht, wie zuletzt gegen Lugano. Der mittlerweile zu Uerdingen gewechselte Roberto Rodriguez war trotz seinem fehlenden Speed solide unterwegs, kam aber insgesamt nur 463 Minuten zum Einsatz. Ein harter Schlag für den FCZ ist, dass der formstärkste und konstanteste offensive Flügelmann, Adrian Winter, nun für den Rest der Saison ausfällt. Dies wird in Verbindung mit den zuletzt einen Ungenügenden Notenschnitt aufweisenden Kololli und Khelifi zu einem echten Problem. Die Alternative Schönbächler scheint sich noch nicht auf ein Niveau hinaufgearbeitet zu haben, um das Vertrauen des Trainerteams geniessen zu können.

Aus der U21 gibt es auf dieser Position kurzfristig wohl ebenfalls keine echten Alternativen. Guillaume Furrer hat sich noch nicht wie gewünscht entwickelt und ist noch weit von der 1. Mannschaft entfernt. Fabian Rohner stabilisiert sich langsam wieder, ist aber auch noch einiges von seiner früheren Form entfernt. Die Lösung dieses Offensiven Flügelproblems könnte daher in einer taktischen Umstellung mit wieder vermehrtem Einsatz der Dreierabwehr liegen, so dass es auf beiden Seiten nur je einen Aussenspieler braucht. Diese Ausrichtung passt zudem sehr gut zum Personal des FCZ, haben die Aussenverteidiger wie Rüegg, Kharabadze, Pa Modou, Dixon oder Untersee doch vor allem in der Offensive ihre Stärke – dazu stossen Innenverteidiger wie Bangura, Nef oder Mirlind Kryeziu ebenfalls gerne und effektiv mit nach vorne.

Frey und Dwamena weg, zudem landete der getestete blutjunge Malier Lassana N’Diayé (Tor in Vaduz) letztendlich bei ZSKA Moskau. Stephen Odey bekam so von Anfang an viel Verantwortung im Sturmzentrum übertragen. Bereits als der Nigerianer im Herbst 2017 auf der Allmend Brunau und im Heerenschürli aufsetzte, war ersichtlich, dass er sich deutlich schneller an den europäischen Fussball und die Super League wird adaptieren können, als vor ihm beispielsweise Moussa Koné. Die vielen Spiele scheinen aber im Saisonverlauf 18/19 dann trotzdem nicht spurlos an ihm vorbeigegangen zu sein. Mit der Zeit nahm die Spritzigkeit und auch die Torgefährlichkeit ab. Da half natürlich auch nicht, dass der neuverpflichtete Gambier Assan Ceesay, der einige gute (Teil-)Einsätze ablieferte, zwischendurch verletzungsbedingt wieder ausfiel.

Der im November von YB verpflichtete Yann Kasai hatte zwei gute Teileinsätze in Basel sowie gegen Lugano, wurde aber seither noch nicht wieder eingesetzt und ist zur Zeit in der U21 in der Promotion League der torgefährlichste FCZ-Stürmer. Ebenfalls zur Zeit in der U21 engagiert sind die neuverpflichteten jungen Talente Aziz Binous und Nicolas Andereggen, welcher erst gerade wieder von einer Verletzung genesen ist. Der beste Torschütze des FCZ ist unter anderem auch dank sicher verwandelten Penalties Benjamin Kololli. Der Waadtländer hat zur Zeit den besten Schuss und ist treffsicher. Und da der 26-jährige zuletzt auf der Flügelposition eher enttäuschende Leistungen gezeigt hat, setzte ihn Trainer Magnin zuletzt ab und zu im Sturm ein. Dies in Verbindung mit taktischen Umstellungen könnte ein Schlüssel für eine grössere Punkteausbeute in den kommenden Wochen werden. Zwar ist Kololli nicht sonderlich schnell, aber er kann hohe Bälle mittels Kopfballablagen besser verarbeiten, als Odey – und wenn er mal Platz zum Abschluss erhält, zielt er oft gut.

 

Dixon mit Flankenrekord bei Liga-Startdébut / Thun – FCZ 2:2 Analyse

Der eingespielte FC Thun geht selbstbewusst in das dritte Duell der Saison mit dem FC Zürich und will erstmals seit dem Rückrundenstart des Vorjahres einen Sieg erringen, was dem Tabellendritten aber nicht gelingt. Die positive Bilanz des Limmatstadtclubs gegen diesen Gegner liegt wohl auch daran, dass dessen konstruktives Spiel dem FCZ zur Zeit besser liegt, als dasjenige der schnell umschaltenden Luganesi oder St. Galler. Gleich von Beginn weg zeigt das Team von Trainer Marc Schneider, dass es in Bezug auf das offensive Positionsspiel zu den besten des Landes gehört. Immer wieder werden die Zwischenräume gesucht, um mit einem eigenen Offensivspieler gleich zwei Zürcher zu binden, was nachrückenden Berner Oberländern neue Räume schafft. Man nutzt dabei auch diesmal gerne gewisse individuelle Schwachpunkte beim FCZ aus, wie Umaru Bangura, der sich ein, zwei Mal wie so häufig etwas zu unbedarft aus der Deckung locken lässt.

Gerade im Zentralen Mittelfeld ist zudem bei den „Roten“ eine Aufbruchstimmung zu spüren. Nachdem der Schock des verletzungsbedingten Ausfalls von Captain Dennis Hediger verdaut ist, springen nun mehr und mehr andere Protagonisten in die Bresche. Der grossgewachsene Bassersdorfer Roy Gelmi hält die Sechserposition und Grégory Karlen übernimmt deutlich mehr Verantwortung als zuvor. Am stärksten in die Fussstapfen von Hediger tritt aber der langjährige Wiler Führungsspieler Basil Stillhart, welchem gegen den FCZ gleich zwei Tore gelingen. Beide Thuner Treffer werden über die linke Zürcher Seite mit starken Flanken Marvin Spielmanns eingeleitet – beide Male stört in erster Linie Benjamin Kololli aber auch Levan Kharabadze Spielmann nur sehr halbherzig beim Flanken, obwohl die Möglichkeit dazu vorhanden wäre.

“Too little, too late“ ist auch in Thun wieder das Motto über sehr vielen Szenen Kolollis. Gleichzeitig waren seine Standards wieder besser als auch schon, und er erzielte im Abschluss souverän zwei Tore. Es sind nach dem Penaltytreffer gegen Napoli die beiden ersten Rückrundentore des Waadtländers, welcher somit die Hälfte seiner acht Meisterschaftstore (zu denen drei Penalties zählen) in der Stockhorn Arena erzielt hat! Das schnelle 1:1 fiel auf eine gute Hereingabe von Rechtsverteidiger Fabio Dixon (19). Dieser schlug bei seinem Super League-Startformationsdébut (dazu spielte auch Simon Sohm, 17, in der Liga erstmals von Beginn)  acht Flanken, so viele wie noch nie ein FCZ-Akteur in der laufenden Saison. Ebenfalls eine Hereingabe, und zwar des eingewechselten Assan Ceesay, führte in der Nachspielzeit nach einem Handspiel Stefan Glarners doch noch zum verdienten 2:2-Ausgleich der Zürcher. Der FCZ hatte mehr Torchancen als Thun und hätte in der Ersten Halbzeit nach Foul von Faivre an Kololli bereits einen Penalty zugesprochen erhalten müssen. Leider verletzten sich Antonio Marchesano in der Stockhorn Arena leicht und der für diesen eingewechselte Adrian Winter gravierend. Schon zuletzt gegen Lugano hatte sich mit Alain Nef ein Einwechselspieler verletzt. Der dritte Auswechselspieler, Stephen Odey, schien zudem in verschiedenster Hinsicht auf dem Zahnfleisch zu laufen. Somit musste Trainer Ludo Magnin alle drei Wechsel in Thun auf ein und derselben Position der zurückhängenden Spitze vornehmen.

Thun – FCZ 2:2 (2:1)

Tore:  38. Stillhart (Sorgic) 1:0, 40. Kololli (Dixon) 1:1, 42. Stillhart (Spielmann) 2:1; 90.+2 Kololli (Handspenalty) 2:2.

Thun: Faivre; Glarner, Rodrigues, Sutter, Joss; Gelmi; Karlen, Stillhart; Spielmann (89. Da Silva), Schwizer (71. Salanovic); Sorgic.

FCZ: Brecher; Dixon, Bangura, Maxsø, Kharabadze; Sohm, H. Kryeziu; Khelifi, Kololli; Marchesano (39. Winter, 69. Ceesay); Odey (80. Zumberi).

Statistik der Woche – physisch starke Spieler wichtig in Super League

Der FCZ hat mittlerweile mehr als zwei Drittel seiner Wettbewerbsspiele hinter sich. In der aktuellen Ausgabe «Statistik der Woche» geht es um die Einzelnoten der Spieler. Von den in mehr als 500 Minuten eingesetzten FCZ-Akteuren liegen dabei Assan Ceesay und Kevin Rüegg mit einer Durchschnittsnote von 6,4 an der Spitze – vor Alain Nef und Adrian Winter. Der winterpausenübergreifend während 11 Partien verletzungsbedingt ausfallende Rüegg hatte in dieser Saison bisher nur zwei ungenügende Noten zu verzeichnen, und zwar in den Cup-Partien gegen die jeweils Weiss-Grün tragenden Red Star und Kriens. In Heimspielen gegen Basel, Xamax und Luzern, sowie auswärts bei Breitenrain war der Neo-Captain jeweils Most Valuable Player.

Assan Ceesays nahezu perfekte Leistung nach seiner Einwechslung beim 2:1-Sieg in Sion führte zu einer von bisher in dieser Saison insgesamt erst zwei Vergaben der Höchstnote 10 – die andere ging an Antonio Marchesano beim 3:2-Heimsieg gegen Leverkusen. Ceesay erhielt nach den beiden Rückrundenniederlagen in St. Gallen und gegen Lugano seine ersten beiden ungenügenden Noten. Eine noch höhere Durchschnittsnote als Rüegg bzw. Ceesay haben Michael Frey und Bledian Krasniqi aufzuweisen – beide allerdings mit (bisher) nur drei Wettbewerbseinsätzen für die 1. Mannschaft des FCZ in dieser Saison. Auf eine ungenügende Durchschnittsnote kommen mit Benjamin Kololli und Marco Schönbächler zwei der bekanntesten Spieler im Kader, sowie die wenig eingesetzten Raphael Dwamena und Hakim Guenouche.

Interessant gestaltet sich die Differenzierung der Spielerleistung nach Wettbewerb. In der Europa League vermochten sich die jungen Spieler am besten durchzusetzen, speziell spielerisch und technisch starke wie Lavdim Zumberi oder Bledian Krasniqi. Zusammen mit Toni Domgjoni würden die beiden in einem FCZ Europa League-Top Team der Saison das zentrale Mittelfeld bilden. Neben Jugendlichkeit, spielerischen und technischen Qualitäten scheint auch das läuferische Element in der Europa League wirkungsvoll zu sein, was unter anderem in den guten Leistungen von Domgjoni und Adrian Winter Ausdruck findet.

 

Im Schweizer Cup gegen unterklassige Gegner kamen hingegen diejenigen Spieler aus dem FCZ-Kader zur Geltung, die bezüglich entweder Physis oder Antritt/Speed auf höherem Niveau tendenziell (zur Zeit) weniger gut mithalten können – wie Roberto Rodriguez, Mirlind Kryeziu, Hakim Guenouche oder Marco Schönbächler. Am interessantesten stellt sich die Lage in Bezug auf das Tagesgeschäft, die Super League, dar. Dort machten tendenziell die physisch stärksten Spieler des Kaders die beste Falle. Die aktuelle Dominanz von YB (und früher Basel) scheint von allen Elementen am stärksten auf ihrer physischen Überlegenheit zu basieren. Die Notenverteilung des FCZ-Kaders der aktuellen Saison scheint die These zu stützen, dass dieser Faktor in der Super League der wichtigste für den Erfolg sein könnte. Das FCZ Super League-Top Team der Saison würde aus fast ausschliesslich physisch starken Spielern bestehen – mit Grégory Sertic als Ballverteiler im Zentrum. Kevin Rüegg würde zusammen mit Fabio Dixon in der offensiveren Rolle, auf welcher er in Juniorenzeiten immer wieder mal eingesetzt worden ist, die Rechte Seite bilden.

 

Sturmkrise! FCZ – Lugano 0:1 Analyse

Dem FCZ gelingt es eine Halbzeit lang in Überzahl nicht, den 0:1-Rückstand im Letzigrund gegen den FC Lugano wettzumachen und muss die dritte Super League-Heimniederlage in der einjährigen Amtszeit von Ludovic Magnin hinnehmen. Dabei kamen diesmal zumindest zwei der zuletzt hier als Baustellen beschriebenen Probleme nicht zum Vorschein. Erstens gab es kein Gegentor auf einen Eckball – dies allerdings nicht, weil man diese gut verteidigt hätte, sondern weil man den Gästen aus dem Tessin überhaupt keinen Corner zugestand. Zweitens blieb der bisher in dieser Rückrunde so typische leistungsmässige Einbruch aus. Die Überzahlsituation wurde seriös angegangen – es gab kein Nachlassen, und im Gegenteil rund 80% Ballbesitz in der Zweiten Halbzeit.

Die Baustelle «Sturm» trat aber gegen Lugano mehr denn je zu Tage. Gegen die Bianconeri hat man nun in 270 Minuten dieser Saison noch keinen einzigen Treffer erzielen können. Speziell der Ex-Luganesi Assan Ceesay müsste kurz vor Schluss alleine vor dem gegnerischen Goalie Baumann einen Treffer erzielen. Dies war aber nur das eklatanteste Beispiel. Allen Zürcher Spielern fehlte auf den letzten 20 Metern die Zielstrebigkeit und «Grinta». Auch die vierte «Baustelle», Benjamin Kololli, bildete im gegnerischen Strafraum keine Zürcher Ausnahme. Man muss von einer Sturmkrise sprechen. Ob der frisch engagierte ehemalige Weltklasse-Offensivmann Florent Malouda daran etwas ändern kann?

Pech kam auch noch dazu, als Assistent Bekim Zogaj in einer Zentimeterentscheidung den eingewechselten Alain Nef bei dessen Kopfballtreffer im Offside sah. Allerdings hatte auf FCZ-Seite Hekuran Kryeziu in der Ersten Halbzeit auch einmal Glück gehabt, dass er von Schiedsrichter Sandro Schärer nach einem harten Einsteigen gegen Fabio Daprelà nicht mit «Gelb-Rot» vom Platz gestellt worden war. Fast schon unerklärlich waren die vielen leichten Ballverluste diesmal speziell von Umaru Bangura und Salim Khelifi. Dafür gelang Winterneuverpflichtung Grégory Sertic erstmals ein über 90 Minuten vorwiegend gutes Spiel.

Die Zuschauerzahl war mit 8’434 deutlich tiefer als der Saisonschnitt – allerdings waren es seit den 80-er Jahren gegen diesen Gegner nur zwei Mal (knapp) mehr gewesen. Letztmals ein Meisterschaftsspiel gegen Lugano im Letzigrund mit mehr als 10’000 Zuschauern gab es im März 1972 (mit Vorspiel Young Fellows – Red Star).

FCZ – Lugano 0:1 (0:1)

Tore:  30. Gerndt (Sadiku) 0:1.

FCZ: Vanins; Rüegg, Bangura, Maxsø, Kharabadze; Sertic, H. Kryeziu; Winter (46. Kololli), Zumberi (66. Ceesay), Khelifi (79. Nef); Odey.

Lugano: Baumann; Yao, Kecskés, Sulmoni, Daprelà; Piccinocchi, Sabbatini; Carlinhos (77. Covilo), Bottani (55. Crnigoj), Gerndt; Sadiku (46. Mihajlovic).

 

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