FCZ wieder mit erfolgloser Taktik gegen Marchesano’s Yverdon? / FC Zürich – Yverdon Sport Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

In den sechs Direktbegegnungen in den Zwanzigerjahren hat der FC Zürich gegen Yverdon Sport drei Mal gewonnen und drei Mal verloren. Diese Saison gab es bisher zwei Siege ohne Gegentore. Beides waren Auftaktsiege – zur Vorrunde und zur Rückrunde. So trifft man nun innerhalt eines Monats bereits zum zweiten Mal im Letzigrund auf die Waadtländer unter ihrem neuen Coach Paolo Tramezzani. Speziell an diesem Aufeinandertreffen ist sicherlich der erste Auftritt von Antonio Marchesano gegen seinen langjährigen Verein. Der Tessiner wird dabei für seine Verdienste in Zürich vor der Partie geehrt werden.

Marchesano trifft schon zwei Mal und landet wieder auf der Achterposition

Yverdon konnte nach zwei hohen Niederlagen in Bern und Lausanne zuletzt in Überzahl den FC St. Gallen mit 1:0 schlagen. In diesen drei Partien gelang dem Tramezzani-Team je ein Treffer. Erfolgreich waren die beiden Offensiv-Neuverpflichtungen Marchesano (2x) und Tavares. Beim 1:0 gegen St. Gallen begann Marchesano in einem 4-3-3 auf der Doppel-8 – eine Position, die er schon beim FCZ nicht wirklich liebte. Zu den konstantesten Spielern auf gutem Niveau gehört sein Mittelfeldkollege Baradji, der als Balleroberer auch vor einem Monat im Letzigrund überzeugt hat.

FCZ weiter mit der erfolglosen Dreierabwehr?

Beim FCZ ist nach seiner Sperre der zuvor überzeugende Cheveyo Tsawa wieder zurück, was Hoffnungen weckt. Leider hielt Coach Ricardo Moniz zuletzt weiterhin an der Dreierabwehr fest. Wie schon in der Vorrunde funktionierte dies gegen den FC Basel (trotz 0:1-Niederlage) kombiniert mit schnellem, aggressiven Umschaltspiel sehr gut – gegen die Mehrzahl der Super League-Gegner wirkte das Team in dieser Saison im 4-2-4 (oder 4-3-3) deutlich besser organisiert und auch gefährlicher. Schon in der Vorrunde war der FCZ mit Viererabwehr deutlich erfolgreicher unterwegs gewesen: Artikel „Warnsignale ignoriert: Analyse nach dem Offenbarungseid gegen Servette“.

Laut Ankündigung von Coach Ricardo Moniz werden die Neuverpflichtungen Mohammad Mahmoud und Benjamin Mendy gegen Yverdon bereits im Matchkader stehen. Auf der linken Seite hat man eigentlich genug Alternativen – von Ligue über Markelo, Volken und Emmanuel bis zu Zuber. Und da sind die in der U21 eingesetzten Leidner oder Walker noch gar nicht mit gezählt. Verstärkung in der Sturmspitze wird hingegen dringend benötigt.

Torflaute oder Tourbillon? / Sion – FC Zürich Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Die ersten beiden Direktduelle mit Sion hat der FC Zürich in dieser Saison gewinnen können. Beide Partien gehörten zu den acht Ligapartien, in denen Yanick Brecher kein Gegentor kassiert hat. In dieser Wertung ist der Zürcher Keeper dadurch zur Zeit die Nr. 1 der Liga. Der 1:0-Sieg zu Hause im September (Kopfballtor Gomez) kam dabei eher glücklich zustande, der 2:0-Sieg im Tourbillon einen Monat später (Penalty Kryeziu, Okita) war hingegen überzeugend. Mittlerweile hat sich beim FC Sion einiges getan. Die Tendenz, prominente Spieler zu verpflichten, die für Spektakel sorgen sollen, manifestiert sich im Wallis im Jahr nach dem Aufstieg mehr und mehr wieder. In dieser Winterpause sind neben Serie A-Crack Barba auch Benjamin Kololli und Pajtim Kasami ins Rhonetal gewechselt. Kololli hat dabei in den letzten zwei Partien drei Tore erzielt (davon zwei Handspenaltys gegen Servette). Der FCZ erarbeitet sich nach der Winterpause deutlich mehr Torchancen als noch vor Weihnachten. Man macht aber zu wenig aus diesen Möglichkeiten. Bei Sion-Spielen fielen hingegen zuletzt viele Tore. Torflaute oder offensiver „Tourbillon“ (Wirbelwind) also im Direktduell?

Metronom Kabacalman, ein auffälliger Chouaref und Kololli mit Torriecher

Mit Benjamin Kololli und der langsam aber sicher immer besser in Form kommenden Sommer-Verpflichtung Anton Miranchuk (Zwillingsbruder Aleksey spielt in der MLS bei Atlanta) ist Sion ein spielerisch noch stärkeres Team geworden. Man sieht von den Wallisern häufig ein technisch sich auf gutem Level befindliches schnelles Direktspiel. Allerdings scheint gleichzeitig dadurch auch die defensive Anfälligkeit gestiegen zu sein. So erging es in der Vergangenheit schon verschiedenen Teams mit Kololli im Kader. Speziell über die Seiten sind die Walliser anfällig und dies nutzt mancher Liga-Gegner aus. Im Spiel mit Ball sticht unter anderem „Metronom“ Ali Kabacalman heraus. Der Waadtländer spielt in der Super League mit Abstand am meisten Pässe. Seine grösste Stärke ist aber die defensive Antizipation. Da er vorausdenkt und frühzeitig an den richtigen Orten auftaucht, fällt es nicht allzu stark ins Gewicht, dass er kein „Zweikampfmonster“ ist.

Sion spielt gerne durch die Mitte, vermehrt auch mit hohen Bällen. Im Angriffsdrittel wird dann aber mit dem häufig nach vorne stossenden Lavanchy und dem auf die Seiten ausweichenden Ilyas Chouaref viel über rechts gespielt. Sions Offensivquartett ist viel in Bewegung und nicht an fixe Positionen gebunden. Der Franzose Chouaref gehört dabei zu den auffälligsten Offensivspielern der Liga mit seinen vielen Dribblings, Läufen in den Strafraum, aber auch Flanken von der rechten Seite.

Tsawas Auswechslung tat dem FCZ gegen St. Gallen nicht gut

Die Statistiken bestätigen, dass der FCZ den Fussball spielt, den man will. Bei Pressing, Ballbesitz, Challenge Intensity und Dribblings ist man jeweils Erster oder Zweiter der Liga. Zuletzt waren die Resultate unter dem Strich aber nicht zufriedenstellend. Gegen St. Gallen merkte man das Fehlen des früh ausgewechselten Tsawa während grossen Teilen der Partie – und in Sion ist der 18-jährige gelbgesperrt. Vermutlich wird er im Mittelfeld durch Neuverpflichtung JP Gbamin ersetzt werden. Mit Benjamin Mendy wird ein weiterer erfahrener Franzose voraussichtlich noch nicht dabei sein.

Beim 2:0-Auswärtssieg im Oktober hat der FCZ im Tourbillon gute Erfahrungen mit dem 4-2-4 gemacht. Aufgrund der letzten Partien ist aber natürlich auch wieder eine Dreierabwehr denkbar. Ist Reverson schon bereit, dem zuletzt formschwachen Juan José Perea (leichte Aufwärtstendenz zuletzt) im Sturm Konkurrenz machen zu können?

Analyse zur FCZ-Spielweise: Falsche Schlüsse aus dem 1:4 im Kybunpark? Das erste Duell mit St. Gallen war die bisher einschneidenste Partie der Saison

Vor der dritten Saison-Begegnung mit dem FC St. Gallen lohnt sich ein kurzer Blick zurück zum ersten Duell im September im Kybunpark, welches aus FCZ-Sicht mit 1:4 verloren ging. Dies war im Rückblick wohl die einschneidende Partie des Herbstes, welche den FCZ in seiner Entwicklung um einige Monate zurückwarf. Wenn Trainer Ricardo Moniz in Pressekonferenzen Negativbeispiele von FCZ-Spielen nennen will, kommt er immer wieder auf diese Partie zu sprechen. Aus Züri Live-Sicht aber zu Unrecht! Es ist ein gutes Beispiel warum man sich von Resultaten nicht zu sehr ins Bockshorn jagen und die Analysen auf den Leistungen basieren sollte. Die FCZ-Leistung war im Kybunpark nämlich gut gewesen. Die falsche einzeltaktische Entscheidung, Umeh Emmanuel als Linken Aussenläufer einzuwechseln, war in einer umkämpften Partie gegen einen an diesem Tag starken Gegner der wichtigste Grund, warum die Partie im Verlauf der 2. Halbzeit auf die Seite der Grünweissen kippte. In den ersten drei Vierteln der Partie war es die bis dahin beste FCZ-Leistung der Saison gewesen. Im ersten Viertel lief es taktisch und spielerisch fast schon zu gut.

Neu: Intensives Pressing und viel Ballbesitz gleichzeitig

Der FCZ hatte in den Partien gegen Luzern (1:1), in Basel (2:0) und dann in St. Gallen (1:4) kontinuierlich die Pressing-Intensität erhöht, wie die Züri Live-Grafik mit Daten von Wyscout zeigt. Nach dem St. Gallen-Match krebste man hingegen wohl aus Schock über das Resultat zurück und spielte wieder deutlich konservativer (abzulesen an der PPDA-Kurve in der Grafik). Die Folge waren schlechtere Leistungen und letztendlich auch Resultate, Nur die Standardtore hielten den FCZ in dieser Phase noch einigermassen über Wasser. Nach der Winterpause hat man nun die Schraube beim Pressing wieder angezogen und bewegt sich wieder im Bereich der Phase mit den Partien gegen Luzern, in Basel und in St. Gallen in der Vorrunde. Nach mehreren (eher verlorenen) Monaten ist man nun also wieder an den gleichen Punkt zurückgekehrt. Ähnlich sieht es beim Thema Einsatz der eigenen Talente aus. Auch da liess man sich nach guten Ansätzen von der Niederlage in Lugano -(ebenfalls 1:4) zu stark beeindrucken und liess das Duo Tsawa / Ligue nicht mehr so viel spielen. Auch diesbezüglich ist man nun wieder an den gleichen Punkt zurückgekehrt – mit ein paar “verlorenen“ Monaten dazwischen.

Tatsächlich hat die Pressing-Intensität (PPDA) seit der Winterpause wieder stark zugenommen (tieferer Wert = höhere Intensität). Etwas einschränkend muss man dazu sagen, dass man im neuen Jahr noch nicht gegen Lugano und Lausanne-Sport gespielt hat, gegen die man im Herbst die tiefste Pressing-Intensität hatte. Dazu gibt es einen weiteren wesentlichen Unterschied zur Vorrunde. Heute wird das Intensive Pressing mit viel Ballbesitz kombiniert (und dies sogar in Unterzahl). Zuvor hatte man jeweils immer nur eines von beidem gehabt: bei Intensivem Pressing wenig Ballbesitz und bei viel Ballbesitz kein intensives Pressing. Dies hat sich geändert, weil man nun einerseits äusserst schnell von Angriff auf Verteidigung umschaltet (Gegenpressing), dies aber nicht im gleichen Masse umgekehrt macht. Das Umschalten von Verteidigung auf Angriff ist im Durchschnitt weniger schnell. Damit will man mit längerem Ballbesitz Dominanz aufbauen.

Sehr positive Entwicklung bei den Torchancen, Effizienz noch ungenügend

Positiv: der FC Zürich erarbeitet sich seit Rückrundenstart von Spiel zu Spiel immer mehr Torchancen. Die Expected Goals-Kurve zeigt steil nach oben. Das Problem ist aktuell aber die Chancenverwertung am und im gegnerischen Strafraum. Gleichzeitig lässt man statistisch so viele gute gegnerische Torchancen zu wie noch nie in dieser Saison. Allerdings wird diese Statistik aktuell stark durch die “Expected Goals against“ der drei Penaltys und zwei Penalty-Nachschüsse in Luzern geprägt. Sieht man davon ab, sind die Werte der zugelassenen Torchancen okay und in den drei anderen Partien gegen Yverdon, Basel und Winterthur hat man total nur ein Gegentor zugelassen – auf einen Shaqiri-Standard.

Bei der Expected Goals-Differenz hat man die positive Zone bereits wieder erreicht, und die Tordifferenz bewegt sich ebenfalls in eine positive Richtung. Die Gesamt-Effizienz vor dem gegnerischen und eigenen Tor (Td-xGd) liegt aber noch immer im negativen Bereich.

(Züri Live-Grafiken basierend auf Wyscout-Daten mit gleitendem Durchschnitt (5 Spiele))

St. Gallen-Topskorer Witzig macht Spass / FC Zürich – FCSG Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Der FC St. Gallen ist mit sieben Punkten aus vier Spielen in die Rückrunde gestartet – und ist dabei ausschliesslich auf Top 5-Gegner getroffen. In den letzten fünf Direktbegegnungen mit dem FC Zürich haben die Ostschweizer vier Mal gewinnen können.

Viele Alternativen für Maassen

Die taktische Formation erfährt unter Coach Enrico Maassen seit Saisonbeginn immer wieder kleine Anpassungen – auch jeweils etwas abhängig vom Gegner. Christian Witzig hat aktuell zusammen mit den Servettiens Dereck Kutesa und Miroslav Stevanovic hinter dem in dieser Wertung deutlich führenden Xherdan Shaqiri am zweitmeisten Skorerpunkte der Liga erzielt (12). Das formstarke Ostschweizer Eigengewächs agiert zur Zeit vorwiegend als hängende Sturmspitze und ist von dieser Position aus torgefährlich wie zuletzt als Doppeltorschütze beim 2:1-Heimsieg gegen den FC Lugano. Neuverpflichtung Jean-Pierre Nsamé kann sowohl als Spitze wie auch zurückhängend agieren und kommt bisher jeweils von der Bank.

Ebenfalls zuletzt zwei Mal eingewechselt wurde der durch einen Kreuzbandriss ein Jahr ausgefallene frühere Stammspieler Betim Fazliji. Der 23-jährige Baselbieter Mihailo Stevanovic scheint hingegen dem in dieser Saison noch nicht glänzenden Jordi Quintilla zuletzt etwas den Rang abgelaufen zu haben. Maassen hat in dieser Englischen Woche auf jeder Position Alternativen zur Verfügung. Auch in der Innenverteidigung rotiert der Deutsche Coach in dieser Saison aussergewönlich viel. Der Österreicher Albert Vallci, während mehr als zwei Jahren Stammspieler im Kybunpark, wird dabei aktuell vom Deutschen Duo Stanic / Ambrosius etwas aus der Startformation gedrängt. Mit Winterzugang Lukas Daschner (vom Vfl Bochum) wurde die Deutsche Fraktion im von Lukas Görtler angeführten Team noch weiter gestärkt.

Gesperrter Kamberi kehrt zurück

Gegen St. Gallen scheint für den FCZ das 4-2-4 besser zu passen als ein 3-4-1-2. Mit letzterer Formation wurde zuletzt gegen Basel und Winterthur aber zwei Mal angetreten. Lindrit Kamberi kehrt ins Team zurück, wird aber wohl in einem 3-4-1-2 eher für die Aussenläuferposition in Frage kommen. Gbamin könnte sowohl für Denoon, Ligue wie auch Tsawa eine Option sein, wobei alle drei bisher in dieser Rückrunde gute Leistungen gebracht haben. Cheveyo Tsawa ist mit seinem grossen Radius nicht nur wegen seiner Skorerpunkte zur Zeit sogar so etwas wie ein Schlüsselspieler. Steven Zuber fehlt hingegen weiterhin noch die nötige Spritzigkeit. Der frühere fC Winterthur-Junior lief am Donnerstagabend auch auf der Schützenwiese meist der Musik hinterher. Dies gilt genauso weiterhin für Juan José Perea im Sturm. Auf dieser Position wäre mehr Konkurrenz wünschenswert – so wie sie der FC St. Gallen in seinen Reihen hat.

Neuverpflichtung Jean-Pierre Gbamin zeigte bei seinem ersten Auftritt in Winterthur das, was man von ihm erwarten konnte. Der Franzose brachte ein physisches Element und Dynamik in die Partie, verringerte mit seiner eher unterdurchschnittlichen Technik aber auch die Passqualität im Team ein wenig. Wie parat der 29-jährige in der Rückwärtsbewegung bereits ist, wird sich wohl gegen St. Gallen weisen.

1 11 12 13 14 15 268