Zuschauerrekord? Mehr Ballbesitz? Di Giusto in der Startelf? / FCZ – YB VORSCHAU

Der FCZ empfängt den Leader aus der Bundesstadt (einseitige Selbstbezeichnung seit neuestem: „Hauptstadt“) zu einem Duell zweier Mannschaften, denen das Toreschiessen schwer fällt. Dem FCZ noch mehr als YB. Er hat mit einem Team, dessen individuelle Qualitäten am besten für Konterspiel geeignet sind, nicht überraschend Probleme, mit viel Ballbesitz im Spielaufbau die benötigten Tore zu realisieren. Der Einsatz, Wille und die Laufbereitschaft der Spieler ist top – daran liegt es nicht. Die möglichst rasche und radikale Umsetzung der Ideologie hat aktuell aber wieder einmal Vorrang gegenüber dem Resultat. Natürlich will man trotzdem immer gewinnen. Die Frage ist aber, wenn es hart auf hart kommt: was hat faktisch Priorität?

FCZ in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren mit grosser Strahlkraft in Bern

Gespannt darf man auf den Zuschauerzuspruch sein. Beim 3:1 im November gab es im Letzigrund mit 19’285 die zweithöchste Zuschauerzahl eines Heimspiels gegen YB. Nur im Oktober 1960 kamen einmal noch mehr. Nicht zufällig gab es damals zum bisher einzigen Mal mehr als 20’000 Zuschauer gegen YB. Dies ereignete sich am Ende der ersten grossen Zeit der Berner in den 50er-Jahren. Gleichzeitig war der FCZ zu jener Zeit im Aufschwung und startete seine erste grosse erfolgreiche Ära der 60er- und 70er-Jahre. Ab Mitte der 80er- bis Ende der 00er-Jahre waren Heimspiele gegen YB dann aber während rund 25 Jahren im Vergleich mit Heimspielen gegen andere Gegner konstant unterdurchschnittlich besucht. Ab der Ära Petkovic und speziell seit dem Beginn der zweiten grossen Blütezeit der Gelb-Schwarzen hat sich dies wieder geändert.

Auch der FCZ zieht in Bern überdurchschnittlich viele Zuschauer an. Allerdings ist beides nicht zu vergleichen mit der sehr grossen Strahlkraft, die der FC Zürich in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren in Bern gehabt hat. Dort kamen in diesen drei Jahrzehnten in Partien gegen den FCZ lange Zeit doppelt so viele oder annähernd doppelt so viele Zuschauer ins Wankdorf, als sonst im Schnitt. Der Gesamtzuschauerschnitt von YB und FCZ bewegte sich über die Jahrzehnte hinweg hingegen auf einem ähnlichen Level, häufig nur mit ein paar hundert Nasen Unterschied. YB lag dabei häufiger knapp vor dem FC Zürich als umgekehrt. Die grosse Schere in der Zuschauerentwicklung ging mit der Eröffnung des neuen Wankdorf-Stadions auf.

Wird der FCZ diesmal mehr Ballbesitz haben?

Ab Anfang 60er- bis Mitte 80er-Jahre war der FC Zürich in den Direktduellen konstant besser. Daher rührt auch die Statistik, dass der FCZ gegen kein anderes Team in Wettbewerbspartien so häufig gewonnen hat, wie gegen YB. Die letzten zwei Jahrzehnte war hingegen YB besser. Dieser Trend begann bereits in der ansonsten erfolgreichen Favre-Zeit. Ganz arg wurde es in der zweiten Hälfte der 10er-Jahre, als die Unterlegenheit des FCZ gegen die Young Boys ein Vorbote der allgemeinen Dominanz der Berner in der Liga wurde. Seit der Meistersaison 21/22 (zuerst die obligate 0:4-Niederlage im Wankdorf, dann aber drei Siege in Folge) geht es im Head-to-Head aus FCZ-Sicht aber wieder aufwärts. In den letzten neun Duellen seither hat man vier Mal gewonnen und nur ein Mal (unter Coach Franco Foda) verloren. Der Ballbesitz war dabei immer unter 50% – teilweise deutlich. Interessant wird zu beobachten sein, wie die Ballbesitz-Statistik gegen einen Gegner wie YB im ersten Duell nach dem Philosophie-Wechsel beim FC Zürich aussehen wird.

Der PPDA-Wert (Passes Per Defensive Action) zeigt, wie intensiv das Hohe Pressing eines Teams in einer bestimmten Partie war. Ein tiefer Wert bedeutet intensives Pressing (man lässt den Gegner in dessen eigenem Platzdrittel nicht in Ruhe den Ball zirkulieren). Das über 93 Minuten intensivste Hohe Pressing gegen YB der letzten zweieinhalb Jahre brachte der FCZ im April 2022 auf den Platz. Dies allerdings nach einer Startviertelstunde, in der man den Gegner hinten heraus erstmal gewähren liess, und erst danach Schritt für Schritt den Druck erhöhte. Auffällig ist, dass sowohl Breitenreiter wie auch Foda oder Henriksen in ihrem ersten Spiel gegen YB in der Startviertelstunde erstmal vorsichtig einstiegen – und dann mit der Zeit tendenziell mutiger wurden (sofern sie Gelegenheit dazu hatten).

YB: Gute Spieler, aber etwas Probleme mit der Kohäsion

YB spielt weiterhin im von Coach Raphael Wicky präferierten 4-4-2 mit Mittelfeld-Rhombus. Man tritt dabei mit fünf sehr offensiv ausgerichteten Spielern an. Die defensive Absicherung mit Lauper (oder alternativ: Niasse) funktioniert aber nicht mehr so gut wie auch schon. Nur im Heimspiel gegen Stade Lausanne-Ouchy (1:0) änderte Wicky die Spielweise etwas mit einem sehr hohen und intensiven Pressing im 4-3-3. Im November hatte Raphael Wicky bei der 1:3-Niederlage gegen den FCZ im Letzigrund auf ein 4-2-3-1 umgestellt – was schief ging. Vor der Winterpause lebte YB weitgehend von seiner Effizienz im Abschluss und guten Torhüterleistungen, denn das Verhältnis der Erwarteten Tore war mit rund 1,5 : 2 sogar negativ! Mittlerweile hat sich die Situation umgekehrt. Die Berner kreieren deutlich bessere Torchancen und lassen deutlich weniger gegnerische Chancen zu. Trotzdem sind die Resultate etwas schlechter geworden. Mvuka und Hadjam sind gute Wintertransfers, der polnische 10-er Lakomy kommt in Abwesenheit von Ugrinic zudem nun langsam aber sicher in die Gänge. YB fehlen diese Saison aber im Vergleich zu den Vorjahren Spielertypen wie Christian Fassnacht oder Cédric Zesiger. Torhüter David Von Ballmoos versuchte dies bei der Cup-Niederlage unter der Woche beim unterklassigen Sion von der Ersatzbank aus zu kompensieren, und sah dafür Gelb.

Cheveyo Tsawa spielte am Samstag beim 5:3-Derbysieg im U19 Cup-Halbfinal im Heerenschürli (mit einem Assist zum zwischenzeitlichen 3:0). Die Reichmuth-Brüder und Joseph Sabobo Banda wurden beim 2:2 auswärts beim FC Breitenrain eingesetzt (FCZ II bleibt bestes Reserve-Team). Sie werden somit am Sonntag gegen die Young Boys eher nicht mit von der Partie sein: im Gegensatz zu Nevio Di Giusto oder Calixte Ligue, die beide in ihren Super League-Einsätzen zuletzt überzeugt haben.

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Daten und Fakten im Vergleich (Transfermarkt)

FCW erstmals Favorit / FCZ – Winterthur Cup-Viertelfinal VORSCHAU

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Daten und Fakten im Vergleich (Transfermarkt)

Möglicherweise zum ersten Mal in der Geschichte dieses Duells ist der FC Winterthur Favorit – auch wenn dies die Buchmacher noch anders sehen. In der Super League-Jahrestabelle 2024 hat der FC Winterthur aus sieben Partien vier Punkte mehr auf dem Konto und nur ein Spiel verloren. Die Eulachstädter schiessen immer ein oder zwei Tore, manchmal auch drei. Der FCZ hingegen schoss in den letzten vier Spielen eines oder keines. Nach dem pragmatisch ermauerten Derby-Sieg (1:0) brachte das Team von Ural / Romano in Luzern und Lugano viel Intensität und Spielfreude auf den Platz und hatte beim Ballbesitz ein Übergewicht. Die Anzahl erarbeiteter Torchancen liessen aber gerade in Lugano noch zu wünschen übrig. Der FCZ ist voll im Umbruch, Winterthur hingegen im Flow.

Di Giusto-Bruderduell durchaus realistisch

Dass es zum Duell zwischen Matteo Di Giusto (23, FCW) und seinem jüngeren Bruder Nevio (18, FCZ) kommt, ist durchaus denkbar. Beim FCW ist die Entscheidung zwischen Matteo Di Giusto oder Randy Schneider auf der 10er-Position eine enge Kiste. Ebenso beim FCZ diejenige zwischen Nevio Di Giusto und Antonio Marchesano. Di Giusto hat in Lugano in der 2. Halbzeit stark gespielt. Marchesano ist trotz seiner Tore im Derby (Penalty) und in Luzern nicht in Bestform und in letzter Zeit meist am besten, wenn er als Joker reinkam. Einen wie Marchesano auf der Bank in der Hinterhand haben zu können, könnte den Ausschlag für Di Giusto geben – gerade in einem Cup-Spiel, das allenfalls auch in eine Verlängerung gehen könnte.

Beim FC Winterthur wird es wohl trotz der Englischen Woche nicht viele Änderungen geben. Einerseits ist das “Abstiegsgespenst“ für die Winterthurer beinahe schon vertrieben, was die Bedeutung des Cup-Duells erhöht. Andererseits hat sich in den letzten Wochen auch mehr und mehr eine Stammelf herauskristallisiert, von der Trainer Rahmen sicherlich nur ungern abweichen will. Auf der rechten Seite beispielsweise hat sich das Duo Sidler / Gantenbein bewährt. Zuffi und Fofana (zuletzt in zwei Spielen in Folge getroffen) sind gut in Form. Ltaief hat zuletzt etwas geschwächelt, spielt aber gegen seinen Stammklub FCZ meist gut. Für den angeschlagenen Jankewitz gibt es mehrere Varianten: Stillhart, Corbaz oder vielleicht als Überraschung gar Durrer.

Sabobo erstmals im Aufgebot?

Beim FCZ sehen die Vorschau-Aufstellungen aktuell ganz anders aus, als noch unter Bo Henriksen, als diese Woche für Woche quasi allein mit der Copy-Paste Funktion erstellt werden konnten. Möglich, dass das Duo Ural / Romano beispielsweise mit Joseph Sabobo einen Überraschungsmoment in der Startformation bringen. Einen Spieler, der auf dem Linken Flügel mit seiner Technik und Beweglichkeit für mehr Wirbel sorgen könnte, als der zuletzt enttäuschende Jonathan Okita, welcher zudem für diese Position auch schlechter geeignet ist als für die Halbposition im 3-4-3, auf der er unter Henriksen agierte.

Le Pogam, Leipzig und die wiederkehrende Frage der FCZ-Spielphilosophie / Yverdon-Sport – FCZ Analyse mit Randnotiz: Condé fehlt das Fingerspitzengefühl, Cibelli die Übersicht

FCZ STARTET VORAUSSICHTLICH MIT SYSTEMUMSTELLUNG IM MUNICIPAL / YVERDON-SPORT – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

In einer Partie mit wenig Torchancen auf beiden Seiten war das 1:0 wegweisend. Erzielt wurde es nach einem seitlichen Tasar-Freistoss durch Linksverteidiger William Le Pogam. Man sieht sich immer zwei Mal im Leben – im Fussball sowieso. Was viele nicht wissen oder sich vielleicht nicht mehr daran erinnern: Le Pogam trug einst das FCZ-Trikot mit der Nummer 33 – wenn auch nur für ein Testspiel im Juli 2019. Diese Partie war aus vielen Gründen denkwürdig. Es war das erste Spiel des damals frischgebackenen RB Leipzig-Trainers Julian Nagelsmann. Der FCZ gewann 4:1. Das Ehrentor Leipzigs ergab sich aus einem Penalty, welchen der heutige Basel-Stürmer Jean-Kevin Augustin “herausholte“, als er von Mimoun Mahi an der Grundlinie abgedrängt worden war. Der Hauptgrund für den klaren -FCZ-Sieg gegen den Bundesliga-Mitfavoriten, bei dem alle Stammspieler zum Einsatz kamen, lag im unterschiedlichen Vorbereitungsstand der beiden Teams.

Link zum Spielbericht RB Leipzig – FC Zürich (mit William Le Pogam)
Link zum Stream RB Leipzig – FC Zürich (ab Einwechslung Le Pogam)

Der sich schliessende Kreis mit Le Pogam und die Frage der Spielphilosophie

Trotzdem wurde in diesem Spiel auf dem Gelände der Red Bull-Akademie augenfällig, wie gut der FC Zürich im Umschaltspiel funktioniert. Speziell aus einer tiefen Position heraus mit einer „Rakete“ wie Assan Ceesay in der Spitze. Von diesem Moment an wurde auf Züri Live zwei Jahre lang immer wieder gefordert, der FCZ solle sich auf einen solchen Spielstil fokussieren. Es war aber nicht der präferierte Stil von Ludovic Magnin. Der damalige FCZ-Trainer wich nur ungern und nur in gewissen Spielen (wie in Leipzig) von seinem Ballbesitzfussball ab. Auch dessen Nachfolger Massimo Rizzo fokussierte nur in seiner (erfolgreichen) Anfangszeit als Cheftrainer auf das Umschaltspiel. Bis letztlich im Sommer 2021 André Breitenreiter kam und konsequent eine ganze Saison lang auf Konter und geringen Ballbesitz setzte. Assan Ceesay war zu dem Zeitpunkt glücklicherweise immer noch da. Magnin zeigte sich später in einem Interview mit „24 heures“ einsichtig und nannte sein Festhalten am Ballbesitzfussball als Hauptgrund für seine durchzogenen Resultate als FCZ-Trainer.

William Le Pogam wurde bei dem Spiel in Leipzig (von Züri Live live übertragen) als Backup für den schwankende Leistungen zeigenden Linksverteidiger Levan Kharabadze getestet. Kurioserweise hatte Drittligist San Fernando kurz vor Le Pogams Auftritt mit dem FCZ seinen Transfer vermeldet. Letztendlich landete Le Pogam aber weder in Spanien noch beim FC Zürich, sondern in der Challenge League bei Stade Lausanne-Ouchy. Von dort zog er ein Jahr später weiter an den Neuenburgersee, wo er mit YS zwei Mal aufstieg und nun trotz umfassendem Kaderumbruch unter dem neuen amerikanischen Besitzer immer noch Stammspieler ist. Und als solcher schoss er das Game Winning Goal gegen den FCZ in einer Partie in welcher es beim Stadtklub wieder exemplarisch um die Frage der Spielphilosophie ging. Ein zweiter Kreis mit „Leipzig“, der sich schliesst – und wieder auftut.

Viel Ballbesitz im Mittelfeld, aber so wenige gute Offensivszenen wie noch nie in dieser Saison

Nachdem der FC Zürich in den Wochen zuvor mehrmals in der 2. Halbzeit auf ein 4-3-3 umgestellt hatte, agierte man in Yverdon nun erstmals von Beginn weg so. Zum x-ten Mal in den letzten Jahren nimmt man wieder einen Anlauf, um eine dominante Spielweise zu installieren. Die neue sportliche Leitung mit Malenovic, Milicevic und Moniz soll nun den erneuten Anlauf endlich zum Erfolg bringen. Man kann und soll den Verantwortlichen Glück wünschen. Vielleicht klappt es ja diesmal. Auch wenn Assan Ceesay nicht mehr da ist, ist die aktuelle Mannschaft weiterhin sowohl Defensiv wie Offensiv besser für das Spiel aus einer tiefen Position heraus geeignet. Ein Spiel alleine sagt zwar noch nicht allzu viel aus, aber in Yverdon biss man sich mit der neuen Spielweise bereits wieder am Gegner die Zähne aus.

Noch nie in dieser Saison hatte das Letzigrund-Team so wenige gute Offensivaktionen wie in Yverdon. Dies obwohl es erstaunlich viele Abschlüsse gab: 16, davon 13 in der 2. Halbzeit bei 10-vs.-11 und 10-vs.-10. 14 Flanken sind ebenfalls ein hoher Wert. Die Offensivstandards funktionieren hingegen nicht mehr so gut wie noch in der Vorrunde. Der FCZ agierte Defensiv im Hohen Pressing, Yverdon stand tief und nahe an ihren Gegenspielern dran – und nutzte die Räume hinter Katic & Co. konsequent. Die Waadtländer warteten jeweils als Trigger auf den FCZ-Pass auf einen Aussenverteidiger und griffen diesen dann auf Höhe der Mittellinie an. Die Durchschnittsnote der Mannschaft ist mit 5,3 die schlechteste der Saison, ex aequo mit dem Lausanne Sport-Heimspiel wenige Tage davor, dem Heimspiel gegen St. Gallen und der Auswärtspartie im Schweizer Cup in Tuggen.

Highlights – Yverdon Spezialist auf Standards

Personalien – Kaum Arbeit für Brecher, Katic erneut an drei Gegentoren wesentlich beteiligt

  • Nikola Boranijasevic: Zu Beginn mehrere verunglückte Offensivaktionen, kämpft sich dann aber noch während der ersten Viertelstunde zurück ins Spiel.
  • Adrian Guerrero: Wie Bledian Krasniqi einer derjenigen Spieler, die zum Anpfiff jeweils voll da sind. Die beiden waren in den letzten sechs Partien je drei Mal die Besten der 1. Halbzeit. Guerrero baut aber in Yverdon in der 2. Halbzeit wieder stark ab.
  • Cheikh Condé: Kommt nach einem harzigen Start ins 2024 in der 1. Halbzeit in Yverdon mit jeder Minute besser ins Spiel, fängt auf der 6er-Position mehrere im Ansatz gefährliche Bälle ab, gewinnt Zweikämpfe. Bis zur Roten Karte (die Minuspunkte gibt) der Beste beim FCZ.
  • Armstrong Oko-Flex: Zum zweiten Mal hintereinander und zum dritten Mal insgesamt Offensiv Bester.
  • Jonathan Okita: Macht weiterhin zu wenig aus vielversprechenden Situationen, bleibt im 1-vs.-1 in den letzten Wochen und Monaten fast immer hängen. Die Gegenspieler haben sich auf ihn eingestellt.
  • Antonio Marchesano: Bis in die 2. Halbzeit hinein an keiner Torchance beteiligt, danach verbessert.
  • Nikola Katic: Wie schon gegen Lausanne-Sport stehen auch in Yverdon seine Fehler am Ursprung aller drei Gegentore (inklusive des aberkannten Lausanner 3:2). Die Partie beginnt bereits beim Anstoss zum wiederholten Mal mit einem langen Ball von Katic ins Seitenaus. Es ist seine sechste ungenügende / schlechte Note in den letzten acht Spielen. – zum zweiten Mal hintereinander mit einer Defensiv-Note “1“.
  • Daniel Afriyie: MVP und erstmals Defensiv Bester in dieser Saison. Trägt zur verbesserten Leistung der 2. Halbzeit bei.
  • Junior Ligue: Stand schon nach 58 Minuten zur Einwechslung bereit, kam dann letztendlich erst in der 80. Minute rein.
  • Yanick Brecher: Hat fast keine Arbeit zu verrichten – und muss trotzdem drei Mal den Ball aus dem Netz holen.

Kommentare – S Schpiilfäld isch „z’churz“

Randnotiz – Condé fehlt das Fingerspitzengefühl, Cibelli die Übersicht

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Telegramm (transfermarkt)

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Dieser FC Zürich hat sich selbst verloren (Tages-Anzeiger)

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Aufsteiger führt FCZ vor – Brecher motzt über Rot (Blick)

Henriksens Zögern beim FCZ fällt ihm auf die Füsse – «Happy Bo» gehen die Argumente aus (Watson)

Verschlafen, reagiert – und dann kam Pafundi / FCZ – Lausanne-Sport Analyse mit Randnotiz: Rangliste der schlechtesten Saisonleistungen

ZWEI TEAMS AUF DER SUCHE NACH DER ABSCHLUSSEFFIZIENZ / FCZ – LAUSANNE-SPORT VORSCHAU (Züri Live)

Ex-FCZ Trainer Ludovic Magnin hat den FC Zürich gut studiert und stellt seine Spielweise um. An Stelle des üblichen Kombinationsfussballs werden immer wieder hohe Bälle Richtung Mittellinie geschlagen, wo diese dann unbedrängt in die Tiefe hinter die Zürcher Abwehr gelenkt werden können. Dies geht auf, da vor allem Nikola Katic auch an diesem Tag praktisch jedes seiner Luftduelle verliert und keiner der Verteidiger schnell und / oder stark genug ist, um die Lausanner Offensivkräfte zu stoppen. Da Torhüter Letica mit den Füssen nicht so gewandt ist, agiert der multifunktionale Olivier Custodio als eigentlicher Regisseur des Lausanner Spiels von der Rechtsverteidiger-Position aus. Die Mannschaft wurde bei Lausanne in der 1. Halbzeit in zwei Teile aufgeteilt: sechs Verteidiger hinten und vier Konterstürmer vorne, die mit langen, hohen Bällen bedient wurden, und mit Diagonalläufen und -pässen die FCZ-Abwehr überforderten. Der FCZ versuchte zu Beginn hoch zu pressen und hinten herauszuspielen während die Gäste das Heimteam im Magnin-üblichen Mittelfeldpressing erwarteten.

Fenomeno Simone Pafundi

Unmittelbar nach dem Derby mit der besten 1. Halbzeit der ganzen Saison fiel der FCZ ins andere extrem und spielte mit einem Züri Live-Notenschnitt von 4,5 die mit Abstand schlechtesten ersten 45 Minuten der Spielzeit. Die Leistungen waren sowohl Defensiv wie Offensiv ähnlich ungenügend – in beiden Phasen wurden zu viele Fehler gemacht. Zumindest Offensiv gab es gleichzeitig von einem Teil der Spieler auch viele gute Aktionen. Die 2. Halbzeit war besser, blieb aber im Saisonvergleich ebenfalls unterdurchschnittlich. Der FCZ konnte oder wollte nicht so schnell umschalten wie Lausanne-Sport und benötigte für seine relativ wenigen Torchancen lange Passkombinationen. Im Gegensatz zu den vorangehenden Wochen lagen die Noten der FCZ-Einwechselspieler diesmal aber über dem Mannschaftsschnitt.

Zur Pause stellte der FC Zürich auf ein 4-3-3 um (mit Afriyie und Krasniqi auf den 8er-Positionen) und brachte die notwendige Energie auf den Platz. Die Gäste aus dem Waadtland wurden in der Phase nach der Halbzeit überrumpelt. Beim 1:2 spekulierten Krasniqi und Marchesano proaktiv auf einen Rebound beim Okita-Weitschuss und der 2:2-Ausgleich in der 52. Minute war eine Traumkombination. In der 66. Minute ist der Zürcher Angriffswirbel dann aber bereits wieder vorbei, weil Ludovic Magnin Italo-Talent Simone Pafundi einwechselt. Der 17-jährige bestimmt bei seinem ersten Super League-Einsatz von der Ersten Minute an Ballbesitz und Rhythmus – und nimmt fast schon im Alleingang für Lausanne-Sport das Heft wieder in die Hand. Seine enge Ballführung in hohem Tempo, Technik, Raum- und Spielverständnis sind phänomenal. Aus dieser wiedergewonnenen Spielkontrolle der Gäste resultiert dann auch das vermeintliche 3:2 durch Brighton Labeau, welches aber gleich wegen zwei Handspielen in der Entstehung (Poaty, Labeau) aberkannt wird. Dank der VAR-Intervention in dieser Szene beeinflusste die unterdurchschnittliche Schiedsrichterleistung Sven Wolfensbergers (einige falsche Einschätzungen bezüglich Fouls) den Spielausgang nicht entscheidend.

Highlights – Ganz än andere Fuessball wänn de Pafundi ufem Platz isch

Personalien – LS scheint Oko-Flex zu liegen, Katic am Ursprung der Gegentore

  • Nikola Boranijasevic: Wie so häufig gegen seinen Ex-Klub von Anfang an trotz Aussenbahn im Zentrum des Geschehens – sowohl mit guten wie auch weniger guten Aktionen.
  • Fabio Daprelà: Die Partie zeigt einmal mehr deutlich, dass Daprelà im Spielaufbau weniger Qualität hat, als sein Vorgänger Aliti.
  • Cheikh Condé: Macht das Leben seiner Mitspieler mit seiner Passivität schwerer, und bietet sich zu selten als echte Anspielstation an.
  • Armstrong Oko-Flex: Beginnt seinen “Shift“ übermotiviert mit einem unnötigen Foul vor dem eigenen Strafraum, steigert sich danach aber. Lausanne-Sport scheint ihm zu liegen, denn wie schon in der Auswärtspartie auf der Tuilières ist er erneut der Offensiv beste Mann beim FCZ.
  • Lindrit Kamberi: Erstmals in dieser Saison der Defensiv beste Mann beim FC Zürich – dafür diesmal Offensiv ungenügend.
  • Antonio Marchesano: Ähnlich wie Condé in dieser Partie ungewohnt passiv, kommt dem Ball zu wenig entgegen.
  • Nikola Katic: Seine Fehler stehen am Ursprung beider Gegentore sowie auch des aberkannten vermeintlichen Lausanner 3:2.
  • Bledian Krasniqi: Im Gegensatz zur Mehrzahl der Teamkollegen mit dem Anpfiff voll da. Zum dritten Mal in den letzten vier Partien der beste FCZ-Spieler der 1. Halbzeit und am Ende auch MVP.

Kommentare – FCZ hätt chuum ä Torchance

Randnotiz – Rangliste der schlechtesten FCZ-Leistungen der Saison

Das Heimspiel gegen Lausanne-Sport gehört zu den drei Leistungen mit dem tieften Züri Live-Notenschnitt der Mannschaft (5,3). Interessanterweise hat das Team von Coach Bo Henriksen keines seiner sieben schlechtesten Spiele verloren. Was weiter auffällt: die besten Partien gelangen gegen starke Gegner, die viel Druck machen, wie YB und Luzern. Der FCZ unter Henriksen scheint eine Mannschaft zu sein, die sich dem Gegner anpasst – nach oben wie nach unten. Tritt man gegen einen nicht so guten Gegner an, oder einen, der einen schlechten Tag erwischt hat, passt sich die eigene Leistung nach unten an – am Ende reichte es in solchen Fällen dann jeweils trotzdem zu einem Sieg oder mindestens Unentschieden.

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Lugano mit Vorsprung auf der Leistungskurve / Lugano – FCZ VORSCHAU

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Daten und Fakten im Vergleich (Transfermarkt)

Im Cornaredo treffen am Sonntag zwei Teams aufeinander, die sich wieder im Aufschwung befinden. Die Tessiner sind dies aber schon länger als der FCZ und haben daher den Vorteil, dass sie etwas gefestigter sind. Das Team von Coach Mattia Croci-Torti hatte diesmal während der Europa League-Gruppenphase in der Liga Mühe, vor allem auch weil es gleichzeitig viele verletzte Stammspieler gab. Der Tiefpunkt war die 0:3-Niederlage Mitte November mit einem Rumpfteam gegen den FC Zürich – 64 Stunden nach der 0:2-Niederlage in Brügge, wo man mit einem mutigen Auftritt über weite Strecken eine gute Leistung gezeigt hatte. Die Serie von vier ungeschlagenen Spielen in Folge (mit einem 1:0-Sieg in Basel und einem 3:3 gegen YB) wurde letzte Woche durch eine 1:2-Niederlage beim Zweitplatzierten und einzigen verbliebenen Schweizer Europacup-Teilnehmer Servette unterbrochen. In 1:0-Führung liegend, sah Lugano-Mittelfeldspieler Anto Grgic in der 75. Minute Rot, worauf der Gegner die Partie noch drehen konnte.

Croci-Tortis Team erinnert taktisch an die Weltmeister 2014

Der ehemalige FCZ-Junior wird also wegen seiner Sperre nicht dabei sein. Er wird den Tessinern speziell bei den Offensivstandards fehlen, die dank ihm zuletzt gefährlich waren und zu Toren führten. Der Ersatz Grgics auf der 6er-Position wäre im Normalfall mit Ousmane Doumbia ein weiterer ehemaliger FCZ-Spieler. Aber dieser wird voraussichtlich verletzungsbedingt ebenfalls ausfallen. So muss wohl Captain Jonathan Sabbatini von einer 8er- auf die 6er-Position zurückrücken. Dies könnte ebenfalls negative Auswirkungen aufs Offensivspiel der Luganesi haben, denn Sabbatini zeigte sich zuletzt in verschiedenster Weise nach vorne gefährlich – mit Ballgewinnen weit in der gegnerischen Platzhälfte wie beim Führungstreffer in Genf, mit Klasse-Zuspielen hinter die gegnerische Abwehrlinie wie beim Siegtreffer Renato Steffens in Basel – oder selbst als Torschütze wie in St. Gallen. Letzten März ist der 35-jährige Uruguayer, der im Sommer eigentlich als Profi aufhören und einen Job im Staff des FC Lugano hatte antreten wollen, beim 2:0-Heimsieg im Cornaredo gegen den FC Zürich mit einem Tor und einem Assist speziell aufgefallen. Auf den formstarken Routinier muss der FCZ sicherlich ein Auge werfen.

Die Spielweise von Lugano hat sich in letzter Zeit verändert. Torhüter Amir Saipi spielt viel mehr hohe Bälle hinten heraus ins Mittelfeld als früher – obwohl er darin weniger gut ist, als beispielsweise Yanick Brecher. Die Bälle sind dabei so gespielt, dass sie halbhoch verarbeitet werden können, denn die vordere Lugano-Linie ist nicht kopfballstark. Währenddessen hat sich das Aufbauspiel des FC Zürich zuletzt genau gegensätzlich entwickelt. Die Grundformation der Tessiner kann man als 4-3-3 bezeichnen, aber es ist kein klassisches 4-3-3. Auch von einem 4-1-4-1 oder 4-5-1 zu reden trifft es nur teilweise. Dies weil die offensiven Aussenspieler (aktuell in der Regel Mahou und Bislimi) nicht wie klassische Flügel agieren, sondern eher wie seitlich und vertikal verschobene 8-er. Vielleicht könnte man von “Super 8-ern“ sprechen. Sowohl die Rolle dieser “Super-8er“ (Özil, Müller), als auch die Viererkettte mit häufig vier gelernten Innenverteidigern, sowie die unregelmässige und punktuelle Art des Pressings erinnert taktisch an die Weltmeistermannschaft Deutschlands 2014. Im Normalfall ist Lugano defensiv eher an Raumdeckung orientiert. Allerdings gibt es Ausnahmen: beim Auswärtssieg in Basel spielte man Pressingfussball mit weitgehender Manndeckung in einem 4-4-2 gegen das 4-4-2 des FCB.

Lugano fast immer mit dem gleichen Rezept

Neben der Variante mit vier Innenverteidigern in der Viererkette (Hajrizi, Mai, El Wafi, Hajdari) hat Lugano-Coach Croci-Torti die Option mit dem offensiven Aussenverteidiger Valenzuela im Köcher – so wie 2014 Jogi Löw mit Philipp Lahm, der im Verlauf des Turniers zurück auf die Aussenverteidigerposition rückte. Für die Variante mit Valenzuela spricht, dass El Wafi zuletzt in Genf keinen glücklichen Auftritt hinlegte und vielleicht erstmal auf der Bank Platz nehmen muss. Eine Alternative auf der 6er-Position wäre der bereits 26-jährige, aber trotzdem noch wenig erfahrene Johan Nkama, was Sabbatini erlauben würde, auf der für ihn effektiveren 8er-Position zu spielen. Möglich auch, dass es zumindest im Verlauf der Partie bereits zum Début des neuen Stürmers Kacper Przybylko (30) kommt, der nach 114 Einsätzen in der 2. Bundesliga und 130 Partien in der Major League Soccer bei Maren Haile-Selassie-Klub Chicago Fire jüngeren Stürmern Platz machen musste. Die Mehrzahl seiner Tore erzielt Lugano in den letzten Wochen jeweils auf ähnliche Art und Weise. Ganz egal auf welcher Höhe sich die gegnerische Abwehrkette befindet, will man vor dieser in Ballbesitz zu kommen und von dort den Ball hinter die gegnerische Abwehrlinie spielen. Die Schwierigkeit für den Gegner besteht dabei darin, dass Lugano versucht, so viele Anspielstationen wie möglich auf die gegnerische Verteidigungslinie zu bringen – und häufig wird für das Zuspiel in die Tiefe dann nicht die naheliegendste Variante gewählt, um ein gewisses Überraschungsmoment zu nutzen.

Während bei Lugano der Liga-Aufschwung nach ihrer Herbst-Baisse schon Ende November eingesetzt hatte und nach dem Jahreswechsel anhielt, kam die FCZ-Resultatbaisse in den Wintermonaten. Im 285. Derby konnte nach sieben sieglosen Partien mit einer überdurchschnittlichen Defensivleistung und Pragmatismus der erste Sieg eingefahren werden. Der darauf folgende 1:0-Sieg in Luzern war basierend auf den Züri Live-Noten gar die Defensiv zweitbeste und insgesamt viertbeste Leistung der ganzen Saison. Die veränderte Spielweise und Spielformation, die Sperren von Katic und Condé und verletzungsbedingten Ausfälle von Guerrero und Daprelà, sowie die verstärkte Berücksichtigung von jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs hat spürbar eine neue Dynamik in die Mannschaft gebracht. Da Luzern gleichzeitig sehr ersatzgeschwächt antreten musste, reichte es trotz den verschiedenen Umstellungen zum verdienten Sieg.

Kryeziu oder Daprelà neben Kamberi?

Junior Ligue hat sich in Luzern vorne in der Sturmspitze bewährt. Einen physisch starken Spieler auf dieser Position zu haben, der gleichzeitig auch noch eine gewisse Antrittschnelligkeit aufweist, tut der ganzen Mannschaft im Spielaufbau gut. Wenn Dante bereits in Lugano in der Startformation stehen würde, wäre es keine Überraschung. Die Profile der Lugano-Angreifer könnten in der Frage „Kryeziu oder Daprelà?“ eher für den ehemaligen Luganesi sprechen. Wer könnte es aus der U21 oder U19 diesmal aufs Matchblatt schaffen? Nevio Di Giusto (10er) scheint dafür ein heisser Kandidat zu sein. Allenfalls auch Ivan Kovacevic (innenverteidiger). Für den noch gesperrten Cheikh Condé wird eine Rückkehr in die Startformation sicherlich nicht einfach, denn das Duo Mathew / Krasniqi hat sich in den letzten Partien sehr bewährt. Antonio Marchesano erzielte in den letzten beiden Partien jeweils den Siegtreffer,. Der Tessiner hat für den FCZ gegen Lugano zudem schon acht Mal getroffen. Nur Fritz Künzli (11) und Köbi Kuhn (9) netzten im FCZ-Trikot gegen die Bianconeri noch häufiger ein.

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