„FCZ nicht konsequent im Gegenpressing“: FCZ – Xamax 1:1 Performance, Stats und Spielinfos

Innenverteidiger Mirlind Kryeziu (20) hat sich in der Vorrunde mit seinen Leistungen in der Promotion League und auch bei seinem Testspieleinsatz kürzlich in Jona für sein erstes Wettbewerbsspiel im «Eins» empfohlen. Natürlich profitierte der mit 1,96m grösste Spieler auf dem Platz dabei auch davon, dass mit Kecojevic, Bangura und Alesevic gleich drei der vier Zürcher Innenverteidiger verletzt sind, und zudem allfällige «Aushilfen» auf dieser Position wie Kukeli oder Sarr ebenfalls fehlten. Kryeziu überzeugte vor allem offensiv mit langen ersten Pässen mit seinem linken Fuss für Schönbächler und beim 1:0 für Dwamena. Damit konnte der Zürcher bei seinem ersten Einsatz auch gleich eine Torbeteiligung verzeichnen. Zudem hätte er per Kopf nach Marchesano-Eckball in der Schlussphase sogar beinahe noch das Siegtor erzielt. In der Disziplin Offensivkopfball ist Kryeziu zur Zeit im ganzen Klub nach Einschätzung von Züri Live der gefährlichste Spieler und wäre auch für Super League-Abwehrspieler nicht einfach zu verteidigen. Defensiv wurde er gegen Xamax kaum gefordert, hatte aber trotzdem ein, zwei Szenen dabei, wo er aufmerksamer und konsequenter hätte agieren müssen. Zur Zeit muss man noch sagen: ideal wäre ein Innenverteidiger mit den mentalen Qualitäten und Erfahrung von Nef, und dem jungen Körper und linken Fuss von Kryeziu.

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Raphael Dwamena überzeugte bei seinem Letzigrund-Début fast zu 100% und hatte mit seiner Torvorbereitung beim 1:0 die Szene des Spiels. Fast zu 100%? In der entscheidenden Szene vor dem Ausgleich hätte der Ghanaer an der Strafraumgrenze quer zum völlig freistehenden Buff spielen müssen. Die Chance auf die Vorentscheidung wäre gross gewesen. Stattdessen verdribbelte sich Dwamena gegen Djuric und reagierte auch nicht schnell genug, um den anschliessend schnell gespielten langen Ball von Veloso auf Gaëtan Karlen zu unterbinden – 1:1 statt 2:0. Auch der Abschluss aus rund sieben Metern ins Aussennetz nach guter Vorarbeit von Moussa Koné hätte besser sein können. Trotzdem ist Dwamena der Zürcher MVP der Partie. Gerade mit Oliver Buff scheint die Abstimmung bezüglich Laufwege schon sehr gut zu funktionieren – in beide Richtungen – Dinge, die in der Vergangenheit bei anderen Stürmern auch nach Monaten oder gar Jahren noch nicht richtig geklappt hatten.

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Nicht nur wegen des frühen Neuenburger Platzverweises gegen Charles-André Doudin konnte der FCZ wieder deutlich mehr Torchancen verzeichnen, als beim Rückrundenauftakt in Genf (17 vs. 4). An mehr als der Hälfte davon (9) war Antonio Marchesano beteiligt, welcher unter anderem mit einem Freistoss in der 2.Halbzeit den nahen linken Pfosten traf. Captain Gilles Yapi tat dem Zürcher Spiel rund vier Monate nach seinem letzten Einsatz mit seiner Übersicht und dem Direktspiel nach vorne sichtlich gut. Zwar unterliefen dem Ivorer in der 1.Halbzeit mehrere Fehlpässe, was aber auf den noch fehlenden Wettkampfrhythmus zurückzuführen ist. Eine Flaute ist zur Zeit auf den Flügeln festzustellen. Ein Einsatz von Neo-Profi Fabian Rohner könnte sich anbieten. Die Einwechselspieler Winter, Koné und Chiumiento haben alle drei etwas bewegt, und dazu beigetragen, dass der FCZ in der Schlussphase zumindest noch ein Tor hätte erzielen müssen.

 

Servette gewährt nur wenige Umschaltmöglichkeiten: Servette – FCZ 2:1 Performance, Stats und Spielinfos

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Noch nie in der Meisterschaft hat der FCZ diese Saison so wenige Torabschlüsse gehabt, wie in Genf (nur vier zusätzlich zum Tor von Geburtstagskind Alain Nef). In Villarreal waren die Zahlen identisch gewesen (1:2-Niederlage und vier zusätzliche Torchancen). Wettbewerbsübergreifend gab es nur beim Cupspiel in La Chaux-de-Fonds (2:0-Sieg, zwei zusätzliche Chancen) noch weniger Abschlüsse. Ebenfalls nur in La Chaux-de-Fonds war der Notenschnitt des Teams mit 5,1 tiefer gewesen, als zum Rückrundenauftakt bei Servette. Die 5,4 Durchschnittsnote egalisiert das gleiche Ergebnis aus den Heimspielen gegen Le Mont und Steaua.

 

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Was unter anderem auffiel, war die Lufthoheit von Servette-Torhüter Jérémy Frick im eigenen Strafraum. Die FCZ-Flanken waren erfolglos, die Statistik zeigt, dass es aber mit 13 entgegen vielleicht dem subjektiven Empfinden von manchen Beobachtern quantitativ nicht überdurchschnittlich viele Hereingaben von der Seite gab. Die Anzahl Steilpässe war hingegen mit 12 klar über dem Schnitt. Die Hälfte davon stammte von Oliver Buff. Je ein schnell und präzis gespielter Steilpass von Buff und Antonio Marchesano führten dann auch zu den beiden FCZ-Topchancen durch Dzengis Cavusevic und Roberto Rodriguez. Solch gute Umschaltmöglichkeiten gewährte das defensiv stabile Servette dem FCZ aber nur ganz wenige.

 

Yapi, Marchesano und Forte im Interview nach dem unbefriedigenden Spitzenkampf

Captain Gilles Yapi spricht nach dem Spitzenkampf gegen Xamax von zwei verlorenen Punkten. Mit seiner persönlichen Leistung war er auch nicht ganz zufrieden. Der Ivorer spürte, dass ihm bei seinem ersten Startelfeinsatz nach längerer Verletzungsabsenz der Rhythmus noch etwas fehlte…

Antonio Marchesano findet, der FCZ habe alles, oder zumindest vieles richtig gemacht, aber leider trotzdem zwei Punkte verloren:

Uli Forte bemängelt den Leistungsabbau im Verlauf des Spiels und das Defensivverhalten beim Gegentor, verteidigt die konservative Haltung in der Schlussphase, und findet lobende Worte für den Debütanten Mirlind Kryeziu und den erstmals im Letzigrund und in der Startformation auflaufenden Raphael Dwamena…

 

FCZ – Xamax 1:1 / Züri macht in Überzahl zu wenig für den Sieg

1:1 im Spitzenkampf gegen Xamax. Die Spiele gleichen sich zu Beginn der Rückrunde. Wie schon in Genf folgte auf eine weitgehend gute Erste Halbzeit eine deutlich schlechtere Zweite. Spielte der FCZ im ersten Durchgang zumindest während rund 30 Minuten noch zielstrebig mit möglichst nur einer Ballberührung nach vorne, wurden die Aktionen mit zunehmender Spieldauer immmer durchsichtiger, langsamer und uninspirierter. Die Art und Weise, wie das Letzigrund-Team gleich um zwei Gänge zurückschaltete war erschreckend, und der 1:1-Ausgleich der auf keinen Fall brillierenden Neuenburger nur eine Frage der Zeit. Aktuell muss klar konstatiert werden: gemessen an den Auftritten seit November ist der FCZ nicht nur weit von Spitzen- und Mittelfeldteams der Super League entfernt. Sogar die Bezeichnung «FCB der Challenge League» ist zu hoch gegriffen.

Ein «FCB der Challenge League» hätte solch ein Spiel ohne Wenn und Aber gewonnen. Ein Spiel, in welchem der FCZ eigentlich davon profitierte, dass Schiedsrichter Alain Bieri den Xamaxien Doudin früh vom Platz stellte. Was war genau passiert? Doudin hatte zuerst Brunner an der Seitenlinie gefoult und wurde im nächsten Moment seinerseits von Yapi gelegt. Bieri entschied korrekterweise auf Freistoss für den FCZ, pfiff dies aber erst mit Verzögerung. Doudin verstand die Welt nicht mehr. Corbaz reklamierte bei Ref Bieri und wurde von diesem ermahnt, Doudin bezeichnete Bieri daraufhin im Vorbeigehen als „Blinder!“ und sah direkt Rot. Das kann man als harte Entscheidung erachten, falsch ist sie sicherlich nicht. Und hätte ein FCZ-Spieler das gleiche gemacht, dann wäre nach der Partie dieser im Zentrum der Kritik gestanden, und nicht der Schiedsrichter. Beim zweiten gefährlichen Xamax-Konter in der Nachspielzeit drückte Kryeziu den 18-jährigen Teixeira knapp vor der Strafraumgrenze zu Boden – dieser flog in den Sechzehner rein. Die Xamaxiens fordeten Penalty, Ref Bieri pfiff nichts. Korrekt wären Freistoss und mindestens Gelb gegen Kryeziu gewesen. Anmerken muss man bei der Schiedsrichterdiskussion ebenfalls, dass vor Wochenfrist Schiedsrichter Schnyder dem FCZ zwei Penalties verweigert hatte (klares Handspiel von Faug-Porret bei der Grosschance von Cavusevic, Foul an Dwamena in der Nachspielzeit) und dazu den alleine Richtung Tor laufenden Schönbächler seinen nicht reagierenden Assistenten überstimmend fälschlicherweise mit einem Offsidepfiff gestoppt hatte. Von der FCZ-Delegation hatte dies nachher niemand zum Thema gemacht.

Die Spieler und Trainer Forte hielten sich nach Spielende in den Interviews daran fest, dass sie «viele Torchancen gehabt hätten», genauso wie auch in Genf die bloss zwei Chancen von Cavusevic und Rodriguez das grosse Thema gewesen waren. Ehrlicherweise hat sich der FCZ den Sieg gegen Xamax aber mit seiner Spielweise schlichtweg nicht verdient – man hätte sogar von einer verdienten Niederlage sprechen müssen, wenn der zweite Gegentreffer noch gefallen wäre. Ob aus der anderen Perspektive es auch ein verdienter Sieg von Xamax gewesen wäre, ist eine andere Frage. Den Gästen unterliefen ungewohnt viele Abspielfehler. Selbst unter Berücksichtigung des Faktors Unterzahl hatten sie nicht einen guten Tag erwischt.

Dass der FCZ am Ende in Überzahl versuchte, das Unentschieden über die Zeit zu retten, spricht nicht für ein souveränes Selbstverständnis, und hätte beinahe noch in einer Niederlage geendet. Positiv erwähnt werden kann sicherlich das Début von Innenverteidiger Mirlind Kryeziu in der 1.Mannschaft – dank einer ganzen Reihe von Verletzungen in der Defensive. Und vor allem mochte der neue Stürmer Raphael Dwamena bei seinem ersten Auftritt im Letzigrund zu überzeugen. Der Ghanaer bereitete das frühe 1:0 durch Oliver Buff mustergültig vor, und war einer der wenigen echten Pluspunkte beim FCZ.

FC Zürich – Neuchâtel Xamax FCS 1:1 (1:0)

Tore: 8. Buff (Dwamena) 1:0, 70. Nuzzolo (Karlen) 1:1.

FC Zürich: Vanins; Brunner, Nef, Kryeziu, Voser; Schönbächler (73. Winter), Marchesano, Yapi, Rodriguez (81. Koné); Buff (78. Chiumiento), Dwamena.

Xamax: Walthert; Gomes, Djuric, Sejmenovic, Odabasi; Veloso, Corbaz; Nuzzolo (78. Teixeira), Nimani (73. Ramizi), Doudin; Karlen (84. Senger).

Personalien vor dem Spitzenkampf gegen Xamax

FCZ-Trainer Uli Forte hat schon beim Rückrundenauftakt in Genf („nach dem Gegentor haben wir viel zu hektisch agiert“) auf einige Defensivspieler verzichten müssen. Sangoné Sarr ist zwar auf «gutem Weg» nach seiner Schulteroperation, ist aber noch eine Weile nicht einsetzbar. Kecojevic, Bangura und Voser sind weiter fraglich. Dazu wird der gesperrte Burim Kukeli nicht auf dem Platz mithelfen können. Möglicherweise ergibt sich dadurch für den nach Genf mitgereisten aber nicht auf dem Matchblatt stehenden Kevin Rüegg eine Chance. Forte äusserst sich auf jeden Fall an der Pre-Match Pressekonferenz lobend über den 18-jährigen: «Er trainiert konstant gut».

Xamax habe eine hervorragende Mannschaft, von welcher viele Spieler schon Super League gespielt hätten. Besonders im Auge hat Forte Nuzzolo, Karlen, Doudin, Gomes und den jungen Teixeira. Die Punkte zu holen sei zwar wichtig, aber psychologisch sieht Forte keine Auswirkungen des anstehenden Spiels – unabhängig vom Ausgang: «Die Rückrunde geht noch lang. Wir sind seit Saisonbeginn darauf eingestellt, dass wir bis zum letzten Spieltag kämpfen müssen. Auch wenn wir neben Xamax auch noch Wil und Aarau ganz vorne erwartet hatten. Ein Sieg wäre keine Vorentscheidung. Gleichzeitig würden wir bei einer Niederlage auch nicht nervös werden.»

Zur Personalie Miro Muheim äusserst sich Forte ebenfalls. Er sieht für diesen die Zukunft auf der Linksverteidigerposition. Er habe in London physisch zugelegt, und gleichzeitig aber auch nicht mehr optimale Voraussetzungen, um sich in der Offensive gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Seine Robustheit im Zusammenspiel mit seiner Technik mit dem linken Fuss eröffne Muheim aber interessante Perspektiven links hinten. Der Spieler müsse in einem solchen Fall aber voll dahinterstehen, sonst funktioniere ein Positionswechsel nicht. Und das sei bei Muheim der Fall. Die neue Position gefalle ihm. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte der FCZ den Leihtransfer mit Kaufoption nicht abgewickelt.

Servette – FCZ 2:1 Audio-Highlights

Servette FC – FC Zürich 2:1 (0:0)

Tore: 65. Sauthier (Vitkieviez) 1:0, 83. Nsamé (Penalty, Nsamé) 2:0, 90. Nef (Marchesano) 2:1.

Servette: Frick; Sauthier, Mfuyi, Faug-Porret, Le Pogam; Hasanovic, Maouche (76. Doumbia); Vitkieviez, Alphonse (84. Fargues), Delley (68. Berisha); Nsamé.

FC Zürich: Vanins; Brunner, Nef, Bangura (78. Koné), Stettler; Schönbächler (61. Winter), Marchesano, Kukeli, Rodriguez; Buff, Cavusevic (61. Dwamena).

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