Toni Domgjoni geht auch im Sechzehntelfinal-Rückspiel voran / Napoli – FCZ Analyse

Der FCZ steigt mit nur zwei gelernten Verteidigern und dem 17-jährigen Simon Sohm mutig in das Rückspiel in Napoli. Und das Konzept geht grundsätzlich auf, auch wenn es am Ende eine weitere Niederlage mit zwei Toren Unterschied setzt. Napoli hat zwar statistisch deutlich mehr Ballbesitz, dies aber vorwiegend in der eigenen Spielhälfte, wohin die Italiener von den häufig hoch pressenden Zürchern zurückgedrängt werden. Die zahlreich eingesetzten Teenager befruchten das Zürcher Spiel und sorgen für mehr Vertikalität, Spielfreude und Zug zum Tor – so auch die eingewechselten Lavdim Zumberi (Europacup-Début) und Bledian Krasniqi.

Über die rechte Seite fand Aussenverteidiger Adrian Winter immer wieder die richtigen Winkel sowohl im Lauf- wie im Passspiel und sorgte mit guten Flanken für Gefahr, Salim Khelifi seinerseits war viel unterwegs. Auf Links gab sich Benjamin Kololli auf seiner von der Nationalmannschaft her gewohnten Position als Linksverteidiger Mühe und agierte mit ein paar guten Ansätzen besser als auch schon. Unter dem Strich unterliefen ihm aber weiterhin zu viele Fehler, wie in der Szene, als er als deutlich hinterster Mann einen nonchalanten Pass nach vorne schlug und dadurch nicht nur für einen Ballverlust sorgte, sondern wegen seiner Positionierung beim schnellen Napoli-Gegenstoss auch gleich noch das Offside aufhob. Bei Marco Schönbächler waren ebenfalls klare Verbesserungen vor allem zu seinem Einsatz in Bern zu sehen, aber wie er selbst nach dem Spiel im Interview mit Züri Live einräumte, ist er bei weitem noch nicht an dem Leistungspunkt, wohin er wieder zurückwill – so bleibt der „Flügelflitzer“ in den Laufduellen weiterhin meist zweiter Sieger.

Eine seiner bisher besten Leistungen im FCZ-Dress zeigt hingegen Toni Domgjoni, welcher sich gegen den Gegner Napoli offenbar speziell gut mental einzustellen vermochte, war er doch nach dem Hinspiel nun auch in der Retourpartie des Europa League-Sechzehntelfinals der Züri Live-Most Valuable Player. Im Stadionrund sorgten ansonsten (neben dem während gut vier Stunden über dem Stadion kreisenden Helikopter) vor allem die mitgereisten «tantissimi» (O-Ton Sky Italia) Zürcher Fans für die Musik.

Napoli – FCZ 2:0 (1:0)

Tore: 43. Verdi (Ounas) 1:0; 75. Ounas (Mertens) 2:0.

Napoli: Meret; Hysaj, Chiriches (56. Luperto), Koulibaly, Ghoulam; Ounas (77. Milik), Diawara, Zielinski (66. Allan), Verdi; Milik, Insigne.

FCZ: Brecher; Winter, Bangura, M. Kryeziu, Kololli (82. Kharabadze); Khelifi, Sohm, Domgjoni, Schönbächler (65. Krasniqi); Odey (60. Zumberi), Ceesay.

FC Luzern – Er ist nie so, wonach er gerade ausschaut

In den letzten Spielzeiten gelang es dem FC Luzern kaum einmal, zwei Saisonhälften zu absolvieren, die von guter und identischer Qualität waren. Entweder spielte man im ersten Teil vorne mit und sackte danach bedrohlich ab – oder man war zum Jahreswechsel in Abstiegsgefahr, rollte das Feld von hinten auf und gehörte in der Rückrunde zu den besten Clubs der Liga.

In der aktuellen Spielzeit erlebte der FC Luzern diese Inkonstanz zuerst von Monat zu Monat, später von Woche zu Woche. Der Saisonstart daheim gegen Aufsteiger Neuchâtel Xamax misslang René Weiler und seiner Mannschaft bereits nach wenigen Minuten. Trotz einer Vielzahl von Tormöglichkeiten war der frühe Rückstand zu viel für das Team. Im zweiten Spiel in Thun nützte eine geschenkte und frühe Führung nichts. Sie war sogar eher die Ursache für einen uninspirierten, minimalistischen und mutlosen Auftritt im Berner Oberland, der mit der zweiten Niederlage endete. Nach sechs Spielen war der Schaden repariert, denn drei Siege änderten das Bild. Im Cup brauchte der FCL viel Glück, um in Genf gegen Servette FC die Verlängerung zu erreichen und später das Penaltyschiessen zu gewinnen. Optimistisch reisten die Innerschweizer nach Zürich in den Letzigrund, wo der Lieblingsgegner der letzten Jahre wartete, der FCZ. Doch der FC Luzern entwickelte sich im letzten Jahr zum Lieblingsgegner von Stephen Odey, welcher für den FCZ das einzige Tor des Spiels erzielte. Weitere zwei Meisterschaftsrunden und Niederlagen später verschlechterte sich die Bilanz der Luzerner in eine ernüchternde Richtung.

Nach einem Viertel der Saison stand der Club mit drei Siegen aus neun Spielen weit unten in der Tabelle. Hinzu kam auch noch das sang- und klanglose Ausscheiden in der Qualifikation zur Gruppenphase der Europa League gegen Olympiakos Piräus mit einem Gesamtresultat von 1:7. Trainer René Weiler kritisierte öffentlich die mangelnde Qualität des Kaders. Es zeigten sich erste Risse in der zuvor mit Euphorie präsentierten Verpflichtung des prominenten Cheftrainers, dessen Zuzug im dritten Anlauf geklappt hatte. Der unerwartete Coup im Stade de Suisse mit einem überzeugenden Auftritt gegen den souveränen Leader und Titelverteidiger BSC Young Boys übertünchte jedoch die aufkommenden Probleme beim FCL und sorgte nach dem 3:2-Auswärtssieg sogar für einen Überschwang. Die Ernüchterung folgte eine Woche später mit der nächsten Heimniederlage gegen den FC Thun. Darauf wechselten sich Freude (vorwiegend auswärts) und Ärger (meistens daheim) fast schon regelmässig ab, mit dem Tiefpunkt in der 13. Runde, einer 2:5-Niederlage gegen den FCZ, der die Luzerner mal für mal auskonterte. Die Vorrunde beendete der FCL mit zwei Siegen. Die Bilanz war durchzogen. Auffällig war, dass aus 18 Spielen nur einmal ein Unentschieden (1:1 gegen den FC Basel) resultierte. Eigenartig war auch, gegen wen der Club wieviele Punkte holte:

6 Punkte: Grasshopper-Club Zürich, FC Lugano, FC St. Gallen

3 Punkte: Neuchâtel Xamax, BSC Young Boys

0 Punkte: FC Sion, FC Thun, FC Zürich

1 Punkt: FC Basel

Allein diese Aufstellung verdeutlichte die Inkonstanz und verbildlichte etwas die latent kompromisslose Art des Cheftrainers.

Drei Spiele innerhalb von acht Tagen in der Rückrunde reichten, um diese Bilanz so auf den Kopf zu stellen, dass der FC Luzern vor einer Woche René Weiler beurlaubte und vor zwei Tagen Thomas Häberli als neuen Hauptverantwortlichen anstellten. Zuerst wurde das Startspiel daheim gegen den FC Sion wegen Unbespielbarkeit des Terrains in der heimischen Arena verschoben. So erfolgte der Auftakt ins neue Jahr bei Neuchâtel Xamax, das eine Woche zuvor in Bern überzeugt hatte und von den Tormöglichkeiten her das Potential zu einem Punktgewinn gehabt hätte. Den Luzernern war das zu wenig Warnung. Sie spielten sehr schlecht und verloren diskussionslos gegen den Aufsteiger und Tabellenletzten und beendeten das Spiel ohne Simon Grether, der in der Schlussphase innerhalb von sechs Minuten zwei gelbe Karten kassierte. „Diskussionslos“ bedeutete aber nur, den verdienten Sieg des Gegners nicht anzuzweifeln. Denn einen Tag nach dem Spiel publizierte die Luzerner Zeitung das, was sie bei der Präsentation von René Weiler ein halbes Jahr zuvor noch nicht hatte in Erfahrung bringen können, weil Sportchef Remo Meyer dazu noch keine Auskunft gegeben hatte: „René Weiler hat eine Ausstiegsklausel – will er den FCL im Sommer verlassen?“

Damit war bereits klar, worum es in den nächsten Tagen gehen könnte. Es folgte beinahe klassisch die Niederlage im nachgetragenen Heimspiel gegen den FC Sion. Diesmal dezimierte Ruben Vargas mit zwei gelben Karten innert 14 Minuten zu Beginn des Spiels seine Mannschaft. Trainer, Spieler und Medien suchten den Grund für die Niederlage bei Schiedsrichter Urs Schnyder. Die erste gelbe Karte sei ein Witz gewesen, ebenso der Penalty zum 1:2. Wenn man aber das Foul von Vargas zur gelbroten Karte in der 19. Minute sieht, könnte man zum Schluss kommen, hier eine Aktion zu sehen, für die auch die direkte rote Karte möglich gewesen wäre. Und hätte Torwart David Zibung vor dem 0:1 durch Sions Aussenverteidiger Bruno Morgado den Ball nach dem Schuss des gleichen Spielers mehr zur Seite als direkt wieder in dessen Füsse abgewehrt, wäre der FCL auch nicht bereits nach zwei Minuten im Rückstand geraten. Auffallend war auch noch, wie heftig Zibung reklamierte, Adryan habe beim Penaltyschuss den Anlauf unterbrochen. Dabei verzögerte der Torschütze den Ablauf lediglich zeitlupenartig. Zibung selber stand aber bereits zwei Meter vor der Torlinie, als der Schütze den Ball trat. Unkorrekt war das Verhalten des Torhüters und keinesfalls des Schützen. Auch wenn der Penalty wohl erfunden war, zeigte das Verhalten von Trainer und Spielern eher das dünne Nervenkostüm der Verantwortlichen und offenbarte ein Torhüterproblem.

Drei Tage und drei Gegentore später war dieses Problem auch für den Laien ganz offensichtlich geworden. Mirko Salvi war dabei gegen den FC Lugano überfordert, genau so wie der beste Stürmer der bisherigen Saison, Blessing Eleke, der nach einer Tätlichkeit mit der gelbroten Karte eher noch belohnt wurde. Ein grosses Problem war in den letzten beiden Spielen auch die mangelnde Verwertung der herausgespielten Grosschancen. Hier sündigten besonders die Leistungsträger der letzten Saison, was dazu führte, dass sich die Luzerner für ihren kämpferischen und spielerischen Aufwand selber schlecht belohnten. Der Totomat brachte somit René Weiler in diesem Moment zu Fall. Das allein kann es aber nicht gewesen sein. Vielmehr stimmte die Chemie zwischen Sportchef und Trainer nicht mehr, was sich teilweise auf die Mannschaft übertrug.

Thomas Häberli hat nun drei Tage Zeit gehabt, seine Mannschaft auf den FCZ einzustellen. Es ist anzunehmen, dass er sich zuerst einmal bei der Wahl des Torhüters genaue Gedanken macht. Dazu muss er auf den gefährlichsten Spieler verzichten, Blessing Eleke, der seine Sperre absitzt. Häberli will mit dem FCL gut verteidigen, schnell umschalten und offensiv spielen. Selten ist es für eine Mannschaft ein Vorteil gewesen, wenn der Gegner mit neuem Trainer und gestärkter Moral antritt. Das ist auch heute im Letzigrund für den FCZ so. Züri Live ist dabei und berichtet, ob der FCL weiterhin ein Lieblingsgegner von Stephen Odey bleibt.

Uma’s Woche der verlorenen Luftduelle / YB – FCZ Analyse

YB geht gegen den FCZ diesmal nicht mit der gewohnten Physis ins Spiel und lässt den Gästen aus der Limmatstadt mehr Raum als üblich. Diese nutzen dies unter anderem mit Neuverpflichtung Grégory Sertic, der mit seiner Ruhe und präzisen Bällen in der ersten halben Stunde immer wieder für Entlastung sorgt. Danach baut der Franzose deutlich ab und verpasst mit wenig erbaulicher Körpersprache die Möglichkeit, den Konter zum 2:0 YB’s noch aufzuhalten oder zumindest zu bremsen. Gleichzeitig kommt YB immer mehr auf, und als der FCZ nach dem Wiederanpfiff ein paar Minuten lang viel zu zögerlich in die Zweikämpfe geht, kommt der YB-Express richtig ins Rollen. Zusammen mit der 1:3-Niederlage in St. Gallen zum Rückrundenauftakt resultiert somit nach 60 Minuten weitgehend fehlenden Dagegenhaltens am Ende mit 4,1 die tiefste Durchschnittsnote der Saison.

Wie im Nachhinein bekannt wurde, spielte Joel Untersee die gesamte Zweite Halbzeit mit gebrochenem Lendenwirbel – eine Fraktur, die er sich ganz offensichtlich vor der Pause zugezogen hatte, als er mit gespreizten Beinen in der Luft eine Berner Flanke zum Corner klärte, in diesem Moment von der «Dampfwalze» N’Samé umgemäht wurde, und auf den Rücken fiel. Trotzdem zeigte Untersee eine ordentliche bis gute Partie und war letztendlich gar der einzige Zürcher Seitenspieler mit einer positiven Züri Live-Bewertung. Obwohl bei YB Kevin Mbabu fehlte, war gerade die linke Zürcher Seite anfällig, auf welcher Marco Schönbächler den gegen einen solchen Gegner häufig noch etwas unbedarft agierenden Levan Kharabadze immer wieder im Stich liess. Der eingewechselte Débutant Lavdim Zumberi (19) spielte auf einer der beiden 8er-Positionen, fand da aber in den letzten 18 Minuten nicht mehr richtig ins Spiel, wie überhaupt die Einwechslungen zum zweiten Mal in dieser Rückrunde wenig fruchteten.

Wenige Tage nachdem Umaru Bangura gegen Napoli mit Koulibaly bei Eckbällen so viel Mühe gehabt hatte, und nur mit Glück in solchen Szenen um ein Gegentor herumgekommen war, liess der Zentrale Abwehrspieler seinen Gegenspieler Christian Fassnacht kurz nach der Pause auf einen Corner von Thorsten Schick das 1:0 köpfen. Nur mit Andreas Maxsø alleine wird es für den FCZ bei solchen Standards eng, wenn der Gegner mehr als einen wirklich guten Offensivmann in der oberen Etage hat, wie das bei YB selbst ohne Hoarau der Fall ist. Assan Ceesay kann am nahen Pfosten hilfreich sein, ist aber für die Manndeckung trotz seiner Grösse wohl nicht wirklich geeignet. Etwas unerklärlich mutet hingegen an, dass Umaru Bangura selbst bei hohen Bällen durch YB-Keeper Von Ballmoos zum Teil ebenfalls an Stelle von Maxsø ins Luftduell mit N’Samé ging.

In der Startformation des FCZ standen mit Yanick Brecher, Toni Domgjoni und Antonio Marchesano drei Akteure, welche vor einem halben Jahr bei der 0:4-Niederlage gleichenorts aufgelaufen waren (bei YB: sieben). Es scheint, als ob wenig personelle Veränderungen zu mehr Erfolg führen. Oder ist es umgekehrt? Erfolg führt zu wenig personellen Veränderungen? Letztendlich ist es wohl so richtig: ist man auf einem guten Weg, bergen zu grosse personelle Veränderungen die Gefahr, von diesem Weg abzukommen – zu wenige allerdings auch (fehlende Konkurrenz). Hat man hingegen gemessen an den eigenen Ansprüchen noch zu wenig Erfolg, tendiert man stärker dazu, alles in Frage zu stellen – unter anderem auch das Personal.

Leider werden die irregulären Treffer von YB im Wankdorf langsam zur Gewohnheit. Zum dritten Mal in den letzten vier Duellen profitierten die Berner bei einem wichtigen Tor gegen den FCZ von einem nicht gepfiffenen Foulspiel – nach Mbabu gegen Rüegg und Hoarau gegen Winter war es diesmal ein Foul Von Bergens am eigenen Strafraum gegen den sich in ausgezeichneter Passposition befindlichen Khelifi, was nicht nur eine gute Zürcher Ausgleichschance verhinderte, sondern gleich auch noch das 2:0 durch Nicolas Moumi Ngamaleu ermöglichte.

YB – FCZ 2:0 (0:0)

Tore: 48. Fassnacht (Schick) 1:0, 59. Moumi (N’Samé) 2:0.

 YB: Von Ballmoos; Schick, Wüthrich, Von Bergen, Benito; Fassnacht (79. Gaudino), Sow, Lauper, Moumi (89. Mambimbi); Assalé (75. Garcia), N’Samé.

 FCZ: Brecher; Untersee, Bangura, Maxsø, Kharabadze; Sertic, Domgjoni; Khelifi (72. Odey), Marchesano (75. Winter), Schönbächler (72. Zumberi); Ceesay.

 

 

 

Ludovic Magnin: „Es braucht mehr als ein Wunder“

Die Verletztenliste ist mit den beiden italienischsprechenden Joel Untersee und Antonio Marchesano (Gute Besserung!) nach dem YB-Match noch etwas grösser geworden. Es fehlen gleich drei Aussenverteidiger. Alle zur Zeit verfügbaren und gemäss UEFA-Liste einsetzbaren Spieler der 1. Mannschaft sind daher an den Fuss des Vesuv mitgereist – plus U18-Torhüter Serkan Polat. Trainer Ludovic Magnin spricht im Interview mit Radio Zürisee und Züri Live über Metaphern und die bevorstehende Herausforderung im San Paolo:

https://soundcloud.com/fcz-radio/ludovic-magnin-es-braucht-mehr-als-ein-wunder

Niederlage trotz 43 Top-Defensivaktionen / FCZ – Napoli 1:3 Analyse

In den meisten Fällen ist es so: die nachträgliche Analyse eines Spiels nach Studium der Bilder deckt sich grosso modo mit den Eindrücken am Spiel – in der Regel mit der ein oder anderen Ausnahme. Dann gibt es ab und zu aber auch Partien wie das Napoli-Heimspiel. Der Eindruck von der Leistung des FCZ im Stadion und kurz nach der Partie war schlecht. Die nachträgliche Analyse revidierte dieses Bild dann aber wesentlich. Es ist nicht so, dass es sich nun auf einmal um eine Glanzleistung handelte, aber medioker wars ebenfalls nicht. Am stärksten drückt sich dies bei der Statistik der Anzahl Top-Defensivaktionen aus: 43 bedeuten Rekord nicht nur für diese Saison, sondern es wäre auch letzte Saison der höchste Wert gewesen – jeweils mit Abstand. Der zweithöchste Wert in der aktuellen Saison beträgt 32 und stammt vom Heimspiel gegen YB (3:3).

Ganz generell hatte der FCZ in umkämpften Heimspielen gegen mehrheitlich starke Gegner am meisten Top-Defensivaktionen – Napoli, YB, Leverkusen, GC und St.Gallen. Der Limmatstadtclub scheint im Letzigrund bissiger aufzutreten und hat in der Meisterschaft zu Hause bisher mehr als zweieinhalb Mal weniger Gegentore als auswärts erhalten. Starke Gegner und umkämpfte Spiele wiederum stellen in jeder einzelnen Aktion Herausforderungen dar, welche die Mannschaft grossmehrheitlich bestanden hat. Dies gilt selbst für das Heimspiel gegen Napoli, sonst hätte es eine negative Durchschnittsnote abgesetzt – wie das in Basel, Razgrad oder zuletzt in St. Gallen der Fall gewesen war.

Die Züri Live-Durchschnittsnote gegen Napoli war 5,8. Dies ist vergleichbar mit beispielsweise dem Heimspiel gegen Basel (1:1), der Auswärtspartie bei AEK Larnaca (1:0), dem Vorrunden-Auswärtsspiel in St. Gallen (2:3) oder dem Heimspiel gegen Lugano (0:0) zum Abschluss der Vorrunde. Partien mit unterschiedlichem Ausgang, die aber alle zu den besseren 50% der FCZ-Partien der Vorrunde gehörten. Beim Heimsieg gegen Leverkusen (3:2) erreichte das Team mit 6,9 den bisher höchsten Notenschnitt der Saison, mehr als eine ganze Note höher als gegen Napoli. Leverkusen hat auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht das Niveau von Napoli und hatte es in der sportlichen Krise des Herbstes erst recht nicht. Um gegen Napoli einen Punkt erreichen zu können, hätte die FCZ-Durchschnittsnote im Vergleich zum Leverkusen-Heimspiel wohl noch eine Note höher (statt tiefer) sein müssen.

Es war vom FCZ eine tendenziell eher gute Leistung, aber man war weit davon entfernt, eine Saisonbestleistung abzuliefern. Einzelne Spieler agierten für ihre Verhältnisse trotzdem überdurchschnittlich. Toni Domgjoni ist hier speziell hervorzuheben. Der 20-jährige wirkte von Beginn weg deutlich spritziger, aufmerksamer und vor allem defensiv effektiver als zuletzt, als er mit vier ungenügenden Züri Live-Noten in den letzten sieben Spielen eine klare Abwärtstendenz gezeigt hatte. In den durchaus erfreulichen ersten 10 Minuten der Partie ging Domgjoni mit gutem Beispiel voran und stopfte auch dann noch unauffällig aber effektiv manches Loch, als der FCZ als Team nach dem unnötigen 0:1 stark unter Druck kam.

https://soundcloud.com/fcz-radio/haben-das-gegenteil-geplant-nef-heki-kryeziu-brecher-nach-napoli-heimspiel

Yanick Brecher ist ein weiterer typischer Fall. Wie kann ein Torhüter mit einem groben, spielentscheidenden Schnitzer im Endeffekt mit Note 7 deutlich über seinem eigenen Züri Live-Saisonschnitt von 5,2 liegen? Erstens: dass der Fehler entscheidend für das erste Gegentor war, wurde in der Punktevergabe durchaus berücksichtigt. Andererseits blieb es aber der einzige echte Fehler Brechers in diesem Spiel – im Gegensatz zu anderen Partien in der heimischen Liga, wo der Zürcher Keeper immer wieder mal drei oder vier schlechte Aktionen hat, die dann aber viel weniger effektiv von den jeweiligen Gegnern ausgenutzt werden. Die Bewertung der Leistung der Spieler sollte aber unabhängig von der Stärke und Effizienz des Gegners sein.

Zweitens hatte Brecher gegen Napoli mehr Gelegenheiten sich auszuzeichnen, und hat dies tendenziell gut gemacht. Drittens: auch wenn der entscheidende Fehler zum frühen 0:1 dem erfolglosen Versuch entsprang, den Ball auf dem sich in unterdurchschnittlichem Zustand befindlichen Letzigrundrasen hinten herauszuspielen, schlug Brecher gleichzeitig gegen Napoli auch mehr lange hohe Bälle nach vorne als sonst, da er ganz generell relativ viele Ballkontakte hatte und Napoli gut „presste“. Und diese langen hohen Bälle mit beiden Füssen sind die grösste Stärke des 25-jährigen Männedorfers.

https://soundcloud.com/fcz-radio/riisaflop-fcz-napoli-13-highlights

Napoli war gewarnt, dass der FCZ versuchen wird, von Beginn weg Vollgas zu gehen, spielte daher erstmal äusserst vorsichtig, und wollte um jeden Preis Ballverluste vermeiden. Der FCZ trat nicht wie viele kleinere Serie A-Klubs mit einer Fünferabwehr, sondern in einem 4-1-4-1 an. Umaru Bangura übernahm dabei die Rolle des «6-ers». Diese Position hatte er zu Beginn seiner Profikarriere beim Norwegischen Hönefoss regelmässig und später bei Haugesund gegen Spitzenteams wie Rosenborg ebenfalls punktuell gespielt. Der Nationalspieler Sierra Leones vermochte im Europa League Sechzehntelfinal-Hinspiel aber speziell defensiv nicht zu genügen – mit Ausnahme eines dank seiner Schnelligkeit abgefangenen schnellen Gegenstosses. Napoli nutzte die Lücken hinter der vorderen Zürcher Viererreihe allerdings auch besonders geschickt, indem es systematisch dem ballführenden Spieler in der Spieleröffnung zwei nahe beieinanderliegende Anspielstationen bot, von denen Bangura nur eine, manchmal auch gar keine abzudecken vermochte.

Auch die Aufgabe, Kalidou Koulibaly bei gegnerischen Eckbällen in Manndeckung zu nehmen, war eine Nummer zu gross für Bangura. Er verlor den für Senegal spielenden Franzosen jedes Mal aus den Augen und das eine Mal, als dies nicht passierte, hätte es wegen «Klammerns» eigentlich Penalty für Napoli geben müssen. Überhaupt hatte das Trio um Champions League-Finalschiedsrichter Milorad Mazic auch im Letzigrund keinen guten Tag. In der Nachspielzeit verweigerte dieser auch dem FCZ einen klaren Penalty, als Koulibaly im eigenen Strafraum den Ball zwischen Arm und Körper einklemmte. Dazu wurden mehrere Handspiele in der Offensivzone (Milik, Zielinski, Kololli) trotz guter Sicht auf das Spielgeschehen genauso übersehen wie vier klare Offsidepositionen Napolis, von denen glücklicherweise keine zu einem Treffer führte. Dazu kamen falsche Einwurfentscheidungen direkt vor der Nase der Assistenten und eine schlechte Positioniering Mazics, mit der er einen Querpass Maxsøs abfälschte und einen Konter Napolis einleitete, den Hekuran Kryeziu mit einem taktischen Foul stoppte – was diesem die Sperre fürs Rückspiel einbrachte. Dafür wird „Heki“ nun für das wichtige Heimspiel gegen Luzern wohl ausgeruht antreten können.

https://soundcloud.com/fcz-radio/gestern-le-mont-heute-napoli-fcz-napoli-spielinfos

Die Führung mit einem und dann zwei Toren kam den Gästen vom Vesuv natürlich entgegen. Im Zweiten Durchgang fuhr Napoli einen Gang zurück und machte es dem FCZ deutlich einfacher. Ein Leistungsträger nach dem anderen wurde schonungshalber ausgewechselt (allerdings gingen beim FCZ mit Domgjoni und Winter ebenfalls zwei der besten relativ früh vom Feld). Dies ging aus Napoli-Sicht beinahe noch schief, denn das Team von Magnin / Van Eck / Kadar / Taini hätte in der Schlussphase mit etwas mehr Glück noch ein Unentschieden erreichen können. Zu diesem Zeitpunkt stand auch der in der Angriffszone weiterhin eher glücklos agierende Stephen Odey (keine einzige Torchance!) nicht mehr auf dem Platz – bei Napoli hingegen der eingewechselte Verteidiger Sebastiano Luperto, zusammen mit Starspieler Lorenzo Insigne der einzige Spieler aus dem eigenen Nachwuchs im Kader (beim FCZ sind es 13). Das war aber wohl kaum der Grund, warum das Letzigrundteam bei Eckbällen jeweils zwei Mann am vorderen Pfosten und zwei vor dem Strafraum, aber keinen beim Narrenfreiheit geniessenden Luperto postiert hatte.

FCZ – Napoli 1:3 (0:2)

Tore: 12. Insigne (Milik) 0:1, 21. Callejon (Malcuit) 0:2; 77. Zielinski (Callejon) 0:3, 83. Kololli (Handspenalty) 1:3.

FCZ: Brecher; Untersee, Nef, Maxsø, Pa Modou; Bangura; Winter (67. Ceesay), H. Kryeziu, Domgjoni (46. Marchesano), Kharabadze; Odey (80. Khelifi).

Napoli: Meret; Malcuit, Maksimovic, Koulibaly, Ghoulam (76. Luperto); Callejon, Allan (59. Diawara), Ruiz, Zielinski; Milik, Insigne (68. Ounas).

 

Schönbi mit erster Torchance seit vier Monaten / FCZ – GC Derby-Analyse

https://soundcloud.com/fcz-radio/marchesano-prallt-bei-diani-ab-wie-ein-laubblatt-fcz-gc-spielinfos

Nach dem 1:3 zum Auftakt in St. Gallen ist der FCZ im 273.Derby mit dem gleichen Ergebnis auf der Siegerseite und gewinnt auch das dritte Derby der Saison mit zwei Toren Unterschied. Der Ballbesitz war diesmal allerdings ausgeglichener verteilt als in den ersten zwei Stadtduellen, als Verlierer GC jeweils klar mehr den Ball in den eigenen Reihen hatte. Der FCZ profitierte dabei auch von in der Zweiten Halbzeit wie so häufig in dieser Saison stark nachlassenden Grasshoppers. Es kam in den Zweikämpfen mit zunehmender Spieldauer deutlich weniger Druck vom Gegner, so dass Bangura zu Vorstössen über den halben Platz ansetzen und Hekuran Kryeziu die Bälle gleich im Multipack locker mit jeweils einer Ballberührung in alle Richtungen verteilen konnte. In der 1. Halbzeit erzielte Neuverpflichtung Levan Kharabadze früh in seinem zweiten Wettbewerbsspiel für den FCZ bereits sein erstes Tor. Es war gleichzeitig das erste FCZ-Super League-Tor der Saison auf einen Standard.

https://soundcloud.com/fcz-radio/fcz-gc-31-highlights-273-zurcher-derby

In der Schlussviertelstunde, wo nur der FC Basel noch mehr Gegentore kassiert, als GC, sorgten Andreas Maxsø (ebenfalls sein erstes Tor für den FCZ) und Toni Domgjoni für die Entscheidung. Bei beiden Treffern war Hekuran Kryeziu im Rückraum richtig gestanden und hatte den Ball jeweils direkt und schnell zur Zweiten Welle nach einem Einwurf beziehungsweise Eckball für den FCZ wieder ins Spiel gebracht. Beim 2:1 Maxsøs, der es sichtlich genoss, auch mal ein eigenes Tor vor der Südkurve bejubeln zu dürfen, fokussierten sich beim Gegner Cvetkovic und Diani beide auf Kololli und vergassen dabei den FCZ-Dänen. Zur Pause hatte der FCZ vom 3-4-1-2 auf ein 4-4-1-1 umgestellt, um die Abwehr numerisch zu verstärken und die Seiten besser dicht zu machen. Die im ersten Durchgang immer wieder für Gefahr sorgenden GC-Flügel Ngoy und Ravet vermochten ihre Wirkung nicht im gleichen Mass aufrecht zu erhalten.

Die Variante mit Benjamin Kololli als zweiter Stürmer neben Stephen Odey scheint aber trotzdem Potential zu haben, weil sich diese beiden relativ gut ergänzen. Gar nicht in die Partie fand hingegen Antonio Marchesano auf der 10-er Position – und prallte am gegnerischen «Sechser» Djibril Diani mal für mal wie ein Curling-Stein ab. Der in der 66. Mimute eingewechselte Marco Schönbächler gefiel hingegen als Joker und kam zusätzlich zu seinem Assist zum 3:1 zu seiner ersten Torchance seit dem Heimspiel gegen Ludogorets am 4. Oktober, welche aber von GC-Keeper Heinz Lindner pariert werden konnte. «Ich hatte zu zentral gezielt», meinte «Schönbi» anschliessend in der Mixed Zone gegenüber Züri Live.

FCZ – GC 3:1 (1:0)

Tore: 7. Kharabadze (Kololli) 1:0, 38. Holzhauser (Handspenalty) 1:1; 80. Maxsø (Nef) 2:1, 85. Domgjoni (Schönbächler) 3:1.

FCZ: Brecher; Nef, Bangura, Maxsø; Winter (89. M. Kryeziu), H. Kryeziu, Domgjoni, Kharabadze; Marchesano (66. Schönbächler); Odey, Kololli (82. Khelifi).

 GC: Lindner; Gjorgjev, Cvetkovic, Rhyner, Goelzer; Diani, Holzhauser; Ravet, Bajrami (83. Taipi), Ngoy (80. Mallé); Djuricin (70. Tarashaj).

 

1 76 77 78 79 80 163