Erfolgreiche taktische Umstellung 5 Minuten vor Spielbeginn / Lugano – FCZ Analyse

Zwei Teams mit gleicher taktischer Formation? / Lugano – FCZ Vorschau (Züri Live)

Der FCZ geht nach einer Serie von acht ungeschlagenen Ligapartien in Lugano mit 0:2 als Verlierer vom Platz. Interessanterweise hatte das Team von Bo Henriksen gleichenorts gegen den gleichen Gegner mit dem gleichen Resultat verloren gehabt, bevor diese Serie mit dem 4:1-Heimsieg gegen Servette vor der WM-Pause startete. Damals kam die Niederlage wenige Tage nach dem Highlight im Emirates gegen Arsenal nicht überraschend. Diesmal war es ein leichter Abwärtstrend, der die zahlreich mitgereisten und kreativen Fans (Motto „Safety Matches“) mit einem etwas mulmigen Gefühl ins Tessin reisen liess.

Lugano’s taktischer Kniff fünf Minuten vor Spielbeginn griff

Ein wichtiger Teil des Duells fand schon vor dem Anpfiff statt. FCZ-Coach Henriksen stellte auf einen Dreimannsturm in einem 3-4-3 um und gab vorne dem Trio Tosin-Simic-Okita eine Chance. Lugano-Coach Croci-Torti hatte sein Team die ganze Woche auf das Zürcher 3-4-1-2 eingeschworen. Nun das! Er entschied sich kurzerhand fünf Minuten vor Spielbeginn die geplante Taktik und alle in der Trainingswoche vorbereiteten Abläufe über den Haufen zu werfen und ganz anders aufzutreten. So zog sich Macek auf der rechten Seite im Spielaufbau jeweils stark zurück, um hinten mit vier Mann plus Torhüter aufbauen zu können. Vor allem aber wurden viel mehr lange Bälle als üblich hinten heraus nach vorne geschlagen.

Da Lugano die von der Körpergrösse her wohl kleinste Mannschaft der Liga hat, versucht Croci-Torti die Taktik seiner Mannschaft immer so dem Gegner anzupassen, dass man im Aufbauspiel durch die vom Gegner abweichende taktische Grundordnung, Geduld, das Aufreissen und Ausnutzen von Zwischenräumen sowie proaktive Laufwege Überzahlsituationen schafft. Das Ziel: möglichst wenig Zweikämpfe. Gelingt dies, dann hat Lugano in der Super League mit seinen flinken Spielern gute Chancen, ein Spiel zu gewinnen.

FCZ lässt Leistungssteigerung nach der Pause vermissen

Das Zürcher Sturmtrio trat vorne in der 1. Halbzeit zu nonchalant (Okita, Tosin) beziehungsweise übermotiviert (Simic) auf und produzierte aus im Ansatz guten Möglichkeiten zu wenig Ertrag. Auch das Gegenpressing der Stürmer war häufig zu wenig konsequent – so beim Lugano-Führungstreffer auf Konter, nachdem Okita am Lugano-Strafraum ein Geschenk von Valenzuela scheinbar nicht annehmen wollte. Das Tor erinnerte in seiner Entstehung stark an den Monteiro-Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 für YB zuletzt im Letzigrund. Die Tessiner gingen kurz vor der Pause mit 2:0 in Führung, als einige Zürcher Akteure mit den Gedanken schon in der Kabine schienen – und erzielten zwei weitere wegen Offsides aberkannte Kontertreffer. Aliseda lupfte den Ball in der 65. Minute alleine vor Zürich-Keeper Brecher aus der Distanz über das gegnerische Gehäuse.

Die Partie war zu Beginn intensiv. In den ersten zwanzig Minuten hatte der FCZ angeführt vom im ersten Durchgang agilen Bledian Krasniqi im Cornaredo ein Chancenplus. Dazu gehörte der Lattenschuss von Nikola Boranijasevic in der 14. Minute. Die Lugano-Führung fiel gegen den Spielverlauf. In der 55. Minute wurde Tosin im gegnerischen Strafraum von Lugano-Keeper Osigwe penaltyreif gelegt, dies aber aus einer Offsideposition heraus. Zwischen der 49. und 63. Minute versuchte es der FCZ mehrmals mit durchaus ansprechenden Weitschussversuchen, denen aber kein Abschlussglück beschieden war. Insgesamt vermochte sich der FCZ in der 2. Halbzeit aber nicht zu steigern. Die Einwechselspieler entfalteten praktisch keine Wirkung.

Durchschnittsleistung zu wenig, um in Lugano zu punkten

Die Lugano-Verteidiger waren während der ganzen Partie nahe an den gegnerischen Stürmern dran, Nikola Katic hingegen liess Zan Celar viele Freiheiten, damit dieser die langen Bälle für seine Flügelstürmer ablegen konnte. Im Spiel mit Ball benötigte der FCZ zu viele Pässe, um zu einem Abschluss zu kommen. Die Mehrheit der FCZ-ler brachte im Cornaredo eine Durchschnittsleistung – ohne Ausreisser nach oben oder unten. Eine Note „8“ reichte Cheick Condé diesmal für die Auszeichnung als Züri Live-MVP. Am anderen Ende der Notenskala konnten sich Okita und Katic im Vergleich zu ihren schlechten Auftritten gegen Servette-steigern. Yannick Brecher hatte praktisch nichts zu tun und musste trotzdem zwei Mal hinter sich greifen. Zum ersten Mal im Jahr 2023 ist seine Defensivnote ungenügend.

Personalien

Weitere Berichte und Highlights

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Südkurve in Lugano

Futsch ist die FCZ-Ungeschlagenheit (BLICK)



Déjà vu, déjà vécu / FCB – FCZ Vorschau

Viele Geschichten und (mögliche) Déjà Vu’s ranken sich um die Partie des 32. Spieltages im St. Jakob Park. Vor fast genau einem Jahr hat der FCZ hier seinen sensationellen 13. Meistertitel gefeiert. Der Zustand der Mannschaft unterschied sich damals stark vom heutigen. Mit richtiger Taktik und Mentalität befand man sich in einem Flow. Das erste Duell dieser Saison im St. Jakob Park war das dritte Spiel unter Coach Bo Henriksen. Nach einer frühen hart gepfiffenen Roten Karte gegen Ivan Santini erkämpfte sich der FCZ damals ein 0:0. Und vor einem Monat spielte man im Letzigrund 1:1 unentschieden. Die Partie erinnerte etwas an die Abstiegssaison 15/16, als der FCZ zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls nach einer Steigerung unter dem neuen Trainer aus Nordeuropa in einem guten Lauf war – und danach einbrach. Ähnlich ist auch diesmal wieder der Monat nach diesen Unentschieden verlaufen – mit etwas besseren Resultaten.

Vogel mit Auswahl vorne und Sorgen hinten

Der FCB hat zuletzt erstmals unter Coach Vogel in der Liga zwei Mal hintereinander gewonnen und dabei dem FCZ geholfen, indem er dessen Konkurrenten Sion und Winterthur besiegt hat. Im Gegensatz zum FCZ hat der FCB mehrere Offensivspieler in seinen Reihen, die in Form sind. Hinten sind die Rot-Blauen hingegen etwas ersatzgeschwächt. Zwar ist nicht unbedingt zu erwarten, dass der 15-jährige Akahomen von Anfang an spielt, aber welche Alternative gewählt wird, ist nicht ganz klar. Möglicherweise rückt Burger in die Abwehr und Essiam beginnt für diesen im Mittelfeld. Oder es gibt eine Systemumstellung auf Viererabwehr auch in der offensiven Phase. In der defensiven Phase spielt man sowieso häufig so.

Beim FCZ gibt es aktuell nicht viele Spieler, die in Form sind. Aliti, Hodza oder Guerrero sind Ausnahmen in einer aktuell aus der Balance geworfenen Mannschaft. Okitas Spiel ist geprägt durch einzelne Highlights alle paar Wochen und dazwischen viel Leerlauf. Erhält Calixte Ligue eine Chance von Beginn weg? Und kriegt Condé eine Pause?

Henriksen: „Sion ist wohl das wichtigste Spiel der Saison“

Nach dem Taucher in Genf nimmt Coach Henriksen die Verantwortung für die Niederlage auf sich. Es gäbe keine Entschuldigung für den Auftritt beim 0:4 im Stade de Genève. Der Gegner sei klar besser gewesen. Das Abstiegskampfduell am Sonntag gegen Sion sieht der dänische Coach als „wahrscheinlich das wichtigste Spiel der Saison“. Und: „Wir werden hoffentlich zeigen, dass wir Männer sind“.

Zwei 37-jährige auf der Zielgerade ihrer Karriere / Servette – FCZ Vorschau

Der FCZ hat vor der letzten Direktbegegnung mit Servette in dieser Saison mit den Grenats eine ausgeglichene Punktebilanz – wie auch mit Luzern, Winterthur und GC. Das Team von Alain Geiger hat zuletzt YB zuhause mit 2:1 geschlagen – und drei Wochen später auswärts gegen den gleichen Gegner mit 1:6 verloren. Allerdings waren im Stade de Suisse Miroslav Stevanovic und Gaël Clichy nicht mit dabei – mindestens ersterer wohl als Schonung für das Heimspiel gegen den FCZ. In den letzten Monaten konnte sich Servette vorne in der Tabelle halten, obwohl man vorwiegend Unentschieden gespielt hat (insgesamt schon 14x in dieser Saison). Eigentlich müsste Servette in der Tabelle näher an YB dran sein, denn die letzten acht Partien hat man immer deutlich mehr und bessere Torchancen zu verzeichnen gehabt, als dann Tore daraus resultiert sind. Es fehlte also an der Abschlusseffizienz. Dies obwohl Servette vorne mit Chris Bedia einen Mittelstürmer von hoher Qualität in seinen Reihen hat.

Antunes bestimmt das Spielsystem

Miroslav Stevanovic wird mit grosser Wahrscheinlichkeit gegen den FCZ wieder in der Startformation stehen. Bei Gaël Clichy ist dies etwas weniger voraussehbar. Der Zahn der Zeit nagt am 37-jährigen. Auf der Linksverteidigerposition hat ihm zuletzt Anthony Baron auch qualitativ etwas den Rang abgelaufen. Beim Meisterschaftsspiel gegen Lugano (0:0) wurde Clichy in einem für Servette ungewöhnlichen Rhombus auf der Sechserposition eingesetzt. Hinten hatte der lange Zeit sehr konstant spielende Yoan Severin zuletzt etwas Probleme und könnte durch Steve Rouiller ersetzt werden, der nach einem entscheidenden Fehlpass in der Schlussphase im letzten Auswärtsspiel in Lugano in der Gunst von Alain Geiger gesunken war.

Wenn Alexis Antunes von Beginn weg aufläuft, spielt Servette eher in einem 4-2-3-1, da es diesen im Zentrum stark nach vorne zieht – und der zweite Achter (beispielsweise Cognat) daher mehr Absicherungsarbeiten verrichten muss. Das erfolgreiche Grundsystem Servettes bleibt aber das 4-3-3 mit zwei Achtern. Mit Douline fehlt aus dem französischen Mittelfeld-Triumvirat mit Cognat und Valls allerdings weiterhin der eigentliche Stammspieler auf der Sechserposition.

Die FCZ-Spielvorschau als Orakel der Aufstellung?

In der Spielvorschau des Klubs wurden Lindrit Kamberi und Nikola Katic interviewt und dies ist beim FCZ diese Saison nicht immer, aber häufig ein Zeichen, dass sie in der Startformation stehen. Nach dem guten Auftritt gegen St. Gallen gäbe es allerdings kaum Gründe, um an der Dreierabwehr Omeragic / Kryeziu / Aliti zu rütteln. Möglicherweise wird der wiedergenesene Guerrero physisch behutsam herangeführt und könnte daher unter der Woche eine kleine Zwischenpause einlegen. Ebenfalls auf der Ersatzbank beginnen könnte Blerim Dzemaili (gleiches Alter wie Clichy). Im Verhältnis zwischen Condé und Mathew feilt Bo Henriksen in den letzten Partien noch etwas an der Rollenverteilung. Diejenige des St. Gallen-Spiels mit Condé als Abräumer auf der Sechserposition und Mathew etwas weiter vorne hat sehr gut geklappt. Auf der Rechnung haben muss man auch, dass Selnaes wieder einmal von Beginn weg auflaufen könnte.

Sternstunde Ligue / FCZ – Servette Analyse

Début von Mathew? / FCZ – Servette Vorschau (Züri Live)

Die Spieler der FCZ-Startformation haben im Schnitt eine ungenügende Durchschnittsnote und steigern sich nach einer schlechten 1. Halbzeit auch in den zweiten 45 Minuten nicht. Ein ebenfalls nicht wirklich überzeugendes Servette hat in der 1. Halbzeit ein Chancenplus und ist näher am Sieg dran. Die Einwechselspieler retten dem FCZ den Punkt und drücken am Ende gar noch auf den Siegtreffer. Ifeanyi Mathew gab sein Début. Dem 18-jährigen Zürcher Eigengewächs Calixte „Junior“ Ligue gelingt in seinem dritten Super League-Teileinsatz sein Premièrentreffer – und was für einer! Antonio Marchesano kommt in der 85. Minute ins Spiel und verzeichnet am Ende der Partie sechs Abschlussbeteiligungen – und damit die meisten aller Zürcher Spieler! Offensiv erwischt vor allem Jonathan Okita erwischt einen schlechten Tag – defensiv sind Nikola Katic und Becir Omeragic kontinuierlich zu weit von ihren Gegenspielern weg.

Personalien

  • Bledian Krasniqi: Scheint etwas zu viel zu wollen, hat in den Zweikämpfen mehr Mühe als sonst und kommt erst in der 57. Minute zu seiner ersten Abschlussbeteiligung.
  • Jonathan Okita: Ein gebrauchter Tag für ihn persönlich, offensiv schlecht, zu launisch, zu unentschlossen.
  • Aiyegun Tosin: Arbeitet defensiv ordentlich mit einigen wichtigen Sprints. Offensiv nur eine Chancenbeteiligung, weiterhin gewisse Probleme mit dem Timing bei Richtungsänderungen im Laufweg als Zielspieler.
  • Becir Omeragic: Defensiv passiv, versteckt sich, geht aus einer zu grossen Distanz zum Gegenspieler ins Tackling.
  • Calixte „Juni“ Ligue: Sternstunde! Der 18-jährige ist in seinem ersten etwas längeren Teileinsatz erst gerade knapp zwei Minuten auf dem Platz, als er den Ball mit seinem stärkeren Linken Fuss in die Maschen hämmert.

Weitere Berichte und Highlights

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