Auf seinen Reisen dem Lac Léman und der Rhone entlang macht der FCZ nach Genf Station am Oberlauf des Flusses in Sion. Dies ohne den gesperrten Wilfreid Gnonto und die rekonvaleszenten Coric, Leitner und Khelifi. Becir Omeragic sitzt zudem nach seinen Migränebeschwerden zu Beginn auf der Bank. Lindrit Kamberi erhält eine Chance von Beginn weg – genauso wie wieder Bledian Krasniqi. Antonio Marchesano beginnt wieder im Sturm neben Assan Ceesay.
Der FC Sion unter Paolo Tramezzani passt seine Aufstellung auch dem Gegner an. So lässt der Italiener gegen Gegner mit drei zentralen Mittelfeldspielern ebenfalls drei Mann im Zentrum antreten – so auch heute wieder gegen den FCZ.
Seit mehr als drei Jahren hat der FCZ im Tourbillon nicht mehr gewinnen können. Dies ist aber für FCZ-Trainer André Breitenreiter im Vorfeld des Duells gegen den Tabellensiebten ebenso wenig ein Thema, wie die Tabellenführung nach einem möglichen Auswärtssieg. Diese Saison wurden schon mehrere Negativserien gebrochen – gleichzeitig treten die Walliser unter dem neuen Trainer Paolo Tramezzani anders auf, als bei deren 2:6-Auswärtsniederlage im Letzigrund vor gerade mal anderthalb Monaten. Breitenreiter betont zudem, dass in jener Partie Sion in der 1. Halbzeit die bessere Mannschaft gewesen sei.
Assan Ceesay mit Effizienz für Gambia und den FCZ
Der letzte Auswärtssieg erinnert vom Spielverlauf übrigens stark an die heutige Phase, da damals Assan Ceesay in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielte: Highlights und Analyse des damaligen Auswärtssieges hier. Assan Ceesay hat mit dem Nationalteam in der Vorbereitung auf die allererste Afrika Cup-Teilnahme seines Landes keine Minute gespielt und sich eine leichte Verletzung zugezogen. Breitenreiter ist aber zuversichtlich, dass der Gambier im Wallis eingesetzt werden kann. Ceesay ist ein wichtiger Faktor für die zuletzt guten Resultate auch wegen der hohen Abschlusseffizienz. Seit der 1:3-Auswärtsniederlage in Basel profitierte der FCZ in jeder Partie von seiner Effizienz und erzielte mehr Tore, als man von den herausgespielten Torchancen her eigentlich hätte erwarten können. Zur Zeit hat der Letzigrundclub daher die meisten Tore der Liga erzielt.
Becir Omeragic muss erneuten Rückschlag verkraften
Fehlen werden Moritz Leitner und Salim Khelifi, der nach seiner Verletzung in der Saisonvorbereitung mittlerweile aber ebenfalls wieder im Training mit dabei ist. Becir Omeragic musste mit einem Migräneanfall von der U21-Nati wieder abreisen und war natürlich auch nicht bei der WM-Qualifikation der A-Nati mit dabei, mit welcher er im Sommer die EM-Endrunde bestreiten durfte, sollte aber für die Liga ebenfalls wieder zur Verfügung stehen. Dafür meldete sich Ante Coric am Tag des Abschlusstrainings krankheitshalber ab.
Breitenreiter setzt auf Begeisterung der Rückkehrer
Bei Aiyegun Tosin und vor allem Blaz Kramer hat man bei ihren Comebacks gesehen, dass ihnen noch einiges fehlt, um auf ihr altes Niveau zu kommen. Breitenreiter hat sie aber bewusst früh wieder eingesetzt, weil er auf deren Begeisterung wieder auf dem Platz zu stehen setzt. Kramer war denn auch an der Vorbereitung des 1:0-Führungstreffers in Genf entscheidend beteiligt. Die Luft reichte ihm aber nicht für mehr als 45 Minuten. Der Wechsel zur Pause zu Wilfried Gnonto war daher schon im vornherein abgesprochen gewesen. Nicht so, die prompte Wiederauswechslung von „Willie“ wegen Gelb-Rot-Gefährdung („der Schiedsrichter pfiff jede Szene gegen ihn, in solchen Situationen steht das Team an erster Stelle“).
Servette macht eine schlechte Phase durch. Unter anderem scheint die verletzungsbedingte Auswechslung von Timothé Cognat beim 2:2 im Letzigrund gegen den FCZ die Grenats aus dem Tritt gebracht zu haben. Ohne den damals formstarken französischen Mittelfeldspieler ist Servette nun seit beinahe zwei Monaten ohne Sieg. Alain Geiger griff zuletzt zu aussergewöhnlich vielen Personal-, Positions- und Formationswechseln. Zu den wenigen Konstanten gehören Miroslav Stevanovic, Théo Valls, Steve Rouiller, Jérémy Frick und Gaël Clichy, welcher relativ weit von seiner glänzenden Verfassung von letzter Saison entfernt ist. Bei Standards bleiben die Genfer allerdings auf jeden Fall weiter gefährlich. Heute ersetzt Yoan Severin den gesperrten Vincent Sasso in der Innenverteidigung. Im Vergleich zur 1:2-Niederlage in Lugano vor einer Woche gibt es nur eine Änderung: Captain Anthony Sauthier ist wieder gesund – Steve Rouiller kann somit wieder ins Zentrum der HIntermannschaft rücken.
In der FCZ U21 haben beim gestrigen 0:0 bei Rapperswil-Jona Lindrit Kamberi, Vasilije Janjicic, Stephan Seiler und Kedus Haile-Selassie nicht gespielt. Mitgenommen nach Genf hat Trainer André Breitenreiter die ersten zwei . Nicht mit dabei sind die angeschlagenen Moritz Leitner und Ante Coric, was die Auswahl im Zentrum etwas einfacher macht. Trotzdem beginnt Bledian Krasniqi auf der Bank, da Blaz Kramer zurückkehrt und gleich in der Startformation beginnt. Marchesano rückt somit eine Reihe nach hinten. Wilfried Gnonto beginnt erneut auf der Bank – genauso wie mit Aiyegun Tosin ein zweiter Rückkehrer aus dem “Lazarett“!
Beim FCB hat der junge Nasser Djiga in den letzten Partien überzeugt und verdrängt Nationalspieler Eray Cömert auf die Ersatzbank. Ex-Nationalspieler Michael Lang, der lange aussen vor war, beginnt erneut für Sergio Lopez auf Rechts.
Der FCZ tritt in der üblichen Liga-Formation an. Im Zentrum beginnen neben dem gesestzten Doumbia Leitner und Dzemaili. Krasniqi und Coric beginnen wie der zuletzt als Joker überzeugende Coric auf der Bank.
GC ist im 276. Zürcher Derby lange Zeit die bessere Mannschaft. Der FCZ geht durch zwei Fehler des Gegners trotzdem früh mit 2:0 in Führung. Stürmer Rodrigo Pollero erzielt nach einem Omeragic-Vorstoss sein erstes Ligator, nachdem Noah Loosli das Offside aufgehoben hatte. Der FCZ nutzt bei diesem Treffer also einen ähnlichen Fehler aus, wie schon beim Siegtreffer gegen Lugano. Beim 2:0 durch Blerim Dzemaili in der 10. Minute (erstes Tor für seinen Stammklub nach beinahe 15 Jahren!) macht Christian Herc bei einem Zuspiel von Georg Margreitter hinten heraus im falschen Moment einen Richtungswechsel.
Brecher und Dzemaili nicht parat
Dass GC danach die Partie bis zur 35. Minute auf 3:2 dreht, entspricht eher dem Gezeigten, auch wenn drei Standards dafür verantwortlich sind. Nach Leo Bonatinis Penaltytreffer ist auch der hervorragend ausgeführte Eckball von Petar Pusic und das Kopfballtor von Margreitter am nahen Pfosten für den FCZ fast nicht zu verteidigen, auch wenn Yanick Brecher im Moment des Abschlusses für diesen nicht bereit ist. Der Eckball war aus einem Pass Mirlind Kryezius ins Mittelfeld entstanden, bei dem Blerim Dzemaili im lockeren Rückwärtsschritt ebenfalls nicht genügend parat für das Zuspiel war.
Déjà vu aus dem ersten Derby
Das 3:2 der Grasshoppers war dann wiederum eine stark umgesetzte Einwurf-Situation, die an den 2:1-Siegtreffer Assan Ceesays im ersten Derby der Saison erinnerte. Der Einwurf entstand im Anschluss an einen Ballverlust von Marchesano gegen Kawabe in der eigenen Hälfte. Das Gegentor wäre wohl verhindert worden, wenn Fidan Aliti Petar Pusic ausserhalb des Strafraumes so in den Rücken gestossen hätte, wie das die “Hoppers“ in dieser Partie umgekehrt häufig ungestraft praktizieren durften. Unverständlich, dass zur Zeit mehrere Liga-Schiedsrichter auch in Partien mit Beteiligung von anderen Klubs Mühe damit haben, das Verletzungsgefahr mit sich bringende und dem gepflegten Offensivspiel abträgliche Stossen mit den Händen in den Rücken von einer normalen (und erlaubten) Körpercharge zu unterscheiden.
Adrian Guerrero als Antreiber des FCZ-Spiels
Erst ab der 60. Minute unmittelbar nach der Einwechslung Wilfried Gnontos, kam der FCZ endlich ins Spiel. Der Italiener sorgte für viel Bewegung in der Spitze. Antonio Marchesano rückte ins Mittelfeld zurück. Auch der zehn Minuten vor Schluss eingewechselte Ante Coric war ein Gewinn. Aus der Startformation spielte vor allem Adrian Guerrero stark. Nach einer gewissen Delle seiner Leistungskurve in den letzten Partien war der Spanier gerade in der 2. Halbzeit der eigentliche Antreiber des Zürcher Spiels. Auch Nikola Boranijasevic auf der anderen Seite spielte (vor allem defensiv) gut. Aus dem Zentrum kam hingegen etwas zu wenig. Aktuell ist Marchesano nicht mehr ganz in seiner Topverfassung. Sturmpartner Pollero hatte viele Ballverlusten – erzielte aber auch zwei Tore und hatte nach Vorarbeit von Gnonto am Ende noch die Chance zum Siegtreffer.
Erstes Saisontor auf eine Flanke
Auch Guerreros Standards und Flanken (mit beiden Füssen) kamen wieder gut – eine davon fand den Kopf von Rodrigo Pollero zum 3:3- Ausgleich in der 66. Minute. GC rückte in dieser Situation in der Mitte nicht raus, der Rechte Aussenläufer Dominik Schmid sah sich deshalb bemüssigt an die Mittellinie ins Forechecking zu stürmen, und liess dabei seine Seite für Guerrero frei. Der 3:3-Ausgleich war auch das erste Saisontor des FCZ auf eine klassische Flanke und erst das zweite auf eine Hereingabe von der Seite nach dem 1:1-Ausgleich im ersten Derby, als Marchesano durch Ceesay von der Seite bedient worden war. Positiv beim FCZ herauszuheben sind sicherlich die einstudierten Varianten bei Cornern von Krasniqi und Coric.
FC Zürich mit Abschlusseffizienz
Insgesamt war das Derby zwar spannend, intensiv und torreich, aber die Anzahl guter Offensiv- und Defensivaktionen war kleiner, als in anderen Spielen. Es wurde speziell von FCZ-Seite viel mit Hohen Bällen agiert. Beim Ballbesitz (58%) gab es beim FCZ eine weitere Steigerung. Bezüglich Abschlüssen insgesamt war das Breitenreiter-Team (dank der letzten halben Stunde) etwas im Vorteil, GC hatte statistisch hingegen die besseren Möglichkeiten bei einer Expected Goals-Quote von 0,64 : 1,78 aus FCZ-Sicht. Selbst wenn man den Penalty (Expected Goals: 0,76) nicht miteinberechnet, ist das Verhältnis immer noch 0,64 : 1,02. Auch der Fakt, dass der FC Zürich in der 66. Minute seinen dritten Treffer mit dem erst sechsten Abschluss erzielte, spricht für die hohe Effizienz in dieser Partie.
Yverdon hat nach Anfangsschwierigkeiten in der Challenge League zu einer guten Form gefunden und ist sicherlich aktuell deutlich stärker einzuschätzen als der Zweitrundengegner des FCZ, der SC Kriens. Zudem konnten die Waadtländer am Wochenende pausieren. Dem Team von Trainer Uli Forte fehlt ihr Topskorer Koro Koné im Matchkader dafür stehen mit Breston Malula und Silva Adniellyson zwei Spieler in der Startformation, die vor Jahresfrist mit Chiasso den FCZ bereits in der 1. Runde aus dem Cup geworfen hatten.
Der FCZ tritt ähnlich wie in der 1. Runde in Solothurn von der Aufstellung her sehr offensiv auf und baut auf seine spielerischen Qualitäten. Voraussichtlich wird man mit einer Viererabwehr auflaufen und weiter vorne entweder einem Dreimannsturm oder einem Rhombus im Mittelfeld.