Marchesano, Coric, Leitner – Breitenreiter setzt im St. Jakob Park auf die Techniker / Vorschau und Aufstellungen FCB – FCZ

FCZ-Trainer André Breitenreiter setzt im St. Jakob Park auf eine Techniker-Armada. Neben dem wiedergenesenen Marchesano stehen auch Coric und Leitner in der Startformation. Kann eine solche Equipe dem Druck im St. Jakob Park standhalten und nach vorne für die Differenz sorgen?

Der FCB (seit Mittwoch Tabellenführer) ist das einzige bisher noch ungeschlagene Team der Liga. Trainer Rahmen hat wie jede Woche die Qual der Wahl und lässt diesmal Captain Valentin Stocker in der Startformation draussen. Beim 2:0-Auswärtssieg in St. Gallen beanspruchten die Rot-Blauen Glück. Beim 1:0-Führungstreffer Cabrals stand Offensivpartner Ndoye ungestraft im Offside und griff mit einer Bewegung zum nahe an ihm vorbeirollenden Ball ins Spiel ein. In der 58. Minute stiess zudem Petretta den alleine Richtung Basler Tor stürmenden Besio ebenfalls ungeahndet im Strafraum entscheidend in den Rücken. Und die Gelb-Rote Karte gegen den Ostschweizer Verteidiger Fazliji, welche schlussendlich ein echtes Aufbäumen der Grün-Weissen verunmöglichte, war viel zu hart. Schiedsrichter Sandro Schärer hatte bereits drei Wochen davor beim Spitzenkampf gegen YB dem FCB mit einer übertriebenen Gelb-Roten Karte gegen Maceiras in die Karten gespielt. Cabral hingegen, der rund um diese Situation kurz vor der Pause gleich drei Mal Gelb hätte sehen müssen, liess er auf dem Platz.

Sechs Mann aus der FCZ Academy in der Startelf / FCB – FCZ Aufstellungen

Der FCZ startet mit dem „Triple-D“ Mittelfeld Doumbia, Dzemaili, Domgjoni. Lindrit Kamberi beginnt wie gegen St. Gallen erneut in der Startformation. Becir Omeragic kehrt nach seiner krankheitsbedingten Absenz zurück, wodurch Rohner wohl die Position des verletzten Tosin übernimmt. Benjamin Kololli läuft voraussichtlich in der Spitze auf, wo er in dieser und auch letzte Saison seine besten Leistungen gezeigt hat. Mit Kramer, Gnonto oder Marchesano können mehrere zuletzt nach vorne druckvolle Offensivkräfte als Einwechselspieler für Dampf sorgen. Sechs der elf Spieler in der Startformation entstammen dem FCZ-Nachwuchs.

Beim FCB fehlt Timm Klose im Matchkader. Für ihn verteidigt wohl Fabian Frei im Zentrum neben Eray Cömert. Pajtim Kasami agiert dementsprechend wohl auf der Doppelsechs neben Amir Abrashi.

Wie kann der FCZ den FCB schlagen? Zwei Faktoren sind entscheidend

In der zweitletzten Runde im St. Jakob Park geht es nach den beiden Unentschieden zuletzt in Lausanne und gegen St. Gallen für den FC Zürich immer noch um alles. In Lausanne ging das Rizzo-Team von Beginn weg („in St. Gallen-Manier“) ein sehr hohes Tempo, hatte eine der besten 30 Minuten der ganzen Saison und ging völlig verdient mit 2:0 in Front. Dass danach der Energiehaushalt das formstarke Heimteam aufkommen lassen wird, war klar. Das erste Gegentor aufgrund eines unnötigen Fehlers des krankheitsgeschwächten Becir Omeragic kam dann etwas zu früh.

Im Match gegen St. Gallen hielten sich beide Teams in der Ersten Halbzeit kräftemässig stärker zurück, als sonst meist in diesen Duellen. Nur der beim FCSG frisch in die Startformation gerückte Nicolas Lüchinger verausgabte sich und machte Dampf. St. Gallen versuchte, mit einem flachen 4-4-2 das Zürcher Offensivspiel zu zerstören und die Gegenstösse früher abzufangen als sonst, was dem Zeidler-Team aber nicht gelang. In der Zweiten Halbzeit sorgte dann die Dreifacheinwechslung von Youan, Duah und Adamu für den Umschwung. Der FCZ kam kaum noch aus der eigenen Platzhälfte heraus.

Die Tendenz beim FCZ ist ingesamt positiv. Im Vergleich zur letzten Saison und dem Beginn der aktuellen Spielzeit steht man deutlich kompakter und ist von den Super League-Gegnern nicht mehr so einfach „auseinanderzunehmen“. Die bis vor acht Monaten noch sehr zahlreichen Gegentore auf Eckbälle konnten stark reduziert und die Weitschussgegentore praktisch auf null reduziert werden. Dafür hatte man lange Zeit relativ viele Gegentore aus Umschaltmomenten in Kauf zu nehmen – in den letzten drei Partien allerdings nur noch eines (in Lausanne). Ausserdem entwickelt sich das Rizzo-Team immer mehr zu einem Pressing-Spezialisten. In den letzten rund zwei Monaten erzielte man in fast jeder Partie ein Tor aus einem Hohen Pressing oder Gegenpressing heraus.

Unter Ciriaco Sforza versuchte der FCB vorwiegend mit kontrolliertem Aufbauspiel zum Erfolg zu kommen. Man praktizierte dieses allerdings nicht so konsequent und stringent wie beispielsweise Servette und musste sich daher trotz dem besten Kader und höchsten Budget der Liga früh aus dem Titelkampf verabschieden. Unter dem neuen Coach Patrick Rahmen setzt der FC Basel nun wieder voll aufs Umschaltspiel und spielt daher jetzt ziemlich ähnlich wie der FCZ. Die Rot-Blauen fahren aktuell die schnellsten Konter der Liga und Routinier Valentin Stocker fühlt sich im Pressing in seinem Element.

Das Erfolgsrezept für das Rizzo-Team besteht basierend auf den Duellen der beiden Mannschaften seit der Saison 17/18 aus zwei Faktoren. Erstens: Ballbesitz! Mit einem geringen Ballbesitz von 30-40% hat der FCZ in den letzten vier Jahren vier von sechs Duellen gewonnen bei einem Unentschieden und nur einer Niederlage. Hatte das Letzigrund-Team hingegen 46% oder mehr Ballbesitz, gingen samt und sonders alle Partien verloren. Anders gerechnet: bei Siegen hatte der FC Zürich im Schnitt 37% Ballbesitz, bei Unentschieden 41% und bei Niederlagen 46%. Die statistische Zweikampfbilanz spielte hingegen für den Spielausgang keine Rolle.

Zweiter Faktor: Schüsse aufs Tor! Nur Schüsse, die aufs Tor kommen, können auch ins Tor gehen. Mit einem geringen Ballbesitz bringt der FCZ gegen Basel jeweils deutlich mehr Schüsse aufs Tor. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass man im Umschaltspiel häufiger unbedrängt oder wenig bedrängt zum Abschluss kommt. Die magische Marke ist dabei die Zahl vier. Gelangen dem FCZ gegen Basel in den letzten Saisons mindestens vier Schüsse aufs Tor, hat er von sieben solchen Partien fünf gewonnen und nur eine verloren. Diese einzige Niederlage war zudem eine Cup-Partie. Ebenso eindeutig sieht die Bilanz aus, sollten dem FCZ nur drei Schüsse oder weniger aufs gegnerische Gehäuse gelingen. Von neun solchen Partien gingen acht verloren – bei einem Unentschieden und keinem Sieg.

FCZ mit offensiver Formation – Vorschau und Aufstellungen FCZ – FCB

Mit dem FC Basel kommt eine sehr auswärtsstarke Mannschaft in den Letzigrund – die letzten vier Partien in der Fremde wurden in Vaduz, Luzern, Sion und Lausanne mit jeweils zwei bis drei erzielten Treffern allesamt gewonnen. Insgesamt kassiert der Zweitplatzierte der Tabelle für den eigenen Geschmack aber zu viele Gegentreffer – mit 27 sind es bisher gleich viele wie der FC Zürich – und nur einen weniger als der Tabellenletzte Vaduz. Nach erwarteten Gegentoren liegen die Basler mit 33,7 gar an zweiter Stelle hinter Sion (37,46). Kein Team der Liga liess bisher so viel Abschlüsse der Gegner zu (296), wie der FCB – dicht gefolgt vom FCZ und Sion mit je 280 gegnerischen Schüssen. Da braucht es Innenverteidiger wie Eray Cömert und Timm Klose, die Ligaspitze bei der Anzahl geblockter Schüsse sind (vor dem beim FCZ weiterhin fehlenden Lasse Sobiech). Die Torhüter Lindner und Brecher gehören gemäss verschiedenen Experteneinschätzungen zu den eher schlechteren Torhütern der Liga. Kommt der neu verpflichtete Innenverteidiger Gonçalo Cardoso (von West Ham) oder gar der zurückgekehrte Flügelmann Kaly Sene gegen den FCZ zum Début? Auf der Kontingentsliste sind auf jeden Fall beide Spieler drauf – und auch auf dem Matchblatt.

Beim FCZ ist neben der Sturmspitze das im Spätherbst noch gut funktionierende Mittelfeldzentrum zu einem gewissen Sorgenkind geworden. Blerim Dzemaili war bisher ein Handicap für die Mannschaft und Ousmane Doumbia zeigte schwankende Leistungen. Die defensiven Schwachpunkte des FCB liegen hingegen auf den Seiten. So haben die Rotblauen mit Pululu, Stocker, Zhegrova und Co. zur Zeit die defensiv schwächsten Flügelspieler der Liga und hinten hat sich zuletzt immer wieder Raoul Petretta als Schwachpunkt und Hauptursache für mehrere Gegentore erwiesen. Ausserdem nimmt FCB-Coach Ciriaco Sforza im Ligavergleich wenig Auswechslungen vor, auch zuletzt gegen Sion (2:2) nur drei. Aus Basler Sicht ist es wieder so ein Duell, wo nach einem Heimunentschieden zuletzt der FCZ als Gegner gerade recht kommt, um eine Reaktion zu zeigen. Massimo Rizzo hat bisher sowohl gegen den FC Basel wie auch gegen Ciriaco Sforza positive Bilanzen als Trainer, Sforza gegen den FCZ eine deutlich negative.

Beim FCZ wäre auf der Rechten Seite nach dem Ausfall von Tosin das Duo Rohner / Winter eine interessante Option gewesen, es stehen aber mit Blaz Kramer und Assan Ceesay gleich zwei klassische Stürmer auf dem Platz und Salim Khelifi darf erneut ran. Somit tritt der FC Zürich mit einer sehr offensiv ausgerichteten Formation an. Möglich wäre der Einsatz von Ceesay am linken Flügel oder ein 3-4-1-2 mit Rohner und Khelifi als Aussenläufern.

Beim FCB erhält Orges Bunjaku eine Chance von Anfang an. Der 19-jährige St. Galler hat gute Erinnerungen an den Letzigrund. Die neuen Cardoso und Sene sitzen tatsächlich auf der Ersatztribüne.

Dzemaili noch sehr fehlerhaft: FCB – FCZ 1:4 in der Züri Live-Analyse

Spiel und Gegner

Selbst in den letzten Jahren, als der FCB seinen Status als Liga-Krösus verloren hat, trat er selten so blutleer an, wie zum Auftakt 2021. Und dies mit sieben Schweizer und einem Österreichischen A-Nationalspielern in der Startaufstellung. Selbst von Fabian Frei, der sich in den letzten Duellen mit dem FCZ immer als der spielentscheidende Leader auf dem Platz hervorgetan hatte, kam diesmal wenig bis nichts. Valentin Stocker hätte vielleicht in der Zweiten Halbzeit noch etwas bewegen können, aber der Captain wurde zur Pause ausgewechselt. Für ihn kam Edon Zhegrova rein, der Inbegriff des unkonstanten und unsolidarischen Spektakelspielers schlechthin. Der Mann für einzelne Momente, aber für die Belgische Liga nicht zu gebrauchen. Mit Heinz Lindner hat der FCB einen in den Medien vielgelobten Torhüter mit chronisch schlechten Statistiken. Der verletzungsbedingte Ausfall von Linksverteidiger Jorge fällt stark ins Gewicht – Ersatzmann Raoul Petretta ist ein Schwachpunkt im Basler Spiel. Und Jorges Landsmann Cabral, eigentlich der vom Potential her beste Stürmer der Liga, kommt weiter nicht auf Touren.

Der FCZ hatte in der 1. Halbzeit ebenfalls mit Problemen zu kämpfen. Immerhin stand man kompakt und einzelne solide Akteure wie Nathan, Doumbia oder Aliti reichten, um mit ein wenig Glück die „Null“ zu halten. Zu Beginn der 2. Halbzeit erhöhte das Gastteam dann die Pace und vermochte trotz verletzungsbedingtem Ausfall von Becir Omeragic in der 67. Minute in Führung zu gehen. Dass man sich auch durch den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer Cabrals nicht aus der Ruhe bringen liess, lag neben dem in den letzten Monaten erarbeiteten Selbstvertrauen vor allem am an diesem Abend vergleichsweise wenig PS auf den Platz bringenden Gegner. Antonio Marchesano und Lasse Sobiech waren an je drei Toren zum 1:4-Auswärtssieg beteiligt. Letztmals mit drei Toren Unterschied gewann der FCZ in Basel im Jahr 1995 in der Nationalliga A-Qualifikationsrunde im alten St. Jakob Park vor 13’500 Zuschauern (Torschützen zum 0:3: Güntensperger, Gambino, Castillo).


Taktik

Erstmals seit siebeneinhalb Jahren gelingen dem FCZ zwei Siege in Folge gegen den FCB. Über viele Jahre hinweg waren beide Teams bestrebt, das Spiel zu machen, was schlussendlich fast immer Basel zugute kam – dank der besseren Qualität der Einzelspieler und meist grösserer Eingespieltheit / Teamgeist. Die Rotblauen hatten gerade auch deswegen in ihren besten Zeiten gegen kaum einen Super League-Gegner so eine gute Bilanz, wie gegen den FCZ. Mit Teams, die aus einer sicheren Defensive agierten, bekundeten sie mehr Mühe.

Ein erster Bruch in dieser Entwicklung war der Trainerwechsel zu Raphael Wicky. Seither ist das Spiel des FCB deutlich stärker auf schnelle Gegenstösse ausgerichtet. YB übernahm den spielbestimmenden Stil des früheren FCB. Mit der neuen Ausrichtung konnte Basel einerseits grossen Favoriten im Europacup ein Bein stellen, aber es wurde schwieriger, über eine 36 Spiele andauernde Meisterschaft hinweg genügend Punkte für den Meistertitel zu sammeln. Gegen den defensiv unkompakten FCZ zu gewinnen – dazu reichte es trotzdem allemal.

Zuletzt in einzelnen Partien unter Ludo Magnin und vor allem jetzt mit Massimo Rizzo, begann aber auch der FCZ defensiv kompakter zu stehen und sich stärker aufs Konterspiel zu fokussieren, welches besser den Stärken der aktuellen Mannschaft entspricht. Man sieht heute ein völlig anderes Spiel zwischen den beiden Teams als man es sich aus dem Jahrzehnt davor gewohnt war, mit vielen langen hohen Bällen auf beiden Seiten. Die Resultate sind nun ausgeglichener – 3:2 Siege zugunsten des FCZ in den letzten fünf Duellen.

Basel versuchte wie üblich über die Rechte Seite Druck zu machen, wo mit Silvan Widmer nicht nur der beste Aussenverteidiger, sondern auch einer der offensiv stärksten Spieler der Liga insgesamt für die Differenz sorgen will. Ein erneut solider, aber keineswegs überragender Fidan Aliti genügte aber zusammen mit der allgemein kompakten Formation bereits, um gegen einen weit von seiner Bestform entfernten Widmer vergleichsweise wenig zuzulassen.

Man sieht es dem Spiel des FCZ an, dass der neue Trainer weniger und einfachere taktische Anweisungen gibt. Er greift auf altbewährte Rezepte zurück, die schon zu Urs Fischers Zeiten praktiziert worden sind. Alte Rezpte haben den Vorteil, dass sie schon unzählige Male den Realitätstest bestanden haben und dies auch heute noch tun.

Was die Verteidigung von Eckbällen anbelangt, hat der FCZ diese Saison auf eine Mischung aus Raum- und Manndeckung umgestellt. Dies nachdem man lange Jahre eher erfolglos Manndeckung praktiziert und dann auf Raumdeckung umgestellt hatte, was eine gewisse Zeit lang sehr gut funktionierte. Gegen Basel hatte man zu Beginn allerdings auch das Glück, dass der sich zur Zeit ausser Form befindliche Luca Zuffi zum Corner antrat. Mit dem zur Pause ausgewechselten Valentin Stocker wurden die Eckbälle des FCB zwischenzeitlich gefährlicher.


Personalien

Nathan (7) – Sprüht nur so vor Energie und Einsatzwillen, enorm aufmerksam, Ist wieder der Fels in der Abwehr.

Lasse Sobiech (5) – Insgesamt ein eher unterdurchschnittliches Spiel, es fehlt in vielen Situationen das richtige Timing – ausser bei zwei ganz entscheidenden: seinem Kopftor zum 2:0 und einer enorm wichtigen Rettungsaktion im Fünfmeterraum vor der Pause im Anschluss an einen Dzemaili-Stellungsfehler.

Ousmane Doumbia (8) – Hatte in der Vorrunde schon bessere Auftritte und in einzelnen Szenen klappte die Abstimmung mit Dzemaili noch nicht gut. Es reichte aber trotzdem dazu, in einer Equipe in der keiner über 90 Minuten konstant gut spielte, der Best Player zu sein. Verhindert mit seiner für Super League-Verhältnisse überdurchschnittlichen Antizipation und Laufbereitschaft mehrmals, dass potentiell gefährliche Zweite Bälle beim Gegner landen. Das macht gegen ein in den letzten Jahren immer sehr konterstarkes Basel einen wesentlichen Unterschied.

Blerim Dzemaili (3) – Im Comeback-Spiel gleich ein Auswärtssieg beim FCB: klar wurde da nach der Partie Dzemailis „Präsenz“ zum geflügelten Wort und das Resultat in erster Linie mit ihm in Zusammenhang gebracht – je weniger jemand das Spiel gesehen hatte, desto mehr. Wie schon in der Vorbereitung ersichtlich, hat Dzemaili aber bezüglich Spritzigkeit und Kondition noch sehr viel Rückstand. Ausserdem hat er Probleme mit dem Knie. Dies vermag der Zürcher im St. Jakob Park teilweise mit seiner Erfahrung wettzumachen – aber bei weitem nicht in jeder Spielsituation. In der ersten halben Stunde hat Blerim zudem Mühe, ins Spiel zu kommen. In der 29. Minute gelingt ihm dann bei einem Freistoss im Mittelfeld sein erster guter Ball und in der 35. Minute blockt er einen Abschluss von Kasami an der Strafraumgrenze. Nur eine Minute später aber steht Dzemaili völlig „im Schilf“ und nimmt seine Sechserrolle nicht war, als er Cabral unbehelligt vor dem Strafraum zu einem gefährlichen Aufsetzer ansetzen lässt, der den FCB ins Spiel bringt.

Neben dem ein oder anderen (physisch bedingten) Stellungsfehler unterlaufen Dzemaili vor allem aber die meisten gefährlichen Abspielfehler im Team – wie zum Beispiel in der 60. Minute mit einem Fehlpass auf kurze Distanz in der eigenen Platzhälfte. Auch seine Auslösung der Konterangriffe ist zu langsam. In Laufduellen hat Dzemaili zur Zeit meist keine Chance und im eigenen Strafraum ist er für die Teamkollegen keine Hilfe. Von den Mitspielern werden Dzemaili immer wieder Bälle für Weitschüsse aufgelegt, die ihm aber allesamt deutlich misslingen. In der 63. Minute wirft er sich dann bei einem Cömert-Freistoss zum zweiten Mal generös in einen gegnerischen Distanzabschluss. Ausserdem ist der Zentrale Mittelfeldspieler an diesem Abend der einzige Zürcher, welchem gute Offensivstandards gelingen, einen davon zum 2:0-Kopfball Lasse Sobiechs. Dzemaili war auf jeden Fall bereits bei seinem ersten Einsatz im Zentrum des Zürcher Spiels – mit vielen Hochs und Tiefs, wobei die Tiefs (nicht überraschenderweise nach einem Jahr Absenz von Wettbewerbspartien) vorläufig überwogen.

Aiyegun Tosin (4) – Läuft weiterhin seiner Form hinterher. Speziell auf der Flügelposition hat der Nigerianer schon lange keine überzeugende Leistung mehr gebracht. Zwar bei einem Konter eine gute Flanke auf den alleine vor dem Gehäuse auftauchenden Marchesano, aber in anderen Gegenstoss-Situationen zu ungenau und zudem mit potentiell gefährlichen Ballverlusten.

Marco Schönbächler (5) – Er trägt dazu bei, dass der FCZ auf seiner Seite im Hohen Pressing mehrere Bälle gewinnt, in den Einzelaktionen aber eine schlechte 1. Halbzeit: verliert enorm viele Bälle und Zweikämpfe, nichts scheint zu gelingen. Aus der Kabine kommt Schönbi nach der Pause dann wie verwandelt, dreht sowohl offensiv wie defensiv auf. Gut möglich, dass seine Auswechslung in der 70. Minute geplant war und er sich auch deshalb in den 25 Minuten bis voll verausgaben konnte.

Blaz Kramer (5) – Beginnt in wenig erbaulicher Art und Weise das Spiel, kommt dann aber mit zwei für seine Verhältnisse erstaunlich gelungenen Kopfballweiterleitungen im Mittelfeld nach 15-20 Minuten besser ins Spiel. Auf und Abs wechseln sich ab, köpft freistehend am Tor vorbei und erwirkt mit seinem Lauf an den nahen Pfosten nach starker Marchesano-Flanke das wichtige Führungstor. Deutet gleich nach dem Torjubel dann aber bereits an, dass er ausgewechselt werden muss. Entweder wegen seines Zusammenstosses mit Timm Klose einige Minuten zuvor – oder möglicherweise verlorenen Kontaktlinsen.

Blaz Kramer und seine Kontaktlinsen

FC Basel – FC Zürich 1:4 (0:0)
Tore: 67. Kramer (Marchesano) 0:1, 73. Sobiech (Dzemaili) 0:2, 75. Cabral 1:2, 80. Nathan (Marchesano) 1:3, 90.+4 Marchesano (Penalty, Gnonto) 1:4.
Basel – Lindner; Widmer (70. Padula), Cömert, Klose, Petretta; Frei, Zuffi; Stocker (46. Zhegrova), Kasami (77. Van Wolfswinkel), Pululu (70. Von Moos); Cabral.
FCZ – Brecher; Omeragic (55. Wallner), Sobiech, Nathan, Aliti; Doumbia, Dzemaili (80. Domgjoni); Tosin, Marchesano, Schönbächler (70. Gnonto); Kramer (70. Ceesay).

Dzemaili in Startformation: Aufstellungen FCB – FCZ im Detail

Das Geheimnis ist gelüftet: obwohl er gleich nach dem Trainingsauftakt noch sichtlich mit dem seit vielen Monaten fehlenden Mannschaftstraining und ein Jahr fehlenden Spielpraxis zu kämpfen hatte, beginnt heute Rückkehrer Blerim Dzemaili in der Startformation in Basel: gegen den gleichen Gegner gegen welchen der Zürcher sein erstes Spiel in der obersten Liga gespielt hatte. Ebenfalls neu: Salim Khelifi ist im Aufgabot mit dabei, genauso wie unter anderem Tobias Schättin.

Ciriaco Sforza ist mit seinen Rot-Blauen mit einem Auswärtssieg in Luzern in die Winterpause gegangen und schickt eine erfahrene Equipe auf den Platz. Mit dem Österreichischen Nationaltorhüter und gleich sieben Akteuren mit Erfahrung in der Schweizer A-Nationalmannschaft in der Startelf.

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