Izer Aliu bei den Desperados – wer wird der neue Almen Abdi?

Mittelfeldspieler Izer Aliu wechselt für die Rückrunde zum FC Chiasso und erweitert das Kontingent der vom FCZ in die Challenge League und Super League ausgeliehenen jungen Spieler. Wie Lindrit Kamberi, Fabian Rohner, Bledian Krasniqi oder Maren Haile-Selassie wird auch Aliu der Schritt in den künftigen 18er-Matchkader beim FCZ zugetraut. Auf der Position des „10-ers“ beziehungsweise je nach Spielsystem „spielmachenden 8-ers“ hat der FC Zürich in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Talenten mit viel Perspektive in der eigenen Academy entwickelt. Auf der Suche nach Verstärkungen von aussen sollte diese Position daher in den nächsten Jahren im Normalfall nicht im Fokus stehen. Antonio Marchesano hat sich in dieser Rolle in einem über Jahre dauernden Prozess unter anderem dank verbesserter Fitness zu einem Super League-Leistungsträger entwickelt und seinen Vertrag kürzlich bis 2023 verlängert. Der Tessiner gehört schon seit langem zu den technisch und spielerisch stärksten Spielern der Schweiz.

Nach der Leihe von Aliu und dem möglichen Abgang Popovics ist der mit Aliu gleichaltrige Lavdim Zumberi (beide November ’99) der zweite „Offensive Mittelfeldspieler“ im Kader der 1. Mannschaft. Sowohl Aliu wie auch Zumberi wurden von Trainer Ludovic Magnin schon in der Academy stark gefördert, nahmen aber einen unterschiedlichen Weg. Aliu hatte seinen ersten Profieinsatz bereits mit 16 Jahren. Der damalige Trainer Uli Forte konnte für seinen Fussballstil mit einem solchen Spielertypen allerdings wenig anfangen, testete ihn unter anderem zwischendurch mal wohl eher halbherzig auf der Position des Linken Aussenläufers. Mit dem Trainerwechsel zu Magnin war Aliu dann vor zwei Jahren von einem Moment auf den anderen zeitweise Stammspieler. In diese Phase fiel sein bisheriges Highlight im Trikot der 1. Mannschaft, als er im Heimspiel gegen Lugano innerhalb der ersten 19 Minuten zwei Assists und ein Pre-Assist zur bereits vorentscheidenden 3:0-Führung lieferte:

https://www.youtube.com/watch?v=BW46IzC4ajQ

In die darauffolgende Saison startete Aliu gleich mit einem Assist nach 16 Minuten gegen den FC Thun zum Führungstreffer von Marco Schönbächler, musste dann aber in der Pause angeschlagen ausgewechselt werden. Als die Bänderverletzung dann verheilt schien, kam der Hammer: Kreuzbandriss im Training des Europa League-Auswärtstrips nach Zypern. Nach langer Genesungszeit meldete sich Aliu beinahe ein Jahr später zum Saisonstart diesen Sommer wieder gesund. Gesund heisst aber noch lange nicht in Form. Wie üblich dauert es nach einem Kreuzbandriss ein halbes bis ein ganzes Jahr, um allenfalls wieder auf das alte Level zu kommen. Daher spielte Aliu in der Vorrunde vorwiegend in der Promotion League und ist jetzt bereit für den nächsten Schritt auf dem Weg zurück – die Challenge League.

Lavdim Zumberi brauchte länger auf seinem Weg in die 1. Mannschaft. Während sich Aliu als Vorlagengeber par excellence hervortut (sowohl aus dem Spiel heraus wie auf Standards), geht „Zumbi“ dank Schussqualitäten, wie sie im FCZ in dieser Form ansonsten eher dünn gesät sind, häufig selbst in den Abschluss. Sowohl Aliu wie auch Zumberi wurden immer wieder mal auch auf der „Doppelsechs“ eingesetzt, vermochten ihre Defizite in dieser Rolle aber bisher nicht zu verbergen. Und beide müssen vor allem an der Konstanz ihrer Leistungen sowohl innerhalb eines Spiels wie auch über mehrere Spiele hinweg arbeiten: eine Grundvoraussetzung, um sich langfristig als Profifussballer etablieren zu können. Mit dem zwei Jahre jüngeren Bledian Krasniqi (Jahrgang ’01) ist ein weiterer potentieller künftiger „Almen Abdi“ aktuell an den FC Wil ausgeliehen. Er ist dasjenige aktuelle FCZ-Talent, welches vom Stil her als beweglicher und technisch starker Instinktfussballer dem früheren FCZ-Meisterspieler am nächsten kommt. Wie Abdi in einer ersten Phase unter Lucien Favre spielt Krasniqi aktuell sowohl bei Wil wie auch zuvor in einzelnen Testpartien mit dem FCZ auch auf dem offensiven Flügel. Seine Paradeposition ist aber auf der „Zehn“.

Es ist nicht so, dass es seit Almen Abdi keine ernsthaften Kandidaten aus dem Nachwuchs auf dessen Nachfolge gegeben hätte. In erster Linie wäre da sicherlich U17-Weltmeister Oliver Buff zu nennen,  der immerhin als Stammspieler mit dem FCZ zwei Mal Cupsieger wurde, für eine noch bessere Entwicklung aber in entscheidenden Phasen etwas zu unkonstant agierte und dem von den jeweiligen Trainern wohl etwas zu spät das Vertrauen auf der 10er-Position geschenkt wurde – auch weil er lange im Schatten eines Davide Chiumiento oder Yassine Chikhaoui stand. Davide Mariani ist das zweite Beispiel – ein ähnlicher Spielertyp wie Lavdim Zumberi, welcher es gegen die sehr grosse damalige Konkurrenz im Zentralen und Offensiven Mittelfeld des FCZ schwer hatte.

Mit Aliu, Zumberi und Krasniqi ist die Kandidatenliste auf den „neuen Abdi“ aber noch längst nicht abgeschlossen. Mit Vasilije Janjicic (Jahrgang ’98) ist eines der grössten FCZ-Talente der letzten Jahre ebenfalls ein Kreativspieler und in der Offensivreihe wohl am effektivsten. Janjicic ist aber etwas vielseitiger als Aliu oder Zumberi veranlagt, und kann auch weiter hinten eingesetzt werden. Ebenfalls ein ’98er-Jahrgang wie Janjicic ist der aktuell zum U21-Kader gehörende Lavdrim Rexhepi – ebenfalls ein 10-er und ein junger Mann für offensive Glanzpunkte mit einem aussergewöhnlichen Linken Fuss, welchem aber die defensive Diszplin und notwendige Stabilität für den Profifussball bisher abgeht. Im ’02-er Jahrgang und jünger gibt es weitere interessante 10-er Kandidaten in der Academy.

Das Team des FC Chiasso, in welches sich Aliu innerhalb von wenigen Tagen integrieren will, kann man als die „Desperados“ des Schweizer Profifussballs bezeichnen. Seit mehreren Jahren wird jeden Sommer die Mannschaft der Südtessiner fast komplett ausgetauscht. Diese Saison sind es mittlerweile insgesamt schon 30 neue Spieler, von denen ein Teil nach einem halben Jahr auch schon wieder weg ist. Chiasso besteht jeweils zum grössten Teil aus jungen Spielern, die den Sprung zum Profi noch nicht geschafft haben und sich an der Italienischen Grenze entschädigt meist deutlich unter dem Minimallohn-Niveau ein (häufig letztes oder vorletztes) Jahr Zeit geben wollen, um auf diesem Weg ihre Chance noch zu packen. Nach dem einen Jahr strömen die Spieler dann in alle Windrichtungen wieder auseinander. Viele wechseln in den Spitzenamateurfussball zu Mendrisio, Bellinzona, Brühl, Black Stars oder Köniz und bauen gleichzeitig an ihrer Zukunft neben dem Fussball. Andere schaffen hingegen den Schritt zu einem etwas besser situierten Challenge League-Klub wie Wil, Schaffhausen oder Vaduz. Glücklich schätzen kann sich, wer es zu einem Bulgarischen oder Rumänischen Mittelfeldklub wie Beroe Stara Zagora oder Gaz Metan Medias schafft – oder gar zum FC Thun!

Die fussballerische Qualität, die im Kader des FC Chiasso steckt, ist dabei vergleichsweise hoch. Die meisten Spieler sind gut ausgebildet, Konkurrenten auf der Position von Aliu wie Bahloul, Antunes, Doldur, Wolf oder Huser gehören zu den talentiertesten Mittelfeldspielern der Challenge League. Liga-Konkurrenten wie Stade Lausanne-Ouchy oder Kriens bringen aber den Vorteil mit, dass sie ein über Jahre gewachsenes Mannschaftsgefüge zur Verfügung haben. In den letzten Saisons haben die wild zusammengewürfelten „Desperados“ aus Chiasso im Abstiegskampf trotzdem immer wieder einen erstaunlichen Teamgeist und Überlebenswillen entwickelt und sich schlussendlich (teils dramatisch) retten können. Diese Qualitäten werden sie nach nur drei Siegen in der Vorrunde (gegen Lausanne, Aarau und Wil!) diesmal speziell benötigen. Wie viel Aliu angesichts des grossen Kaders zum Einsatz kommen wird, ist noch nicht klar. Wenn er aber die Ansätze, welche er zuletzt in den Testspielen mit der 1. Mannschaft des FCZ gezeigt hat, zu einer Reihe von reifen Leistungen ausbauen kann, dann könnte der 20-jährige Adliswiler zu einem wichtigen Baustein einer weiteren wundersamen Geschichte der Desperados aus Chiasso werden.

Mehr zu Izer Aliu auf Züri Live: zum Lesen…

…und zum Hören (Interviews mit und über Izer Aliu aus den letzten drei Jahren):

Chiasso schafft in extremis den Klassenerhalt (26.05.2019):

News von den FCZ-Talenten – Bledian Krasniqi im Züri Live-Interview

Beim Heimspiel gegen YB am Sonntag war das spielerisch starke FCZ-Talent Bledian Krasniqi kurz bei Züri Live zu Gast und sprach über die Leistung des FCZ, seines langjährigen Teamkollegen Simon Sohms, seine Ziele in dieser Saison in Wil und was Ciriaco Sforza den jungen Spielern mitgeben kann.

Schon zwei Tage später war Krasniqi mit der Schweizer U19 im Osten Sloweniens im Einsatz. Im ersten von zwei Testspielen kam der 18-jährige auf der 10-er Position von Beginn weg zum Einsatz und gehörte bei der 1:3-Niederlage noch zu den besseren in einem Schweizer Team, welches vor knapp anderthalb Jahren an der U17-EM in England noch starke Leistungen gezeigt hatte.

Becir Omeragic wurde in dieser Partie in der Innenverteidigung eingesetzt und hinterliess einen zwiespältigen Eindruck: einerseits wie gewohnt sauberer Spielaufbau und gutes Mitdenken, andererseits zu wenig Aggressivität und Konsequenz in der Defensivarbeit gegen einen von der Spielanlage, Mentalität und Physis her reiferen Gegner. Der an Ajax ausgeliehene Filip Frei kam auf dem Rechten Flügel zum Einsatz und vermochte überhaupt nicht zu überzeugen. Im zweiten Spiel in Bakovci schickte Trainer Johann Vogel dann die physisch stärkeren Eidgenossen wie Vlasenko, Jankewitz, Sohm, Males oder Vonmoos auf den Platz und die Schweiz gewann 2:1. Auch Ilan Sauter war Teil dieses zweiten Teams.

Am gleichen Tag ergab sich für die Familie Haile-Selassie in heimischen Gefilden die Möglichkeit, gleich beide Fussballsprösslinge live im Schweizer Trikot zu unterstützen. Um die Mittagszeit war Kedus Haile-Selassie mit der U18 in Montreux auf dem Rechten Flügel einer der offensiv gefährlichsten Schweizer gegen Dänemark. Die Partie endete allerdings nach einem Weitschuss des YB-Mittelfeldspielers Samuel Kasongo genau in den rechten oberen „Kranz“ und der anschliessenden Reaktion der Gäste 1:1, nachdem gegen den gleichen Gegner gleichenorts zwei Tage zuvor ein 2:2 Unentschieden resultiert hatte. Am frühen Abend dann Duplizität der Ereignisse. Auch der ältere Bruder Maren Haile-Selassie startete in Solothurn gegen die Tschechische Republik auf der gleichen Position am Rechten Flügel und gehörte zu den offensiv gefährlichsten Schweizern. Maren erzielte sogar das einzige Schweizer Tor zum 1:1  und profitierte dabei reaktionsschnell auf einen doppelten Abwehrschnitzer des Gegners. Das mittlerweile über Manchester United beim SC Freiburg gelandete ehemalige Riesentalent Nishan Burkart wurde eingewechselt und vermochte nichts Erspriessliches mehr beizusteuern. Izer Aliu sass auf der Bank.

Einen Tag später hatte die Schweizer U21 in der EM-Qualifikation auf der Winterthurer Schützenwiese grosse Mühe mit Georgien (ohne den angeschlagenen Levan Kharabadze). Die Bilder glichen sich – wie die U18, U19 und U20 war auch die Schweizer U21 die fussballerisch deutlich talentiertere Mannschaft, welche aber im Vergleich mit dem Gegner insgesamt weniger sauber, solide, reif, spielintelligent und fokussiert agierte. Immerhin wurde das Team von einem engagierten Captain Kevin Rüegg auf den Platz geführt – Toni Domgjoni zeigte eine ordentliche Leistung und Filip Stojilkovic machte in der Schlussphase in der Spitze einen beseren Eindruck, als zuvor Jérémy Guillemenot. Eigentlich hätte die Schweiz schon alleine aufgrund ihrer Top-Flügel Okafor und Vargas die Partie dominieren müssen, was aber aufgrund des enorm fehleranfälligen Spiels eines Zesiger, Sidler, Toma oder Guillemenot nicht der Fall war. Der eingewechselte Jordan Lotomba, der zuvor noch sehr ungeschickt den Freistoss zum 1:1-Ausgleich der Georgier verursacht hatte, erzielte nach schöner Vorlage Bastien Tomas in der 83. Minute dann doch noch den 2:1-Siegtreffer. Insgesamt war der Auftritt der Schweizer U21 ähnlich wie in den letzten Jahren angesichts des auf dem Platz stehenden Talentepotentials aber enttäuschend.

 

Rückrundenstart: zur Lage der Liga

Nicht dass es noch irgendjemanden erstaunen würde: als FCZ Sommer-Neuverpflichtung Benjamin Kololli sein Tor im Auswärtsspiel gegen AEK Larnaka mit einem unvermittelten Sprung in den drei Meter tiefen Stadiongraben vor den mitgereisten Fans feierte, setzte der Waadtländer nichts weiter als eine Tradition fort. Wenn im Schweizer Fussball irgendetwas verrücktes, unvorhergesehenes passiert, ist der FCZ nicht weit. Von unmöglichen Meisterschaftsentscheidungen in letzter Sekunde über Stiere und Marder, die aufs Spielfeld rennen bis zu Stromausfällen… – der Stadtclub scheint die Aura des Abnormalen und Unberechenbaren mit sich herumzutragen wo immer er auch hinreist. Pazzo. Wohl kein Zufall daher das Motto der Choreo im ersten Derby zum Saisonstart: «All Irr» – mit den Konterfeis von Ludo Magnin, Ancillo Canepa und Michi Frey im Zentrum.

Die sportlichen Verantwortlichen des Klubs haben das Ziel, mittel- bis langfristig wieder Richtung nationale Spitze vorzustossen. Dass dies noch ein langer Weg werden kann, ist klar. Der YB-Meistertitel wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Die Qualität und vor allem Mentalität in einzelnen Spielen über sich hinauszuwachsen hatte der FCZ in den letzten Jahren aber immer und sie wurde unter Trainer Ludo Magnin gar noch verstärkt. Als im Cupfinal, den man mit irren Last Minute-Wendungen gegen Thun und GC erreicht hatte, gleich eine ganze Reihe von Spielern besser agierten, als sie es eigentlich können, musste man sich schon die Augen reiben. Weiter gings im Jahr 2018 mit zwei hochverdienten Derbysiegen, drei gewonnenen Europa League-Duellen in Serie in der ersten Hälfte der Gruppenphase und einer starken Leistung im Heimspiel gegen YB (3:3), nachdem man zu Saisonbeginn in Bern (0:4) noch zu viel Risiko gegangen war.

Ähnlich verliefen die beiden Duelle mit dem FCB – zuerst überraschte und kontrollierte man die Rot-Blauen beim 1:1 im Letzigrund mit einer ungewohnten Taktik und hätte das Spiel unter normalen Umständen gewinnen müssen. Dann baute man Basel auswärts aber auch einmal mehr mit einer schlechten Halbzeit im St. Jakob Park wieder auf. Zudem ging dem Letzigrund-Team zum Ende der Vorrunde hin die Energie aus. Diese und ähnliche Entwicklungen wurden auf Züri Live bereits beim traditionellen Vorrundenrückblick im Anschluss an die letzte Partie gegen Lugano durchgekäut und haben von ihrer Aktualität auch anderthalb Monate später nichts eingebüsst – so wie auch die Diskussion einiger aus unterschiedlichen Gründen interessanter FCZ-Protagonisten des Herbstes wie Alain Nef, Benjamin Kololli, Victor Palsson oder Marco Schönbächler:

Und sonst so in der Liga? Nachdem der alte Basler Trick der «Wegbeförderung» von YB-Sportchef Christoph Spycher zur Nationalmannschaft nicht geklappt hat, müssen sich die Rot-Blauen wohl mehr denn je in den nächsten Jahren mit YB als ernsthaftem Konkurrenten herumschlagen – zumal die Zuschauerzahlen, welche die Basis der Potenz eines (Schweizer) Klubs bilden, sich immer mehr angleichen. In dieser Hinsicht hat sich übrigens auch der FCZ dem Rückrundenauftaktgeber St. Gallen angenähert, dessen Umsatz im Vergleich zu den Zürchern in den letzten Jahren immer etwa 7-10 Mio CHF höher gewesen war.

Aus anderen Gründen noch etwas höher liegt das geschätzte Budget des FC Sion, wo Spieler- und Trainerberater Donato Blasucci einmal mehr für seine Klienten Murat Yakin und Marcos Otero mit Verhandlungen und den daraus resultierenden langfristigen Vertragsverlängerungen sehr erfolgreich war. Im Wallis fiebert man bereits dem Cup-Viertelfinal am 27. Februar gegen Yakins Ex-Klub Basel entgegen. Neben Titelverteidiger FCZ und Meister YB sollte man den drittplatzierten FC Thun im Cup-Rennen nicht ausser Acht lassen. Die Berner Oberländer sind, nachdem sie ihr Team im Sommer zusammenhalten konnten, ambitioniert und träumen schon lange von der zweiten Cupfinalteilnahme nach 1955. Bei Luzern hängt vieles vom erfahrenen Offensivspieler Pascal Schürpf ab, bei GC von der jungen Entdeckung Djibril Diani. Lugano versucht, Vorteile aus den Spielerhändeln mit Juve zu ziehen.

Eine ähnliche Strategie, nur noch etwas akzentuierter, fährt eine Stufe tiefer das mittlerweile eng mit dem FC Lugano verflochtene Chiasso, welches alle sechs Monate die (sehr junge) Mannschaft jeweils komplett umbaut. Ganz anders der SC Kriens in seinem umgebauten Kleinfeld, der weitgehend auf seine seit Promotion League-Zeiten eingespielte Mannschaft setzt, zu der diesen Winter mit Albin Sadrijaj und Liridon Berisha zwei weitere Spieler aus dem FCZ-Nachwuchs gestossen sind. Rapperswil-Jona hat junge Spieler von praktisch allen grossen Super League-Klubs übernommen – als Partnerklub von GC, der eine Kooperation mit YB und einen ehemaligen FCZ (Academy)-Trainer in seinen Reihen hat.

Schaffhausen hat keine einfachen Wochen und Monate vor sich und muss neben dem Hinschied des langjährigen Präsidenten Aniello Fontana auch dem schleichenden Zuschauerschwund  entgegenwirken. Solche Probleme hat Rivale Winterthur nicht. Vor allem auch dank Rückkehrer Davide Callà spielen die Winterthurer Löwen wieder einmal an der Tabellenspitze mit. Dies ist keine Überraschung für jemanden, der Callà im Frühling im Kreise der FCB U21-Equipe beobachten durfte. Wil holt seit dem Amtsantritt von Trainer Konrad Fünfstück überdurchschnittlich viel aus seinen Möglichkeiten heraus. Im ersten Halbjahr von dessen Amtszeit konnten die Früchte der taktisch und läuferisch hervorragenden Arbeit seiner Equipe noch nicht geerntet werden, weil die Stürmer jegliche Torgefährlichkeit vermissen liessen. Seit Cortelezzi, Savic und Co. aber das gegnerische Gehäuse ab und zu wieder treffen, geht es auch in der Tabelle mit den Ostschweizern aufwärts.

Vaduz setzt wieder vermehrt auf Spieler aus dem Rheintal, sei es aus dem Liechtensteinischen, dem St. Gallischen oder dem Vorarlbergischen. Der frühere Züri Live-Experte Mario Frick baut vermehrt eigene Nachwuchskräfte ein, darunter seinen 17-jährigen Sohn Noah. Trotzdem bleibt Vaduz ambitioniert – wenn auch nicht im gleichen Masse wie der FC Aarau, welcher diesen Winter mit der Verpflichtung von Markus Neumayr das Kader mit einem weiteren langjährigen Super League-Routinier verstärkt hat. Zum Auftakt gegen den FC Wil gelang dem zuletzt beim Iranischen Traditionsklub Esteghlal engagierten Deutschen gleich ein Freistosstor aus sehr spitzem Winkel. Seine Laufleistung in dieser Partie war überschaubar, aber das wurde von mehreren seiner Mitspieler kompensiert.

Die weiteren Aufstiegsfavoriten neben Aarau sind und bleiben aber natürlich die beiden ewigen Rivalen Lausanne-Sport und vor allem Servette. Die Genfer haben die Mannschaft, welche letzte Saison im Aufstiegsrennen gegen ein immer wieder effizientes Xamax gescheitert war, zusammengehalten und weiter verstärkt. Seinen Teil zur Servette-Tabellenführung nach der Vorrunde beigetragen hat auch Stürmer Alexandre Alphonse (36), welcher einiges fitter und robuster wirkt, als er es selbst zu seinen besten FCZ-Zeiten (211 Wettbewerbspartien für den Stadtclub) je war.

Die drittklassige Promotion League hat sich mittlerweile ganz klar etabliert und bewährt. Das Niveau ist deutlich höher als es in der dreigleisigen 1. Liga je war – und es nimmt von Jahr zu Jahr weiter zu. Ambitionierte 1.Liga-Teams wollen unbedingt in die Promotion League aufsteigen und in dieser Liga wiederum gibt es eine Reihe von Klubs, die das Ziel Challenge League haben. Zu letzteren gehört aber ursprünglich nicht zwingend der aktuelle Tabellenleader Stade Lausanne-Ouchy. Dieser spielt seit Jahren mit mehr oder weniger derselben Mannschaft und hat mit dieser den FCZ im Cup schon zwei Mal fordern können. Nun haben die Waadtländer mit dieser nur punktuell verstärkten Equipe in der Vorrunde deutlich ambitionierteren Klubs wie Yverdon, Stade Nyonnais oder Bellinzona den Garaus gemacht.

Würde «SLO» überhaupt aufsteigen wollen, und wenn ja, wo würden sie spielen? Auf der Pontaise beziehungsweise im neuen Stadion auf den Tuilières? Auf Anfrage von Züri Live geben sich die Verantwortlichen zuversichtlich, dass sie (wohl mit ein paar infrastrukturellen Anpassungen) auch in ihrem direkt am See in Vidy gelegenen Kleinstadion «Juan Antonio Samaranch»  in der Challenge League spielen dürften. Zumindest ist die Anfrage bei der Liga deponiert. Die Reserve-Equipe des FCZ profitiert enorm vom stetig steigenden Niveau der Promotion League mit vielen ambitionierten Equipen, muss sich gleichzeitig aber auch etwas einfallen lassen, um die Liga halten zu können. Für die Rückrunde wird die Equipe von Trainer Marinko Jurendic daher in der Abwehr wohl mit Routinier José Gonçalves (Ex-Winterthur und -Thun) verstärkt werden, genauso wie durch Einsätze der jungen neu verpflichteten Stürmer Binous, Andereggen und Kasai.

 

Europa League-Effekt grösser als Challenge League-Effekt / NZZ blamiert sich ein weiteres Mal

Es gab mal eine Zeit, da waren die Kirchen voll, die AHV sicher finanziert und die Polizeistunde heilig. Das muss auch die Zeit gewesen sein, als die NZZ noch als gründliche, seriöse und gegenüber kurzfristigen Modeströmungen unerschütterlich standhafte Zeitung galt, die sich zudem in Wirtschaftfragen gut auskennt. Mittlerweile findet man im ehemaligen Schweizer Leitblatt ebenso viel Boulevard, Polemik und Fake News wie in anderen regelmässig erscheinenden Massenpublikationen – optisch getarnt durch ein altertümliches Schriftbild. „Vier, fünf Millionen Privatgeld“ würden Ancillo und Heliane Canepa wegen dem Abstieg in den FCZ einschiessen müssen, behauptete NZZ-Journalist Flurin Clalüna in seinem Artikel „Ancillo Canepa und das Jahr der Versöhnung“ vor 10 Tagen – und „ohne die Einnahmen aus dem Europacup wären es noch drei Millionen mehr“.

Diese Zahlen wurden in der Zwischenzeit von mehreren anderen Medien zitiert. Sie sind aber falsch! In Tat und Wahrheit mussten die Aktionäre überhaupt nichts einschiessen. Dies zeigen die vom FCZ publizierten Zahlen der Jahresrechnung 2016. Besonders peinlich für die NZZ ist, dass zum Zeitpunkt der Publikation des Artikels die richtigen Zahlen schon seit mehr als einer Woche auf der Geschäftsstelle des FCZ zur Einsicht auflagen. Die Neue Zürcher Zeitung blamiert sich damit mit ihrer Berichterstattung über den FCZ ein weiteres Mal, nachdem sie zuletzt immer wieder einen wesentlichen Teil ihrer Artikel von anderen Publikationen oder von sich selbst (Prinzip: eine alte aufgewärmte Suppe ist auch eine Suppe) abgeschrieben hat, oder Reporter aus Stadien „berichten“ liess, obwohl sie gar nicht vor Ort waren.

Der Umsatz hat sich 2016 trotz eines halben Jahres Challenge League im Vergleich zum vollen Super League-Jahr 2015 um beinahe eine Million auf CHF 23,3 Mio erhöht. Es resultiert ein Gewinn vor Abschreibungen von CHF 0,7 Mio und der Verlust nach Abschreibungen hat sich im Vergleich mit 2015 um annähernd zwei Millionen auf CHF 1,6 Mio reduziert! Noch eindrücklicher ist, dass dieses Ergebnis zustandekam, obwohl die nicht direkt mit dem Spielbetrieb in Zusammenhang stehenden Transfereinnahmen im Vergleich zu 2015 um CHF 2,6 Mio auf CHF 5,2 Mio gesunken sind. Mit anderen Worten: wären die Transfereinnahmen stabil geblieben, hätte sogar ein Gewinn nach Abschreibungen von CHF 1 Mio resultiert! Den Unterschied machte Nico Elvedi aus. Nimmt man dessen Transfer zu Borussia Mönchengladbach aus der Gleichung raus, dann wären die Transfereinnahmen 2015 (Chikhaoui, Oberlin, Francisco Rodriguez, Rikan,…) tiefer als 2016 (Grgic, Janjicic, Bua, Gavranovic, Christian Schneuwly, Dominguez,…) gewesen.

Für das Jahr 2016 gilt, dass finanziell der positive Europa League-Effekt grösser war als der negative Challenge League-Effekt. Trotz substantiellen Preissenkungen stiegen die Matcheinnahmen um eine halbe Million auf CHF 5,9 Mio. Dazu kamen EUR 3,3 Mio Teilnahme- und Punkteprämien der UEFA. Der FCZ konnte es sich sogar leisten, die Personalkosten für die rund 130 Mitarbeiter um eine Million auf CHF 15,2 Mio zu steigern. Eine Kapitalerhöhung war wie erwähnt nicht notwendig, da die Eigenkapitalquote immer noch rund 50% beträgt. Vor Jahresfrist war das Eigenkapitalpolster  aufgrund der Verluste in den Super League-Jahren weitgehend aufgebraucht gewesen, so dass die Aktionäre mit der Familie Canepa an der Spitze dieses um CHF 4 Mio erhöhen mussten. Zwar werden für die kommende Rechnung 2017 mit dem zweiten Challenge League-Halbjahr die Europa League-Einnahmen wegfallen. Dies wird aber zum grössten Teil kompensiert, falls die Transfereinnahmen wieder auf das Niveau des Vergleichsjahres 2015 gebracht werden können. Eine Kapitalerhöhung dürfte, wenn sich keine andere wichtige Grösse ändert, also auch dann nicht vonnöten sein. Zumal zusätzlich die TV-Erträge nicht nur ligabedingt, sondern auch vertragsbedingt stark zunehmen.

Vorschau Nachholspiel Aarau – FCZ

Trainer Uli Forte erwartet in Aarau beim Wiederholungsspiel wegen dem prognostizierten Regen ein tiefes Terrain – und Aarau-Captain Sandro Burki zurück in der Startformation. Ohne den ehemaligen FCZ-ler hat das Team des Zürcher Trainers Marco Schällibaum in sieben Partien sechs Mal verloren. Bei der 2:3-Auswärtsniederlage zuletzt in Winterthur zeigte Aarau aber aufsteigende Tendenz und Burki wurde während der 2. Halbzeit eingewechselt. Mit Burki beim FCZ zusammengespielt hat vor 15 Jahren Alain Nef. Dieser kehrt nach seiner Sperre in die Mannschaft zurück. Burim Kukeli wird als „fraglich“ gemeldet.

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FCZ-Trainer Forte ist sich sicher, dass Aarau in dieser Rückrunde, in der es keine wesentlichen Ziele mehr zu erreichen gibt, unbedingt zum ersten Mal in dieser Saison den FCZ schlagen will. Dass die Liga auf Wiederholungsspiel entschieden hat, findet Forte richtig. Er habe auch nicht den ersten Medienmeldungen nach dem Abbruch geglaubt, die von einer Forfaitniederlage sprachen. Mit einem Sieg in Aarau könnte der FCZ trotz mässigem Start im Neuen Jahr in der Rückrundentabelle mit gleich viel Punkten aber der besseren Tordifferenz an Xamax vorbei auf den 1. Platz springen. Dies ist für Forte aber ein „Nebenschauplatz“. Um was es geht, ist ein guter Auftritt auf dem schwierigen Terrain des Brügglifeldes.

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Drama, Drama, Drama – bis der Vorhang fällt (Le Mont-Serie, Teil 6)

Der Klub hat genug: Rückzug, Neuanfang in einer tieferen Liga. Der Abstiegskampf ist damit entschieden. Die Rede ist vom FC Seefeld, der die Ostgruppe der 1.Liga freiwillig verlässt. Und weil Locarno bereits deutlich abgeschlagen ist, sind damit die im Abstiegskampf befindlichen Winterthur II, Seuzach, Balzers und Thalwil vorzeitig so gut wie gerettet. Deutlich mehr Schlagzeilen machte zuletzt aber der vergleichbare Fall in der Challenge League: der angekündigte freiwillige Rückzug von Serge Duperret mit seinem FC Le Mont nach insgesamt vier Jahren im Unterhaus des Schweizer Profifussballs.

Der umtriebige Gemüsehändler hat den Dorfklub von der 3. Liga aus gleich zwei Mal in die Challenge League geführt, und sich auf dem Weg dazu als einer der vielen unterklassigen Cupschrecks von YB profiliert. Zuerst als Trainer, dann „nur“ noch als Präsident. Noch hat Duperret bis morgen Donnerstag Zeit, doch noch Rekurs gegen den erstinstanzlichen Lizenzentzug einzureichen. Diese Information ist deshalb relevant, weil Duperret in der Vergangenheit in schöner Regelmässigkeit in den Medien angekündigt oder angedroht hat, seine Mannschaft aus dem Ligabetrieb zurückzuziehen – und dann doch weiter machte. Zuletzt war dies vor einigen Wochen der Fall gewesen, als er über die Medien Druck auf den Gemeinderat von Le Mont ausübte, um die Mitfinanzierung der Stadionmiete und Sicherheitskosten der kommenden Challenge League-Saison auf der Lausanner Pontaise durch die Kommune zu erwirken. Und noch im März hatte Duperret öffentlich von einer möglichen Kooperation mit Lausanne-Sport gesprochen. Dies obwohl er sich schon vor längerer Zeit mit dem Lokalrivalen verkracht hatte, und Lausanne eher eine Zusammenarbeit mit Nyon, Yverdon oder Vevey ins Auge fasst.

Woher kam nun diese erneute emotionale Trotzreaktion des Le Mont-Präsidenten, nachdem er die Resultate der Lizenzkommission erfahren hatte? Dass der FC Le Mont die Lizenz wie üblich auch diesmal nicht in Erster Instanz erhalten wird, war für Duperret alles le-mont-logo-verschwommenandere als eine Überraschung, wie er in einem Interview mit „24 heures“ noch am Freitag freimütig einräumte: „Wir haben die Lizenz noch nie in Erster Instanz erhalten. Die Liga wird uns wohl sagen, dass wir das Budget von 1,9 auf 1,5 Millionen Franken reduzieren müssen (weil das in Erster Instanz angegebene Budget von Le Mont nicht garantiert werden kann: die Red.).“

Diese Aussagen mussten den neutralen Beobachter schon etwas überraschen. Hat doch Le Mont auf die aktuelle Saison hin den Vollprofibetrieb eingeführt, erstmals ein Wintertrainingslager organisiert – und in der kommenden Saison erhält jeder Challenge League-ist aus dem neuen TV-Vertrag garantiert mehr als eine halbe Million Schweizer Franken. Le Mont würde  also deutlich mehr als bisher von der Liga erhalten. Trotz diesem Geldsegen und der durch die Gemeinde Le Mont gewährten Unterstützung der „Pontaise-Kosten“ reicht es finanziell plötzlich nicht mehr. Dafür kann es nur eine Erklärung geben: offensichtlich wollen Duperret und sein Partner Pascal Roux auf die kommende Saison hin ihre bisherige finanzielle Unterstützung nicht  mehr im gleichen Rahmen leisten.

Wie ernsthaft unter diesen Voraussetzungen die Bemühungen um die Challenge League-Lizenz schlussendlich noch waren, oder ob der bald das Pensionsalter erreichende Duperret tief im Innern eigentlich bereits auf der Suche nach einem Grund für die Verkündigung des freiwilligen Abstieges war, bleibt offen. Auf jeden Fall war der gute Grund am Sonntagabend tatsächlich da – zuerst erlitt Le Mont zu Hause trotz 30 Minuten Überzahlspiel gegen den mit vielen Nachwuchsspielern angetretenen direkten Konkurrenten Wil mit 0:1 eine schmerzhafte Niederlage. Trotz dem administrativen Punktabzug gegen die St.Galler war der Vorsprung Le Monts somit auf zwei Punkte geschrumpft, und ausserdem verzeichnen die Waadtländer die schlechteste Tordifferenz der Liga. Und noch am selben Abend erfuhr Duperret definitiv davon, dass sein Klub die Lizenz in Erster Instanz nicht erhält, Wil hingegen schon. Die Ostschweizer hatten mit einer Parforceleistung innert kürzester Zeit das Budget reduzieren und eine relativ breit gestreute finanzielle Unterstützung für die kommende Saison sichern können.  

Duperret wusste nach dem Lizenzentscheid nun vor allem auch, dass aus der Promotion League Kriens, Rapperswil-Jona und Nyon aufsteigen dürfen. Was dies bedeutete, war klar: im Vergleich zu den letzten Jahren auch in Zweiter Instanz weniger Nachsicht gegenüber Sorgenkindern wie Le Mont von Seiten der Lizenzkommission! Sicherlich nicht ohne Folge für die Entscheidungsfindung blieb natürlich auch die sportliche Entwicklung der Mannschaft in der Rückrunde. Duperret, der immer die höchstmöglichen Ambitionen verfolgt hat, inklusive eines möglichen Super League-Aufstieges, wendet sich in den Westschweizer Medien auch gegen die Spieler und bezeichnet diese als „undankbar“.

sous-ville-farbstift-zeichnungDabei wurde die Negativentwicklung durch seine eigenen Personalentscheide in der Winterpause wesentlich beeinflusst. Das Prunkstück des Herbstes war die äusserst solide Dreierabwehr Lucas – Tall – Marque gewesen. François Marque verabschiedete sich im Winter aber ins Sultanat Brunei, und spielt nun in der Singapurischen S-League mit dem Ex FCZ-Stürmer Ramazotti. Lucas wurde an den FC Luzern verkauft. Mit der Transfersumme könne er den ganzen Klub einen Monat finanzieren, rechtfertigte Duperret den Abgang des Brasilianers. Dies mag durchaus stimmen – es macht die Aufgabe, den Klassenerhalt zu bewerkstelligen, für Trainer Dragani dann aber natürlich deutlich schwieriger. Es braucht in der kompetitiven Challenge League manchmal nur zwei Wechsel, um aus einer Gewinnermannschaft eine Verlierermannschaft zu machen – und umgekehrt.

Le Mont stellte auf Viererabwehr um, und die stattdessen neu geholten Kaja Rogulj (von Luzern) und Cabral (vereinslos) waren, man muss es so klar und deutlich formulieren, klassische „Nieten“. Mit seinem für Challenge League-Verhältnisse katastrophalen Zweikampfverhalten war Rogulj an einem grossen Teil der bisher 23 Rückrundengegentore direkt beteiligt. Cabral fiel auch bei Le Mont von Anfang an durch sein herablassendes Verhalten gegenüber Mitspielern auf, ohne dies auch nur ein klein bisschen durch Leistung kompensieren zu können. Zwei Spiele hintereinander war der Mittelfeldspieler zudem abwesend in Paris wegen eines verstorbenen Onkels.

Fällt der Vorhang am Freitag tatsächlich? Wird Le Mont bis dahin wirklich keinen Rekurs eingereicht haben? Eines ist sicher – ein Abgang von Serge Duperret und seinem FC Le Mont ist nur auf eine Art und Weise vorstellbar – mit viel Drama.

Le Mont-Serie, Teil 1 (Wintervorbereitung, Simonyan und Cabral)

Le Mont-Serie, Teil 2 (Interview mit Artjom Simonyan)

Le Mont-Serie, Teil 3 (Anthony Favre)

Le Mont-Serie, Teil 4 (Bye Bye, Baulmes)

Le Mont-Serie, Teil 5 (François Marque im Dienste seiner Königlichen Hoheit)

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