In Bern war der FCZ gegen einen sehr motivierten Alt-Meister bis zu den Wechseln in der 72. Minute ebenbürtig. In Baku steigerten sich Schlüsselspieler wie Marchesano, Guerrero oder Kryeziu. Eine weitere Leistungssteigerung ist das Ziel im ersten Heimspiel gegen Luzern. Mehrere Spieler (Krasniqi, Kryeziu, Tosin,…) können vor der Partie ihre persönlich guten Erinnerungen an Spiele gegen diesen Gegner visualisieren. Auch wenn das letzte Spiel der Meistersaison im Letzigrund vor einer historischen Rekordkulisse im Duell dieser beiden Klubs mit 2:3 verloren ging.

Kann sich Krasniqi etablieren?

In den ersten beiden Partien der Saison hat der FCZ zwei Mal mit der „Breitenreiterschen“ Manndeckung begonnen und dann während der Partie auf Raumdeckung umgestellt. Die grosse Frage lautet nun: bleibt Franco Foda bei der Manndeckung als Grundprinzip, oder deutet sich ein schrittweiser Übergang zurück zur Raumdeckung an? Eine ähnliche Frage stellt sich bei der Grundformation. Bei der taktischen Analyse der ersten beiden Partien muss dabei aber auch die personelle Situation und der Auftritt der Gegner berücksichtigt werden. So haben sich Veränderungen im Spielverlauf in den jeweiligen 2. Halbzeiten nicht in erster Linie wegen Änderungen der taktischen Formation ergeben, sondern wegen verändertem Energie-Level des Gegners (Qarabag) und einer deutlich stärkeren Ersatzbank (YB). Gegen Luzern herrschen wieder andere Voraussetzungen und es braucht andere Qualitäten. Auch Spieler, die in Baku in der 1. Halbzeit oberflächlich schlecht ausgesehen haben mögen, könnten gegen Luzern wichtig fürs Team sein.

Bledian Krasniqi hatte einen guten Saisonstart. Schon letzte Saison war eine Partie in Luzern das Paradebeispiel dafür, dass der Techniker Krasniqi immer dann offensiv eine gute Leistung bringt, wenn er in der Anfangsphase der Partie über den Kampf ins Spiel kommt. Dies scheint er aktuell zu beherzigen. In Baku war er beim Doppelpass mit Boranijasevic bereits zum zweiten Mal hintereinander an der Entstehung eines Penaltys entscheidend beteiligt. Auf der Achterposition steht Krasniqi in Konkurrenz mit Dzemaili und Selnaes. Er ist aber auch eine Alternative für Marchesano auf der 10er-Position. Eine Entwicklung wie Rieder bei YB oder Jashari bei Luzern ist Krasniqi zuzutrauen.

Wer soll für den FCZ stürmen?

Im Sturm ist zur Zeit alles offen. Rohner ist zuletzt in Baku für seine in der 1. Halbzeit gute Arbeit schlecht belohnt worden. Gnonto startete schlecht in beide Partien, soll sich aber diese Saison als Stammspieler etablieren. Auch Tosin sollte bereit für diesen Schritt sein, ist aber häufig weiterhin als Joker effektiver. Auch der Einsatz von Okita in der Startformation ist nicht undenkbar. Franco Foda könnte versucht sein, die bisherige kleine „Torflaute“ der Zürcher Stürmer mit einem neuen Mann zu beheben.

Wer soll heute im Letzigrund gegen Luzern stürmen?

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Luzern: Kein Platz für Schürpf und Ndiayé?

Der noch eine Woche lang 19 Jahre alte Ardon Jashari wird den FC Luzern wohl als Captain aufs Feld führen, nachdem dies letzte Saison häufig der nicht viel ältere Marco Burch getan hatte. Der eigentliche Captain Christian Gentner hatte schon im Verlauf der letzten Saison seinen Stammplatz verloren (ohne den Routinier lief es den Innerschweizern deutlich besser) und diese Entwicklung wird er in der aktuellen Saison kaum noch rückgängig machen können. Im Mittelfeld hatte Luzern diesen Sommer am meisten Abgänge, was für den wiedergenesenen Alabi sowie die Neuzugänge Beloko und Dorn (in der Vergangenheit vorwiegend als Rechtsverteidiger eingesetzt) eine Chance bedeutet.

Samuele Campo hat mit dem Slowaken Jakub Kadak starke Konkurrenz erhalten. Weil Kadak aber erst vor einer Woche zum Team stiess und vielleicht auch etwas weil Campo gegen den FCZ oft seine besten Spiele macht, wird Kadak wohl erstmal auf der Reservebank beginnen. Challenge League-Topskorer Joaquin Ardaiz hat im letzten Vorbereitungsspiel gegen Genoa getroffen und wird wohl im Letzigrund in der Startformation stehen. Knifflige Fälle für Trainer Mario Frick sind Publikumsliebling Pascal Schürpf und Ibrahima Ndiayé. Sie sind beide etwas Opfer der Systemänderung im letzten Winter. Beide können sich auf der offensiven Flügelposition am besten entfalten, die es aktuell beim FC Luzern nicht mehr gibt – ausser es wird ausnahmsweise wie in der 36. Runde der letzten Saison im Letzigrund auf das alte 4-2-3-1 zurückgegriffen.

Auch das Corporate Identity-Gefährt mit den Ligasponsoren wird nach der Sommerpause heute im Letzigrund wieder aus der Ecke geholt.

Talabidi, Wetz, Okoh – Physis und Talent für die Hinterreihe

Mehr Qualität als defensiver Leistungsträger würde hingegen der eine oder andere im Ausland engagierte Schweizer Spieler mitbringen. An erster Stelle sollte diesbezüglich das grosse Schweizer Talent Bryan Okoh (18) genannt werden, von dem erwartet werden kann, dass ihn Salzburg kommende Saison ausleihen möchte – warum nicht zum FCZ, statt wie Adamu letzte Saison nach St. Gallen? Der ehemalige FCZ-Junior Martin Angha (27) hat sich bei Fortuna Sittard in der abgelaufenen Saison gut entwickelt und ist erstmals in seiner Karriere zu einem echten Leistungsträger gereift. Allerdings wird ihn genau dies wohl einen Wechsel ausschliessen lassen, jetzt wo er sich endlich mal richtig etablieren konnte – zumal sein Vertrag erst im März um ein weiteres Jahr verlängert worden ist. Auch Allrounder Simone Grippo (32) schaut auf eine persönlich gute Saison bei Real Oviedo in der LaLiga2 zurück und wäre in seiner aktuellen Verfassung in der Lage, bei einem Super League-Klub eine defensive Führungsrolle einzunehmen. Der Zeitpunkt für eine Rückkehr in die höchste Schweizer Liga wäre auch ideal. Gaetano Berardi (32, Leeds United) ist eher der Typ erfahrener Ergänzungsspieler und möchte wahrscheinlich noch nicht aus England wegziehen. Und dann wäre da mit Michael Lang (30) noch ein Mann mit Vergangenheit beim Stadtrivalen, der in der Bundesliga noch ein Jahr Vertrag hat, aber dort schon länger aussen vor ist.

Auf der Rechten Seite braucht der FCZ unbedingt einen Backup und/oder physisch stärkere Ergänzung zu Fabian Rohner und hier gibt es aus der Challenge League durchaus interessante Kandidaten. An erster Stelle der in der abgelaufenen Saison beim FC Wil seit November unter anderem krankheitsbedingt kaum noch eingesetzte Malik Talabidi (19). Der deutsche U20-Nationalspieler hat mit seiner Kombination aus Schnelligkeit, Physis und Technik die Voraussetzungen, nächste Saison zu „explodieren“ – und zwar auch auf Super League-Niveau. Ihn erst in einigen Monaten in Betracht zu ziehen, könnte zu spät sein. Ebenfalls ein guter Kandidat wäre mit seinen physischen und technischen Qualitäten Noël Wetz (20) vom FC Thun. Der Schweizer U20-Nationalspieler (Spielertyp: Michael Lang) ist gelernter Innenverteidiger, hat sich aber im Profibereich rechts etabliert und schlägt ansprechende Flanken. Ein Flankenspezialist ist Pius Dorn (24), der 20/21 zu den besten und konstantesten Akteuren beim FC Vaduz gehörte: ein solider Rechter Aussenläufer / Aussenverteidiger für die Super League.

Kandidaten für die linke Seite wie üblich schwieriger zu finden

Nikola Boranijasevic (29, Lausanne), lebt stark von seinem Laufpensum und seinen Sprints, die er aber mit zunehmendem Alter nicht mehr so konstant wie zuletzt auf den Platz wird bringen können – und unter anderem deshalb möglicherweise seinen Vertrag in Lausanne nicht verlängert erhält. Nach Anfangsschwierigkeiten hat sich der von Stade Olympique Choletais gekommene Moussa Diallo (24) bei Servette in kurzer Zeit auf Super League-Niveau verbessert. Allerdings ist die Verfügbarkeit von Diallo für einen Klub wie den FCZ im Gegensatz zu einem Boranijasevic ziemlich unwahrscheinlich – zumal das auch finanziell ganz ordentlich aufgestellte Servette wohl nicht mehr lange auf den unter akutem Leistungsabbau leidenden Captain Anthony Sauthier setzen wird. Ebenfalls ein Super League-Kandidat ist Schaffhausens Jetmir Krasniqi (26), dem allerdings neben seiner Dynamik und guten Vorlagen in die gefährliche Zone etwas die benötigten Defensivqualitäten abgehen.

Auch auf der linken Seite benötigt der FCZ unbedingt eine bessere Alternative zu Fidan Aliti als Tobias Schättin. Zwei der drei passendsten Kandidaten aus den Schweizer Ligen stammen aus dem YB-Nachwuchs: Linus Obexer (23) von Absteiger Vaduz bringt seit mehr als drei Jahren eine hohe Konstanz in der Super League und Challenge League auf den Platz und ist trotz seinem Fokus auf Offensive auch defensiv kein schlechter Mann. Der schnelle Pascal Schüpbach (21) ist die noch talentiertere Variante, die allerdings nach seiner verletzungsgeplagten Leihsaison in Winterthur noch einen langfristigen Vertrag (2024) in Bern besitzt und in ein bis zwei Jahren durchaus Chancen auf den Durchbruch im gelb-schwarzen Trikot mitbringt. Der dritte im Bunde ist Dylan Tavares (24) von Stade Lausanne-Ouchy – technisch mit gewissen Defiziten im Vergleich zu den ersten beiden Kandidaten, dafür physisch stärker und in einem zweikampforientierten Vertikalspiel à la St. Gallen wohl der passendere Mann.

Flügel: die komplizierteste Position für die Kaderplanung

Die Flügelposition ist wohl die komplizierteste für die Kaderplanung, wenn eine Mannschaft nicht mit einer konstanten taktischen Formation spielt. Wie für jede andere Position braucht es für eine gute Besetzung natürlich Spieler mit ganz spezifischen Qualitäten. Die meisten echten Super League-Flügelspieler können auf keiner anderen Position das gleiche Niveau erreichen. In mehreren taktischen Formationen existiert die Flügelposition aber gar nicht. Gleichzeitig: falls man (unter anderem) taktische Formationen mit Flügeln benutzt, dann muss man diese Position personell in der Regel etwas mehr als „doppelt“ besetzen, da aufgrund der besonderen Wichtigkeit der Frische auf dieser Position besonders viele Wechsel während und zwischen den Spielen vorgenommen werden.

Aus dem aktuellen Kader des FCZ haben Wilfried Gnonto (17), Assan Ceesay (27) und Henri Koide (20) ihre Stärken auf dem Flügel. Salim Khelifi (27) hat sich nicht für eine weitere Saison empfehlen können (hat aber noch Vertrag). Und sein Kollege Benjamin Kololli (29) hat der Mannschaft in seiner FCZ-Zeit als einer der Führungsspieler mehr geschadet als genützt. Aiyegun Tosin (22) und Marco Schönbächler (31) wiederum spielen im Offensivzentrum besser, als auf der Seite. Valable und gleichzeitig realistische Kandidaten für diese Positionen aus den Schweizer Ligen sind eher rar gesät. Nicht unmöglich, aber eher unwahrscheinlich wäre nach unserer Einschätzung eine Leihe mit Kaufoption des dynamischen Thurgauers Julian Von Moos (20) gewesen, der aufgrund der grossen Sturmkonkurrenz und dementsprechend wenig Spielzeit am Rheinknie in seiner Entwicklung stagniert hat. Mittlerweile hat dieser „nach Redaktionsschluss“ dieses Textes zu Vitesse Arnhem gewechselt – mit Kaufoption!

Fehlende Spielzeit müsste eigentlich auch YB’s Marvin Spielmann (25) zu einem Wechsel bewegen. Neben seinen Verletzungen ist vor allem Spielmanns Problem, dass seine Qualitäten nicht zu YB’s Spielweise passen. Zu einem wie in der abgelaufenen Saison vorwiegend Konterfussball und Pressing praktizierenden FCZ würde der Oltner hingegen sehr gut passen. Sein Vertrag bei YB dauert allerdings noch volle zwei Jahre, was eine Anstellung zu einem tieferen Lohn schwierig zu bewerkstelligen macht. Sicherlich eine potentielle Verstärkung wäre der in der Rückrunde von Juve an Sion ausgeliehene Brasilianer Wesley (21), welcher aktuell an einer Adduktorenverletzung laboriert. Auf der linken Seite könnte man je nach Kontellation auch beim von Fiorentina zu Lausanne verliehenen Rafik Zekhnini (23) versuchen, dessen Leihe nach Zürich „umzuleiten“ – noch interessanter wäre auf rechts Lubomir Tupta (23. Sion), der schon in der U21 EM-Qualifikation gegen die Schweiz aufgefallen ist. Von Challenge League-Absteiger Chiasso sind sicherlich der dynamische Sebastian Malinowski (22) und der wirblige Techniker Sofian Bahloul (21) ins Auge zu fassen. Bei beiden Linksfüssern aus dem „Riva IV“ gibt es allerdings wesentliche Vorbehalte bezüglich ihrer Defensivqualitäten, und ob sie dem FCZ unter dem Strich wirklich mehr bringen könnten als ein Salim Khelifi.

FCZ Kaderplanung 21/22, Teil 1 – Trainer und Spielidee

FCZ Kaderplanung 21/22, Teil 2 – das Abwehrzentrum