Tosin und Gnonto treffen / Linfield – FCZ in der Züri Live-Analyse

Der FCZ hat in der Anfangsphase dieser Saison darunter gelitten, dass mit Tosin und Gnonto die beiden Stürmer, auf die man aktuell am meisten setzt, das Tor nicht getroffen haben. Dies trotz zahlreicher Einschussmöglichkeiten. Die Bürde war den beiden, speziell dem 18-jährigen Gnonto, auch anzumerken. In der 1. Halbzeit in Belfast verwarf der Italienische Nationalspieler immer wieder die Hände und verzog verzweifelt das Gesicht. Ganz anders nach seinem schönen Treffer in der 64. Minute: plötzlich gelang ihm wieder fast alles – Ballan- und mitnahmen in hohem Tempo, Dribblings, präzise Zuspiele. Die Leichtigkeit des Stürmerseins war in den zwanzig Minuten bis zu seiner Auswechslung wieder zurück.

Abwärtstendenz seit Champions League-Ausscheiden

Davor hatte der FCZ erfolgreich vermieden, den Fehler des Norwegischen Meisters Bodö/Glimt zu wiederholen, der sich im Windsor Park zu sicher gefühlt hatte und letztendlich nach einem Ballverlust im eigenen Platzdrittel mit einer 0:1-Niederlage nach Hause flog. Wirklich sattelfest wirkte man trotzdem nicht, aber es war in den wenigen heiklen Szenen letztendlich immer noch ein Zürcher da, der ein Bein dazwischen hielt oder den Gegner entscheidend beim Abschluss bedrängte. Und bei den beiden eigenen Toren profitierte man von Fehleinschätzungen in der Defensivzentrale Linfields. Bei Tosins 1:0 reklamierte Shields so lange (wohl zu Unrecht) Offside, bis der nigerianische Stürmer an ihm vorbei war. Und beim 2:0 unterschätzte Hall den von Condé mit viel Gefühl auf Gnonto gezirkelten Ball hinter die Abwehr.

Beim 2:0 schlug der FCZ auch Kapital daraus, dass Linfield mit dem taktischen Wechsel des Stadtclubs auf ein 3-4-3 nicht zurecht kam. Zu Beginn der Partie hatte der FCZ seinerseits Probleme mit seinem eigenen Pressing, so dass Trainer Foda erst Gnonto und dann Marchesano einen Zettel mit Anweisungen auf den Weg gab, was dann aber ebenfalls nicht wirklich fruchtete. In Ballbesitz bewegten sich die offensiven Flügel des FCZ häufig in zentrale Positionen, so dass Linfield stark zurückgedrängt wurde und die Gäste aus Zürich ruhig und unbedrängt im Mittelfeld das Aufbauspiel aufziehen konnten. Unter dem Strich war es aber speziell auch wegen der unterdurchschnittlichen Defensivleistung der zweitschlechteste FCZ-Auftritt der Saison nach dem 0:4 zum Auftakt in Bern. Seit dem Ausscheiden aus der Champions League-Qualifikation, die für einige Akteure sicherlich ein grosses Ziel war, ist eine Abwärtstendenz erkennbar. Es ist wichtig, dass sich die Mannschaft mental wieder fängt.

Marc Hornschuh: Mister Zuverlässig

Trainer Foda scheint bei seinen Wechselentscheiden als eines der wichtigsten Kriterien auf die Leistung im Spiel zu schauen – und daher zumindest teilweise eher „auszuwechseln“ als „einzuwechseln“. So kamen die in Belfast unter dem Strich eher enttäuschenden Selnaes und Okita als Erste vom Platz. Boranijasevic gelang ausnahmsweise offensiv wenig und agierte dafür defensiv sehr solide – tendenziell umgekehrt als sonst. Aliti hatte lange Mühe, ins Spiel zu kommen, blühte dann aber auf, als er ab der 62. Minute offensiver auf der Aussenläuferposition eingesetzt wurde, und verstand sich speziell gut mit Gnonto. Davor war die linke Seite mit Aliti / Okita eher ein Schwachpunkt im 4-4-2 gewesen. MVP ist diesmal Marc Hornschuh. Gegen Gegner wie YB oder Qarabag stiess der Dortmunder zuletzt an seine Grenzen. Aber als Einwechselspieler gegen einen mittelprächtigen Gegner einen Vorsprung zu verteidigen: diese Rolle erfüllt er jedes Mal mit grosser Zuverlässigkeit und Effektivität.



Contract Extension: Marc Hornschuh unter der Lupe

Heute wurde die Vertragsverlängerung Marc Hornschuhs beim FCZ bis Sommer 2023 bekanntgegeben. Was hat die sportliche Führung bewogen, mit dem 31-jährigen deutschen Defensivspezialisten zu verlängern? Dabei spielen sicherlich „Soft-Faktoren“ eine Rolle – hier kommen aber die Hard Facts in Form der persönlichen Züri Live-Statistiken von Hornschuhs bisheriger Saison.

Mit seinen 633 Einsatzminuten ist er Spieler Nr. 18 im Kader der 1. Mannschaft. Er gehört also über die ganze Saison hinweg gesehen „aufs Matchblatt“. In Testspielen hat der gebürtige Dortmunder vergleichsweise viel gespielt und kommt so beinahe auf gleich viele Testspielminuten wie Wettbewerbsminuten. Seine durchschnittliche Einsatzzeit pro Match in Wettbewerbspartien beträgt 25 Minuten.

Ein Tor hat Hornschuh in der Verlängerung beim Ausscheiden im Cup in Yverdon selbst erzielt und war immerhin an 10% aller FCZ-Treffer beteiligt. Seine Abschlusseffizienz beträgt 20%. Wenn Hornschuh an einem Abschluss in der Entstehung beteiligt war, entstand daraus mit überdurchschnittlicher Wahrscheinlichkeit auch ein Tor. Allerdings hat diese Statistik einen Haken: sechs seiner acht Pre-Assists stammen vom 10:0-Sieg in der 1. Runde des Schweizer Cups in Solothurn. 1% der Offensivpunkte und 3% der Defensivpunkte der Mannschaft gehen auf das Konto Hornschuhs. Flanken hat er bisher diese Saison noch keine geschlagen und nur eine Gelbe Karte kassiert.

Ceesay defensiv schon vor zwei Jahren mit Quantensprung / Halbzeitbilanz 21/22, Teil 3

Wie sah die individuelle Defensiv-Performance in der Vorrunde aus? Dafür schauen wir uns die von Züri Live erfassten Defensivpunkte der Spieler an. Diese werden für gute Defensivaktionen vergeben. Pro Aktion können 0,5 bis 2 Defensivpunkte vergeben werden. Am häufigsten werden 0,5 Punkte vergeben, zum Beispiel für die Beteiligung an einer Balleroberung durch gute Zustellung eines Passweges. 2 Punkte kann es beispielsweise geben für Verhinderung einer klaren Tor- oder gefährlichen Konterchance mit einem Spezialeffort. Separat gezählt werden die Negativpunkte und diese werden zur Zeit (noch) nicht in Defensiv- und Offensivszenen unterteilt. Es gibt beispielsweise Spieler, die viele defensive Pluspunkte gesammelt haben, aber unter Berücksichtigung ihrer defensiven Negativpunkte würde die Gesamtbilanz deutlich schlechter aussehen.

Defensivpunkte geben nur die positive Seite der Defensiv-Performance wieder

Ousmane Doumbia zum Beispiel hat durch seine Mentalität und Explosivität immer wieder starke Defensivszenen, gleichzeitig aber auch häufig Mühe mit seinem Positionsspiel. Sein Defensivspiel ist auf Einzelaktionen ausgerichtet. Blerim Dzemaili profitiert in manchen Aktionen von seiner Erfahrung, in vielen anderen begeht er unnötige „Anfängerfehler“, weil er seine Möglichkeiten auf Super League-Niveau im Alter von 35 und nach den letzten Jahren mit wenig Spielen immer noch teilweise überschätzt. Insgesamt hat Ousmane Doumbia klar am meisten Defensivpunkte gesammelt vor den drei Innenverteidigern mit Mirlind Kryeziu an der Spitze. Nikola Boranijasevic liegt in dieser Wertung vor Adrian Guerrero und der aus der vorderen Reihe an der Spitze liegende Antonio Marchesano bestätigt auch in dieser Saison seine Top-Entwicklung in defensiver Hinsicht in den letzten Jahren.

Stephan Seiler ideal auf der 10-er Position

Gemessen an der Einsatzzeit liegt Stephan Seiler klar an der Spitze mit 27,7 Defensivpunkten pro 90 Minuten. Natürlich muss dieser Wert relativiert werden, denn Seiler hat insgesamt nur 12 Minuten gespielt. Das ist erstens nicht eine repräsentative Zeitspanne und zweitens kann von einem Einwechselspieler mit kurzer Einsatzzeit natürlich auch erwartet werden, dass er mehr Energie in die einzelnen Aktionen stecken und deshalb mehr Punkte pro Zeiteinheit sammeln kann. Trotzdem: auch schon letzte Saison war Stephan Seiler in dieser Wertung an der Spitze. Im Frühling ist seine Sportler-RS zu Ende. Seine grösste Stärke sind Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte. Daher und weil er mit Ball vor allem im Kurzpassspiel gut ist, ist die 10-er Position seine Idealposition. Er ist auch der beweglichste Spieler im Kader. Auf dieser könnte er in der Rückrunde beispielsweise als Einwechselspieler bei einer Führung wichtige Impulse bringen. Auch auf einer offensiven Flügelposition kann man sich Seiler bei entsprechender Formation gut vorstellen.

Tosin überzeugt als Einwechselspieler auch defensiv

Hoch ist auch die Anzahl Defensivpunkte pro 90 Minuten bei Aiyegun Tosin und Marc Hornschuh. Tosin hat sich in seinen Einsätzen vor der Winterpause vor allem als Einwechselspieler auch defensiv sehr gut eingeführt. Spielt der Nigerianer von Anfang an, hat er weiterhin lange Phasen, in denen er „abtaucht“. Er lebt von seiner Explosivität in einzelnen Szenen und bringt daher häufig als Einwechselspieler mehr. Hornschuh kam meistens ebenfalls im Verlauf einer Partie rein und sorgte für zusätzliche Stabilität. In der Innenverteidigung hat Lindrit Kamberi den gleichen Wert an Defensivpunkten pro 90 Minuten wie Mirlind Kryeziu. Yanick Brecher liegt klar vor Zivko Kostadinovic – Moritz Leitner hingegen hinter Ante Coric, obwohl der Bayer meist etwas weiter hinten positioniert war. Rodrigo Pollero ist bei den Stürmern an letzter Stelle positioniert. Seine fehlende Antrittsschnelligkeit ist sowohl defensiv wie offensiv ein Manko.

Stürmer mit entscheidendem Defensiv-Beitrag zu nur 0,5 Gegentoren pro Spiel und 18 Punkten in den letzten sechs Partien

Die zentralen Spieler im Mittelfeld und der Verteidigung haben naturgemäss die höchste Anzahl an Defensivpunkten pro 90 Minuten. Am klarsten waren die defensiven Leistungschwankungen in der Vorrunde bei den Zentralen Mittelfeldspielern, die ein wichtiger Faktor für die zwischenzeitliche Baisse gleich nach dem Saisonstart zu sein schienen. Rund um die zweiten Duelle gegen GC und Basel mit jeweils drei Gegentoren hatten diese zusammen mit den Stürmern und hängenden Spitzen noch eine zweite defensive Baisse. Gegen Ende der Vorrunde mit den sechs Siegen in Folge haben sich alle Mannschaftsteile defensiv gesteigert, am meisten die Stürmer. Diese hatten Ende der Vorrunde ihre defensiv klar stärkste Phase.

Kostadinovic kann seine Chance nicht nutzen

Yanick Brecher hatte auf gleicher Höhe mit St. Gallens Zigi und hinter Lausannes Diaw am zweitmeisten Bälle abzuwehren. Er kommt nicht ganz auf die Saving-Quote von Basels Heinz Lindner, hatte aber insgesamt eine gute Vorrunde. Am Anfang und am Ende waren Brechers beste Phasen. Dazwischen gab es vor allem in der 4./5. Runde beim Derby und in St. Gallen auch schlechte Spiele. Zivko Kostadinovic ist grundsätzlich eine solide Nummer 2, aber in der Vorrunde hat er im Cup seine Chance nicht nutzen können. Einerseits wurde er in den drei Partien aus dem Spiel heraus praktisch nie geprüft, andererseits machte er im Penaltyschiessen in Yverdon keine gute Figur.

Innenverteidiger: gemeinsam stark vor der Winterpause

Beim Verteidigertrio Omeragic / Kryeziu / Aliti gab es im Verlauf der Vorrunde unterschiedliche Formkurven, aber in den letzten Partien vor der Winterpause erkämpften sich alle drei gemeinsam relativ viele Defensivpunkte. Lindrit Kamberis Defensivpunkte pro 90 Minuten sprengten nach den ersten Kurzeinsätzen den Rahmen der untenstehenden Grafik, pendelten sich dann aber gegen Ende leicht unter dem Stammtrio ein.

Boranijasevic mit mehr Defensivpunkten als Guerrero

Nikola Boranijasevic lag nach dem 1. Spieltag die ganze Vorrunde hindurch bei der Anzahl Defensivpunkte pro 90 Minuten vor Adrian Guerrero, der am Ende nochmal aufdrehte. Fabian Rohner konnte im Cup bei Yverdon defensiv mit einigen Ballgewinnen und sogar gewonnenen Luftduellen überzeugen. Weil er danach fünf Spiele nicht mehr zum Einsatz kam und der Gleitende Durchschnitt über diese Zeitperiode berechnet wird, fällt seine Kurve danach auf Null, bevor sie mit seinem Kurzeinsatz in Lausanne nochmal leicht ansteigt. Silvan Wallner spielte so wenig, dass er schwer zu beurteilen ist.

Doumbia und Hornschuh als defensives Gewissen

Im Zentrum sammelten Ousmane Doumbia und Marc Hornschuh am meisten Defensivpunkte. Ersterer als Stamm-, der zweite vorwiegend als Einwechselspieler. Rund um den Heimsieg gegen Lugano (1:0) hatte Hornschuh eine defensiv sehr gute Phase. Bledian Krasniqi und Moritz Leitner liegen deutlich dahinter. Blerim Dzemaili konnte sich gegen Ende langsam steigern. Stephan Seiler hatte nur wenig Einsatzzeit, in der er defensiv relativ gesehen viel bewegte.

Marchesano führt vordere Reihe defensiv an

Antonio Marchesano, der das Pressing anführt, wenn er vorne im Sturm spielt, war die ganze Vorrunde durch unter den defensiv besten Forwards beim FCZ. Auch er steigerte sich gegen die Winterpause hin. Tosin führte sich nach seiner Verletzungspause in der Schlussphase auch defensiv stark ein. Die Ausreisser nach oben von Gogia und Pollero in der 16. Runde stammen hingegen von ihren guten Kurzeinsätzen gegen Basel (3:3) in der 12. Runde. Weil gleichzeitig ihre weniger guten Auftritte in der Startformation in Yverdon im Gleitenden Durchschnitt in der 16. Runde aus der Wertung fallen. Kramer (stark) und Gnonto (in kleinen Schritten) steigerten sich defensiv im Laufe ihrer Vorrunde.

Leihe nach Osnabrück liess Ceesay reifen

Über längere Frist seit dem Sommer 2019 gesehen hat sich Antonio Marchesano in Sachen Defensivpunkte pro 90 Minuten kontinuierlich gesteigert. Dasselbe gilt auf tieferem Niveau auch für Blaz Kramer. Tosin hatte in dieser Sparte eher einen rückläufigen Trend, ist jetzt aber vor der Winterpause „explodiert“. Ob er dieses Niveau zu Beginn der Rückrunde weiter halten kann? Auch für Mirlind Kryeziu war die Vorrunde 21/22 seine defensiv klar beste Runde seit Sommer ’19. Assan Ceesays Leistungssprung in Sachen Defensivarbeit fand hingegen bei seiner Leihe nach Osnabrück in der Rückrunde 19/20 statt. Seither hat der Gambier doppelt so viele Defensivpunkte pro 90 Minuten wie vorher. Becir Omeragic hatte vor einem Jahr in der Vorrunde 20/21 leicht bessere Werte als heute. Yanick Brecher erreicht nach einem Abwärtstrend wieder sein Niveau der Rückrunde 19/20.

Halbzeitanalyse, Teil 1 – Erfolgsfaktoren, Folgerungen und Ausblick

Halbzeitanalyse, Teil 2 – Mehr Gegentore auf Konter und Weitschüsse

Wegweisend für die Personalpolitik / Yverdon-Sport – FCZ in der Züri Live-Analyse

Der grösste Misserfolg einer ansonsten starken Vorrunde des FCZ war die Cup-Niederlage in Yverdon. Die Züri Live-Durchschnittsnote ist mit 5,4 die zweittiefste der Vorrunde ex aequo mit dem 2:2 zuhause gegen Servette – und nur um 0,1 besser als dem schlechtesten (wenn auch am Ende sehr glücklichen) Auftritt im ersten Derby. Wie in der 1. Cup-Runde gegen Solothurn setzte Trainer Breitenreiter auf ein 4-3-3 mit offensiver Ausrichtung, und gab Spielern aus der zweiten Reihe eine Chance. Diese konnten sie aber nicht nutzen. In den ersten sieben Minuten startete die ganze Mannschaft schlecht. Die etablierten Spieler konnten sich danach mehr und mehr fangen – im Gegensatz zu denjenigen aus der 2. Reihe (mit Ausnahme von Marc Hornschuh). Der Auftritt im Waadtland war dementsprechend richtungsweisend für die Personalpolitik der restlichen Vorrunde.

Rodrigo Pollero als „Chancentod“

Auch wenn es sich nach dem episch langen Penaltyschiessen so anfühlte, als habe Yverdon auf dem sandigen Platz verdient gewonnen, sammelte bei näherer Betrachtung der FCZ mehr Gründe für ein Weiterkommen. Erstmal: ein klares Chancenplus. Das Expected Goal-Verhältnis war 2,84 : 0,96 zugunsten des FCZ – das Resultat aber 2:2 statt 3:1 nach Verlängerung. Selbst auf 90 Minuten runtergerechnet hatte der FCZ nur gegen Solothurn, Luzern (4:0) und in den beiden Partien gegen Basel mehr Abschlüsse als in Yverdon. Speziell Rodrigo Pollero sündigte mit gleich acht ungenutzten Chancen – klarer FCZ-Saisonrekord. Zum Vergleich: den zweithöchsten Wert an ungenutzten Abschlusschancen hatte Blaz Kramer mit fünf beim 4:0-Heimsieg gegen Luzern. In der letzten Minute der Verlängerung parierte Mirko Salvi den Kopfball Bledian Krasniqis nach hervorragender Balleroberung und Flanke Fabian Rohners von rechts mirakulös.

Einwechselspieler bringen frischen Wind

Neben Krasniqi und Rohner brachten auch Aliti und vor allem Wilfried Gnonto nach ihren Einwechslungen viel Schwung und deutlich mehr Torchancen ins Zürcher Spiel, nachdem der FCZ in der 1. Halbzeit ziemlich schlecht in die Partie gestartet war. Rohner brauchte zwar zu Beginn seines Einsatzes etwas Anlaufzeit, drehte mit Verlauf des Spiels aber vor allem auch defensiv mit vielen Ballgewinnen und sogar gewonnenen Luftduellen immer mehr auf, und verwandelte auch seinen Penalty souverän. Zwar hatte Yverdon vor seinem 1:0-Führungstreffer in der 43. Minute keine Torchance gehabt, aber der FCZ lud den Gegner durch seine zu wenig konkrete Spielweise geradezu zu einer Überraschung ein.

FCZ war nach „Kriens“ gewarnt

In der 1. Cuprunde hatte man in Solothurn davon profitiert, dass der Gegner zu diesem Zeitpunkt noch keine Spielpraxis hatte und kam auch dank einer fokussierten Startphase zur schnellen Vorentscheidung. Die 2. Runde lief gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten der Challenge League, SC Kriens, bereits ziemlich harzig. Das Breitenreiter-Team kam dank einem der vielen direkt verwandelten Freistosstore in der Startphase der Saison und der durch den ehemaligen FCZ-Junior Albion Avdijaj vergebenen Topchance in der 86. Minute weiter.

Uli Forte sehr gut über FCZ-Aufstellung und -Taktik informiert

In Yverdon fiel auf, wie gut Ex FCZ-Trainer Uli Forte sowohl vor der Partie wie auch in der Halbzeitpause über die FCZ-Formation und -Taktik informiert war (beziehungsweise sie vorausgesehen hat). Sowohl zu Beginn der ersten wie der zweiten 45 Minuten war die Yverdon-Formation defensiv exakt auf den FCZ ausgerichtet. Dem Zürcher 4-1-2-3 begegnete Forte mit dem entsprechenden defensiv ausgerichteten Gegensystem, dem 4-2-3-1. Er erwartete den FCZ ganz offensichtlich mit jeweils zwei Spielern auf der Seite, was davor in dieser Saison einzig in Solothurn der Fall gewesen war.

Yverdon heimstark wie der FCZ

Yverdon hatte mit Toptorschütze Koro Koné und dem aus der Meisterschaft mit einer 5 Spiele-Sperre (doppelter Tritt gegen den Kopf von Roberto Alves in Winterthur) belegten Miguel Rodrigues die gewichtigeren Ausfälle zu verkraften, war dafür durch das abgesagte Spiel gegen Stade Lausanne-Ouchy vom Wochenende etwas erholter. Nach dem Amtsantritt von Uli Forte im August hat das Team vom Neuenburgersee die ersten zwei Heimspiele gegen Xamax und Aarau unentschieden gespielt und danach inklusive dem Cup-Spiel gegen den FCZ im Stade Municipal acht Mal in Folge gewonnen.

Malula und Silva eliminieren den FCZ zum zweiten Mal hintereinander

Das Hauptziel des Forte-Teams in der 1. Halbzeit war erstmal die linke FCZ-Seite mit Guerrero und Ceesay aus dem Spiel zu nehmen, was gut gelang. Forte setzt in solchen Fällen immer auf Physis. So stellte er den bulligen Zentralen Mittelfeldspieler Christian Zock an den Rechten Flügel, um die Kreise von Adrian Guerrero zu stören. Den von links häufig zur Mitte ziehenden Ceesay übernahm in der Regel der topmotivierte rechte Innenverteidiger Breston Malula. Der ehemalige YB-Junior hatte genauso wie der Brasilianer Silva bereits vor Jahresfrist mit Chiasso den FCZ aus dem Cup kegeln können. Malula hatte damals kurz vor Schluss mit einem Energieanfall im Mittelfeld gegen Simon Sohm den Freistoss herausgeholt, aus dem dann der entscheidende Handspenalty entstand. Auch Silva (damals allerdings noch nicht im Matchkader) erinnerte sich gut daran und provozierte während dem Penaltyschiessen die zahlreich mitgereisten FCZ-Fans. Von den YB-Leihspielern blieb der spielstarke Eberhard eher blass, Vladi spielte einen entscheidenden Pass in die Tiefe beim 1:0 und vor allem Blum, der gute Perspektiven auf die Super League hat, gelang eine formidable Leistung. Dem Führungstreffer Yverdons kurz vor der Pause ging einer von mehreren unnötigen Ballverlusten Gogias voraus, den das Heimteam zu einem erfolgreichen Konter nutzte bei welchem Kryeziu Nebenmann Guerreros Chancen den Torschützen Beleck noch einzuholen überschätzte, und deshalb falsch stand.

Andy Gogia nutzt seine Freiheiten nicht

U17-Weltmeister Sead Hajrovic hatte im ersten Durchgang Rodrigo Pollero weitgehend im Griff. Rechtsverteidiger Lewin Blum agierte vorwiegend als Feuerwehrmann. Das Thema Feuerwehrmann war ein weiterer wichtiger Baustein für Yverdons Erfolg. Blum, Malula, Ninte und Co. blockten enorm viele Zürcher Abschlüsse – mehrmals in höchster Not. Ausserdem machte die rechte Zürcher Seite, vor allem Andy Gogia, viel zu wenig aus den gewährten Freiheiten in den ersten 45 Minuten. Da Yverdon unter anderem mit einer leicht nach rechts verschobenen Viererkette sehr viel in die Blockade der linken Zürcher Angriffsseite investierte, hatte Zürich über rechts Platz und auch häufig den Ball. Mehrmals konnte der Deutsche Zuspiele aber nicht stoppen, wartete am Ball wahlweise zu lange oder zu kurz und ging im Spiel ohne Ball naiv ins Pressing und in die Zweikämpfe. Von den fünf Partien, in welchen Gogia in dieser Vorrunde in der Startformation stand, erhielt er von Züri Live vier Mal eine ungenügende Note.

Ante Coric zu passiv und unkonzentriert

Der viel zu passive und unkonzentrierte Ante Coric war ein weiterer Akteur, der sich mit einem ungenügenden Auftritt im Stade Municipal einen Ausbau seiner Einsatzzeiten im Verlauf der Vorrunde verbaute. Schon in den ersten Minuten unterliefen ihm zwei schwerwiegende Fehlpässe und er liess nach einem Hajrovic-Fehler alleine vor Salvi eine Topchance leichtfertig liegen. In der 2. Halbzeit regte sich Trainer Breitenreiter an der Seitenlinie lautstark über Coric auf, als dieser den richtigen Zeitpunkt verpasste, im Hohen Pressing Torhüter Salvi zu attackieren.

Kostadinovic schien fürs Penaltyschiessen nicht parat

Torhüter Zivko Kostadinovic vermochte sich ebenfalls nicht zu profilieren. In der regulären Spielzeit kriegte der Waadtländer kaum etwas zu tun und musste in der 92. Minute erstmals eingreifen. In der Verlängerung war sein Positionsspiel mehrmals ungenügend (ähnlich wie manchmal beim Nummer 1-Torhüter Brecher). Vor allem aber wiegt in seinem Fall das Penaltyschiessen schwer. Der 29-jährige hat vor und während dem Spiel die Gegenspieler ganz offensichtlich in ihrem Passspiel und Abschlussverhalten nicht gut studiert – sonst hätte er die richtige Ecke deutlich häufiger geahnt. Mit zunehmender Dauer des Penaltyschiessens wurde Kostadinovic immer verzweifelter und machte es dem gegnerischen Schützen mit zu frühem Bewegen in fast immer die gleiche Ecke zu einfach. So konnte selbst Gegenpart Mirko Salvi seinen schlecht gechossenen Penalty im Netz zappeln sehen. Der aus Yverdon stammende Salvi spielte in seiner bisher besten Karrierephase in Lugano, wo er im Cupfinal 2016 gegen den FCZ im Letzigrund den entscheidenden Fehler beging und einen Ball vor die Füsse von Torschütze Sangoné Sarr fallen liess.

Pollero, Krasniqi und Doumbia im Fokus

Antonio Marchesano und Rodrigo Pollero vergaben ihre jeweils ersten Penaltys deutlich. Davor hatte sich Pollero in der Luft nie durchsetzen können, war im Antritt immer langsamer als seine Gegenspieler und antizipierte darüber hinaus viele Situationen zu spät. Immerhin legte er beim 1:1-Ausgleich nach Idealzuspiel Kryezius gut mit der Brust für Gnonto auf. Bledian Krasniqi, welcher beim fünften Penalty Nerven aus Stahl bewiesen hatte und souverän verwandelte, verschoss seinen zweiten. Kurz vor diesem hatte die hinter dem Tor postierte Zürcher Kurve, die zuvor angespannt das Shootout mitverfolgt hatte, plötzlich zu singen und zu hüpfen begonnen. Krasniqi wurde vor diesem zweiten Schuss sichtlich aufgeregter, als vor dem ersten, und befasste sich damit, Dreck zwischen den Stollen wegzuwischen. Bezeichnenderweise traf nach diesem Fehlschuss auf Yverdon-Seite Ninte mit seinem zweiten Penalty, nachdem sein erster der einzige der 22 Schüsse in diesem Elfmeterschiessen gewesen war, der von einem der beiden Torhüter gehalten werden konnte. Ousmane Doumbia ist Yverdon bis heute dankbar, dass er nach dem Abgang bei Servette ein paar Monate in der Promotion League unter Trainer Anthony Braizat Spielpraxis erhalten konnte. Der Ivorer begann das Cup-Spiel bei seinem Ex-Klub stark, baute dann aber mit zunehmender Spieldauer ab und kam bis zur 100. Minute gar auf eine ungenügende Note.

Guerrero profitiert von Yverdons taktischer Umstellung zur Pause

Situativ positionierte sich der FCZ zwar schon in der 1. Halbzeit zwischendurch im Spielaufbau im üblichen 3-4-1-2 mit Marchesano als Aufbauer auf der rechten Innenverteidigerposition. Auf die 2. Halbzeit hin wechselte man dann definitiv wieder auf diese Formation. Yverdon hatte dies wie erwähnt schon antizipiert und lief nun dementsprechend in einem 3-3-2-2 auf. Ninte kam für Eberhard rein und Zock wechselte auf die zweite Achterposition neben Kabacalman. Vladi bildete mit Beleck ein Sturmduo. Das physische Element verlagerte sich mit Ninte und Zock nun stärker auf die linke Yverdon-Seite. Der in der 1. Halbzeit noch relativ blass gebliebene Adrian Guerrero blühte daher nach der Pause auf – Boranijasevics Leistungskurve verlief dementsprechend umgekehrt.

Dudic verwehrt dem FCZ zwei Penaltys

Letztendlich hatte neben all den anderen Faktoren auch die Spielleitung Einfluss auf den Ausgang der Partie. Yverdons Fouls von hinten wurden durch Ref Dudic lange Zeit etwas zu wenig strikt geahndet. Von drei heiklen Szenen im Yverdon-Strafraum hätte zudem zwei Mal auf Penalty für den FCZ entschieden werden müssen. In der 69. Minute, als Silva am nahen Pfosten den nach einem Guerrero-Corner aufsetzenden Ball mit dem Oberarm nicht nur berührte, sondern regelrecht spielte – und in der 99: Minute, als Malula Guerrero zu Fall brachte.

Telegramm

Yverdon- Sport – FCZ 2:2 (1:0, 1:1, 2:2), 11:10 i.P.
Tore: 43. Beleck (Vladi) 1:0; 71. Gnonto (Pollero) 1:1; 94. Beleck (Ninte) 2:1, 104. Hornschuh (Gnonto) 2:2.
Yverdon – Salvi; Blum, Malula, Hajrovic, Gétaz (101. Jaquenoud); Silva, Eberhard (46. Ninte); Zock (101. Fargues), Kabacalman (79. Lusuena), Vladi (79. Eleouet); Beleck.
FCZ – Kostadinovic; Boranijasevic (67. Rohner), Hornschuh, Kryeziu, Guerrero; Doumbia (100. Krasniqi); Marchesano, Coric (67. Leitner); Gogia (46. Aliti), Pollero, Ceesay (46. Gnonto).


Richtige Taktik, schlechter organisierter Gegner, Steigerungspotential bei Débutanten: Lugano – FCZ in der Analyse

Spiel und Taktik

Dem FCZ gelingt zum Saisonauftakt gegen den FC Lugano der vierte Sieg ohne Gegentor in Folge gegen diesen Gegner! Zu Beginn spielten beide Teams relativ viele hohe Bälle. Nach gewissen statistischen Quellen hatte das Letzigrund-Team im Cornaredo mit 28% den tiefsten Ballbesitzwert aller Wettbewerbsspiele der letzten sechs Jahre. Nach den Testspielen konnte bereits vermutet werden, dass der FCZ zum Meisterschaftsstart im Vergleich zur Rizzo-Ära die defensive Absicherung noch mehr verstärken wird, und dies wurde auch getan. In der Regel wartete der FCZ mit einer Fünferabwehrreihe auf die Angriffe der Tessiner. Zudem wurde in vielen Situationen der ballführende Luganesi nicht direkt angegriffen, sondern effektiv darauf fokussiert, die Passwege zuzustellen. Die taktische Formation spiegelte das 3-1-4-2 der Tessiner. Selbst die Stürmer Ceesay und Kramer waren angehalten, bei vorpreschenden Lugano-Innenverteidigern wie beispielsweise Ziegler, diesen bis ganz nach hinten zu folgen. Diese Disziplin braucht es, um mit diesem FCZ-Team einen gewissen Erfolg zu haben. Die Ausrichtung war richtig und zahlte sich aus. Vor allem, weil noch direkter und konsequenter umgeschaltet wurde.

„Schnelles Konterspiel noch konsequenter umgesetzt“ – Lugano-FCZ Kommentare

Das kongeniale Duo Marchesano / Ceesay konnte auf diese Art und Weise ihre Stärken voll ausspielen. MVP Marchesano war omnipräsent und Ceesay bereitete mit zwei unwiderstehlichen Aktionen beide Tore vor. Die zwei waren die Offensivwaffe der Zürcher und die einzigen Akteure, die in der Züri Live-Wertung mehr Offensiv- als Defensivpunkte sammelten. Der FC Zürich spielte so zielstrebig Richtung Tor, dass man in der ganzen Partie zu keinem einzigen Eckball kam (kaum Spiel über die Seiten in der Zone 3). Erst in der Schlussphase wurde Lugano durch die Einwechslung von Covilo, Ba, Guidotti oder Monzialo bei einigen seiner vielen Eckbälle (11:0) dann auch gefährlicher. Bei klassischen hohen Bällen in den Strafraum aus dem Spiel heraus köpften aber Mirlind Kryeziu und der in seiner Kopfballtechnik ganz offensichtlich über den Sommer verbesserte Blaz Kramer praktisch alles weg. Nach Expected Goals war die Partie im Cornaredo ausgeglichen – aber Lugano scheiterte im Abschluss – vor allem im Falle von Mattia Bottani, dessen scharfen Weitschuss in der 78. Minute Yanick Brecher mit den Fingern noch an den Pfosten lenkte.

Der Gegner

Lugano lief wie schon beim 2:2-Test gegen den Italienischen Meister Inter mit dem 18-jährigen Eigengewächs Nikolas Muci im Sturm auf, der zusammen mit Mattia Bottani in der Ersten Halbzeit ein einheimisches Sturmduo bildete. In der Dreierabwehr feierte zudem der aus dem YB-Nachwuchs stammende Kreshnik Hajrizi sein Super League-Début mit dem einen oder anderen Fehler, unter anderem seinem Tackling, das zum Penalty führte. Das Team des neuen Brasilianischen Trainers Abel Braga zeigte Spielwitz, war nominell aber zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich etwas weniger stark einzustufen, als noch letzte Saison. Vor allem defensiv stimmte die Organisation nicht wie üblich. Das fing schon vorne und im Mittelfeld an, wo Lugano kein richtiger Zugriff auf die ballführenden Zürcher gelang – die Bianconeri schienen immer einen Mann zu wenig zur Verfügung zu haben, obwohl sie auch mit 11 Mann spielten. Zur Halbzeitpause kam Asumah Abubakar rein und mit ihm wurde im Spiel nach vorne flacher und mit deutlich mehr Positionswechseln gespielt. Der FCZ wirkte nicht mehr so souverän, wie noch in der 1. Halbzeit, brachte aber den Vorsprung auch mit etwas Glück über die Runden.

Die Débutanten

Adrian Guerrero gab in seinem ersten Wettbewerbseinsatz für den FCZ ein hervorragendes Début. Äusserst präzise nach vorne und ohne Ball mit einer sehr hohen Aufmerksamkeit und defensivem Spielverständnis bei gegnerischem Spielaufbau, Umschaltspiel und auch bei Standards, wie man es in dieser Form in den letzten Jahren von Spielern im FCZ-Dress nicht mehr gewohnt war – typisch „Spanische Schule“ im besten Sinn.

Bledian Krasniqi hat zwar schon beinahe 100 Partien im Männerfussball in den Beinen, kam im Cornaredo aber trotzdem zu seinem Super League-Début – und musste Lehrgeld bezahlen. Offensiv hatte Krasniqi nur wenige Aktionen und defensiv genügte sein Auftritt auf diesem Niveau nicht. Zusammen mit Doumbia hatte er den Raum im Zentrum am und vor dem eigenen Strafraum zu wenig im Griff. Die Partie dürfte als Anschauungsunterricht in Bezug auf Verbesserungspotential sehr nützlich sein.

Nikola Boranijasevic war im Vergleich zum diesmal zwar nicht besonders auffälligen, aber durchaus soliden Rohner, eher ein Downgrade auf der Rechten Seite. Fällte sowohl defensiv wie auch offensiv in wichtigen Situationen mehrmals die falsche Entscheidung.

Viele Auf und Abs in kürzester Zeit bei Marc Hornschuh – gute Ballgewinne und einfache Ballverluste, bringt grundsätzlich etwas mehr defensive Stabilität in der Schlussphase, verliert bei gegnerischen Eckbällen aber auch zwei Mal seinen Gegenspieler Demba Ba aus den Augen.

Rodrigo Pollero – ein völlig missglückter Teileinsatz des Uruguayers: zu langsam, zu unpräzis – macht mehrere gute Konterchancen zunichte.

Das Duell des Spiels

Ein spielentscheidendes Duell lieferten sich die beiden ehemaligen Teamkollegen Adrian Guerrero und Numa Lavanchy auf der linken Zürcher- und rechten Lugano-Seite.

20. Minute: Numa Lavanchy antizipiert sehr gut einen etwas «telefonierten» Pass von Omeragic auf Guerrero und spritzt dazwischen. Über Bottani und Sabbatini landet der Ball im Mittelkreis bei Lovric. Der schnell zurücksprintende Rohner zusammen mit Doumbia lassen Lovric aber mit der Weiterleitung des Balles nach vorne auf Muci etwas zögern. Der Lugano-Gegenangriff wird gebremst, Lovric lässt sich auf der linken Seite im Mittelfeld durch vier Zürcher in die Ecke drängen und spielt einen Fehlpass in die Füsse von Doumbia. Der FCZ schaltet über Marchesano  und Ceesay über rechts schnell um.

Im Moment des Ballgewinnes steht Guerrero vor dem eigenen Strafraum bei seinem Gegenspieler Lavanchy, bereit für einen allfälligen Seitenwechsel Luganos. Sobald der Ball von Doumbia direkt zu Marchesano prallt, sprintet Guerrero sofort los, macht sich dann etwa 30 Meter vor dem Tor gegenüber dem ballführenden Ceesay bemerkbar. Lavanchy hatte inzwischen die Verfolgung Guerreros aufgenommen. Der Waadtländer ist schneller als Guerrero, hat aber immer noch sechs Meter Rückstand. Weil der Querpass von Ceesay für einmal sehr präzis und mit gutem Timing gespielt ist (Lovric verzichtet auf ein Foul an Ceesay), kann Guerrero den Ball direkt in seinen Lauf mitnehmen und Lavanchy kommt zu spät. Die Lugano-Dreierabwehr hat sich relativ eng formiert und ging dabei davon aus, dass der schnelle und laufstarke Lavanchy seinen Gegenspieler Guerrero im Griff hat – dies liess Guerrero den entscheidenden Raum, den dieser mit einem sehr präzisen Abschluss von der Strafraumgrenze via rechten Innenpfosten auch optimal nutzte.

Diese ganze Szene vor dem 0:1 war typisch für das gesamte Duell zwischen Guerrero und Lavanchy. Der Waadtländer machte eine ordentlich bis gute Partie. Einmal gelang es ihm auch seinen Gegenspieler zu tunneln, was zu einer guten Kopfballchance Lovrics führte. Aber Guerrero spielte in seinem ersten FCZ-Wettbewerbsspiel hervorragend, und mit noch etwas mehr Konsequenz, sowohl offensiv wie defensiv, als sein Gegenpart auf Lugano-Seite.

Most Valuable Player

Antonio Marchesano ist mit Abstand der beste Offensivspieler auf dem Platz, der zudem auch noch hinten viel aushilft – das Duo Doumbia / Krasniqi hat in dieser Partie die Unterstützung auch dringend nötig. Wie vermutet kommt der erfahrene Tessiner genau zum richtigen Zeitpunkt zum Saisonstart in Form und verwandelt deshalb auch seinen Penalty souverän. Die bei Breitenreiter in der ersten Partie noch stärker auf schnelles Umschaltspiel ausgelegte Spielweise kommt dem Duo Marchesano / Ceesay sehr entgegen. Blaz Kramer, obwohl 90 Minuten auf dem Platz, spielt hingegen eher eine Nebenrolle – auch wenn er in gewissen Szenen wichtig ist, als Spieler, der die gegnerischen Abwehrspieler bindet – und kann seine eigene Schnelligkeit nicht ausspielen.

„Omeragic bedankt sich persönlich“ Lugano-FCZ Highlights

Telegramm

Lugano – FC Zürich 0:2 (0:2)
Tore: 20. Guerrero (Ceesay) 0:1, 45. Marchesano (Penalty, Ceesay) 0:2.
Lugano – Baumann; Hajrizi (72. Monzialo), Daprelà, Ziegler; Sabbatini (77. Guidotti); Lavanchy, Custodio (61. Ba), Lovric (72. Covilo), Facchinetti; Bottani, N. Muci (46. Abubakar).
FCZ – Brecher; Rohner (56. Boranijasevic), Omeragic, Kryeziu, Aliti, Guerrero; Doumbia, Krasniqi (56. Hornschuh); Marchesano (84. Gnonto); Ceesay (73. Pollero), Kramer.

1 2 3