Über den kleinen, aber feinen Unterschied – und etwas Fake News / FCZ – Winterthur Cup-Viertelfinal Analyse mit Randnotizen: FCZ schiesst in starken 1. Halbzeiten zu wenig Tore

FCW ERSTMALS FAVORIT / FCZ – WINTERTHUR CUP-VIERTELFINAL VORSCHAU (Züri Live)

An der Pressekonferenz nach der Partie verbreitete FCW-Trainer Patrick Rahmen mit einer Spitze gegen FCZ “Co-Cheftrainer“ Umberto Romano unnötigerweise noch etwas Fake News: „Ich bin nicht damit einverstanden, dass wir nur hinten rein gestanden sind, wir hatten glaub 53% Ballbesitz…“. In der Hitze des Gefechtes kurz nach einem Spiel kann es natürlich vorkommen, dass man eine Zahl mal falsch liest oder hört. Aber dass diese Zahl nicht stimmen kann, hätte Rahmen mit seiner langjährigen Trainererfahrung eigentlich erahnen müssen. Tatsächlich waren es 43%. Auch die Pressing-Werte (PPDA FCZ: 5,95, FCW: 16,56) redeten eine klare Sprache, dass der FCZ in der gegnerischen Hälfte deutlich mehr Druck machte. Phasenweise stand die Viererabwehrkette des FCZ weit in der gegnerischen Platzhälfte. Die sehr hohe Zahl von 25 Ballgewinnen im Angriffsdrittel und die ungenauen hohen Bälle von FCW-Torhüter Marvin Keller konnte das Heimteam aber nicht in ein Tor ummünzen.

Der kleine, aber feine Unterschied zwischen Jonathan Okita und Sayfallah Ltaief

Rahmen hätte allen Grund gehabt, auch einfach Stolz auf die Defensivleistung seiner Mannschaft zu sein, welche den Unterschied ausmachte und dank der sie verdient in den Cup-Halbfinal einzog. Speziell im Zentrum stellte der FCW dank seiner Kompaktheit und Laufarbeit im Mittelfeld konsequent fast alle Passwege zu – und blockte beherzt viele FCZ-Abschlüsse am und im Strafraum. Der FCZ musste viel über die Seiten ausweichen, von wo die 16 Flanken (zweithöchster Saisonwert) nicht genügend gefährlich wurden. Bereits in der 3. Minute stellte Remo Arnold im eigenen Strafraum seinen Rücken in einen Drehschuss Antonio Marchesanos, dem ansonsten sein Torhüter Keller wohl nur noch auf den Weg in den rechten Torkranz hätte hinterherblicken können. Kryeziu, Okita, Boranijasevic, Kamberi, Di Giusto oder Santini vergaben weitere gute Torchancen im Strafraum.

Winterthur hatte abgesehen von den beiden Weitschüssen, die zu den Burkart-Toren führten, keinen einzigen Abschluss in der 2. Halbzeit. In der 1. Halbzeit hatten die Gäste vier Abschlüsse, wovon einer (Di Giusto-Freistoss aus der Distanz) aufs Tor von Yanick Brecher kam. Diese vier Abschlüsse entsprachen zusammengezählt einem Expected Goals-Wert von gerade mal 0,1. Der FC Zürich hätte aufgrund seines Expected Goals-Wertes von 1,27 mindestens ein Tor erzielen müssen. Auf FCZ-Seite arbeitete Jonathan Okita durchaus defensiv mit, liess aber in den entscheidenden Szenen vor den beiden Gegentoren etwas die Bissigkeit und Konsequenz im Verteidigen vermissen. Der FC Winterthur hat mit Sayfallah Ltaief einen Spieler, der grundsätzlich auch einen Hang zum etwas inkonsequenten Verteidigen hat. Dieser agierte für einmal auf dem Rechten Flügel und schloss in den wichtigen Szenen die entscheidenden Räume, agierte in den Zweikämpfen konsequenter. So trat Winterthur als die etwas kompaktere Einheit auf. Ein kleiner, aber feiner Unterschied.

Beste 1. Halbzeit der Saison

Trotzdem hatte Okita in der 33. Minute beim Stand von 0:0 eine sehr ähnliche Weitschussmöglichkeit wie Ltaief später vor dem Winterthurer 0:1 – sogar aus zentralerer Position. Calixte Ligue spekulierte und war genau gleich wie später Nishan Burkart auf den Abpraller beim Torhüter bereit. Der Schuss von Okita ging aber knapp am linken Pfosten vorbei, statt scharf aufs Tor zu kommen. Weil der FCZ mehr Ballbesitz hatte und der FC Winterthur tatsächlich vorwiegend hintenrein stand, setzte Okita umringt von mehreren Winterthurer Verteidigern zu seinem Abschluss an und schoss auch deshalb knapp daneben. Seine tollen Weitschusstore gegen YB, St. Gallen oder in Lugano entstanden alle aus Umschaltsituationen, in denen Okita Platz und Zeit für seinen raumgreifenden Bewegungsablauf hatte.

Die Motivation, wieder einmal einen Cup-Halbfinal erreichen zu können, war beim FC Zürich von der 1. Minute an gross – dies zeigt unter anderem der Züri Live-Notenschnitt der 1. Halbzeit von 7,2 – der beste der bisherigen Saison! Die 2. Halbzeit war dann allerdings die zweitschlechteste im Kalenderjahr 2024. Offensivaktionen gab es so viele wie wohl noch nie in dieser Saison über 90 Minuten. Da aber die FCZ-Stürmer weiter Ladehemmung haben und einer der aktuellen Goalgetter Bledian Krasniqi von seiner Position auf der Doppel-6 aus zu keinem Abschluss kam, kann trotzdem eine torlose Partie dabei herausschauen. Man hatte den Eindruck, der FCZ hätte an dem Abend noch lange spielen können, ohne ein Tor zu erzielen. Auch die Schlussminuten im “Brechstangen-Modus“ nach der Einwechslung von Teilzeit-Stürmer Nikola Katic änderten nichts daran.

Viertelfinal-Highlights – Burkart hat es wieder gerochen

Personalien – Nevio Di Giusto bringt im ersten Spiel gegen Bruder Matteo Bestleistung

  • Calixte Ligue: Läuft als Mittelstürmer auf, ist aber bis zur 49. Minute der Einzige im FCZ-Trikot ohne Abschlussbeteiligung. Antizipiert zu wenig oft die Verhaltensweisen von Mitspielern und Gegenspielern. Ausnahmen gibt es, aber es fehlt häufig noch der “Riecher“ für die jeweilige Situation in der Angriffszone. Trifft auch im Pressing falsche Entscheidungen.
  • Yanick Brecher: Wie in Luzern Bester der 1. Halbzeit.
  • Nevio Di Giusto: Spielt erstmals gegen seinen Bruder Matteo, ist beim FCZ MVP und bester Spieler in der Offensiv-Phase.
  • Lindrit Kamberi: Wie beim Heimspiel gegen Lausanne-Sport Bester der Defensiven Phase – wieder ohne dabei eine Top-Note zu haben, was nicht für die Defensivleistung des Teams spricht.
  • Nikola Boranijasevic: Kam in Lugano als Einwechselspieler zum Einsatz und hatte dabei die beste Züri Live-Bewertung, Nun wieder von Beginn weg dabei.
  • Bledian Krasniqi: Hat zuletzt mehrmals das Tor getroffen, kommt gegen den FCW selbst aber nicht zum Abschluss. Legt dafür am meisten Torchancen direkt auf (5) und ist an rund der Hälfte der Abschlüsse beteiligt. Von den zwei Top-Vorbereitungen innnerhalb ein und derselben 85. Minute (ein Freistoss und ein Dribbling im Strafraum) hätte einer der beiden Abschlüsse (Kamberi, Di Giusto) im Tor landen müssen.
  • Jonathan Okita: Hat am meisten Abschlüsse (4) auf Seiten des FCZ. Auf der anderen Seite an beiden Gegentoren entscheidend beteiligt. Beim 0:1 nimmt er seine Deckungsaufgabe zu locker und kommt zu spät, um den Schuss von Sayfallah Ltaief zu verhindern – oder zumindest zu blocken. Vor dem 0:2 lässt er sich zu einfach von FCW-Innenverteidiger Remo Arnold vernaschen.
  • Fabian Rohner: Wird viel mit hohen Diagonalbällen gesucht, lenkt diese per Kopf vielversprechend in Abschlusszonen. Seine Flanken (5) bringen hingegen weniger Gefahr für Winterthur.

Kommentare – Emotionale Familien-Saga im Letzigrund

Randnotiz – FCZ schiesst in starken 1. Halbzeiten zu wenig Tore

Ein Grundproblem für den FCZ in dieser Saison besteht darin, dass er in starken 1. Halbzeiten zu wenig Tore erzielt. In den sechs besten 1. Halbzeiten der bisherigen Saison (nach Züri Live-Noten) kassierte man zwar kein einziges Gegentor, erzielte aber auch nur zwei Tore: Ifeanyi Mathew traf kurz vor dem Pausenpfiff in Basel und Bledian Krasniqi im 284. Derby. Die Folge davon ist, dass die starken ersten 45 Minuten zu wenig belohnt werden. Man hat nur eines dieser sechs Spiele letztendlich gewinnen können – zwei endeten gar in einer Niederlage, davon eines nun im Cup gegen Winterthur. Die beste 1. Halbzeit der Saison endete 0:0 – und Winterthur nutzte danach seine einzigen zwei Torchancen der 2. Halbzeit für den Halbfinal-Einzug.

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FCW erstmals Favorit / FCZ – Winterthur Cup-Viertelfinal VORSCHAU

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Daten und Fakten im Vergleich (Transfermarkt)

Möglicherweise zum ersten Mal in der Geschichte dieses Duells ist der FC Winterthur Favorit – auch wenn dies die Buchmacher noch anders sehen. In der Super League-Jahrestabelle 2024 hat der FC Winterthur aus sieben Partien vier Punkte mehr auf dem Konto und nur ein Spiel verloren. Die Eulachstädter schiessen immer ein oder zwei Tore, manchmal auch drei. Der FCZ hingegen schoss in den letzten vier Spielen eines oder keines. Nach dem pragmatisch ermauerten Derby-Sieg (1:0) brachte das Team von Ural / Romano in Luzern und Lugano viel Intensität und Spielfreude auf den Platz und hatte beim Ballbesitz ein Übergewicht. Die Anzahl erarbeiteter Torchancen liessen aber gerade in Lugano noch zu wünschen übrig. Der FCZ ist voll im Umbruch, Winterthur hingegen im Flow.

Di Giusto-Bruderduell durchaus realistisch

Dass es zum Duell zwischen Matteo Di Giusto (23, FCW) und seinem jüngeren Bruder Nevio (18, FCZ) kommt, ist durchaus denkbar. Beim FCW ist die Entscheidung zwischen Matteo Di Giusto oder Randy Schneider auf der 10er-Position eine enge Kiste. Ebenso beim FCZ diejenige zwischen Nevio Di Giusto und Antonio Marchesano. Di Giusto hat in Lugano in der 2. Halbzeit stark gespielt. Marchesano ist trotz seiner Tore im Derby (Penalty) und in Luzern nicht in Bestform und in letzter Zeit meist am besten, wenn er als Joker reinkam. Einen wie Marchesano auf der Bank in der Hinterhand haben zu können, könnte den Ausschlag für Di Giusto geben – gerade in einem Cup-Spiel, das allenfalls auch in eine Verlängerung gehen könnte.

Beim FC Winterthur wird es wohl trotz der Englischen Woche nicht viele Änderungen geben. Einerseits ist das “Abstiegsgespenst“ für die Winterthurer beinahe schon vertrieben, was die Bedeutung des Cup-Duells erhöht. Andererseits hat sich in den letzten Wochen auch mehr und mehr eine Stammelf herauskristallisiert, von der Trainer Rahmen sicherlich nur ungern abweichen will. Auf der rechten Seite beispielsweise hat sich das Duo Sidler / Gantenbein bewährt. Zuffi und Fofana (zuletzt in zwei Spielen in Folge getroffen) sind gut in Form. Ltaief hat zuletzt etwas geschwächelt, spielt aber gegen seinen Stammklub FCZ meist gut. Für den angeschlagenen Jankewitz gibt es mehrere Varianten: Stillhart, Corbaz oder vielleicht als Überraschung gar Durrer.

Sabobo erstmals im Aufgebot?

Beim FCZ sehen die Vorschau-Aufstellungen aktuell ganz anders aus, als noch unter Bo Henriksen, als diese Woche für Woche quasi allein mit der Copy-Paste Funktion erstellt werden konnten. Möglich, dass das Duo Ural / Romano beispielsweise mit Joseph Sabobo einen Überraschungsmoment in der Startformation bringen. Einen Spieler, der auf dem Linken Flügel mit seiner Technik und Beweglichkeit für mehr Wirbel sorgen könnte, als der zuletzt enttäuschende Jonathan Okita, welcher zudem für diese Position auch schlechter geeignet ist als für die Halbposition im 3-4-3, auf der er unter Henriksen agierte.

Offensivqualitäten von Mathew, Marchesano und Conceição entscheiden das Kantonsderby / FCZ – Winterthur Analyse

WARUM SPIELWEISE UND AUSRICHTUNG DES NEUEN FCW DEM FC ZÜRICH ENTGEGENKOMMT / FCZ – WINTERTHUR VORSCHAU (Züri Live)

Nach dem Stadtderby auch noch das Kantonsderby gewonnen, dazwischen der klare Sieg in Luzern: besser kann’s (fast) nicht mehr kommen. Wie schon im Stadtderby hatte der Gegner insgesamt die besseren Torchancen. Und Winterthur hat es in der 10. Runde als sage und schreibe erstes Team geschafft, gegen den FCZ in den ersten 65 Spielminuten ein Tor zu erzielen. Früher hat der FC St. Gallen unter Coach Peter Zeidler jeweils die Taktik angewandt, den Gegner in der Anfangsphase zu überrollen und dann zu versuchen, den daraus entstandenen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Diese Herangehensweise war aber unter dem Strich nicht so erfolgreich – wohl weil St. Gallen dies viel extremer praktizierte als heute der FCZ. Die Ostschweizer gaben zu Beginn manchmal so viel Vollgas, dass sie schon nach 30 Minuten platt waren. Der FCZ lässt als Team erst viel später nach, erzielt bis zur 75. Minute in jeder Viertelstunde deutlich mehr Tore, als die Gegner – und in der letzten Viertelstunde immer noch fast so viele.

Jonathan Okita baut diesmal „erst“ im letzten Spielviertel ab

Dankbar sein kann man dafür, dass das Kantonsderby auf einem deutlich besser bespielbaren Rasen als das Stadtderby stattfand. Die Züri Live-Durchschnittsnote des Teams ist im Vergleich mit den anderen Partien dieser Saison durchschnittlich, wobei die Offensivleistung über dem Durchschnitt liegt. Defensiv waren hingegen nur die Partien gegen Tuggen und St. Gallen noch schlechter. Nikola Katic erzielte in der 47. Minute erneut ein Kopfballtor auf einen Corner Okitas von rechts – aber diesmal zählte es wegen der Offsideposition von Afriyie nicht. Die Entscheidung war aus ZL-Sicht korrekt. Beide Teams standen häufig hoch und variierten flachen und hohen Spielaufbau. Der FCW versuchte es wie immer vorwiegend mit Doppelpässen und eins gegen eins-Situationen über die Seiten mit häufig flachen oder halbhohen Hereingaben in den mit guter Präsenz bestückten Strafraum. So wurde es in der Züri Live-Vorschau zum Spiel beschrieben, und so hat Winti dann auch seine zwei Tore erzielt.

Der FCZ stand in der Schlussphase etwas weniger hoch als zuvor, suchte aber weiterhin das entscheidende vierte Tor, und fing dabei in Führung liegend zum dritten Mal in der Schlussphase ein Kontergegentor. Winterthur hatte da schon auf ein 3-4-1-2 mit Gantenbein und Ltaief als Aussenläufer und Schneider auf der 10er-Position umgestellt. Beim FCZ agierte Jonathan Okita am Ende wieder einmal in der Rolle des Mittelstürmers. Der 27-jährige hatte zuletzt nach der Pause jeweils stark nachgelassen. Diesmal spielte er drei Viertel der Partie stark, und war auf bestem Weg, sich zum ersten Mal in dieser Saison die beste Punktzahl in der Züri Live-Bewertung abzuholen, liess dann aber im letzten Spielviertel wieder deutlich nach, so dass letztendlich der sich im letzten Spielviertel nochmal steigernde Rodrigo Conceição“in die Kränze kam“.

Highlights – Henriksen holt Einwechselspieler persönlich ab

Personalien – Marchesano und Mathew an allen drei FCZ-Toren beteiligt

  • Adrian Guerrero: Nach vier Spielen verletzungsbedingter Pause kommt er erstmals wieder zu einem Kurzeinsatz.
  • Lindrit Kamberi: Hat Glück, dass ein mögliches Handspiel im eigenen Strafraum nicht gepfiffen und wohl auch nicht angeschaut wird. Defensiv hat er diese Saison einen Notenschnitt von bloss 4,8 und in jedem zweiten Spiel eine ungenügende Note – so auch diesmal.
  • Fabio Daprelà: Nach seinem kurzen Verletzungs-Break zwischendurch (gegen Tuggen und Lausanne-Sport) ist Daprelà noch nicht wieder auf den Formstand von davor zurückgekommen. Leistete allerdings zum Game Winning Goal (3:1) im Gegenpressing einen entscheidenden Beitrag, ohne dass er in der Statistik der Torbeteiligung erscheint.
  • Rodrigo Conceição: Nach eher harzigem Start hat er sich zuletzt kontinuierlich gesteigert und ist erstmals MVP. Konnte diesmal in den Schlussminuten sogar noch zulegen.
  • Ifeanyi Mathew: Erstmals diese Saison offensiv bester FCZ-Spieler, ist an allen drei Treffern seines Teams beteiligt. Zwischen seiner Offensiv-und seiner Defensivleistung lag allerdings eine grosse Diskrepanz. Er war damit das Extrembeispiel einer allgemeinen Tendenz beim FCZ in diesem Spiel.
  • Antonio Marchesano: Wie Mathew an allen drei FCZ-Treffern beteiligt. War im ersten Viertel überhaupt nicht im Spiel und hatte ab der 60. Minute zwischenzeitlich eine schlechte Phase. Wechselte nach der Einwechslung von Rohner für Afriyie vom Rechten Flügel ins Sturmzentrum. Erzielt sein viertes Tor in drei Spielen.
  • Daniel Afriyie: Wie häufig zuletzt in der 1. Halbzeit wenig zu sehen. Startete explosiv in die 2. Halbzeit, wohl auch weil er wusste, dass er nach rund 20 Minuten ausgewechselt werden wird.
  • Jonathan Okita: Er war in dieser Saison in der 1. Halbzeit meist besser als in der 2., diesmal ist er erstmals aber auch wirklich der beste Spieler des Teams in den ersten 45 Minuten. Baut im letzten Spielviertel ab. Agiert ab der 83. Minute als Mittelstürmer.
  • Armstrong Oko-Flex: Bisher in jedem zweiten Einsatz ungenügend bis schlecht. Dies betrifft den Cup-Auftritt in Tuggen genauso wie die beiden Heim-Derbys. Wie gegen GC gab es erneut ein spätes Kontergegentor nach einem Ballverlust von Oko-Flex.

Kommentare – Erstes Gegentor in der 1. Halbzeit

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«Das war eine seltsame VAR-Entscheidung» (Blick)

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Gnadenlos effizienter FCZ baut Tabellenführung weiter aus (Bluewin)

FCZ – Winterthur (Südkurve)

FCW mit neuer Spielweise nach der Winterpause / FCZ – Winterthur Kantonsderby Vorschau

Bereits im Februar während den “Sportferien“ kommt es zum zweiten Kantonsderby im Letzigrund. Schaut man auf die Tabelle, ist es gleichzeitig das Kellerduell der Liga, wobei beide Mannschaften in der Formtabelle seit Oktober vorne dabei sind. Der FCW hat zuletzt auf der Schützenwiese vier 1:0-Siege in Serie aneinandergereiht. Der FCZ hat in den letzten sechs Liga-Partien drei Mal mit dem gleichen Resultat gewonnen. Die erste Direktbegegnung in der höchsten Spielklasse seit 1985 endete im August auf der Schützenwiese dank dem ersten FCZ Liga-Saisontor in der Schlussphase durch Fabian Rohner mit 1:1. Im Letzigrund trennte man sich danach im Oktober mit 0:0, nachdem Winterthur sich während mehr als 90 Minuten am eigenen Strafraum verbarrikadiert und um jeden Meter gekämpft hatte.

Auftakt bei YB als Testlauf

Auf den Restart nach der Winterpause hin hat Winterthur-Coach Bruno Berner nun die Spielweise seines Teams stark umgestellt. Daher wird es diesmal wohl ein anderes Spiel werden. Im Herbst versuchte das Schützi-Team möglichst kompakt zu verteidigen und anzugreifen. In den ersten Partien nach der Winterpause in Bern (1:5) und gegen Lugano (1:0) hingegen agierte Winterthur in ähnlichem Stil wie St. Gallen mit schnellem, direktem Spiel nach vorne und raschem Gegenpressing.

Die Partie bei Leader YB, wo die Wahrscheinlichkeit auf Punktgewinne sowieso als gering eingestuft wurde, wurde dabei als Testlauf der neuen Spielweise gesehen. Die Spieler und der Trainer waren nach der Partie darum auch nicht allzu verärgert über die hohe Niederlage. Denn diese kam einerseits aufgrund von „Kinderkrankheiten“ in der Umsetzung der neuen Spielweise zustande (falsche Entscheidungen in neuen Spielsituationen) – und zudem war man sich bewusst, dass Innenverteidiger Roy Gelmi einen ganz schlechten Tag erwischt hatte.

Im zweiten Spiel auch das System à la St. Gallen – aber nicht die Rollenverteilung

Gegen Lugano lief es dann schon deutlich besser, auch wenn noch nicht alles optimal war. Gelmi wurde durch Schmid ersetzt. Und zusätzlich zur Spielweise wurde jetzt auch noch das Spielsystem demjenigen St. Gallens angepasst – also mit Mittelfeld-Rhombus (in England “Diamond“, in Deutschland „Raute“ genannt) sowohl offensiv wie auch defensiv. In Bern hatte Berner noch im 4-2-3-1 (offensiv) und 4-4-2 (defensiv) spielen lassen. Nicht zufällig schoss gegen Lugano der ehemalige FCZ-Junior Matteo Di Giusto das entscheidende Tor. Denn die neue Spielweise, das System und auch seine Position als Nummer 10 im Rhombus kommt seiner persönlichen Spielweise und seinen Stärken ideal entgegen. Er fühlt sich pudelwohl in dieser Rolle.

Im Unterschied zu St. Gallen, wo Quintilla à la Pirlo von der Sechserposition aus das Spiel macht und auf den drei Mittelfeldpositionen davor in der Regel mindestens zwei kampfstarke Spieler wie Görtler, Stillhart oder Witzig auflaufen, bringt Berner gegen Lugano den eher defensiv orientierten Arnold auf der Sechserposition und die gelernten Offensivkräfte Burkart und Ramizi auf den Achterpositionen. Wenn dies auch im Letzigrund der Fall sein sollte, würde dies FCZ-Angriffe über die Seiten mit Boranijasevic oder Guerrero zusätzlich begünstigen.

Simic oder Marchesano? Weiterhin auch eine Systemfrage

Neben Matteo Di Giusto könnte mit Nishan Burkart ein weiterer FCZ-Junior diesen Frühling bei Winterthur auf Profiebene doch noch den verspäteten Durchbruch schaffen, nachdem er als ehemaliges Schweizer Riesentalent durch seinen zu frühen Wechsel nach England (Manchester United) mit 16 Jahren jahrelang in seiner fussballerischen Entwicklung stagniert hat. Zusammen mit Sayfallah Ltaief und Roy Gelmi könnten gar vier FCZ-Junioren bei Winterthur in der Startformation stehen. Auch die aus dem Winterthurer Nachwuchs stammenden Francisco Rodriguez und Tobias Schättin sowie Hekuran Kryeziu würden gerne gegen ihren Ex-Verein aus Zürich spielen.

Während Winterthur auf der Goalie-Position Personalprobleme hat, fallen beim FCZ zwei bis drei Spieler im Zentralen Mittelfeld aus (Selnaes verletzt, Krasniqi gesperrt, Dzemaili fraglich). Allerdings hat das Tandem Condé / Hornschuh zuletzt zusammen zwei Mal hintereinander die drei Punkte geholt und als Mittelfeldduo gut gespielt. Vorne stellt sich erneut die Frage: Simic oder Marchesano? Gegen St. Gallen begann der FCZ mit Simic und einem 3-4-3. In Sion fiel Tosin krankheitsbedingt aus. Marchesano rückte in die Startformation, welche dadurch auf ein 3-4-1-2 umgestellt wurde.

Wer behält in diesem Derby eine Weisse Weste?

  • Yanick Brecher (96%, 24 Votes)
  • Markus Kuster (4%, 1 Votes)
  • Beide (0%, 0 Votes)

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«Bei Zwillingen wird es irgendwann schwierig»

Blick ins FCZ-Leistungszentrum. Grosses Interview mit dem Leiter Academy, Heinz Russheim – TEIL 3 von 4

Züri Live: Kommen wir zum Fokusthema dieses Interviews: Brüderpaare – und Schwestern. Aktuell gerade Liliane und Sydney Schertenleib. Die jüngere, Sydney, hat die letzte Saison bei den Jungs in der U15 gespielt. Am FIFA/Blue Stars U19-Frauenturnier war sie als 15-jährige aus meiner Sicht eine der zwei besten Spielerinnen…

Heinz Russheim: Ja, sie ist in der aktuellen Saison bei den Jungs in der U16, und wir schauen wie lange es geht. Wenn sie dieses Niveau bis Ende Saison mitgehen könnte, wäre das phänomenal, einmalig. Es ist immer noch so, dass bei den Jungs ein anderer Fussball gespielt wird, auch wenn bei den Mädchen das Niveau ebenfalls steigt. Es gibt keinen Grund, ein Mädchen, welches gut genug ist, nicht zu integrieren. Sie nimmt dadurch natürlich einem Jungen den Platz weg. Aber es gibt keinen «Sozialplatz» für die Jungs. Für Mädchen auch nicht. Und mit dem Spielerpass gibt es auch keine Probleme, da es keinen Vereinswechsel braucht.   

ZL: Ähnlich ist es ja für die Jungs. Sie profitieren davon, wenn sie so früh wie möglich wettkampfmässig mit und gegen Männer spielen können. Das scheint mir ein Vorteil der Schweiz gegenüber Ländern wie England zu sein. Schweizer Toptalente, die früh in die Akademien von Premier League-Klubs wechseln, stagnieren dort in der Regel und werden von weniger talentierten Gleichaltrigen, die in der Schweiz geblieben sind, in der Entwicklung überholt.

HR: Ja, das ist die Frage: was wäre passiert, wenn diese Toptalente in der Schweiz geblieben wären?

ZL: Man sieht es an Beispielen wie Granit Xhaka oder Xherdan Shaqiri. Sie haben die ganze Nachwuchsausbildung in der Schweiz durchlaufen und sich dann über die Super League bei den Profis etabliert. Sie sind heute die Leistungsträger der Nationalmannschaft.

HR: Die richtigen Karriereentscheidungen zu fällen, gehört halt eben auch zu den Eigenschaften eines echten Toptalentes.

ZL: Auf den ersten Blick scheint mir, dass es beim FCZ so viele Brüderpaare gibt wie bei keinem anderen Klub. Woher könnte das kommen?

HR: Zufall. Ob wir wirklich mehr haben als andere Vereine kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Gefühlsmässig haben wir relativ viele. Einen Grund dafür finde ich aber nicht. Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass ein jüngerer Bruder ein guter Fussballer wird, wenn der ältere auch gut ist. Denn der jüngere eifert häufig dem älteren nach. 

ZL: Gibt es auch den Fall, dass der jüngere Bruder als Talent entdeckt wird, und dann holt man im Nachhinein auch noch den älteren dazu? 

HR: Bei uns gibt es keinen Freipass für einen Bruder. Das wäre völlig falsch. Ein einfallsloses Auswahlkriterium. Wir haben eine begrenzte Anzahl Ausbildungsplätze. Wir nehmen diejenigen, die es verdient haben.

ZL: Das kann ich als Beobachter von aussen bestätigen. Die beim FCZ spielenden Brüder haben alle ihren Platz verdient. Manche gehören gar zu den Besten ihres Jahrganges. Wird es aber vielleicht in den Stammklubs in der Region zum Gesprächsthema unter den Gleichaltrigen, wenn der jüngere Bruder ein, zwei Jahre nach dem älteren auch noch zum FCZ wechselt?

HR: Bei uns ist es so, dass wirklich alleine die Qualität entscheidet. Ich weiss schon, dass im Schweizer Fussball manchmal Geschichten kursieren. Dass Eltern sagen: «der Talentierte kommt nur zu Euch, wenn ihr den Bruder auch nehmt». Ich habe null Sympathie für so eine Entscheidung. Aber ich weiss, wie das Geschäft läuft.

ZL: Interessant finde ich die Dynamik zwischen dem älteren und dem jüngeren Bruder…

HR: …es gibt ja auch noch Zwillinge….

ZL: Genau. Die Freis – und die Elvedis früher…

HR: Ja. Dort ist Jan dann weggegangen…

ZL: ..nach Winterthur…

HR: Ja. Inwiefern das sein musste, weiss ich nicht. Da war ich nicht involviert.

ZL: Der Vater war damals ja auch beim FCZ.

HR: Ja, er ist jetzt noch hier. Aber es war auf jeden Fall der einzig richtige Entscheid. Wenn Brüder altersmässig auseinander sind, dann geht’s. Bei Zwillingen hingegen wird es irgendwann mal schwierig. Nehmen wir als Beispiel das Zwillingspaar Filip und Luka Frei. Die habe ich auseinandergenommen. Das Problem ist: irgendwann kommt ein Verein und sagt: «wir wollen den Einen hier verpflichten – und den Anderen nicht». Bei einem internationalen Transfer kann man nicht zwei «im Multipack» verkaufen. Und dann würde es sehr schwierig, wenn die zwei das vorher nicht schon gelernt haben.

Wir haben die beiden auseinandergenommen nach der U16. Der eine ging in die U17, der andere in die U18. Es war ein Kampf, weil die beiden unbedingt zusammenbleiben wollten. Es gab auch Diskussionen mit den Eltern und dem Spielerberater. Nach einem halben Jahr sind dann diejenigen Beteiligten, die ursprünglich am kritischsten waren, gekommen und haben gesagt, dass es der einzig richtige Entscheid war. Es war positiv in jeder Beziehung. Die beiden haben immer noch eine enge Beziehung, aber sie konnten im Fussball eine eigene Identität entwickeln. Anders ist es nicht möglich. Bei den Elvedis ging einer zu einem anderen Verein. Letztendlich geht es um das Individuum. Dann haben wir die Brüder Janko…

ZL: Die sind ziemlich weit auseinander.

HR: Ja. Da ist natürlich die Problematik viel kleiner. Wir hatten aber auch Geschwisterpaare oder Cousin / Cousine. Wie Djibril und Coumba Sow.

ZL: Cavars sind ein Beispiel für Geschwister.

HR: Ja. Marin ist schon länger weg.

ZL: Jetzt sind noch Martina und Mihael da.

HR: Mihael ist in der U16. Dass es Geschwister sind, hat bei uns auf die Auswahl keinen Einfluss. Dafür würde ich beide Hände ins Feuer legen.

ZL: Wir publizieren bei Züri Live ja einen monatlichen Podcast. Eine Ausgabe war mit dem Spielerberater Dino Lamberti. Er betreut gleich zwei FCZ-Brüderpaare, die beiden Hodzas und die beiden Di Giustos. Für mich haben alle vier gemeinsam, dass sie neben ihren sonstigen Qualitäten alle eine sehr gute Mentalität mitbringen. Ist es in der Beziehung des Klubs mit den Eltern einfacher, wenn es um den jüngeren Bruder geht? Sie haben ja den ganzen Prozess bereits mit dem älteren durchgemacht.

HR: Ob das wirklich einfacher ist, weiss ich nicht. Würde ich nicht so unterschreiben. Es gibt schon Konstellationen, wo es schwieriger sein könnte: wenn der Ältere top ist und der Jüngere nicht. Ich kenne keinen konkreten Fall, aber theoretisch könnte von Angehörigen gesagt werden: «der Erste bleibt nur, wenn ihr den zweiten auch aufnehmt». Ich kenne keinen solchen Fall. Wenn es so wäre, dann würde ich dem nicht zustimmen. Dann müsste unter Umständen der Ältere wieder gehen. Erpressen lasse ich mich nicht.

Bei Matteo und Nevio Di Giusto war der Jüngere zuerst bei GC, der Ältere bei uns. Der Jüngere ist dann auch zu uns gekommen, weil für die Familie der Aufwand mit Jungs bei zwei verschiedenen Klubs zu gross war. Wenn die Mutter den Einen fahren muss und der Vater den Anderen… Wir wussten, dass beide gute Fussballer sind. Über die Qualitäten des Jüngeren mussten wir nicht lange diskutieren. Die waren top. Der Impuls kam von der Familie, dass entweder beide zu GC sollen oder beide zum FCZ.

ZL: GC wäre ja eigentlich von Baden aus etwas näher gewesen….

HR: Ja, das ist so. Der Jüngere war schon früh bei GC, als wir den Älteren von Baden geholt haben. Da kommt man als Familie natürlich in die Zwickmühle. Das kann man nicht bewältigen. Sowohl Niederhasli wie auch Schwamendingen lagen nicht gerade am Weg.

ZL: Bei den Rodriguez-Brüdern war es auch schon so, dass der Älteste bei GC war, der Mittlere beim FCZ,…

HR: Das ist dann aber natürlich nicht so ein Problem. Ricardo musste niemand ins Training fahren. Er hat im Quartier gewohnt. Höchstens Roberto musste zu GC gebracht werden.

hier geht’s zu Teil 4

TEIL 1 von 4 – «Die Sozialkompetenz wird zu wenig berücksichtigt»

TEIL 2 von 4 – «Wir sind nicht Ajax»

Dzemaili dirigiert den FC Zürich in die Niederlage: Vaduz – FCZ 3:2 in der Züri Live-Analyse

Spiel, Gegner und Taktik

Im Gegensatz zu YB und Lugano passt der FCZ seine taktische Formation auch diesmal nicht an den FC Vaduz an, aber der Respekt gegenüber dem schnellen Umschaltspiel der Liechtensteiner ist trotzdem zu spüren. Die Zürcher stehen nur leicht höher als der Gegner, und sind lange Zeit darauf bedacht, möglichst keine gefährlichen Räume hinter der Abwehr entstehen zu lassen. Mit den sehr guten Seitenwechseln der Liechtensteiner hat speziell Adi Winter etwas Probleme. Trotzdem kontrolliert der FCZ die Partie ohne zu glänzen und liegt durchaus verdient in Führung – bis zur Penaltyszene in der 53. Minute, die zum 1:1-Ausgleich führt. Bis zu diesem Zeitpunkt gewinnt das Rizzo-Team (in der Ersten Halbzeit Wind-unterstützt) auch klar die Mehrheit der Zweikämpfe. Am Ende der Partie steht mit 4,4 ein neuer Saisontiefstwert bei der Züri Live-Durchschnittsnote der Mannschaft.

Entscheidende Szenen

53. Minute: Blerim Dzemailis fatale Anweisung beim Vaduzer Ausgleich

Bis zur 53. Minute hat der FCZ die Partie im Rheinpark im Griff, steht gut und führt mit 1:0. Die Vaduzer spielen den Ball im Aufbau zwischen den drei Innenverteidigern hin und her, ohne eine Schwachstelle im Zürcher Abwehrverbund zu entdecken. Bis Blerim Dzemaili auf die Idee kommt, die Flügelspieler Tosin und Schönbächler lautstark anzuweisen, höher zu stehen. Von Blue-TV Kommentator Michael Fritschi wird er sofort für dieses oberflächliche Zeichen von Leaderqualitäten gelobt. Die FCZ-Flügel rücken dann auch tatsächlich an die Mittellinie auf. Aber mit fatalen Folgen: Yannick Schmid entdeckt sofort die Gelegenheit und spielt einen Diagonalball nach links vorne, wo wegen des aufgerückten Tosin Adi Winter nun in Unterzahl ist. Lüchinger und Obexer spielen sich ohne Gegenwehr an die Grundlinie und in der Mitte begeht Omeragic in der Hektik das Foul zum 1:1-Penalty Milan Gajics. Dieser bringt Vaduz ins Spiel und den FCZ auf die Verliererstrasse. Die Anweisung Dzemailis war nicht nur kontraproduktiv, sondern es ist auch schwer, einen Sinn dahinter zu erkennen. Einfach nur aufrücken ohne den Gegner gezielt zu pressen, ist „Selbstmord“.

Winter gerät gegen Lüchinger und Obexer in Unterzahl. Der aufgrund der Dzemaili-Anweisung zu weit aufgerückte Tosin rennt wieder zurück, kommt aber zu spät.

64. Minute: Dzemaili lamentiert – Gegenspieler Joël Schmied erzielt den Vaduzer Führungstreffer

Bei einem Gajic-Freistoss klammern sich Joël Schmied und Blerim Dzemaili knapp ausserhalb des Strafraumes gegenseitig am Arm und fallen um, während gleichzeitig Nathan den Ball ein erstes Mal aus dem Strafraum heraus klärt. Dzemaili lamentiert am Boden sitzend lautstark in Richtung Schiedsrichter Fähndrich, welcher ausgezeichnete Sicht auf die Szene hatte und weiterlaufen liess. Hekuran Kryeziu und vor allem Becir Omeragic lassen sich vom lamentierenden Dzemaili ablenken, bremsen, schauen zurück, und kommen etwas spät auf ihre Positionen am Fünfmeterraum, als die zweite Flanke in den Strafraum kommt. Schmied und Dzemaili stehen auf, wobei Letzterer dem Vaduzer Verteidiger nur halbherzig folgt, so dass dieser in der Lücke zwischen den „Päärchen“ Hekuran Kryeziu / Manuel Sutter sowie Becir Omeragic / Yannick Schmid völlig frei zum 2:1 einköpfen kann.

78. Minute: Geleitschutz beim Game Winning Goal von Matteo Di Giusto

Blerim Dzemaili verliert zuerst bei der Auslösung des Vaduzer Konters das Luftduell mit Coulibaly im Mittelfeld und bietet danach dem Torschützen Matteo Di Giusto weitgehend “Geleitschutz“.

Der ehemalige FCZ-Junior Matteo Di Giusto auf dem Weg zu seinem ersten Super League-Tor interessiert aus der Ersten Reihe beobachtet von einer FCZ-Legende.

Personalien

Becir Omeragic (3) – Sein hohes Standing im Ranking der besten Fussballtalente der „Equipe“ scheint ihm nicht bekommen zu sein. Wird von Spiel zu Spiel nachlässiger.

Fidan Aliti (6) – Sein herrliches erstes Super League-Tor hätte es verdient gehabt, mehr als nur ein Anschlusstreffer zu sein. Insgesamt nicht mehr ganz so überzeugend wie in den letzten Partien.

Blerim Dzemaili (1) – Zum zweiten Mal hintereinander mit der Tiefstnote „1“. An allen drei Gegentoren wesentlich mitschuldig. Seine Anweisungen und Äusserungen auf dem Platz waren in Vaduz geradezu kontraproduktiv und führten dazu, dass sein Team die Ordnung und Konzentration verlor. Die durchaus auch diesmal wieder vorhandenen einzelnen guten Offensivaktionen vermochten Dzemailis negative Einflüsse aufs Zürcher Spiel mit zahlreichen Fehlpässen, Ballverlusten und negativer Körpersprache bei weitem nicht aufzuwiegen.

Assan Ceesay (3) – Gegen einen tief stehenden Gegner wie Vaduz Assan Ceesay in der Sturmspitze zu bringen, macht wenig Sinn. Der Gambier verliert so zu viele Bälle und kann seine Schnelligkeit nicht ausnutzen.

Blaz Kramer (1) – Wie schon im „Hinspiel“ gegen Vaduz mutiert Kramer aus Sicht des FCZ zum „Torverhinderer“. Damals hatte er mit einem Stürmerfoul gegen Yanick Schmid den 1:1-Ausgleich Adrian Winters kurz vor Schluss zunichte gemacht. Diesmal verhinderte er direkt nach seiner Einwechslung in der 73. Minute erneut den praktisch sicheren 2:2-Ausgleich durch Nathan nach einem Dzemaili-Freistoss, weil er in der Flugbahn von Nathans Kopfball stand. Der Ball wäre in die rechte Torecke geflogen und Vaduz-Keeper Büchel hätte wohl kaum noch eingreifen können. Und auch diesmal fiel der Slowene vor allem mit unnötigen Stürmerfouls auf. Beispielsweise verhinderte er so am Ende der Nachspielzeit nochmal einen letzten Spielzug des FCZ Richtung gegnerisches Tor. Positiv ist Kramers Entwicklung in den letzten Partien als Manndecker bei gegnerischen Eckbällen.

Fabian Rohner (10) – Dritter Top-Einsatz als Joker. Und da kein Spieler aus der Startformation richtig überzeugen konnte, wird er genau wie beim Heimspiel gegen Vaduz wieder MVP. Damals hatte er mit seinem Rush aus dem Mittelfeld das vermeintliche 2:2 von Adi Winter eingeleitet. Diesmal mit seiner Flanke den 2:3-Anschlusstreffer. Ausserdem verhinderte er in der Rückwärtsbewegung mehrmals die Vorentscheidung zum 2:4, speziell in der 89. Minute, als er mit seinem Einsatz gegen Rahimi an der Fünfmetergrenze den so gut wie sicheren Gegentreffer verhinderte.

Telegramm

Vaduz – FC Zürich 3:2 (0:1)
Tore: 43. Marchesano (Ceesay) 0:1; 54. Gajic (Foulpenalty, G. Lüchinger) 1:1, 64. Schmied (Gasser) 2:1, 78. M. Di Giusto (M. Coulibaly) 3:1, 83. Aliti (Kramer) 3:2.
Vaduz – B. Büchel; Schmied, Y. Schmid, Simani; Dorn, Gasser (73. Prokopic), G. Obexer; Gajic, G. Lüchinger (88. Rahimi); Cicek (76. M. Di Giusto); M. Sutter (76. M. Coulibaly).
FCZ – Brecher; Winter (78. Rohner), Omeragic, Nathan, Aliti; H. Kryeziu, Dzemaili (78. Doumbia); Tosin (73. Kramer), Marchesano (78. Domgjoni), Schönbächler (58. Gnonto); Ceesay.

(Standbilder: Blue)

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