Viel Offensivgeist, Ladehemmung im Sturm / FCSG – FCZ in der Züri Live-Analyse

21 Abschlüsse: in der ganzen Meistersaison hatte der FCZ nur zwei Mal (jeweils gegen Luzern) das gegnerische Tor häufiger ins Visier genommen. Neun Abschlüsse aufs Tor: mehr gabs im ganzen Meisterjahr in der Liga nie – nur in der 1. Runde des Schweizer Cups in Solothurn, als zehn von 16 Bällen im Netz landeten. Von der 30. Minute bis zum Spielende befand sich der FCZ in St. Gallen zu 60-70% in Ballbesitz. St.Gallen-Keeper Zigi stellte einen neuen persönlichen Rekord an gehaltenen Schüssen auf. Erstaunlich ebenfalls: der FCZ machte mehr Pressing als St. Gallen. Das letzte Mal, als das Letzigrund-Team solche Pressingwerte erreicht hat, war im April beim 2:1-Heimsieg gegen YB. 17 Minuten plus Nachspielzeit war der FCZ in St. Gallen in Überzahl und in den letzten Jahren hat das Team kaum mal eine Überzahl spielerisch so gut ausnutzen können wie diesmal. Es war basierend auf den Züri Live-Noten insgesamt die beste Liga-Offensivleistung der noch jungen Saison und die 2. Halbzeit die beste Liga-Halbzeit.

Qualität und Schnelligkeit der Entscheidungen der Stürmer am Ball mangelhaft

Der in einem 4-2-3-1 auf der Zehnerposition eingesetzte Bledian Krasniqi erfreute die Fussballliebhaber sowohl mit viel Kampfgeist, als auch kunstvollen Pässen und schwindelerregenden Dribblings. Jonathan Okita klebte der Ball selbst in grosser Bedrängnis so am rechten Fuss, als sei er dort mit Sekundenkleber angebracht worden. Nikola Boranijasevics Flanken waren auch in der Vergangenheit gut, zur Zeit sind sie aber schlichtweg phänomenal – und das immer. Im fünften Wettbewerbsspiel der Saison war der FCZ zum vierten Mal nach „Expected Goals“ besser als der Gegner. Warum verliert man dann 0:2 in St. Gallen?

Die Gründe dafür sind sowohl ganz hinten, als auch ganz vorne zu suchen. Das in der Ostschweiz neu aufgestellte Innenverteidigerduo Omeragic / Mets spielte defensiv einen schlechten Match (Omeragic: Defensiv-Note 1, Mets: Defensiv-Note 2 – siehe Match Performance-Grafik). Nicht nur bei den beiden Gegentoren kamen sie einen Schritt zu spät. Omeragic hat ausserdem seine Schwäche in der Luft während seiner Verletzungspause natürlich nicht ausmerzen können – was es ihm in Zukunft erschweren wird, sich auf der Innenverteidigerposition in einer Top-Liga durchzusetzen. Mit Ball spielten Omeragic und Mets hingegen gut. Bei den Stürmern war es umgekehrt. Sie arbeiteten defensiv ordentlich mit, offensiv gelang hingegen gemessen an den vielen hervorragend aufgelegten Bällen von Krasniqi, Boranijasevic und Co. wenig (Gnonto, Okita) bis nichts (Tosin). An erster Stelle auf der Mängelliste steht bei allen Dreien die Qualität und Schnelligkeit der Entscheidungen am Ball. Die eingewechselten Santini und Gogia waren auch keine Hilfe, sondern sogar noch mehr enttäuschend, als die Starter.

St. Gallen gewinnt, obwohl Konzept nicht aufgegangen ist

Positiv zu vermerken ist hingegen, dass die eher wacklig in die Saison gestarteten Brecher und Marchesano wieder besser in Fahrt kommen. Zwei der drei „Captains“ sind damit wieder an Bord. Auch Routinier Aliti steigert sich von Spiel zu Spiel. Seiler hatte von letzter Saison gute Erinnerungen an St. Gallen und machte auch diesmal einen guten Match, eroberte mit seiner Explosivität in heiklen Situationen einige wichtige Bälle zurück. Aufgrund der taktischen Marschroute war die Aufgabe für Seiler nicht einfach. Im eigenen Platzdrittel staffelte bei gegnerischem Ballbesitz Mittelfeldspieler Marc Hornschuh zurück und machte aus der Vierer- eine Fünferabwehrreihe. Seiler und Krasniqi sahen sich so im Mittelfeldzentrum konstant einer St. Galler Überzahl gegenüber. Der eingewechselte Cheick Condé war offensiv der beste Zürcher, sogar noch knapp vor Krasniqi. Neben Condé und Krasniqi erzielten auch Marchesano und Boranijasevic die Offensiv-Note „10“.

St. Gallen kehrt zum Start dieser Saison wieder zum alten Matchplan zurück: Energieeinsatz über dem Limit in den ersten 20-30 Minuten – und danach die aus grünweisser Sicht hoffentliche Führung mit defensiver Stabilität und schnellen Kontern über die Runden bringen. Das hat gleich aus zweifacher Sicht gegen den FCZ eigentlich nicht funktioniert. Erstens hatte das Team von Franco Foda mit guten Kontern in den ersten 15 Minuten ein Chancenplus, und zweitens kam der FCSG in der langen Druckphase der Zürcher von der 30. Minute bis zum Schlusspfiff zu deutlich weniger Konterchancen, als erhofft. Schon lange vor der Roten Karte gegen Isaac Schmidt in der 73. Minute waren die Energiereserven St. Gallens aufgebraucht und es spielte praktisch nur noch der FCZ. Trotzdem reichte es den Grünweissen zum Sieg.

Gegenspieler stossen, reissen, werfen – anything goes

Seit langer Zeit gibt es wieder einmal eine einseitige Spielleitung zu bemängeln. Die St. Galler konnten mit den Händen die Gegenspieler stossen, reissen oder gar wie Guindo den leichtgewichtigeren Gnonto mit beiden Händen am Trikot wortwörtlich vom Platz werfen, wie einen Kehrichtsack in die Tonne. Nichts davon wurde abgepfiffen. Und dies teilweise in wichtigen Umschaltsituationen. Auch Hohes Bein wurde von Ref Fähndrich nie geahndet. In der Platzverweisszene (Schmidt vs. Gnonto) musste erst der VAR eingreifen – Fähndrich hatte auch kein Gelb gegeben. Umgekehrt erhielten die Grünweissen Freistösse nach einwandfreien Laufduellen Körper an Körper.



Der mögliche Doumbia-Ersatz spielt bereits beim FCZ / FCSG – FCZ in der Züri Live-Analyse

Chapeau! Der FCZ schlägt eine Woche nach dem feststehenden Meistertitel die sich in guter Form befindliche zweitbeste Rückrundenmannschaft auswärts im ausverkauften Kybunpark – und dies letztendlich verdient. In einer ausgeglichenen 1. Halbzeit hatte der FCZ bei zwei Fifty-Fifty-Entscheidungen (Offsidetor Guillemenot, mögliches Handspiel Boranijasevics im Strafraum) das Glück zu Beginn auf seiner Seite – und ging mit seiner ersten Torchance in Führung. Leonidas Stergiou liess sich von Ante Coric übertölpeln. Dieser zog den selbst herausgeholten Corner ideal an den nahen Pfosten und ermöglichte Karol Mets dessen erstes Tor im FCZ-Dress.

Brecher mit einer Abwehrquote von 0%

In der 2. Halbzeit hatte der FCZ die besseren Tormöglichkeiten. St. Gallen kam zwar immer wieder zum Abschluss, aber der von Assan Ceesay noch berührte raffiniert geschlagene Direkte Freistosstreffer Quintillas war statistisch der einzige Schuss der Grünweissen, der auf den Kasten von Yanick Brecher kam. Die Abwehrquote des Zürcher Keepers lag also in dieser Partie bei 0%. Dank seinen Offensivqualitäten hat Brecher trotz des letztlich fürs Resultat unerheblichen Patzers beim Offsidetor Guillemenots die Note “6“.

Mets, Gogias Comeback und neu formiertes Zentrum machen Freude

Auch wenn die Gesamtleistung der Mannschaft stark war, gab es im Einzelnen Unterschiede. Das Sturmduo Tosin / Ceesay schien in der 1. Halbzeit noch etwas mit den Gedanken bei der Meisterfeier. Und die rechte Seite war trotz Boranijasevic in der Startformation wie schon gegen Sion in beiden Halbzeiten eine Problemzone. Freude machte das neu formierte Zentrum mit Seiler, Krasniqi und Coric. Auch Karol Mets nutzte in dieser Partie seine Chance – über weite Strecken auf der zentralen Position, nach der Einwechslung Kryezius halblinks. Erfreulich das Comeback Akaki Gogias nach dessen wichtigem Beitrag zum Auswärtspunkt in Sion, bei welchem er sich verletzt hatte.

Ante Coric besteht in St. Gallen mit Technik und Spielwitz

Lindrit Kamberi begann schlecht, konnte sich im Verlauf der Partie dann aber steigern. Wilfried Gnonto vermochte sich auch eingekreist von vier oder gar fünf St. Gallern immer wieder gut zu lösen und Raum für die Mitspieler zu schaffen. Wenn ein Spieler nicht zu den Schnelleren gehört, kann man dies auf Super League-Niveau mit guter Technik in der Regel nicht kompensieren. Ante Corics Technik und Spielwitz ist allerdings nicht gut, sondern herausragend. Der Kroate bewies, dass er auch gegen einen Gegner wie St. Gallen bestehen und dem FCZ mit zum Sieg verhelfen kann – zumal seine defensive Laufleistung im Vergleich zu früheren Saisonpartien ebenfalls verbessert war.

Seiler übernimmt von Beginn weg das Spieldiktat

Most Valuable Player ist aber Stephan Seiler – zuletzt war der 21-jährige Zürcher dies vor einem Jahr bei einer Heimniederlage gegen Luzern gewesen. Damals hatte er noch deutlich mehr Einsatzzeit gehabt, als in der aktuellen Saison. In der 1. Halbzeit lag Seilers Fokus auf der Offensive, im 2. Durchgang war der Zentrale Mittelfeldspieler stärker defensiv gefordert. Vor dem Spiel schien Seiler als Motto mitbekommen zu haben, frisch von der Leber weg zu spielen und etwas zu wagen. Mit der grössten Selbstverständlichkeit übernahm Seiler mit seiner Laufbereitschaft und im Vergleich zu früher stark verbessertem Passspiel von Beginn weg das Spieldiktat. Praktisch jeder gefährliche Zürcher Angriff der 1. Halbzeit lief über ihn. Seine Diagonal- und Steilpässe beschäftigten die Grünweissen mehr als diesen lieb war und verhinderten einen Sturmlauf des Heimteams in der Anfangsphase.

Ähnliches Profil wie Doumbia

In den zweiten 45 Minuten schloss Seiler viele Lücken und half entscheidend mit, die St. Galler Angriffe zu bremsen und entschärfen. Seiler ist von seinem Stärken-/Schwächen-Profil ein sehr ähnlicher Spieler wie Ousmane Doumbia. Und in St. Gallen war er gar besser als der Ivorer: weniger Fehler, besseres Positionsspiel, Technik, Ballführung, Antritt, Beweglichkeit und Handlungsschnelligkeit. Die für Doumbia typischen spektakulären Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte sind auch eine Stärke von Seiler. Wenn der Gegner Sion geheissen hätte, wäre dies auch mehr zur Geltung gekommen. Der mögliche Doumbia-Ersatz spielt also bereits beim FCZ.

Highlights

Performance & Stats

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Telegramm

FCSG – FCZ 1:2 (1:2)
Tore: 10. Mets (Coric) 0:1, 37. Quintilla 1:1, 43. Maglica (Eigentor, Guerrero) 1:2.
St. Gallen – Zigi; Cabral, Stergiou, Maglica, Schmidt; Quintilla; Fazliji (87. Babic), Ruiz (62. Toma); Lungoyi (62. Von Moos), Duah (62. Besio), Guillemenot (75. Jankewitz).
FCZ – Brecher; Kamberi, Mets, Aliti (63. Kryeziu); Boranijasevic (46. Wallner), Krasniqi (58. Hornschuh), Seiler, Guerrero; Coric (81. Gogia); Tosin (46. Gnonto), Ceesay.



Neues Mittelfeld mit Krasniqi, Seiler und Coric – FCSG-FCZ Startformationen

Beim FCZ ist Ousmane Doumbia gesperrt. Der fraglich gemeldete Kramer ist genauso wie Blerim Dzemaili und Moritz Leitner nicht im Aufgebot. Der FCZ läuft in St. Gallen zum Rückrundenspitzenkampf mit einem komplett neuen Zentrum auf: Stephan Seiler, Bledian Krasniqi und Ante Coric. Marchesano und Kryeziu sitzen auf der Bank. In der Hinterreihe kommt Karol Mets rein. Lindrit Kamberi könnte in der Dreierabwehr im Zentrum auflaufen.

Beim FC St. Gallen wird mit Lukas Görtler ebenfalls der Mittelfeldkämpfer als krank gemeldet, Von Moos war vor der Partie fraglich, nimmt aber auf der Ersatzbank Platz.

Das Zeidler-Team ist zuletzt jeweils auswärts mit Raute und zu Hause mit einem Dreimannsturm angetreten – so auch heute wieder, wobei zu Beginn der ehemalige Juniorennationalspieler Lungoyi Von Moos ersetzt. Beim Spiel mit Raute (auswärts) hatte sich im Spiel mit Ball in der Angriffszone häufig entweder Victor Ruiz oder Lukas Görtler auf die Position des Rechten Flügels verschoben, so dass ebenfalls situativ ein Dreimannsturm entstand.

Guerrero, Boranijasevic und Doumbia überzeugen / Luzern – FCZ in der Züri Live-Analyse

Dritter Saisonsieg im dritten Spiel gegen den früheren „Angstgegner“ Luzern. Wie schon gegen Basel erarbeitet sich der FCZ auch in der Innerschweiz viele gute Torchancen. Es ist ein Spiel mit vielen kurzen, intensiven Spielphasen, hohen Bällen und einem Saisonrekord über 90 Minuten von total 130 Offensivpunkten auf Seiten des FCZ. Kurz: es ist eine der besten Saisonleistungen der Mannschaft. Die Durchschnittsnote von 7,3 ist gar die beste der Saison. Die zweitbeste Durchschnittsnote erreichte das Team übrigens ebenfalls gegen Luzern, beim 4:0-Heimsieg in der Vorrunde. Damals versuchten die Innerschweizer unter Interimstrainer Chieffo noch konsequent flach von hinten herauszuspielen und scheiterten dabei am starken Zürcher Pressing. Mittlerweile nutzt der FCL vermehrt auch Hohe Bälle.

Spielkontrolle wie noch selten

Das herausragende Element des FCZ-Spiels war diesmal das Gegenpressing. Die jeweils schnelle Rückeroberung verlorener Bälle zusammen mit dem Selbstvertrauen der Mannschaft etablierte eine Zürcher Spielkontrolle, wie man sie auf der Luzerner Allmend von Zürcher Seite aus wohl noch selten gesehen hat. Wenn der FCZ in der Vergangenheit mal am Pilatus Spiele für sich zu entscheiden vermochte, dann aufgrund des Spielverlaufs oder individueller Qualitäten – aber so gut wie nie weil man tatsächlich das Spiel kontrollieren konnte. Und als Luzern in der Phase vor der Pause versuchte, Druck zu machen, spürte dies das Letzigrund-Team sofort und investierte in dieser Phase viel ins Verteidigen, hielt kollektiv stark dagegen.

MVP Adrian Guerrero macht sehr viel für die Offensive

Die Auswahl eines MVP oder Best Players war schwierig. Adrian Guerrero, Ousmane Doumbia und Nikola Boranijasevic lagen punktemässig nahe beieinander. Guerrero verrichtete auf der Allmend fast über 90 Minuten überragende Offensivarbeit – unter anderem in der starken Vorbereitung des Führungstreffers im Doppelpass über links mit Antonio Marchesano, mit welchem er sich auf und neben dem Platz sehr gut versteht. Gegen Luzern profitierte Guerrero auch etwas davon, dass sein Gegenüber Mohamed Dräger einige Defensivschwächen mitbringt, die von seinen für einen Super League-Rechtsverteidiger überdurchschnittlichen Offensivqualitäten in der Wahrnehmung etwas kaschiert werden. Die Standards Guerreros sind allerdings zur Zeit nicht mehr so zwingend wie noch in der Vorrunde.

Coric top bei Standards

Blerim Dzemaili hatte eine fehlerhafte Startviertelstunde. Sein mit ausgezeichnetem Timing gespielter Pass auf Assan Ceesay beim 1:0 war die erste gute Aktion. Ab da lief es ihm besser, bis er dann in der Phase vor seiner Auswechslung aufgrund von Müdigkeit wieder nachliess. Ousmane Doumbia und Assan Ceesay machen auch in der Rückrunde bisher eine sehr gute Entwicklung durch und treten physisch sowie am Ball immer souveräner auf. Aiyegun Tosin und Blaz Kramer hingegen haben nach der Winterpause ihre Form noch nicht gefunden. Ante Coric seinerseits verbessert weiterhin seine hervorragende Plus-/Minusbilanz. Vor allem ist der Kroate in der aktuellen Phase der mit Abstand beste Standardschütze im Team. Sein Eckball führte zum 2:0 durch Wilfried Gnonto (Assist: Karols Mets) und auch sein Freistoss war hervorragend getreten (Kramer lenkte den Ball sechs Meter vor dem Gehäuse links vorbei).

Telegramm

Luzern – FCZ 0:2 (0:1)
Tore: 17. Ceesay (Dzemaili) 0:1; 78. Gnonto (Mets) 0:2.
Luzern – Müller; Dräger, Burch, Simani, Frydek (30. Sidler); Jashari; Schulz (72. Emini), Ugrinic (61. Gentner); Campo (46. Kvasina); Cumic (72. Ndiayé), Abubakar.
FCZ – Brecher; Omeragic, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic, Doumbia, Dzemaili (75. Mets), Guerrero (90.+1 Khelifi); Marchesano (75. Coric); Ceesay (67. Kramer), Tosin (67. Gnonto).



Tosin zurück, Startelfdébut Mets, GC mit Systemumstellung! GC – FCZ Aufstellungen

Der FCZ hat im ersten Rückrundenspiel gegen Servette den Saison-Tiefstwert von 0,52 Erwartete Tore herausgespielt. Fürs Derby stehen Aiyegun Tosin (zuvor krank) und Assan Ceesay (Afrika-Cup) Trainer André Breitenreiter wieder zur Verfügung. Vor der Partie waren aber Ceesay genauso wie Kramer (kleine Verletzung beim Aussteigen aus dem Auto) und Dzemaili als fraglich gemeldet. Kramer ist tatsächlich nicht dabei, Ceesay sitzt auf der Ersatzbank. Tosin ist hingegen wieder zurück und bildet wohl mit Marchesano das Sturmduo. Becir Omeragic könnte wie in der Schlussphase gegen Servette im Mittelfeld auflaufen. Karol Mets kommt zu seinem Startelfdébut!

Bei GC sind mit Sène, Loosli und Santos gleich drei Spieler gesperrt. Petar Pusic, welcher beim letzten Derby (3:3) eine wichtige Rolle gespielt hat, fehlt weiterhin krankheitshalber. Auch Margreitter ist nicht dabei. Von den neuverpflichteten asiatischen Spielern sind Jeong und Seko noch nicht im Aufgebot. Der chinesische Verteidiger Lei sitzt zum ersten Mal auf der Bank. Gut möglich daher, dass Trainer Contini gezwungenermassen vom üblichen 3-4-1-2 abweicht. Zwei Mal in dieser Saison hat GC im 4-1-2-1-2 gespielt, was auch heute wieder zum Zuge kommen könnte.

Trends der Vorrunde setzen sich fort – FCZ-Testspielbilanz Winter 21/22

Nur drei Testspiele hat der FCZ in der Wintervorbereitung 21/22 absolviert und dabei gegen den Wuppertaler SV und das polnische Spitzenteam Pogon Szczecin (Spitzname: „Hafenarbeiter“) in Belek unentschieden gespielt – und eine Woche vor Rückrundenstart den FC Wil im Heerenschürli 1:0 geschlagen. Erstmals konnte dabei die 1. Mannschaft direkt aus der frisch bezogenen Kabine im neuen „Home of FCZ“ direkt hinaus auf den Platz zum Testspiel laufen. Auch die Büro-Crew ist bereits weitgehend in Schwamendingen eingerichtet. DIe eigentlichen FCZ-Trainingsplätze sind allerdings immer noch im Umbau.

Viel Pressing in den ersten beiden Testspielen

Gegen Wuppertal liess Trainer Breitenreiter in den zwei Mal 60 Minuten jeweils mit Viererabwehr spielen – zuerst mit einem Rhombus im Mittelfeld, dann in einem 4-3-3 (präziser: 4-1-2-3) wie in den Cuppartien in Solothurn und Yverdon. In den anderen beiden Partien formierte sich die Mannschaft dann wieder im üblichen 3-4-1-2. Beim 3:3 gegen Wuppertal agierte der FCZ viel im Pressing – sowohl die eigenen wie auch die gegnerischen Tore entstanden aus FCZ-Pressingsituationen. Ähnlich agierte man 35 Minuten auch gegen Pogon und ging durch einen Marchesano-Ablenker am nahen Pfosten nach einem Dzemaili-Freistoss von der Seite zwischenzeitlich mit 1:0 in Führung.

Déjà Vu bei Standards

Dzemaili trat im letzten Testspiel gegen den FC Wil auch die Mehrzahl der Eckbälle. Aus einem solchen von der rechten Seite entstand das einzige Tor der Partie. Es war praktisch eine Kopie des 3:3-Ausgleichstreffers im August in St. Gallen mit einem schönen Aliti-Ablenker auf Höhe des nahen Pfostens und Gnonto, der den Ball am entfernten Pfosten auf oder vielleicht auch bereits etwas hinter der Torlinie ins Netz lenkte – nur wurde diesmal der Ball eher flach statt hoch gespielt. In einer weiteren Szene hätte Gnonto das Skore erhöhen können. Diese war sozusagen eine Kopie seines 2:0-Führungstreffers vor der Winterpause in Lausanne. Diesmal lenkte Kamberi nach einem Eckball den Ball an die Fünfergrenze, wo Gnonto mit seinem Abschluss aus einer 180 Grad-Drehung an Wils Torhüter Marvin Keller scheiterte. Viele Torchancen liess auch Blaz Kramer liegen, worüber sich der Slowene ärgerte. Gleichzeitig hat sich sein Engagement in der Defensive und im Spielaufbau seit seiner Rückkehr vor der Winterpause im Vergleich zu vorher stark verbessert.

Im 4-1-2-3 über die Seiten anfällig

Im 4-1-2-3 hatte der FCZ defensiv Probleme. Die Aussenverteidiger hatten bei einem so hoch stehenden Flügel zu wenig Unterstützung, wurden über beide Seiten überspielt und im eigenen Strafraum stand nach der Flanke gleichzeitig immer wieder ein Gegenspieler frei. Das erinnerte an eine Reihe von Gegentoren in den letzten Saisons. Die Kombination von äusserem Innenverteidiger plus weit nach hinten arbeitendem Aussenläufer zusammen mit den aussen helfenden Mittelfeldspielern im 3-4-1-2 hat sich zur Abdeckung der Seiten in der Vorrunde und auch der Wintervorbereitung deutlich besser bewährt.

Mets trotz „Wacklern“ ein Startelfkandidat

Auch personell hat sich über den Wintermonat wenig geändert. Die Hierarchie im Tor ist klar. Mirlind Kryeziu wird weiterhin die zentrale Position in der Dreierabwehr einnehmen. Gerade gegen Wil wurde der FCZ in erster Linie über Spieleröffnungen Kryezius nach vorne gefährlich. Neben den Standards. Auf diesen Erfolgsfaktor baut man auch in der Rückrunde. Und diesbezüglich hat man eine hohe Variabilität im Kader. Guerrero, Marchesano, Coric nicht dabei? Dann tritt halt Dzemaili oder Khelifi an – die können das auch sehr gut. Und die Automatismen bei den Standards werden mit zunehmendem Saisonverlauf eher noch besser.

In der Sommervorbereitung war Becir Omeragic am letzten Testspieltag gegen Kriens und Xamax im Heerenschürli zumindest noch zwei Mal zu einem Teileinsatz gekommen. Diesmal reichte es nicht mal dafür. In allen Testpartien dieser Saison zusammengezählt lief der Genfer ganze 74 Minuten auf. Auf der einen Seite hat Trainer Breitenreiter sicherlich das Vertrauen in ihn, auch ohne Testspielminuten in den Beinen. Falls er aber in einer Woche gegen seinen Stammklub noch nicht bereit wäre, dann könnte es zu einer Dreierabwehr mit drei Linksfüssern Mets, Kryeziu und Aliti kommen – mit Mets auf der rechten Seite. Der Este hat wohl einen leichten Vorteil gegenüber Kamberi, auch wenn er gegen Pogon das Gegentor verursacht und einen identischen Fehler (diesmal ohne Folgen) gleich nochmal gegen Wil begangen hat.

Gogia in Zukunft vermehrt auf der linken Aussenbahn?

Auf den Aussenbahnen ist die Situation ebenfalls klar. Bornijasevic und Guerrero sind eine Bank und haben sich ihren erspielten und vor allem erlaufenen Status verdient. Rohner ist der Ersatz auf rechts. Links hat Fidan Aliti gute Ansätze gezeigt, auch wenn er speziell gegen Wil auch etwas unglücklich agiert hat. Andy Gogia gibt sich Mühe, sich defensiv zu verbessern, wenn er als Aussenläufer eingesetzt wird. Ob er mittlerweile wirklich über 90 Minuten auf Super League-Niveau auf dieser Position solide genug auftreten könnte, ist noch eine offene Frage. Aber eine solche Variante scheint zumindest die deutlich bessere Option zu sein, als das System auf zwei offensive Flügel zu ändern. In einer solchen Formation hat Gogia in Wettbewerbsspielen und Tests jeweils enttäuscht. Defensiv gefordert zu werden, tut Gogia und seinem Spiel besser, als wenn er zu viel (vermeintliche) Pausen und Zeit zum Nachdenken hat.

Gnonto und Dzemaili im Aufschwung, Khelifi eine Alternative im Sturm

Im Zentrum scheint alles auf ein Duo Doumbia / Dzemaili herauszulaufen. Dzemaili versucht noch einmal auf ein höheres Niveau zu kommen, was natürlich ein Wettkampf gegen die Zeit ist. Man hat es bei Servette’s ehemaligem Weltklassemann Gaël Clichy gesehen, der zuletzt altersbedingt nicht mehr so dominant aufgetreten ist, wie noch zu Beginn seiner Servette-Zeit. Oder Christian Gentner – der Musterprofi hat nach Manuel Neuer von allen Aktiven am zweitmeisten Bundesligaeinsätze und konnte in der Vorrunde bei Luzern zwar noch mithalten, aber keine wesentlichen Impulse setzen. Auf jeden Fall scheint die Formkurve Dzemailis aktuell nach oben zu zeigen. Wie weit und lange dies in der Super League noch reicht, wird sich zeigen. Bledian Krasniqi zeigte ein paar gute Ansätze, aber von ihm muss sicherlich noch mehr kommen, wenn er einen Stammplatz erobern will. Antonio Marchesano stand gegen Wil nicht im Einsatz. Im letzten Sommer schafften er und andere Zürcher Akteure es genau auf den Saisonstart in Lugano in die beste Verfassung zu kommen. Auch aktuell wieder gegen Servette in einer Woche?

Ante Coric und Moritz Leitner sind zur Zeit etwas aussen vor. Stephan Seiler scheint einen kleinen Schritt nach vorne gemacht haben und wirkte etwas reifer. Von den beiden aus der U21 ins Trainingslager mitgenommenen Jungs wurde Rechtsverteidiger Selmin Hodza auf verschiedenen Positionen eingesetzt, vorwiegend als „Achter“ im Zentralen Mittelfeld. Er bekundete sowohl mit dem Niveau bei den Profis wie auch mit der Position Mühe. Anders der flinke Techniker Miguel Reichmuth, welcher als Alternative für die 10-er oder 8-er Position durchaus einen gewissen Eindruck beim Trainerteam hinterlassen haben dürfte. Auch Henri Koide ist definitiv wieder zurück von seiner Verletzung und hätte dem FCZ als Alternative im Sturm durchaus helfen können. Der Fokus liegt aber auf seiner Entwicklung und Spielpraxis – und die holt er sich in der Rückrunde in der Challenge League bei Xamax auf einem höheren Niveau als der Promotion League. Kramer hat in der Vorbereitung ein Mal getroffen – trotzdem scheinen ihm noch etwas weitere Erfolgserlebnisse zu fehlen. Ob Tosin zum Rückrundenstart fit ist, ist noch unsicher. Eine Bank ist hingegen seit der Schlussphase der Vorrunde Wilfried Gnonto. Der Italiener scheint seine gute Form über den Winter konserviert zu haben. Salim Khelifi ist am ehesten eine Alternative im Sturm und hat da mehr überzeugt, als auf der Achterposition. Khelifi steht da in Konkurrenz zu Rodrigo Pollero. Einer von beiden könnte aufgrund der möglichen Abwesenden zum Auftakt die Chance auf einen Teileinsatz haben.