Kamberi startet in Genf / Servette – FCZ Vorschau und Startformationen

Beim FCZ wird voraussichtlich Mirlind Kryeziu in die Startformation zurückkehren, Mets würde dann für den verletzten Omeragic auf die rechte Position der Dreierabwehr rücken. Fallen auch die fraglichen Dzemaili und Krasniqi für die erste Elf aus, wird wohl Stephan Seiler von Anfang an spielen. Er hatte zuletzt einen guten Teileinsatz in Lausanne. Fabian Rohner ersetzt aller Voraussicht nach rechts Nikola Boranijasevic. An Genf hat der Zürcher zwiespältige Erinnerungen. Im Sturm hat Trainer Breitenreiter die Auswahl. Nachdem das Duo Kramer / Gnonto im Derby nicht vollends überzeugen konnte, könnte sich der Niedersachse für Tosin / Ceesay entscheiden. Allerdings könnte es durchaus Sinn machen, dem jungen Gnonto eine weitere Chance in der Startelf zu geben. Der 18-jährige scheint als Starter grundsätzlich etwas besser geeignet als der in der Regel nur in zeitlich begrenzten Spielphasen und daher als Joker starke Tosin.

Trainer Breitenreiter gibt Lindrit Kamberi an Stelle des auf der Bank beginnenden Mets die Chance in der Startformation. Unter anderem soll der Zürcher die Zürcher Schwäche bei Offensivkopfbällen beheben. Die fraglichen Blerim Dzemaili und Bledian Krasniqi sind ebenfalls mit dabei. Dies bedeutet, dass Antonio Marchesano heute wieder mal nach vorne in die Spitze rücken wird.

Servette hatte zuletzt zu Hause und auswärts unterschiedliche Resultate. Verantwortlich dafür war unter anderem Aussenverteidiger Diallo, der in Basel die gute Leistung seiner Teamkollegen mit einer Roten Karte genauso zunichte machte, wie in Lausanne mit seinem ungestümen Einsteigen im Strafraum (Penalty-Führung durch Dreifachtorschütze Amdouni). Im Heimspiel gegen den FCZ ist Diallo nun wieder gesperrt. Falls der angeschlagene Bauer nicht auflaufen kann, könnte Innenverteidiger-Ersatz Rouiller zum Handkuss kommen, der auch in der Vergangenheit schon auf dieser Position gespielt hat.

Trainer Geiger setzte in dieser Saison bisher für seine Verhältnisse ungewöhnlich viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs ein. Diesbezüglich ist eine Kehrtwende in Genf festzustellen. In Lausanne kam der 19-jährige Genfer Camara im Zentralen Mittelfeld zum Startelfeinsatz. Gegen den FCZ ist allerdings damit zu rechnen, dass mit Cespedes, Imeri und Bedia gleich drei wichtige zentrale und erfahrenere Spieler in die Genfer Formation zurückkehren. Speziell Bedia wurde zuletzt vermisst. Der Ivorer ist ein Mittelstürmer von für Super League-Verhältnisse hoher Qualität und als Ersatz für den in der Winterpause abgewanderten Kyei für die Grenats schnell sehr wichtig geworden.

Bei Servette vertraut Alain Geiger auf David Douline an Stelle von Boris Cespedes (Ersatz) als Sechser in der Startelf. Heute ist es von den Jungen wieder Valton Behrami, der von Anfang an spielt. Der ehemalige Weltklasseverteidiger Gaël Clichy ist hingegen nicht im Aufgebot. Vorne greifen die Grenats mit den grossgewachsenen Bedia und Rodelin plus dem kopfballstarken Stevanovic an.

Dank Detailarbeit und Abschlussstärke / Lausanne-Sport – FCZ in der Züri Live-Analyse

Wie schon gegen Luzern gelingt auch bei Lausanne-Sport der dritte Saisonsieg im dritten Spiel – gegen einen Gegner, gegen den man (langfristig) historisch eine negative Bilanz hat. Brachte das Breitenreiter-Team in der Innerschweiz allerdings noch eine der besten Saisonleistungen auf den Platz, so kam der Sieg im Waadtland eher glücklich zustande. Lausanne bestätigte seine gute Leistung vom Auswärtsspiel in Sion (0:1) und hätte auch gegen den FCZ mindestens einen Punkt verdient gehabt – unter anderem mit zwei Aluminiumtreffern und mehr Erwarteten Toren als der FC Zürich in einer Partie mit allgemein wenig Torchancen. Das FCZ-Pressing funktionierte selten und im Passspiel wurde zeitweise zu wenig direkt, schnell und scharf nach vorne gespielt. Man bemerkte in Lausanne, wie wenig es an leicht verändertem Personal und ein bisschen weniger Energie als sonst braucht – und schon ist der Tabellenletzte eher die bessere Mannschaft gegenüber dem Leader FCZ.

Lausanne bestätigt sowohl Leistungssteigerung als auch Sturmprobleme

Es würde nicht überraschen, wenn die Waadtländer aufgrund ihrer Leistungssteigerung in den nächsten Partien zu Punkten beginnen würden. Ob dies dann aber noch für den Klassenerhalt reichen kann, ist eher fraglich. Der entscheidende Faktor für sie ist jetzt, dass sie mehr aus ihren Torchancen herausholen. Die grössten Probleme bestehen auf der Stossstürmerposition, wo der beim FCZ ausgemusterte im Spielaufbau wenig durchsetzungsfähige und langsame Pollero von Beginn weg zum Einsatz kam, Ouattara der Form seiner Anfangszeit in Lausanne hinterherläuft und Amdouni auf Super League-Niveau nicht seine Idealposition hat.

Deutlich verbesserte Einwürfe als eines der vielen entscheidenden Details

Eine Parallele zwischen den drei bisherigen Saisonbegegnungen mit Lausanne besteht darin, dass der FCZ in jedem dieser Spiele ein wichtiges Tor nach einem Einwurf Nikola Boranijasevics erzielt hat. Die Einwürfe sind ganz allgemein beim FCZ deutlich besser geworden. Man spielt sie überlegt, mit Geduld, und technisch sauber, sowohl von Seiten des Einwerfers, wie des Empfängers. Es wird der Moment abgewartet, in welchem der Empfänger sich lösen kann und dieser erhält den Ball so auf den starken Fuss zugeworfen, dass er ihn mit dem ersten Ballkontakt direkt zurückspielen kann. Es gibt auf Einwürfe praktisch keine Ballverluste mehr. Vor noch nicht allzu langer Zeit, war der Ballbesitz nach einem eigenen Einwurf gefühlt näher bei Fifty-Fifty, als bei 100% gewesen. Es sind genau solche Details, die ausmachen, dass der FCZ schlussendlich aktuell selbst solche nicht wirklich guten Spiele wie in Lausanne gewinnt.

Adrian Guerrero zum zweiten Mal in Folge MVP

Lausanne hat wie diesmal wieder beim 0:2-Gegentreffer weiterhin notorisch Probleme mit der defensiven Organisation unmittelbar nach eigenen Auswechslungen oder Platzverweisen. Schon vor der Winterpause hatte der FCZ auch dank dieses Lausanner Mankos das zweite Tor in der Tuilière erzielen können – und auch andere Super League-Gegner der Waadtländer haben zuletzt davon profitiert. Die beiden FCZ-Aussenläufer gehörten wie schon in Luzern zu den besten Zürchern, wobei erneut Adrian Guerrero aufgrund seiner kleineren Fehlerquote die Nase vorne hatte. Er erzielte in Lausanne sein viertes Saisontor. Noch beeindruckender: der Spanier war in dieser Saison inklusive Cup schon an 30 Toren beteiligt. Von Boranijasevic kamen vor allem in der 1. Halbzeit mehrere gute Bälle auf der rechten Seite hinter die Abwehr – unter anderem in der Vorbereitung des 0:1. Der Serbe hatte am meisten Offensivpunkte (mit Guerrero), Defensivpunkte und auch Negativpunkte des Teams.

Ohne Doumbia und Marchesano defensive Stabilität tiefer

Die Noten bewegten sich diesmal alle in einem engen Rahmen zwischen 5 und 8. Krasniqi und Tosin bewegen sich weiterhin am unteren Rand der Team-Leistungsskala währenddessen Ceesay und Brecher einen für ihre Verhältnisse schlechten Tag erwischten, obwohl beide auch diesmal einzelne gute Szenen hatten. Stephan Seiler und Ante Coric hatten zu Beginn ihres Einsatzes gleich ein paar Ballgewinne, aber am Ende der Partie wurde ersichtlich, dass das Mittelfeldzentrum aktuell defensiv zu durchlässig ist, wenn Doumbia und/oder Marchesano nicht auf dem Platz stehen.

Telegramm

Lausanne-Sport – FCZ 0:2 (0:1)
Tore: 3. Gnonto (Marchesano) 0:1; 69. Guerrero (Seiler) 0:2.
Lausanne-Sport – Diaw; Alakouch (46. Chafik), Zohouri, Monteiro, Poundjé; Trébel; Kukuruzovic, Suzuki (71. Thomas); Amdouni (68. Spielmann), Pollero (68. Ouattara), Mahou (86. Coyle).
FCZ – Brecher; Mets, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic, Doumbia (85. Hornschuh), Krasniqi (57. Seiler), Guerrero; Marchesano (57. Coric); Ceesay (68. Kramer), Gnonto (68. Tosin).



Per Aussenrist zum MVP / GC – FCZ in der Züri Live-Analyse

GC kann trotz Pausenführung auch im neunten Derby in Folge nicht gewinnen. Vor ziemlich genau vier Jahren erzielte Jeffren den einzigen Treffer beim letzten Derbysieg des Stadtrivalen. Drei Tage später schoss Cédric Brunner in der 92. Minute des Halbfinalderbys den FCZ in den Cupfinal. Es war der erste von sechs Siegen bei drei Unentschieden seither. Neu hat der FC Zürich nun gegen Lausanne-Sport historisch die zweittiefste Siegquote nach dem FCB, und nicht mehr gegen den Stadtrivalen.

FCZ und Pressing: Extreme Wandlung im Saisonverlauf

GC ging in der 1. Halbzeit ein relativ hohes Tempo, und konnte dieses dann nicht durchziehen, Speziell im mittleren Teil der 2. Halbzeit liessen die Hoppers nach, was der FCZ mit dem durch aggressives Pressing erzwungenen 2:1 nutzte. Bezüglich Pressing hat sich der FCZ im Verlauf der Saison stark verändert. Zu Beginn lag das Breitenreiter-Team bei einem PPDA-Wert zwischen 13 und 14, was dem aktuellen Saisondurchschnittswert des in dieser Wertung „letztplatzierten“ Sion entspricht. Der Wert sagt aus, dass die Walliser ihre Gegner im Durchschnitt in deren eigener Platzhälfte und in der Zone um die Mittellinie (insgesamt 60% des Spielfeldes) 13 bis 14 mal einen Pass spielen lassen, bevor Sion entweder einen Ball abfängt, zu einem Sliding Tackling ansetzt, einen Defensiv-Zweikampf gewinnt, oder ein Foul begeht. Interessant ist der Röstigraben und Risottograben in dieser Wertung. Die Welschen Teams und Lugano (und der FCZ Anfangs Saison) machen am wenigsten Pressing. Luzern, das über weite Strecken einen welschen Trainer hatte, ist im Saisonschnitt in der Mitte anzutreffen.

Die Deutschschweizer Teams machen hingegen viel Pressing. Von den rund 100 Klubs aus Topligen haben nur zwei einen noch tieferen PPDA-Wert als YB: Barcelona und Torino. Auch Basel, St. Gallen und GC sind im Vergleich mit Top-Liga Teams in den oberen 20%. Wolverhampton Wanderers hingegen macht sogar deutlich weniger Pressing als Sion. Die Spielweise des englischen Partnerklubs unterscheidet sich somit sehr stark von derjenigen von GC. Der gerade neu ausgeliehene Bruno Jordao wird sich da erst mal adaptieren müssen. Im Saisonschnitt liegt der FCZ noch zwischen Luzern und GC – bezogen auf die letzten fünf Partien hingegen mittlerweile auf der Höhe des in dieser Wertung Erstplatzierten YB. Und dabei ist der Ausreisser in Lausanne mit einem PPDA-Wert von 11,17 sogar mitgezählt, als sich die Zürcher in der 2. Halbzeit nach der 2:0-Führung zurückzogen. Gegen GC kam der FCZ auf einen Wert von 6,38, was in den Top-Ligen kein Team im Durchschnitt erreicht.

Die Wandlung im Saisonverlauf ist also dramatisch. Gegen Ende der Vorrunde schien es noch, als würde der FCZ den Trend zu mehr Pressing wieder etwas zurückfahren. Unter Berücksichtigung der Testspiele und der ersten zwei Rückrundenpartien muss man hingegen nun sagen: der FCZ ist zu einem distinktiven Pressingteam geworden – in dieser Hinsicht vergleichbar mit YB. Sowohl gegen Luzern und St. Gallen am Ende der Vorrunde wie auch nun gegen Servette und GC lag der PPDA-Wert des FCZ zwischen 6,3 und 7,5. Auch in den Testspielen wurde trotz Müdigkeit viel und schnell in der Angriffszone und im Mittelfeld Druck auf den Gegner gemacht. Speziell das konsequente Gegenpressing führt dazu, dass der Gegner zu langen Bällen gezwungen wird und so die FCZ-Mannschaft immer mehr auseinandergezogen wird und ihre Kompaktheit verliert. Trotzdem wirkt man defensiv auch mit dieser Spielweise auf einem guten Weg. Luzern entwickelt sich unter dem neuen Trainer Mario Frick in dieselbe Richtung wie der FCZ (PPDA-Wert beim Spiel in Lugano: 6,53), so dass alle Deutschschweizer Teams nun in dieser Hinsicht „beisammen“ sind.

Positionstausch Doumbia / Dzemaili – Lösungsansatz fürs Zentrum

Taktisch trat GC wie von Züri Live vermutet aufgrund ihrer Personalsituation gezwungenermassen in einem Rhombus-System mit Viererabwehr an. Adrian Guerrero und Nikola Boranijasevic mussten so im Pressing extra weite Wege gehen (Anlaufen der gegnerischen Aussenverteidiger). Der FCZ spielte dementsprechend als Antwort auf den GC-Rhombus wie schon häufig mit einem Sechser und zwei Achtern. Ousmane Doumbia sagt in vielerlei Hinsicht die Achter-Rolle besser zu, als die des Sechsers. Der Sechser im modernen Fussball muss ein Stratege mit einem optimalen Positionsspiel sein. Das ist ganz und gar nicht die Stärke von Doumbia. Er lebt (ähnlich wie Stephan Seiler) von Spontaneität, Beweglichkeit und Energieanfällen. Um so mehr wenn der FCZ wie oben beschrieben immer mehr zu einer Pressingmannschaft wird, dann braucht es Doumbia dort, wo in so einem Fall die Bälle erobert werden sollen: nämlich vorne. Wie vor dem 2:1-Führungstreffer gegen GC, als Doumbia weit vorne Kawabe so unter Stress versetzte, dass dieser einen zu kurzen Rückpass Richtung eigenen Torhüter spielte, von welchem Tosin profitieren konnte. Als Sechser wäre Doumbia auch nicht in die Position gekommen, wie beim 1:1-Ausgleichstreffer seine Top-Flanke aus dem Halbfeld in Gaël Clichy-Manier hinter die GC-Abwehr auf Assan Ceesay zu schlagen.

Blerim Dzemaili seinerseits bringt in dieser Saison klar bessere Leistungen auf der „Sechs“, als auf der Achterposition. Er entspricht auch viel eher dem Profil des spielintelligenten Strategen und Ballverteilers mit langen Bällen. Daher wäre es sehr empfehlenswert, wenn Doumbia und Dzemaili für den Rest der Rückrunde permanent ihre Positionen tauschen würden. Auf die kommende Saison hin könnte der „Königstransfer“ des FCZ ein strategisch starker Sechser, der auch noch physische Qualitäten mitbringt, sein. Als Idealtyp einer wie der in der Vorrunde bei St. Gallen aktive Ousmane Diakité. Natürlich ist es alles andere als simpel, so einen Spieler fix zu verpflichten. Gute Perspektiven für die kommende Saison könnten das aber etwas vereinfachen. Becir Omeragic hat gegen GC auf der Sechs nicht überzeugt und in der Innenverteidigung verspricht das Trio Mets – Kryeziu – Aliti am meisten Stabilität. Unter anderem führte ein zu riskantes Zuspiel Omeragics zum 0:1-Rückstand. Auch Bledian Krasniqi konnte sich im Derby wie schon gegen Servette nicht empfehlen.

Mirlind Kryeziu, der gegen Servette noch defensiv wie offensiv stark gespielt hatte, war diesmal durchschnittlich. Der in der Vorrunde bestbenotete Tosin trotz seines Tores gar leicht ungenügend. Einige Male machte der Nigerianer aus guten Situationen am gegnerischen Strafraum oder in der Konterauslösung viel zu wenig. Wenn der Nigerianer mit Ball zu viel Zeit zum Nachdenken hat, geht es meist schief. Handelt er intuitiv und schnell, dann klappt es deutlich besser. Ante Coric hingegen bestätigte seine Vorrundenbilanz als FCZ-Kaderspieler mit der besten Plus-/Minusbilanz. Auch gegen GC kam er beim Stand von 1:1 rein und trug unter anderem mit seinem stark geschlagenen Corner zum 3:1 zu den drei Punkten bei. Das Team insgesamt hatte in diesem Derby den tiefsten Wert an Negativpunkten der ganzen Liga-Saison. Man kann also wohl konstatieren, dass es die fokussierteste Leistung der Saison war.

Nikola Boranijasevic: per Aussenrist zum MVP

Nikola Boranijasevic wurde von André Breitenreiter nicht ohne Grund bei der Auswechslung besonders innig geherzt. Dem Serben gelang in der Züri Live-Bewertung sein bisher bestes Spiel im FCZ-Trikot mit seiner ersten glatten „10“. Obwohl er diesmal kein Tor oder Assist verbuchen konnte. Sowohl bei den Offensivpunkten wie bei den Defensivpunkten und Negativpunkten schnitt Boranijasevic im Derby deutlich besser ab, als üblich. Fast schon penetrant spielte der 29-jährige einen Aussenristpass am anderen – und dies penetrant gut! Zum Beispiel das raumöffnende Zuspiel auf Doumbia vor dem 1:1-Ausgleich.

Afrika-Cup Karma an der Super League-Spitze

Er kam sah und traf! Auch direkt nach Siegen mit Gambia am Afrika-Cup hatte Assan Ceesay über Social Media Video- und Text-Nachrichten direkt aus der Kabine an die FCZ-Fangemeinde gerichtet. Er war dankbar, bei der ersten Teilnahme seines Heimatlandes an einem internationalen Turnier dabei zu sein – und freute sich gleichzeitig bereits auf die Rückkehr nach Zürich und die Rückrunde mit dem FCZ. Gambia zeichnete ähnlich wie sein Zürcher Team ein grossartiger Teamspirit aus. Der Belgische Trainer Tom Saintfiet stellte sehr variabel ein und auf – hervorragend auf die jeweiligen Gegner eingestellt. Es kamen Spieler von Dänischen Drittligisten, Englischen Viertligisten und sogar Schweizer Fünftligisten in Startformationen zum Einsatz – und kämpften sich sensationell bis in den Viertelfinal gegen Gastgeber Kamerun. Nach der Rückkehr in die Schweiz war Ceesay zwar müde, aber voller positiver Emotionen für Gambia und den FCZ – und trug ganz wesentlich zum Resultatumschwung in der 2. Halbzeit des 277. Zürcher Derbys bei.

Szenenwechsel: Basel, St. Jakob Park. In der 81. Minute des Heimspiels gegen Sion führt der FCB gemessen an den Torchancen etwas glücklich mit 3:2, als Nasser Djiga für Taulant Xhaka eingewechselt wird. Der 19-jährige ist gerade einmal neun Sekunden (!) auf dem Feld, als er im eigenen Strafraum ungeschickt von hinten bei Gaëtan Karlen aufläuft. Penalty! Der aus der FCZ Academy stammende Anto Grgic hatte den Steilpass in den Strafraum gespielt und verwandelte danach auch den Penalty zum 3:3-Ausgleich (Endstand). Anschliessend erhielt er von Schiedsrichter Piccolo Gelb wegen seiner Finger vor den Mund-Geste gegenüber der pfeifenden Muttenzerkurve. Schon zuvor hatte Grgic das Führungstor Itaitingas mit einem ideal ge-time-nten Zuspiel aufgelegt und den 2:2-Ausgleich mit einem magistralen Direkten Freistoss erzielt.

Djiga ist auch nach dieser Szene völlig von der Rolle und sorgt mit zwei unmotivierten Fehlpässen in der eigenen Platzhälfte beinahe noch im Alleingang für die Basler Niederlage – nur eine grandiose Parade Heinz Lindners gegen einen Wesley-Weitschuss verhindert dies. Die Führungsriege des FC Basel hatte Djiga die Freigabe für den Afrika-Cup verweigert, was in dessen Heimatland Burkina Faso grosse Wellen warf. Vom Rheinknie aus musste Djiga mitverfolgen, wie seine Mannschaft sich für die Achtelfinals qualifizierte und auch dort weiterkam. Einen Tag nach der Halbfinalqualifikation seines Teams durch einen 1:0-Sieg gegen den Favoriten Tunesien sass Djiga zum Auftakt der Super League-Rückrunde in Luzern 90 Minuten auf der Ersatzbank. An seiner Stelle spielte der gelernte Mittelfeldspieler Wouter Burger neben Andy Pelmard in der Innenverteidigung. Im Abwehrzentrum Burkina Fasos kamen an der Seite des gesetzten Tapsoba derweil Akteure wie Ouattara oder Dayo zum Einsatz, die in der Marokkanischen Liga engagiert sind. Den Halbfinal verlor Burkina Faso so mit 1:3 gegen den Senegal.

Die Schlüsse aus den zwei Geschichten von Assan Ceesay und Nasser Djiga soll jeder selbst ziehen. Aber es gibt Menschen, die in solchen Fällen von Karma sprechen.

Telegramm

GC – FCZ 1:3 (1:0)
Tore: 43. Schmid (Bolla) 1:0; 47. Ceesay (Doumbia) 1:1, 67. Tosin 1:3, 83. Gnonto (Ceesay) 1:3.
GC – Moreira; Bolla, Arigoni, Ribeiro (77. Lei), Lenjani; Herc (84. de Carvalho); Da Silva (65. Jordao), Schmid; Kawabe (77. Kacuri); Bonatini (65. Demhasaj), Momoh.
FCZ – Brecher; Mets, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic (89. Rohner), Omeragic (54. Coric), Guerrero; Doumbia, Krasniqi (46. Ceesay); Tosin (78. Gnonto), Marchesano (78. Hornschuh).

Torschütze Krasniqi könnte einiges von MVP Kryeziu abgucken / FCZ – Servette in der Züri Live-Analyse

Der FCZ ging zum Rückrundenauftakt gegen Servette von Anfang an relativ viel Risiko und spielte intensiv. Das Gegenpressing verhinderte dabei über weite Strecken, dass Servette so wie in früheren Jahren zu einfach zu Konterchancen kam. Der FCZ spielte ansatzweise wie St. Gallen und gegen diesen Gegner bekundete Servette in den letzten Saisons meist Mühe. Yanick Brecher hatte abgesehen von einer etwas verzögerten Parade bei einem Weitschuss Imeris, beim welchem man das Gefühl hatte, der Zürcher Torhüter hätte den Ball auch mit einem Seitwärtsschritt sicher halten können, in der 1. Halbzeit nichts zu tun.

Stevanovic überall und nirgends richtig

Servette reiste sowohl ohne den bisherigen (Grejohn Kyei) wie auch den neuen (Chris Bedia) nominellen Mittelstürmer Nummer 1 an. Und da sich Alex Schalk diese Saison bisher noch nicht von seiner formstarken Seite gezeigt hat, begann der vielseitige Ronny Rodelin im Sturm. Der Franzose war dann aber der klare Schwachpunkt im Genfer Spiel. Es wirkte, als wären die Gäste aus der Calvinstadt mit einem halben Spieler weniger auf dem Platz. Miroslav Stevanovic fühlte sich bemüssigt, überall auszuhelfen. Der Bosnier war mal im Offensivzentrum anzutreffen, dann auf dem Flügel und dann rannte er vor dem eigenen Strafraum einem Zürcher nach, den Boris Cespedes aus den Augen verloren hatte. Das Ergebnis: in „seiner“ Zone am und im gegnerischen Strafraum fehlte Stevanovic dann die Kraft und / oder der Fokus.

Blitzstart von Wilfried Gnonto

Die Zürcher Anfangsphase war personell geprägt durch einen sehr engagierten Wilfried Gnonto. Servette konnte von Glück sprechen, dass Schiedsrichter San das Klammern von Servette-Verteidiger Vouilloz gegen den wirbligen Italiener im Genfer Strafraum in der 3. Minute nicht als penaltywürdig taxierte. Am Ende verloren die Grenats trotzdem erstmals ein Spiel mit dem 20-jährigen Eigengewächs in der Startformation. Auch weil San auf der anderen Seite in der 81. Minute, als ein Befreiungsschlag Kryezius im Strafraum an Boranijasevics Arm prallte, dies ebenfalls nicht als ahndungswürdige Körperverbreiterung beurteilte.

Nicolas Vouilloz geht im eigenen Strafraum riskant gegen Wilfried Gnonto zu Werke.

Eines der besten Spiele von Mirlind Kryeziu

Beim FCZ scheint sich seit dem Ende der Vorrunde nichts Wesentliches verändert zu haben. Auch die Team-Gesamtnote von 6,3 ist sehr ähnlich wie zuletzt in Lausanne und gegen St. Gallen: keine brillante Leistung, aber gut. Auch der siebte Sieg in Folge kam mit viel Willen und etwas Wettkampfglück zustande. Es war wieder einmal ein Sieg trotz schlechterem Verhältnis bei den Erwarteten Toren. Die Torchancen des Heimteams summierten sich schlussendlich bloss auf einen Wert von 0,52 – der tiefste der Saison. Stark war das Zürcher Spiel hinten heraus. Mirlind Kryeziu gelang eines der besten Spiele seiner bisherigen Karriere! Der Zürcher Abwehrturm nimmt den Schwung aus der Vorrunde mit und scheint einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Wie schon in den Vorbereitungsspielen werden viele Angriffe mit Pässen Kryezius zwischen die gegnerischen Linien lanciert. Zusammen mit dem sich ständig in Bewegung befindlichen Guerrero und dem initiativen Gnonto bildet er den Roten Faden des Teams in vorläufiger Abwesenheit des noch etwas geschonten Antonio Marchesano in der Startformation.

Torschütze Krasniqi insgesamt ungenügend

Die Aussenläufer Guerrero und Boranijasevic machen dort weiter, wo sie vor der Winterpause aufgehört haben. Wie neu aufgezogene Duracell-Hasen. Derweil bleibt die Zürcher Problemzone weiterhin das Mittelfeldzentrum. In der Zusammensetzung der Startaufstellung gegen Servette war es dieser Mannschaftsteil, an dem es gehakt hat, wenn der Ball nicht wunschgemäss schnell und direkt nach vorne gespielt werden konnte. Beim einen (Dzemaili) liegts am Alter, beim zweiten (Doumbia) an der Technik, beim Dritten (Krasniqi) an der Verspieltheit. Doumbia und Dzemaili konnten sich zumindest in der 2. Halbzeit so steigern, dass sie noch auf eine genügende Note kamen – Krasniqi hingegen hat zwar das entscheidende Tor auf Vorarbeit von Boranijasevic (viertes Assist in den letzten fünf Spielen!) erzielt – aber ansonsten in vielen Aktionen zu zögerlich oder naiv und im Gegenpressing zu wenig konsequent für Super League-Niveau agiert. Beispielsweise von Teamkollege Kryeziu könnte er einiges hinsichtlich Klarheit und Zielstrebigkeit abgucken. Mehrmals stand bei Zürcher Pressing im Genfer Spielaufbau ein Gegenspieler völlig frei – und jedes Mal hatte einer der drei Zentralen Mittelfeldspieler nicht aufgepasst, am häufigsten Krasniqi.

Ohne den Ablenker von Cespedes wäre Krasniqis Schuss wohl an den Pfosten. Abhängig vom Drall des Balles von dort wieder ins Feld, oder via Innenpfosten ins Netz.

Telegramm

FCZ – Servette FC 1:0 (0:0)
Tore: 48. Krasniqi (Boranijasevic) 1:0.
FCZ – Brecher; Omeragic, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic, Dzemaili (75. Mets), Doumbia, Guerrero (90. Gogia); Krasniqi (75. Seiler); Kramer, Gnonto (60. Marchesano).
Servette – Frick; Diallo, Vouilloz, Sasso, Clichy; Cespedes (56. Douline); Cognat (72. Antunes), Valls (82. Oberlin); Stevanovic, Rodelin (72. Schalk), Imeri.

Sie habens im Griff, les Welsches!

Mit welcher Frage beschäftigen sich Fussballcoaches am meisten? Viele Beobachter gehen ja davon aus, die Profi-Trainer würden sich den ganzen Tag mit Gedanken an die Taktik, die Verletztensituation und den nächsten Gegner den Kopf zerbrechen. Nur teilweise richtig. Wie das Institut für Sozialpsychologie der Universität Schwurblingen in ihrer neusten Studie herausgefunden hat, ist bei der Liste von Fragen, mit welcher Fussballcoaches tatsächlich die meiste Zeit verbringen an erster Stelle: „Was ziehe ich an: Trainerkombi oder Anzug?“. Wenn man es sich recht überlegt, ist es wahrscheinlich die komplizierteste Frage, die sich ihnen stellt, und manche kommen ihre ganze (meist allzu kurze) Karriere nie zu einer befriedigenden Antwort. „Bin ich auch ein Mitglied der Mannschaft – oder nicht? Und wie soll ich dies mit meiner Kleidung ausdrücken? Was gibt mir Autorität? Was Sympathie? Beim Team? Beim Publikum? Was davon ist wichtiger? Wie kann ich vermitteln, dass dieses Spiel entscheidend ist und wir den Gegner ernst nehmen müssen? Wie zeige ich Identifikation mit meinem Verein? Wie komme ich sowohl während dem Spiel wie auch danach beim TV-Interview adäquat rüber? Welche Kleidung gibt mir beim Herumfuchteln an der Seitenlinie genügend Bewegungsfreiheit? Welche verhindert in ihrer besänftigenden optischen Wirkung am ehesten, dass mich der Schiri auf die Tribüne schickt? Welche ist bei einem Wetterumschwung am polyvalentesten? Was macht in den Fussball-Chefetagen am meisten Eindruck? In welchem Outfit werde ich zum Trainer des Jahres?“ Alain Geiger hat die Lösung auf alle diese Fragen gefunden. Wir sehen ihn im Letzigrund während dem Spiel gegen den FC Zürich: Hemd, oberster Knopf offen, darüber ein sportliches Gilet mit Klub-Logo. Die Polsterung (zusammen mit einer gesunden Walliser Konstitution) erlaubt es, auch im Januar in einem Leichtathletikstadion einen offenen Business Casual-Mantel ohne Knöpfe zu tragen, welcher den Blick auf das Klub-Logo freigibt. Alles farblich gut aufeinander abgestimmt. Sie habens im Griff, les Welsches!

Tosin und Pollero die produktivsten Torschützen, Ceesays Fehlen zum Start kein Nachteil – Halbzeitanalyse, Teil 7

Im heutigen Halbzeitanalyse-Artikel geht es um das Essentielle im Fussball: Tore, Torbeteiligungen, Abschlüsse und Abschlusseffizienz. YB war auch in dieser Vorrunde die Offensivmacht der Liga und hatte trotz einem grossen Lazarett mit Abstand am meisten Abschlüsse der Liga (37% mehr als der FCZ). Trotzdem erzielten beide Teams gleich viele Tore (43). Daran, dass die YB-Stürmer den Ball zu wenig aufs Tor gebracht hätten, lag es nicht. Der Prozentsatz der Schüsse „on target“ war praktisch identisch mit dem FC Zürich. Und prozentual haben die Berner auch nicht viel mehr aus der Distanz geschossen (YB: 40%, FCZ: 38%).

Auch bei den Aluminiumtreffern lief alles für den FCZ

Der eine Aluminiumtreffer mehr (5 statt 4) macht auch nicht den grossen Unterschied bezüglich erzielten Toren aus. Allerdings sehr wohl bezüglich Punkteverteilung! Der FC Zürich hat wegen seinen vier Aluminiumtreffern nämlich keinen einzigen Punkt verloren (alle Pfosten- und Lattenschüsse gab es entweder bei trotzdem gewonnenen Spielen oder Niederlagen mit mindestens zwei Toren Differenz). YB hat hingegen je einmal durch Aluminiumtreffer in den Spitzenspielen gegen den FCZ und den FCB Punkte verloren. Dem FC Basel hätten sogar sechs der neun Aluminiumtreffer zu mehr Punkten verholfen! Immer natürlich hypothetisch davon ausgehend, es hätte sich sonst am Spiel nichts geändert. Darunter ebenfalls je einmal in Spitzenkämpfen gegen den FCZ und YB. Die beiden Fälle FCB vs. YB und YB vs. FCB heben sich nicht gegenseitig auf, denn mit je einem Sieg an Stelle von zwei Unentschieden hätten beide Mannschaften je einen Punkt mehr.

Pollero mit den meisten Abschlüssen pro 90 Minuten

Kommen wir zu den einzelnen Spielern. Welche hatten die meisten Abschlüsse und Abschlussbeteiligungen? Rodrigo Pollero steht mit 5,36 Abschlüssen pro 90 Minuten in dieser Wertung klar an der Spitze. Zu berücksichtigen ist dabei, dass er in Cupspielen gegen Unterklassige mehr Minuten gespielt hat, als in der Meisterschaft. Allerdings würde er auch ohne den Cup mit seinen acht Liga-Abschlüssen (4,42 pro 90 Minuten) ebenfalls an der Spitze stehen. Auch der vor Weihnachten wieder ins Geschehen eingreifende Tosin liegt mit beinahe vier Abschlüssen pro 90 Minuten noch weit vor dem ersten Feld, welches von Antonio Marchesano und Wilfried Gnonto angeführt wird. Ein Assan Ceesay oder Blaz Kramer kommen auf weniger Abschlüsse pro 90 Minuten. Blerim Dzemaili, Fabian Rohner oder Mirlind Kryeziu kommen im Vergleich mit den Kollegen auf ihren jeweiligen Positionen am meisten zum Abschluss.

Am meisten Zuspiele zu Abschlüssen pro 90 Minuten kommen von Adrian Guerrero und Wilfried Gnonto. Der junge Italiener produziert dabei gleich viele direkte Zuspiele wie Abschlüsse. Im Aufbau der Torchancen vor dem letzten Zuspiel sind die drei Deutschen Moritz Leitner, Marc Hornschuh und „Andy“ Gogia besonders häufig involviert, wenn sie zum Einsatz kommen. Stephan Seiler und Silvan Wallner hingegen haben so wenig gespielt, dass ihre hohen Zahlen auch etwas Zufallscharakter haben. Trotzdem ist es ein Zeichen für das offensive Engagement der beiden Jungen bei ihren Kurzeinsätzen. Insgesamt waren Wilfried Gnonto, Tosin und Andy Gogia an durchschnittlich über acht Abschlüssen pro 90 Minuten beteiligt. Auch in dieser Gesamtstatistik fällt auf, dass Assan Ceesay und Blaz Kramer im Vergleich an relativ wenigen Abschlüssen beteiligt sind. Der stark defensiv ausgerichtete Lindrit Kamberi ist sogar pro 90 Minuten an weniger FCZ-Abschlüssen beteiligt, als Torhüter Yanick Brecher. Ante Coric hat weniger Abschlüsse und Zuspiele pro 90 Minuten als Antonio Marchesano, ist aber insgesamt trotzdem an etwas mehr Abschlüssen beteiligt.

Guerrero und Marchesano bei Abschlussbeteiligungen deutlich vorne

In absoluten Zahlen waren die beiden Compagnons Adrian Guerrero (141) und Antonio Marchesano (140) deutlich am meisten an FCZ-Abschlüssen der Vorrunde beteiligt. Der Vorsprung auf die nächstplatzierten Boranijasevic (93) und Kryeziu (91) beträgt mehr als 50%. Eine typische FCZ-Torchance wird von Kryeziu und Doumbia eingeleitet, Guerrero gibt den entscheidenden Pass oder Flanke und Marchesano schliesst ab. Aussenläufer Adrian Guerrero ist sowohl bei den Abschlüssen wie bei den Zuspielen und in der Vorbereitung dazu unter den Top 3. Der mit den Füssen starke Yanick Brecher war an der Vorbereitung von 38 Abschlüssen beteiligt, davon bei dreien mit dem letzten Pass. In der Schlussphase des Heimspiels gegen den FCB wäre er sogar um ein Haar zum Abschluss gekommen. Er hatte sich bei einem Standard mit idealem Timing zum Kopfball hochgeschraubt, als der Ball gerade noch knapp vor Brecher befreit werden konnte.

Tosin an zweieinhalb Toren pro 90 Minuten beteiligt

Tosin und Pollero haben in der Vorrunde jeweils beinahe ein Tor pro 90 Minuten Einsatzzeit erzielt. In der Super League war es bei letzterem mit seinen beiden Derby-Toren umgerechnet gar mehr als ein Tor pro Volleinsatz. Ceesay, Gnonto, Marchesano und Gogia haben alle mehr als ein Tor pro zwei Volleinsätze erzielt, Verteidiger Kamberi ist nahe dran an dieser Quote. Der beste Assistgeber ist Wilfried Gnonto vor Fabian Rohner, gefolgt von Bledian Krasniqi, Tosin, Ceesay und Pollero. Auffällig, dass in dieser Kategorie ein junges Trio am stärksten ist. Silvan Wallners Einsatzzeit beschränkt sich im Wesentlichen auf eine Halbzeit gegen ein zum damaligen Zeitpunkt inferiores Solothurn (10:0). Die Spitzenposition bei Torbeteiligungen pro 90 Minuten ist dadurch erklärbar. Weit aussagekräftiger, dass Gnonto und Gogia pro Volleinsatz an zwei Toren beteiligt waren, Tosin gar an zweieinhalb! Darauf folgen die beiden besten Zürcher Torschützen Marchesano und Ceesay. Bei den Zentrumsspielern liegen bei Torbeteiligungen Hornschuh und Leitner an der Spitze, bei den Aussenläufern Boranijasevic knapp vor Rohner und bei den Innenverteidigern Kryeziu mit beinahe einer Torbeteiligung pro 90 Minuten! An dieser Stelle muss betont werden, dass jeder beteiligte Spieler pro Tor wirklich nur einmal gezählt wurde, auch wenn er in der Entstehung mehrmals am Ball war oder sein eigenes Tor selbst mit eingeleitet hatte. Tosin war also wirklich an zweieinhalb Toren pro 90 Minuten beteiligt. Unter anderem hatte er wohl den grössten Anteil am Siegtreffer Gnontos im Heimspiel gegen YB.

Fast alle in den letzten zweieinhalb Jahren in der 1. Mannschaft aktiven FCZ-Akteure haben in dieser Vorrunde ihre Torbeteiligungen pro 90 Minuten gesteigert, am stärksten Tosin und im Vergleich mit der letzten Rückrunde auch Marchesano. Einzig Blaz Kramer hat sich im Vergleich zur Rückrunde 20/21 nicht gesteigert. Damals hatte er den gleichen Torbeteiligungsanteil wie Tosin und einen höheren als Ceesay und Marchesano zusammengezählt.

Genauso wie der typische Abschluss insgesamt wurde auch das typische Tor von Adrian Guerrero aufgelegt, mit dem Torschützen Ceesay und Kryeziu, Boranijasevic sowie Doumbia in der Vorbereitung involviert. Insgesamt hatte Antonio Marchesano am meisten Torbeteiligungen, wobei sich der Tessiner als Torschütze am meisten hervorgetan hat. Er war an rund der Hälfte der 56 Zürcher Treffer (inklusive Cup) beteiligt.

Kamberi, Tosin, Ceesay und Gogia mit höchster Abschlusseffizienz

Tosin und Ceesay zeigten eine hohe Abschlusseffizienz und verwerteten je einen Drittel ihrer Abschlüsse. Gogia verwertete 30% seiner Abschlusschancen, Hornschuh, Gnonto und Marchesano einen Viertel. An der einsamen Spitzenposition steht Lindrit Kamberi, der seinen bisher einzigen Abschluss auch verwertete. Auch Kryeziu hat eine bessere Abschlussquote als die meisten Akteure aus dem Mittelfeldzentrum. Blaz Kramer war mit seinen Zuspielen sehr effizient – die Hälfte davon führte zu einem Tor. Auch wenn Ceesay oder Krasniqi einen letzten Pass spielen, ist die Wahrscheinlichkeit eines Torerfolges sehr hoch. Sind Kramer oder Krasniqi hingegen in der Abschlussvorbereitung vor dem letzten Zuspiel involviert, wird die Wahrscheinlichkeit eines Torerfolges vergleichsweise klein, rund 10%. Insgesamt gingen 36% der Abschlüsse, an denen Tosin in irgendeiner Form beteiligt war, rein. Bei Yanick Brecher sind es 22%. Die tiefste Wahrscheinlichkeit eines Torerfolges ergibt sich von den einigermassen regelmässig eingesetzten Spielern bei einer Abschlussbeteiligung von Ante Coric.

Die Abschlusseffizienz von Assan Ceesay war in der Vorrunde sicherlich so hoch wie noch nie. Tosin war hingegen bereits in der Vorrunde 19/20 diesbezüglich auf dem heutigen Niveau und hatte letzte Saison eine massive Flaute. Marchesano und Kramer haben sich bezüglich Effizienz saisonübergreifend zuletzt kontinuierlich leicht gesteigert. Mirlind Kyeziu war in der Rückrunde 19/20 (mit einer Phase von einem Monat mit starken Kololli-Standards direkt nach dem Lockdown) noch leicht effizienter als heute.

Brecher über weite Strecken in jedem zweiten Spiel an einem Tor beteiligt

Zivko Kostadinovic war in der ganzen Vorrunde an keinem Tor beteiligt. Die Abschlussbeteiligungen von Yanick Brecher stiegen nach der Mitte der Vorrunde auf zeitweise über 2,5 pro Spiel und die Torbeteiligungen gegen Weihnachten auf 0,6 pro Partie.

Kamberi trotz Kopfballtor offensiv wenig produktiv

Die Abschluss- und Torbeteiligungen der Innenverteidiger, vor allem von Mirlind Kryeziu, waren in der Phase auf das Cupspiel in Yverdon und die anschliessende Heimpartie gegen Basel hin am höchsten. Der Zentrale Verteidiger war im Peak an 1,6 erzielten Toren pro Partie beteiligt. Lindrit Kamberi hatte hingegen bisher trotz seines Kopfballtores gegen St. Gallen vergleichsweise wenig Abschlussbeteiligungen pro 90 Minuten. Er bewegt sich im Spielaufbau nicht auf dem Niveau der anderen drei Innenverteidiger und fokussierte sich in erster Linie auf seine Defensivaufgaben. Fidan Aliti hat nach einem offensiv wenig produktiven Start ab Mitte Vorrunde Becir Omeragic vor allem bezüglich Torbeteiligungen überholt.

Rohners engagierte Teileinsätze vs. Boranijasevics Spielintelligenz

Fabian Rohner schraubte zum Ende der Vorrunde mit seinen Teileinsätzen gegen Luzern und in Lausanne seine Quote an Abschlussbeteiligungen auf über 20 pro 90 Minuten, auch bezüglich Torbeteiligungen war er eine Zeit lang unter den Aussenläufern vorne. Dass Guerrero an mehr Abschlüssen beteiligt war als Boranijasevic erklärt sich durch die vielen Standards. Boranijasevic hatte aber trotzdem über weite Strecken eine höhere Torbeteiligung pro 90 Minuten als der Spanier. Der Serbe bringt ein gewisses Gespür und Spielintelligenz für die entscheidenen Situationen mit.

Dzemaili bei Teileinsätzen offensiv produktiver

Leitner und Hornschuh waren in der Phase rund um die ersten beiden Cuppartien an vielen Toren und Abschlüssen beteiligt. Blerim Dzemaili hatte seine offensiv produktivste Phase bei seinen Teileinsätzen zu Beginn nach seinem Comeback. Als seine Spielzeit zunahm, nahmen seine Abschluss- und Torbeteiligungen ab. Moritz Leitners Abschlussbeteiligungen nahmen gegen Ende der Vorrunde wieder stark zu, aber diese Abschlüsse führten selten zu Toren. Doumbias und Krasniqis Kurven verlaufen konstant bei rund fünf Abschlussbeteiligungen und einer Torbeteiligung pro 90 Minuten.

Ante Coric nach “Jump-Start“ mit klarer Abwärtstendenz

Am besten aus den Startlöchern bezüglich offensive Produktivität kamen Marchesano und Ceesay. Ihre Abschluss- und Torbeteiligungen nahmen aber im Laufe der Vorrunde ab. Rund um die beiden ersten Cupspiele war Wilfried Gnonto besonders produktiv. Trotzdem war seine Form eigentlich am Ende der Vorrunde am besten. In dieser letzten Phase vor Weihnachten hatten Tosin und Pollero am meisten Abschlussbeteiligungen pro 90 Minuten – beim Uruguayer nahmen allerdings gleichzeitig die Torbeteiligungen ab. Ähnlich bei Blaz Kramer, der gegen die letzte Runde hin einen starken Anstieg an Abschlussbeteiligungen bei gleichzeitigem Rückgang der Torbeteiligungen aufwies. Ante Coric hatte schon bald nach seinem “Jump-Start“ im Cup in Kriens und seinem Traumtor bei seinem ersten Liga-Spiel gegen Servette nach einigen Spielen wieder eine klare Abwärtstendenz bezüglich offensiver Produktivität aufzuweisen und wurde in der Folge dann von Trainer André Breitenreiter auch immer weniger eingesetzt.

Wie schon letztes Jahr festgestellt, ist Assan Ceesay in den Sommermonaten, speziell zum Saisonstart, bezüglich Toren und Assists deutlich produktiver als im Winter und Frühling. Er hat im ersten Saisonviertel mehr Skorerpunkte erzielt, als in den drei folgenden Saisonvierteln zusammengezählt. Diese Bilanz hat sich in dieser Vorrunde natürlich noch weiter akzentuiert. In seiner gesamten Profikarriere bei Chiasso, Lugano, FCZ und Osnabrück hat Ceesay im dritten Saisonviertel ganze drei Skorerpunkte realisiert. Aus dieser historischen Perspektive scheint es für den FCZ kein Nachteil zu sein, dass der Gambier zum Rückrundenauftakt fehlt, zumal er auch am Afrika-Cup trotz grossem Team-Erfolg bisher keinen Skorerpunkt erzielen konnte.

Halbzeitanalyse, Teil 1 – Erfolgsfaktoren, Folgerungen und Ausblick

Halbzeitanalyse, Teil 2 – Mehr Gegentore auf Konter und Weitschüsse

Ceesay defensiv schon vor zwei Jahren mit Quantensprung / Halbzeitbilanz 21/22, Teil 3

Für welchen Gegner welche Taktik? – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 4

Tosin, Marchesano und Gnonto die Offensivstützen – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 5

Ende Flaute: Boranijasevic effektiv über rechts – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 6

Trends der Vorrunde setzen sich fort – FCZ-Testspielbilanz Winter 21/22

Nur drei Testspiele hat der FCZ in der Wintervorbereitung 21/22 absolviert und dabei gegen den Wuppertaler SV und das polnische Spitzenteam Pogon Szczecin (Spitzname: „Hafenarbeiter“) in Belek unentschieden gespielt – und eine Woche vor Rückrundenstart den FC Wil im Heerenschürli 1:0 geschlagen. Erstmals konnte dabei die 1. Mannschaft direkt aus der frisch bezogenen Kabine im neuen „Home of FCZ“ direkt hinaus auf den Platz zum Testspiel laufen. Auch die Büro-Crew ist bereits weitgehend in Schwamendingen eingerichtet. DIe eigentlichen FCZ-Trainingsplätze sind allerdings immer noch im Umbau.

Viel Pressing in den ersten beiden Testspielen

Gegen Wuppertal liess Trainer Breitenreiter in den zwei Mal 60 Minuten jeweils mit Viererabwehr spielen – zuerst mit einem Rhombus im Mittelfeld, dann in einem 4-3-3 (präziser: 4-1-2-3) wie in den Cuppartien in Solothurn und Yverdon. In den anderen beiden Partien formierte sich die Mannschaft dann wieder im üblichen 3-4-1-2. Beim 3:3 gegen Wuppertal agierte der FCZ viel im Pressing – sowohl die eigenen wie auch die gegnerischen Tore entstanden aus FCZ-Pressingsituationen. Ähnlich agierte man 35 Minuten auch gegen Pogon und ging durch einen Marchesano-Ablenker am nahen Pfosten nach einem Dzemaili-Freistoss von der Seite zwischenzeitlich mit 1:0 in Führung.

Déjà Vu bei Standards

Dzemaili trat im letzten Testspiel gegen den FC Wil auch die Mehrzahl der Eckbälle. Aus einem solchen von der rechten Seite entstand das einzige Tor der Partie. Es war praktisch eine Kopie des 3:3-Ausgleichstreffers im August in St. Gallen mit einem schönen Aliti-Ablenker auf Höhe des nahen Pfostens und Gnonto, der den Ball am entfernten Pfosten auf oder vielleicht auch bereits etwas hinter der Torlinie ins Netz lenkte – nur wurde diesmal der Ball eher flach statt hoch gespielt. In einer weiteren Szene hätte Gnonto das Skore erhöhen können. Diese war sozusagen eine Kopie seines 2:0-Führungstreffers vor der Winterpause in Lausanne. Diesmal lenkte Kamberi nach einem Eckball den Ball an die Fünfergrenze, wo Gnonto mit seinem Abschluss aus einer 180 Grad-Drehung an Wils Torhüter Marvin Keller scheiterte. Viele Torchancen liess auch Blaz Kramer liegen, worüber sich der Slowene ärgerte. Gleichzeitig hat sich sein Engagement in der Defensive und im Spielaufbau seit seiner Rückkehr vor der Winterpause im Vergleich zu vorher stark verbessert.

Im 4-1-2-3 über die Seiten anfällig

Im 4-1-2-3 hatte der FCZ defensiv Probleme. Die Aussenverteidiger hatten bei einem so hoch stehenden Flügel zu wenig Unterstützung, wurden über beide Seiten überspielt und im eigenen Strafraum stand nach der Flanke gleichzeitig immer wieder ein Gegenspieler frei. Das erinnerte an eine Reihe von Gegentoren in den letzten Saisons. Die Kombination von äusserem Innenverteidiger plus weit nach hinten arbeitendem Aussenläufer zusammen mit den aussen helfenden Mittelfeldspielern im 3-4-1-2 hat sich zur Abdeckung der Seiten in der Vorrunde und auch der Wintervorbereitung deutlich besser bewährt.

Mets trotz „Wacklern“ ein Startelfkandidat

Auch personell hat sich über den Wintermonat wenig geändert. Die Hierarchie im Tor ist klar. Mirlind Kryeziu wird weiterhin die zentrale Position in der Dreierabwehr einnehmen. Gerade gegen Wil wurde der FCZ in erster Linie über Spieleröffnungen Kryezius nach vorne gefährlich. Neben den Standards. Auf diesen Erfolgsfaktor baut man auch in der Rückrunde. Und diesbezüglich hat man eine hohe Variabilität im Kader. Guerrero, Marchesano, Coric nicht dabei? Dann tritt halt Dzemaili oder Khelifi an – die können das auch sehr gut. Und die Automatismen bei den Standards werden mit zunehmendem Saisonverlauf eher noch besser.

In der Sommervorbereitung war Becir Omeragic am letzten Testspieltag gegen Kriens und Xamax im Heerenschürli zumindest noch zwei Mal zu einem Teileinsatz gekommen. Diesmal reichte es nicht mal dafür. In allen Testpartien dieser Saison zusammengezählt lief der Genfer ganze 74 Minuten auf. Auf der einen Seite hat Trainer Breitenreiter sicherlich das Vertrauen in ihn, auch ohne Testspielminuten in den Beinen. Falls er aber in einer Woche gegen seinen Stammklub noch nicht bereit wäre, dann könnte es zu einer Dreierabwehr mit drei Linksfüssern Mets, Kryeziu und Aliti kommen – mit Mets auf der rechten Seite. Der Este hat wohl einen leichten Vorteil gegenüber Kamberi, auch wenn er gegen Pogon das Gegentor verursacht und einen identischen Fehler (diesmal ohne Folgen) gleich nochmal gegen Wil begangen hat.

Gogia in Zukunft vermehrt auf der linken Aussenbahn?

Auf den Aussenbahnen ist die Situation ebenfalls klar. Bornijasevic und Guerrero sind eine Bank und haben sich ihren erspielten und vor allem erlaufenen Status verdient. Rohner ist der Ersatz auf rechts. Links hat Fidan Aliti gute Ansätze gezeigt, auch wenn er speziell gegen Wil auch etwas unglücklich agiert hat. Andy Gogia gibt sich Mühe, sich defensiv zu verbessern, wenn er als Aussenläufer eingesetzt wird. Ob er mittlerweile wirklich über 90 Minuten auf Super League-Niveau auf dieser Position solide genug auftreten könnte, ist noch eine offene Frage. Aber eine solche Variante scheint zumindest die deutlich bessere Option zu sein, als das System auf zwei offensive Flügel zu ändern. In einer solchen Formation hat Gogia in Wettbewerbsspielen und Tests jeweils enttäuscht. Defensiv gefordert zu werden, tut Gogia und seinem Spiel besser, als wenn er zu viel (vermeintliche) Pausen und Zeit zum Nachdenken hat.

Gnonto und Dzemaili im Aufschwung, Khelifi eine Alternative im Sturm

Im Zentrum scheint alles auf ein Duo Doumbia / Dzemaili herauszulaufen. Dzemaili versucht noch einmal auf ein höheres Niveau zu kommen, was natürlich ein Wettkampf gegen die Zeit ist. Man hat es bei Servette’s ehemaligem Weltklassemann Gaël Clichy gesehen, der zuletzt altersbedingt nicht mehr so dominant aufgetreten ist, wie noch zu Beginn seiner Servette-Zeit. Oder Christian Gentner – der Musterprofi hat nach Manuel Neuer von allen Aktiven am zweitmeisten Bundesligaeinsätze und konnte in der Vorrunde bei Luzern zwar noch mithalten, aber keine wesentlichen Impulse setzen. Auf jeden Fall scheint die Formkurve Dzemailis aktuell nach oben zu zeigen. Wie weit und lange dies in der Super League noch reicht, wird sich zeigen. Bledian Krasniqi zeigte ein paar gute Ansätze, aber von ihm muss sicherlich noch mehr kommen, wenn er einen Stammplatz erobern will. Antonio Marchesano stand gegen Wil nicht im Einsatz. Im letzten Sommer schafften er und andere Zürcher Akteure es genau auf den Saisonstart in Lugano in die beste Verfassung zu kommen. Auch aktuell wieder gegen Servette in einer Woche?

Ante Coric und Moritz Leitner sind zur Zeit etwas aussen vor. Stephan Seiler scheint einen kleinen Schritt nach vorne gemacht haben und wirkte etwas reifer. Von den beiden aus der U21 ins Trainingslager mitgenommenen Jungs wurde Rechtsverteidiger Selmin Hodza auf verschiedenen Positionen eingesetzt, vorwiegend als „Achter“ im Zentralen Mittelfeld. Er bekundete sowohl mit dem Niveau bei den Profis wie auch mit der Position Mühe. Anders der flinke Techniker Miguel Reichmuth, welcher als Alternative für die 10-er oder 8-er Position durchaus einen gewissen Eindruck beim Trainerteam hinterlassen haben dürfte. Auch Henri Koide ist definitiv wieder zurück von seiner Verletzung und hätte dem FCZ als Alternative im Sturm durchaus helfen können. Der Fokus liegt aber auf seiner Entwicklung und Spielpraxis – und die holt er sich in der Rückrunde in der Challenge League bei Xamax auf einem höheren Niveau als der Promotion League. Kramer hat in der Vorbereitung ein Mal getroffen – trotzdem scheinen ihm noch etwas weitere Erfolgserlebnisse zu fehlen. Ob Tosin zum Rückrundenstart fit ist, ist noch unsicher. Eine Bank ist hingegen seit der Schlussphase der Vorrunde Wilfried Gnonto. Der Italiener scheint seine gute Form über den Winter konserviert zu haben. Salim Khelifi ist am ehesten eine Alternative im Sturm und hat da mehr überzeugt, als auf der Achterposition. Khelifi steht da in Konkurrenz zu Rodrigo Pollero. Einer von beiden könnte aufgrund der möglichen Abwesenden zum Auftakt die Chance auf einen Teileinsatz haben.

Ceesay defensiv schon vor zwei Jahren mit Quantensprung / Halbzeitbilanz 21/22, Teil 3

Wie sah die individuelle Defensiv-Performance in der Vorrunde aus? Dafür schauen wir uns die von Züri Live erfassten Defensivpunkte der Spieler an. Diese werden für gute Defensivaktionen vergeben. Pro Aktion können 0,5 bis 2 Defensivpunkte vergeben werden. Am häufigsten werden 0,5 Punkte vergeben, zum Beispiel für die Beteiligung an einer Balleroberung durch gute Zustellung eines Passweges. 2 Punkte kann es beispielsweise geben für Verhinderung einer klaren Tor- oder gefährlichen Konterchance mit einem Spezialeffort. Separat gezählt werden die Negativpunkte und diese werden zur Zeit (noch) nicht in Defensiv- und Offensivszenen unterteilt. Es gibt beispielsweise Spieler, die viele defensive Pluspunkte gesammelt haben, aber unter Berücksichtigung ihrer defensiven Negativpunkte würde die Gesamtbilanz deutlich schlechter aussehen.

Defensivpunkte geben nur die positive Seite der Defensiv-Performance wieder

Ousmane Doumbia zum Beispiel hat durch seine Mentalität und Explosivität immer wieder starke Defensivszenen, gleichzeitig aber auch häufig Mühe mit seinem Positionsspiel. Sein Defensivspiel ist auf Einzelaktionen ausgerichtet. Blerim Dzemaili profitiert in manchen Aktionen von seiner Erfahrung, in vielen anderen begeht er unnötige „Anfängerfehler“, weil er seine Möglichkeiten auf Super League-Niveau im Alter von 35 und nach den letzten Jahren mit wenig Spielen immer noch teilweise überschätzt. Insgesamt hat Ousmane Doumbia klar am meisten Defensivpunkte gesammelt vor den drei Innenverteidigern mit Mirlind Kryeziu an der Spitze. Nikola Boranijasevic liegt in dieser Wertung vor Adrian Guerrero und der aus der vorderen Reihe an der Spitze liegende Antonio Marchesano bestätigt auch in dieser Saison seine Top-Entwicklung in defensiver Hinsicht in den letzten Jahren.

Stephan Seiler ideal auf der 10-er Position

Gemessen an der Einsatzzeit liegt Stephan Seiler klar an der Spitze mit 27,7 Defensivpunkten pro 90 Minuten. Natürlich muss dieser Wert relativiert werden, denn Seiler hat insgesamt nur 12 Minuten gespielt. Das ist erstens nicht eine repräsentative Zeitspanne und zweitens kann von einem Einwechselspieler mit kurzer Einsatzzeit natürlich auch erwartet werden, dass er mehr Energie in die einzelnen Aktionen stecken und deshalb mehr Punkte pro Zeiteinheit sammeln kann. Trotzdem: auch schon letzte Saison war Stephan Seiler in dieser Wertung an der Spitze. Im Frühling ist seine Sportler-RS zu Ende. Seine grösste Stärke sind Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte. Daher und weil er mit Ball vor allem im Kurzpassspiel gut ist, ist die 10-er Position seine Idealposition. Er ist auch der beweglichste Spieler im Kader. Auf dieser könnte er in der Rückrunde beispielsweise als Einwechselspieler bei einer Führung wichtige Impulse bringen. Auch auf einer offensiven Flügelposition kann man sich Seiler bei entsprechender Formation gut vorstellen.

Tosin überzeugt als Einwechselspieler auch defensiv

Hoch ist auch die Anzahl Defensivpunkte pro 90 Minuten bei Aiyegun Tosin und Marc Hornschuh. Tosin hat sich in seinen Einsätzen vor der Winterpause vor allem als Einwechselspieler auch defensiv sehr gut eingeführt. Spielt der Nigerianer von Anfang an, hat er weiterhin lange Phasen, in denen er „abtaucht“. Er lebt von seiner Explosivität in einzelnen Szenen und bringt daher häufig als Einwechselspieler mehr. Hornschuh kam meistens ebenfalls im Verlauf einer Partie rein und sorgte für zusätzliche Stabilität. In der Innenverteidigung hat Lindrit Kamberi den gleichen Wert an Defensivpunkten pro 90 Minuten wie Mirlind Kryeziu. Yanick Brecher liegt klar vor Zivko Kostadinovic – Moritz Leitner hingegen hinter Ante Coric, obwohl der Bayer meist etwas weiter hinten positioniert war. Rodrigo Pollero ist bei den Stürmern an letzter Stelle positioniert. Seine fehlende Antrittsschnelligkeit ist sowohl defensiv wie offensiv ein Manko.

Stürmer mit entscheidendem Defensiv-Beitrag zu nur 0,5 Gegentoren pro Spiel und 18 Punkten in den letzten sechs Partien

Die zentralen Spieler im Mittelfeld und der Verteidigung haben naturgemäss die höchste Anzahl an Defensivpunkten pro 90 Minuten. Am klarsten waren die defensiven Leistungschwankungen in der Vorrunde bei den Zentralen Mittelfeldspielern, die ein wichtiger Faktor für die zwischenzeitliche Baisse gleich nach dem Saisonstart zu sein schienen. Rund um die zweiten Duelle gegen GC und Basel mit jeweils drei Gegentoren hatten diese zusammen mit den Stürmern und hängenden Spitzen noch eine zweite defensive Baisse. Gegen Ende der Vorrunde mit den sechs Siegen in Folge haben sich alle Mannschaftsteile defensiv gesteigert, am meisten die Stürmer. Diese hatten Ende der Vorrunde ihre defensiv klar stärkste Phase.

Kostadinovic kann seine Chance nicht nutzen

Yanick Brecher hatte auf gleicher Höhe mit St. Gallens Zigi und hinter Lausannes Diaw am zweitmeisten Bälle abzuwehren. Er kommt nicht ganz auf die Saving-Quote von Basels Heinz Lindner, hatte aber insgesamt eine gute Vorrunde. Am Anfang und am Ende waren Brechers beste Phasen. Dazwischen gab es vor allem in der 4./5. Runde beim Derby und in St. Gallen auch schlechte Spiele. Zivko Kostadinovic ist grundsätzlich eine solide Nummer 2, aber in der Vorrunde hat er im Cup seine Chance nicht nutzen können. Einerseits wurde er in den drei Partien aus dem Spiel heraus praktisch nie geprüft, andererseits machte er im Penaltyschiessen in Yverdon keine gute Figur.

Innenverteidiger: gemeinsam stark vor der Winterpause

Beim Verteidigertrio Omeragic / Kryeziu / Aliti gab es im Verlauf der Vorrunde unterschiedliche Formkurven, aber in den letzten Partien vor der Winterpause erkämpften sich alle drei gemeinsam relativ viele Defensivpunkte. Lindrit Kamberis Defensivpunkte pro 90 Minuten sprengten nach den ersten Kurzeinsätzen den Rahmen der untenstehenden Grafik, pendelten sich dann aber gegen Ende leicht unter dem Stammtrio ein.

Boranijasevic mit mehr Defensivpunkten als Guerrero

Nikola Boranijasevic lag nach dem 1. Spieltag die ganze Vorrunde hindurch bei der Anzahl Defensivpunkte pro 90 Minuten vor Adrian Guerrero, der am Ende nochmal aufdrehte. Fabian Rohner konnte im Cup bei Yverdon defensiv mit einigen Ballgewinnen und sogar gewonnenen Luftduellen überzeugen. Weil er danach fünf Spiele nicht mehr zum Einsatz kam und der Gleitende Durchschnitt über diese Zeitperiode berechnet wird, fällt seine Kurve danach auf Null, bevor sie mit seinem Kurzeinsatz in Lausanne nochmal leicht ansteigt. Silvan Wallner spielte so wenig, dass er schwer zu beurteilen ist.

Doumbia und Hornschuh als defensives Gewissen

Im Zentrum sammelten Ousmane Doumbia und Marc Hornschuh am meisten Defensivpunkte. Ersterer als Stamm-, der zweite vorwiegend als Einwechselspieler. Rund um den Heimsieg gegen Lugano (1:0) hatte Hornschuh eine defensiv sehr gute Phase. Bledian Krasniqi und Moritz Leitner liegen deutlich dahinter. Blerim Dzemaili konnte sich gegen Ende langsam steigern. Stephan Seiler hatte nur wenig Einsatzzeit, in der er defensiv relativ gesehen viel bewegte.

Marchesano führt vordere Reihe defensiv an

Antonio Marchesano, der das Pressing anführt, wenn er vorne im Sturm spielt, war die ganze Vorrunde durch unter den defensiv besten Forwards beim FCZ. Auch er steigerte sich gegen die Winterpause hin. Tosin führte sich nach seiner Verletzungspause in der Schlussphase auch defensiv stark ein. Die Ausreisser nach oben von Gogia und Pollero in der 16. Runde stammen hingegen von ihren guten Kurzeinsätzen gegen Basel (3:3) in der 12. Runde. Weil gleichzeitig ihre weniger guten Auftritte in der Startformation in Yverdon im Gleitenden Durchschnitt in der 16. Runde aus der Wertung fallen. Kramer (stark) und Gnonto (in kleinen Schritten) steigerten sich defensiv im Laufe ihrer Vorrunde.

Leihe nach Osnabrück liess Ceesay reifen

Über längere Frist seit dem Sommer 2019 gesehen hat sich Antonio Marchesano in Sachen Defensivpunkte pro 90 Minuten kontinuierlich gesteigert. Dasselbe gilt auf tieferem Niveau auch für Blaz Kramer. Tosin hatte in dieser Sparte eher einen rückläufigen Trend, ist jetzt aber vor der Winterpause „explodiert“. Ob er dieses Niveau zu Beginn der Rückrunde weiter halten kann? Auch für Mirlind Kryeziu war die Vorrunde 21/22 seine defensiv klar beste Runde seit Sommer ’19. Assan Ceesays Leistungssprung in Sachen Defensivarbeit fand hingegen bei seiner Leihe nach Osnabrück in der Rückrunde 19/20 statt. Seither hat der Gambier doppelt so viele Defensivpunkte pro 90 Minuten wie vorher. Becir Omeragic hatte vor einem Jahr in der Vorrunde 20/21 leicht bessere Werte als heute. Yanick Brecher erreicht nach einem Abwärtstrend wieder sein Niveau der Rückrunde 19/20.

Halbzeitanalyse, Teil 1 – Erfolgsfaktoren, Folgerungen und Ausblick

Halbzeitanalyse, Teil 2 – Mehr Gegentore auf Konter und Weitschüsse

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