Caroline Abbé im Hoch – FCZ Frauen auf Kurs

Drei Tage nach dem Champions League-Achtelfinalhinspiel gegen Bayern München im Letzigrund trifft Innenverteidigerin Caroline Abbé im Spitzenspiel bei Lugano per Kopf zum wichtigen 1:0. Der FCZ besiegt den aktuell härtesten Verfolger auswärts mit 2:1 und behält in der Meisterschaft nach sechs Spielen eine Weisse Weste. Letzte Saison hatte der FCZ das mit vielen nordamerikanischen Spielerinnen gespickte Lugano im Cupfinal erst in der Verlängerung bezwingen können. Im Cup-Viertelfinal vom 24./25. November trifft das Team von Trainer Andy Ladner im Heerenschürli nun wieder auf denselben Gegner!

Abbé hatte zuvor bereits gegen ihren Ex-Klub Bayern München eine überdurchschnittlich gute Leistung an den Tag gelegt. Diese Begegnung mit alten Kameradinnen hat die Genferin offensichtlich beflügelt. Ebenfalls stark spielte Aussenverteidigerin Lorena Baumann, die es wie keine andere schaffte, im internationalen Wettkampfspirit den Gegenspielerinnen richtiggehend auf die Nerven zu gehen und gleichzeitig nach vorne effektiv zu agieren. Das Resultat von 0:2 widerspiegelt in etwa das Gezeigte auf dem Feld gegen keineswegs brillante Bayern, die es bisher in der Champions League noch nie über die Viertelfinals hinausgeschafft haben. Dass Bayern-Torfrau Manuela Zinsberger nie ernsthaft eingreifen musste, lag vor allem am auf diesem Niveau individuell zu wenig soliden Zürcher Zentrum mit Coumba Sow, Cinzia Zehnder und Lesley Ramseier, welches die Partie nicht in den Griff bekam. Speziell USA-Rückkehrerin Sow schien in dieser Partie an gewisse Grenzen zu stossen. Taktisch zeigte die ganze Mannschaft allerdings eine äusserst reife und disziplinierte Leistung, die nur deshalb nicht belohnt wurde, weil im Endeffekt zu wenige Spielerinnen individuell ihr Topniveau erreichten.

Im Rückspiel in einer Woche im Bayern Campus wird die Zuschauerzahl deutlich tiefer sein, als die 4’300 Fans, die offiziell das Hinspiel im Letzigrund verfolgten (tatsächlich waren es wohl über 6’000). Natürlich ist die Chance auf ein Weiterkommen sehr klein, aber die Hoffnung bleibt. So hat der FCZ beispielsweise mit Malin Gut eine Standardschützin, die gefährliche Bälle in den gegnerischen Strafraum schlagen kann, und die spielerischen Qualitäten der im Hinspiel   eingewechselten Martina Moser könnten bei Gegnern ebenfalls für Unruhe sorgen. Gelingt es, den 1:0-Führungstreffer zu erzielen, ist die Chance auf eine erstmalige Viertelfinalqualifikation wieder da.

In der Meisterschaft hatte der mit einzelnen Profispielerinnen aus Südamerika verstärkte Aufsteiger Servette Chênois einen Blitzstart hingelegt, ist aber mittlerweile nach der Cupniederlage beim unterklassigen St. Gallen-Staad und der 0:7-Klatsche am Wochenende in Luzern zwischenzeitlich urplötzlich eingebrochen. Lugano entwickelt sich konstant und steigert sich von Saison zu Saison, wohingegen das auch heute noch sehr prominent bestückte und gut ausgestattete Basel weiterhin Rätsel aufgibt. YB hatte viele Abgänge zu verkraften, bringt aber trotzdem auch diese Saison eine Truppe mit viel Talent auf den Rasen, die sich im Verlaufe der Saison wohl noch steigern wird. Nicht zu unterschätzen sind die Luzernerinnen, die zwar den Abgang von Shooting Star Géraldine Reuteler verzeichnen mussten, insgesamt aber trotzdem in grossen Teilen ihre Mannschaft zusammenhalten konnten. GC kommt trotz drei, vier sehr talentierten Spielerinnen um Nationalstürmerin Caroline Müller noch nicht richtig in die Gänge und Yverdon wird wohl wie jede Saison gegen den Abstieg kämpfen müssen.

FCZ gewinnt die Finals, YB weiterhin nicht – Cupfinal Highlights & Bericht

Der FCZ gewinnt gegen den Saisondominator YB  (nur vier Niederlagen in 36 Meisterschaftspartien) in dessen Stadion den Cupfinal 2018 mit einer Willensleistung. Der Siegeshunger hatte das Letzigrund-Team gleichenorts bereits 2014 unter Trainer Urs Meier gegen den FC Basel zum Titel getragen. Als grosse Willensleistung kann auch der Titel 2016 mit dem Trainerduo Forte/Magnin bezeichnet werden – nicht wegen des Gegners, sondern aufgrund der psychologisch äusserst anspruchsvollen Situation wenige Tage nach dem feststehenden Abstieg.

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Der FC Zürich hat mittlerweile mit 10 Titeln in 11 Finals eine ähnliche Cupfinalbilanz wie der FC Sion (13 Titel in 14 Versuchen). Sion und der FCZ unterscheiden sich von den meisten anderen Schweizer Klubs durch eine jahrzehntelang gleichbleibende Führung, die im Laufe der Zeit viel Erfahrung in der Vorbereitung von wichtigen Spielen angehäuft hat. Luisier und Constantin im Wallis, Hotz und Canepa in der Limmatstadt. Die Einheit im Klub ist für den Teamspirit der 1. Mannschaft in grossen Partien förderlich. Aussergewöhnliche Massnahmen wie die Vorbereitungswoche bei der FIFA auf dem Zürichberg sind schnell beschlossen und umgesetzt. Während in anderen Klubs jeder Verantwortliche darauf bedacht ist, in seinem Verantwortungsbereich einfach einen guten Job zu machen – aber häufig nicht darüber hinauszudenken und -handeln.

YB hat seit dem Cupsieg 1987 in den letzten 31 Jahren alle seine sechs Finalspiele in Cup und Meisterschaft verloren. Der FCZ hingegen ging im gleichen Zeitraum in allen seinen sieben Finals als siegreiches Team hervor! Dabei hat YB in dieser Zeitperiode in der obersten Schweizer Liga insgesamt rund 200 Punkte mehr auf sein Konto gebracht, als der FCZ.  Abgesehen von Einwechselspieler Sarr (trotz seiner Rolle in der Vorbereitung einer guten Torchance), spielte am Sonntag die ganze Mannschaft auf persönlich hohem Niveau. Speziell den beiden während der Spielzeit 17/18 durchzogene Leistungen zeigenden Skandinaviern Thelander und Palsson gelang ihr bestes Spiel im FCZ-Dress. Palsson beispielsweise gewann fast jedes Kopfballduell mit Guillaume Hoarau. Auch Cédric Brunner (unter anderem Vorbereiter des 1:0) gelang zu seinem Abschied eine gute Partie und ein perfekter Abschluss.

Der FCZ war nicht das erste Team, welches bei YB Kasim Nuhu als Schwachpunkt eruiert und ausgenutzt hat. YB seinerseits agierte vorwiegend über die rechte Seite, um von den Defiziten Pa Modous in der Rückwärtsbewegung zu profitieren. Da Mbabu-Ersatz Jordan Lotomba seine seit dem Last Minute-Tor gegen Dynamo Kyiv im letzten August wenig erbauliche Saison nahtlos fortsetzte, und mit einem Fehlpass gar das erste Zürcher Tor einleitete, konnte YB erst im zweiten Durchgang mit dem eingewechselten Thorsten Schick diese Taktik so richtig in die Tat umsetzen. Der 1:2-Anschlusstreffer entstand denn auch über diese Seite nach einer kurzen Flanke Ngamaleus von der Strafraumgrenze, nachdem Pa Modou einen Stellungsfehler Kryezius hatte ausbügeln müssen. Aber bei YB erreichten an diesem Tag insgesamt zu wenige Spieler ihr Rendement, um einen sehr gut eingestellten FCZ selbst in Überzahl noch bezwingen zu können.

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FCZ – YB 2:1 (1:0)

Tore: 11. Frey (Brunner) 1:0 ; 75. Marchesano (Pa Modou) 2:0, 80. Sulejmani (Ngamaleu) 2 :1.

FC Zürich: Brecher; Thelander, Brunner, Kryeziu; Rüegg, Palsson, Pa Modou; Marchesano (78. Schönbächler), Domgjoni (46. Sarr); Frey (92. Rodriguez), Winter.

Young Boys: Wölfli; Lotomba (46. Schick), Nuhu, Von Bergen, Benito (76. Ngamaleu); Sulejmani, Sanogo, Bertone, Fassnacht; Assalé (59. Nsamé), Hoarau.

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