Frage der Woche: Ist das frühe Cup-Ausscheiden gegen einen Unterklassigen für den FCZ Ausgabe 20/21 ein schlechtes Omen?

Von den zehn letzten Absteigern (Vaduz und FCZ ausgenommen) schieden gemäss Statistik von Züri Live-Experte Toni Gassmann die Hälfte in der Abstiegssaison früh gegen einen Unterklassigen aus dem Cup aus.

Toni Gassmann auf Züri Live zur Cup-Statistik der Super League-Absteiger

Frage der Woche: Ist das frühe Cup-Ausscheiden gegen einen Unterklassigen für den FCZ Ausgabe 20/21 ein schlechtes Omen?

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Not macht erfinderisch – Saison-Recap, 2. Teil

Wie schon in früheren Begegnungen gegen den gleichen Gegner bekundete der FCZ in der 1. Cuprunde bei Black Stars (2:1) Mühe und kam in erster Linie dank den Standards von Denis Popovic (direkt verwandelter Eckball, Nathan köpft Freistoss ins Netz) weiter. Dies obwohl das Letzigrund-Team in den ersten 20 Minuten stark beginnt. Dann nehmen Popovic und Omeragic die Sache einen Moment lang zu locker, Black Stars nutzt die Möglichkeit sofort hoch zu attackieren, Andris Vanins kommt unter Druck und Gomes profitiert zum 1:1-Ausgleich. Von diesem Moment an kehrt die Partie, die Basler glauben an ihre Chance und für den FCZ wird der Schweizer Cup schon früh zum Überlebenskampf.

So wichtig seine Standards sind, aus dem Spiel heraus gelingt Mittelfeldspieler Denis Popovic wenig. Toni Domgjoni hingegen beginnt schlecht. Trainer Ludovic Magnin wird gegenüber seinem ehemaligen U18-Captain früh laut. Dieser reagiert auf den Weckruf vorbildlich, und zeigt in der Folge eine sehr konstante Leistung auf gutem Niveau.

Die personelle Situation beim FCZ ist vor dem Duell in Bern gegen die Young Boys so angespannt wie seit Jahren nicht mehr. Auf die Ersatzbank nachnominiert werden fast ausschliesslich junge Spieler, die noch nie in einem Wettbewerbsspiel für die 1. Mannschaft aufgelaufen sind. Mit Matteo Di Giusto und Ilan Sauter kommen zwei Spieler, die erst gerade im Begriff sind, sich mit der Reserve an das Niveau der Promotion League heranzutasten, früher als geplant nach der Halbzeitpause zu ihrem Début. Diese Situation in Verbindung mit früheren Erfahrungen im Wankdorf haben das Zürcher Trainerteam zu einer aussergewöhnlichen taktischen Aufstellung animiert: 5-2-1-2. Normalerweise hat jedes Team zwei hauptsächliche Defensivlinien – den Mittelfeldriegel und den Abwehrriegel. Der FCZ verzichtet hingegen in Bern in der ersten halben Stunde auf einen Mittelfeldriegel und verteidigt nur mit insgesamt sieben Mann. Marchesano, Kramer und Ceesay machen kaum den Versuch, die Berner Angriffe zu stoppen, sondern bewegen sich von Anfang an in den Rücken des Berner Ballführenden in den Bereich der Mittellinie und warten dort auf Konterchancen.

Die Idee ist einleuchtend. Man geht davon aus, dass in Bern nur eine Chance auf Punkte besteht, wenn man 1:0 in Führung geht und nimmt daher von Beginn weg Risiko. Diese 1:0-Führung soll zudem wenn möglich in der 1. Halbzeit fallen, wenn noch kein „Rookie“ auf dem Platz steht. Die höchsten Erfolgschancen auf den Führungstreffer erhofft man sich von Konterattacken. Darum zieht man sich zurück, lässt YB kommen und betraut drei Spieler mit der ausschliesslichen Aufgabe, das 1:0 per Konter so früh wie möglich zu erzielen. Es entwickelt sich das vom FCZ erwartete Spiel. Man überlässt YB den Ball. Die Berner können mit Ball am Fuss kreuz und quer in der Gegend herumspazieren und bis vor den Zürcher Strafraum vordringen. Da der dortige verstärkte 5 Mann-Abwehrriegel des FCZ aber hält, kommen die Berner trotz klarer Ballbesitzhoheit zu kaum einer Torchance. Stürmer Jean-Pierre Nsamé ist so abgeschnitten vom Berner Spiel, dass er sich in seinem Bedürfnis, auch mal den Ball in die eigenen Füsse zu erhalten, mehrmals ins Mittelfeld zurückfallen lässt, was der Franzose sonst nicht tut.

Die beste Torchance der ersten halben Stunde hat nicht YB, sondern die Gäste aus Zürich mit einem durch Von Ballmoos gut parierten Hammerschuss von Toni Domgjoni in der 25. Minute. Die meisten Dinge laufen für den FCZ also nach Plan, aber etwas Entscheidendes spielt sich nicht wie gewünscht ab: die drei Stürmer machen zu wenig aus ihren Freiheiten und suchen bei den Konterangriffen nicht schnell und direkt genug die Tiefe. Dies trifft vor allem auf Antonio Marchesano und Assan Ceesay zu. Blaz Kramer wiederum ist in den ersten halben Stunde abgesehen von einer knapp verpassten Kopfballchance nach Flanke des stärksten Zürchers Kharabadze (zur Pause verletzungsbedingt ausgewechselt) praktisch unsichtbar. In mehreren Aktionen kann zudem auf Berner Seite speziell Nicolas Bürgy mit ungeahndeten klaren Foulspielen, zum Teil direkt vor der Nase von Schiedsrichter Stephan Klossner, vielversprechende Zürcher Angriffe stoppen. Auf der anderen Seite pfeift Klossner dann in der 28. Minute ein viel weniger gravierendes Zupfen von Ceesay als Foulspiel ab, und dies erst nachdem in der Folge davon YB den Ball verloren hatte. Der daraus resultierende Freistoss Gianluca Gaudinos ist die erste gute YB-Chance und diese verwertet Christian Fassnacht auch gleich per Kopf zum 1:0.

Mit der Berner Führung kann der FCZ nicht mehr in gleicher Weise auf seine Kontertaktik bauen und angesichts der drei Stürmer, die ihren Job offensichtlich nicht wie gewünscht zu erledigen im Stande sind, macht diese sowieso nicht mehr viel Sinn. Eine Minute später stellt Ludovic Magnin daher auf ein 4-1-4-1 um, mit dem als Rechter Innenverteidiger startenden Simon Sohm als Sechser und Blaz Kramer auf dem Rechten sowie Antonio Marchesano auf dem Linken Flügel. Kramer benötigt eine Minute, um die Umstellung mitzubekommen und muss von Nathan nochmal speziell darauf hingewiesen werden. Die Ballbesitzverhältnisse gleichen sich daraufhin sofort aus und dies bleibt für das ganze zweite Drittel der Partie so. Der zur Pause eingewechselte Débutant Matteo Di Giusto macht seine Sache auf dem Rechten Flügel gut, währenddem hingegen Ilan Sauter als Linksverteidiger (eine Position, die er auch in der U21 ab und zu spielt) mit der Qualität seiner Gegenspieler etliche Mühe bekundet. Eine Reihe von gravierenden Fehlentscheiden von Ref Klossner zusammen mit der Doppeleinwechslung von Moumi und Aebischer in der 66. Minute sorgen dann nach rund einer Stunde für die Entscheidung. Die letzten 20 Minuten sind aus Zürcher Sicht nur noch eine Qual. YB, das im Hinblick auf das kapitale Champions League-Qualifikationsspiel in Belgrad gegen den FCZ eine Dreierabwehr und Neuverpflichtung Frederik Sörensen vom 1. FC Köln getestet hat, muss in dieser Phase des Spiels keine Kräfte mehr verpuffen.

Die Personalnot verschärft sich in der darauffolgenden Nationalmannschaftspause durch die verschiedentlichen Aufgebote in die Landesauswahlen noch zusätzlich. Beim Testspiel in Schaffhausen (1:1) tritt der FCZ daher mit einer verstärkten U21 an. Nur noch Schönbächler, Marchesano, Kololli und Kramer sind aus dem engeren Kreis der 1. Mannschaft dabei. Und nachdem Kenith Catari angeschlagen vom Feld muss, kommt Ersatztorhüter Novem Baumann für die letzten zehn Minuten als Rechter Flügelspieler auf den Platz und erspielt sich dabei sogar zwei Torchancen. Beim 40 Jahr-Jubiläum von Üetlibergnachbar Wettswil-Bonstetten (1:1) drei Tage später müssen gar die vier U18-Spieler Andi Hoti, Diego Corvalan, Silvan Wallner und Kedus Haile-Selassie gleich nach ihrem 5:0-Meisterschaftssieg gegen Thun im Heerenschürli auf die andere Seite der Stadt verfrachtet werden, um die 1. Mannschaft etwas mehr als eine Stunde später im Test genauso zu unterstützen, wie die überzähligen Marvin Graf, Doriano Tanzillo, Arlind Dakaj, Osman Hadzikic und Yann Kasai aus der parallel spielenden U21. Goalietrainer Davide Taini wurde diesmal als Ersatzkeeper geführt. Mit diesen zehn Notverstärkungen ergänzend zu Nathan, Marchesano, Schönbächler und Kololli (Kramer hatte sich in der Zwischenzeit auch noch verletzt) kamen so insgesamt 14 Akteure zusammen, die mithalfen, das Jubiläum des Erstligisten in einem auf 2×35 Minuten verkürzten Auftritt vor zahlreichen Zuschauern nicht ins Wasser fallen zu lassen.

Eine Woche später in Wil sind zum Cup-Achtelfinal die (Junioren-)Nationalspieler wieder zurück und Pa Modou gibt auf der Linksverteidigerposition aufgrund des verletzungsbedingten Ausfalles von Levan Kharabadze wohl etwas früher als geplant sein Comeback – und erzielt das entscheidende 2:1 per Kopf, nachdem Kololli einen weiteren stark getretenen Popovic-Eckball am entfernten Pfosten vor den Fünfmeterraum lenkt. Der in der Zwischenzeit zusätzlich verpflichtete Aiyegun Tosin ist hingegen noch nicht dabei. Der FC Wil agiert lange Zeit mindestens ebenbürtig. Schönbächler trifft in der 36. Minute wie aus dem Nichts zum 1:1. Die Führung der Äbtestädter erzielt nach einer Viertelstunde der ehemalige GC-Junior Valon Fazliu vor dem FCZ-Anhang. Entscheidend in der Vorbereitung des Führungstreffers ist der junge FCZ-Leihspieler Bledian Krasniqi, der sich auf der linken Seite mit Mut, Entschlossenheit und viel Ballgefühl gegen Popovic und Bangura durchsetzt. Ausgangspunkt des Wiler Konters ist einer von mehreren unnötigen Ballverlusten Benjamin Kolollis.

Denis Popovic zeigt insgesamt im Vergleich zu den letzten Partien gegen allerdings in vielerlei Bereichen auch noch relativ unerfahrene Ostschweizer eine Steigerung. Allerdings erreicht trotz des Sieges kein Spieler eine höhere Note als „6“ auf einer Skala von 1-10.

 

Hier gehts zu Teil 1:Bitte keine Überzahl!“

Hier gehts zu Teil 3: „Simon Sohm erobert Stammplatz“

Zu viele Schüsse nebens Tor in der Rückrunde – Saisonstatistik, Teil 3

Nach der Leistungsentwicklung der Mannschaftsteile und der Performance des FCZ in den verschiedenen Wettbewerben, schauen wir uns im 3. Teil der grossen FCZ-Saisonstatistik die Abschlusseffizienz näher an.

Vergleicht man die Erwarteten Tore mit den real erzielten Treffern, sieht man, dass der FCZ im Oktober und November effizient im Abschluss war. Als klarste Beispiele für die Zürcher Abschlusseffizienz in dieser Zeitperiode können der 1:0-Heimsieg gegen Ludogorets nach einem ausgeglichenen Spiel und das deutliche 5:2 in Luzern gelten. In den letzten Partien vor der Winterpause ging dem FCZ dann sichtlich der Saft aus, und man kam in Basel (0:2), Razgrad (1:1) und gegen Lugano (0:0) kaum noch zu (guten) Torchancen – der „Expected Goals“-Wert sank in den Keller, und mit ihm die Anzahl erzielter Treffer. Einzig Stephen Odey traf in Bulgarien „wie aus dem Nichts“ (wobei der Treffer sogar offiziell als Eigentor gewertet wurde).

Offensiv ähnlich wenig zustande brachte das Team zudem in der Zweiten Hälfte des Februars bei Young Boys (0:2), Napoli (0:2) und gegen Luzern (1:1, einziger Torschütze Khelifi) – diesmal allerdings in erster Linie wegen den Gegnern. In der Schlussphase der Saison ab Mitte März wurde die Abschlusseffizienz für den FCZ im Gegensatz zur Vorrunde dann insgesamt zu einem Handicap. Schaut man sich allerdings die Spiele im Einzelnen an, hätte der FCZ zwar in der Schlussrunde gegen St. Gallen nach Expected Goals gewinnen müssen, andererseits aber beim 2:1-Sieg in Neuenburg oder dem 1:0-Heimerfolg gegen Sion auch schlechtere Resultate erzielen können. Der Cup-Halbfinal gegen Basel hätte gemessen an den Erwarteten Toren mit 2:2 in die Verlängerung gehen müssen (statt 1:3).

Interessanterweise ist die Toreffizienz-Statistik (Tore pro Schüsse) mit der Statistik der erzielten Tore im Saisonverlauf ziemlich  deckungsgleich und ein grösserer Indikator für die Anzahl erzielter Treffer als die Expected Goals. Dies aufgrund dessen, dass die Anzahl der Abschlüsse insgesamt pro Spiel relativ konstant blieb. Was sich veränderte, war die Klarheit der Torchancen. In der Rückrunde führten phasenweise nur gerade 2% der Abschlüsse zu Toren, während dieser Wert im Verlauf der Vorrunde meist über 10% lag. 

Eine Korrelation scheint es zudem zwischen den Expected Goals und der durchschnittlichen Anzahl „Schüssen aufs Tor“ zu geben.  Dies macht Sinn, denn Abschlüsse, bei welchen der Angreifer den Ball aufs gegnerische Tor bringt, sind in der Regel grössere Torchancen, als solche, bei denen der Ball nebens Torgehäuse fliegt.

In der Rückrunde brachten die Zürcher in der Hälfte der Zeitperioden im Schnitt weniger als 30% der Abschlüsse aufs Tor. Was somit bedeutet, dass dies im Schnitt auch weniger grosse Torchancen waren. Der grosse Anteil an Schüssen neben das Gehäuse war ein wichtiger Grund, warum in dieser Saisonphase weitgehend Ladehemmung herrschte.

Ein wichtiger Aspekt bei der FCZ-Toreffizienz sind natürlich auch die gegnerischen Torhüter. Dieser kommt ins Spiel, wenn man die „Shots on Target“, bei welchen ein Torhüter eingreifen muss, mit der Anzahl erzielter Tore vergleicht und nach Gegnern ausdifferenziert. Lugano war das einzige Team, Europacup und Schweizer Cup inklusive, gegen welches kein einziger Treffer gelang. Einerseits hatte dies sicherlich mit dem in allen vier Direktbegegnungen eingesetzten ehemaligen U21-Nationaltorhüter Noam Baumann zu tun, der zu den statistisch besten Goalies der abgelaufenen Saison gehörte. Andererseits brachte der FCZ gegen Lugano in vier Partien insgesamt auch nur 11 „Shots on Target“ zustande, was für die Defensivleistung der Luganesi von vorne (Gerndt, Carlinhos,…) bis hinten (Daprelà, Matic, Sulmoni,…) spricht. Eine tiefe Effizienz hatte der FCZ vor allem gegen den FC Basel, St. Gallen und AEK Larnaca. Gegen Basels Jonas Omlin gelang in vier Partien und 14 Shots on Target nur ein Treffer durch Stephen Odey im Cup-Halbfinal kurz vor Schluss zum 1:3 – zu Beginn der Saison hatte im Letzigrund Pa Modou im einzigen Spiel gegen Martin Hansen ebenfalls per Kopf einen Treffer erzielt (bei fünf Shots on Target).

St. Gallens Dejan Stojanovic und AEK’s Toño vermochten überdurchschnittlich viele FCZ-Abschlüsse aufs Tor zu stoppen. Eine sehr hohe Effizienz bei Abschlüssen aufs Tor hatte der FCZ hingegen gegen die drei Amateurklubs Concordia, Breitenrain und Red Star. In solchen Duellen macht häufiger als man meint schlicht der bessere Torhüter die Differenz, wie beim FC Breitenrain als die Stadtberner mit 1,6 einen höheren Expected Goals-Wert hatten, als der FCZ (1,49). Die höchste Abschlusseffizienz verzeichnete der FCZ aber gegen die beiden sich abwechselnden Ludogorets-Torhüter Renan und Jorge Broun. In den Duellen mit den defensiv starken Bulgaren brachte der FCZ gerade einmal drei Abschlüsse aufs gegnerische Gehäuse zustande und erzielte damit zwei Treffer!

Vergleicht man nicht nur die eigenen, sondern gleichzeitig auch die gegnerischen erzielten Tore mit den jeweiligen Expected Goals im Saisonverlauf, ergibt sich für die Vorrunde, dass der FCZ im Schnitt mehr und die besseren Torchancen als die Gegner hatte. Die Abweichungen in Bezug auf die erzielten und erhaltenen Tore glichen sich im Verlauf des Herbstes ungefähr aus. Kurz vor und nach der Winterpause fiel die Expected Goals-Differenz stark ins Minus und dies drückte sich Eins-zu-Eins in der Tordifferenz aus. Im letzten Teil der Saison ab Mitte März ergibt sich das bekannte Bild: die Expected Goals-Bilanz ist mehrheitlich im Minus, die Torbilanz aber, vor allem wegen eigener fehlender Abschlusseffizienz, präsentiert sich noch schlechter.

 

Maxsøs und Rüeggs Patzer verhindern besseres Ergebnis / FCZ – Basel 1:3 Analyse

Wie schon beim 1:1 gegen den gleichen Gegner in der Vorrunde trat der FCZ im Cup-Halbfinal im Letzigrund mit einer Fünferabwehr an, überliess Basel mehr Ballbesitz und kam so trotz defensiverer Grundausrichtung wieder zu deutlich mehr Torchancen als zuletzt gegen denselben oder andere Gegner. Das Torschussverhältnis war genauso ausgeglichen wie die «Expected Goals». Zum dritten Mal in dieser Saison kam mit Assan Ceesay ein Spieler zu sieben nicht verwerteten Abschlüssen. Die ersten beiden Male waren Ceesay selbst im Cup bei Red Star und Odey zuletzt beim 2:2 in Thun gewesen. Insgesamt hat sich der FCZ im Vergleich zum Lugano-Spiel klar gesteigert – was allerdings nicht für alle Spieler individuell gilt.

Ausgerechnet der bisher so konstant agierende Andreas Maxsø war diesmal ungewöhnlich fehlerhaft, nicht ganz bei der Sache und erhält erst zum dritten Mal eine ungenügende Züri Live-Note. Beim 0:1 beispielsweise verliert Maxsø den entscheidenden Zweikampf an der Seitenlinie gegen Ajeti, im Zentrum ist Rüegg unaufmerksam und lässt Van Wolfswinkel völlig frei vor dem Strafraum an den Ball kommen – die Vollendung von Noah Okafor ist dann aber schlicht Extraklasse. Auch beim 0:2, welches in der 87. Minute für die Vorentscheidung sorgt, misslingt Maxsø ein halbhoher Ball hintenraus – Kevin Rüegg müsste aber trotzdem das Leder ohne Probleme wegspielen oder wegschlagen können, agiert aber zu langsam und lässt sich von Kuzmanovic den Ball vom Fuss spitzeln. Die starke Formbaisse des Zürcher Captains (vor allem wenn er im Zentrum spielt) ging auch gegen Basel nicht weg.

Allgemein fällt im Schweizer Fussball auf, dass jüngere Spieler, die im Sommer vor einem Transfer «nach oben» stehen oder stehen könnten, wie beispielsweise Kevin Mbabu oder Marvin Spielmann, zuletzt völlig ausser Form geraten sind – Kevin Rüegg könnte auch so ein Fall sein. Neben dem Platz hat man durchaus das Gefühl, dass der 20-jährige einen Reifeprozess durchmacht, aber auf dem Platz ist davon nichts zu sehen – im Gegenteil. Auch Antonio Marchesano ist weiterhin im Tief, hat neben einzelnen guten Aktionen bei der Mehrheit seiner Pässe weiterhin das falsche Timing, verursacht unnötige Freistösse und schnelle Gegenstösse des Gegners wegen ungenügender Zweikampfführung. Umaru Bangura hingegen scheint die Pause von zwei Spielen gegen YB und in Lugano gut getan zu haben und zeigte sich wieder verbessert. Eine echt starke Rolle spielte Alain Nef (Züri Live-Note «10»), der gerade auch in der Spielauslösung viel Ruhe und Spielintelligenz reinbrachte.

Strittige Szenen gab es gegen den FCB auch diesmal wieder einige. Bereits in der 2. Minute hatte Umaru Bangura Glück. Bei einem harmlosen ersten flachen Schüsschen von Noah Okafor Richtung Zürcher Tor ging der Innenverteidiger etwas gedankenlos dazwischen, der Ball versprang, Albian Ajeti sprintete heran und kam im Strafraum zu Fall – Bangura schien dabei den Basler durchaus am Fuss getroffen zu haben.

In der 73. Minute dann Groundhog Day im Letzigrund. Zum dritten Mal innert weniger Wochen wird Toni Domgjoni im «Südkurven-Strafraum» gegen YB bzw. Basel ein klarer Penalty verwehrt! Nach Zuffi und Moumi in der Meisterschaft war diesmal Marek Suchy der foulende Spieler. Sieht man sich die Szene nochmal im Detail an, ist schön ersichtlich wie der Tschechische Routinier bemerkt, dass er bei einem hohen Ball an die Fünfmetergrenze zu spät kommt und Domgjoni alleine vor dem Tor eine hundertprozentige Torchance erhalten wird.  Mit einem Seitenblick prüft Suchy noch vor der Ankunft des Balles, an welcher Stelle des Körpers er den Zürcher am unauffälligsten treffen könnte, streckt im Stile eines gewieften Illusionisten oben den Arm Richtung Domgjoni aus ohne zu ziehen (Ablenkungsmanöver) und bringt ihn gleichzeitig unten mit dem linken Fuss zu Fall. Wichtig dabei für Suchy: in diesem Moment mit den Augen nicht mehr nach unten zum Ort des Geschehens schauen!

Noch mehr zu reden gaben mehrere Szenen rund um die 80. Minute. Erst wird Valentin Stocker von Marco Schönbächler im Zürcher Strafraum Hüfte an Hüfte auf faire Art und Weise gerempelt. Schiedsrichter Klossner pfeift zu Recht nicht, denn er hatte zuvor im ganzen Spiel ähnliche Szenen auch im Mittelfeld nie geahndet. Stocker streckte dabei in seiner typischen Art im Strafraum unvermittelt seinen Hintern raus, um den Gegner auflaufen zu lassen, hielt sich danach bei seiner spektakulären Seitwärtsrolle warum auch immer seine beiden Schienbeine und musste beim Abrollen selbst über seine Schauspielkunst lachen.

Dies hielt ihn nicht davon ab, danach am Boden sitzend weiterhin Theater zu machen, was Mitspieler Kuzmanovic anstachelte, wutentbrannt den von Schönbächler zum Weiterspielen animierten Bangura mit vollem Tempo von hinten zu attackieren.

Alain Nef erkannte die akute Verletzungsgefahr für seinen Innenverteidigerkollegen und stellte sich Kuzmanovic in den Weg, worauf er von diesem eine Ohrfeige kassierte.

Gelb für so eine bewusst und gezielt ausgeführte Tätlichkeit ist natürlich schon etwas wenig, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass beispielsweise Marco Djuricin nach dem Derby für einen ungezielten Befreiungsschlag nach hinten gegen den reissenden und zerrenden Hekuran Kryeziu mit drei Spielsperren belegt wurde.

In der anschliessenden Aufregung versuchte Carlos Zambrano Stephen Odey zu einer Unbeherrschtheit zu verleiten und ging diesem an die Gurgel, was zumindest im Nachhinein von der Disziplinarkommission hätte geahndet werden müssen, die gleichzeitig bezüglich der in dieser Szene am Rande und eher schlichtend involvierten Van Eck, Canepa und Streller sehr schnell mit Sanktionen zur Stelle war.

In der 90. Minute schlug dann auch noch Valentin Stocker Marco Schönbächler in «Kuzmanovic-Manier» von hinten ungeahndet auf den Kopf. Während sich YB also auf Schläge direkt ins Gesicht «spezialisiert» hat, scheinen beim FCB Schläge auf den Hinterkopf des Gegners im Trend zu liegen. Würgen, Schlagen, Schauspielern und versteckte Fouls: von einem sportlich fairen Auftritt waren die Rot-Blauen an diesem Abend im Letzigrund weit entfernt. Hat Basel das wirklich nötig? Offenbar schon…

(Standbilder: Teleclub)

FCZ – Basel 1:3 (0:1)

Tore:  5. Okafor (Van Wolfswinkel) 0:1; 87. Kuzmanovic (Zuffi) 0:2, 90.+2 Ajeti (Stocker) 0:3, 90.+4 Odey (Marchesano) 1:3.

FCZ: Vanins; Untersee (69. Schönbächler), Nef, Bangura, Maxsø, Kharabadze (69. Kololli); Rüegg; Domgjoni (89. Kasai), Marchesano; Ceesay, Odey.

Basel: Omlin; Widmer, Zambrano, Suchy, Petretta; Frei, Zuffi; Kalulu (74. Stocker), Van Wolfswinkel (46. Kuzmanovic), Okafor (89. Zhegrova); Ajeti.

Nach der Cupniederlage stellte sich Levan Kharabadze bei Züri Live zum Interview:

Levan, 1:3 gegen Basel im Cup-Halbfinal. Es war wohl immerhin eine der bisher besten Partien des aktuellen Kalenderjahres von Seiten des FCZ, aber mit dem Finaleinzug hat es trotzdem nicht geklappt…

Kharabadze: Ich würde sagen, es hat wohl nicht sollen sein. Wir hatten gute Momente, die wir hätten ausnützen sollen. Aber Basel hatte auch gute Chancen und im Gegensatz zu uns haben sie diese ausgenutzt – darum haben sie gewonnen. Ja, es war ein gutes Spiel. Mit dem Schiedsrichter bin ich aber nicht einverstanden. Die Szene mit Toni Domgjoni im Basler Strafraum beim Stande von 0:1 ist 100% Elfmeter.

Es gab viele Emotionen im Spiel…

Kharabadze: Ja, wir sind definitiv mit Emotionen ins Spiel gegangen, das war vorhanden, und das hat man dann auch im Spiel gesehen. Wir haben gut gespielt. Aber wir müssen weiter hart arbeiten, damit wir in der Super League verbleiben können. Und danach die nächste Saison vorbereiten, wo wir neben der Meisterschaft eine neue Chance im Schweizer Cup erhalten.

Wie ist es für Dich bisher hier in der Schweiz, das Level und das Tempo ist wohl relativ hoch im Vergleich zu dem, was Du bisher gekannt hast?

Kharabadze: Ja, für mich ist das bereits ein hohes Niveau, weil ich davor in der Georgischen Meisterschaft gespielt habe. Ich lerne hier und werde weiter an mir arbeiten. Teams wie Basel oder YB sind top, auf Champions League-Niveau, gegen sie zu spielen bringt mich weiter.

Statistik der Woche – physisch starke Spieler wichtig in Super League

Der FCZ hat mittlerweile mehr als zwei Drittel seiner Wettbewerbsspiele hinter sich. In der aktuellen Ausgabe «Statistik der Woche» geht es um die Einzelnoten der Spieler. Von den in mehr als 500 Minuten eingesetzten FCZ-Akteuren liegen dabei Assan Ceesay und Kevin Rüegg mit einer Durchschnittsnote von 6,4 an der Spitze – vor Alain Nef und Adrian Winter. Der winterpausenübergreifend während 11 Partien verletzungsbedingt ausfallende Rüegg hatte in dieser Saison bisher nur zwei ungenügende Noten zu verzeichnen, und zwar in den Cup-Partien gegen die jeweils Weiss-Grün tragenden Red Star und Kriens. In Heimspielen gegen Basel, Xamax und Luzern, sowie auswärts bei Breitenrain war der Neo-Captain jeweils Most Valuable Player.

Assan Ceesays nahezu perfekte Leistung nach seiner Einwechslung beim 2:1-Sieg in Sion führte zu einer von bisher in dieser Saison insgesamt erst zwei Vergaben der Höchstnote 10 – die andere ging an Antonio Marchesano beim 3:2-Heimsieg gegen Leverkusen. Ceesay erhielt nach den beiden Rückrundenniederlagen in St. Gallen und gegen Lugano seine ersten beiden ungenügenden Noten. Eine noch höhere Durchschnittsnote als Rüegg bzw. Ceesay haben Michael Frey und Bledian Krasniqi aufzuweisen – beide allerdings mit (bisher) nur drei Wettbewerbseinsätzen für die 1. Mannschaft des FCZ in dieser Saison. Auf eine ungenügende Durchschnittsnote kommen mit Benjamin Kololli und Marco Schönbächler zwei der bekanntesten Spieler im Kader, sowie die wenig eingesetzten Raphael Dwamena und Hakim Guenouche.

Interessant gestaltet sich die Differenzierung der Spielerleistung nach Wettbewerb. In der Europa League vermochten sich die jungen Spieler am besten durchzusetzen, speziell spielerisch und technisch starke wie Lavdim Zumberi oder Bledian Krasniqi. Zusammen mit Toni Domgjoni würden die beiden in einem FCZ Europa League-Top Team der Saison das zentrale Mittelfeld bilden. Neben Jugendlichkeit, spielerischen und technischen Qualitäten scheint auch das läuferische Element in der Europa League wirkungsvoll zu sein, was unter anderem in den guten Leistungen von Domgjoni und Adrian Winter Ausdruck findet.

 

Im Schweizer Cup gegen unterklassige Gegner kamen hingegen diejenigen Spieler aus dem FCZ-Kader zur Geltung, die bezüglich entweder Physis oder Antritt/Speed auf höherem Niveau tendenziell (zur Zeit) weniger gut mithalten können – wie Roberto Rodriguez, Mirlind Kryeziu, Hakim Guenouche oder Marco Schönbächler. Am interessantesten stellt sich die Lage in Bezug auf das Tagesgeschäft, die Super League, dar. Dort machten tendenziell die physisch stärksten Spieler des Kaders die beste Falle. Die aktuelle Dominanz von YB (und früher Basel) scheint von allen Elementen am stärksten auf ihrer physischen Überlegenheit zu basieren. Die Notenverteilung des FCZ-Kaders der aktuellen Saison scheint die These zu stützen, dass dieser Faktor in der Super League der wichtigste für den Erfolg sein könnte. Das FCZ Super League-Top Team der Saison würde aus fast ausschliesslich physisch starken Spielern bestehen – mit Grégory Sertic als Ballverteiler im Zentrum. Kevin Rüegg würde zusammen mit Fabio Dixon in der offensiveren Rolle, auf welcher er in Juniorenzeiten immer wieder mal eingesetzt worden ist, die Rechte Seite bilden.

 

Adi Winter kämpft sich zum Siegtreffer / FCZ – SC Kriens 2:1 Analyse

Im Eishockey, wo häufig die (mehrheitlich Heimteam-nahen) Journalisten bzw. Funktionäre die Best Player festlegen, wird gerade beim Auswärtsteam sehr häufig der Torhüter gewählt. Damit soll indirekt ausgedrückt werden: «eigentlich waren wir das bessere Team, aber der gegnerische Torhüter hatte halt einen guten Tag». In der Züri Live-Bewertung wurde nun beim eigenen Team nach der 0:2-Niederlage in Bern (Brecher) mit Andris Vanins zum zweiten Mal seit Jahresbeginn der Torhüter zum MVP, nachdem dies zuvor im Herbst nie der Fall gewesen war.

Auch in diesem Fall kann das indirekt als Negativvotum für die Feldspieler interpretiert werden. Wobei man da differenzieren muss. Adrian Winter kämpfte von der ersten bis zur letzten Minute und wurde zurecht mit dem Siegtreffer belohnt. Mirlind Kryezius Erste Halbzeit war seine bisher klar beste Saisonleistung mit starker Antizipation im Mittelfeld, guten Ersten Bällen nach vorne und wichtigen Rettungsaktionen hinten. Unter anderem ging das 1:0 Khelifis in der 16. Minute vom waschechten Zürcher Innenverteidiger aus. In der Schlussphase liess er sich dann in zwei Aktionen aber ebenfalls noch von der allgemeinen Nervosität etwas anstecken.

Ähnlich Toni Domgjoni (zur Pause angeschlagen ausgewechselt), der eigentlich eine gute Erste Halbzeit zeigte bis zu seinem Doppelfehler, der zum Eckball zum 1:1 führte. Bei diesem war für einmal nicht der Bangura-Gegenspieler Wiget, sondern Rüegg-Gegenspieler Chihadeh per Kopf erfolgreich. Was nicht heisst, dass Umaru Bangura im eigenen Strafraum nun souverän auftrat – nach einem Duell gegen Chihadeh hätte es Penalty für Kriens geben müssen und auch einer der Zweikämpfe mit Wiget war nicht ganz astrein. Benjamin Kololli (wie gegen Luzern mit Züri Live-Note «1») startete ins Spiel mit zwei zu nonchalant umgesetzten Abschlüssen im gegnerischen Strafraum und brachte in der Folge wie schon gegen Luzern den Gegner mit einer Reihe von unnötigen Ballverlusten nach rund einer Viertelstunde, die der FCZ dominiert hatte, ins Spiel.

Nach einem relativ soliden Beginn in die Saison holte sich der Waadtländer die erste ungenügende Bewertung beim Auswärts-Spiel in Leverkusen (4) ab. Seither gab es in 13 Partien gleich 9 ungenügende Noten. Nur in den beiden Derbies vermochte Kololli in diesem Zeitraum eine ordentlich bis gute Leistung zu zeigen und prompt wurden diese dann auch gewonnen. Auch Neuverpflichtung Grégory Sertic unterliefen gegen Kriens neben dem ein oder anderen guten weiten Ball zu viele Unkonzentriertheiten, bis er in den Schlussminuten mit seinem Stellungsspiel dann doch noch genauso wie der eingewechselte Stürmer Assan Ceesay entscheidend mithalf, den Vorsprung über die Zeit zu bringen.

FCZ – SC Kriens 2:1 (1:1)

Tore:  16. Khelifi (Domgjoni) 1:0; 43. Chihadeh (Siegrist) 1:1; 83. Winter (Odey).

FCZ: Vanins; Rüegg, Bangura, M. Kryeziu, Kharabadze; Sertic, Domgjoni (46. H. Kryeziu); Khelifi, Winter, Kololli (46. Ceesay); Odey (86. Maxsø).

SC Kriens: Osigwe; Urtic, Elvedi, Fanger, Mijatovic; Siegrist, Sadrijaj, Wiget (73. Cirelli), Costa; Sukacev (66. Rüedi); Chihadeh (80. Sulejmani).

 

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