Magnin verzichtet diesmal auf Systemumstellung zur Lösung des Pressingproblems / Chiasso – FCZ 3:2 in der Analyse

Für eine ausgesprochene Cupmannschaft wie den FC Zürich ist so eine Niederlage wie in Chiasso gleich zum Auftakt der Saison 20/21 kolossal. Nicht nur ist der FCZ seit neun Jahren (damals gegen den Challenge League-isten St. Gallen: Link zum Spiel) nicht mehr gegen einen Unterklassigen ausgeschieden, sondern auch gegen gleichklassige Mannschaften gab es im Schnitt deutlich bessere Resultate als in der Meisterschaft – selbst gegen Spitzenteams. Dabei hat man jeweils in den Cup-Partien nicht besser gespielt, man geriet nicht selten in Rückstand und es wurde selbst gegen Underdogs immer wieder eng. Aber im Cup zeigte der FCZ unter verschiedenen Trainern immer wieder die Winner-Mentalität, auch schwierige Spiele noch zu gewinnen.

Breston Malula: bester Mann in seinem ersten Profieinsatz

Cup-Spiele gegen Unterklassige wie in Chiasso, die ausgeglichen verliefen, oder sogar mit leichten Vorteilen für den Aussenseiter, gab es immer wieder. Dann erzwangen die Zürcher ihr Glück jeweils beispielsweise mit einem Standard. Diesmal entschieden zwei Standards und ein Konter zugunsten der Südtessiner. Chiasso hatte gegen den FCZ mehr Ballbesitz, mehr Abschlüsse und einen höheren Wert an erwartbaren Toren – wenn auch letzteres nur aufgrund des Penaltys. Dieser Penalty war durchaus gerechtfertigt. Koide hatte einen Bahloul-Freistoss mit gutem Timing eigentlich optimal per Kopf geklärt. Domgjonis Arm vergrösserte dessen Körperfläche und machte im eigenen Strafraum eine leichte Bewegung zum Ball. Der Stammspieler der letzten Saison war diesmal erst in der 77. Minute für Hekuran Kryeziu eingewechselt worden und fand nicht richtig ins Spiel.

Der Wechsel stand im Zusammenhang mit einem taktischen Problem, das der FCZ im Riva IV seit Beginn des Spiels mehr schlecht als recht zu bewältigen versuchte. Dieses erinnerte stark an die Anfangsphase des Auswärtsspiels in Thun am 1. Juli (2:3 nach frühem 0:3-Rückstand: Link zum Spiel). Damals fokussierte man das Pressing der zwei Stürmer gegen den Thuner Spielaufbau mit dem zentralen Dreizack (zwei Innenverteidiger, ein Sechser) vor allem darauf, Leonardo Bertone aus dem Spiel zu nehmen – was auch gelang. Aber die Innenverteidiger Havenaar und vor allem Stillhart nutzten ihre dadurch gewonnenen Freiheiten, um ungeahnte Spielmacherqualitäten von hinten heraus an den Tag zu legen und die frühe hohe Führung der Berner Oberländer entscheidend einzuleiten. Diesmal versuchte der FCZ zu Beginn eher die Innenverteidiger an der Entfaltung zu hindern und liess den Sechser Breston Malula gewähren. Dieser wurde so zum besten Mann auf dem Platz – und dies in seinem allerersten Spiel im Profibereich. Die langen Bälle des 19-jährigen hinter die aufgerückte Zürcher Viererkette taten dem FCZ weh – zum Beispiel beim 2:0 Chiassos in der 35. Minute.

Chiasso profitiert von YBs fast inexistenter Integration des eigenen Nachwuchses

Malula, aus dem YB-Nachwuchs als Mittelfeldpuncher bekannt, ist wie Stillhart ein Spieler, der im Duell mit dem FCZ erstmals zusätzliche Facetten seines Könnens auf den Platz bringen und ausleben konnte. Der 1,94m-Mann gehört zu denjenigen Talenten, die man sich durchaus bei YB in der 1. Mannschaft hätte vorstellen können und in einem Klub wie Luzern, FCZ, St. Gallen und möglicherweise selbst Basel diesen Schritt wohl auch geschafft hätte. Beim dreifachen Schweizer Meister hingegen sind die Ansprüche hoch, und der eigene Nachwuchs hat es sehr schwer. In den letzten sechs Jahren ist Mittelfeldspieler Michel Aebischer der einzige (!) eigene Nachwuchsmann, welcher bei YB den Durchbruch in der 1. Mannschaft geschafft hat. Selbst beim nicht als die grösste Nachwuchshochburg der Schweiz bekannten FC Sion waren es in der gleichen Zeitperiode je nach Zählweise sechs bis acht (Maceiras, Toma, Grégory Karlen, Sierro, Akolo und Edimilson – plus Morgado und Follonier, die beide eine halbe Saison Stammspieler waren) – zwei davon spielen heute notabene bei YB.

In der aktuellen Saison wurden gerade mal zwei Spieler aus dem Nachwuchs offiziell nach SFL-Seite in die 1. Mannschaft transferiert – aber einer (Schüpbach) wurde gleich weiter an Winterthur verliehen, der andere (Maier) spielt weiterhin in der U21. Und selbst das absolute Top-Talent Mambimbi hat es schwer, sich einen ähnlichen Status wie beim FCZ sein Juniorennati-Kollege Simon Sohm zu erkämpfen, der mittlerweile für die A-Nationalmannschaft aufgeboten worden ist. Trotzdem war es im Sommer erstaunlich, dass Chiasso nicht nur Sofian Bahloul halten und mit einem längerfristigen Vertrag ausstatten, sondern auch einen Breston Malula ins Mendrisiotto holen konnte. Auch das dritte Chiasso-Tor bereitete dieser mit einem erfolgreichen Zweikampf mit seinem Konterpart Simon Sohm an der Seitenlinie vor. Der daraus resultierende Freistoss führte zum Elfmeter. Dem um ein halbes Jahr jüngeren Sohm gelang abgesehen von zwei, drei entscheidenden Fouls weitgehend eine gute Partie. Es war erfrischend zu sehen, wie selbstverständlich er die Spielmacherrolle übernahm. Das, was bei ihm letzte Saison ansatzweise zu sehen war, will er jetzt konstant auf den Platz bringen.

Ludovic Magnin verzichtet auf Systemumstellung während der 1. Halbzeit wie in Thun

Sohms Mittelfeldkollege Hekuran Kryeziu wurde etwa nach einer halben Stunde dazu verknurrt, die Lücke im Pressing behelfsmässig zu schliessen, in dem er ständig zwischen vorderster und mittlerer Pressinglinie hin- und herrannte und so manchmal den Sechser Malula stören konnte und manchmal auch nicht – eine ermüdende Aufgabe: daher wohl die Auswechslung für Domgjoni, welcher danach dieselbe Rolle übernahm. In Thun hatte Magnin das Problem noch anders gelöst: mit einer Systemumstellung auf ein 3-4-1-2. Eine solche wäre in Chiasso mit dem vorhandenen Personal ebenfalls sehr gut möglich gewesen: Brecher – Britto, Bangura, Nathan – Schönbächler, H. Kryeziu, Sohm, Schättin – Kololli – Kramer, Ceesay.

24. Minute, Riva IV: Die ganze Mannschaft des FCZ ist im Hohen Pressing, aber Benjamin Kololli macht nicht mit. Er ruht sich auf der pressingfernen linken Flügelseite aus. Kololli steht zwar bei einem Gegenspieler (Rechtsverteidgier Alessandro Stabile), aber das ist genau derjenige Spieler, den die pressende Mannschaft in dieser Situation vernachlässigen kann und muss. Sehr relevant ist hingegen der dadurch frei stehende Sechser Breston Malula, über den sich Chiasso dann auch aus der Umklammerung lösen kann. Es ist Kololli, der hier einrücken und Malula decken müsste. Den Rüffel von Trainer Ludo Magnin für den freistehenden Malula erhält im Anschluss aber Assan Ceesay. Dieser könnte theoretisch Malula übernehmen, aber dann stünden sowohl Mathis Magnin wie auch Loïc Jacot frei.

Dass man bei einem Gegner mit einer komplett neuen Mannschaft und neuem Trainer vorgängig nur schwer erahnen kann, wie dieser im ersten Wettbewerbsspiel agieren wird (4-1-4-1 System, möglichst flach im Aufbau), ist verständlich – die fehlende Systemumstellung während der 1. Halbzeit bleibt hingegen vorderhand ein Rätsel. Chiasso seinerseits, welches schon seit vielen Jahren unter verschiedenen Trainern zu den taktisch ausgereiftesten Teams der ganzen Swiss Football League gehört, war sogar in der Lage, bei Pressing-Vorstössen Kryezius den Spielaufbau kurzfristig von einem Dreieck auf einen Rhombus umzustellen. Zumindest teilweise hätte man aus Zürcher Sicht das Problem lösen können, wenn Kramer und Ceesay eine etwas geschicktere Staffelung hingekriegt, oder Benjamin Kololli mehr mitgeholfen hätte, anstatt sich beispielsweise während eines Hohen Pressings der Teamkollegen auf der anderen Platzseite auszuruhen.

34. Minute, Riva IV: In der Entstehung zum 2:0 Chiassos rächt es sich, dass der FCZ nicht wie gegen Thun im Verlauf der Ersten Halbzeit eine Systemumstellung auf 3-4-1-2 vorgenommen hat. Hekuran Kryeziu mag in dieser Situation nicht nach vorne sprinten, um zu helfen. Kramer ist nach einem kleinen Sprint etwas passiv und deckt weder den Passweg zu Gamarra noch denjenigen zu Malula zu. Malula kann mit weitem Ball auf Andrist den schnellen Gegenstoss lancieren. Britto steht etwas zu weit von Andrist weg.

Beim zweiten Gegentor war zudem einmal mehr die mangelhafte Defensivarbeit Marco Schönbächlers ein entscheidender Faktor. Weil der von Schönbächler nicht unterstützte Britto gegen Andrist und den ebenfalls nach vorne Richtung nahen Pfosten stürmenden Linksverteidiger Conus auf sich alleine gestellt war, musste Nathan rauskommen, um zu helfen. Damit musste der leichtgewichtige Bangura die Deckungsarbeit gegen den grossgewachsenen Stürmer Sifneos übernehmen und vermochte diesem beim hohen Ball prompt nicht standzuhalten. Weil Yanick Brecher zudem spekulativ einen Schritt in die falsche Richtung machte, konnte er bei Sifneos‘ Kopfball ebenfalls nicht mehr eingreifen.

35. Minute, Riva IV: In der zweiten Phase der Entstehung des 2:0 Chiassos sieht man, dass Schönbächler zu spät reagiert hat. Im ersten Bild war er noch auf gleicher Höhe mit Gegenspieler Conus, nun hat er einen grossen Rückstand. Somit ist Britto alleine gegen zwei, weshalb Nathan auf die Seite ausschert, um zu helfen. Dies lässt den bei hohen Bällen wenig widerstandsfähigen Bangura mit der Aufgabe, den grösseren Sifneos zu decken, was schief geht. Der defensiv wie so häufig zu wenig disziplinierte Flügelspieler Schönbächler löst in der Verteidigung einen ganzen Rattenschwanz von Problemen aus. Auf solche Art und Weise sind auch letzte Saison viele Gegentreffer entstanden.

Auch Kololli liess seinen Hintermann Schättin in der Verteidigungsarbeit auf der linken Seite viel zu häufig alleine, machte es im Gegensatz zu Schönbächler dann aber zumindest im Spiel mit Ball besser, als er beispielsweise vor dem 1:2-Anschlusstor mit einem guten Laufweg seinen Gegenspieler Stabile so lange in der MItte „festnagelte“, dass dieser schlussendlich zu spät Richtung Schättin rausstürmte und von diesem vor der erfolgreichen Flanke auf Ceesay einfach ausgetanzt werden konnte. Zugute kam dem FCZ in dieser Situation auch, dass Bahloul ebenfalls zu spät in der Defensive mithalf und so die linke Zürcher Seite komplett „leergeräumt“ war.

40. Minute, Riva IV: Offensiv-taktisch gutes Verhalten von Benjamin Kololli in der Entstehung des 1:2-Anschlusstreffers. Er zieht Aussenverteidiger Stabile nach innen und „nagelt“ ihn dort fest. Der Rechte Innenverteidiger Magnin wird so funktionslos. Da zusätzlich Bahloul nicht diszipliniert genug verteidigt, hat Schättin über links völlig freie Bahn. Schättin wird präzise und mit dem richtigen Timing von Regisseur Sohm angespielt. Kololli macht den Lauf in die Tiefe und zieht Stabile so noch etwas mit, so dass dieser erst sehr spät Kololli Magnin überlässt und nach aussen rennt, um Schättin zu stoppen. Aufgrunddessen ist er zu schnell und ungestüm, so dass ihn Schättin einfach austanzen kann und genug Zeit und Platz für eine präzise Flanke auf Ceesay hat.

Umaru Bangura ist MVP – irregulärer Eckball-Treffer zum 1:0

Wie in den Testspielen angedeutet, hat Assan Ceesay die Zeit bei Osnabrück gut getan. Der Gambische Stürmer wirkt schnörkelloser und vielseitiger in seinem Spiel, hat unter anderem im Kopfballspiel und bei eigenen Flanken Fortschritte gemacht. Tobias Schättins grösste Stärke, häufig präzise Flanken schlagen zu können, konnte man ebenfalls bereits in den Tests und zuvor bei Winterthur beobachten – ebenso wie sein defensives Steigerungspotential. Salim Khelifis Auftritt war hingegen völlig missraten: da ändert auch sein eher zufälliges Assist zum zufälligen 2:2 Assan Ceesays (bewirkt immerhin durch ein Forechecking des in dieser Szene engagierten Kololli) nichts. Der Waadtländer verlor ansonsten sowohl Offensiv- wie Defensivzweikämpfe zum Teil auf klägliche Art und Weise. Der für den schlecht in die Partie startenden und sich dann auch noch verletzenden Becir Omeragic früh eingewechselte Umaru Bangura war hingegen trotz der Nicht-Verhinderung des 0:2 mit seinen starken Spieleröffnungen und Rettungsaktionen vorne wie hinten (manchmal nur wenige Sekunden nacheinander an völlig verschiedenen Orten auf dem Feld) zusammen mit Henri Koide der beste Zürcher in einer Mannschaft, die mit einem ungenügenden Züri Live-Notenschnitt von 4,7 in die Saison startet.

Einen Fehlentscheid von Schiedsrichter Fedayi San gilt es noch anzufügen: beim 1:0 Chiassos durch einen direkt verwandelten Corner Sofian Bahlouls wurde Torhüter Yanick Brecher im Fünfmeterraum von Stephan Andrist unterlaufen und verfehlte deshalb den Ball. Andrist kümmerte sich dabei überhaupt nicht um den Ball, sondern hatte alleine das Ziel, Brecher in dessen eigenes Tornetz zu stossen – eine schon vorher so einstudierte Variante, weil Chiasso wusste, dass auf diese Art und Weise ein direkt verwandelter Eckball möglich ist. Mit VAR wäre der Treffer ziemlich sicher aberkannt worden. Bei einem ähnlichen, aber viel geringeren Vergehen des ehemaligen FCZ-Juniors Luka Stevic an Marco Schönbächler im Mittelfeld hat Schiedsrichter Fedayi San kurz darauf auf Foul entschieden – und der Torhüter müsste im eigenen Fünfmeterraum eigentlich zusätzlichen Schutz geniessen.

17. Minute, Riva IV: In einer einstudierten Eckballvariante räumt Stephan Andrist den Zürcher Torhüter Yanick Brecher im Fünfmeterraum richtiggehend aus dem Weg, damit dieser den direkt getretenen Corner von Sofian Bahloul am nahen Pfosten nicht wegfausten kann…
…Zwei Minuten später entscheidet Schiedsrichter Fedayi San in einer bei weitem nicht so klaren Situation mit Körperkontakt im Kampf um den Ball im Mittelfeld zwischen Luka Stevic und Marco Schönbächler auf Foul.

Chiasso – FC Zürich 3:2 (2:1)
Tore: 17. Bahloul 1:0, 35. Sifneos (Andrist) 2:0, 40. Ceesay (Schättin) 2:1; 76. Ceesay (Khelifi) 2:2, 88. Bahloul (Handspenalty) 3:2.
Chiasso: Jacot; Stabile, Magnin, Gamarra, Conus (77. Zunic); Malula; Bahloul, Nzila (63. Strechie), Stevic (51. Pasquarelli), Andrist; Sifneos.
FCZ – Brecher; Britto, Nathan, Omeragic (30. Bangura), Schättin; Schönbächler (61. Koide), H. Kryeziu (77. Domgjoni), Sohm, Kololli; Kramer (61. Khelifi), Ceesay.

(Standbilder: SRF)

Neue Abwehr! Sobiech und Wallner beginnen in Bern: YB – FCZ Aufstellungen im Detail

Bei YB fehlt Stammtorhüter David Von Ballmoos in der Startformation. Für den Emmentaler kommt erstmals in einem Wettbewerbsspiel der ehemalige Thun- und Xamax-Goalie Guillaume Faivre zum Einsatz. Ebenso fehlt Michel Aebischer. Christian Fassnacht freut sich wie immer speziell auf die Partie gegen den FCZ und könnte wie zuletzt in neuer Rolle auf der 10er-Position auflaufen. Die YB-Offensivspieler rotieren sowieso relativ viel und können vorne auf allen Positionen auflaufen. Genau vor drei Monaten hatte YB Toptorschütze Jean-Pierre Nsamé beim 3:2-Heimsieg zum Restart an geicher Stätte gegen den FCZ seine Qualitäten als Kopfballtorschütze entdeckt. Der Kamerun-Franzose war bis dahin in der Luft kaum erfolgreich gewesen und trifft seither auch auf diese Art und Weise.

Wie von Trainer Magnin versprochen gibt es im Vergleich zur Cup-Niederlage in Chiasso einige personelle Änderungen! Lasse Sobiech gibt sein Début im Zürcher Dress. Der 18-jährige Silvan Wallner kommt zudem nach dem „Corona-Spiel“ in Basel zu seinem zweiten Startelfeinsatz. Toni Domgjoni ist ebenso zurück in der Aufstellung wie Antonio Marchesano. Die wahrscheinlichste taktische Formation ist eine Viererabwehr mit Sobiech und entweder Sohm oder Hekuran Kryeziu im Zentrum und Silvan Wallner auf der rechten Seite. Möglich ist aber auch eine Dreierabwehrvariante.

Ludovic Magnin verspricht personelle Wechsel nach der Cup-Pleite in Chiasso: YB – FCZ Vorschau mit Frage zum Spiel

Gegen Chiasso hat der FCZ im Cup gegen eine junge, noch kaum eingespielte Mannschaft schon wieder drei Gegentore kassiert. Die defensive Schwäche auf den Seiten traten auch gegen die Südtessiner wieder zutage mit einem ersten Gegentor durch Corner von der linken Zürcher Seite (begünstigt durch ein Stürmerfoul von Andrist an Brecher) ein zweites durch einen Konter über die eigene rechte Seite und ein drittes wiederum durch ein Handspiel Domgjonis im Anschluss an einen Freistoss auf der eigenen linken Seite – verursacht durch Simon Sohm nach einem Zweikampf mit dem besten Mann auf dem Platz, Breston Malula. Und nun warten mit YB die Schweizer „Könige“ des Spiels über die Flügel und der hohen Bälle in den Strafraum, die sich auf diesen Positionen mit dem St. Galler „Aussenverteidigermonster“ Silvan Hefti noch weiter verstärkt haben.

Beim FCZ glaubt man an Mannschaft und Trainer und hofft, dass das Gezeigte im Training so umgesetzt werden kann, dass es zu einem besseren Saisonstart als letzte Saison reicht. Mit Fabian Rohner und Aiyegun Tosin werden dabei die beiden für rechts wohl als Stammspieler vorgesehenen Akteure in Bern voraussichtlich weiterhin fehlen. Trotzdem äussert Trainer Magnin an der Pressekonferenz vom Freitag im FCZ Museum, dass er für Bern personelle Änderungen in der Mannschaft vornehmen will. Naheliegende Personalien sind dabei sicherlich der im Tessin gesperrte Antonio Marchesano oder Neuverpflichtung Lasse Sobiech. Henri Koide hätte nach seinem erneut sehr guten Einsatz im Cup vor Wochenfrist (bester Zürcher neben dem ebenfalls eingewechselten Umaru Bangura) sicherlich eine Startelfnominierung verdient. Kommt auch Toni Domgjoni in die Startformation zurück, obwohl er in Chiasso nach seiner Einwechslung schlecht gespielt hat? Mit grosser Wahrscheinlichkeit weiterhin nicht dabei sein wird Mirlind Kryeziu. Der FCZ glaubt weiterhin an sein Potential und deshalb will man ihn nicht fix abgeben, sondern sucht eine Lösung für eine Leihe.

Frage zum Spiel: Was bringt der FCZ aus Bern nach Hause?

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Ex-Chiassese Ceesay stürmt mit Kramer! Aufstellungen zum Cup-Duell Chiasso – FCZ

Baldo Raineri ist zum dritten Mal in den letzten vier Jahren beim FC Chiasso engagiert. Der Tessiner sprang ein, nachdem sich diesen Sommer der neue Sportdirektor Ezequiel Carboni mit dem ebenfalls neu verpflichteten Trainer Giovanni Zichella verkrachte und beide gehen mussten. In der Aufstellung heute findet sich mit Luka Stevic ein ehemaliger FCZ-Junior (bis U16). Fabio Dixon wird hingegen als verletzt gemeldet. Überraschend konnte Chiasso ihre Top-Offensivkraft Sofian Bahloul diesen Sommer halten und gar mit einem langfristigen Vertrag ausstatten. Der Holländer Mark Sifneos hat letzte Saison in der Zweiten Griechischen Liga bei Larissa sieben Tore erzielt. Der Simmentaler Stefan Andrist ist nach langen Jahren in Deutschland zurück in der Schweiz und in der Challenge League, wo er beim ersten Abstieg des FC Thun bereits einmal kurz gespielt hatte. Breston Malula ist ein physisch starker Zentraler Mittelfeldspieler aus dem YB-Nachwuchs. Junior Nzila kam vor einem Jahr aus Frankreich und wurde letzte Saison an Paradiso ausgeliehen. Die Aussenverteidiger Stabile und Conus stammen aus dem FCB-Nachwuchs, wobei Stabile eine Art „Massimo Ceccaroni“-Verschnitt ist – ein kleingewachsener Kämpfer, welcher die letzten beiden Saisons aber wenig gespielt hat. Loic Jacot ist ein Schweizer U21-Nationaltorhüter aus der Region Neuenburg und des FCZ-Trainers Namensvetter Mathis Magnin ist aus dem Servette-Nachwuchs ausgeliehen. In der Startaufstellung Chiassos ist selbst der drittälteste Spieler nur 22 Jahre alt.

Der FCZ startet offensiv mit einem nominellen Zweimannsturm, wobei Ceesay und Kramer dabei abwechslungsweise zurückhängend agieren könnten. Tobias Schättin kommt erstmals nach seiner Rückkehr in einem Wettbewerbsspiel zum Einsatz. Willie Britto beginnt rechts, Rohner ist nicht im Aufgebot, Domgjoni und Sobiech zusammen mit Bangura, Khelifi, Koide, Winter und Kostadinovic auf der Ersatzbank.

Im Riva IV braucht es einen „Alain Nef“ – Vorschau Chiasso – FCZ mit Frage zum Spiel

Der FCZ startet die Saison 20/21 mit der Zweitrundenpartie im Schweizer Cup. Bisher haben sich abgesehen vom 3:0-Sieg von Vevey gegen Köniz die Favoriten überall durchgesetzt, wenn auch durchweg mit Mühe. Lugano musste beispielsweise gegen Schaffhausen, das letzte Saison genauso wie Chiasso ganz unten in der Tabelle platziert war, in die Verlängerung. Chiasso selbst hat im Riva IV in den Cupbegegnungen mit Luzern (0:2), Basel (0:1) und YB (0:2) dem jeweiligen Favoriten alles abverlangt. Auf dem stumpfen Rasen an der Südspitze der Schweiz haben spielerisch starke Mannschaften Mühe. Das hat auch der FCZ in der Challenge League-Saison bei den zwei Auswärtssiegen (0:2, 1:2) erfahren dürfen.

Alain Nef hält bei den Desperados dagegen

Mit dem 2:0 Ende November (Artikel zum Spiel) konnte damals der FCZ den herausgespielten Vorsprung an der Tabellenspitze halten. Entscheidender Mann war in jener chancenarmen Partie gegen defensiv mit einer Fünferabwehr massierte Chiassesi Alain Nef gewesen, der wie eine Klette an Chiasso-Zielspieler Mujic hing. Züri Live kommentierte: „Alain Nef mit einer kämpferisch überragenden Leistung war überall auf dem Platz anzutreffen und zeigte vorbildmässig mit welcher Einstellung man gegen einen Gegner wie Chiasso spielen muss.“ In der zweiten Begegnung jener Saison im Riva IV (Artikel zum Spiel) sorgte der initiative Adrian Winter für die Entscheidung, nachdem aussergewöhnlicherweise eher Chiasso das Spiel bestimmt hatte: „In der Zweiten Halbzeit erzwang der initiative Adrian Winter nach einem Doppelpass mit Moussa Koné diagonal von halblinks im Strafraum das Game Winning Goal.“ Der aus Lothringen stammende damalige Chiasso-Torschütze Younes Bnou Marzouk (17 Tore in 28 Challenge League-Partien) ist seit letzter Saison in Chiasso wieder dabei – hat aber aufgrund eines Kreuzbandrisses seit Monaten kein Wettbewerbsspiel mehr bestritten.

Der FC Chiasso hält sich nun schon zehn Jahre in Folge in der Challenge League – wenn auch immer wieder knapp. Vorletzte Spielzeit konnten sich die Chiassesi am letzten Spieltag im dramatischen Fernduell mit Rapperswil-Jona retten – und im abgelaufenen Spieljahr wurden die Südtessiner durch den Corona-Virus „gerettet“, zusammen mit der Entscheidung, dass es keinen Aufsteiger aus der Promotion League gäbe – was das dort mit grossem Vorsprung führende und grösseren Mitteln ausgestattete Yverdon-Sports natürlich verärgerte. Speziell am FCC ist Sommer für Sommer die enorm grosse Spielerfluktuation. Man positioniert sich quasi als Klub der jungen „Desperados“. Junge Spieler im Alter von 18-19 Jahren aus den Akademien von Super League- und Serie A-Klubs, die dort keinen Vertrag erhalten haben, versuchen ihre letzte Chance auf eine Profi-Karriere zu packen – häufig für eine Entschädigung, die nicht oder kaum zur Deckung der fundamentalen Lebenskosten wie Essen und Logis reicht.

Profitiert der FCZ von einem erneuten Chiasso-Fehlstart?

Einer der Desperados (Artikel: Izer Aliu bei den Desperados) ist Fabio Dixon. Der Zürcher gehört zu der Gruppe von Spielern, die mit der Erfahrung von letztem Jahr im Gepäck in ihre zweite Challenge League-Saison steigen. In seinen Europa League-Einsätzen gegen AEK Larnaca und Ludogorets Razgrad hatte er mit dem FCZ Lehrgeld bezahlt, dann aber auch in seinem ersten Super League-Einsatz in Neuenburg entscheidend zur Aufholjagd zu einem wichtigen 3:3 beigetragen. Für Chiasso hat er 19/20 sechs Assists beigesteuert, und war Stammspieler, konnte aber seine technischen und defensiven Schwachpunkte auch in der zweithöchsten Spielklasse nicht ganz verbergen.

Die letzten drei Saisons hat Chiasso von den jeweils ersten drei Spielen keines gewonnen – die letzten beiden Spielzeiten gar alle drei Spiele verloren. In jeder dieser Saions spielten die Südtessiner das vierte Spiel zu Hause und holten da jeweils den ersten Saisonsieg. Diese Bilanz ist sicherlich in erster Linie der Sommer-Fluktuation geschuldet und heute im ersten Saisonspiel neben dem nominellen Klassenunterschied ein zweiter Vorteil für den eingespielteren FCZ.

Wie startet der FCZ in die Saison?

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Rohner / Domgjoni / Koide machen Dampf, Kryeziu / Kramer sorgen für Ärger: Gewinner und Verlierer der Vorbereitung

Die Partie gegen den FC Winterthur im Letzigrund war nicht so, wie man sich eine Hauptprobe vor dem Meisterschaftsstart vorstellt. Aufgrund von Krankheit (gute Besserung Vasi!), Nationalteamaufgeboten (Gratulation Simon, Becir & Co.!) und dem gleichzeitigen Meisterschaftsauftritt der U21 gegen Brühl (2:3, zwei Sulejmani-Penalties), standen Trainer Ludovic Magnin mit Adrian Winter und Salim Khelifi gerade mal zwei Feldspieler als Reserve zur Verfügung. Und während das Spiel lief, wurde in den Sozialen Medien der neue Innenverteidiger Lasse Sobiech vorgestellt.

Beim FC Winterthur fielen gleich beide Torhüter aus und es standen mit Marzino und Scheithauer zwei Testspieler in der Startformation. In der ersten Halbzeit kontrollierte der FCZ weitgehend das Spiel und ging 2:0 in Führung. Die zweite Halbzeit war ausgeglichener. Nach einer Serie von Zürcher Topchancen gelang Adi Winter das 3:0 in der 80. Minute nachdem der andere Einwechselspieler Khelifi zuvor noch an Marzino gescheitert war. Die letzten zehn Minuten liess der FCZ dann aber stark nach und Winterthur drehte nochmal auf, ohne aber zu einem Torerfolg zu kommen. Am augenfälligsten ersichtlich war dies bei Stephan Seiler, der in der letzten Viertelstunde auf dem Zahnfleich lief und dem gar nichts mehr gelang.

Insgesamt wirkte in allen vier Vorbereitungsspielen weder der FCZ noch die jeweiligen Gegner auch nur annähernd auf Meisterschaftsniveau spielend. Im Normalfall nähert man sich gegen Ende der Vorbereitung diesem Niveau an. Eine Steigerung von Spiel zu Spiel war durchaus ersichtlich, aber ob es reichen wird, bereits in einer Woche in Chiasso im Cup das notwendige Niveau auf den Platz zu bringen – darauf darf man gespannt sein. Es wurde in allen vier Vorbereitungsspielen mit demselben System gespielt. Von den verschiedenen Phasen der letzten Saison orientierte sich das Zürcher Trainerteam dabei personell und taktisch stark am zweiten Saisonviertel, in welchem man ohne wirklich zu glänzen eine gute Resultatserie hatte hinlegen können.

Einzelne gute Automatismen in der Überwindung der Mittelzone des Spielfeldes waren zu sehen, sowohl mit schnellem Direktspiel, als auch mit geduldigem Aufbau – allerdings ohne auch nur annähernd die gleiche Gegenwehr auf dem Platz zu haben, wie sie den FCZ zum Meisterschaftsstart erwarten wird. Auch gegen Top-Gegner wird allerdings sicherlich Fabian Rohner eine Offensivwaffe sein. Immer wenn nach vorne nichts läuft, dann sorgt der Rechte Aussenverteidiger mit vertikalen oder diagonalen Läufen für Unruhe und Unordnung im gegnerischen Abwehrdispositiv. Rohner ist nicht nur nochmal eine ganze Spur schneller als Kevin Rüegg, sondern hat auch eine solidere Grundtechnik, als der Richtung Italien ziehende Captain der U21-Nationalmannschaft.

Ebenfalls Stammspieler in der U21-Nationalmannschaft ist Toni Domgjoni, der beim 4:1-Heimsieg gegen die Slowakei als Schaltzentrale und Wasserträger in einem im Schweizer Mittelfeldzentrum genauso eine gute Partie machte, wie weitgehend auch in den Vorbereitungspartien mit dem FCZ. Der dritte Gewinner der Vorbereitung ist Henri Koide, welcher nahtlos an die guten Leistungen der letzten Saisonphase 19/20 anzuschliessen scheint. Nicht nur gegen Schaffhausen gelang dem 19-jährigen Zürcher mit einer Klasse-Einzelleistung ein Treffer, sondern er erzielte auch das einzige Tor beim 1:0-Sieg mit der U19-Nationalmannschaft gegen Neuchâtel Xamax (mit unter anderem dem ehemaligen FCZ U21-Stürmer Eric Tia im Test).

Gegen den FC Winterthur an allen drei Treffern beteiligt war Assan Ceesay. Der Gambier hatte allerdings schon letzten Sommer in den Testpartien sehr gute Skorerwerte, welche anschliessend in der Meisterschaft wieder in den Keller sanken, als der FCZ mit einem anderen Spielstil auftrat. Auch wenn es immer noch der gleiche Assan Ceesay ist: ein gewisser Reifeprozess durch seine Zeit in Osnabrück ist ersichtlich – der 26-jährige Nationalstürmer wirkt etwas fokussierter, gradliniger und effizienter, als noch vor Jahresfrist. Und gleichzeitig versteht er sich auf dem Platz weiterhin sehr gut mit Antonio Marchesano – ein nicht zu unterschätzender Faktor. Zivko Kostadinovic schliesslich hat angedeutet, dass er in Bezug auf die Sicherheit, eine solide Nummer Zwei hinter Yanick Brecher zur Verfügung zu haben, im Vergleich mit vielen anderen Kandidaten der letzten Jahre wohl ein Schritt nach vorne für den FCZ ist.

Auf der Verliererseite der Saisonvorbereitung steht sicherlich an erster Stelle Mirlind Kryeziu: nach einem zu unkonzentrierten Auftritt mit zwei groben Schnitzern im ersten Testspiel gegen Schaffhausen vom Präsidentenehepaar ins Gebet genommen und seither im Kader der weiteren Testspiele nicht mehr aufgetaucht. Ebenfalls im wahrsten Sinne des Wortes wachgerüttelt wurde in der Pause des Testspieles gegen den FC Luzern Stürmer Blaz Kramer von Captain Yanick Brecher, nachdem der Slowene schon gegen Schaffhausen nicht mit dem Kopf bei der Sache zu sein schien.

Obwohl nicht eingesetzt als Verlierer vorkommen muss sich Michael Kempter, mit dem sich der FCZ nicht auf einen neuen Vertrag hat einigen können. Der Rudolfstetter war auf der linken Zürcher Seite nach der Coronapause endlich wieder einmal ein Spieler, der nicht nur im Spiel nach vorne eine der wichtigsten Zürcher Waffen in dieser Phase war, sondern obendrein auch noch so konsequent verteidigte, wie dies (mit Ausnahme phasenweise Pa Modou) schon seit vielen Jahren keinem FCZ-Linksverteidiger mehr gelungen war. Mit Tobias Schättin hingegen kommt von Winterthur ein Ersatz, der deutlich mehr Mängel im Spiel ohne Ball mitbringt und das Zürcher Defensivproblem auf links wohl kaum lösen wird. Auch das Testspiel gegen Winterthur bestätigte diesen Eindruck.

Lavdim Zumberi hatte in Basel mit der „U21 verstärkt“ einen zwar nicht fehlerfreien, aber trotzdem ziemlich guten Auftritt hingelegt gehabt. Mittlerweile findet er aber beim FCZ weder auf dem Matchblatt noch auf der Team-Seite (Webpage) noch Erwähnung. Mit seinen 20 Jahren muss er unbedingt im Profibereich zu mehr Spielzeit kommen – Vertrag hätte er noch zwei Jahre. Der FC Wil wäre für den Ostschweizer eine naheliegende Variante, aber auch ein Transfer zum FC St. Gallen oder FC Vaduz ist alles andere als undenkbar. Mit seiner direkten Spielweise und Stärke bei langen Bällen würde er ins Team von Peter Zeidler passen. Geschenkt wurde dem guten Distanzschützen beim FCZ in der 1. Mansnchaft in den letzten Jahren nichts – obwohl oder vielleicht gerade weil er zu Juniorenzeiten zu den Lieblingsspielern Ludovic Magnins gehörte.

Salim Khelifi schliesslich zeigte in der Vorbereitung dasselbe, was man schon von ihm kannte, als er vor einem Jahr nach Deutschland ausgeliehen wurde. Einzelne Highlights wie der Freistoss zu Nathans Kopfballtor, aber daneben auch (zu) viel Leerlauf, vergebene Top-Möglichkeiten und fehlende Defensivqualität. Mit Marco Schönbächler hat der FC Zürich bereits einen ähnlichen (aber insgesamt etwas besseren) Spieler im Kader. Ein zweiter solcher Mann ist tendenziell zu viel. Dann gibt es durch die Verpflichtung von Lasse Sobiech noch ein kleines Fragezeichen bezüglich der Rolle von Nathan. Sobiech ist ein ähnlicher Spielertyp, der aber mit mehr Ruhe und Souveränität agiert und die immer wieder von Magnin auf den Platz gerufene Vorgabe „ohne Foul“ wohl besser umsetzen kann, als der emotionale Brasilianer.

FC Zürich – Winterthur 3:0 (2:0)
Tore: 17. Ceesay (Marchesano) 1:0, 44. Ceesay (Marchesano) 2:0; 80. Winter (Khelifi) 3:0.
FCZ: Brecher; Rohner, Nathan, Bangura, Schättin; Schönbächler (64. Khelifi), Britto, Seiler, Gnonto (46. Winter); Marchesano; Ceesay.
Winterthur: Marzino; Gantenbein, Isik (46. Lekaj), Scheithauer, Schüpbach (64. Pauli); Arnold (46. Hamdiu), Pepsi (46. Doumbia); Callà (46. Ltaief), Ramizi (64. Rama), Mahamid (46. Alves); Buess.

Zum letzten Mal Pontaise

Der Spielplan des ersten Saisonviertels 20/21 ist publiziert. Der FCZ beginnt am Samstag 19. September in Bern gegen YB – und spielt in der dritten Runde am 3. Oktober zum letzten Mal auf der Pontaise in Lausanne. Dies wird gleichzeitig das erste Spiel unter dem neuen „Corona-Regime“ (Aufhebung der 1’000er-Grenze) sein, wobei die Details des neuen Regimes von Stadion zu Stadion unterschiedlich sein können. Auf der Pontaise wurde seit 1904 Fussball gespielt. In den Jahren 1950 bis 1952 wurde auf dieser dann das heutige „Stade Olympique“ gebaut, in dem bezeichnenderweise nie Olympische Spiele stattfanden – auch nicht die Olympischen Jugend-Winterspiele im Januar dieses Jahres (mit Eröffnungszeremonie im neuen Eishockey-Tempel des Lausanne Hockey Club). Aber es ist das grösste Stadion in der „Welthauptstadt des Sportes“ in welcher sowohl das Internationale Olympische Komitte, als auch der Internationale Sportgerichtshof ihren Hauptsitz haben. Und es galt zur Zeit seiner Eröffnung als ultra-modern, ja im internationalen Vergleich seiner Zeit weit voraus. Speziell die Dachkonstruktion wurde bewundert. Und Spiele unter Flutlicht waren eine Sensation, was den Lausanner Kickern später den schwärmerisch-poetischen Übernamen „Könige der Nacht“ einbrachte – auch weil sie ihre Heimspiele fast immer gewannen. Dass das Stadion multifunktional war, inklusive Leichtathletikbahn, war damals geradezu das Merkmal aller grossen und wichtigen neuen Stadien ausserhalb Englands. Deshalb nennt man in Referenz zu jener Zeit im französischsprachigen Raum die heute international wieder vorherrschenden reinen Fussballstadien immer noch „stades à l’anglaise“. Das Sportinteresse war damals in den meisten Ländern breiter gefächert als heute, wo sich heute beispielsweise in der Schweiz sehr viel auf Fussball und Eishockey fokussiert.

Das Stade Olympique de la Pontaise hat seine besten Tage gesehen. Hier hat das bis heute torreichste Spiel der WM-Geschichte stattgefunden: Viertelfinal 1954 Schweiz – Österreich 5:7. (Züri Live)

Die Eröffnung des neuerrichteten „Stade de la Tuilière“ hätte bereits im Mai über die Bühne gehen sollen, wurde aber aufgrund des von der Stadt Lausanne verhängten Corona-Baustopps verzögert und findet nun im November statt. Das Projekt eines neuen Fussballstadions war in Lausanne wie vielerorts in der Schweiz nicht eine jahrelange, sondern eine jahrzehntelange Geburt gewesen. Nach langer Planungs- und Entwicklungsgeschichte schien man im Jahr 2009 am Ziel zu sein: in einer Volksabstimmung wurde das Projekt eines eleganten neuen Fussballstadions inklusive Hallenbad im Quartier Près-de-Vidy gutgeheissen. Drei Jahre später begruben nicht Einsprachen oder politische Opposition, sondern die Stadtregierung höchstpersönlich in einer demokratisch fragwürdigen Aktion das Projekt wieder. In der Zwischenzeit hatten sich im Zuge des Generalplanes der Stadtentwicklung unter dem Titel „Métamorphose“ die Prioritäten verschoben. Die besten noch verfügbaren Parzellen der bereits heute viertgrössten Schweizer Stadt sollten alleine für neuen Wohnraum genutzt werden. Dazu gehörten unter anderem Près-de-Vidy und auch das Areal der heutigen Pontaise. Anstatt näher ans Zentrum und an eine attraktive Lage in Nähe zum See und Universitätsquartier zu zügeln, wird der Fussball nun noch weiter nach aussen an die Stadtgrenze direkt neben den kleinen Lausanner Flughafen gedrängt. Das neue Stadion liegt nun praktisch in Le Mont. Für Auswärtsfans ändert sich allerdings nicht viel. ÖV-Benutzer benötigen dank der direkteren Buslinie „21“ vom Bahnhof nur drei Minuten mehr als zuvor zum Stadion. Auch wer mit dem Privatfahrzeug unterwegs ist, nimmt die gleiche Autobahnausfahrt. Und ab dem Jahr 2025 soll man dann sogar mit der neuen Métro-Linie 3 vom Bahnhof zum Match fahren können (sechs Stationen).

Das ursprünglich geplante neue Lausanner Fussballstadion mit Hallenbad in Près-de-Vidy wurde 2009 von der Lausanner Stimmbevölkerung angenommen (ls-athletisme.ch)

607 Plätze sind in der Tuilière (Kapazität rund 12’000) für die Auswärtsfans reserviert. Entworfen worden ist es von den Bieler Architekten Sollberger Bögli. Deren erstes Stadionprojekt war die Gegentribüne auf der Winterthurer Schützenwiese gewesen und sie hatten auch für den Hardturm 2012 am Projektwettbewerb teilgenommen. Aussergewöhnlich ist in Lausanne, dass die Zuschauer über eine der vier Ecken ins Stadioninnere gelangen. Die Verpflegung ist ebenerdig auf den Aussenseiten der Tribünen angeordnet, die vom Gelände rund ums Stadion durch eine etwa 3m hohe Mauer abgetrennt werden. Eine gewisse Kritik erntet in Lausanner Supporterkreisen, dass die im „convivialen“ Waadtland speziell wichtigen Bereiche rund um die beliebten „Buvettes“ relativ starken Wettereinflüssen ausgesetzt sind. Man muss sich vor Augen führen, dass Lausanne eine „Zwei Wetter-Stadt“ ist. Während am See unten auf 370 Metern über Meer bereits der Frühling Einzug hält, kann sich die windige Hochebene von La Blécherette (620m), wo das Stadion steht, noch im Winterkleid präsentieren. Die Begrabung des ursprünglichen Stadionprojektes im meteorologisch deutlich milderen Près-de-Vidy wird die Spielplaner der Swiss Football League sicherlich nicht gefreut haben.

Das Stade de la Tuilière differenziert sich mit seinen Eckeingängen und wird voraussichtlich im November 2020 eröffnet. (lausannelasportive.ch)

Auch aus meteorologischen Gründen wurde nun daher im Juli und August im Tuilière Kunstrasen ausgerollt. Der zweite Grund ist das ebenfalls ins Stocken geratene Projekt eines Trainingszentrums für die 1. Mannschaft von Lausanne-Sport. Zwar wurde bereits vor zwei Jahren für den Juniorenspitzenfussball („Team Vaud“) und zwei Lausanner Quartiervereine als Ersatz für die rund um die Pontaise verloren gegangenen Plätze ein modernes Fussballzentrum direkt neben dem neuen Stadion errichtet und in Betrieb genommen. Ein eigenes Klub-Trainingszentrum für die Profis und weitere Leistungsstufen, wie es in der Schweiz aktuell nur GC und bis zu einem gewissen Grad Servette und Basel haben, ist aber das Ziel der neuen Lausanne-Sport-Besitzer von Ineos. Diese wollten eigentlich Naturrasen im Stadion und die dafür notwendigen Mehrkosten selbst berappen. Nun warten Sie damit zumindest bis das neue Trainingszentrum steht, damit in der Zwischenzeit die Profis auf dem täglich belastbaren Kunstrasen im Stadion selbst trainieren können – analog YB.

Totgesagte leben länger! Das Leben der Pontaise wird nicht nur aufgrund von Bauverzögerungen verlängert. Der Challenge League-Klub Stade Lausanne aus dem Seequartier Ouchy zieht von Vidy über Nyon für die ganze Saison 20/21 weiter ins Stade Olympique. Die von der Stadt Lausanne verlangte Miete wird sich wohl am Status der „Zwischennutzung“ orientieren. Mit Stade Lausanne-Ouchy wird also wohl ein unerwarteter Protagonist die letzten Kapitel der Pontaise schreiben.

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