Beinahe 1’000 Tage Magnin – die Analyse, Teil 1

Nach nicht einmal 100 Tagen Ludo Magnin erschien im Daléo eine erste Analyse seines Wirkens als damals neuer Cheftrainer beim FC Zürich. Nach beinahe 1’000 Tagen Magnin schauen wir nun zurück auf die von ihm getätigten Aussagen und prüfen mit Beobachtungen und Statistiken, ob und wie er seine damaligen Ideen umgesetzt hat. Und warum die sportliche Bilanz seiner Trainer-Ära in der 1. Mannschaft durchzogen ausfällt.

Das Team unter Uli Forte – anfänglich eine Defensivwand

Wie kam Magnin überhaupt zu seinem ersten Trainerjob im Profibereich? Wie die meisten Super League-Aufsteiger war auch der FCZ unter Uli Forte mit der Aufstiegseuphorie im Rücken gut in die Saison 17/18 gestartet. Das Team begann aber ab November stark abzubauen. Dies war bereits in der Vorsaison in der Challenge League passiert. Nun wirkte es sich aber aufgrund der stärkeren Gegner sofort auf die Resultate aus. Die Zitrone wirkte ausgepresst. Trotzdem lag man aufgrund der in der Anfangsphase der Saison erkämpften Punkte immer noch auf dem Dritten Platz, als im Februar der Trainerwechsel stattfand.

Eine klar positive Tordifferenz hatte der FCZ in der Super League 05/06, 06/07, 07/08, 08/09, 10/11 und 12/13, eine klar negative 15/16 und 19/20. Tendenziell war man gemessen an Toren und Gegentoren im Vergleich mit dem Ligaschnitt in den letzten zwei Jahrzehnten defensiv besser unterwegs als offensiv. Selbst in den drei Meistersaisons lag der Vorteil gegenüber dem jeweiligen Zweitplatzierten (Basel, YB) bei den weniger erhaltenen Gegentoren. Uli Fortes Aufsteigermannschaft ging in der Saison 17/18 diesbezüglich noch einen Schritt weiter. Es lief ein auf Physis, Kampf und Laufbereitschaft ausgerichtetes Team auf. Taktisch und von der Spielanlage her gings in erster Linie darum, Tore zu verhindern. Spielerische Elemente musste man mit der Lupe suchen.

Im Tor stand mit Andris Vanins an Stelle von Eigengewächs Yanick Brecher ein erfahrener Keeper mit bescheidenen fussballerischen Attributen. Davor wurde eine «Wand» gestellt – mit fünf zentralen technisch eher limitierten Verteidigungshaudegen in Dreierabwehr und Doppelsechs: Nef, Palsson, Brunner (oder Thelander), Sarr und Rüegg, flankiert auf der Seite von den ebenfalls vor allem kämpferisch mit Defensivaufgaben beschäftigten Pa Modou und Winter. Dazu vorne die lauffreudigen Frey und Rodriguez, die ebenfalls viel gegen den Ball arbeiteten. Mit Dwamena (oder Koné) stand üblicherweise nur ein Spieler mit gewissen defensiven Defiziten auf dem Platz. Das Zwischenresultat: nach einem Saisonviertel nur fünf Gegentore! Das war sogar deutlich besser, als in den drei Meistersaisons! Die defensive Stabilität bröckelte dann aber mit zunehmendem Saisonverlauf exponentiell, ohne dass dies offensiv kompensiert werden konnte. Zu Beginn der Rückrunde kassierte man in vier Partien elf Gegentore.

Magnin kriegt die Aufgabe, drei fundamentale Probleme zu lösen

Abgesehen davon, dass die Mannschaft unter Forte ab November zum wiederholten Male stark nachliess (man sei «zu ausrechenbar» geworden, liess Präsident Ancillo Canepa verlauten), entsprach Fortes Spielweise, Personalpolitik und Ausrichtung nicht der Vereinsphilosophie. Und drittens gab es unter anderem aus diesem Grund Probleme mit der Integration der besten Talente in die 1. Mannschaft. Der Fokus von Junioren-Scouting und -Ausbildung war mit «Forte-Fussball» unvereinbar. Das heisst: man befürchtete, dass ein Grossteil der Ausbildungsarbeit «für die Katz» sein würde.

Dies zeigte sich damals akut an der Situation des hoffnungsvollen 98er-Jahrganges. Vasilije Janjicic hatte schon zu Beginn der Forte-Zeit das Weite gesucht. Der grossgewachsene, aber eher schlanke Innenverteidiger Arbenit Xhemajli und der leicht ältere spielstarke André Ribeiro wechselten zu Xamax und Braga, als sie nicht in die 1. Mannschaft hochgezogen wurden. Maren Haile-Selassie blieb aussen vor und auch mit Toni Domgjoni konnte Forte gar nichts anfangen – für seine Vorstellungen eines Zentralen Mittelfeldspielers wohl zu schmächtig. Izer Aliu testete Forte eher alibimässig mal als linker Aussenläufer. Und Kevin Rüegg stellte er aufgrund dessen Physis ins Zentrale Mittelfeld, wo der später als Rechtsverteidiger zum U21-Nati Captain aufsteigende Jungspund wegen seiner beschränkten Technik auf engem Raum spielerisch wenig beitragen konnte – was für Forte ein sekundärer Aspekt war.

Für alle drei fundamentalen Probleme – die Ausrechenbarkeit, die abweichende Spielphilosophie und den ungenügenden Einbau der eigenen Talente versprach Magnin die richtige Trainerwahl zu sein. Und dies obwohl er damals im April 2018 gegenüber Daléo unter anderem äusserte:

«Ich habe überhaupt kein Problem, eine Mannschaft mit lauter Routiniers aufzustellen.»

Ludovic Magnin im April 2018

Letzteres ist schlussendlich nie passiert. Der von vielen befürchtete «Jugendwahn» allerdings auch nicht. Die jüngste von Magnin aufs Feld geschickte Mannschaft war in der Anfangszeit bei einem 1:1-Auswärtsunentschieden in Sion im Schnitt genau 23 Jahre alt. Mit Rüegg, Rohner, Domgjoni und dem trotz 99-er Jahrgang ebenfalls zu dieser Spielergeneration gehörenden Aliu setzte er gleich vier «98er» in der Startformation ein und äusserte sich nach der Partie dahingehend, dass dies wohl zu viele aufs Mal gewesen seien und der Punktgewinn nur mit Glück erspielt worden war. Zum Vergleich: Sowohl Lucien Favre wie auch Bernard Challandes, Urs Fischer, Urs Meier und Rolf Fringer schickten beim FCZ jüngere Startformationen auf den Platz. Im Vergleich zu Uli Forte hingegen, dessen Mannschaftsaltersschnitt sich häufig in Gilbert Gress-Sphären der Saison 00/01 bewegte, war die Verjüngung der Mannschaft eklatant. 

Entscheidende Rolle des 98er-Jahrganges

Dies bedeutet aber nicht, dass Forte grundsätzlich nicht mit jungen Spielern arbeiten kann. Der Brüttiseller gehört zu der Sorte Trainer, die sich den Prioritäten und Anforderungen eines Vereins anpassen können. Verlangt die Klubführung eine Jugendstrategie, dann arbeitet er mit Jungen – wie er dies bei GC und YB gemacht hat. Soll hingegen mit einer erfahrenen Equipe der sofortige Wiederaufstieg angestrebt werden wie beim FCZ, dann macht Forte auch das. Das Projekt Forte war beim FCZ aber von vornherein auf das kurzfristige Ziel Super League ausgelegt. Dies manifestierte sich spätestens, als man wieder zurück im Oberhaus war. Just zu diesem Zeitpunkt klopfte mit dem 98er-Jahrgang die stärkste FCZ-Juniorengeneration seit sechs Jahren (92er um Rodriguez, Buff, Drmic) vehement an die Türe zur 1. Mannschaft und Forte machte diese nur einen kleinen Spalt weit auf – weil er für seine Art von Fussball andere Spielertypen benötigt.

Ein Klub, der sich so stark in der Academy engagiert, kann sich sportlich, finanziell und ideell aber schlichtweg nicht leisten, eine solche Generation zu verlieren. Aus dieser Warte war es im Februar 2018 höchste Eisenbahn für einen Trainerwechsel. Denn schon wenige Monate später hätte es passieren können, dass auch noch der Rest der vielversprechenden Spielergeneration einen Wechsel anstrebt. Es ging im Frühling 2018 darum, einem Domgjoni, Aliu, Rohner oder Rüegg zu zeigen, dass man auf sie setzt – und dies vor allem auch auf denjenigen Positionen, auf welchen sie ihr grösstes Potential haben.

Die Aufgabe für Magnin gestaltete sich knifflig. Denn normalerweise nutzen Absteiger im Unterhaus die Gelegenheit für eine grosse Blutauffrischung. Servette, Lausanne, GC und selbst St. Gallen verjüngten ihr Kader stark und gaben in der Challenge League auch denjenigen Junioren eine Chance, die im Oberhaus nicht zum Zug gekommen wären. Sie nahmen dabei in Kauf, den Wiederaufstieg nicht im ersten Anlauf zu schaffen. Nicht so der FCZ! Der sofortige Wiederaufstieg hatte beim Stadtclub oberste Priorität. Das war die Vorgabe aus der Chefetage. Der Generationenwechsel wurde so vertagt. Als dieser dann aber ein Jahr später aufgrund der Inkompatibilität der 98er-Generation mit Fortes Spielstil und Personalpolitik immer noch auf sich warten liess, wurde die Vereinsführung schnell ungeduldig.

Dieser Artikel ist in voller Länge im aktuellen „Daléo“ unter dem von der Redaktion gesetzten Titel „Bilanz eines Versagens“ zu lesen. Hier auf Züri Live wird der zweite von vier Teilen kommende Woche publiziert.

Vorschau FCZ – FCB mit Massimo Rizzo: mit viel Kommunikation den Pontaise-Unfall überwinden

Seit dem Rücktritt von Hermann Burgermeister gehört Massimo Rizzo zu den langjährigsten FCZ-lern. Inklusive eigener Juniorenzeit ist der Zürcher in verschiedenen Funktionen mehr als drei Jahrzehnte im Klub. Häufig hatte er mehrere Funktionen gleichzeitig inne – beispielsweise Co-Trainer und Team Manager der 1. Mannschaft. Oder Co-Trainer der U21, Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle und gleichzeitig auch noch Spielertrainer bei einem Stadtzürcher Amateurklub. Aktuell war Rizzo neben seiner umsichtigen Tätigkeit als Talententwickler und Cheftrainer der U18 auch noch Co-Trainer der U18-Nationalmannschaft des Schweizerischen Fussballverbandes.

Massimo Rizzo: D Schpiller wänd

Ob er den nächsten SFV-Termin im November wahrnehmen kann, hängt davon ab, wie lange seine zweite Amtszeit als Cheftrainer der 1. Mannschaft andauern wird. Im Gegensatz zu vor ziemlich genau fünf Jahren, als Rizzo als Co-Trainer unter Urs Meier und später Sami Hyypiä und Zwischenlösung auf dem Chefposten schon einmal ad interim die 1. Mannschaft übernahm, hätte er nun sowohl die nötigen Diplome als auch viel zusätzliche Erfahrung, um grundsätzlich in Zukunft auch einmal ein Profiteam ganz übernehmen zu können und zu wollen.

Massimo Rizzo: es isch ä Chopfsach

An der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den FC Basel legt Rizzo den Fokus aber auf den kommenden Match gegen den FCB und die bisher in dieser Saison noch sieglose Mannschaft. Ab heute Freitag sind nach Länderspielaufgeboten alle gesunden Spieler dem FCZ-Trainer zur Verfügung gestanden. Allerdings wurden Spieler, die bis zu drei Einsätze und / oder lange Reisen hatten wie Assan Ceesay, Fidan Aliti oder Benjamin Kololli nach dem Trainingsstart am Morgen vorerst mal direkt in die Regeneration beordert. Alle zusammen werden einzig beim Abschlusstraining am Samstag trainieren.

Massimo Rizzo: Gueti Laufleischtig gäg Rappi

Fehlen werden dabei die angeschlagenen Rechtsverteidiger Britto und Rohner, was für den 18-jährigen Silvan Wallner beinahe schon eine Einsatzgarantie bedeutet. Schättin, Tosin und Hekuran Kryeziu sind fraglich. Dies könnte auch für die linke Seite bedeuten, dass Fidan Aliti nach nur einem Training gleich gegen seinen Stammklub in der Startformation stehen wird. Der für den Test gegen Rapperswil-Jona krank gemeldete Lasse Sobiech scheint hingegen wieder auf dem Damm zu sein.

Massimo Rizzo: Jammere nützt nüt

Rizzo erwartet einen Auftritt mit Leidenschaft von seinem Team – das Resultat wird sich dann daraus ergeben. Allerdings habe die Equipe bereits bei YB und gegen Lugano eine gute Mentalität gezeigt, habe sich resultatmässig dafür dann aber nicht belohnt. Dies (vor allem der späte Ausgleich der Tessiner im Letzigrund) gemeinsam mit dem Auftritt in Lausanne habe das eigentlich vorhandene Selbstvertrauen der Mannschaft schon etwas beschädigt. Er habe mit den anwesenden Spielern sowohl einzeln wie in der Gruppe in dieser Nati-Pause viel gesprochen. Es ginge darum, nach vorne zu schauen und auf den Stärken aufzubauen. Dann liegt gegen Basel etwas drin. Der Wille, Einsatz und die Einsicht der Spieler sei da gewesen. Beispielsweise im Test gegen Rapperswil-Jona (4:0). Entscheidend sei aber, was die Mannschaft ab 16 Uhr am Sonntag auf den Platz bringe.

Massimo Rizzo: mir mönd oise Teil uf de Platz bringe

Letzte Saison hat der FCZ neben drei 0:4-Niederlagen das erste der zwei Heimspiele gegen die Rotblauen nach deren siegreichen Europacupauftritt in Spanien mit 3:2 gewinnen können. Am Sonntag werden beim ersten Heimspiel mit reduzierter Beschränkung rund 5’000 Fans im Letzigrund erwartet. Die Nationalmannschaftsauftritte der FCZ-Spieler waren in den letzten zwei Wochen sehr unterschiedlich. Der formstarke Assan Ceesay hat getroffen – während im anderen Extrem der schon in Lausanne schwach auftretende Benjamin Kololli ein Eigentor und eine Rote Karte verursachte.

Frage zum Spiel: Was für einen FCZ sehen wir am Sonntag gegen den FCB?

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Kramer beginnt bei letztem FCZ Pontaise-Auftritt!

Wie erwartet ist Simon Sohm beim sehr wahrscheinlich letzten FCZ-Auftritt auf der Pontaise auf dem Matchblatt nicht gelistet. Hier geht’s zum Artikel zum Stadion-Abschied: „zum letzten Mal Pontaise„. Sein Transfer nach Italien steht offenbar unmittelbar bevor. Somit rückt Hekuran Kryeziu neben Toni Domgjoni ins Zentrale Mittelfeld. Becir Omeragic verteidigt neben Lasse Sobiech. Im Sturm beginnt diesmal Blaz Kramer an Stelle von Assan Ceesay. Henri Koide und Salim Khelifi wurden zusammen mit Wilfried Gnonto und Novem Baumann für die U21 aufgeboten. Somit kehrt Khelifi nicht an die Stätte seines Stammklubs zurück, mit dem er genauso einen Abstieg in die Challenge League hinnehmen musste, wie später sein Copain und heutiger Teamkollege Benjamin Kololli.

Bei Lausanne-Sport gibt es keine Überraschung in der Aufstellung. Der von Fulham verpflichtete Moritz Jenz ersetzt den gesperrten Mickaël Nanizayamo. Mit Elton und Joël Monteiro steht erneut ein Brüderpaar in der Startformation, nachdem Andi Zeqiri die Waadtländer Richtung England verlassen hat.

Frage der Woche: Ist das frühe Cup-Ausscheiden gegen einen Unterklassigen für den FCZ Ausgabe 20/21 ein schlechtes Omen?

Von den zehn letzten Absteigern (Vaduz und FCZ ausgenommen) schieden gemäss Statistik von Züri Live-Experte Toni Gassmann die Hälfte in der Abstiegssaison früh gegen einen Unterklassigen aus dem Cup aus.

Toni Gassmann auf Züri Live zur Cup-Statistik der Super League-Absteiger

Frage der Woche: Ist das frühe Cup-Ausscheiden gegen einen Unterklassigen für den FCZ Ausgabe 20/21 ein schlechtes Omen?

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Hoch spielen, tief verlieren: YB – FCZ 2:1 in der Züri Live-Analyse

Nach der enttäuschenden Niederlage zum Auftakt in Chiasso (hier gehts zum Analyse-Artikel) tritt der Stadtclub in der Super League 1. Runde mit einem im Vergleich zu einigen Spielen der letzten Saison sehr guten Spirit in Bern an. Statistisch gesehen zeugen davon unter anderem die rekordhohen 100 Top-Defensivaktionen. Ein Drittel davon gingen alleine auf das Konto von Neuverpflichtung Lasse Sobiech (29 Jahre) und Eigengewächs Silvan Wallner (18), die beide genauso wie Antonio Marchesano von Züri Live die „10“ erhalten. In der Mehrzahl der Partien erhält normalerweise kein Spieler die Höchstnote – gleich drei in einem Spiel ist aussergewöhnlich. Sobiech bringt dem FCZ mit seinen Tacklings und der Lufthoheit im eigenen Strafraum viel Sicherheit, auch wenn er speziell in der Zweiten Halbzeit das ein oder andere unnötige Foul zu viel beging.

Silvan Wallner, bester Zürcher der Ersten Halbzeit, bringt mit seiner konsequenten Verteidigungsarbeit auf Berner Seite über weite Strecken des Spiels Garcia und Ngamaleu fast zur Verzweiflung, was in den letzten Jahren keinem Zürcher Rechtsverteidiger gelungen ist. In der 20. Minute befreite der 18-jährige gar mit einem Fallrückzieher an der Fünfmetergrenze. Simon Sohm beginnt sehr gut in der Innenverteidigung neben Lasse Sobiech und spielt auch nach seinem Wechsel ins Mittelfeld (Gelb-Rote Karte Hekuran Kryeziu) souverän, lässt dann aber in der Schlussphase beider Halbzeiten jeweils stark nach. Nach der Halbzeitpause dreht Toni Domgjoni dafür immer mehr auf und ist mit seinen vielen Ballgewinnen, aber auch punktgenauen Spielverlagerungen das kämpferische Vorbild des Teams.

Hoch spielen, tief verlieren

Gemessen an seinen Auftritten in der Challenge League überraschend gut, aber trotzdem deutlich schlechter als Wallner verteidigt auf der linken Seite Tobias Schättin. Letztendlich fallen beide Gegentore im Wesentlichen dadurch, dass der vom FC Winterthur gekommene Aussenläufer seinen Raum am entfernten Pfosten nicht im Griff hat. Dem FC Zürich war zuvor in der fünften Minute das früheste erste Saisontor der Super League-Geschichte gelungen – nachdem Wallner und Sobiech im eigenen Strafraum die Verteidigungsarbeit geleistet hatten, sorgten Assan Ceesay und Benjamin Kololli für die Zürcher Führung. Aus weiteren vielversprechenden Offensivaktionen, zum Beispiel einer Drei gegen eins-Situation am gegnerischen Strafraum macht der Waadtländer aber zu wenig und sein Querschläger vor dem eigenen Strafraum führt zum Eckball zum 1:1 durch Felix Mambimbi, bei welchem Kololli in seinem Raum nicht ins Luftduell mit Camara geht und Schättin sowie Torhüter Brecher patzen.

10. Minute, Wankdorf: Benjamin Kololli macht beim Stand von 1:0 für den FCZ viel zu wenig aus einer vielversprechenden Drei gegen eins-Situation.

Die ersten Eindrücke der Partie sind gut. Im Spiel ohne Ball wird ökonomisch und trotzdem konsequent gemeinsam verschoben. Beim Einwurf wird erst Luft geholt und dann mit einem Sprint dem Einwerfenden entgegen gelaufen. Der FCZ agiert mit deutlich mehr hohen Bällen, als bei den hohen Niederlagen gegen den gleichen Gegner in der Vergangenheit. Motto: hoch spielen, tief verlieren. Dabei profitiert das Team von Trainer Magnin von Ceesays deutlich verbesserten Skills in den Luftduellen und auch von Yanick Brechers grossmehrheitlich guten langen Zuspielen. In der Neunten Minute braucht es trotzdem eine Top-Parade von Brecher gegen Garcia, um den frühen Ausgleich zu verhindern. YB kommt insgesamt zu 14 Eckbällen, die von Vincent Sierro jeweils hervorragend getreten werden. Die Standards des FCZ hingegen sind zwar nicht gerade schlecht, aber sie weisen nicht mehr die gleiche Qualität auf, wie im Frühsommer zwischen Lockdown und Quarantäne. Nach einer weitgehend ausgeglichenen Ersten Halbzeit übernimmt YB zu Beginn der Zweiten das Szepter, was sich nach dem Platzverweis gegen Kryeziu, der gezögert hatte, den Ball wegzuschlagen und stattdessen Garcia traf, noch weiter verstärkt. Nach einem Ellbogen von Zesiger im Luftduell im Gesicht von Ceesay in der 70. Minute herrschte wieder numerischer Gleichstand. Es war Karma – im ersten Durchgang hatte Zesiger sich theatralisch am Kopf haltend eine Gelbe Karte gegen Ceesay provoziert, der seinen Gegenspieler nur leicht an der Schulter berührt hatte.

70. Minute, Wankdorf: Teambesprechung FCZ während Assan Ceesay gepflegt wird. Danach dominiert der FCZ bei Zehn gegen Zehn das Spiel und kommt dem Ausgleich mehrmals nahe.

Fabian Lustenbergers drei Schwalben

Die Pflege von Ceesay auf dem Platz (dauerte volle drei Minuten!) nutzte Trainer Magnin, um sein Team auf die Schlussphase bei Zehn gegen Zehn einzuschwören. Er stellte das 4-4-1 in ein 3-4-2 um, während YB im 4-4-1 agierte. Dies trug wesentlich dazu bei, dass der FCZ die letzten 20 Minuten klar dominierte. Die Spieler strahlten trotz mehr Risiko im Vergleich zur Rückrunde viel mehr Sicherheit aus, kassierten keinen Gegentreffer mehr und waren mehrmals am Ausgleich nahe dran. So beispielsweise in der 75. Minute, als Ceesay nach einem tollen Angriff unter Beteiligung aller zehn FCZ-Akteure inklusive Goalie Brecher und gefühlvoller Hereingabe Marchesanos alleine sechs Meter vor dem gegnerischen Gehäuse den Ball mit gestrecktem Bein nur knapp verpasste. In den letzten fünf Minuten wurde das Risiko noch weiter erhöht, als Lasse Sobiech vom Zentralen Verteidiger zum Mittelstürmer mutierte und aus dem 3-4-2 ein 2-4-3 wurde mit jeweils fünf Mann direkt am und im gegnerischen Strafraum, da die eingewechselten Winter und Khelifi (beide mit mehreren misslungenen Aktionen) auf der Seite permanent rauf- und runterrannten.

95. Minute, Wankdorf. Die „Lex Guillemenot“ (siehe Artikel dazu hier) besagt: breitet ein Spieler beide Arme aus und hebt auf den Zehenspitzen ab wie ein Flugi, ist es eine Schwalbe. Fabian Lustenberger schauspielerte auf die genau gleiche Art und Weise gleich drei Mal in dieser Partie (4,, 55. und 95. Minute). Im zweiten und dritten Fall fiel Schiedsrichter Schnyder darauf herein.

Eine nicht unwesentliche Rolle spielten in dieser Partie zudem die drei identischen Schwalben von YB-Captain Fabian Lustenberger. Die erste in der Vierten Minute im Duell mit Assan Ceesay im Mittelfeld lässt Schiedsrichter Schnyder noch unbeeindruckt. Auf die zweite in der 55. Minute, bei welcher Lustenberger zudem seinen Ellbogen ins Gesicht von Antonio Marchesano rammt, fällt Ref Schnyder hingegen rein. Statt Gelb gegen Lustenberger und Freistoss für den FCZ, gab es den stehenden Ball für YB direkt vor dem Zürcher Strafraum, welcher zur Gelb-Roten Karte Hekuran Kryezius führte. Auch auf die dritte Schwalbe Lustenbergers fällt Schnyder rein und verhindert damit in der Nachspielzeit nach einem weiteren verlorenen Zweikampf Lustenbergers gegen Marchesano im Berner Strafraum den durchaus verdienten 2:2-Augleich des Stadtclubs.

BSC Young Boys – FC Zürich 2:1 (1:1)
Tore: 5. Kololli (Ceesay) 0:1, 24. Mambimbi (Zesiger) 1:1; 69. Fassnacht (Garcia) 2:1.
Young Boys: Faivre; Hefti, Camara, Zesiger, Garcia (84. Lefort); Fassnacht (89. Elia), Lustenberger, Sierro, Moumi Ngamaleu (84. Sulejmani); Mambimbi (73. Gaudino), Nsamé (89. Siebatcheu).
FCZ – Brecher; Wallner, Sobiech, Sohm, Schättin (84. Winter); H. Kryeziu, Domgjoni; Koide (59. Nathan), Marchesano, Kololli (44. Khelifi); Ceesay (84. Kramer).

(Standbilder: Züri Live, Teleclub)

Rohner, Omeragic, Tosin zurück aus dem Lazarett! FCZ – Lugano Aufstellungen im Fokus

Beim FC Lugano gibt es null Überraschungen in der Startformation. Trainer Maurizio Jacobacci setzt auf Kontinuität und dasselbe Team, welches zum Auftakt 2:1 gegen Lugano gewonnen hat. Auf der Bank sitzt unter anderem der ehemalige Xamax-Verteidiger Oss und der neue Uruguayische Stürmer Joaquin Ardaiz.

Beim FCZ kehren drei angeschlagene Spieler zurück. Fabian Rohner und Becir Omeragic stehen in der Startformation, Aiyegun Tosin sitzt auf der Ersatzspieler-Estrade. Silvan Wallner ist erneut von Beginn weg dabei. Vermutlich wird der FCZ mit einer Dreierabwehr antreten – möglicherweise mit Marco Schönbächler als zweitem Stürmer neben Assan Ceesay.

FCZ – Lugano Vorschau und 10 Aussagen vor dem Spiel

Lugano kann zum Auftakt gegen zwei Lieblingsgegner antreten. Gegen Luzern hat das Team von Maurizio Jacobacci beim 2:1 im Cornaredo zum Auftakt zum siebten Mal in Folge gegen die Innerschweizer Punkte geholt (fünf Siege). Gegen den FCZ wurde ebenfalls eine Serie von sieben niederlagenlosen (und sechs gegentorlosen!) Partien im Juni dank dem Kopftor von Antonio Marchesano im Letzigrund (1:0) unterbrochen, bis einen Monat später in Lugano wieder ein „standesgemässer“ 1:0 Heimsieg folgte (Weitschusshammer Custodio). Mit dem Linken Aussenläufer Adrian Guerrero (geliehen von Valencia) und Torhüter Sebastian Osigwe (vom SC Kriens) standen nur zwei neue Gesichter in der Startformation der Tessiner und auch die Taktische Formation sowie Spielweise hat sich nicht verändert.

Der FCZ hat letzte Saison gegen Lugano häufig versucht, ein Hohes Pressing aufzuziehen, aber die Bianconeri erwiesen sich mit ihrem zielstrebigen Konterspiel meist als erfolgreicher. Nach ungenügender Leistung in Chiasso und einem guten Auftritt in Bern: was zeigt der FCZ bei typischem Herbstwetter heute im ersten Heimspiel der Saison für ein Gesicht? Gibt es Punkte und ein weiteres Tor? Mit Hekuran Kryeziu und Christopher Lungoyi fehlt bereits je ein Akteur rotgesperrt. Auf Seiten des FCZ sind Fabian Rohner und Aiyegun Tosin offiziell nicht mehr als verletzt gemeldet. Ersetzen die beiden auf der Rechten Seite das junge Duo Wallner / Koide? Oder erhält speziell der in Bern stark spielende Wallner eine weiter Einsatzchance gegen einen im 3-5-2 agierenden Gegner?

Welche der folgenden Aussagen treffen Deiner Meinung nach zu? (mehrere Antworten möglich)

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