„Wussten nicht mehr wie laufen“: Interviews & Spielbericht nach FCZ – GC 1:1

Das fünfte Derby der Saison (1:1 Schlussresultat, Tore: Dwamena, Kodro) war geprägt von zwei grundverschiedenen Halbzeiten. In der Ersten war der FCZ spielbestimmend und zeigte sich im Vergleich zum Sion-Spiel deutlich verbessert. Der in der Dreierabwehr zwischen Rasmus Thelander und Mirlind Kryeziu agierende Victor Palsson machte erstmals zumindest 45 Minuten lang auf dieser Position eine gute Falle. Startelfdébutant Tobias Schättin bestätigte die guten Eindrücke aus der Schlussphase im Wallis voll und ganz und war im ersten Durchgang eine «Bank» auf der linken Seite.

Adi Winter warf sich wie eine tragikomische Figur aus einem Monty Python-Film trotz Schrammen und Blessuren an allen Ecken und Enden trotzdem immer wieder ins Getümmel, so dass Fabian Rohner schon während den ersten 45 Minuten drei Mal zum Einlaufen geschickt wurde. Kevin Rüegg bestätigte seine guten Zweikampfwerte aus dem Sion-Spiel auch auf einer anderen Position. Und das Duo Marchesano / Dwamena sorgte nach einem hervorragenden Ballgewinn von Michael Frey im Mittelfeld für den Führungstreffer, bei welchem GC-Goalie Lindner es dem FCZ-Torschützen im Abschluss für einmal aber auch etwas einfach machte. In der Zweiten Halbzeit stellte GC auf Viererabwehr um, der Australische Nationalspieler Trent Sainsbury rückte bei seinem ebenfalls ersten Startelfeinsatz in der Super League nach der Pause ins Mittelfeld. FCZ-Trainer Ludovic Magnin war nach der Partie konsterniert, dass seine Mannschaft «40 Meter tiefer» gespielt habe. «Wir wussten nicht mehr wie genau laufen» äusserte sich Fabian Rohner gegenüber Züri Live.

Und tatsächlich stimmte gerade auf der rechten Seite Rohners im Zusammenspiel mit Thelander und Rüegg unter anderem beim Gegentor durch Kenan Kodro die Organisation nicht mehr. Die defensive Stabilität war weg, was natürlich auch das Offensivspiel negativ beeinflusste. In der Schlussphase verschob sich Torhüter Yanick Brecher in zwei Szenen deutlich besser, als noch beispielsweise beim Gegentor in Sion und war bei den Abschlüssen von Basic und Kodro deshalb richtig positioniert, was wesentlich dazu beitrug, dass die beiden GC-Leistungsträger aus jeweils bester Abschlussposition direkt auf den Zürcher Torhüter zielten.

Toni Domgjoni ist angekommen / Sion – FCZ Spielinfos & Stats

Mittelfeldspieler Toni Domgjoni ist in seinem zweiten Spiel bereits zum ersten Mal Most Valuable Player. Inklusive der Szene, die zum Tor des 19-jährigen führte, hatte der FCZ im Wallis nur zehn Torchancen zu verzeichnen. Nur fünf Mal in dieser Saison waren es weniger gewesen: je 2x gegen Basel (0:1, 0:0) und Lugano (0:0, 3:0) und 1x gegen YB (0:0). Raphael Dwamena ist an zwei Drittel der Zürcher Tormöglichkeiten beteiligt. Adrian Winter bringt zur Pause offensiv etwas mehr Durchsetzungsvermögen.

Auch die anderen Einwechslungen Frey und Schättin (bei dessen Super League-Début) gestalten sich positiv. Der FCZ kam im Tourbillon zudem zu nur zwei Eckbällen – weniger hatte es nur beim 0:0 zu Hause gegen YB im August gegeben (null). Neben Domgjoni erhalten auch Rüegg, Brunner und die eingewechselten Winter, Frey und Schättin die Note 8. Izer Aliu, der im Spielbericht noch etwas kritischer gesehen wurde, kommt nach genauer Analyse auf die gute Note 7 und ist in seiner Entwicklung auf Kurs. Neben der einen oder anderen spielerisch guten Szene hatte der 17-jährige auch zwei Top-Defensivszenen.

Auffällig ebenfalls dass die schon seit vielen Jahren zusammenspielenden Domgjoni, Rohner und Aliu ihr gutes gegenseitiges Spielverständnis immer mehr auch in der Super League auszunutzen wissen. Die schlechtesten Noten des Teams erhalten Victor Palsson und Mirlind Kryeziu, denen zu viele Fehler unterlaufen waren und die das Zentrum in keiner Art und Weise zubetonieren vermochten. Brecher war offensiv wie üblich gut, zeigte defensiv aber in mehreren Szenen erhebliche Schwächen. Das Urteil von Alain Kunz vom „Blick“, dass sich Ref Erlachner zwei „Fehlpfiffe “ geleistet habe, kann nach der Visionierung der vorhandenen Bilder nicht bestätigt werden. Das Offside-Tor von Uçan ist eine Fifty-Fifty Entscheidung, wo es auf jede Zehntelssekunde ankommt, wann genau das TV-Bild angehalten wird (wann ist der Ball wirklich vom Fuss?).  Bei der Brunner / Mboyo – Szene müsste es durch das Trikotziehen natürlich Freistoss für Sion und Gelb gegen Brunner geben. Im Strafraum ist dann Brunner aber dank bravourösem Einsatz schlichtweg vor Mboyo am Ball und dieser trifft beim Versuch, zu schiessen, mit voller Wucht Brunners Fuss statt den Ball. Dieser musste anschliessend dann auch noch gepflegt werden.

 

FCZ mit rekordverdächtigen vier Teenagern in Start-11 zum 1:1 im Tourbillon / Spielbericht und Highlights

Nach der Partie erinnerte sich mancher zurück an das Duell im Tourbillon vom November, welches mit dem gleichen Resultat geendet, aber ganz anders verlaufen war. Damals war der FCZ besser gewesen und hätte den Sieg verdient gehabt, diesmal war Sion in dieser Rolle. Vor allem über die Seiten mit Maceiras / Kasami rechts und Lenjani / Carlitos links waren die Walliser sehr stark. Sie vermochten jeweils mit scharfen und präzisen Diagonalbällen die Zürcher Defensive vor Probleme zu stellen. Die Spielweise der Walliser behagte dem Magnin-Team weniger, als noch das kleinräumigere Kombinationsspiel YB’s vor 14 Tagen. Zu Beginn war die Partie allerdings noch ausgeglichen, der FCZ stand hoch und erzwang mehrere «Turnovers» in der gegnerischen Hälfte. Die 1:0-Führung in der 20. Minute war aber die erste gute Abschlusschance gewesen. Zu diesem Zeitpunkt erinnerte der Verlauf der Partie etwas an den 3:0-Heimsieg gegen Lugano.

Toni Domgjoni schiesst zwei Wochen nach seinem Super League-Début in seinem zweiten Spiel auf dieser Stufe mit einem herrlichen Hocheckschuss sein erstes Tor. In der Länderspielpause merkte man im Training, dass der junge Mittelfeldspieler gut drauf ist und sich im Mannschaftsgefüge mit seinem neuen alten Trainer Magnin innert kurzer Zeit einfügen konnte. Vor ziemlich genau zwei Jahren hatte Züri Live im Rahmen eines U18-Länderspiels gegen Deutschland in Grenchen zum ersten Mal von Toni Domgjoni berichtet: «Domgjonis Beitrag zum guten Spiel der Schweizer war vor allem sein grosser Aktionsradius verbunden mit einem dementsprechenden Laufpensum. Der Mittelfeldspieler war überall anzutreffen, wo’s brennt, rechts, links, hinten und auch vorne in Abschlussposition“. Diese Beschreibung trifft zumindest in Teilen auch für Domgjonis Einsatz in Sion zu.

«In Teilen» darum, weil im Tourbillon kein FCZ-ler wirklich gut war. Zu den besseren gehörte gegen seinen Ex-Klub Linksverteidiger Pa Modou, der unter anderem den Führungstreffer Domgjonis mit einem klugen kurzen Zuspiel ermöglicht hatte – als die meisten eine Flanke erwarteten. Neben Domgjoni standen mit Aliu, Rüegg und Rohner zu Spielbeginn rekordverdächtige vier Teenager auf dem Platz. Ausserdem kamen Mirlind Kryeziu (21) und der eingewechselte Tobias Schättin (20) zu ihren Super League-Débuts. Die Startformation war die drittjüngste des FCZ in der Super League. Im Dezember 2006 setzte Lucien Favre in Thun mit dem 27-jährigen César nur einen Spieler ein, der älter als 23 war. Mit Heinz Barmettler (19) war aber damals nur ein Teenager im Team (Durchschnittsalter: 22,4). Die jüngste Startformation schickte im Juni 2013 Urs Meier ebenfalls in Sion auf den Platz (22,1 Jahre). Ausnahmslos alle Akteure der Startelf waren zwischen 20 und 23 Jahre alt (also kein einziger Teenager!), inklusive dem damals 20-jährigen Yanick Brecher. Die Partie am letzten Spieltag hatte für den FCZ (im Gegensatz zu Sion) allerdings keine allzu grosse sportliche Bedeutung mehr gehabt.

Der heute bald 25-jährige Yanick Brecher zeigte in der Zweiten Halbzeit bei einem Abschluss von Carlitos eine gute Parade. Ansonsten war seine Leistung wie die von vielen Mitspielern stark durchzogen. Beim Gegentor wirkt er beim Verschieben wie im «Freizeit-Modus», hat zu wenig Körperspannung – kommt darum zu spät zurück in die Mitte und macht dann beim Schuss von Adryan aus relativ kurzer Distanz eine sich selbst schützende statt eine das Tor verteidigende Bewegung – ein altes Muster bei Brecher, das er sich noch nicht komplett abtrainieren konnte. Dazu kommt natürlich sein Schnitzer, als er in der Luft nur leicht bedrängt den Ball vor die Füsse von Kasami fallen lässt, welcher dann das leere Tor glücklicherweise verfehlt. In anderen Szenen war der Zürcher Keeper zu wenig schnell am Boden, oder er konnte einen Ball, der zentral aufs Tor flog, nur mit Müh und Not zum Eckball klären, anstatt diesen zu fangen. Beim Offsidetor Mboyos verkürzte er zudem den Winkel ungenügend.

Bei Captain Victor Palsson lief im Tourbillon fast gar nichts zusammen. Der Isländer ging zu zögerlich in die Zweikämpfe und hatte einige Ballverluste zu verzeichnen. Normalerweise sollten die Verteidiger im eigenen Strafraum zusammen mit ihrem Torhüter zu 90% die Lufthoheit haben. Da Mirlind Kryeziu aber seine Körpergrösse (1,97m) nicht gewinnbringend einzusetzen wusste, war dies nicht der Fall – und wenn überhaupt, war es der deutlich kleinere Cédric Brunner, welcher gefährliche Bälle klären konnte. Die Spieleröffnungen von hinten heraus gelangen Kryeziu ebenfalls nicht wie gewohnt. Kevin Rüegg hatte seine Ups and Downs – mehrere mit Bravour gewonnene Zweikämpfe in den einen  Situationen, zu zögerliches Eingreifen in anderen Szenen. Dem ansonsten solide spielenden Brunner unterlief vor dem Gegentor ein «Doppelfehler». Von Izer Aliu kam zu wenig. Gegen Super League-Teams, die in Form sind, wie aktuell Sion, stösst der 18-jährige noch an seine Grenzen. Und Fabian Rohner ist zur Zeit in einer Mini-Formkrise, auch wenn er trotzdem in jedem Spiel zwei, drei gute Szenen hat. Raphael Dwamena seinerseits hatte wieder so einen Tag, wo er im Abschluss die falschen Entscheidungen traf. Nach der Einwechslung von Michael Frey in der 63. Minute stellte der FCZ von 4-1-4-1 auf 4-4-2 um. Frey begann gut, baute dann aber relativ schnell wieder ab. Der am Ende noch am linken Flügel reingekommene Tobias Schättin konnte hingegen durchaus Akzente setzen.

Sion – FCZ 1:1 (1:1)

Tor: 20. Domgjoni (Pa Modou) 0:1, 25. Adryan (Mboyo) 1:1.

Sion: Fickentscher; Maceiras, Cümart, Neitzke, Lenjani; Toma (78. Schneuwly), Kouassi; Kasami, Adryan (33. Uçan), Carlitos; Mboyo.

FC Zürich: Brecher; Rüegg, Brunner, Kryeziu, Pa Modou; Palsson; Rodriguez (46. Winter), Aliu (63. Frey), Domgjoni, Rohner (79. Schättin); Dwamena.

 

 

Kadertalk: die grosse Übersicht vor dem Auftritt am Samstag im Tourbillon

Morgen Freitag Abend nach dem Nachmittagstraining reist der FCZ ins Wallis, um sich im «CC-Land» auf das Auswärtsspiel beim FC Sion vorzubereiten. In den bisherigen vier Spielen unter Magnin (zwei Siege, zwei Niederlagen – alle im Letzigrund) hat der neue Zürcher Coach in jedem Match Fortschritte bei seinem Team gesehen: «Wenn wir weiter solche fussballerischen Fortschritte machen, dann werden irgendwann die Punkte kommen. Die Frage ist, wie lange es dauert bis dahin. Ich hoffe, es geht schnell». Die zweiwöchige «Nati-Pause» war für das neue Trainerteam daher ideal, auch wenn ein Teil der Spieler nicht im Training mit dabei war.

Sion unter Jacobacci: eine andere Mannschaft

Als Waadtländer sind für Magnin Spiele gegen den FC Sion immer speziell. Die Rivalität zu den Wallisern verkörpert er mit Fleisch und Blut – und in seiner direkten Art mit nicht wirklich netten Bezeichnungen über die Kantonsnachbarn im privaten Gespräch. Mit Christian Constantin kommt der FCZ-Trainer aber gut aus, «auch weil ich nie geschäftlich mit ihm zu tun hatte», wie er augenzwinkernd hinzufügt. «Natürlich hat auch Constantin Fehler gemacht. Jeder macht Fehler». Magnin hält Constantin aber zu Gute, dass er sich wie Magnin selbst nicht alles gefallen lässt. Zudem hat der Zürcher Coach generell grossen Respekt vor allen Klubbesitzern im Schweizer Fussball: «In der Schweiz kann man kein Geld damit verdienen. Sie machen das alles aus Liebe zum Fussball».

Die Sperre gegen Constantin habe den FC Sion sicherlich den ein oder anderen Punkt gekostet. Den FC Sion sieht Magnin als ein unter dem neuen Trainer Jacobacci völlig verändertes Team, welches ganz anders auftritt, als zuvor, und trotz zwischenzeitlichem bereits relativ grossen Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz nun drauf und dran sei, den Klassenerhalt zu schaffen. Die Punktedifferenz zwischen dem nun auf Platz fünf liegenden FCZ und dem Schlusslicht aus dem Wallis beträgt nur noch 11 Punkte – deutlich weniger, als der Abstand zwischen YB und dem FCB an der Tabellenspitze beträgt.

Intensives Training in der Länderspielpause

Das Team der beiden aus der FCZ Academy stammenden Martin Angha und Anto Grgic sowie des langjährigen FCZ-Profis Burim Kukeli ist gemäss Magnin zur Zeit offensiv etwas von 1-2 Spielern abhängig: «Uns wäre es lieber, Carlitos würde immer noch in der U21 spielen, als gegen uns. Allerdings haben wir gegen YB bewiesen, dass wir die Seiten gut zumachen können». Gefallen hat Magnin gegen den Tabellenleader, dass seine Mannschaft trotz aggressivem Pressing des Gegners flach hintenraus spielen konnte. Rasmus Thelander hat dies dann aber bei der zweiten Penaltyszene übertrieben: «die Spieler müssen merken, wann sie ausnahmsweise auch mal einen Ball auf die Tribüne schiessen sollen».

In der Länderspielpause hat sich beim FCZ wieder einiges getan. Das Trainerteam der Ersten Mannschaft arbeitet physisch wie auch taktisch intensiv mit der Mannschaft. Eine Morgensession kann gut und gerne zweieinhalb Stunden dauern. Ungeachtet dessen, dass am Nachmittag noch eine weitere Übungseinheit ansteht. Frage an einen der jungen Spieler nach dem Training: «Jetzt bist du wohl bereit für einen Mittagsschlaf?», Antwort: «Mittagsschlaf? Jetzt könnte ich den ganzen restlichen Tag durchschlafen».

Die Zeit der Rückkehrer

René van Eck ist trotz «Schweinfurt-Meldung» im «Blick» immer noch da und stellt sich in der taktischen Übung beispielsweise direkt hinter einen Verteidiger und dirigiert ihn persönlich, wenn dieser sich nach Ansicht von Trainer Magnin fünf Meter zu wenig nach links verschoben hat. Im Gespräch mit Züri Live zeigt sich Ludo Magnin zuversichtlich, dass der Holländer auch bleiben wird.

Konditionstrainer Tobias Powalla ist nach dem Abgang von Philippe Hasler aus Aarau zurückgekehrt. In der Länderspielpause hatte der 32-Jährige auf jeden Fall schon mal alle Hände voll zu tun. Überhaupt ist es die Zeit der Rückkehrer. Stürmer Kilian Pagliuca ist aus Wohlen zurück. Magnin will den Genfer unbedingt in den nächsten Wochen bei sich haben und intensiv beobachten, um dann entscheiden zu können, wie es im Sommer weitergeht: «Unser Kader kann nicht ausschliesslich aus jungen Spielern bestehen. Ein Teil bleibt im Team, ein Teil wird ausgeliehen und ein Teil setzt die Karriere in einem anderen Klub fort. So ist Fussball», meint Magnin gegenüber Züri Live. In der aktuellen Saison konnte sich «Kili» weder bei Wohlen, noch zuletzt in der U21 oder im Test mit der 1. Mannschaft gegen Aarau empfehlen. Der 21-Jährige kann sich auf allen drei Stufen gegen seine Gegenspieler nicht richtig durchsetzen – und schiesst so gut wie keine herausgespielten Tore.

Das Vertrauensverhältnis Magnin – Brecher

Seit neuestem wieder zurück im Training der 1. Mannschaft des FCZ ist auch Novem Baumann (Bild rechts)! An den Wochenenden wird er allerdings weiterhin zumindest noch bis Ende Saison bei Challenge League-ist Rapperswil-Jona auf der Ersatzbank sitzen und sich im Falle einer Sperre oder Verletzung von Nr.1-Keeper Diego Yanz für einen Einsatz bereithalten. Wie genau Baumann im engeren Sinne im Training in der Rolle der anderen Goalies zum Zuge kommt, wird sich noch weisen. Vorderhand spielt er im Trainingsspiel auch mal als Rechter Aussenverteidiger (und schlägt sich dabei ganz ordentlich) und absolviert mit Goalietrainer Davide Taini Spezialeinheiten zur Messung seiner Fitness.

Yanick Brecher ist die Nr. 1, und wird es voraussichtlich auch über den Sommer hinaus bleiben. Mit ihm hat Trainer Magnin im Herbst in der U21 ein spezielles Vertrauensverhältnis aufgebaut: «Brecher bringt alles mit, was ein Super League-Goalie braucht. Und er ist Zürcher», meint Magnin dazu zu Züri Live. Die einzige offene Frage sei für ihn gewesen, ob Brecher dem Druck in der Super League standhalten könne, und dies werde nun eben bis Saisonende getestet. Zu Yann-Alexandre Fillion äussert sich der Waadtländer hingegen eher zurückhaltend. Er ist nach seiner Operation wieder im Mannschaftstraining. Wie es weitergeht, ist noch ungewiss.

Gelungenes Début von Michael Kempter

Magnin will sehen, dass sich die Spieler über die Zweite Mannschaft empfehlen. «Wer in der Promotion League nicht gut spielt, hat in der 1. Mannschaft keine Chance», meint der 38-jährige weiter gegenüber Züri Live unmissverständlich. Gut gespielt hat bei seinem Comeback nach Kreuzbandriss nach seiner Einwechslung in der Halbzeitpause der Promotion League-Partie gegen den FC Basel II gestern Mittwoch trotz 1:2-Niederlage (0:2 zur Pause) Michael Kempter. Der 23-jährige vom Mutschellen spielte, wie wenn er nie weggewesen wäre, war der beste Mann der Zweiten Halbzeit und konnte seine Schnelligkeit sowohl im Dienste der Offensive wie auch der Defensive ausspielen. Der beim Spiel anwesende Magnin wird registriert haben, dass auf den mit dem U20-Nationalteam 3:2 in Italien siegenden Neu-Zürcher Tobias Schättin (64 Minuten-Einsatz als offensiver linker Flügel) harte interne Konkurrenz wartet. Mit der 1. Mannschaft hat der ehemalige Winterthurer bisher kaum trainiert. Trotzdem ist er für Magnin ein Kandidat für das Kader in Sion: «Er ist jetzt gesund. Und wir haben mit dem SFV einen Deal gemacht, damit er zu Spielpraxis kommt. Das war eine Win-Win Situation».

Gegen sehr diszipliniert agierende Basler, die im ersten Durchgang durch zwei Tore von Davide Callà 2:0 in Front gegangen waren (das erste ein direkt verwandelter Freistoss von der Seite, bei welchem der Routinier aus Winterthur den Erfahrungsschatz des 17-jährigen Calvin Heim im Zürcher Tor vergrösserte), war Kempter einer der Faktoren, der die Aufholjagd noch realistisch werden liess. Das Trainerduo Chappuis / Russheim, welches die U21 in dieser Zusammensetzung bis Ende Saison betreuen wird, hatte zur Pause umgestellt. Neben Kempter wurde der ebenfalls erst vor kurzem von einer längeren Verletzung zurückgekehrte Kenith Catari eingewechselt. Der traditionell meist als Rechtsverteidiger auflaufende 18-jährige agierte in einem neu als Raute formierten Vierermittelfeld auf der 10-er Position und machte unter anderem von da aus in der Balleroberung Druck auf die Rotblauen.

Kastrijot Ndau überzeugt im U19-Nationalteam

Aus der Abwehr auf die Sechserposition vorgerückt war für die zweiten 45 Minuten der spielerisch starke Albin Sadrijaj (ja, auch er zurück nach einem halben Jahr Verletzungspause wegen Kreuzbandriss!) und bereitete von da aus den Anschlusstreffer von Yannik Kouamé mustergültig vor. «Nur» etwas mehr als zwei Monate weggewesen war nach einem zum Trainingsbeginn nach der Winterpause zugezogenen Aussenbandanriss im Knie Yassin Maouche (im Bild rechts gegen Davide Callà), der in der Ersten Halbzeit im Mittelfeld zum Einsatz kam. Der Mittelfeldspieler versuchte sich mehrmals mit (missglückten) Weitschüssen, liess, wie es seine Art ist, jeweils sehr schnell den Kopf hängen, und fiel in der Folge dann noch mit zwei mit viel Tempo ausgeführten Tacklings mit der Sohle voran auf, wobei er beim zweiten richtigerweise Gelb sah. Zur Pause wurde der 20-jährige zusammen mit dem wenig wirkungsvollen und defensiv etwas zu wenig mitarbeitenden Eric Tia ausgewechselt.

Als Zuschauer im Heerenschürli dabei war Verteidiger Mirlind Kryeziu. «Ich würde ihn gerne sehr bald in der Mannschaft sehen. Er hat eine unglaublich gute Spieleröffnung diagonal mit dem linken Fuss», sagt Magnin. Aber es gibt nach dem im November vollständig auskurierten Kreuzbandriss ein paar Punkte, an denen der 21-jährige noch arbeiten muss. Maren Haile-Selassie seinerseits fehle es noch etwas an Muskeln. «Bei Maren ging alles sehr schnell und er ist früh in der Ersten Mannschaft zum Einsatz gekommen. Er braucht weiter Zeit und Einsätze, um sich zu entwickeln», meint Magnin zu dieser Personalie. Haile-Selassie war mit dem U19-Nationalteam in Wil bei zwei Testpartien gegen Finnland engagiert. Beim 4:0-Sieg am Freitag wurde er in der Schlussphase eingewechselt, war bemüht, aber konnte nicht mehr viel bewegen. Beim 2:2 Unentschieden am Montag stand er in der Startformation. Genauso wie Izer Aliu, der erst auf das zweite Spiel hin zum Team stiess, als Captain aufs Feld lief, und in der 69. Minute gemeinsam mit Gegenspieler Saku Ylätupa die Rote Karte sah. Diesem fehlt auch beim FCZ trotz grossem Talent häufig immer noch etwas „der letzte Zwick“ an der Geisel, währenddessen beispielsweise Toni Domgjoni in den letzten Wochen Pluspunkte gesammelt hat, und immer besser ins Team findet. Ebenfalls in der Startformation standen in Wil am Montag Lindrit Kamberi und Fabio Dixon. Beim 4:0-Sieg am Freitag spielten hingegen Kastrijot Ndau und Kenith Catari von Beginn weg. Ndau gehörte zu den besten Spielern auf dem Platz und trug als Relaisstation im Mittelfeld viel zum flüssigen Spiel des SFV-Teams bei. Catari (im Bild links am Ball, im Hintergrund Ndau) konnte über die rechte Seite Druck entfachen – es fehlte ihm aber in der ein oder anderen Szene noch etwas an Zielstrebigkeit.

Drei Identifikationsfiguren – drei auslaufende Verträge

Alain Nef (36), Cédric Brunner (24) und Marco Schönbächler (28): das sind die drei Spieler der 1. Mannschaft, welche wie keine anderen den FCZ verkörpern. Gemeinsam haben die drei Identifikationsfiguren, dass bei allen (neben den ausgeliehenen Yapi und Simonyan) der Vertrag im Sommer ausläuft. Mit ihnen laufen Gespräche. Trainer Magnin sagt zu Züri Live: «Wir schätzen diese Spieler. Ich habe intern erklärt, wie ich sie in Zukunft einsetzen und mit ihnen planen würde. Jetzt ist die Frage, ob sich die Spieler und die sportliche Führung finden. Ob es eine Win-Win Situation gibt, und beide Seiten das Gleiche wollen». Was lässt sich nun daraus schliessen? Es wäre überraschend, wenn es mit Cédric Brunner zu keiner Einigung kommen würde. Dieser war in der laufenden Saison bisher der solideste Zürcher Verteidiger mit der besten Züri Live-Durchschnittsnote (6,5), er brennt für den Verein – gleichzeitig passt er auch vom sportlichen Niveau her gut in den FCZ. Er kann im Team ein wichtiger Spieler sein – gleichzeitig ist das Interesse von sportlich deutlich über dem FCZ stehenden Vereinen an ihm sicherlich eher beschränkt.

Im Training hat Magnin Alain Nef kürzlich im Jux zugerufen: «Du wirst mit 50 noch hier sein». In der Realität wird sich die Aussage «ich habe erklärt, wie ich sie in Zukunft einsetzen würde» wohl vor allem auf Nef beziehen. Man kann spekulieren, dass Magnin Nef gerne noch eine Saison in der Mannschaft hätte, wenn sich dieser mit der Ersatzrolle zufrieden gibt. Bei Marco Schönbächler gibt es zwei heikle Punkte: erstens kommt er erst gerade wieder von einer Verletzung zurück. Kann Schönbi bereits vor Saisonende wieder auf 100% kommen und somit eine gewisse Sicherheit bezüglich seiner künftigen Leistungsfähigkeit bieten? Dazu kommt das Finanzielle: der frühere Nationalspieler hat mit Sicherheit einen der besten Verträge im Kader. Da die längeren Verletzungen in den letzten Jahren einen wesentlichen Unsicherheitsfaktor für die Zukunft mit sich bringen, wird «Schönbi» vermutlich wesentliche finanzielle Abstriche machen müssen, sollte er beim FCZ bleiben. Der Kreativität sind aber grundsätzlich keine Grenzen gesetzt. Es gibt sicherlich die Möglichkeit, eine flexible Lösung zu finden, die unter den gegebenen Voraussetzungen alle Parteien zufriedenstellt.

Fünf FCZ-ler tragen zur EM-Qualifikation bei 

Nach der 2:4-Niederlage nach 2:0-Pausenführung in Neuenburg gegen Portugal, hat das U21-Nationalteam praktisch keine Chance mehr auf eine EM-Qualifikation. Ex Academy-Talent Djibril Sow bestätigte seine gute Form und war nicht nur wegen seines frühen Führungstreffers einer der besten Spieler auf dem Platz. Als er sich bei einer Abwehraktion im eigenen Strafraum verletzte und liegenblieb, fiel beim Portugiesischen Konter der 1:2-Anschlusstreffer, welcher die Wende einleitete. Nach dem 2:2 ging es für Sow nicht mehr weiter und er wurde in der 58. Minute durch Kevin Rüegg ersetzt. Dieser hatte einige gute Aktionen und konnte dabei mit einem starken Dribbling im Mittelfeld beim Stand von 2:3 eine Schweizer Topchance einleiten. Ziemlich enttäuschend war einmal mehr im U21-Nationalteam der Auftritt von Ex FCZ-ler Dimitri Oberlin. Der gleichzeitig auch für die U20 Nationalmannschaft aufgebotene Fabian Rohner kam eine Viertelstunde vor Schluss rein, konnte aber keine Akzente mehr setzen.

Einen schönen Erfolg konnten hingegen die fünf FCZ-ler des 01-er Jahrgangs Ilan Sauter, Simon Sohm, Bledian Krasniqi, Henri Koide und Filip Frei feiern. Sie haben mit Trainer Stefan Marini dem SFV auf U17-Stufe mit dem Ersten Gruppenplatz in der Eliterunde noch knapp vor Portugal nach fünf Jahren wieder einmal die Qualifikation für eine EM-Endrunde beschert. Diese findet im Mai in den Englischen Midlands statt – Final im «New York Stadium» von Rotherham, Vorstadt von Sheffield. 2013 war die Schweizer U17 mit Fellmann, Von Niederhäusern, Elvedi, Stettler, Grgic und Pagliuca mit nur einem Punkt aus den drei Gruppenspielen von der Endrunde wieder nach Hause gereist. Sauter, Sohm und Krasniqi wurden bei den Siegen gegen Finnland und der Slowakei, sowie dem Unentschieden gegen Portugal in allen drei Spielen eingesetzt – Sauter und Sohm immer in der Startformation. Verteidiger Sauter erzielte beim 2:1 gegen Finnland gar das Game Winning Goal. Frei und Koide wurden je einmal eingewechselt. Sauter und Krasniqi spielten zuletzt auch beim Test der 1. Mannschaft gegen Aarau (Krasniqi erzielte das einzige Zürcher Tor per Penalty), Sohm trainierte ebenfalls mit der 1. Mannschaft mit, allerdings ohne anschliessend gegen Aarau zum Einsatz zu kommen.

Testspielstatistik: Yann-Alexandre Fillions erster Saisoneinsatz

Bledian Krasniqi (16) verfehlt mit seinem selbst herausgeholten Penalty bei seinem Testspieldébut in der 1. Mannschaft um ein Haar den 1. Platz in der Testspielstatistik 2017/18 in der Kategorie „Minuten pro Skorerpunkt“. Eric Tia hatte bei seinem Teileinsatz gegen Winterthur am Drei-Städte-Turnier von Uster 22 Minuten für seinen Torerfolg gebraucht – Krasniqi 45 Minuten für zwei Skorerpunkte (= 22,5 Minuten pro Skorerpunkt).

Insgesamt wurden in dieser Saison in Testpartien bisher sechs Torhüter eingesetzt. Der bis anhin noch nie in einem Wettbewerbsspiel eingesetzte Yann-Alexandre Fillion hatte letzte Saison insgesamt 180 Minuten in Testpartien gespielt und wurde nun in seinem zweiten Vertragsjahr gegen Aarau erstmals eingesetzt. Zu ihren Débuts in der Ersten Mannschaft kamen neben Bledian Krasniqi gegen den Challenge League-Sechsten die beiden 17-jährigen Ilan Sauter (ebenfalls U18), sowie Guillaume Furrer  (U21), dazu Bijan Dalvand (19 Jahre, U21) und Liridon Berisha (20, U21). In der Übersicht der Testspielminuten sind die Spieler auf der Position aufgeführt, auf welcher sie in Testspielen diese Saison am häufigsten eingesetzt worden sind.

Raphael Dwamena auch gegen YB an Tor beteiligt / FCZ – YB Spielinfos und Stats

Trotz Niederlage erreicht die Mannschaft mit 6,1 den zweithöchsten Notenschnitt 2018 nach dem Cup-Halbfinal gegen GC. 45 Top-Offensivaktionen sind die zweitbeste Marke nach dem 2:1-Auswärtssieg in St. Gallen und 22 Top-Defensivaktionen ist die bisher beste Defensivstatistik des Kalenderjahres. Roberto Rodriguez schnitt sowohl bei der Anzahl Top-Offensivaktionen, wie auch der Anzahl Top-Defensivaktionen (letzteres gemeinsam mit Alain Nef) am besten ab, macht zusammen mit Cédric Brunner seine Seite gut zu und ist an der Mehrzahl der guten FCZ-Offensivaktionen und -Torchancen beteiligt.

In der 58. Minute verpasst er nach Rohner-Vorarbeit aus der Distanz den möglichen Führungstreffer zum 1:0 nur ganz knapp und trifft dann später per Penalty wie immer souverän zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. Rodriguez tritt die Mehrzahl der Eckbälle, und überlässt Antonio Marchesano seinerseits die meisten Freistösse in Strafraumnähe. Toni Domgjoni zeigt ein gutes Début, auch wenn nicht von der 1. Minute an alles gelingt. Am meisten in Erinnerung bleibt nach der Partie nach starker Brunner-Vorarbeit seine Vorlage per Hacke im Strafraum in der 34. Minute für Rodriguez, der dann in guter Schussposition mit dem linken Fuss deutlich verzog. Yanick Brecher hat seit seinem ersten Einsatz des Jahres bei der 0:1-Meisterschaftsniederlage gegen GC (Note: 3) seine Note in jedem Spiel um eins gesteigert und ist nun im vierten Einsatz bei Note 6 angelangt. Verantwortlich dafür sind vor allem seine Offensivqualitäten.

Raphael Dwamena, der gegen Lugano hatte pausieren müssen, zeigt sich im Jahr 2018 weiterhin konstant auf gutem Niveau, während auf der anderen Seite Rasmus Thelander im sechsten Einsatz des Jahres bereits zum dritten Mal eine ungenügende Note erhält. Die 0:1-Meisterschaftsniederlage gegen GC war im Jahr 2018 bisher das einzige Spiel, in welchem der FCZ kein Tor erzielen konnte. Dies war somit auch der einzige Einsatz von Raphael Dwamena, in welchem der Ghanaer an keinem Tor beteiligt war. Diesmal holte er nach einer Balleroberung und dem anschliessend schnellen Zuspiel von Fabian Rohner, welcher zuvor den 0:1-Rückstand mit einem Fehlpass im Mittelfeld verursacht hatte, den Penalty zum 1:1-Ausgleichstreffer heraus.

1 111 112 113 114 115 239