Cup-Derby gegen die Nr. 2 der Schweiz / Red Star – FCZ VORSCHAU

DÉJÀ VU AN DER SIHL / RED STAR – FCZ 2:3 ANALYSE & HIGHLIGHTS (Züri Live)

Torgarant Gashi bereitete dem FCZ schon einmal Kopfzerbrechen (SRF)

Captain des Zürcher Cupgegners wird aus kuriosem Grund nicht mit von der Partie sein (sport.ch)

Red Star Zürich: Wie wollen Sie dem FCZ im Cup ein Bein stellen? (nau.ch)

Fünf Jahre nach dem letzten Direktduell trifft der FC Zürich im Schweizer Cup erneut auf den Stadtrivalen Red Star. Dies ist nicht nur deshalb speziell, weil die beiden Teams früher auf der gleichen Sportanlage trainierten – Red Star ist auch der Partnerklub des FC Zürich im Juniorenbereich. Red Star hat im Academy-Bereich in Zusammenarbeit mit dem FCZ ein U15-Team, dazu läuft ab der neuen Saison nicht nur das U16 B-Team, sondern auch die umfunktionierte U18 unter dem Label „Team Zürich / Red Star“ auf. Red Star war ursprünglich der Partner von GC und Rapperswil-Jona derjenige des FCZ gewesen – Rapperswil-Jona wollte aber lieber mit GC und Red Star lieber mit dem FCZ zusammenarbeiten: so wurde die Partnerschaft vor ein paar Jahren geswitcht.

Derby gegen die Nr. 2 der Schweiz

Red Star ist ein Traditionsverein im Amateur-Spitzenfussball und in der Ewigen Tabelle der 1. Liga schweizweit die Nummer 2 nach dem FC Solothurn. Nun steigt der Zürcher Stadtklub von der linken Zürichseeseite in seine dritte Saison in der 2. Liga Interregional hintereinander. In der abgelaufenen Saison wurde der 4. Platz in der nordschweizer Gruppe von Aufsteiger Dietikon erreicht. Red Star hat auf dieser Stufe die Ligareduktionen der letzten zwei Jahre somit problemlos überstanden. In der aktuellen Saison ist die Hauptrundenbegegnung gegen den FCZ das zweite Wettbewerbsspiel für die Grnünweissroten. Vor Wochenfrist wurde in der Schweizer Cup-Qualifikation für die Hauptrunde 24/25 der FC Frauenfeld auswärts mit 2:1 geschlagen (Torschützen: Gashi, Sigg).

Red Star-Coach Gargiulo kann auf einige Spieler mit FCZ-Vergangenheit zurückgreifen. Neben den Gashi-Brüdern gehört dazu Daniel Ribeiro, der mit Fabian Rohner und Co. als Ergänzungsspieler 2016 U18-Meister wurde. Torhüter Robin Riedi war sogar bis diesen Sommer noch in der FCZ U21 engagiert – kam dabei aber wie zuvor schon in der U18 kaum zum Einsatz. Auch Gérard Sigg war kurze Zeit in der FCZ Academy engagiert.

Spannung wie noch nie in dieser Saison in Bezug auf die Aufstellung

Beim FCZ ist für einmal die Startaufstellung schwierig vorauszusagen. Es würde wohl Sinn machen, mindestens die Hälfte der Startformation mit Stammspielern zu besetzen. Dass Flügelstürmer Oko-Flex zu einem Teileinsatz ist wohl wahrscheinlicher, als beim erst gerade in Zürich angekommenen Conceiçao. Mirlind Kryeziu und Assistenzcoach Alain Nef waren schon beim Achtelfinal im Oktober 2018 dabei gewesen. Kostadinovic, Krasniqi, Rohner und Kamberi gewannen ein Jahr später mit dem FC Wil ebenfalls auf der Allmend Brunau mit 3:1 gegen Red Star.

«In der Champions League rennen wir zehn bis zwölf Kilometer»: Inka Grings und Julia Stierli vor dem Highlight gegen Arsenal

Es ist die abschliessende Pressekonferenz von Inka Grings nach zwei Jahren als Cheftrainerin das FC Zürich. Leider hat sich ausser Züri Live kein anderes Medium dafür interessiert. Zwischen 4. Advent und Weihnachtsfeier steht als Krönung im Adventskalender das abschliessende Champions League-Heimspiel gegen den Englischen Meister und Champions League-Mitfavoriten Arsenal an.

Nach dem historischen Double-Gewinn im Frühling konnten die FCZ Frauen sich diese Saison über den einfacheren «Meisterweg» souverän für die zum zweiten Mal ausgetragene Gruppenphase qualifizieren. Das Jahr zuvor war man auf dem schwierigeren «Ligaweg» im Letzigrund noch mit 1:2 an der AC Milan gescheitert. Insgesamt ist die Partie gegen Arsenal bereits die 63. Partie der FCZ Frauen in der UEFA Women’s Champions League. Und, wie fcz.ch weiss, war Rekordspielerin Fabienne Humm bei der grossen Mehrheit dieser Partien aktiv dabei, nämlich bei 54.  

Mit Inka Grings ist diesmal allerdings Julia Stierli zur Pressekonferenz gekommen. Die angehende Physiotherapeutin hat sich von einer Linksverteidigerin mit einzelnen guten Aktionen zu einer absoluten Leistungsträgerin in der Innenverteidigung sowohl ihres Klubs wie auch der Nationalmannschaft gemausert. Interessanterweise spielt die Linksfüsserin mittlerweile gar auf der Rechten Innenverteidigerposition. Die Entwicklung und Reifung als Spielerin sieht Stierli durchaus verbunden mit der Ankunft von Inka Grings als Cheftrainerin im Winter 20/21. Zuletzt spielten aber auch die Abgänge von erfahrenen Mitspielerinnen im Sommer eine wichtige Rolle, durch welche die 25-jährige in einem jüngeren Team noch mehr Verantwortung übernehmen konnte.

Die Rede kommt erstmal auf die Entwicklung der Mannschaft in der laufenden Champions League-Kampagne. Von Spiel zu Spiel gingen die FCZ Frauen mehr Risiko, kamen so auch zu mehr Torchancen, mussten gleichzeitig aber auch zunehmend mehr Gegentore zulassen. Wenns um Fussball und die Entwicklung ihres Teams geht, ist Inka Grings mit ihrer druckreifen Analyse wie so häufig kaum zu stoppen.

Inka Grings: Ja, wir sind mehr Risiko eingegangen. Wir versuchten, unser Spiel zu spielen. Wir hatten gegen jede Top-Mannschaft Top-Chancen. Wenn wir sie nicht nutzen, wird es natürlich schwierig. Im Gegenzug haben wir zu einfache Gegentore kassiert, was einen faden Beigeschmack mit sich bringt. Es gab nämlich kaum Gegentore, die gut herausgespielt waren, sondern es waren tendenziell eher Standards. Das missfällt sowohl dem Trainer-Team, als auch den Spielerinnen selbst, die zu Recht etwas angesäuert sind. Trotzdem können wir wahnsinnig stolz sein. Es war sehr intensiv, nicht zuletzt die Reisen aufgrund dessen, dass sie keine Profis sind. Das ist dann schon fast eine Drei- oder Vierfachbelastung. Vor diesem Hintergrund ein Riesenkompliment an die Spielerinnen, was sie abgeliefert haben. Wir haben in fast allen Spielen sehr lange mithalten können. Dass sich irgendwann dann aber die Qualität der Gegnerinnen durchsetzt, ist verständlich.

Es ist extrem interessant zu sehen, wie unsere Spielerinnen als Persönlichkeiten gewachsen sind. Für mich am wichtigsten aber war, dass sie als Mannschaft stärker zusammenwachsen. Auch in den Niederlagen sind sie  zusammengerückt und das stimmt mich positiv, vor allem im Hinblick auf die Rückrunde, wo sie viele und intensive Spiele haben werden und viel vorhaben. Diese Erfahrungen, die wir aus dieser Champions League-Kampagne herausnehmen, sind Gold wert für jede einzelne Spielerin – für mich als Trainerin aber auch. Daher bin ich sehr stolz auch auf alle drumherum, die wirklich sehr viel investiert haben. Das hat sehr viel Spass gemacht. Deshalb freue ich mich nochmal sehr auf die Partie gegen Arsenal.

Wenn Grings von ärgerlichen Gegentoren auf Standards redet, denkt sie wohl in erster Linie an die beiden frühen Gegentreffer auf Eckball zuletzt gegen Juve, bei denen jeweils die erfahrene Vanessa Bernauer am nahen Pfosten nicht aufgepasst hatte und noch in der 1. Halbzeit von Grings ausgewechselt wurde. Allerdings war wohl die Bezeichnung der jungen Stürmerin Alayah Pilgrim als Manndeckerin von Juves Toptorjägerin Cristiana Girelli in solchen Situationen auch nicht die beste Wahl. Beeindruckend im Zürcher Spiel war vor allem das hohe Pressing über lange Spielphasen gegen diese Top-Gegner. So etwas hat man international von einer Schweizer Frauenmannschaft so noch nie gesehen. In der UEFA-Statistik der Balleroberungen liegen die FCZ Frauen denn auch in der Gruppenphase auf dem 6. Platz von 16 Teams – nur die Gruppengegnerinnen Lyon und Arsenal liegen in dieser Wertung klar weiter vorne. Bezüglich Tacklings und Paraden liegt man noch weiter vorne in der Wertung.  

uefa.com

Julia Stierli: Daran zeigt sich der grosse Wille, den wir im Team haben. Wir können nur etwas reissen, wenn wir eine Super-Mannschaftsleistung abrufen. Dafür braucht es alle. Wir müssen viel laufen, weil die Anderen so viel Qualität haben. Wir konnten zeigen, dass wir mit viel Willen und Überzeugung etwas herausholen können. Klar fehlt uns noch etwas. Zum Beispiel, dass wir nach den Balleroberungen unsere Gegenstösse schön und ohne Fehler zu Ende spielen.  Aber es ist überhaupt schon mal gut, dass wir diese Balleroberungen haben und dass wir zu Torchancen kommen. Wir hatten in gewissen Spielen recht viel Ballbesitz – das ist ein gutes Zeichen. Gerade auch im Vergleich mit früheren Spielen von Schweizer Frauenmannschaften gegen Top-Teams.

In welchen Bereichen haben die Spielerinnen in den Champions League-Gruppenphasenpartien gegen die Top-Gegnerinnen am meisten gelernt? Was können sie für ihre weitere Entwicklung mitnehmen?

Julia Stierli: Defensiv waren wir natürlich noch mehr gefordert als jeweils in der Meisterschaft. Die Champions League-Spiele haben uns gezeigt, dass wenn wir als Team kompakt verteidigen und den Matchplan umsetzen, es auch für ein Lyon oder Arsenal schwierig ist, Tore gegen uns zu erzielen. Offensiv sind wir in jeder Partie zu Chancen gekommen. Wir haben Qualität in der Offensive, Wir können in vielen Aktionen mit den Top-Gegnern mithalten. Der Unterschied zeigt sich dann aber über die vollen 90 Minuten.

Inka Grings: Die Erfahrung auf internationalem Niveau bestehen zu können. Im ersten Spiel gegen Juventus waren wir noch etwas passiv und entsprachen etwas dem Cliché der Schweizer Mentalität, erst mal abzuwarten. Wir haben dann aber gemerkt, dass wenn wir mutig und die Spielerinnen von sich selbst überzeugt sind, wir nicht nur über uns hinauswachsen, sondern sogar mithalten können. Wir haben selbst ebenfalls Top-Spielerinnen auf wirklich gutem Niveau.

Für mich war wichtig zu sehen, dass die Intensität in der wir in den zwei Jahren trainiert haben, mit all den Tests, die für die Spielerinnen sicherlich manchmal langweilig und nervig waren, auch funktionieren. Wir hatten (klopft auf den Tisch) bisher keine schweren Verletzungen, auch muskulär nicht. Wir können auf 90 Minuten hohe Intensität gehen. In der Liga haben wir in einem Top-Spiel vielleicht mal acht bis neun, höchstens zehn Kilometer zu laufen, je nach Position. Auf hohem Niveau kommen wir auf zehn bis zwölf Kilometer. Dass wir irgendwann auch mal den Faden verlieren, weil wir nicht ganz die Breite im Kader haben, das ist normal.

Aber zu sehen, dass die Spielerinnen erkennen, wenn sie mutig sind, an sich glauben, kompakt auftreten, sie wahnsinnig viel erreichen können: das ist Fussball. Man sieht das weltweit. Marokko kommt in den Halbfinal. Das sind alles Beispiele, die man als Spielerin aufnehmen muss. Es ist immer alles möglich. Ich versuche das auch immer wieder zu vermitteln. Und dass die Anstrengungen auch mal nicht von Erfolg gekrönt sind, so wie zuletzt, als wir bei Juve untergegangen sind, finde ich völlig normal. Auch dass man dann frustriert ist. Aber man kann auf Dauer auf diese Intensität aufbauen und stolz sein. Wir möchten im letzten Spiel nochmal alles abrufen. Ich bin davon überzeugt, dass wir es Arsenal so schwer wie möglich machen werden. Wir möchten zu Hause erhobenen Hauptes vom Platz gehen. Dann hat die Mannschaft wirklich viel richtig gemacht.

Arsenal muss in Schaffhausen auf ihre Weltklasse-Stürmerinnen Beth Mead und Vivianne Miedema verzichten, die kurz hintereinander beide einen Kreuzbandriss erlitten haben. Zuletzt kursierte eine Statistik, dass 25% aller Ballon d’Or-Kandidatinnen von dieser Verletzung betroffen seien. Kreuzbandriss ist allgemein im Fussball und speziell im Frauenfussball eine allzu häufige Verletzung. Dass es aber die Weltklasse-Profis, die im Vergleich zu einer in der Schweizer Liga engagierten Spielerin viel mehr Erholungszeit und sehr professionelle Bedingungen zur Verfügung haben, besonders häufig zu treffen scheint, erstaunt auf den ersten Blick.  

Inka Grings: Die Statistik kenne ich nicht, da kann ich nicht darauf eingehen. Aber es ist natürlich bitter für die beiden Spielerinnen und für Arsenal. Da leide ich ein bisschen mit. Das hat immer auch mit Belastungssteuerung zu tun. Wie die Top-Vereine genau trainieren, kann ich nicht beurteilen. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass der präventive Bereich wichtig ist. Dazu gehört einerseits Erholung, aber auf der anderen Seite auch mehr Krafttraining. Das ist elementar für die Frauen, die auf hohem Niveau spielen. Das Niveau, die Ansprüche, die Leistungsdichte wird höher. Man muss noch mehr investieren. Jeder Verein, jede Mannschaft hat andere Prinzipien und Philosophien, wie man mit Reha, Prävention, Kraft und Belastungssteuerung umgeht. Es gibt in der Schweiz und auch in Deutschland immer noch sehr viele Kreuzbandverletzungen. Das ist ein allgemeines Thema im Frauenfussball. Anatomisch bedingt ist das bei uns Frauen halt einfach die grösste Gefahr. Ich hoffe natürlich für jede Spielerin, dass sie es nicht erfahren muss.  

Neben den Verletzungen ist die letzte Partie in Schaffhausen auch dadurch bestimmt, dass der FCZ bereits ausgeschieden und Arsenal wegen den Resultaten in den Direktbegegnungen mit Juventus und Lyon für die K.O.-Phase bereits qualifiziert ist. Hat dies einen Einfluss auf das Spiel?

Inka Grings: Nein, das hat keine Auswirkungen. Dass die beiden Spielerinnen ersetzt werden müssen, ist bitter, denn das sind Ausnahmespielerinnen. Miedema stand zwar nicht immer in der Startformation, hat aber zuletzt wieder eine wichtigere Rolle eingenommen und Tore geschossen. Mead ist natürlich auf einem noch höheren Niveau, was man an der EM gesehen hat. Aber Arsenal hat so einen starken Kader, dass wir einen Teufel tun würden, nur darauf zu setzen, dass es aufgrund der Tabellenkonstellation einfacher werden könnte. Im Gegenteil. Arsenal will sicherlich die Gruppenphase als Tabellenführer beenden. Für uns wird es keinen Deut einfacher.

Die vor rund einer Woche gerade erst 16 Jahre alt gewordene Stürmerin Leela Egli kam in dieser Champions League-Kampagne ebenfalls zu ihren Einsätzen. Wie sieht die angehende Nationaltrainerin Grings ihre Entwicklung?

Inka Grings: Ihre Entwicklung ist spannend. Sie bringt tolle Voraussetzungen mit, bindet sich auch gut ins Mannschaftsgefüge ein. Die Mannschaft macht es ihr auch leicht. Aber das fussballerische Potential sieht man mit jedem ihrer Einsätze. Hoffen wir, dass es fürs Arsenal-Spiel reicht, denn sie fällt gerade gesundheitlich aus. Sie hat einen Riesensprung gemacht, durfte in der Champions League spielen. Das hat sie nicht erhalten, weil ich nett bin oder sie nett ist, sondern weil sie die sportlichen Voraussetzungen mitbringt und der Mannschaft hilft.  Sie ist frech, dynamisch. Ihr wünsche ich natürlich ebenfalls, dass sie gesund bleibt. Und dass sie nun wie man so schön sagt, Blut geleckt hat und noch mehr will. Die Bühne ist da. Nun liegt es an ihr, da hochzugehen. Aber das bedingt natürlich dann immer, dass man arbeiten muss.

Europa League-Quali nach schlechtester Halbzeit der Saison / Hearts – FCZ Analyse

Heart of Midlothian – FCZ Vorschauartikel (Züri Live)

Matchvorschau (nau.ch)

Am Ende des zweiten Duells mit dem schottischen Traditionsklub Heart of Midlothian in Edinburgh konnte die Mannschaft mit den zahlreich mitgereisten Fans jubeln. Auch das Rückspiel wurde gewonnen und die Qualifikation für die Europa League-Gruppenphase sichergestellt. Dies trotz der zweitschlechtesten Offensivleistung der bisherigen Saison – nur knapp vor dem Startspiel bei YB. Die 1. Halbzeit in Edinburgh war mit einem Notenschnitt von 4,5 sogar die mit Abstand schlechteste Hälfte der bisherigen Saison. Das Team von Franco Foda brachte in diesen 45 Minuten nach vorne fast nichts zustande.

Fabian Rohner trifft nach 53 Sekunden

Dazu kamen viele individuelle Fehler. Speziell Becir Omeragics Auftritt kann man nur als “miserabel“ bezeichnen. In seinen Aktionen und dem Auftreten vorwiegend auf Aussenwirkung bedacht, stand der Genfer fast schon wörtlich immer wieder neben den eigenen Schuhen. Das von Beginn weg im ausverkauften Tynecastle vom euphorischen Publikum getragene Hearts konnte diese Zürcher Schwächen aber nicht ausnutzen und scheiterte am eigenen Unvermögen. In der 1. Halbzeit war Liam Boyce das Symbol der fehlenden Qualität der Schotten im gegnerischen Strafraum – und in der 2. Halbzeit wurde es Jorge Grant mit seiner missglückten Schwalbe, welche seine Mannschaft ab der 54. Minute in Unterzahl brachte. Ausserdem war auf Zürcher Seite auf das Trio Brecher / Kryeziu / Mets in dieser Partie Verlass.

Am Ende der Partie hatte der FCZ sogar einen höheren Expected Goals-Wert als der Gegner. Fabian Rohner erzielte nur 53 Sekunden nach seiner Einwechslung das Siegestor aus einer eigentlich verunglückten Aktion des ebenfalls eingewechselten Willy Gnonto. Rohner wurde so nicht nur (zusammen mit dem Linfield-Heimspiel) zum zweiten Mal in dieser Saison Züri Live-MVP, sondern war auch zum vierten Mal bester Offensivakteur und ebenfalls zum vierten Mal bester Spieler der 2. Halbzeit.

FCZ steht nach der Pause höher

Der FC Zürich trat im 3-4-3 an, welches in der eigenen Zone jeweils zu einem 5-4-1 wurde. Avdijaj (rechts) und Marchesano (links) agierten dabei auf den Flügelpositionen. Man liess den australischen Nationalspieler Cammy Devlin auf der Sechserposition immer wieder unbedrängt das Spiel aufbauen. Dieser nutzte seine Freiheiten noch so gerne aus und wurde zum spielbestimmenden Mann der 1. Halbzeit. Der Spieler mit der höchsten Qualität bei Hearts ist und war aber klar der Linke Flügel Barrie McKay, der Nikola Boranijasevic immer wieder vor Probleme stellte, weshalb Condé jeweils auf der Seite aushelfen und im Zentrum Selnaes allein lassen musste.

Zur Pause kamen bei den Gästen aus Zürich Hornschuh und Gnonto für Condé und Avdijaj in die Partie. Vor allem aber griff man den Gegner höher an und beförderte den Ball sofort nach vorne. Dies eröffnete Hearts zwar grundsätzlich mehr Räume für ihre Angriffe, aber diese wurden durch die aufmerksamen Zürcher meist schnell geschlossen. So drehte die Partie auf die Zürcher Seite. Die schottischen Kommentatoren und Fans waren nach dem Spiel sehr enttäuscht, denn sie hatten das Gefühl, dass der FCZ ein schlagbarer Gegner gewesen wäre.

Weitere Berichte und Highlights

Heart of Midlothian – FCZ Telegramm (kicker)

Heart of Midlothian – FC Zürich Zusammenfassung (SRF)

Heart of Midlothian – FC Zürich Telegramm (transfermarkt)

Südkurve



Sich für eine gute Leistung zu wenig belohnt – FCZ Frauen nach dem 0:3 gegen Lyon

Den FCZ Frauen gelingt auch im dritten Champions League-Spiel der Saison 22/23 eine gute und phasenweise sogar äusserst starke Leistung gegen ein weiteres europäisches Spitzenteam, diesmal die Langzeitdominatorinnen des europäischen Frauenfussballs, Olympique Lyonnais. Im Gegensatz zu den Duellen vor sechs Jahren, als der FCZ gegen die Französinnen bei einem 0:8 und 0:9 chancenlos geblieben war, hätte diesmal mit etwas mehr Abschlusskonsequenz und Wettkampfglück auch ein Unentschieden rausschauen können – wie schon gegen Juve und Arsenal.

Naomi Mégroz und Julia Stierli hatten schon vor sechs Jahren bei den hohen Niederlagen gegen Lyon gespielt. Gerade die formidable Entwicklung Stierlis in den letzten Jahren steht symbolhaft für das diesmal deutlich kompetitivere Auftreten des ganzen Teams. Zwar startete dieses gegen die Titelverteidigerinnen aus Lyon zum ersten Mal in dieser Champions League-Kampagne etwas indisponiert in die Partie, was auch das etwas zu schnelle 0:1 durch die aktuell beste Lyon-Champions League-Torschützin Melvine Malard zur Folge hatte. Die Frauen von Inka Grings konnten sich dann aber nach etwa einer Viertelstunde fangen und kamen besser ins Spiel. In der 2. Halbzeit zogen sie sogar immer wieder ein beeindruckendes Pressing und phasenweise Powerplay auf mit der hintersten Linie zuweilen weit in der gegnerischen Hälfte.

Die junge dänische Top-Stürmerin Signe Bruun entschied die Partie dann aber mit je einem Treffer vor und nach der Pause. Während die Zürcher Hintermannschaft den Gegner am Boden sehr gut verteidigte, hatten die Verteidigerinnen und Torhüterin Friedli manchmal etwas Mühe bei Flanken. Friedli konnte dafür ihre Stärken im Eins gegen Eins und auf der Linie ausspielen. Im Umschaltspiel brachten die Zürcherinnen immer wieder schnell eine hohe Präsenz von fünf, sechs Spielerinnen an und in den gegnerischen Strafraum, machten aus diesen Situationen aber zu wenig. Anstatt eines Abschlusses aufs Tor folgte oft noch ein (unpräziser) Letzter Pass zu viel.

Beide Teams konnten sich in der 2. Halbzeit über eine spezielle Einwechslung freuen. Bei Lyon griff nach halbjähriger Verletzungspause die langjährige Weltklassespielerin Dzsenifer Marozsan erstmals wieder ins Geschehen ein und beim FCZ kam die 15 Jahre junge Stürmerin Leela Egli (beste Spielerin und Torschützin am letzten Blue Stars / FIFA Youth Cup) zu ihrem Champions League-Début – und ersetzte dabei Fabienne Humm. Die junge Stürmerin konnte in der Schlussphase ein, zwei Akzente in einem jungen Sturm mit Alayah Pilgrim (19) setzen. Akzente setzte zudem einmal mehr ein Teil der Südkurve, der eine für die Frauen Champions League aussergewöhnliche Stimmung in die zu einem Viertel gefüllte wefox Arena brachte.

Mégroz und Stierli wollen sich rehabilitieren / FCZ – Olympique Lyonnais Matchblatt

Olympique Lyonnais ist der langjährige Dominator und Krösus im europäischen Frauenfussball. In den letzten sieben Jahren gewannen die Französinnen sechs Mal den europäischen Klubwettbewerb – und acht Mal in den letzten zwölf Jahren. Über viele Jahre war Wolfsburg der einzige einigermassen ernsthafte Konkurrent. Zuletzt hat sich die Situation aber relativ schnell gewandelt. Die englischen Teams sind deutlich stärker geworden und vorletzte Saison schnappte sich erstmals Barcelona die Champions League-Krone.

Zwar holte sich Lyon im Juni den Titel im direkten Duell mit einem 3:1 gegen Barcelona zurück. Aber in der neuen Saison ist das Team von Coach Sonia Bompastor mit nur einem Punkt aus den ersten beiden Gruppenphasen-Partien gegen Arsenal (1:5) und Juve (1:1) gestartet. Die Heimklatsche gegen die Engländerinnen war ein Schock. Lyon war sich gar nicht mehr gewohnt, so wenig Ballbesitz zu haben und wirkte etwas ratlos. Bei Juve ging Olympique auch etwas sorglos mit seinen Torchancen um.

Nur einen Punkt und mit „-4“ dieselbe Tordifferenz wie der FCZ hat Lyon also auf dem Konto. Die Favoritinnen sind also unter Druck. In der Meisterschaft gewann man bisher mit einer Ausnahme (0:0 in Guingamp) alle Partien – allerdings nicht mehr mit so hohen Resultaten wie vielfach früher. Ein Zeichen, dass in der Mannschaft zur Zeit etwas der Wurm drin ist. Einige Starspielerinnen sind schon sehr lange dabei, haben sich aber zuletzt nicht mehr weiterentwickelt und befinden sich schon etwas über dem Zenit. Dazu kommen eine Reihe von Verletzungen.

Bompastors Team tritt in der Regel im 4-3-3 an. Heute stehen mit Van De Donk und Horan aber nur zwei nominelle Zentrale Mittelfeldspielerinnen in der Startformation.

Die bisherige Bilanz in Direktduellen der beiden heutigen Konkurrrenten ist aus Zürcher Sicht niederschmetternd: 1:7, 0:8, 0:9. Fast unglaublich mutet an, dass beim ersten Duell vor 14 Jahren auf beiden Seiten bereits eine der aktuellen Akteurinnen auf dem Platz standen: Vanessa Bernauer (FCZ) und Wendie Renard (OL). Die heutige Lyon-Trainerin Bompastor stand zudem ebenfalls auf dem Feld. In den beiden Duellen der Saison 16/17 (beide von Züri Live direkt übertragen) waren bereits Mégroz und Stierli bei den Zürcherinnen und Renard, Hegerberg, Mbock, Maroszan und Le Sommer für Lyon dabei.

Der FCZ lief in den ersten beiden Partien unterschiedlich auf. Gegen Juve agierte das Team von Trainerin Inka Grings im 4-3-3, während man in London in einem 4-4-2 mit Torschützin Seraina Piubel neben Fabienne Humm, die defensiv sehr viel mitarbeitete, antrat. Vom Matchblatt alleine ist noch nicht hundertprozentig klar, welche der beiden Varianten es heute geben wird. Auf jeden Fall sind Julia Stierli und Naomi Mégroz von Anfang an mit dabei. Sie wollen sich für die zwei hohen Niederlagen vor sechs Jahren revanchieren.

Einmaliges Doppelduell: Arsenal – FCZ im Emirates, Teil 1

Arsenal ist wieder die Nummer 1 – und führt nicht nur bei den Männern, sondern gleichzeitig auch bei den Frauen die beste Liga Europas an. Der FCZ darf im Emirates Stadion innert einer Woche zwei Mal gegen den aktuellen englischen Primus antreten. Die Frauen sind vorausgereist und wärmen die Sitze auf der Gästebank schon mal vor. Letzte Saison spielte die Frauenequipe von Arsenal in der Gruppenphase nur das letzte von drei Champions League-Heimspielen im Emirates. Zu den ersten beiden gegen Hoffenheim und Köge im Meadow Park kamen 800 Zuschauer, zum dritten gegen Barcelona im grossen Stadion dann 12’000. Das Viertelfinal-Heimspiel gegen Wolfsburg verfolgten 5’000 Augenpaare im Emirates Stadium. Diesmal findet bereits die erste Partie im Premier League-Stadion statt. Gegen den weniger prominenten Gegner aus Zürich kann man also wohl mit etwa 3’000 Zuschauern im grossen Rund rechnen.

Arsenal schockt Titelverteidiger Lyon

2008 trafen die beiden Teams im Europacup bereits einmal aufeinander. In Lyon gewann Arsenal dabei mit 7:2. Das war ein Jahr nach dem bisher immer noch einzigen europäischen Titelgewinn der weiblichen Gunners. Damals bereits dabei war der heutige Captain Kim Little! Sie gab 2008 gegen den FC Zürich ihr internationales Début mit drei Toren! Heute gehört die schottische Nationalspielerin nach zwischenzeitlichen Abstechern in die USA und nach Australien zum Stammpersonal im Arsenal-Mittelfeld. Die Arsenal-Aussenverteidigerin Noelle Maritz spielte 2011 bis 2013 zur selben Zeit in der 1. Mannschaft der FC Zürich Frauen wie die heutige FCZ-Trainerin Inka Grings. In der Schweizer Nationalmannschaft ist Maritz eine unverzichtbare Leistungsträgerin, bei Arsenal muss sie sich hingegen häufig hinter der Österreicherin Wienroither (nicht näher verwandt mit der GC-Stürmerin Wienerroither) hintanstellen.

Nach einer etwas harzigen Qualifikation für die besten 16 Europas gegen Ajax (2:2, 1:0) hätte der Start in die Gruppenphase für Arsenal nicht mit einem eindrücklicheren Statement beginnen können. Titelverteidiger Lyon wurde mit 5:1 aus deren eigenem Stadion geschossen. Ein Meilenstein! Auch wenn die Startruppe der Französinnen stark von der Verletzungshexe (Däbritz, Marozsan, Macario, Carpenter, Mbock) gezeichnet war. Das in der eigenen Meisterschaft weiterhin meist hochüberlegene Lyon konnte nicht damit umgehen, dass es gegen Arsenal aussergewöhnlich wenig Ballbesitz zu verzeichnen hatte.

Weltklasse-Spielerin auf der Ersatzbank

In der erst Mitte September gestarteten Meisterschaft ist Arsenal mit vier Siegen gestartet, zuletzt einem 2:0 in Liverpool. Am Sonntag wartet das Derby gegen West Ham. Wird Coach Jonas Eidevall gegen den FCZ etwas rotieren? Wenn man eine zur Weltklasse gehörende Stürmerin wie Vivianne Miedema als „Ersatz“ in der Hinterhand hat, scheint dies mit nicht allzu viel Risiko verbunden zu sein. Möglich ist unter anderem auch der erstmalige Europacup-Einsatz der amerikanischen Nr. 2 zwischen den Pfosten, Kaylan Marckese (24), die im Sommer vom dänischen Meister Köge gekommen ist. Die Nr. 1 ist mit der Österreicherin Manuela Zinsberger eine der besten Torhüterinnen der Welt.

Beim FCZ stellt sich die Frage, ob Stammtorhüterin Seraina Friedli bereits wieder fit ist. Zum Europacup-Auftakt gegen Juventus fieberte sie noch auf der Tribüne mit. Die junge Lourdes Romero machte ihre Sache im Kasten der Zürcherinnen allerdings gut. Mögliche Wechsel im Vergleich zum Spiel in Schaffhausen bieten sich zum Beispiel auf der linken Seite an (Wos und Pando für Rey und Dubs).

FCZ Frauen scheitern an Details

Die FCZ Frauen bringen zum Auftakt der Gruppenphase 22/23 der besten 16 Mannschaften Europas eine insgesamt gute Leistung auf den Platz. Das konsequente defensive Verschieben bringt die Gegnerinnen immer wieder zur Verzweiflung. Nadine Riesen, Fabienne Humm, Vanessa Bernauer und Laura Vetterlein gelingt gar eine Top-Leistung. Letztendlich nutzt Juventus die wenigen Schwachpunkte der Zürcherinnen aber aus und gewinnt in Schaffhausen durch Tore Cernoias und Bonanseas spät mit 2:0. Eleni Markou nach der Partie und Alissia Piperata in der Pause standen Züri Live für Kommentare zur Verfügung.

Link: Vorschau FCZ – Juventus

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