Der neue Coach Genesio Colatrella – kein typischer „Nachwuchstrainer“

Heute hat der FC Zürich bekanntgegeben, dass „Zwei“-Coach Genesio Colatrella die 1. Mannschaft interimistisch als Cheftrainer übernimmt – „bis die Nachfolge geregelt ist“. Personell scheint es auf den ersten Blick eine gute Wahl zu sein. Allerdings hinterlässt eine Cheftrainernomination mit dem Zusatz „bis die Nachfolge geregelt ist“ ein etwas ungutes Gefühl. Der FCZ stieg in der Saison 15/16 vor allem aufgrund der „Übergangsphase“ vom früh vor die Tür gestellten Urs Meier zu Sami Hyypiä ab. Die Mannschaft wusste, dass Rizzo nicht lange bleiben würde. Es war alles im Schwebezustand. Rizzo konnte so gar nicht die notwendige Autorität aufbauen und ausspielen. Als Rizzo in der Saison 20/21 Ludovic Magnin ablöste, tat er dies zwar vorerst ebenfalls als Interimstrainer. Die Rückendeckung für ihn war aber stärker und es wurde dann auch bald festgelegt, dass er mindestens bis zur Winterpause Cheftrainer bleiben würde. Die Mannschaft fing sich und kletterte bis auf den 4. Platz.

Colatrella: eher Resultattrainer als Ausbildner

Trainerbeurteilungen sind, wenn man die Sache ernst nimmt, komplexer als Spielerbeurteilungen. Die heutige Nomination des FCZ klingt aber erst mal vielversprechend. Der Zentralschweizer Colatrella ist 50 Jahre alt und bringt viel Erfahrung aus fast allen möglichen Rollen und Perspektiven im Schweizer Fussball mit. Er hat für einen Super League-Cheftrainer das Idealalter. Falls er die Ambition hat, im Profibereich Fuss zu fassen, dann wäre jetzt sicherlich der letztmögliche Moment dafür. Colatrella wurde beim FC Luzern und im Innerschweizerischen Fussballverband sehr wertgeschätzt und über längere Zeit als Cheftrainerkandidat beim FCL gehandelt, bevor ihn der FC Zürich ins Heerenschürli holte. Der FC Luzern hat im Nachwuchsbereich in den letzten Jahren von allen Schweizer Klubs den grössten Schritt nach vorne gemacht. Den Schritt aus dem Luzerner Nachwuchs in den Profifussball schaffte Gerardo Seoane – und dieser wurde innert kurzer Zeit dreifacher Schweizer Meister und trainiert heute mit Bayer Leverkusen einen deutschen Champions League-Teilnehmer.

Colatrella war zwar über lange Zeit in verschiedenen Rollen im Nachwuchsbereich tätig. In der Rolle als Cheftrainer einer Mannschaft ist er aber trotzdem nicht in erster Linie als der archetypische Ausbildner grosser Talente bekannt. Stattdessen ist Colatrella viel eher mit guten Resultaten und einem erfolgreichen Umgang mit erfahrenen Spielern aufgefallen. Typisch dafür die letzte Saison mit der FCZ U21. Das „Zwei“ des FCZ erreichte das zweitbeste Ergebnis seiner Geschichte. Nur die Saison 16/17 war noch ein klein bisschen besser gewesen. Auch damals (unter Massimo Rizzo – mit Aliu, Domgjoni, Kryeziu, Rüegg, Muheim und Co.) war die U21 die 25.-beste Mannschaft der Schweiz – mit zwei Punkten mehr als 21/22. Colatrellas Equipe war dabei vom Talent her verglichen mit anderen FCZ U21-Jahrgängen eher unterdurchschnittlich besetzt.

Erfolgreiche Saison mit der FCZ U21 – starke Routiniers

Untypisch für eine FCZ U21 behandelte Colatrella sein Team nicht wie eine „Nachwuchsequipe“ (was sie vom Alter und der Liga her ja sowieso nicht ist), sondern als eine Wettbewerbsmannschaft mit Ambitionen. Auch der SFV hat mit der U21-Nationalmannschaft in den letzten Jahren diese Richtung eingeschlagen. So spielte Colatrellas U21 die ganze Saison hindurch mit einer Stammelf. Diese fand genauso wie parallel André Breitenreiters „Eins“ im Verlauf des Jahres immer besser zusammen. Man hatte in beiden Fällen nicht die talentierteste Mannschaft der Liga, entwickelte aber ein gutes gegenseitiges Verständnis und Kohäsion. Die taktische Ausrichtung (bei Colatrella ein 4-1-4-1) war dabei in beiden Teams auf Resultatorientierung und (defensive) Stabilität als Basis für eine erfolgreiche Offensive aufgebaut.

Speziell auffällig dabei auch die Leistungen und Entwicklung der erfahrenen Spieler im Team. Roberto Rodriguez bei seinen Einsätzen in der Saison 20/21 beim FC Schaffhausen zuzuschauen, war schmerzhaft, die Körpersprache deutlich ungenügend. Erlebt ein solcher Spieler dann auch noch den persönlichen Abstieg von einer Challenge League-Equipe in ein Promotion League-Team, lässt er sich in der Regel noch mehr gehen. Nicht so Robi. In der FCZ U21 trat er mit der Captainbinde am Arm so motiviert auf und schlug so gute Standards wie zu seinen besten Zeiten. Auch der letzte Saison 25-jährige Innenverteidiger Genis Montolio entwickelte sich zu einer wichtigen Stütze. Nicht mit Gardemassen für seine Position ausgestattet, aber mit viel Leidenschaft und Siegeshunger. Montolio entwickelte sich unter Colatrella sehr gut. Heute ist der “Spätzünder“ ein wichtiger Faktor dafür, dass der letztjährige Challenge League-Neunte Wil überraschend von der Tabellenspitze grüsst.

Was für ein permanentes Engagement von Colatrella spricht

Das Label „Nachwuchstrainer“ kann in die Irre führen. Es gibt sehr unterschiedliche Jugend-Coaches. Ein Urs Fischer beispielsweise war schon im Zürcher Nachwuchs eher ein resultatorientierter Trainer. Nicht für die Ausbildung von Toptalenten bekannt, sondern für das erfolgreiche Formen einer Equipe. Ein Gegenstück dazu war beispielsweise Ausbildner Federico Valente – seit fünf Jahren im Nachwuchs des SC Freiburg tätig (erst U17-, jetzt U19-Trainer). Zu seiner Zeit als FCZ-Nachwuchscoach (U16) war die Entwicklung der Spieler so schnell und frappant, dass man ihr Wachstum fast wie bei Bambusgräsern täglich plastisch mitverfolgen konnte. Colatrella ist von seiner Ausrichtung her eher ein „Fischer“, als ein „Valente“.

FCZ-Cheftrainer seit 2003 nach Punkteschnitt (in absteigender Reihenfolge, Challenge League-Bilanz nicht berücksichtigt)

Analysiert man die Punktebilanz der FCZ-Trainer seit Lucien Favre, gibt es mit Favre selbst und Breitenreiter zwei Ausreisser nach oben, die beide von extern gekommen sind. Die Ausreisser nach unten (Hyypiä, Fringer, Foda) kamen aber auch alle von extern. Die aus dem eigenen Nachwuchs beförderten Rizzo, Meier, Fischer und Magnin befinden sich (in dieser Reihenfolge) in der soliden Mitte. Mit eigenen Trainern so scheint es, kann man also im Gegensatz zu Externen nichts falsch machen. Die eigenen Trainer haben die Hälfte der letzten vier Titel geholt. Europäische Highlights gegen Top-Liga Teams wie die Siege gegen Villarreal oder Leverkusen waren ausschliesslich mit eigenen Trainern. Und manchmal kommt aus der eigenen Academy sogar ein Top-Trainer wie Urs Fischer.

Generell schlechte Erfahrungen mit deutschen Trainern

Abgestiegen ist man hingegen mit externen Trainern. Der aktuell historisch schlechte Saisonstart passierte ebenfalls unter einem Externen. Mit deutschen Trainern hat man in den letzten 44 Jahren mit einer Ausnahme schlechte Erfahrungen gemacht (Sing, Konietzka II, Bongartz, Neumann, Foda). Hyypiä hatte seinen Einstieg ins Trainermetier ebenfalls in Deutschland. Ein „eigener“ kennt die Spieler und die Liga schon sehr gut und macht weniger unnötige Fehler, die selbst Breitenreiter bei all seinen sonstigen Qualitäten zu Beginn unterlaufen sind. Auch dies spricht eher dafür, einen Mann wie Genesio Colatrella in der Listê der Trainerkandidaten auf die Pole Position zu setzen. Einen Externen kann die sportliche Führung weniger gut beurteilen. Da muss man sich zu 100% sicher sein, dass er nicht wie Foda zu einem weiteren teuren Flop wird. Stellt sich bei einem Kandidaten ein „Breitenreiter-Feeling“ ein: okay. Sonst: lieber die Finger davon lassen…

FCZ-Testspielbilanz & erste Einschätzungen zur neuen Mannschaft – Teil 2

Die Innenverteidigung der letzten Saison Omeragic / Kamberi – Kryeziu – Aliti ist zusammengeblieben. In der Super League hat sich diese Formation letzte Saison gut bewiesen. Die internationalen Spiele werden aber sicherlich zu einer interessanten Herausforderung, auch wenn die Akteure über die verschiedenen Nationalteams bereits einige internationale Erfahrung mitbringen. Alternative Marc Hornschuh hat zuletzt gegen Altach in der Verteidigung einen besseren Eindruck hinterlassen als im Mittelfeld. Karol Mets ist nach der späteren Rückkehr aufgrund der Nationalmannschaftseinsätze noch relativ weit von der Wettkampfform entfernt. Silvan Wallner bringt defensiv weiterhin nicht genügend Format mit. Testspieler Fabao scheint von seinen Voraussetzungen her, speziell bezüglich Speed, eher ein Mann für die Promotion League-Equipe als Ersatz für den zum FC Wil gewechselten Genis Montolio zu sein. Dafür wäre aber wohl notwendig, dass der Brasilianer auch einen europäischen Pass besitzt.

Dino Lamberti im Züri Live-Podcast: „Fabao wurde bei Flamengo mit Vinicius Junior ausgebildet“

Cheick Condé – das fehlende Puzzle-Stück

Cheick Condé ist der wohl wichtigste Neuzugang des Sommers. Der 21-jährige Guineer bringt ein Element in die Mannschaft, das letzte Saison trotz Meistertitel gefehlt hat: ein ruhender Pol im Zentrum mit starker Physis und sehr gutem Positionsspiel. Blerim Dzemaili war sicherlich in der ein oder anderen Form beteiligt am Transfer seines Ex-Teamkollegen Ole Selnaes und hat damit gleich seinen eigenen Konkurrenten mit nach Zürich gelotst. Die Stärke von beiden sind lange Bälle aus dem Rückraum, während gleichzeitig beide in den Zweikämpfen, in der Rückwärtsbewegung und allgemein im Defensivverhalten ihre Mankos haben. Selnaes gelang gegen YF Juventus ein Weitschusstor mit dem Aussenrist aus 20 Metern.

Neuverpflichtungen klatschen sich ab: Ole Selnaes geht wenige Augenblicke nach seinem Premierentreffer für den FCZ gegen YF Juventus raus, Ivan Santini kommt rein

Konditionell hat der ehemalige Leistungsträger von Rosenborg aber noch sehr viel Rückstand. Diesbezüglich hat Bledian Krasniqi sicherlich einen Vorteil. Er scheint die aufsteigende Form der letzten Saisonwochen über die Sommerpause konserviert zu haben und will sich ganz offensichtlich aufdrängen. Krasniqi streitet sich wohl als Dritter im Bunde mit Dzemaili und Selnaes um einen Platz. Die ebenfalls in der Vorbereitung eingesetzten Izer Aliu und Leo Aversa haben hingegen wohl kaum eine Chance. Miguel Reichmuth scheint sich in der 2. Mannschaft bei Roberto Rodriguez (wie Reichmuth ebenfalls Schweizer mit Chilenischen Wurzeln) unter anderem bei Standards einiges abgeguckt zu haben. Stephan Seiler könnte als Backup für Condé fungieren. Seine Testpartien waren aber wie schon vor einem Jahr durchzogen. Bei ihm scheint der mentale Aspekt eine wichtige Rolle zu spielen. Wenn Seiler befreit aufspielen kann, wie gegen Ende Saison in St. Gallen, ist er zu phänomenalen Leistungen fähig.

Tosin und Vyunnik blühen auf

Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft ist und bleibt Antonio Marchesano – ob auf der 10er-Position oder wie gegen Altach im Zweimannsturm mit seinem möglicherweise neuen Partner im Zentrum, Aiyegun Tosin. Schon seit Jahren ist der Tessiner auch für die (defensive) Organisation der Zürcher Vordermannschaft zuständig. Während Captain Yanick Brecher die Spieler der Hintermannschaft von hinten mit Hinweisen beschallt, sorgt Marchesano bei den Stürmern, offensiven Mittelfeldspielern und Fl¨ügeln für Ordnung. In einzelnen Fällen der letzten Jahre hat Marchesano auch mal auf der Achterposition oder gar auf dem Flügel agiert, aber grundsätzlich sollte er wenn immer möglich auf einer Position spielen, wo er seine Stärken am besten ausspielen kann – also auf der 10 oder als (hängende) Spitze. Dies schränkt die Auswahl an sinnvollen Formationen etwas ein. Wie sein Kumpel Adrian Guerrero ist Marchesano nicht einfach ersetzbar. Einer der beiden Reichmuth-Brüder oder Stephan Seiler würden am ehesten passen. Oder die taktische Formation wird geändert.

Tosin wirkte in den Testspielen so fokussiert und zielstrebig wie noch nie in seiner bisher wechselhaften FCZ-Zeit. Er könnte durchaus mit dem (spiel-)intelligenten Marchesano in ähnlicher Weise zusammenfinden, wie dies beim Duo Ceesay / Marchesano der Fall gewesen war. Im Zentrum ist der seit diesem Jahr für Benin spielende Nigerianer auf jeden Fall effektiver, als auf der Seite. Bohdan Vyunnik gewinnt nach mehreren Monaten beim FCZ mittlerweile Woche für Woche mehr Sicherheit. Ivan Santini ist zwar nicht so schnell wie Blaz Kramer, dafür technisch und im Abschluss deutlich besser.

Variabler durch Flügelzange

Okita als typischer Flügelspieler aus dem Holländischen Fussball bringt zusätzliche taktische Flexibilität. Gnonto sieht Foda vermutlich auch eher auf der Flügelposition. Dazu kommen allenfalls auch noch Janko, Haile-Selassie, Gogia, Rohner oder Tosin auf einer möglichen vorderen Seitenposition im 4-4-2, 4-3-3 oder 3-4-3. Insgesamt ist das Gesicht und der Groove der Mannschaft 21/22 auch in der Vorbereitung zur neuen Saison erkennbar. Und dieses hat zusätzliche Facetten / Varianten dazu erhalten. Zwei grosse Fragen bleiben aber trotzdem offen: Wie gut gelingt der Start? Und: wie schlägt sich dieses Team international? Die Mannschaft ist besser als 16/17 und 18/19. Die Gegner sind in der Zwischenzeit aber auch besser geworden.

FCZ-Testspielbilanz & erste Einschätzungen zur neuen Mannschaft – Teil 1

FCZ-Testspielbilanz & erste Einschätzungen zur neuen Mannschaft – Teil 1

Vor der abschliessenden Begegnung in Friedrichshafen gegen den VfB Stuttgart hat der FC Zürich eine makellose Testspielbilanz. Grosse Aussagekraft hat dies freilich nicht. Letzten Sommer hatte man nach Tests gegen fast ausschliesslich unterklassige Gegner eine negative Bilanz vorgewiesen. Neben drei Niederlagen gegen Aarau (0:1), Xamax (1:4) und Feyenoord (0:1) resultierten zwei Unentschieden gegen Wil (2:2) und Vaduz (0:0), und nur ein einziger Erfolg gegen den SC Kriens (6:1).

Vor einem Jahr: Fokus auf die positiven Aspekte trotz schlechter Testspiele

Und was machte der damalige Trainer André Breitenreiter? Statt sich und die Mannschaft kurz vor Saisonstart in einer ausgiebigen Fehleranalyse selbst zu zerfleischen, zeigte er vertieft die Bilder vom einzigen Sieg gegen den SC Kriens – als Blaupause dafür, wie eine Woche später zum Super League-Start in Lugano gespielt werden soll. Und zwar zeigte er dabei sicherlich einzig die ersten 30 Minuten der Partie. Denn danach war der später frühzeitig feststehende Absteiger aus der Challenge League eher die bessere Mannschaft gewesen.

Dies notabene mit einer unter anderem durch Corona stark ersatzgeschwächten Equipe, welche die Anweisungen ihres neuen Coaches Morandi noch nicht zu verstehen schien, und bei der im Verlauf der 2. Halbzeit der dritte FCZ-Torhüter Gianni De Nitti zwischen die Pfosten musste, weil sich mit Neuenschwander auch noch der letzte zur Verfügung stehende Torhüter verletzt hatte. Am gleichen Nachmittag im Heerenschürli war die zweite Hälfte der Zürcher Stammelf gegen Xamax chancenlos geblieben. Breitenreiter redete in Bezug auf die Vorbereitung danach gegen aussen aber nur vom Kriens-Spiel. Was folgte, war die Meistersaison 21/22 mit am Ende 14 Punkten Vorsprung auf den zweitplatzierten FC Basel.

Der FCZ weiterhin häufig mit Blitzstart

Diesen Sommer hinterliess der FCZ in den Testpartien den deutlich besseren Eindruck. Ein Teil davon ist sicherlich erklärbar durch das im Verlauf der letzten Saison entwickelte Selbstverständnis der Mannschaft. Ein Teil auch durch den gestiegenen Respekt der Gegner, ähnlich wie dies in der Challenge League-Saison 16/17 in den Meisterschaftspartien der Fall gewesen war. Ein grosser Teil könnte aber durchaus auch davon herrühren, dass man in den Testpartien ambitionierter angetreten ist, als die jeweiligen Gegner. Und daher der Spielverlauf wenig Aussagekraft hat. Man will beim FCZ mittlerweile einfach immer gewinnen – ob im Training, in Testspielen vor leeren Rängen und natürlich auch dann, wenns wieder um die Wurst geht.

Die Partie FCZ – Altach musste mit rund zehn Minuten Verspätung starten, weil die Letzigrund-Crew vergessen hatte, die Sprinkleranlage auszuschalten

In vier von sechs Testpartien schoss der FCZ bereits in den ersten fünf Minuten das 1:0 – was an einige Meisterschaftsspiele der letzten Saison erinnert. Das in die 2. Liga Interregional abgestiegene Thalwil gab 45 Minuten Vollgas und brach danach ein. Der FC Baden wirkte hingegen kurz nach dem nach acht Jahren an der Spitze der 1. Liga Gruppe 3 endlich realisierten Aufstieg in die Promotion League etwas demotiviert – oder noch angeschlagen von den Feierlichkeiten. Gegen den FC Wil musste der FCZ dann erstmals auf einen Rückstand reagieren. Viktoria Köln wurde mit einer Tempoverschärfung nach der Pause bezwungen. Gegen YF Juventus machte zugunsten der „2. Garde“ des FCZ die schon deutlich weiter fortgeschrittene Saisonvorbereitung und Ole Selnaes‘ Klasse am Ball den Unterschied. Gegen Altach zeigten dann die aktuellen Favoriten auf die Startformation für den Super League-Start in Bern vor allem in der Anfangsphase eine starke Leistung und guten Spirit.

„Turbo Fabian“ eiskalt vor dem gegnerischen Gehäuse

Der neue Trainer Franco Foda probierte unterschiedliche Spielformationen aus, experimentierte aber etwas weniger, als dies Breitenreiter in seiner Sommer-Vorbereitung tat: das letztjährig meist implementierte 3-4-1-2 war die favorisierte Formation. Trotzdem waren auch ein klassisches 4-4-2 (in dieser Formation gelang die bisher beste Halbzeit gegen Altach), ein 4-3-3 und sogar ein 3-4-3 mit dabei.

Fabian Rohner war immer wieder eiskalt vor dem gegnerischen Kasten und steuerte acht Tore sowie drei Assists bei. Schon vor einem Jahr hatte „Turbo-Fabian“ in der Vorbereitung als Stürmer oder zurückhängende Spitze am meisten überzeugt. Zuletzt gegen Altach in der 2. Halbzeit hat ihn Trainer Foda in einem 3-4-3 am Rechten Flügel eingesetzt. Der Rheinhesse sieht Rohner so wie es aussieht als Alternative weiter vorne als noch sein Vorgänger Breitenreiter, bei welchem Rohner während der ganzen Saison der Backup von Nikola Boranijasevic war. Kommende Saison könnte möglicherweise Selmin Hodza diese Rolle übernehmen. Der Backup für Adrian Guerrero auf der linken Seite fehlt noch. Buschman wird es sicherlich nicht. Unter anderem wurde Offensivmann Kedus Haile-Selassie auf dieser Position getestet und hat gegen Baden auch defensiv ganz gut mitgearbeitet. Zur Zeit ist der jüngere Bruder von Maren Haile-Selassie allerdings im Test beim FC Schaffhausen. Es könnte sich eine Leihe anbahnen.

Testspieler Fabao, Dzemaili und Boranijasevic beim Auftakt in Thalwil, Sportplatz Brand

Contract Extension: Marc Hornschuh unter der Lupe

Heute wurde die Vertragsverlängerung Marc Hornschuhs beim FCZ bis Sommer 2023 bekanntgegeben. Was hat die sportliche Führung bewogen, mit dem 31-jährigen deutschen Defensivspezialisten zu verlängern? Dabei spielen sicherlich „Soft-Faktoren“ eine Rolle – hier kommen aber die Hard Facts in Form der persönlichen Züri Live-Statistiken von Hornschuhs bisheriger Saison.

Mit seinen 633 Einsatzminuten ist er Spieler Nr. 18 im Kader der 1. Mannschaft. Er gehört also über die ganze Saison hinweg gesehen „aufs Matchblatt“. In Testspielen hat der gebürtige Dortmunder vergleichsweise viel gespielt und kommt so beinahe auf gleich viele Testspielminuten wie Wettbewerbsminuten. Seine durchschnittliche Einsatzzeit pro Match in Wettbewerbspartien beträgt 25 Minuten.

Ein Tor hat Hornschuh in der Verlängerung beim Ausscheiden im Cup in Yverdon selbst erzielt und war immerhin an 10% aller FCZ-Treffer beteiligt. Seine Abschlusseffizienz beträgt 20%. Wenn Hornschuh an einem Abschluss in der Entstehung beteiligt war, entstand daraus mit überdurchschnittlicher Wahrscheinlichkeit auch ein Tor. Allerdings hat diese Statistik einen Haken: sechs seiner acht Pre-Assists stammen vom 10:0-Sieg in der 1. Runde des Schweizer Cups in Solothurn. 1% der Offensivpunkte und 3% der Defensivpunkte der Mannschaft gehen auf das Konto Hornschuhs. Flanken hat er bisher diese Saison noch keine geschlagen und nur eine Gelbe Karte kassiert.

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