Beendet die Challenge League die Saison mit 10 Teams?

Die Züri Live-Experten Toni Gassmann und Ronny Bien waren sich schon im Dezember uneinig. Was ist Deine Meinung?

Beendet die Challenge League die Saison 2016/17 mit allen 10 Teams?

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Chiasso ist in finanziellen Schwierigkeiten und muss in der Winterpause mit Lurati und Milosavljevic sein Tafelsilber nach Sion verkaufen. Schaffhausen bewegt sich gleichzeitig durch die Krankheit des langjährigen Präsidenten und Eigentümers Aniello Fontana ausgerechnet kurz vor der Eröffnung des neuen Stadions wochenlang in ein Führungsvakuum. In Winterthur sucht man fieberhaft nach einem neuen finanziellen Standbein für die Ära nach Mäzen Hannes W. Keller. Der Saudi Monquez Alyousef gibt beim FC Wohlen die Aktienmehrheit wieder ab. Le Mont-Präsident Serge Duperret hat Sorgen, weil er ab nächster Saison nicht mehr in Baulmes spielen kann, und droht über die Medien mit dem Rückzug seines Klubs aus der Challenge League, wenn die Gemeinde ab nächster Saison nicht die Hälfte der Stadionmiete auf der deutlich teureren Lausanner Pontaise übernimmt.

In Aarau und Genf, wo im Herbst bei manchen Spielen das Zuschauerinteresse gross war, herrscht zum Rückrundenauftakt gähnende Leere auf den Tribünen. Schliesslich verlässt mit Mehmet Nazif Günal der grösste Mäzen („Investor“ ist im Fussball der falsche Begriff) des Schweizer Fussballs den FC Wil Knall auf Fall und ohne Adieu zu sagen. Der finanzielle Liga-Krösus der Challenge League muss innert kürzester Frist gewaltig abspecken und ist in erster Linie wegen der Abruptheit des Abgangs und der fehlenden Zeit für einen geordneten Übergang konkursgefährdet. Noch aber besteht die Challenge League aus 10 Teams, und dass alle die Saison zu Ende spielen, ist immer noch realistisch.

Würde dies eintreffen, würde der Winterthurer Züri Live-Experte Toni Gassmann Recht mit seinem Tipp behalten, den er im Dezember auf einen Steilpass des Schaffhausers Ronny Bien gegeben hat, welcher schon damals diesbezüglich skeptischer war:

Am 10. April zum letzten Mal in Baulmes (Le Mont-Serie, Teil 4)

Der FCZ und seine Fans werden in letzter Zeit an Werktagen abends vorzugsweise nach Chiasso, Genf, Baulmes oder Sion geschickt, von wo viele Fans mit den fahrplanmässigen Öffentlichen Verkehrsmitteln nach dem Match nicht mehr nach Hause kommen. So ist es auch wieder am Montag 10. April, wenn der FCZ zum zweiten und letzten Mal in Baulmes gastiert. Dem bäuerlichen Kleinstädtchen am Jurasüdfuss, wo die Idylle auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass die Kinder ihre Spielsachen vor der Haustüre liegen lassen können, um dann irgendwann bei Gelegenheit damit weiterzuspielen.

Zum letzten Mal? Steht denn der Aufstieg des FCZ schon fest? Nein, ganz im Gegenteil. Es könnte diesen Frühling noch ein heisses Duell mit Xamax werden. Aber der FC Le Mont wird ab der kommenden Saison nicht mehr in Baulmes spielen. Die Liga verlangt, dass das Flutlicht nun endlich auf das geforderte Mindestmass aufgepeppt werden soll. Bei anderen Vereinen wurde dies auch durchgesetzt, da kann man beim FC Le Mont keine Ausnahme machen. Dies würde 300’000 – 450’000 Franken kosten, wie Le Mont-Präsident Serge Duperret im «Le Matin» ausführt.

Für Duperret steht daher fest, dass Le Mont, sollte der Klassenerhalt geschafft werden, wonach es zur Zeit stark aussieht, auf die Lausanner Pontaise umsiedeln wird. Diese liegt nur 600 Meter von Le Mont entfernt und der Klub aus dem Lausanner Vorort hat schon in seiner ersten Challenge League-Saison 2009/2010 das Stadion der Fussball-WM 1954 mit Lausanne-Sport geteilt. Es habe auch bereits fruchtbare Gespräche mit der Stadionverwaltung der Stadt gegeben.

Der Grund, warum Duperret nach dem zweiten Aufstieg statt der Pontaise das Sous-Ville in Baulmes als Spielort gewählt hat, ist aber immer noch relevant: der grosse Unterschied bei der Stadionmiete. In Baulmes zahlt der FC Le Mont aktuell nur 20’000 Franken Miete pro Saison plus 30’000 Franken Sicherheitskosten. In Lausanne wären es trotz «Freundschaftspreis» der Stadt Lausanne 250’000 – 300’000 Franken, «alles inklusive». Bei einem Klubbudget von insgesamt 1,5 Mio Franken ein sehr grosser Brocken.

Duperret, der Früchte- und Gemüsegrosshändler, der einst als Trainer den Verein in die Challenge League geführt hatte, und dann mangels Trainerdiplom ins «zweite Glied» als Präsident zurücktreten musste, macht daher über die Medien Druck. Er will, dass die Gemeinde Le Mont die Hälfte der Mietkosten der Pontaise übernimmt: «Die Gemeinde hat das Recht, dieses Geld nicht zu sprechen, aber dann ziehe ich die Mannschaft aus dem Challenge League-Betrieb zurück und sie spielt dann künftig in der 4.Liga. Es gäbe dann 25 weitere Arbeitslose im Kanton Waadt.», wird Duperret im „Le Matin“ zitiert.

Der Bürgermeister von Le Mont, Jean-Pierre Sueur, ist angetan von der Idee. Le Mont werde durch seinen FC in der ganzen Schweiz bekannt gemacht und da könne man bei einem Gemeindebudget von 46 Millionen schon 125’000 Franken entbehren. Ob Sueurs Kollegen in der Gemeindeverwaltung aber dessen Meinung teilen, ist eher unsicher – zudem drängt die Zeit: Anfang März muss der Lizenzantrag eingereicht werden.

Le Mont-Serie, Teil 1 (Wintervorbereitung, Simonyan und Cabral)

Le Mont-Serie, Teil 2 (Interview mit Artjom Simonyan)

Le Mont-Serie, Teil 3 (Anthony Favre)

sous-ville-farbstift-zeichnungDas Sous-Ville in Baulmes, ein Provinz-Stadion wie gemalt.

pontaise-tribuene-lausanne-biel-2016-maerzDas „Stade Olympique“, genannt „Pontaise“ in Lausanne wurde auf die Fussball-WM 1954 hin erbaut

 

Servette – FCZ: mit Zuversicht ins Traditionsduell

Der FCZ und Servette starten heute als die letzten beiden Mannschaften der Swiss Football League in die Rückrunde 2016/2017. Servette tritt zum grossen Traditionsduell mit einem neuen Trainer (Meho Kodro) und Mittelfeldspieler (der Kolumbianer Fabry) an. Der am Afrika Cup für Algerien im Einsatz gewesene Liassine Cadamuro ist gesperrt. Beim FCZ wird der neu verpflichtete Stürmer Raphael Dwamena noch nicht im Aufgebot stehen. „Dzenga“ Cavusevic hat sich aber zuletzt in sehr guter Form gezeigt, und Moussa Koné im Test von Rapperswil wieder getroffen.

Trotz mehreren verletzten und angeschlagenen Innenverteidigern stehen Mirlind Kryeziu oder Albin Sadrijaj nicht im Spieltagskader, dafür sind die polyvalenten Kevin Rüegg und Miro Muheim mit dabei. Die Voraussetzungen und die Stimmung beim FCZ sind fundamental anders, als vor Jahresfrist. Auch vor einem Jahr ging man in die Spiele, um sie zu gewinnen. Ehrlicherweise spielte dabei der Hoffnungsfaktor aber jeweils eine nicht unwesentliche Rolle. Die neue Mannschaft hingegen hat sich Vertrauen in die eigene Stärke erarbeitet.

Damals bestanden nach der Rückrundenvorbereitung viele Fragezeichen. Diesmal hat die Mannschaft in den Testspielen einen guten bis sehr guten Eindruck hinterlassen. Die Spielweise, das Konzept, die Hierarchien sind klar. Das Team will unbedingt aufsteigen. Das alleine ist es aber nicht. Das zweite Ziel lautet nämlich, dass man sich im Vergleich zur Vorrunde weiterentwickelt, und ein neues Level erklimmt. Dies sind nicht nur schöne Worte der Verantwortlichen. Die Lernwilligkeit, der Hunger und die Ambitionen sind tatsächlich auch in der Mannschaft zu spüren. Man will offensiv durchschlagskräftiger und defensiv solider werden.

Duelle zwischen dem FCZ und Servette haben eine lange und grosse Tradition. So war Servette beispielsweise der Gegner in den Cupfinals der beiden Double-Saisons 1966 und 1976. In den letzten drei Jahrzehnten ist die Bilanz in den Direktbegegnungen ausgeglichen. Als Einstimmung auf den Match hier ein Ausschnitt aus der Sendung vom 20.November, in welchem Züri Live-Experte Toni Gassmann einige der interessantesten Geschichten rund um das Traditionsduell FCZ – Servette erzählt:

Testspielbilanz – Was macht die Konkurrenz?

In der Winterpause erfuhren einige Super League-Klubs am eigenen Leib, dass die Rede von der erhöhten Qualität der Challenge League nicht nur leeres Geschwätz ist. St.Gallen wurde nicht nur vom FCZ 2:3 geschlagen, sondern von Schaffhausen gleich mit 1:5. Auch wenn die Ostschweizer dabei mit ihrer Ersatzbank antraten, ein sehr hohes Resultat. Es passt aber ins Bild des «neuen» FC Schaffhausen der Wintervorbereitung. Er tritt neu mit Dreierabwehr an, und besiegte im Stade de Suisse YB mit 4:3. Sieben neue Spieler wurden verpflichtet, und vor allem Trainer Murat Yakin, der 2009 in Thun ein mittelmässiges Challenge League-Team übernahm, und innerhalb von einer Saison (zurück) in die Super League führte.

Der neue LIPO-Park liegt direkt oberhalb einer ebenfalls neuen S-Bahnstation. Der FCZ konnte in der Wintervorbereitung schon zwei Mal da spielen. Es heisst immer, Tribünen sollen so nah wie möglich am Spielgeschehen sein. Schaffhausen hat das auf die Spitze getrieben. So konnte Cavusevic nach seinem Tor gegen St.Gallen nicht mehr schnell genug abbremsen, und prallte gegen die Betonwand direkt hinter dem Tor, und wenn ein Verteidiger den Ball ins Seitenaus spediert, prallt dieser schnell mal gegen die Scheibe des VIP-Bereiches.

Der hartnäckigste FCZ-Verfolger Xamax lässt ebenfalls mit Top-Resultaten aufhorchen: zwei Siege und ein Unentschieden in den drei Duellen mit Super League-Klubs – 2:0 gegen Lugano, 4:1 gegen Lausanne und 1:1 im Wankdorf gegen YB. Das sollte für den FCZ und seine Anhänger genug Warnung sein. Le Mont verlor in einem ausgeglichenen Spiel in Basel in der Nachspielzeit unglücklich 1:2 und war beim 0:0 in Thun auf Kunstrasen die klar überlegene Mannschaft, und vergab dabei «hundertprozentige» Torchancen gleich im „Six Pack“.

Eher durchschnittlich waren die Resultate von Wohlen, Winterthur, Wil, Servette, Chiasso und Aarau. Die Aargauer Kantonshauptstädter verloren zum Auftakt grippegeschwächt mit 1:5 in Thun und in der Folge auch Stéphane Besle, der länger ausfällt und die Personalsorgen in der Hintermannschaft der Aarauer verschärft. Auftaktgegner Servette hatte ebenfalls keine sorgenfreie Vorbereitung. Zwei von fünf Testspielen wurden abgesagt und von den restlichen resultierte nur ein Sieg (1:0) gegen Etoile Carouge.

 

Challenge League-„Dream Team 2016“ – ein ernsthafter Vorschlag

13 (!) FCZ-Spieler waren an den heutigen SFL Awards für das Challenge League «Dream Team 2016» nominiert und gleich 8 (!) wurden gewählt. Bei aller Liebe: das ist auch für einen Tabellenführer ein extremer Wert. Sind die Juroren jetzt plötzlich alle FCZ-Fans geworden?  Nein, natürlich nicht! Die Antwort ist: die SFL Awards konnte man in Bezug auf die Challenge League-Auszeichnungen noch nie ernst nehmen – so war es auch diesmal.

Gewählt werden jeweils nicht die Spieler, welche in den letzten Monaten die beste Leistung erbracht haben, sondern die Namen, die alle kennen.  Das Rezept für die Zusammenstellung des Challenge League Dream Teams ist jedes Jahr das gleiche: man nehme die aus der Super League bekanntesten Namen und mische die zwei Stürmer mit den meisten erzielten Toren hinzu: voilà!

Auch der Begriff «Dream Team 2016» führt in die Irre. Denn es geht jeweils einzig und allein um die Vorrunde der neuen Saison – denn ansonsten müssten ohne Zweifel Spieler von Aufsteiger Lausanne mit dabei sein! Züri Live hat immerhin 50% aller 90 Spiele der Vorrunde live und in voller Länge gesehen und erlaubt sich daher, ein etwas ernsthafteres nicht auf Namedropping basierendes Dream Team der Challenge League-Vorrunde 16/17 zusammenzustellen: voilà! Die Diskussion ist eröffnet!

cl-team-der-vorrunde-1617-zlDie Entdeckung der Vorrunde war aus Sicht von Züri Live der junge Innenverteidiger Ivan Lurati von Chiasso, der nicht zufälligerweise Interesse aus der Serie A weckte. Zusammen mit dem sehr spielstarken Schweizer Juniorennationalspieler Nikola Milosavljevic hat sich aber Sion vom finanziell darbenden Chiasso die beiden Tessiner Juwelen gleich im Doppelpack unter den Nagel gerissen. Der Liechtensteinische Nationalspieler Daniel Kaufmann ist der wohl solideste und fehlerfreiste Innenverteidiger dieser Vorrunde. Lucas überzeugte vor allem mit seinen Offensivvorstössen und konnte nach Luzern verkauft werden.

William Le Pogam zeigte auf der linken Seite eine Dynamik, wie man sie bei Aussenverteidigern auch in der Super League selten sieht, und auf rechts kam es unter Trainer Decastel bei Xamax zur Rennaissance des einstigen grossen Talentes Mike Gomes, der unter Experten zum sicherlich unbestrittenen «Flankengott» der Liga avancierte. Mit Thibault Corbaz übernahm beim starken Xamax ein ehemaliger U21-Nationalspieler im Mittelfeld die zentrale Rolle. Der junge Servettien Mirsad Hasanovic überzeugte mit seiner Laufstärke und Kampfgeist.

Ridge Mobulu gehörte zu den Offensivkräften mit der grössten Qualität, war aber genauso wie Lurati und Le Pogam zeitweise verletzt. Moussa Koné schaffte nach längerer Anlaufzeit den Durchbruch und war deutlich konstanter und auch vielseitiger als der Servettien Jean-Pierre Nsamé oder der Xamaxien Gaëtan Karlen. Und der Ur-Zürcher Oliver Buff brachte mit seiner aussergewöhnlichen Technik Glanz und Spektakel in die Liga.

Die Karriere des anderen Favre aus St.Barthélemy (Le Mont-Serie, Teil 3)

Der dritte und letzte Teil der kleinen Le Mont-Serie ist Anthony Favre gewidmet. Nach der Verletzung von Stammtorhüter Kostadinovic teilt sich bei Le Mont mit Anthony Favre ein weiterer Ex FCZ-ler die Spielzeit zwischen den Pfosten mit dem jungen Namensvetter Anthony Mossi. Ebenfalls Namensvetter, aber bezüglich dem Familiennamen, ist Favre mit dem früheren FCZ-Trainer. Die beiden waren Nachbarn in ihrem Heimatdorf Saint-Barthélemy, wo fast jeder zweite Einwohner «Favre» heisst, und aus welchem auch die ATP Nummer 4 Stan Wawrinka stammt.

Anthony Favre steht im modernen Fussball, der immer stärker von Karriereplanung und Nachwuchsakademien dominiert wird, für eine etwas andere Kategorie von Fussballprofis – für die es notabene auch heute noch Platz gibt. Mit einem Bein im Fussball-Business, mit dem anderen lange Zeit Teilzeit im Büro arbeitend und ständig parallel in der Weiterbildung – immer bereit für den Fall, dass es im Fussball nicht mehr weiter geht. Nun schliesst sich für Favre im Stadion Sous-Ville ein Kreis. Nach dem Début im Profibereich bereits im Oktober 2002 bei Servette (in der 16.Minute nach Notbremse-Rot für Ex FCZ-Keeper Marco Pascolo eingewechselt und in Luzern gleich vier Gegentore kassiert) konnte sich der heute 32-jährige zwei Jahre später mit dem FC Baulmes als Stammtorhüter in der Challenge League beweisen. Vor ihm verteidigte auch damals schon François Marque.

In Erinnerung bleiben wird Favre als Cup-Goalie. Obwohl die ganze Karriere zwischen Challenge League und Super League pendelnd, stand der Waadtländer zwei Mal im Cupfinal!

Und beide Male war er anschliessend mit einem Zweitligisten in der Europa League-Gruppenphase unterwegs. Eine europaweit einmalige Geschichte! Auch auf dem Weg in den Cupfinal 2010 gelang Favre und seinem Team ein erinnerungswürdiger Auswärtssieg im Stade de Suisse. Nachdem auf der Lausanner Pontaise witterungsbedingt nicht gespielt werden konnte, bestimmte der Verband, dass der Viertelfinal gegen YB auf dem Kunstrasen in Bern ausgetragen werden soll. Der Unterklassige gab die Antwort auf dem Platz und siegte gleich mit 4:1.

Sechs Jahre später musste Favre, diesmal mit dem FCZ, nach einer hervorragenden Leistung beim 3:1-Auswärtssieg im Achtelfinal im Stade de Suisse beim Stand von 1:1 in der 74.Minute verletzt ausgewechselt werden.

Favre bestreitet in der Saison 15/16 nicht nur alle Cuppartien, sondern ersetzt den wenig überzeugend agierenden Yanick Brecher gleich zwei Mal für mehrere Wochen als Stammkraft in der Liga. Zwar sieht Favre beim mit 0:5 verlorenen Derby Ende November nicht gut aus, agiert ansonsten aber deutlich sicherer und solider, als sein junger Torhüterkollege. Mit dem Punkteschnitt von Favre (1,14 pro Spiel, hochgerechnet 41, gleich viel wie Thun) wäre der FCZ nicht abgestiegen. Über alle Wettbewerbe hinweg hat Favre mit 1,7 Punkten pro Spiel abgesehen von den beiden nur sporadisch eingesetzten Alesevic und Di Gregorio den besten Punkteschnitt in der Abstiegs- und Cupsiegersaison. 

https://youtu.be/27s90kfR8t4

Neben dem «Cupsieg dihei» 2016 im Letzigrund, an welchem Torhüter Favre wie zwei Jahre zuvor Piu Da Costa grossen Anteil hatte, wird aber sicherlich noch eine weitere Knockout-Partie unvergesslich bleiben. Auch in dieser musste der Waadtländer nach einer guten Leistung verletzt ausgewechselt werden. Es war im August 2010 im Nordosten Moskaus. Favre hatte sich unter anderem zusammen mit den heutigen Winterthurern Silvio, Katz und Avanzini sowie dem aktuellen GC-Stürmer Munsy als Challenge League-ist überraschend ohne Niederlage gegen die Erstligisten Banja Luka und Randers durchgesetzt und stand in der 3.Qualifikationsrunde dem Russischen Spitzenteam Lokomotive Moskau gegenüber. Hinspiel: 1:1 auf der Pontaise.

Im Rückspiel bringt Silvio Lausanne bereits in der 17.Minute in Front. In der 83.Minute nimmt der Ukrainische Supertechniker Aliev Anlauf – der Freistoss wird abgefälscht und landet hinter Favre im Netz. Mehr noch: weil der Schuss abgefälscht wurde, macht Favre eine unglückliche Bewegung und muss ausgewechselt werden. Obwohl Ersatzmann Castejon hypernervös wirkt, schaffen es die Russen weder in der Verlängerung, noch im Penaltyschiessen (einmal Aluminium, einmal darüber), die Oberhand zu gewinnen. Die Sensation ist perfekt! Lausanne, der Schweizer Zweitligist, hat sich für die Europa League-Gruppenphase qualifiziert.

Anthony Favres Vertrag beim FCZ läuft Ende Saison aus, und er überlegt sich, die Goaliehandschuhe möglicherweise an den Nagel zu hängen. Mit 32 Jahren für einen Goalie wäre es relativ früh – sein erster Profi-Einsatz war allerdings bereits vor mehr als 14 Jahren!  Annähernd 300 Wettbewerbsspiele hat Favre in dieser Zeitperiode bestritten, wovon 26 mit dem FC Zürich (15 Siege, 5 Unentschieden, 6 Niederlagen) und sechs gegen den FCZ (0 Siege, 1 Unentschieden, 5 Niederlagen).  So oder so: Bonne Chance, Antho!

Simonyan: „Möchte für die Ehre des FCZ kämpfen und spielen“ (Le Mont-Serie, 2.Teil)

Im ersten Teil der Mini-Serie über den FC Le Mont haben wir einen Blick auf die Rückrundenvorbereitung bei den Waadtländern geworfen. Im zweiten Teil lassen wir in seinem ersten Interview bei uns den FCZ-Leihspieler Artjom Simonyan zu Wort kommen. Das Interview wurde zu einem Zeitpunkt geführt, als uns noch nicht bekannt war, dass Cabral bei Le Mont mittrainiert.

Züri Live: Artjom, wie sind Deine ersten 3 Monate bei Le Mont verlaufen? Du hast noch nicht viel gespielt. Hat es für die Integration eine Rolle gespielt, dass Du zu Beginn noch mit der Nachwuchsnationalmannschaft unterwegs warst? Oder warst Du zusätzlich verletzt?

Simonyan: Ja, ich bin erst am 14.Oktober zu Le Mont gestossen, weil ich zuvor noch mit der Juniorennationalmannschaft img_1389unterwegs war. Die Equipe war zu diesem Zeitpunkt eingespielt und erfolgreich. Da war es schwer, sofort reinzukommen. Ich musste Geduld haben und gut trainieren.

Züri Live: Wie hast Du Dich eingerichtet? Wohnst Du zur Zeit im Waadtland oder pendelst Du von Zürich aus?

Simonyan: Ich habe hier eine Wohnung gemietet.

 Züri Live: In Baulmes trainiert ihr aber nie, dort finden nur die Spiele statt?

Simonyan: Ja, wir trainieren in Le Mont oder Lausanne (genauer: Chavannes – die Red.).

Züri Live: In den Testspielen spielt ihr wieder im 4-3-3 nachdem ihr in der Vorrunde mit der Dreierabwehr viel Erfolg gehabt hattet. Ist das wegen dem Abgang von Lucas aus der Not geboren oder trainiert ihr verschiedene taktische Varianten?

Simonyan: Der Trainer entscheidet, welche Taktik wir anwenden. Hauptsache, wir gewinnen.

Züri Live: Was erwarten der FCZ und Trainer Uli Forte von Dir und Deiner Entwicklung in Le Mont? Gab es schon Gespräche bezüglich der Zukunft ab Sommer?

1607-simonyan-in-schaffhausen-1Simonyan: Gespräche gab es noch keine. Aktuell gebe ich mein Bestes für Le Mont. Ich würde aber sehr gerne im Sommer zurückkehren, um für die Ehre des FCZ zu kämpfen und spielen.

Züri Live: Du sprichst Armenisch, Russisch, Englisch, Spanisch und etwas Deutsch. Und jetzt kommt auch noch Französisch dazu?

Simonyan: Na ja, ich besuche keinen Französischunterricht. Gewisse Alltagssätze versuche ich aber zu lernen.

Züri Live: Noch eine Frage zu Artur Petrosyan. Wie wurde er als neuer Nationaltrainer Armeniens empfangen und wie ist die Atmosphäre nach dem sich bereits sehr schnell einstellenden ersten Erfolg (nach zuvor 0 Punkten unter dem alten Trainer zum Auftakt überraschender 3:2-Heimsieg gegen Tabellenführer Montenegro in der WM-Qualifikation: die Red.)?

Simonyan: Petrosyan ist ohne Zweifel ein aussergewöhnlicher Trainer und ich bin sicher, dass dies bald die ganze Fussballwelt erfahren wird. Er konnte in kürzester Zeit der Mannschaft Impulse geben, was zu diesem unglaublichen Comeback nach 0:2-Rückstand im ersten Spiel geführt hat. Ich wünsche ihm Glück und hoffe, dass ich im Nationalteam viel bei ihm lernen kann.

Die Armenische Nationalmannschaft und Artur Petrosyan waren auch der Grund, warum Simonyan in Zürich gelandet ist. Der damalige Zenit-Trainer André Villas-Boas hatte dem in St.Petersburg aufgewachsenen hoffnungsvollen Junior abgeraten, das Aufgebot für die Armenische Nationalmannschaft anzunehmen. Doppelbürger Simonyan wollte aber für das Heimatland seiner Eltern spielen, was wegen der Ausländerregelung der Russischen Liga gleichzeitig die Möglichkeit in seinem Stammklub in die 1.Mannschaft aufzusteigen, faktisch verunmöglichte. Die Ausländerplätze sind für etablierte Starspieler reserviert. Petrosyan lotste den Nationalmannschaftdébutanten daraufhin nach Zürich. Dort wurde er von dessen Familie „adoptiert“ und verbrachte viel Zeit mit „Turi“’s Söhnen.

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